Die zwei Seiten des Abschiednehmens


Freude und Trauer
Freude und Trauer
Whow, was uns gestern widerfahren ist, war total unbeschreiblich! Seit einiger Zeit stand fest, dass unser Sohn mit uns zum Abschied Eis essen gehen wollte in Braunschweig. Klang ja ein bisschen verrückt, extra nach Braunschweig zu fahren, aber ok, für seine Schwester und deren Freund war das dann ja näher. Gesagt getan, wir fuhren also in der von ihm geplanten Zeit nach Braunschweig. Als wir zurückkamen, traf uns der Schlag:

Ein Zelt mit Biertischgarnituren, Pavillon mit Musikanlage und Grill vor der Jugendherberge:.. hatten wir etwa eine Gruppe vergessen, die ein besonderes Programm hatte??? Adrenalin steigt…gibt es noch einen Fluchtweg aus der Situation? Erstmal vorsichtig aussteigen…da stehen ja Tochter und Freund, die wollten doch erst morgen kommen?…da sind ja noch mehr bekannte Gesichter, die sind aber von früher, alte Zivis…DA STEHEN JA FAST 50 PERSONEN, DIE WIR ALLE AUS VERSCHIEDENEN JAHREN KENNEN !!! Unser Personal wartet nicht, bis wir uns von ihnen verabschieden, SIE VERABSCHIEDEN SICH VON UNS MIT EINER ÜBERWÄLTIGENDEN ABSCHIEDSFEIER!!!
Mannomann, da fiel es schwer, nicht in Tränen der Rührung auszubrechen. Abschiednehmen war noch nie meine Stärke. Unsere Personal hatte mit Unterstützung unserer Kinder seit März diese Überraschung geplant, Leute von überall eingeladen, die mal bei uns gearbeitet hatten, Ex-Zivis von Nord- bis Süddeutschland und alte Mitarbeiterinnen. Eine Freundin, die auch bei uns gearbeitet hatte, hatte mit anderen einen Abschiedssong gedichtet und sang und begleitete ihn gemeinsam mit einem Azubi und einer Mitarbeiterin auf dem E-Piano. Alle hatten etwas zum Essen mitgebracht, sodass wir ein überwältigendes Büfett hatten und zum Abschied bekamen wir „unsere“ Jugendherberge in Holz gebrannt mit Unterschriften, viele Päckchen Tee und Kaffee aus Ländern, die nun unsere Reiseziele werden sollen, eine Weltkarte zum Freirubbeln der Orte, die wir besuchen und einen Reiseführer und erstes Geld aus Kuba für unsere erste Reise! Wir waren total vom Hocker und es wurde trotz kaltem und regnerischem Wetter ein schöner Nachmittag und Abend mit vielen Gesprächen über die gemeinsame Zeit und was die Leute heute so machen. So schön hätten wir das niemals hinbekommen und wir sind unseren Mitarbeitern sehr dankbar dafür. Ich denke, Sie sind auch selbst stolz darauf, wie sehr sie uns damit überrascht haben und dass über all die Monate alle dicht gehalten hatten.
In zwei Wochen steht uns noch unsere offizielle Verabschiedung mit über 120 geladenen Gästen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens und vielen Menschen, die uns durch jahrelange Zusammenarbeit ans Herz gewachsen sind, bevor. Ich freue mich darauf, aber bekomme auch wackelige Knie, wenn ich daran denke. 
 
Heute Abend fährt unser Sohn nach München, um übermorgen für ca. 8 Monate  nach Australien aufzubrechen und ich mag gar nicht daran denken, dass wiederum ein Abschied bevorsteht. Ich bin so stolz auf ihn und freue mich für ihn, dass er den Mut hat, diese Reise anzutreten und alles selbst organisiert und finanziert hat und bin gleichzeitig sooooo traurig, dass bald beide Kinder so weit weg sind, wenn auch Augsburg, wo unsere Tochter studieren wird,  wenigstens noch in erreichbarer Nähe ist. Ich glaube, es ist momentan ein bisschen viel Abschiednehmen für mein armes (Herbergs-)Mutterherz:'(
 
Es wird höchste Zeit, dass wir von hier wegkommen und erst einmal 1-2 Wochen mit dem Womi ganz woanders hinfahren, aber dafür müssen wir erst in unsere eigene Wohnung umziehen. Wenn es dort doch endlich mal voranginge mit der Renovierung! Wir haben weder genügend Zeit, noch handwerkliche Erfahrung, um groß selbst etwas dazu beizutragen, d.h. wir sind mit Gedeih und Verderb auf Andere angewiesen.

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