Aquaba
29.11.21
Der Wecker schellt, es ist der 29.11.2021, 3Uhr in der Nacht! Wir schlafen in Bonn im Wohnzimmer unseres Sohnes und seiner Freundin, mit denen wir einen schönen Nachmittag und Abend verbracht haben. Klar wurden wieder Gesellschaftsspiele gespielt. Es zeigte sich, dass mir Scrabble eindeutig besser liegt, als mich bei einem anderen Spiel als Saboteur durchzumogeln🤣. Danach durften wir uns an Pizza, Flammkuchen und Salat vollfuttern. Als der Wecker uns zu dieser nachtschlafenden Zeit weckt, macht uns Kata noch einen Kaffee und bringt uns dann zum Flughafen. Welch ein Schatz! Dort müssen wir dann unsere zahlreichen Dokumente von Impfnachweis bis Krankenversicherung und vom Boardingpass zum Einreisecode für Jordanien mehrfach vorzeigen. So sehr sind unsere Papiere in Deutschland noch nie kontrolliert worden! Dann dürfen wir in dem locker belegten Flieger nach Jordanien abheben. Ich habe meine Reihe ganz für mich, Stefan zwei Plätze. Gegen ca 12:30Uhr Ortszeit erreichen wir den King Hussein Airport in Aquaba. Hier verläuft alles wie am Schnürchen, super organisiert! Zuerst die Covid Teststelle, wo wir unsere Impfnachweise vorzeigen müssen. Wer ungeimpft ist, wird hier nochmals getestet und muss im Flughafen auf das Ergebnis warten. Dann geht es weiter zum Visaeintrag, von dort nochmals zur Passkontrolle, dann wird das Gepäck noch einmal durchleuchtet und schon sind wir durch und haben die Wahl zwischen drei verschiedenen Internetanbietern, um uns eine jordanische Simkarte zu kaufen. Ratzfatz hat der Verkäufer die Dinger eingesetzt und schon erschallen die bekannten Melodien für eingehende WhatsApps. So schnell haben wir das noch in keinem Land erlebt! Nachdem wir noch Bargeld gezogen haben, nehmen wir die Taxivermittlung vorm Flughafen in Anspruch und kurz drauf sitzen wir mit zwei weiteren Deutschen im Taxi zum selben Hotel und können uns den Preis von umgerechnet 12,52€ teilen. Im Hotel hört dann die Glückssträhne etwas auf. Das Hotel ist für immerhin 41€ pro Nacht eher schäbig, in unserem Zimmer sind die Betten nicht sauber, es gibt keine Handtücher, der Wasserkocher knallt den Strom raus und die Aircondition rattert wie ein Generator. Ohne Probleme bekommen wir ein Ersatzzimmer, was besser ist, aber trotzdem nicht ideal. Da mich noch mein typischer „Erster-Tag- Müdigkeits- Kulturschock“ negativ stimmt, will ich noch nichts be- bzw verurteilen. Was aber schon deutlich wird ist, dass es sich nicht um ein preiswertes Reiseland handelt. Aquaba ist allerdings auch Touristendestination, so kann man locker auch mal für nen Kaffee im Strandcafé 4,40€ für einen Kaffee ausgeben und 50m weiter gibt es ihn für den halben Preis. Wir durchsuchen die halbe Innenstadt nach einem Lebensmittelladen, aber es gibt so gut wie nur die typischen arabischen Läden mit Chips, Keksen, anderem Süßkram und Getränken. Zu guter Letzt werden wir zumindest noch soweit fündig, dass wir Toastbrot, Schmierkäse, Humus und Saft kaufen können, was wir zum Abendessen auf unserem Balkon vertilgen. Stefan holt seinen morgendlichen Lauf nach (meine Güte hat der eine Kondition) und ich schreibe die Erlebnisse für diesen Blog auf und mache dann meine Augen zu und schlafe mich aus.
30.11.21
Letzte Nacht habe ich ein bisschen von dem Schlafverlust der Vornacht wettgemacht. Nach einem Frühstück aus Toast, Marmelade, Schmierkäse, Humus und Nescafé (letzteren gibt`s kostenlos im Zimmer) in unserem Zimmer besuchen wir den Souk. Aus anderen Ländern sind wir überdachte, verwinkelte Souks mit viel orientalischem Flair gewöhnt, hier scheint der Souk nur aus einem Gebiet mit mehr Geschäften zu bestehen. Wir schlendern danach entlang des Strandes zur Festung. Der Strand ist am Morgen viel weniger frequentiert als am Vortag bei Sonnenuntergang, der hier schon immer gegen 16:40Uhr ist. Das ist ja bei uns im Winter auch so, aber hier, bei sommerlichen Temperaturen um die 30⁰, kommt es einem merkwürdig früh vor. Die Festung ist ok, aber nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Daneben ist der Platz der arabischen Revolte mit dem 5. höchsten Flaggenmast der Welt mit einer riesigen jordanischen Flagge. Er misst 130m Höhe und war bis 2008 der höchste der Welt. Zum Mittagessen finden wir ein Straßenrestaurant, wo wir Humus und Falafel Sandwichs bekommen. Etwas geschafft von der plötzlichen Wärme und weil es schwierig ist, eine öffentliche Toilette mit Toilettenpapier zu finden, begeben wir uns für eine Mittagspause ins Hotel und gehen erst kurz vor Sonnenuntergang nochmal etwas raus.
Wir entscheiden uns, zwei Tage später doch ein Auto zu mieten. Zu Fuß ist der Radius einfach zu klein, Busse und Sammeltaxis halten wir bei Corona für nicht so angebracht und per Taxi ist es nicht nur zu teuer, sondern man muss ja auch immer ein Ziel angeben und kann nicht auf Entdeckungsreise gehen. Auch, um mal zu einem Supermarkt zu gelangen, braucht man einen fahrbaren Untersatz. Die sind, wie so häufig auf der Welt, nicht direkt in der Innenstadt, sondern an den Ausfallstraßen. Also wagen wir es doch und mieten wieder ein eigenes Gefährt. Für den nächsten Tag klappt es noch nicht, aber in zwei Tagen können wir dann damit in Richtung unserer nächsten Unterkunft im Wadi Rum fahren. Hier vor Ort ist eigentlich das Schnorcheln und Tauchen die große Attraktion, aber dafür muss man wieder raus an den Südstrand und dort anscheinend zu irgendeinem privaten Beachclub. Einen Strand gibt es ja auch direkt hier in der Stadt, wie im Film zu sehen ist, aber da kann ich wohl eher nicht im Badeanzug ins Wasser. Hier baden zu 99%Einheimische und davon schätzungsweise 90% Männer. Frauen gehen, wenn überhaupt, in voller Bekleidung und verschleiert und nur bis zu den Knien ins Wasser. Na danke! Vielleicht lassen wir uns morgen dann von einem Taxi zu dieser South Beach fahren und gucken mal, ob wir da eine Möglichkeit sehen. Damals in Eilat in Israel, was genau gegenüber von uns am Golf liegt, war das schon sehr schön mit dem Schnorcheln, weil das direkt vom Strand aus ging. Wir werden sehen.
1.12.21
Heute haben wir uns doch dazu durchgerungen, in einen privaten Beachclub zu fahren zum Schnorcheln und Faulenzen am Strand. Der Shuttleservice ab Stadt ist im Preis von 13JOD (16,30€)pro Person inklusive. Nicht billig, aber sonst hätten wir wohl schon fast dasselbe für ein Taxi bezahlt. Es ist wirklich schön dort, nur wenige Besucher und man kann direkt vom Ufer aus losschnorcheln und auch Korallen und Fische sehen. Stefan hat sogar eine Meeresschildkröte entdeckt. Es ist ein sehr relaxter Tag, den wir nach unserer Rückkehr mit einem richtig leckeren Essen abschließen. Es handelt sich um eine Platte mit Auberginenmus, Linsenmus, Humus, Salat, Pommes, Falafel, Fladenbrot und eingelegten Gurken. Morgen fahren wir in die Wüste ins Wadi Rum. Wir werden dort in einer Art festem Zelt mit eigenem Bad übernachten. Wir sind gespannt auf unsere Wüstennacht!
Wadi Rum
2.12.21
Gegen 12Uhr holen wir unser Auto beim Flughafen ab. Das ist zuerst etwas verwirrend, denn der Taxifahrer sagt, dass es da gar kein AVIS Büro gibt, nur AVIS Autos🤔. Er ruft bei AVIS in Aquaba an und ein Mitarbeiter kommt rausgefahren zu uns. Hätten wir alles auch einfacher haben können, aber wir haben über Deutschland gebucht und da war das wohl nicht bekannt. Am Abflugstag wird es so aber wohl vom Vorteil sein, da wir dann direkt nach Autoabgabe fliegen können. Mit unserem Nissan Sunny fahren wir dann nach Disi in der Wüste zum Parkplatz des Desert Magic Camps im Wadi Rum, von wo wir von Mohamed, dem Besitzer mit einem 4×4 Jeep abgeholt werden. Im Camp empfängt uns Constanze mit perfekten Deutsch! Sie kommt aus Berlin und arbeitet hier für ein paar Wochen. Nach einem Teechen beziehen wir unsere Unterkunft. Es ist ein mit Teppichen ausgekleideter Holzbungalow mit eigenem Bad. Heizung gibt es nicht, aber kuschelige, dicke Decken und das Wasser für die Dusche ist von der Sonne über denTag erwärmt worden. Strom kommt durch eine Solaranlage. Es gibt einen großen und ebenfalls mit Teppichen gemütlich ausgekleideten Aufenthaltsraum, in dem auch gegessen wird. Hier steht ein Gasofen, der hoffentlich bald angemacht wird. Es wird schon ganz schön frisch hier. Außerdem wird heute Abend wohl noch Feuerchen in einem offenen Raum gemacht. Als wir unsere Unterkunft bezogen haben, beginnt unsere Jeep „Sunset Tour“. Wir fahren mit demselben Toyota, der uns abgeholt hat, aber dieses Mal hinten auf Sitzbänken auf der Ladefläche, damit wir auch gut sehen und fotografieren können. Wir haben extra eine Sonnenuntergangstour gebucht wegen der Farben, was sich auch wirklich lohnt. Das Wadi Rum ist das größte Wadi Jordaniens, was soviel wie Schlucht bedeutet und besteht hauptsächlich aus Sand und Felsen. Es liegt auf rund 800m über dem Meeresspiegel, sodass es im Winter und nachts richtig kalt werden kann. An besonders interessanten Stellen, wo die Felsen besonders bizarr sind, hält Mohammed und wir können etwas zu Fuß auf Erkundung gehen und fotografieren. Nach der Tour setzen wir uns in den Aufenthaltsraum, nach und nach treffen alle anderen Gäste ein – wir werden 14 – und warten auf die Eröffnung des Buffets. Es duftet verführerisch😋😍!
3.12.21
Nach einer guten Nacht, in der wir dank super dicker, flauschiger Decken nicht gefroren haben, erwartet uns heute Morgen ein leckeres Frühstück mit Fladenbroten, verschiedenen Frischkäsearten und Hartkäse, Marmeladen, Datteln, gekochten Eiern, Toast, Kaffee und Tee. Danach versucht Stefan sich kurz im Sandboarden und wir unterhalten uns noch eine ganze Weile mit Constanze, der Freiwilligen aus Berlin. Sie kommt eigentlich aus Franken, ist 28 und damit so alt wie unsere Tochter und sammelt in Jordanien Fakten für ihre Doktorarbeit. Sie hat Islamwissenschaften studiert und erforscht frühislamische Traditionen. Sie bewährt sich dort im Camp echt super zwischen all den arabischen Männern. Ihr Chef Mohammed ist gerade so alt wie unser Sohn, 25, und hat das Camp vor einem Jahr, mitten in der Coronakrise übernommen, gemeinsam mit einer deutschen Freundin, die in Berlin Freiwillige anwirbt und zwischen Deutschland und Jordanien pendelt. Das Camp ist echt super geführt und es hat uns sehr gefallen. Gestern Abend gab es noch etwas Musik und ein paar Rumänen haben im Kreis dazu getanzt. Danach war uns allerdings nicht, nicht nur wegen Corona, auch die jordanische Discomusik war nicht so unsere. Wir haben es vorgezogen, den Sternenhimmel zu bewundern und sind recht früh ins Bett gegangen, um heute Morgen die Wüste bei aufgehender Sonne zu sehen.
Gegen 11Uhr bringt uns ein Mitarbeiter per Jeep zurück zu unserem Auto und wir machen uns auf den Weg zum Wadi Musa, von wo aus wir morgen die 2000Jahre alte Felsenstadt Petra besuchen wollen. Einen Panoramablick konnten wir bereits heute von der Straße aus auf sie werfen.
Wir haben ein super gemütliches Zimmerchen im Petra Plaza Hotel, von wo aus wir zu Fuß den archäologischen Park erreichen können.
Petra
4.12.21
Dieser Tag wird für uns ein absoluter Highlight Tag. Das fängt schon mit einem super Frühstück im Hotel an und dann verbringen wir den ganzen Tag in Petra. 15,8km mit 480Höhenmetern💪😂 laufen wir durch diese unglaubliche antike Felsenstadt durch die Schlucht Siq zum Schatzhaus, was die Nabatäer als Mausoleum bauten, über hunderte von Felsstufen bis hoch zum Kloster Ad-Deir
Es ist traumhaft dort! Wir laufen den Hauptweg und noch ein paar Nebenwege und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was die Nabatäer hier für eine unglaubliche Leistung vollbracht haben, diese Stadt in die Felsen zu bauen. Es ist nicht genau bekannt, wann sie mit der Besiedelung begannen, aber ab dem 1.Jahrhundert vor Christus florierte Petra als Hauptstadt der Nabatäer. Sie handelten mit Weihrauch, Myrrhe und Gewürzen, was auch unter römischer Herrschaft der Stadt Reichtum einbrachte. 363 nach Christus machte ein Erdbeben der Stadt ein Ende. Spätestens in der Mitte des 7.Jahrhunderts war Petra endgültig verlassen, bis 1812 ein Schweizer sich auf die Suche nach der verlorenen Stadt machte und sie im Westen als ein faszinierendes Ziel bekannt machte. Heute ist sie UNESCO Weltkulturerbe und eines der 7 neuen Weltwunder, zu denen auch z.B. das Taj Mahal und Machu Pichu gehören.
Man kann nicht nur zu Fuß, sondern auch per Pferd, Esel oder Kamel diese faszinierende Landschaft erkunden und überall verkaufen Beduinen ihre Souvenirs, d.h. Tücher, Silber, Steine, Magneten und natürlich auch Getränke. Manchmal ist das Angequatsche etwas nervig, aber sie machen die Umgebung auch autentisch. Man kann sich schon gut vorstellen, wie zur Zeit des florierenden Petras ebenfalls an ähnlichen Ständen gehandelt wurde und Esel und Kamele als Lasttiere überall zu sehen waren.
Am kommenden Tag wollen wir gegen 6:30Uhr nochmal zum Sonnenaufgang nach Petra, danach fahren wir weiter nördlich nach Kerak.
Montreal und Kerak
5.12.21
Wir haben es geschafft, um 6Uhr aufzustehen um um 6:30 den Sonnenaufgang in Petra zu erleben! Fast verpassen wir ihn, weil Stefan bei Komoot eine Wanderung ausgeguckt hat, die uns hinter einen Felsen führt, der die Sonne verdeckt. Obendrauf zu steigen würden wir nicht pünktlich schaffen, also kehren wir schnell um und können ein paar schöne, stimmungsvolle Ausblicke genießen. Nach rund 9km verabschieden wir uns endgültig von dieser beindruckenden Stätte und freuen uns auf unser wohlverdientes Frühstück im Hotel. Wir brechen danach Richtung Norden auf und machen nach langer Sucherei einen Zwischenstopp in Shobak. Wir besichtigen die Kreuzritterburg Montreal, bzw was an Mauerresten von ihr übrig ist. Sie beeindruckt uns nicht sehr, aber die Fahrt durch die hügelige und bizarre Wüsten- und Wadi Landschaft hat sich allein schon gelohnt. Ganz im Gegensatz zu der Landschaft, die uns den Rest des Weges entlang des Highways bis Kerak begleitet. Endlos flache und nichtsagende Wüste mit viel Müll, der heute aufgrund des heftigen Windes überall hingeweht wird. Unterwegs mehrere Ansiedlungen, die mindestens ebenso öde und traurig wirken wie die Wüste. Hier in Kerak besuchen wir wiederum eine Kreuzritterburg, die viel besser erhalten ist. Zum Glück habe ich nicht vorher von der terroristischen Geiselnahme 2016 genau in dieser Burg, bei der auch Touristen beteiligt waren und Menschen zu Tode kamen, gelesen. Leider ist es so stürmisch, dass wir die Besichtigung nicht wirklich genießen können. Als der Sand immer wieder in meine Augen fliegt, wird mir klar, dass Verschleierung, zumindest in der Wüste, auch Vorteile mit sich bringen kann. Unser Hotel hier ist nach unseren letzten Erfahrungen mal wieder eine Enttäuschung. Es ist zwar sauber, aber einfach nur kalt und lieblos gestaltet. Während wir in Petra von Kaffee über Tee und Snacks alle möglichen Annehmlichkeiten im sehr kuscheligen Zimmer vorfanden, gibt es hier nicht mal einen Wasserkocher und WLAN nur unten bei der Rezeption. Der Blick aus dem Fenster geht zum Hinterhof und zu grauen Wohnblocks und überall liegt Müll herum. Wir werden es überleben. Man kann sich an Luxus aber auch so schnell gewöhnen🤔
Totes Meer
6.12.21
Ein weiterer interessanter Tag führt uns entlang des Toten Meeres. Das heißt, wir fahren von 930Höhenmetern in Kerak runter auf rund -400Meter unter dem Meeresspiegel, denn wir befinden uns nicht weit von der tiefsten Stelle der Erde. Zuerst führt uns die Strecke durch Wüstenorte, wo auch kleinere Plantagen zu sehen sind. Es sieht nach Bananenpflanzen aus und außerdem werden Mais und Tomaten am Straßenrand verkauft. Letztere wachsen schätzungsweise in den Treibhäusern, die wir unterwegs sehen. Da uns zahlreiche dunkelhäutigere bis schwarze Menschen in der Gegend auffallen, vermuten wir, dass es sich um Migranten handelt. Bei einer Prozentzahl von 30% laut Internet, laufen sie uns wahrscheinlich ständig über den Weg, aber da ein Großteil Palästinenser sind, sehen sie kaum anders aus als Jordanier und die Palästinenser der ersten Fluchtwelle nach dem 6-Tage Krieg gegen Israel haben inzwischen auch dieselben Rechte wie Einheimische. Darüber hinaus sind seit dem Bürgerkrieg in Syrien hauptsächlich Syrer zwangsimmigriert.
Nach rund 40km erreichen wir das Tote Meer und es bieten sich uns zahlreiche tolle Ausblicke. Wir gehen nicht baden, weil zum Einen der Zugang von der Steilküste zu einem kostenlosen Strand recht steil ist und wir zum Anderen bereits einmal auf den Kapverden auf salzigem Wasser gefloatet sind und wir das anschließende Gefühl der Salzkruste auf der Haut noch als ziemlich scheußlich in Erinnerung haben. Wir genießen den Anblick der tollen Farben des Wassers und der bizarren Felsen. Die Verfärbungen des Wassers bis hin zu rot liegt daran, dass in vom Meer getrennten Wasserlachen der Salzgehalt durch die Verdünnung durch Regen oder andere Zuläufe nicht mehr so hoch ist und dort, entgegen des Toten Meeres, noch Kleinstlebewesen wie Bakterien leben können. Diese verfärben das Wasser. Von der Tiefe des Meeres windet sich eine schmale Straße in Serpentinen durch die felsige Wüstenlandschaft zum Dead Sea Museum, von wo aus man nochmal eine tolle Aussicht hat und einiges über die tektonische Verschiebung der afrikanischen Platte und der arabischen lesen kann. Jordanien verschiebt sich jährlich um immerhin einen halben Zentimeter nördlich. Nach dem Museumsbesuch machen wir uns wieder auf den Heimweg und schaffen es gerade vor dem Dunkelwerden gegen 16:30Uhr wieder im Hotel zu sein.
Madaba
7.12.21
Wir sind in Madaba, etwas südlich von Amman angekommen. Unterwegs haben wir die archäologischen Stätten aus römischer und byzantinischer Zeit von Umm er Rasas besucht. Sehr weit ist man mit den Ausgrabungen noch nicht, aber ein bemerkenswertes Mosaik ist noch gut zu erkennen und zeugt von großen künstlerischen Fähigkeiten. Deshalb ist die archäologische Stätte auch Weltkulturerbe. Auch in Madaba befindet sich das wohl bedeutendste Mosaik, das den Wissenschaftlern ein recht genaues Bild über die Geographie des 6.Jahrhundert bietet. Es ist die erste kartographische Darstellung des Heiligen Landes und lässt heutige Orte zuordnen.
Madaba ist ein interessanterer Ort als Kerak und hat ein paar schön restaurierte Gebäude und eine sehr lebhafte Innenstadt mit vielen Geschäften. Unser Hotel ist fußläufig zum Zentrum und wir haben gerade sehr lecker in einem wunderschönen libanesischen Restaurant gegessen.
Berg Nebo und Amman
8.12.21
Heute wandeln wir auf Moses Spuren auf den Berg Nebo, von dem er das gelobte Land sehen durfte, dann aber selbst sterben musste. Nebenan ist das Museum Al Hakaya, in dem in Lebensgröße sowohl biblische als auch alltägliche Szenen aus dem jordanischen Leben dargestellt sind und wo man zusehen kann, wie Mosaike, Sandflaschen mit Mustern und Schmuck nach traditioneller Art hergestellt werden. Leider wird ziemlich viel Verkaufsdruck ausgeübt.Es gibt dort wirklich schöne Dinge zu kaufen, aber bei unserer Ryanair Gepäckgröße ist wirklich nicht noch Platz für Souveniers. Wenn wir etwas kaufen, dann erst am Schluss und so klein, dass es noch ins Gepäck passt. Von dort aus wagen wir es, nach Amman hineinzufahren und sind froh, als wir an unserem Apartmenthotel ankommen. Der Verkehr ist wirklich so chaotisch, wie er überall beschrieben wird. Autos scheinen immer und von überall zu kommen, es wird sich nicht wirklich an die Zahl der Spuren gehalten nach dem Motto: einer geht immer noch und Blinker setzt man auch nicht😵. Spuren sind häufig auch nur zu erahnen oder gar nicht aufgemalt. Wir haben jetzt ein Zimmer mit Bad und Küchenzeile und werden diese auch gleich für unser Abendessen nutzen. Zuvor machen wir uns auf den Weg zu einem „Park“. Es ist der Horror! Der Weg ist nicht weit, aber Fußgänger sind in dieser Stadt nicht geplant, zumindest nirgendwo außerhalb der Altstadt, wie es schon im Reiseführer stand. Überall breite Straßen voller Verkehr, hohe Luftverschmutzung und heute auch noch starker Sturm, der Sand, Dreck und Müll durch die Gegend fliegen lässt. Als wir dann bei dem sogenannten Park ankommen, ist der kaum größer als unsere Wohnung zuhause, umtost von Verkehr. Wir drehen auf dem Absatz um und machen uns auf den Rückweg zum Appartement, wobei ich wirklich Luftprobleme bekomme. Gegen den Dreck habe ich die Maske aufgesetzt, aber Maske + Sturm + Luftverschmutzung ist echt zuviel. Wir retten uns kurzzeitig in einer modernen Mall, wo wir zum ersten Mal wegen Corona gecheckt werden mit Thermometer und Impfnachweis. Die Mall könnte so auch überall woanders auf der Welt stehen. Da wir nichts kaufen wollen und wir es darüber hinaus auch als risikoreich ansehen bezüglich Corona, in derartige Gebäude zu gehen, verlassen wir sie wieder zügig. Unsere Hoffnung, ein Stück des Weges durch die Mall abkürzen zu können, und dabei der Straße zu entfliehen, verfliegt, weil wir auf der anderen Seite keinen Ausgang finden. Wenn wir morgen zu den Sehenswürdigkeiten in die Altstadt wollen, müssen wir ein Taxi nehmen. 5km zu Fuß packe ich hier nicht und ich will auch nicht, dass Stefan mit dem Auto reinfährt. Puh, Großstadt kann echt anstrengend sein.
9.12.21
Da heute Morgen das Wetter klarer ist als gestern, wagen wir es, zu Fuß in Richtung Altstadt zu laufen. Wir versuchen, nicht direkt an den größten Straßen entlang zu laufen, aber dennoch ist die Strecke alles andere als Fußgänger freundlich. Wenn so etwas wie ein Bürgersteig da ist, steht sicher ein Auto drauf. Im Botschafts- und Nobelviertel hat man den Vorgarten auf den Fußweg erweitert, d.h. eine Palme, ein Blumenkasten oder andere nette Dinge lassen uns nicht vorbei. Die ca 4,5 km zur Altstadt verdoppeln sich damit fast, weil wir nicht überall die extrem befahrenen Straßen überqueren können und einmal sogar einen großen Umweg machen müssen, weil nur noch ein Autotunnel in die richtige Richtung führt. Endlich in der Stadtmitte angekommen, gibt es zwar meist Fußwege, aber dennoch ist es ein ständiges Ausweichen vor Menschen, Verkaufsständen, kaputten Wegen und parkenden Autos. Zu unserem Glück stellen wir dann noch fest, dass unsere jordanischen SIM-Karten nicht mehr funktionieren, obwohl wir bisher nur einen Bruchteil der je 20Gigabyte verbraucht haben. Im ersten Handyladen, der die ZAIN Karten auch verkauft, sagt man uns, sie könnten uns nicht helfen, wir müssten zu einem Geschäft beim 2.Kreisel und dort fragen, wer uns helfen könne!?! Man muss dazu wissen, dass es, ich glaube 8 große Kreisel in Amman gibt und die Einheimischen diese als Orientierung nehmen. Keine Ahnung, wie weit der 2. von uns weg ist! Im nächsten Laden kann man uns Auskunft geben. Karten, die man in Amman kauft, gelten überall im Land, Karten, die man in Aqaba kauft aber nur überall im Land exklusive Amman! Das hatte man uns nicht gesagt beim Kauf, dass es diese total dämliche Regelung gibt😡. Nunja, die drei Tage hier werden wir mit WLAN überleben. Wir müssen halt daran denken, uns unsere Strecken und wichtige Infos bereits im Hotel zu downloaden. Wir sind ja heute bisher ganz gut klargekommen. Irgendwann gelangen wir dann auch endlich zum römischen Theater. Inzwischen hat es angefangen zu nieseln und wir haben natürlich alles, was vor Regen schützt wie Schirm oder Jacke im Hotel gelassen. Es hätte ja nass werden können 🙄. Zum Glück regnet es nicht stärker, sodass wir nicht durchnässt werden. Die Zitadelle gucken wir uns nur von unten an, steigen aber stattdessen auf einen viel steileren und höheren Hügel, um die malerische Abu Darwisch Moschee anzusehen. Leider finden wir nirgendwo einen geöffneten Eingang. Sie ist es aber auch von außen wert, dorthin gegangen zu sein. Man hat von hier obendrein einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir laufen wieder hinunter zur Altstadt und stoppen dort ein Taxi, da der Weg zurück uns dann doch zuviel wird, besonders weil inzwischen Rush hour ist und der sowieso schon grauenhafte Verkehr nochmals zunimmt. Wir haben schon wieder das Gefühl, an den Abgasen zu ersticken und tragen die meiste Zeit eine Maske. Das wird leider auch wegen Corona immer wichtiger, da inzwischen auch hier die Inzidenz bei 335 liegt.
Das Taxi kostet uns gerade mal 3.75€ inkl Trinkgeld für die rund 7km. Hätten wir das heute Morgen geahnt, wären wir wahrscheinlich beide Strecken gefahren. Andererseits bekommt man zu Fuß einen ganz anderen Eindruck von einer Stadt. So sind wir also 15,43km zu Fuß durch Amman😰 gelaufen, und das, wo es auch hier zahlreiche Hügel gibt! Wie auch immer, eines wird einem auf den ersten Blick deutlich: die Stadt hat ein riesiges Verkehrsproblem. Eine Stadt mit gut 4 Millionen Einwohnern, die keine S- oder U- Bahn hat und ein Bussystem, das niemand durchschaut, weil es weder feste Buslinien, noch Abfahrtszeiten oder Tarife gibt und daher 90% der Menschen per Taxi oder eigenem Auto fahren, muss im Verkehrschaos untergehen. Wir wissen noch nicht, ob wir uns das morgen noch einmal antun, oder einen Faulenztag in unserem gemütlichen Appartement machen.
10.12.21
Wie zu erwarten, halten wir es nicht aus, untätig in unserem Zimmer zu bleiben. Nach dem Frühstück, das wir uns heute ins Zimmer hochgeholt haben, um im kleinen Speiseraum nicht mit Anderen längere Zeit verbringen zu müssen, rufen wir uns ein Uber Taxi zur Zitadelle. Die Fahrt beginnt damit, dass der Fahrer erstmal mit uns gegen die Einbahnstraße fährt und fast einen Unfall baut. Irgendwie hat die Buchung auch nicht richtig geklappt, sodass er uns nur bis zum römischen Theater bringt. Von hier müssen wir dann weiter zu Fuß, und wer hätte es gedacht? Es geht natürlich wieder über Treppen und Straßen steil hoch😰. Belohnt werden wir nicht nur mit beeindruckenden Säulen, sondern den wohl besten Ausblicken auf Amman und das in alle Richtungen! Wir haben auch das Glück, dass heute das Wetter sehr gut ist. Da heute Freitag ist, hören wir von hier oben von allen Moscheen den Ruf zum Mittagsgebet, eine sehr arabische Atmosphäre also. Wir versuchen danach noch den Souk Jara zu finden, der laut Internet nur freitags geöffnet hat und alles was man sich denken kann anbieten soll, aber wir scheitern. Wir gehen immer wieder an den Punkt, den Google Maps angibt, sehen aber nur eine Schule. Da wir ja keine funktionierende Simcard haben, können wir uns auch keine Bilder ansehen. Später im Zimmer finden wir heraus, dass anscheinend hinter dem Tor dieser Schule der Souk sein muss. Es weist aber nichts darauf hin. Weiter unten am Berg kommen wir wieder zur Rainbow Street, deren Anfang wir bereits gestern gesehen haben. Sie ist bei Touristen wohl die bekannteste Straße. Sie wirkt etwas nobler und geordneter als der Rest der Innenstadt, dafür sind die Preise in den Cafés und Restaurants aber zum Teil auch echt gepfeffert. Für Kaffee 3-5€ zu bezahlen grenzt schon an Ausbeutung. In einer kleinen, bunten Nebenstraße finden wir jedoch ein nettes und witziges Selbstbedienungsrestaurant. Es besteht aus bunt bemaltem Bus, LKW, Tanksäule und Feuerwehrfahrzeugen, die rund um eine Art Pavillon angeordnet sind, in dem man auf bunten Ölfässern oder Stühlen an Tischen z.B. aus dicken Reifen mit Glasplatte essen kann. Hier genießen wir je eine Cola für zusammen 1,25€ und können dem Besitzer dabei zusehen, wie er voller Eifer seine Fahrzeuge poliert, bevor wir per Taxi wieder zum Hotel zurückfahren. Ab da ist faulenzen angesagt. Ich lese Stefan weiter aus einem Buch über ein älteres Ehepaar über 70 vor, die alles verkauften und sich ihren Traum erfüllten, nur noch unterwegs zu leben. Sie mieteten sich in unterschiedlichen Ländern rund um den Globus Wohnungen für mehrere Wochen, die dann zu ihrem Zuhause auf Zeit wurden. Ein Buch, das zu uns passt, obwohl diese Variante unser Alter zu verbringen nicht unser Ziel ist. Also, keine Angst, wir bleiben bei unserem festen Stützpunkt in Deutschland 😂.
Gerasa
11.12.21
Wir haben unsere voraussichtlich nördlichste Unterkunft erreicht. Wir sind in Gerasa bzw. Jerasch, wie es im Arabischen heißt und bleiben hier vier Nächte. Von hier aus werden wir die interessanten Orte und Sehenswürdigkeiten der Umgebung in Tagestouren erkunden. Wir wohnen in einem netten kleinen Zimmer, das direkt von außen erreichbar ist und eine kleine Terrasse davor hat. Nebenan ist noch eine ganze Ferienwohnung, die derzeit nicht bewohnt wird und von der wir die Küche mit Waschmaschine! benutzen dürfen. 😍Die Wäsche ist schon drin😂. Gerasa hat ein riesiges archäologisches Gebiet, das wir eben schon von außen in der Nachmittagssonne fotografiert haben. Morgen gehen wir dann auf Erkundungstour. Der einzige Wermutstropfen hier ist, dass das WLAN miserabel ist, aber immerhin funktioniert unsere Sim- Karte nun wieder.
Auf dem Weg von Amman konnte man sehen, dass die Gegend hier fruchtbarer ist. Man sieht auch mal grün und es werden Obst, Gemüse und Oliven angebaut. Man konnte dafür Terrassen erkennen. Kleine, nach Abgas stinkende Lieferwagen fahren durch die Gegend mit Tomaten und Auberginen und machen durch Lautsprecher auf sich aufmerksam. Der Ort erscheint uns nach unserem ersten kleinen Rundgang um unsere Unterkunft ein typischer, staubiger, arabischer Wüstenort zu sein. Einige Barbershops, bei denen die gewaschenen Handtücher vorm Laden trocknen, diverse Lebensmittelläden, die von Größe und Auswahl einem Tante Emma Laden oder einem Tankstellenshop gleichkommen, ein paar Imbisse und Cafés, wobei letztere wirklich nur Kaffee und Tee verkaufen, Klamottenläden mit entweder typischer muslimischer Kleidung, also Kleider mit Kopfbedeckung oder auch bunt bestickte Festkleider, oder Billigklamotten Marke Asialaden oder (wahrscheinlich)Fake Addidas, Boss etc. Kleidung. Dasselbe bei Schuhen. Es gibt Möbelläden, wobei ich hier bisher nur Sperrmüllmöbel gesehen habe, d.h. stark gebrauchte Möbel, die vorm Geschäft im Staub zum Verkauf angeboten werden. Man findet Werkstätten und Tankstellen und natürlich Moscheen und Schulen. Bisher sind uns eigentlich nur getrennt geschlechtliche Schulen aufgefallen, laut der Aussage einer Museumsmitarbeiterin in Mataba gibt es aber auch koedukative. Vielleicht aber auch nur in der Ecke, weil es dort Christen gibt?🤷♀️ Es gibt staatliche und private Schulen. Beide kosten Geld, wobei die privaten aber richtig teuer sind. Sie erzählte, dass sie pro Semester für ihren Drittklässler 1500JOD(1875€) zahlen muss. Ähnlich sieht es beim Gesundheitssystem aus. Es gibt staatliche Gesundheitsversorgung, aber man muss wohl ewig auf Termine warten. Nunja, wir entwickeln uns ja auch immer mehr in die Richtung.
12.12.21
Unser Frühstück bekommen wir heute Morgen gut verpackt auf die Terrasse gestellt. Unser Vermieter ist wirklich vorbildlich, was Coronabedingte Kontaktvermeidung angeht. Er klopft nur kurz, trägt immer Maske und hält Abstand. Desinfektionsmittel steht bereit. Das kommt uns sehr entgegen. Wir holen uns die Gartenmöbel ins Zimmer und frühstücken gemütlich. Es ist köstlich und soviel, dass wir für heute Abend noch Reste haben. Wir machen uns auf den Weg zu den archäologischen Stätten von Gerasa. Eigentlich wohnen wir fast neben diesem riesigen Gebiet, aber das Nordtor hat gar nicht geöffnet und wir müssen fast dreiviertel des riesigen Geländes umrunden, bis wir endlich den Eingang finden. Da die Geschichte der Gegend dermaßen verwirrend ist, wer da wann was beherrscht und gebaut hat, verweise ich lieber auf Wikipedia.
Da es einen Zeustempel gibt, gehen wir zuerst von griechischer Herkunft aus, aber anscheinend sind die meisten Bauwerke doch wieder römisch. Es gibt gleich zwei Amphitheater und das zweite ist so hoch, dass mir richtig flau wird, von oben runter auf die Bühne zu gucken. Eine hier gefundene Wasser-Steinsäge von 550 nach Christus gilt als Beweis, dass der Gebrauch mechanischer Maschinen in diesem Teil der Welt noch vor dem Mittelalter in Europa stattgefunden hat. Als wir genug von Säulen und Historie haben, verlassen wir die archäologische Stätte und laufen über die alte Brücke zum Stadtzentrum. Das, was wir gestern Nachmittag gesehen haben, war nur Vorstadt. Heute gleicht das Stadterlebnis aber eher einem Überfall. Bereits auf der Brücke bettelt uns eine Frau mit Baby an, danach haben uns Kinder als Opfer auserkoren. Sie hängen sich an uns, begrabschen uns und machen sich lustig über uns mit den wenigen Worten Englisch, die sie können. Sie äfften uns nach mit unserem „No“ und „Go away“ und lassen noch ein „fuck you“ und andere Dinge auf Arabisch los. Es dauert eine ganze Weile, bis wir sie in dem engen Souk, in den wir reingeraten sind, der mit Menschen und Autos schon laut und chaotisch genug ist, endlich los werden. Anscheinend ist heute keine Schule, obwohl Sonntag ja in muslimischen Ländern kein Feiertag ist, sodass wir zum Angriffsziel aller sich langweilenden Kinder werden. Es kann echt nerven, wenn alle einen ansprechen und hinter einem herlaufen. Wir haben Durst, es ist ziemlich warm und staubig, die Abgase ekelhaft und nirgendwo ein Straßenrestaurant oder -café zu finden. Dafür kommen wir an Dutzenden Fleischereien vorbei, die ihre Tiere meistens ganz, mit abgezogener Haut, in der Auslage hängen haben. Wenn man Glück hat, ist eine Scheibe davor, meist baumeln sie nur kopfüber über dem Fußweg. Heute sahen wir ein ganzes Rind inklusive Kopf baumeln und aus dem Maul tropfte das Blut noch auf den Boden. Nebenan war ein Kamelkopf an der Wand aufgespießt.😩.
Wir kaufen uns im nächstbesten Laden eine Cola und erklimmen wieder unseren Hügel Richtung unseres Appartements. Froh, aus dem Gewühl heraus zu sein, machen wir es uns gemütlich auf der Terrasse mit leckerem, aber sehr süßem und sicherlich extrem kalorienreichem Gebäck nach Baklava Art
13.12.21
Nach einem noch besseren Frühstück als gestern, machen wir uns zuerst auf den Weg zur Burg von Ajloun (Adschlun). Sie wurde 1185 errichtet und diente zur Bewachung des Jordantals und der Zufahrtswege dorthin und zum Schutz der nahegelegenen Eisenerzverhütung. In Richtung Westen guckt man bis nach Israel. Von hier aus fahren wir zum Ajloun Forest Reserve. Wir wollen endlich wieder wandern und der Wald lockt. Wir werden aber ziemlich enttäuscht, denn wir müssenn 8JOD (9,99€) dafür bezahlen, einen gerade mal 2km Trail allein wandern zu dürfen! Dabei macht uns der Ranger dann auch noch klar, dass es eigentlich 8JOD pro Person kostete. Warum er gleich die Hälfte bei uns erlässt, fragen wir dann lieber nicht nach. Vielleicht hat er uns als Senioren eingestuft 😡
Der Weg ist ganz nett, aber Wald ist was anderes. Es handelt sich um einen steinigen Weg durch einen lichten Wald von vornehmlich immergrünen Eichen. Es gibt in dem 13qkm großen Schutzgebiet auch noch längere Touren, aber nur geführt. Unser letzter Stopp ist dann noch einmal fast eine Stunde weiter nördlich, kurz vor der Israelischen Grenze. Hier befindet sich das historische hellenistisch-römische Dorf Gadara auf einem Felssattel bei der Stadt Umm Quais. Die strategische Lage ist augenscheinlich. Man hat von oben einen Blick auf die immer wieder umkämpften Golanhöhen, den See Genezareth, also Israel und Syrien. Es ist irgendwie ein merkwürdiges Gefühl auf einen Ort zu blicken, den man schon so oft in den Nachrichten als Kriegsschauplatz gehört hat. Als wir nach Gerasa zurückkommen, begrüßt uns der Ort mit einem wunderschönen Abendhimmel.
14.12.21
Da wir die Highlights in der Umgebung abgegrast haben, machen wir uns heute Morgen auf zu eventuell auch noch interessanten Orten, die wir bei Maps gefunden haben. Der erste ist eine Kirche, die aber bis auf eine nette Weihnachtskrippe überhaupt nichts interessantes birgt. Ich glaube, die Nonnen, die davor gerade in einträchtiger Gesprächsrunde sitzen, finden es ebenso seltsam, dass wir ihr Heiligtum besichtigen wollen. Als nächstes picke ich „Samad Historical Village“ heraus. Auch die braunen Hinweisschilder lassen auf eine Art Freilichtmuseum schließen. Es ist aber eher eine Geisterstadt, in der noch vereinzelt Leute leben. Im Internet finde ich später einen Artikel, dass Studenten eine Kampagne angeschoben hatten, den Ort, der wohl noch aus osmanischer Zeit stammt, als Tourismushighlight auszubauen, mit besseren Wegen, der Restaurierung noch erhaltener Gebäude für Restauration und Souvenirshops. Weit gekommen sind sie damit leider noch nicht. Einzig die Wege sind gut mit Steinen gepflastert und ansehnlich. Es ist zu hoffen, dass das Projekt irgendwann fertiggestellt wird, obwohl nicht viele Gebäude eine Restaurierung möglich erscheinen lassen. Wir hätten uns heute darüber gefreut, mehr Informationen zu bekommen und einen Kaffee mit schönem Ausblick genießen zu können, und nicht über Steinberge und Müll klettern zu müssen. Das mit dem Kaffeetrinken versuchen wir an anderer Stelle, scheitern aber völlig damit. Das erste Restaurant, das wir anpeilen, finden wir unter der angegebenen Adresse gar nicht, das zweite hat eine sehr schöne Aussichtsterrasse, man will uns aber draußen nicht bedienen. Selber schuld, wenn sie dann zur Coronazeit nichts an uns verdienen können. Wir besorgen uns noch was zum Naschen und machen es uns auf unserer eigenen Terrasse gemütlich. Morgen treten wir peu a peu die Rückreise an. Zuerst geht es bis etwas südlich von Amman, von wo aus wir noch ein paar interessant klingende Orte besuchen wollen.
Jordantal und Wüstenschlösser
15.12.21
Wie geplant wechseln wir unseren Standort nach südlich von Amman. Dummerweise sind wir noch in einem Vorort, sodass unsere Simcard wieder nicht funktioniert. Von hier aus machen wir heute unseren ersten Ausflug ins Jordantal nach al-Maghtas, zur Stelle, wo Jesus von Johannes dem Täufer einst getauft wurde. Wir gehen davon aus, dass der Eintritt in unserem ja recht teuren Jordanpass enthalten ist, der Name wird auf der Karte erwähnt, aber in unserer Version ist dem leider nicht so. Es gibt wohl noch teuerere Jordanpässe. Wir sollen daher je 12JOD(15€) zahlen und würden dann mit einer Gruuppe anderer Touristen in einem Shuttlebus zur Stelle gefahren und mit Guide unterwegs im Gelände sein. Wie immer sagt uns das nicht zu, mal abgesehen davon, dass wir gar nicht mehr genügend Bargeld dabei haben. Wir fahren mit dem Auto noch ein Stück weiter, statt auf dem Parkplatz zu parken, was auch in keinster Weise per Schild verboten ist. Wir laufen ein Stück auf dem Gelände herum und wollen dann eigentlich bis zu den Kirchen an die Taufstelle am Jordan, aber das bleibt uns verwehrt. Eine Straßensperre mit Soldat stoppt uns. Ich frage ganz unschuldig, ob wir zu Fuß zu den Kirchen laufen könnten, worauf der Soldat uns verwirrt ansieht und uns darauf hinweist, dass ab Parkplatz ein Shuttlebus führe. Ich glaube, er hält uns für etwas unterbelichtet, sodass wir wohl nicht begriffen haben, dass man nur mit Tour gegen Geld dahinkommt. Sollt uns recht sein, wenigstens macht er uns keinen Ärger. Wir verlassen zügig das Gelände.
Von hier fahren wir noch zu den Ruinen eines alten Palastes. Wieder zurück im Appartment kochen wir uns Nudeln mit Tomaten und Feta. Das muss mal sein. Ich kann inzwischen kein Falafel, Hummus und Auberginenmus mehr sehen. Wenn man es seit zwei Wochen zum Frühstück bekommt und auch wenn man essen
geht, es eigentlich für uns Vegis auch immer nur das gibt, wird es irgendwann zuviel.
16.12.21
Wir besuchen heute Wüstenschlösser und ein römisches Bad mitten in der Wüste in dem Zipfel Jordaniens, der nördlich an Syrien, östlich an Irak und südlich an Saudi Arabien grenzt. Ein komisches Gefühl, diese Namen, die ich alle irgendwie mit Krieg und Unterdrückung asoziere, auf den Straßenschildern zu lesen. Beim Wüstenschlosse Quasr Al-Kharranah glauben wir plötzlich, eine Fatamogana zu sehen! Mitten in der Wüste beim Wüstenschloss stehen plötzlich 12 Wohnmobile aus Deutschland, Österreich und der Schweiz! Sie machen eine unglaubliche Tour von 4 Monaten, veranstaltet von einem Reiseunternehmen aus Mainz, inklusive Saudi Arabien, Emirate, Oman, Iran!!! Die Wohnmobile wurden in Bremen verschifft und kamen durch den Suezkanal nach Aqaba. Leider wohl nicht mehr ganz so, wie die Leute die abgegeben hatten. Sie mussten ihren Schlüssel mitabgeben und da kam wohl einiges weg. Echt der Wahnsinn! Aber mit Reiseleitung aus Deutschland und den jeweils bereisten Ländern, die die ganze Organisation der Verschiffung, Visa-Beschaffung etc übernehmen, immerhin bedeutend sicherer, als auf eigene Faust. Für Normalsterbliche aber unerschwinglich. Ca 11800€ pro Person. Keine Ahnung, was da alles eingeschlossen ist. Ich denke mal, Verpflegung und Benzin sicher nicht.
Nach dieser erstaunlichen Entdeckung geht es für uns weiter zum Bad Qusair ‚Amra. Das ist wirklich erstaunlich. Es ist Teil eines Wüstenschlosses aus dem 8.Jahrhundert und weist erstaunliche Malereien auf. Es ist daher auch Weltkulturerbe. Für die Zeit sind die Bilder sogar ziemlich erotisch. Außer uns ist noch ein anderer Besucher dort. Nachdem er eintritt, fällt die schwere Holztür zu und….geht nicht wieder auf! Eingesperrt! Zum Glück kann der Mann Arabisch und ruft in der nahegelegenen Lodge an. Die wolln sich wohl kümmern, aber inzwischen schafft er es, die Tür selbst wieder zu öffnen. Sie hatte sich nur verklemmt.
Nach diesen kulturellen Highlights wollen wir noch in das Azraq Wetland Reserve, wo man Vögel beobachten kann. Wir würden hier nur einen 1km Pfad laufen können für 16JOD (20€) und wohl kaum Vögel sehen, da derzeit keine Migration ist und daher kaum Vögel vor Ort sind. Wir entschließen uns, es beim Shawmarie Wildlife Reservat zu versuchen. Hier kann man normalerweise Jeeptouren für 1 und 2Std buchen und dann Onryxantilopen, Strauße, Wildesel etc sehen, aber dafür ist es zu spät. Sie schließen derzeit bereits um 15:15 statt 17:00, wie es im Internet steht. Wir könnten für wiederum 16JOD Tiere hinter Zäunen wie im Zoo sehen, aber das ist es uns nicht wert. In den Zoo gehen können wir auch Zuhause. Außerdem haben wir auf der Hinfahrt bereits ein paar Onryxantilopen hinter der Umzäunung des Reservates beobachten können, leider etwas weit entfernt für unsere Handykameras. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Appartement, was auch Zeit wird, um nicht bei Dunkelheit unterwegs zu sein. Besonders in dieser Ecke, nur noch 60km von der saudischen Grenze. Da nur ein paar km von unserem Appartement ein IKEA ist, fahren wir noch dorthin. Wir wollen sehen, ob das Angebot irgendwie orientalisch angepasst ist, aber bis darauf, dass auch Orientteppiche verkauft werden, ist alles gleich wie bei uns, bis hin zu den Hot Dogs, die hier aber sicher mit Rinderwürsten gemacht werden. Wir haben uns eine vegetarische Variante geholt. Im Übrigen sind wir seit der Einreise nicht mehr so bzgl Corona gecheckt worden: Impfnachweise, Fieberthermometer, Masken. Das Auto wurde bei der Einfahrt in die Parkgarage kontrolliert, d.h. Kofferraum aufgemacht und mit Spiegel unter dem Auto geguckt, vermutlich wegen Bomben. Im Appartment gucken wir einen saudischen Sportsender im TV. Sehr fremdartig! Irgendwelche Soldaten, die rumrennen, ein Typ, der von saudischer Polizei aus dem Auto gerissen und auf den Boden geschmissen wird. Dann werfen sie ihn ins Polizeiauto. Dann wieder ein Staatsempfang von Chinesen. Alles sehr merkwürdig. Man bekommt hier in diesem Hotel nur einen englischsprachigen Sender mit irgendwelchen Filmen. Kein CNN, nichtmal Al-Jazeera auf Englisch, was manchmal auch ganz interessant sein kann, z.B. letztens, als unsere neue Regierung ins Amt kam.
Dana Village
17.12.21
Wir haben die Stadt verlassen und sind nun mitten in einem Canyongebiet in Dana Village beim Dana Biosphärenreservat. Wir müssen morgen mal gucken, ob und wie weit wir dort in den Canyon absteigen. Es sieht alles sehr steil und rutschig auf Sand und Steinchen aus. Wir wohnen hier in der Dana Lodge, soweit ich bei Booking gefunden habe, der einzigen Unterkunft mit eigenem Bad, aber sehr spatanisch. Es ist eher ein Hostel. Man hat zwar versucht, den Eingangsbereich ganz nett landestypisch zu gestalten mit bemalten Wänden und Sprüchen in Englisch, aber unser Zimmer ist winzig. Es passt nur das Bett und eine Kommode rein. Heizung ist nur ein Gasöfchen auf dem Flur, zu dem auch unser Fenster geht. Alles ist schon ziemlich abgewohnt. Dafür, dass es teurer ist, als unser letztes, wirklich großes Zimmer mit Sitzecke und Küche, ist der Preis von 77€ für zwei Nächte inkl Frühstück überteuert. Naja, warten wir mal ab, was sie unter „continental breakfast“ verstehen. Die Lage ist zumindest super. Noch toller war heute allerdings die Fahrt von hier aus Richtung Totem Meer. Wir wollten eigentlich zum Museum an der tiefsten Stelle der Erde, aber die Strecke war so anspruchsvoll zu fahren – 15%Gefälle und Steigung sind in Jordanien immer drin – und wir haben soviele Fotostopps gemacht, dass wir frühzeitig umkehren mussten, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Die Aussichten waren phänomenal!
18.12.21
Heute Morgen musste auch Stefan einsehen, dass für mich der Trail in den Canyon zu anstrengend ist. Er ist gejoggt und hat feststellen müssen, dass gerade der Anfang am steilsten ist. Der Trail wird auch meist so empfohlen, dass man runter läuft und am Ende des Reservates sich von einem Taxi abholen lässt. Da das aber ganz um das Wadi herumfahren muss, sind das mal locker 90km wieder zurück nach Dana Village. Ich verzichte lieber drauf, in den Canyon abzusteigen. Meine Knie würden mir das steile bergab Gehen sicher auch übel nehmen. Stattdessen fahren wir heute die Strecke von gestern Nachmittag noch einmal, aber dieses Mal wirklich bis zum Museum am tiefsten Punkt der Erde. Diese Gegend in der Nähe des Toten Meeres und direkt an der Grenze zu Israel ist im Gegensatz zum Rest des Landes äußerst fruchtbar, sodass man überall Menschen bei der Ernte beobachten kann und Stände mit Tomaten, Auberginen, Zucchini, Zwiebeln etc am Straßenrand aufgebaut sind. Es wird hier auch Zuckerrohr angebaut. LKWs und Kleinlaster bevölkern die Straße, und einige sind zum Teil völlig überladen mit Felsbrocken aus den Steinbrüchen der Gegend. Zwischen den Anbauflächen sieht man immer wieder kleine Gruppen von Zelten, in denen ganze Familien wohnen. Die Hautfarbe ist zumeist dunkler bis hin zu schwarz. Ich gehe davon aus, dass hier Migranten arbeiten. Wir haben auch ein Zelt des UNHCR gesehen. Im Museum wird dargestellt, dass erste Funde bereits aus der Bronzezeit stammen und dass schon in der griechischen Epoche Menschen hier geplant Landwirtschaft betrieben. Inschriften in Mosaiken, die bei Ausgrabungen in Kirchen gefundenen wurden, lassen auf Ortsnamen und Personen aus der Bibel schließen, sodass man glaubt, dass Lot sich nach der Zerstörung von Sodom hier in einer Höhle gerettet hat. Interessant finde ich auch, dass man aufgrund des Klimas Reste von Kleidungsstücken aus den ersten Jahrhunderten nach Christus gefunden hat, die so gut erhaltenen waren, dass man nachvollziehen kann, wie sich die Menschen kleideten. Auch eine Leiche von Mutter mit Baby ist noch gut zu erkennen.
Wir kurven noch eine Weile in der Region herum, bevor wir uns auf den Rückweg begeben. Ich bedauere unterwegs, dass wir unseren Aufenthalt in der Dana Lodge nicht um eine Nacht verkürzt haben. Zum einen ist sie nicht so gemütlich, wie das auf dem Bild wirken mag, zum anderen war das Frühstück heute Morgen äußerst dürftig. Das Zimmer ist winzig mit Fenster zum Flur, dass man daher immer zugezogenen lassen muss. Es ist ungeheizt, was bei den Temperaturen auf 1500m Höhe schon echt unangenehm ist und wir haben weder Tisch noch Stuhl, noch Wasserkocher, um uns selbst Kaffee kochen zu können. Eigentlich stand im Angebot eine Gemeinschaftsküche, die man nutzen kann, aber es gibt nur ein Restaurant, wo man für abends überteuert Essen bestellen kann. Man kann sich gekochtes Wasser bestellen, aber wer jagt schon die Mitarbeiter für eine Tasse eigenen Kaffee durch die Gegend. Da wir allerdings auch Tütensuppe dabei haben, haben wir eben doch nach Wasser gefragt. Irgendwas muss man ja zum Abendbrot essen. Außer unserem „Hotel“-Restaurant gibt es nur noch ein weiteres und die Essensauswahl ist eigentlich immer dieselbe. Wir wollen auch nicht mit anderen Gästen längere Zeit in einem Raum sitzen. Gegen unsere Erwartung ist hier in dieser eher rustikalen Umgebung vergleichsweise viel los. Ich glaube, es handelt sich um eine organisierte Wandergruppe. Auf jeden Fall hört man deutsche und französische Stimmen. Schade, dass das Wandergebiet für mich hier zu heftig ist, aber Stefan war heute Morgen beim Joggen ca. zur Hälfte abgestiegen und hatte danach bereits 600Höhenmeter auf seiner Uhr.
19.12.21
Wir sind zurück in Aqaba und wie immer wirkt die Stadt auf den zweiten Blick nach all der Wüste und dem Chaos in Amman ganz anders als bei unserer Ankunft. Ich fühle mich fast wie im Erholungsort. Das Wetter ist mit 21⁰ sehr angenehm nach der Kälte in den letzten zwei Nächten. Heute Morgen bei der Abfahrt hatten wir in Dana 4⁰ laut Stefan. Unser Versuch, die große Moschee hier in Aqaba dieses Mal doch noch von innen zu sehen, scheitert wieder. Anscheinend ist das, zumindest derzeit, nicht möglich. Das Eingangstor, an dem auf die Kleidervorschriften hingewiesen wird, ist verschlossen. Wir streifen also nochmal durch die Souks und suchen eine Kleinigkeit für Janus Freundin, die uns so lieb des nachts zum Flughafen gebracht hat und uns von dort auch wieder abholen wird. Danach machen wir es uns in unserem Zimmer gemütlich. Wir haben ein viel netteres Hotel mit einem gemütlichen Sofa und erfreulicherweise auch wieder einem Wasserkocher, sodass wir wenigstens morgen früh zum Frühstück noch etwas von unserem Kaffeepulver verbrauchen können. Frühstück ist hier nicht inklusive, aber das ist auch gut so, dann haben wir keine zeitlichen Probleme. Wir müssen um 10:00Uhr am Flughafen sein, um das Auto abzugeben. Hoffentlich meckert der Mitarbeiter von AVIS nicht wie der letzte in Bulgarien, dass das Auto zu dreckig ist. Von innen ist es dieses Mal sicher ok, aber von außen sieht es mächtig nach Wüstenstaub aus. Wie sollte es auch in einem Wüstenstaat anders sein? Um 12:30Uhr fliegen wir gen Heimat. Morgen Abend feiern wir dann mit Kata und Janus Weihnachten in Bonn. Das wird eine ziemliche Umstellung sein, denn Weihnachtsstimmung kommt hier wirklich nicht auf. Ich freue mich aber schon darauf.
20.12.21
Vorpünktlich um 9:30Uhr geben wir ohne Probleme unser Auto am Flughafen ab. Wieder mal fällt mir ein Stein vom Herzen, dass wir die Reise ohne Unfall hinter uns gebracht haben. In Jordanien kann es passieren, dass im Falle eines Unfalls, wenn es dabei zu Personenschaden kommt, beide Fahrer solange in Gewahrsam genommen werden, bis eindeutig die Schuld feststeht. Ein Horrorgedanke für mich, mir Stefan in einem Gefängnis vorzustellen und dann auch im Ausland! Aber, es ging mal wieder alles gut, puh! Wir haben noch 20JOD, die wir am Flughafen leider nicht mehr zurücktauschen können. Wir suchen solange im Souvenirshop im Flughafen, bis wir etwas einigermaßen brauchbares für den Betrag finden. Nun haben wir ein jordanisches Kästchen für unsere restlichen Münzen aus diversen besuchten Ländern. Der Flug ist super angenehm, denn nur rund 40 Reisende verteilen sich auf die ganze Ryanairmaschine. Die Stewardessen bitten sogar noch Personen, sich umzusetzen, damit das Gewicht ausgeglichen ist. Wir kommen pünktlich in Bonn an und werden auch direkt abgeholt. Weihnachten kann kommen!
Drei Wochen auf Entdeckungsreise in Jordanien
Endlich wieder eine Reise zu einer außereuropäischen und damit fremdartigeren Destination seitdem uns Corona in unserer Reisefreiheit begrenzt hat! Jordanien und dort vor allem Petra stand schon lange auf unserer Sehnsuchtsliste, und es konnte halten, was es versprach. Besonders Petra hat all unsere Erwartungen erfüllt, aber auch die Übernachtung in der Wüste mit der Jeeptour zum Sonnenuntergang war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Jordanien ist außer Wüste wie ein riesiggroßes Museum. Wo immer man herumfährt, man stößt auf historische Stätten der Nabatäer, auf eindrucksvolle Überreste aus byzantinischer oder römischer Zeit, und biblische Orte bekommen plötzlich ein Gesicht. Ein Großteil des Landes besteht aus Wüste und Wadis, sodass der Film über Lawrence von Arabien vor den eigenen Augen abläuft, nur, dass Lawrence die lange Strecke nach Aqaba nicht wie wir per Auto fahren konnte, sondern mit Kamelen durch die Wüste reiten musste. Unvorstellbar, dass dort, wo wir das Land auf der Nort-Süd-Achse durchfahren haben, vor gerade mal gut 100Jahren nichts als Wüste war! Heute wird sie durch mehrere Bundesstraßen durchschnitten und man kann in einer Tagesreise gut von Amman nach Aqaba kommen.
Was uns begeisterte:
- die schier überwältigende Felsenstadt Petra, die wir nur mit wenigen Menschen teilen mussten, weil wegen Corona nicht viel Touristen in Jordanien waren
- die Wüstenübernachtung im Wadi Rum
- die Tour von Dana zum tiefsten Punkt der Erde mit der unglaublichen Wüsten- und Felsenkulisse
- Strecke entlang des Toten Meeres, besonders bei der Wild Salt Shore, wo das Wasser eine Wellenform an den Sand spült und in stehendem Gewässer Bakterien das Wasser rot verfärben
- die römischen Theater von Gerasa
- das Aussehen und die fantastische Lage der Abu Darwisch Moschee
- der Blick von der Zitadelle auf Amman
- ein entspannter Tag im Berenice Beach Club bei Akaba zum Schnorcheln
- unsere Unterkünfte in Petra (Petra Plaza Hotel), Gerasa (Moon Valley Site Jerash) und im Wadi Rum (Desert Magic Camp), alle waren makellos sauber, das Personal war super freundlich und hilfsbereit und das Frühstück hervorragend
Gänsehaut verursachte:
- ein Blick von Gadara auf die seit Jahrzehnten immer wieder umkämpften Golanhöhen
- an vielen Stellen nur wenige Kilometer weit entfernt zu sein von gleich vier Ländern, die aus Medien durch Krieg und/oder Menschenrechtsverletzungen bekannt sind wie Irak, Syrien, Israel und Saudi Arabien
- häufig die Fahrweise der Einheimischen
Nicht so gut war:
- dass in dem Jordan Pass nur staatliche Sehenswürdigkeiten enthalten sind. Für den Besuch der Taufstätte am Jordan hätten wir vorab noch einen Zuschlag von 8JOD extra zahlen müssen, was wir aber übersehen hatten und vor Ort wurden 12 JOD verlangt. Der Eintritt zu anderen kirchlichen Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Mosaik in der St Georgs Kirche in Madaba müssen extra bezahlt werden. Die Naturparks sind alle nicht enthalten und kosten, wie beschrieben, selbst für kleine Spaziergänge ohne Führung stets 8JOD pro Person. Hätte ich zuvor gewusst, dass ich in Petra und wahrscheinlich auch bei anderen im Pass enthaltenen archäologischen Stätten mit Behindertenausweis freien Eintritt habe, hätte ich mir den teueren Pass ersparen können.
- dass wir durch Corona noch nicht wieder per Servas reisen können bzw. wollen und damit ein naher Kontakt zu Einheimischen und der besondere Blick über den Tellerrand nicht wirklich möglich ist.