Zweieinhalb Monate mit dem Wohnmobil durch Hessen, Baden- Württemberg und Bayern
Von Bad Harzburg/ Niedersachsen über Thüringen nach Zorneding/Bayern
16.8.2020 – Wir sind wieder unterwegs. Nachdem wir im Juni den Norden Deutschlands für uns erobert haben, kommt nun der Süden an die Reihe. Unser Ziel ist vornehmlich Baden-Württemberg, aber wir reißen natürlich nicht alle Kilometer dorthin an einem Tag runter, sondern verfolgen das Prinzip „der Weg ist das Ziel“. Die erste Nacht verbringen wir am Kulkwitzer See bei Leipzig. Durch das Wochenende ist es am heutigen Sonntag noch recht voll am See, da es jedoch rund um den See Bademöglichkeiten gibt, verteilt sich die Zahl der Besucher gut, und wir finden ein Plätzchen zum Hinsetzen in Abstand von Anderen und können auch schwimmen gehen. Direkt am See sind auf einem großen Parkplatz ein paar Plätze für Wohnmobile reserviert, auf denen man auch übernachten kann.
17.8.2020 Heute Morgen haben wir unser neues Schlauchboot, das ich vor zwei Wochen bei einem Discounter erstanden habe, ausprobiert. Es ist zwar nicht im Ansatz so gut, wie Stefans altes Metzler Paddelboot war, aber es war dafür auch spottbillig. Wir dachten uns, bei Corona ist es besser auf dem See als am See zu sein, und die Zeit der Pandemie wird es wohl überleben. Hier am See haben wir das Glück, dass es Ladestationen für E-Fahrräder direkt am Ufer gibt und wir mit dem Strom auch unseren Kompressor zum aufpumpen des Bootes nutzen können. Das ist natürlich viel entspannter, als mit dem Fuß zu pumpen. Beim Paddeln wird ziemlich schnell klar, warum das Boot so billig war. Mein Sitzkissen ist miserabel. Ich rutsche so tief ins Boot, dass ich kaum noch paddeln kann. Der Winkel stimmt überhaupt nicht. Nunja, vielleicht fällt uns dazu ja noch eine Lösung ein.
Gegen Mittag fahren wir weiter Richtung Süden und übernachten in Mödlareuth, direkt vor einem russischen Panzer. Wer die Serie „Tannbach„:in der ZDF Mediathek gesehen hat, kennt den Ort. Er wurde nach dem Krieg entlang des Tannbachs mittendurch in Ost und West geteilt, weil die Amerikaner und die Russen sich nicht auf einen Grenzverlauf einigen konnten. So wurden in diesem 40-Seelen-Dorf Familien auseinandergerissen, Bauern von ihren Feldern getrennt und Menschen von ihrer Arbeitsstelle. Was erst noch eine durchlässige Schranke, an der ein Passierschein gezeigt werden musste, war, wurde später mit einer der stärksten Sperranlagen mit Mauer, Zaun,Todesstreifen, Grenzhunde etc versehen. Nicht umsonst wurde der Ort von Bush „Little Berlin“ getauft. Viele ranghohe Politiker und auch Touristen besuchten den bayrischen Ortsteil, um über die Grenze zu gucken, während die Bewohner im sächsischen Teil nicht einmal winken durften, ohne sich verdächtig zu machen. Der Ort war auch innerhalb der DDR nur für 100% staatstreue Bürger des Arbeiter- und Bauernstaats besuchbar.
Als wir am späten Nachmittag den Ort erreichen, können wir uns die Außenanlagen bereits ansehen. Wir planen, uns am nächsten Tag im Museum noch einen Film anzusehen und uns weiter zu informieren. Mit den Bildern der Fernsehserie im Hinterkopf, die die Situation nach dem Krieg und während der DDR Zeit darstellt, wirkt das ganze hier noch unwirklicher und bedrückender, als es eh schon ist.
18.8.2020 Nach der Gänsehaut, die uns tags zuvor in den Außenanlagen des Deutsch-Deutschen Museums bereits den Rücken hochkroch, sehen wir uns heute den Film über den Ort Mödlareuth im Museum an. Im geteilten Berlin zu leben, mit der Mauer vor der Nase, war sicher schon bedrückend genug, aber in so einem kleinen Dorf? Da muss man ja ständig das Gefühl haben, die Wachleute gucken einen vom Turm oder durchs Fenster auf den Küchentisch und wer weiß, wo sonst noch hin! Ich glaube, mich hätten sie gar nicht erst mit der „Aktion Ungeziefer„, mit der sie nicht 100% staatstreue Bewohner ins Hinterland umsiedelten, aus dem Ort vertreiben müssen. Dort drinnen wäre ich mir wie im Gefängnis vorgekommen und freiwillig weggezogen.
Nach Mödlareuth fahren wir weiter nach Pottenstein und wandern auf dem Frankenweg bis zur Teufelshöhle und von dort entlang des Felsenbades, bis auf die Burg Pottenstein. Wir statten weder der Höhle, noch dem Burgmuseum einen Besuch von innen ab, da wir schon zahlreiche Höhlen und Burgen von innen gesehen haben, sodass wir uns diese schenken und eine Coronaansteckungsgefahr vermeiden können. Das Felsenbad würden wir uns gerne von innen ansehen, aber es hat aufgrund der Pandemie geschlossen. Es muss sicher recht imposant wirken, wenn direkt neben dem Becken die Felsen aufsteigen. Zum Abschluss drehen wir noch eine Runde durch den Ort. Es ist überall sehr viel los, was bei dem Angebot von Sommerrodelbahn, Kletterpark, Tretbootverleih, Burg und Aussichtsterrasse, sowie Höhle und Kart-und E-Bike Park auch nicht verwunderlich ist. Mir hat das Stück Frankenweg entlang des kleinen Weiherbachs am besten gefallen.
Am späten Nachmittag setzen wir unsere Fahrt fort bis Berching, wo wir auf einem schönen Stellplatz an der Uferpromenade des Rhein-Main-Donau-Kanals unsere kommende Nacht verbringen werden. Hier haben wir Strom und sogar freies, bayrisches WLAN. Berching ist ein wirklich nettes Städtchen mit noch intakter, mittelalterlicher Stadtmauer. Wir erkunden sie auf unserem Abendspaziergang.
19.8.2020 Über Ingolstadt fahren wir nach Zorneding zu Stefans Mutter, wo wir die nächsten Tage bleiben und im Haus und Garten die Dinge erledigen werden, die sie selber nicht mehr bewerkstelligen kann.
24.8.2020 Ab heute berichte ich wieder weiter, denn wir haben uns wieder auf den Weg gemacht. Zuerst geht es nach Augsburg, um uns mit unserer Tochter zu treffen. Nachdem sie jetzt fast 3Jahre in Augsburg wohnt, haben wir nun den genialen Womi-Übernachtungsplatz gefunden. In ihrer Nähe und direkt am Kuhsee. Ein herrliches Gebiet zum Wandern, Radfahren, Picknicken, in Biergärten zu verweilen, oder auch schwimmen zu gehen. Zwei Minuten vom Parkplatz entfernt ist die genialste Tischtennisaußenanlage, die wir bisher gesehen haben, 5 normale Platten und eine Kinderplatte, an der sicher schon Grundschüler üben können. Der einzige Wehmutstropfen für mich: es spielen da alles Könner im Vergleich zu mir😳
Wir kommen gegen Mittag aus Zorneding dort an und machen als erstes eine kleine Radtour. Dabei entdecken wir das Kletter- Landesleistungszentrum des DAV. Die Anlage scheint für Kletterbegeisterte keine Wünsche offenzulassen. Für Sportbegeisterte bietet Augsburg wirklich ganz besondere Highlights. Der Eiskanal, der auch von den Olympioniken genutzt wird, ist ebenfalls hier im Erholungsgebiet.
Abends kommt dann unsere Tochter zum Womi und wir radeln zum Waldrestaurant Parkhäusl. Gemütlich essen und plauschen wir im Biergarten mit Coronaabstand und an der frischen Luft. Erfreulicherweise gibt es hier und heute nicht soviele Mücken und Wespen wie in Zorneding, wo ich mir, ohne Übertreibung, mindestens 30 Mückenstiche geholt habe, die mich nun nachts quälen. Wir genießen es, unsere Große mal wiederzusehen und sich live austauschen zu können.
Baden Württemberg Teil I – Von Ulm bis nach Tauberbischofsheim
25.8.2020 Heute Morgen geht die Fahrt nach Ulm am Rand der Schwäbischen Alb. Wir finden Dank der App Park4night auch gleich einen kostenlosen Parkplatz und fahren die 1,7km mit dem Rad entlang der Donau in die Innenstadt. Was uns an Ulm auffällt ist, dass man dort richtig alte Gebäude mit extrem modernen gemischt vorfindet. Eigentlich mag ich solche Stilbrüche nicht besonders, aber dadurch, dass es sich bei den modernen Gebäuden nicht um 08/15 Architektur handelt, wie man sie häufig bei Banken o.ä. findet, sondern wirklich extravagante, wie z.B eine Glaspyramide, die die Bücherei beheimatet, finde ich es akzeptabel und eine interessante Kombination. Mir gefällt Ulm wirklich gut. Wir statten auch dem Museum Ulm mit der derzeitigen Ausstellung „Transhuman – von der Prothetik zum Cyborg“ einen Besuch ab. Es werden sowohl unterschiedlichste Prothesen und deren Entwicklung in der Geschichte gezeigt, als auch die Bestrebungen, per Chip und Genetik den Menschen immer mehr zu „optimieren“. So sehr ich die heutigen Möglichkeiten, Menschen nach Unfällen oder mit angeborener Behinderung durch Prothesen aller Art ein Überleben (Herzschrittmacher) oder möglichst „normales“ Leben zu ermöglichen, gutheiße, so sehr machen mir die Eingriffs- und Steuermöglichkeiten durch Cybertechnik Angst vor der Zukunft. Wer hat das Recht, andere Menschen in ihrem Wesen nach seinem Gutdünken zu verändern und in was? Wo ist nachher der Unterschied zwischen Mensch und Maschine und wer trägt die Verantwortung für das, was der Cyborg tut?
Das Museum ist gleichzeitig mit der Kunsthalle Weißhaupt verbunden, sodass wir auch noch ein paar Exponate von z.B. Warhol, Poltke etc. ansehen können und noch dazu alles ohne zu zahlen, da diese Woche kostenloser Eintritt gewährt wird.
Selbstverständlich besuchen wir auch das Ulmer Münster und schlendern durch das Fischerviertel. Am frühen Abend radeln wir zurück zum Wohnmobil und fahren weiter nach Blaubeuren. Hier stehen wir auf einem genialen Wohnmobilstellplatz mit Strom und WLan, direkt bei der Altstadt, dem Blautopf und an Wanderwegen. Noch dazu haben wir besonderes Glück: auf dem Parkautomat liegt noch ein Ticket bis zum 27. um 0Uhr und die Sanitärstation reinigt sich gerade selbst, sodass wir unsere Toilette ebenfalls kostenlos entleeren können. Damit haben wir mal locker 11€gespart 😃
26.8.2020 Wir verbringen in Blaubeuren einen schönen Tag. Zum Frühstück kaufe ich beim Biobäcker Kornstangen und zwei „Seelen„, ohne zu wissen, dass letztere mit Kümmel gebacken werden, den ich eigentlich nicht mag. Sie haben mir dennoch gut geschmeckt. Bei Wikipedia findet man unter dem hinterlegten Link etwas über die Geschichte dieser Gebäckstücke. Danach starten wir zu einer längeren Wanderung. Bei sonnigen 26Grad mit leichtem Wind führt uns der Weg über Blautopf, Brillenhöhle, Felsenlabyrinth zur küssenden Sau und über die Ruine Günzelburg zurück durchs Gerberviertel zum Wohnmobilstellplatz. Den Nachmittag faulenze ich beim Womi, während Stefan mit dem Rad einkaufen fährt und noch eine Runde dreht. Wir werden die kommende Nacht noch einmal hier übernachten.
27.8.2020 Wir bleiben noch einen weiteren Tag und eine Nacht in Blaubeuren und unternehmen heute eine weitere Wanderung. Es geht entlang der Kneippanlage zum Knoblauchfelsen, der ca 70 geschützte Pflanzen beherbergt und daher nur mit größter Rücksicht zu besteigen ist. Ich klettere daher nur bis zur Hälfte hoch und genieße von dort den Ausblick. Ich muss sagen, dass Blaubeuren im Zentrum wirklich sehr schön und gemütlich ist, von oben aber eine Reihe langweiliger und stilloser 70iger Jahre Bauten den Blick trüben. Unser Weg geht weiter zum Rusenschloss, bzw der Ruine Hohengerhausen, die wegen einer Baumaßnahme nicht begehbar ist, aber einen schönen Ausblick bietet. Zurück zum Ort führt der Weg an Wiesen und Obstbäumen, immer entlang des Flusses Blau. Zuletzt passieren wir einen kleinen Teich, wobei es sich um ein NABU Biotop handelt. Nachmittags besuchen wir das Freibad gegenüber unseres Stellplatzes, in dem sicher nicht mehr als 20 Besucher sind. Zum einen ist es mit ca 20Grad recht frisch draußen, außerdem hält wohl auch Corona Menschen davon ab, in öffentliche Bäder zu gehen. Bei diesem Bad kann man von außen auf einer Anzeige ablesen, wie viele Besucher noch Einlass erhalten können. Leider sind nur die kalten Außenduschen nutzbar, sodass es eine sehr abkühlende Aktion ist, aber wir fühlen uns danach wieder frisch und duftend!
28.8.2020 Den heutigen Tag verbringen wir größtenteils in Biberach an der Riß. Wir schlendern durch die Altstadt, genießen ein leckeres Eis bzw ich einen Espresso mit einer Schokoeiskugel beim Eissalon der Eismanufaktur „Lieblingseis“. Hier gibt es einige ausgefallene Eissorten, die aus regionalen und nur natürlichen Zutaten hergestellt und super lecker sind. Sehr zu empfehlen, auch wenn eine Kugel für 1,70€ einen stolzen Preis hat. Danach finden wir ein gut sortiertes Sozialkaufhaus mit dem Namen „trag’s weiter“ und kaufen uns ein paar nette Marken- Sport- und Outdoor-Kleidungsstücke. So helfen wir der Umwelt, weil wir noch brauchbare Kleidung weitertragen und gleichzeitig unserem Geldbeutel, weil gute Markenware meist kaum zu bezahlen ist. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil kommen wir am mittelalterlichen „Weißen Turm„, einem Teil der historischen Stadtmauer vorbei. Leider fängt es dort an zu regnen. Da auch für morgen Regen gemeldet ist, fahren wir nach Bad Waldsee zum Hymer Museum. Der bekannte Wohnmobilhersteller hat hier neben seinem Werk ein Museum mit historischen (Reise-)-Fahrzeugen. Da es bereits um 18Uhr schließt und wir erst nach 17Uhr hier ankommen, entscheiden wir uns, das Museum am kommenden Tag zu besuchen. Wir wollen auch um 11Uhr einem Vortrag von Markus André Mayer über seine Reise mit einer Vespa in 80Tagen um die Welt lauschen. Wir übernachten auf dem Parkplatz vor dem Museum, wie auch andere Wohnmobilisten.
29.8.2020 Wie vorausgesagt, hat es nachts fast durchgängig geregnet, und dabei bleibt es auch am Tage. Die Temperaturen sind auf ca 18Grad gefallen. Wir sind also froh, dass uns mit dem Hymer Museum ein trockener und sehr interessanter Ort zum Besuch einlädt. Gleich um 10Uhr bei der Öffnung sind wir da und sichern uns gleich Plätze für den Vespavortrag, Er handelt von einer sehr spannenden und abenteuerlichen Reise. Markus André Mayer hatte neben diversen Schäden an der Vespa, an unmöglichsten Stellen mit Taifunen, Tornados, einem Unfall, bei dem er sich das Schlüsselbein verletzte, Magen-Darm-Problemen und totaler körperlicher Erschöpfung, besonders mit lebensbedrohlichen Gefahren durch andere Verkehrsteilnehmer, vorwiegend LKWs zu kämpfen. Auch an gefährlichen Tieren wie Bären, einem angriffslustigen Stier und Schakalen mangelte es nicht. Besonders Russland forderte ihn, da er noch dazu nicht nur den Zeitdruck hatte, die Strecke in 80Tagen zu bewältigen, sondern auch auf keinen Fall sein Visa überziehen durfte. Sein Sein Fazit der Reise ist, dass die Strecke machbar ist mit einer Vespa, aber er sie nie wieder unter Zeitdruck machen würde.
Im Museum sind Campingfahrzeuge und Autos von den Ursprüngen bis heute aus unterschiedlichen Ländern ausgestellt. Da sind wirklich recht einfallsreiche und auch merkwürdige Vehikel dabei. Bei manchen kann man nur staunen, wie ausgefeilt sie schon waren und welche Strecken sie bereits bewältigten, bei manchen muss man schmunzeln, wenn z.B. in den Boden einfach ein verschließbares Loch gesägt wurde, unter das man ein Behältnis stellen und somit entsorgen konnte. Es macht wirklich Spaß, sich die Ausstellung anzusehen. Was mir bei dieser nostalgischen Tour bei der Auswahl der Fahrzeuge fehlt, sind die typischen neuseeländischen Campervans, und ich sehe auch nirgends Pickup Wohnmobile, wie wir in den 90igern eines hatten.
Am Nachmittag fahren wir weiter bis Pfullendorf. Wir sind morgen auf der Insel Reichenau mit einer alten Freundin von Stefan aus Berufskollegzeiten verabredet und wollen schon ein gutes Stück in diese Richtung fahren, aber dabei nicht schon Orte anfahren, die wir später noch ausführlich besuchen wollen. Da wir wieder Strom benötigen – irgendwie hält unsere Batterie nicht mehr vernünftig -, bietet sich hier ein mit 6€ preisgünstiger Platz an. Als wir ankommen, gibt es eine kleine Regenpause, und wir laufen die knapp 2km ins Zentrum. Es gibt ein paar nette historische Häuser, aber insgesamt kann mich der Ort nicht sehr begeistern. Ich muss natürlich dazu sagen, dass wir nur einen kurzen Eindruck bekommen und das Wetter recht mies ist. Es gibt hier häufig diese Stilbrüche, z.B. kommt man zu Fuß durch ein altes Stadttor, und das erste, was man sieht, ist ein Parkhaus. Ein ehemaliges Kloster im klassizistischen Stil hat einen modernen Glasvorbau bekommen und dient jetzt als Altersheim. Es wirkt alles andere als einladend. Einige der Restaurants und Pensionen wirken vom Aussehen und der Sprachwahl „Fremdenzimmer“ altbacken.
Von der Umgebung, insbesondere den Wanderwegen, haben wir aufgrund des Wetters noch nichts gesehen, daher kann ich dazu nichts sagen.
30.8.2020 Heute verbringen wir den halben Tag in Konstanz am Bodensee bei einer alten Freundin von Stefan. Es schüttet den ganzen Tag, sodass wir erst gegen Mittag von Pfullendorf und unserem Stromanschluss auf dem Stellplatz wegfahren. Es ist nicht nur nass, sondern auch kalt, d.h. wir haben heute Morgen den Elektroheizer laufen lassen und fahren mittags direkt nach Konstanz zur Freundin und ihrem Mann. Stundenlang plaudern wir über Reisen, Arbeit und Krankheiten und genießen dabei Suppe und Kuchen. Am Abend zeigen sie uns noch eine schöne Stelle vor ihrem Pachtgarten zum Übernachten. Wir parken oben auf einem Hügel mit Blick über den Bodensee bis in die Schweiz. Es könnte ein Traumpanorama sein, wenn es nicht so regnete, aber was nicht ist kann ja noch werden. Wir haben jetzt 14Grad im Wohnmobil (11Grad draußen) und trinken einen heißen Tee. Wenn wir gleich kochen, wird es schon noch wärmer. Wir haben im übrigen eine sehr interessante Idee kennengelernt bezüglich Obst, das vom Besitzer nicht gepflückt wird. Das Landeszentrum für Ernährung und Hauswirtschaft hat die Idee, dass Besitzer ihre Bäume mit gelben Bändern kennzeichnen könnten. Das finde ich eine super Möglichkeit, um Obst zu retten, ohne dass die Pflücker riskieren, eine Anzeige wegen Diebstahl zu bekommen, wenn sie sich am Wegesrand bedienen.
31.8.2020 Heute Morgen hat sich der Himmel aufgehellt und den Dauerregen von gestern beendet. Nach einem raschen Müsli Frühstück mit frischen Weintrauben und Pfirsichen aus dem Garten unserer Bekannten, folgen wir ihrem Rat und besuchen das Naturschutzgebiet Dingelsdorfer Riet. Wir wandern eine Runde von ca 6km um den Weiher und brechen dann auf zur Gemüse Insel Reichenau. Inzwischen hat sich auch die Sonne ein wenig durch die Wolken gekämpft und wir können beim Biobäcker „Laib und Seele“ draußen auf der Terrasse Kuchen und Cappuccino genießen. Danach erkunden wir die Insel per Rad. Eigentlich wollen wir die kommende Nacht in Tettnang verbringen, aber der Stellplatz ist voll, sodass wir bis Ravensburg weiterfahren. Wir brauchen mal wieder Strom, da wir in Konstanz heute Nachmittag Wäsche gewaschen haben und auch nach 30Min Trockenzeit noch nicht alles trocken ist. Den Rest muss nun unser Heizer erledigen. Das tut auch dem Womi gut, denn durch den Dauerregen und die kühlen Temperaturen letzte Nacht, fühlt sich alles etwas klamm an. Man bringt ja auch von draußen bei so einem Wetter Feuchtigkeit mit rein. Inzwischen ist es wieder kuschelig, Schuhe, Wäsche und Womi trocken und warm und unsere Bäuche vollgeschlagen mit Käsespätzle, die Stefan heute Abend gekocht hat😋.
1.9.2020 Das Wetter ist wieder sehr durchwachsen. Gerade sind wir zu Fuß unterwegs in die Innenstadt von Ravensburg, da fängt es wieder an zu regnen, sodass wir gleich auf dem Absatz kehrt machen. Zuvor kaufen wir uns aber noch mehrere Packungen leckeren Gebäcks, wie z.B. kleine Mandelhörnchen, Nuss-Marzipanstangen etc, die zu günstigen Preisen als 2.Wahl in einem Fabrikverkaufs- Geschäft angeboten werden. Wir entschließen uns, eine weitere Nacht in Ravensburg zu bleiben, da Stefan eine weitere Freundin aus seiner Zeit am Berufskolleg kontaktiert und uns mit ihr verabredet hat für 15Uhr. Als es Zeit wird, zum vereinbarten Treffpunkt zu gehen, fängt es wieder an zu gießen, also verzichte ich auf eine Teilnahme und lasse ihn alleine schnell zum Café laufen. Ich mache es mir mit Heizer und Kaffee im Womi gemütlich. Als er gegen 17Uhr wiederkommt, ist das Wetter gut und wir wandern gemeinsam zur Veitsburg hoch. Dort spielen wir über eine Stunde Tischtennis vor der Jugendherberge und müssen zum Schluss feststellen, dass etwas entfernt noch ein Verbotsschild wegen Corona steht 🤭. Oh, oh, wir müssen besser aufpassen.
Nicht nur Stefan hat eine nostalgische Beziehung zu Ravensburg, da er hier zwei Jahre gewohnt und zur Schule gegangen ist, ich habe auch meine Erlebnisse in dieser Stadt gesammelt. Ich war hier in der 9. Klasse auf Klassenfahrt. Die Fahrt war sehr denkwürdig, denn einige aus meiner Klasse haben sich derart daneben benommen, dass die Info in unserem Heimatort ankam, bevor wir wieder Zuhause ankamen und das in Vorcomputerzeiten. Ich verbinde hauptsächlich Liebeskummer und sehr einfühlsame Lehrkräfte mit der Fahrt.
2.9.2020 Heute Morgen regnet es mal nicht und wir verlassen Ravensburg, nachdem wir alle Versorgungs- und Entsorgungsangelegenheiten erledigt haben. Unseren ersten Stopp legen wir in Weingarten ein, wo wir der Basilika mit ihren beeindruckenden Malereien einen Besuch abstatten. Von hier fahren wir nach Sigmaringen, wo uns schon von weitem das Hohenzollern Schloss begrüßt. Es schaut in seiner traumhaften Lage oberhalb von Stadt und Donau, alles überblickend, wirklich malerisch aus. Wir haben Glück, gerade noch vor 14Uhr anzukommen, sodass wir beim indischen Restaurant für 6,90€ ein leckeres vegetarisches Korma essen können. Mein Chai Latte dazu schmeckt ebenfalls köstlich. Wir schlendern durch die Stadt und genießen das bessere Wetter. In einem Fotogeschäft sehen wir ein Modell des Acadiane Reisemobils (Reiseente) aus Blech als Bilderrahmen. Genau so ein Reiseentchen hatten wir in den 80iger Jahren und sind damit durch Schweden gefahren! Dieses Mal ist es aber die Miniversion und passt zuhause auf unsere Fensterbank- Das müssen wir unbedingt kaufen! Danach fahren wir ein paar Kilometer nach Inzighofen. Hier wandern wir im Fürstlichen Park zum ehemaligen Kloster, das von einer gewaltigen Mauer umgeben ist und heute die VHS beherbergt. Es gibt dort einen schönen Kräutergarten, der vom BUND gepflegt wird. Wir folgen dem Felsen Wanderweg zur Hängebrücke über die Donau, zu Aussichtspunkten, von denen wir beeindruckende Felsen bewundern können, zur steinernen Teufelsbrücke und zum „Känzle“, das einen weiten Blick ins Land bietet. Vorbei an Grotten führt der Weg wieder zurück zum Parkplatz. Wir haben sonniges Wetter, sodass es eine sehr schöne Wanderung ist. Die kommende Nacht stehen wir auf dem bewaldeten Parkplatz der Burg Wildenstein bei dem Ort Leibertingen. Auch in dieser Burg befindet sich, wie in Ravensburg, eine Jugendherberge. Beim Parkplatz können wir Informationstafeln entnehmen, dass auch hier, wie bei uns im Harz, Luchse ausgewildert und beobachtet werden. Hier begann man mit dem Projekt 2016, bei uns im Harz startete man bereits im Jahr 2000. In den Wäldern ringsum kam es sogar in den letzten Jahren zu zwei Wolfsichtungen, man weiß jedoch nicht, wohin die Tiere anschließend weitergezogen sind.
3.9.2020 Ich wache ziemlich gerädert auf, denn wir haben gestern Abend keinen geraden Stellplatz gefunden. Die Nacht über lagen meine Beine abschüssig und ich rutschte immer wieder nach unten. Wir wollen uns bewegen und drehen noch eine kleine Morgenrunde um die Burg Wildenstein und genießen ein paar tolle Ausblicke, bevor wir nach Beuron aufbrechen. Das Obere Donautal ist wirklich wunderschön und die Felsen sehr beeindruckend. Anscheinend soll hier Kalk abgebaut werden. Immer wieder treffen wir auf Plakate und Banner, die sich dagegen aussprechen. Es wäre auch wirklich eine Schande, diese schöne Landschaft zu zerstören.
In Beuron besuchen wir das Naturparkhaus im alten Bahnhofsgebäude. Es ist schön, dass hierdurch das nette, alte Gebäude gerettet werden konnte und noch dazu kommen hier die Rad-, Wander- und Kanureisenden mit dem Zug gleich an der richtigen Stelle an, um die nötigen Informationen zu erhalten. Stefan kommt auf die Idee, ein Stück mit unserem „Kanu“, dem billigen Schlauchboot, das ich bereits zuvor beschrieben habe, auf der Donau zu fahren. Ich bin nicht begeistert, das Billigteil auf einem Fluss auszuprobieren, aber als die Mitarbeiterin sagt dass der Pegelstand so niedrig ist, dass die einzige Gefahr besteht, dass wir unser Boot durchs Wasser tragen müssten, fehlen mit die Argumente. Wir zahlen also 5€ für die Genehmigung und fahren zur Einsatzstelle nach Thierbach. Es kostet uns einige Zeit, bis wir mit dem Blasebalg das Boot aufgepumpt haben. Beim Einstieg haben wir gleich wieder das Problem, dass mein Sitzkissen die Luft nicht hält und alles so labberig ist, dass ich mehr liegend als sitzend paddeln muss. Dann reißt auch noch eine Befestigung des Sitzkissens und wir müssen mit Schnur nachhelfen. Letztendlich schaffen wir es, loszupaddeln, aber ich fühle mich in meiner unergonomischen Sitzweise äußerst unwohl. Ich übernehme hauptsächlich das Fotografieren und paddele nur unregelmäßig mit. Nach vielleicht 100 Metern sitzen wir das erste Mal fest. Stefan steigt aus und schafft es, das Boot wieder ins tiefere Wasser zu ziehen, während ich die Paddel festhalte. Ich glaube, wäre ich auch ausgestiegen, wären wir gekentert. Ich mache nicht gerade ein gutes Gesicht bei der ganzen Aktion. Nach 4km erreichen wir bei Gutenstein die erste Ausstiegsmöglichkeit und beschließen, der Sache ein Ende zu machen. Landschaftlich war die Tour sehr schön, aber unter den beschriebenen Bedingungen ist das Paddeln für mich kein Vergnügen. Es war wahrscheinlich die letzte Tour mit diesem Wackelschlauchboot. Mit Mietkanus hatten wir zuvor nie solche Probleme. Stefan joggt zurück nach Thierbach und ich packe das Boot und unseren ganzen Krempel wieder zusammen. Nach einer guten halben Stunde sammelt er mich mit Womi wieder ein und wir fahren zurück nach Beuron auf den Stellplatz. Bei einem kleinen Abendspaziergang rund um den Ort, melden wir uns zum Frühstück am kommenden Morgen in einem Radlercafé an.
4.9.2020 Der Tag beginnt mit dem Frühstück beim Radfahrercafé. Es ist lecker, aber für 18€ definitiv überbezahlt. Es enthält 6 verschiedene Brötchen, aber diese alle in Miniversion, sodass wir noch welche nachbestellen möchten. Wir müssen wieder 6 nehmen und zahlen nochmals 4€. Dass auch das versprochene WLan nicht funktioniert, hebt nicht gerade unsere Laune. Der normale Empfang über unsere SIM-Karten ist seit zwei Tagen kaum vorhanden. Wir können es kaum nutzen, um bei Komoot Touren anzusehen, oder bei Park4night Stellplätze für die nächsten Nächte zu suchen. Egal, die Sonne scheint, wir haben über 20Grad und klaren Himmel, also auf zu einer Radtour! Wir fahren den Donauradweg Richtung Sigmaringen bis zum Ortsteil Neumühle und zurück nach Beuron. Es ist eine ebenso wunderschöne Strecke wie das Stück Donau, das wir gestern gepaddelt sind. Dank der elektrischen Hilfe meines Akkus ist die Tour trotz Steigungen auch für mich eine Wohlfühltour. Danach brechen wir unsere Zelte in Beuron und dem Donautal ab und fahren weiter nach Villingen-Schwenningen im Schwarzwald zum Schwenninger Moos. Als wir auf dem großen Parkplatz ankommen, den maps me uns nennt, befürchte ich erst, dass meine Zielauswahl dieses Mal nicht so überragend zu sein scheint, aber wir werden eines besseren belehrt. Das Naturschutzgebiet Schwenninger Moos mit dem Nekarursprung und der Wasserscheide ist wunderschön. Auf den Weihern und in den Feuchtgebieten halten sich zahlreiche Vögel auf, es gibt Moor, Wald und sogar Heide. Zur Übernachtung fahren wir weiter nach nach Rottweil. Wir nutzen den Stellplatz vor dem Sportzentrum, denn ich will unbedingt morgen früh im Freibad duschen. Hoffentlich geht das dieses Mal mit heißem Wasser, nicht nur unter der Kaltdusche mit Badeanzug.
5.9. Ich habe Glück und kann mich im Freibad in Rottweil ausgiebig einer heißen Dusche hingeben, was ich sehr genieße! Außer mir sind im ganzen Bad nur zwei Frauen und alles ist gut belüftet, also sollte ich einigermaßen sicher vor Corona sein. Hier im Süden gibt es kaum Stellplätze, die über den Luxus einer Dusche verfügen und wenn, dann sind sie nicht auf unserem Weg. Nach dem Frühstück fahren wir in die Innenstadt von Rottweil und finden einen Parkplatz, auf dem man für 2€ 24 Std stehen kann, und da Wochenende ist, könnten wir hier sogar bis morgen stehen bleiben. Bis darauf, dass wir hier natürlich keinen Strom haben, ist der Platz genial. Wir haben ein verstecktes Plätzchen in der Ecke mit Hecke an zwei Seiten ausgewählt und in 5Minuten sind wir zu Fuß in der Fußgängerzone. Rottweil ist die älteste Stadt Baden Württembergs und gefällt uns ausgesprochen gut. Farbenprächtige alte Häuschen, viele mit Erkern und/oder Malerei, ein kleiner Park mit Ausblick beim Dominikanerkloster, ein netter Stadtturm, alles gut erhalten. Es herrscht lebhaftes Treiben in der Stadt, da Markt ist, sodass wir in der Fußgängerzone Masken anziehen. Nach dem Mittagessen im Womi leiste ich mir einen faulen Nachmittag, da ich müde bin und mich außerdem mein Buch fesselt. Stefan ist mit dem Fahrrad losgefahren und kann nach dem Ausflug von einer Katze berichten, die Leopardenmuster hatte und außerdem von einer Tischtennisplatte bei einem Altersheim, die als Esstisch draußen genutzt wird. 😟Schade, wir hätten gerne mal wieder eine Runde gespielt. Für 18Uhr besorgen wir uns online Karten für den Thyssenkrupp Elevator Testturm mit der höchsten Aussichtsplattform Deutschlands auf 232m. Der Turm hat insgesamt eine Höhe von 246m und wird, wie der Name sagt, zum Testen von Aufzügen genutzt. Es ist das höchste Bauwerk mit Textilfassade und kann Wind simulieren, da durch ein im Inneren angebrachtes Pendel der Turm in Schwingungen gebracht werden kann. Von außen hat er eine spiralförmige Hülle. Vom Aufzug aus hat man Sicht nach außen. Durch die Spiralform hat man beim Hinunterfahren das Gefühl, nicht nur abwärts, sondern auch leicht schräg zu fahren. Er ist rasant schnell. Der High Speed Aufzug schafft bis zu 64km/h. Die Außenplattform, die ungefähr halb um den Turm führt, bietet einen Blick bis Stuttgart, Schwarzwald und zur Schwäbischen Alb. Leider nur durch eine Plastikscheibe.
Wir beschließen den schönen Tag mit einer Pizza im Garten einer Pizzeria.
6.9. Für heute habe ich eine Wanderung durch die Schlichemklamm nördlich von Rottweil bei Komoot ausgesucht. Wir irren erst etwas umher, weil uns Google nicht wirklich zu einem Parkplatz geführt hat. Nach kurzer Suche, finden wir dann ein Plätzchen bei einem Sportplatz. Von hier fahren wir per Rad zum Einstieg in die Klamm. Die Wanderung stellt sich eher als ein gemütlicher Spaziergang entlang eines kleinen Flüsschens mit wenig Wasser, denn einer Klamm dar. Egal, es ist dennoch nett und wir laufen hin und zurück und fahren dann mit den Rädern wieder zum Womi. Letztendlich ist die Fahrradstrecke länger als die Wanderung. Weiter geht die Fahrt nach Donaueschingen zur Donauquelle. Über den Ursprung der Donau und ihrer Quelle gibt es ja zahlreiche Meinungen, hier befindet sich also ein Ursprung, nämlich die Quelle des Donaubaches, eingefasst in ein Steinrondel. Die Stadt kann uns trotz dem Schloss der Fürstenbergs nicht begeistern. Ein Gemisch aus Baustilen und nicht einmal eine Fußgängerzone, finden wir alles in allem nicht sehr einladend für Besucher. Nett ist allerdings, dass wir zentrumsnah einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz mit Strom nutzen können.
7.9. Irgendwann, wenn man unterwegs ist, holt einen die Hausarbeit ein, also haben wir als erstes heute Morgen unsere Wäsche in Bad Dürrheim in einem SB Waschsalon gewaschen. Danach geht es heute mehrmals am Tag hoch hinaus. Zuerst fahren wir noch mal nach Villingen zum Aussichtsturm „Wanne“. Es handelt sich um einen 30m hohen Metalturm, der schon 1888 hier errichtet wurde. Er verfügt über drei Plattformen und umso weiter man nach oben kommt, umso enger und schmaler wird die Wendeltreppe. Bis man oben ist, hat man nahezu einen Drehwurm, und schaut man direkt nach unten, kann es einem schon schummerig werden. Die Aussicht ist prima und die Form des Turms wirkt interessant. Er liegt auf einem Hügel oberhalb eines absoluten Nobelviertels. Hier sehen alle Häuser aus, als stammen sie aus einem Architekten Wettbewerb. Ohne Komoot wären wir hier nie auf die Idee gekommen, dass es hier irgendetwas für uns zu sehen geben könnte!
Weiter geht die Fahrt zum Schwarzwälder Touristen Hotspot nach Triberg. Wir besuchten die Triberger Wasserfälle, die wirklich schön sind, aber das wissen leider auch Tausende anderer Besucher. Auf dem Weg hoch zu den Wasserfällen müssen Masken getragen werden, was vernünftig, aber auch anstrengend ist, da der Weg recht steil ist. Triberg selbst liegt wunderschön, ist aber furchtbar touristisch, deshalb verlassen wir den Ort schnell wieder. Nicht nur, dass wir Corona gerne aus dem Weg gehen wollen, es interessieren uns auch keine Touristenshops mit Kuckucksuhren und Schwarzwaldmädelpuppen und einen Hut mit roten Bommeln will ich auch nicht aufsetzen.
Etwas außerhalb parken wir auf dem Parkplatz einer Loipe und essen zu Mittag. Danach trainieren wir es bei einer Wanderung zum Stöcklewaldturm gleich wieder ab. Leider hat die Gastronomie dort oben heute nicht geöffnet, aber dann würde der Trainingseffekt ja auch nicht funktionieren😉 Dort oben können Wanderer sogar übernachten. Es ist wirklich schön dort und wiederum hat uns die Wanderapp Komoot einen guten Tipp gegeben. Leider geht der Weg ein ganzes Stück an der Bundesstraße entlang, sonst ist auch die Wanderung nett. Über Nacht parken wir auf einem Parkplatz an der B500, die nachts aber nicht stark befahren ist und wo wir hoffentlich ruhig schlafen können. Es bietet sich mir auf jeden Fall ein sehr schöner Sonnenuntergangsblick aus meinem Alkovenfenster.
8.9. Unser Tag beginnt mit dem Versuch, einen Parkplatz am Titisee zu finden, aber da scheitern wir kläglich. Womis will man dort nicht, es sei denn, sie bleiben über Nacht und zahlen 40€ auf dem Campingplatz. Selbst dort würden wir wahrscheinlich noch nicht mal mehr einen Platz bekommen. Wir fahren also rund um den See und finden schließlich einen Platz auf einem Parkstreifen der B500. Von dort können wir durch eine Fahrradunterführung die Bundesstraße unterqueren und kommen dann auf den Fußweg rund um den See. Na bitte, geht doch! Wir laufen erst in östliche Richtung bis zur Seeterrasse eines Campingplatzes. Würden wir einen Platz und Schwarzwälder Kirschtorte hier finden, würden wir sicher ein Päuschen einlegen. Leider gibt es aber keinen Platz und nur Käsekuchen 🤷♀️, also laufen wir zurück und weiter nach Westen zum Ort Titisee Neustadt, der so überlaufen ist, dass wieder Maskentragen nötig ist. Keine Ahnung, warum an touristischen Orten wie diesem, wo es doch eigentlich um die Natur geht, Markenboutiquen und Schmuckläden aus dem Boden schießen und auch noch ein Riesenrad Kirmesgefühle wecken soll. Wollen die Besucher soetwas wirklich? Beim Riesenrad war jedenfalls gähnende Leere.
Zurück am Womi suchen wir den Weg zur Haslach Schlucht. Dort, wo laut Google ein Weg ist, gibt es keinen, aber die Straße schlängelt sich schon an der Haslach entlang. Nach etwas Sucherei finden wir ein Plätzchen, wo wir in einer Waldschneise parken können und ein Schild zum „Bähnle Radweg“ steht. Wir holen die Räder runter und fahren zuerst Richtung Gündelwangen. Dort führt der Weg dann nur noch an einer stark befahrenen Straße entlang, also kehren wir um und fahren in der anderen Richtung bis Lenzkirch. Unterwegs überqueren wir den beeindruckenden Klausenbach Viadukt. In Lenzkirch trinke ich dann das beste alkoholfreie Radler, das ich bisher getrunken habe, das Donau Radler. Von hier geht es zurück zum Womi. Auf dem Weg zu unserem Wohnmobilstellplatz für die kommende Nacht, stehen wir zirka eine Viertelstunde im Stau, da auf der Straße ein Motorradunfall passiert ist. Als wir endlich in Bonndorf ankommen, haben wir Glück, noch einen Platz zu erwischen. Eigentlich wäre hier das Duschen im Freibad inklusive, aber beim Freibad hat wegen Corona nur der Kiosk geöffnet und daher sind Duschen und Toiletten nicht nutzbar. Die Kurkarte, die wir für 1,20€ pro Person kaufen müssen und die eigentlich den kostenlosen öffentlichen Busverkehr zu den Wanderwegen einschließt, können wir auch nicht nutzen, da die Busse nur an Wochenenden fahren😥. Nunja, dann bleiben wir halt nur eine Nacht und müssen dann morgen mit dem Wohnmobil zur Wanderung in die Wutachschlucht fahren.
Bonndorf hat aber trotzdem etwas zu bieten: einen Japanischen Garten mit Kneippbecken (leider kein Onzen mit schönem heißen Wasser) und ein Schloss, wo der Stuck nur aufgemalt ist. Welcher drittklassige Herrscher hat das denn gebaut?
9.9. Heute ist Wandertag. Wir fahren von Bonndorf nach Bad Boll und wandern dann fast 13km in der Wutachschlucht. Stefan läuft von der Schattenmühle noch 3km nach Bad Boll zurück und holt das Womi, während ich in der Schattenmühle, die außer der alten Mühle auch eine Gaststätte ist, einkehre. Letzteres ist nicht zu empfehlen. Erst haben sie fast nichts von dem, was auf der Karte steht, dann warte ich über eine 3/4 Stunde auf einen Apfelstrudel, sodass Stefan in der Zeit die 3km zu Fuß und zurück mit Womi geschafft hat. Als ich dann noch auf der Karte sehe, dass sie für 0,5l Leitungswasser 2,50€ Servicegebühr verlangen, würde ich am Liebsten die Bestellung rückgängig machen. Für ein alkoholfreies Weizen und einen Apfelstrudel mit Sahne und einer Eiskugel darf ich 10,80€ hinblättern. Der Preis für Strudel auf der Karte war ohne Eis und Sahne angegeben😬
Die Wanderung durch die Schlucht hingegen ist sehr schön, wenn auch recht lang und anstrengend für mich. Meine Knie sind jetzt fürs Erste wieder sauer🤷♀️
Am Nachmittag fahren wir weiter zum Schluchsee, sehen uns den Ort an und genießen den Blick auf den See vom Strandbad aus. Er ist wirklich sehr schön und längst nicht so überlaufen wie der Titisee. Wir parken außerhalb des Ortes auf dem Parkplatz eines Sportzentrums neben einer Kneippanlage und mit einem kleinen Wanderweg zu einem Turm, den wir uns morgen früh näher ansehen werden.
10.9. Eigentlich will ich ja heute nicht wandern, nachdem meine Knie gestern schon gelitten haben, aber es kommt anders. Nach miserabler Nacht, weil wir schief standen und es mir kalt war, entscheiden wir heute Morgen nur „noch schnell mal auf den Riesenbühlturm“ oberhalb unseres Übernachtungsplatzes zu klettern und uns dann fürs Frühstück ein netteres Plätzchen zu suchen. Wir stehen nämlich nicht nur auf dem Parkplatz des Sportplatzes, sondern auch neben einer Firma, wo ab 7Uhr mit Baggern und Maschinen herumgefuhrwerkt wurde. Wir müssen dafür aber erst einmal ca 1,5 km den Berg hochwandern, um dann den 36,5m hohen Turm zu erklimmen. Von oben haben wir einen tollen Blick über den Schluchsee. Bei noch klarerem Wetter soll man bis zum Säntis in der Schweiz gucken können. Wir können heute aber nur schemenhaft die Alpen wahrnehmen. Die Anlage rund um den Turm ist wirklich schön gestaltet mit Schutzhütte, Picknickplatz und Liegebank. Nach dem Abstieg machen wir unser Vorhaben wahr und fahren los auf der Suche nach einem Frühstücksplatz. Es dauert nicht lange und wir finden ein schönes Plätzchen am Windgfällweiher. Frisch gestärkt geht es von hier aus zum Feldberg. Da wir keine horrenden Summen fürs Parken bezahlen wollen, stellen wir uns wie viele Andere auf den Seitenstreifen der Zufahrtstraße. Von hier ist es noch etwa 1km zur Bergbahn. Stefan fährt mit dem Rad hoch, ich will erst gar nicht hoch, da ich vermute, dass wir bereits 2012 bei einer Wohnmobiltour dort oben waren. Als er jedoch weg ist, entscheide ich mit um und beeile mich, den Kilometer zur Bergbahn entlang der Straße zu laufen. Ich bekomme auf meinen Behindertenausweis Ermäßigung und fahre mit der Bahn zur Bergstation. Oben muss ich erkennen, dass es zum Gipfel noch einmal ca.einen Kilometer zu laufen ist. Ich habe aber in der Eile gar keine Jacke mitgenommen und zittere schon jetzt. Stefan ist inzwischen wieder zurück beim Womi, hat aber seinen Schlüssel vergessen, sodass er noch ein zweites Mal mit dem Rad hoch zur Bergstation fährt, um sich meinen zu holen und mich dann von der Talstation mit dem Womi abzuholen, damit ich nicht nochmal einen Kilometer an der befahrenen Straße zurück zur Parkbucht an der Bundesstraße laufen muss. Jaja, Planung ist alles! An der Bahn hätten wir 10€ fürs Parken bezahlt. Noch nicht genug von der Natur, ist unser letzter Stopp die Todtnauer Wasserfälle. Bei jeder Wanderung riecht man inzwischen den Herbst kommen. Die Natur versprüht einen Duft wie nach überreifem Obst, auch wo kein Obst wächst. Leicht süßlich faulig, aber nicht unangenehm. Das habe ich bisher nirgends so stark wahrgenommen wie in diesem Urlaub hier in Süddeutschland.
Da wir bis Sonntagabend, also in 3 Tagen, wieder in Bad Harzburg sein müssen, weil Stefan einen Impftermin am Montagmorgen hat, sind wir nach den Wasserfällen ein längeres Stück nach Nordosten gefahren. Wir übernachten auf einem kostenlosen Stellplatz in Haigerloch, mit Strom, wo wir sogar gegenüber beim Freibad Toilette und Dusche nutzen können. Dort gibt es sogar WLan!
11.9. Unsere Rückreise erweist sich bisher als sehr entspannt. Bevor wir heute Morgen Haigerloch verlassen haben, war erst noch ein Besuch im „Atomkeller“ unser Ziel. Das Museum wird von der Stadt folgendermaßen beschriebenen:
„Schweres Wasser statt kühles Bier – Haigerloch schreibt Wissenschaftsgeschichte: wegen der Bombardierung Berlins verlegten die Kernphysiker um Professor Heisenberg und Professor von Weizsäcker ihren Versuchsreaktor 1944 ins ferne Haigerloch. Versteckt und sicher im Muschelkalk des schmalen Eyachtals, geschützt durch mächtige Felsen, kommt die Kettenreaktion im Uranreaktor in Gang. Die ganze spannende Geschichte erfahren Sie heute im Atomkeller-Museum – dem ehemaligen Bierkeller des Haigerlocher Schwanenwirts, der damals zum Höhlenforschungslabor umgebaut wurde“.
Spannend für uns besonders auch, weil wir vor kurzem noch einen Film darüber gesehen haben, dass die Deutschen das notwendige schwere Wasser dringend aus norwegischer Produktion benötigten, um ihre Atombombe zu bauen, und wie dort mit viel Geschick immer wieder Verzögerungstaktiken eingesetzt wurden, um nicht ausreichend zu produzieren. Leider haben wir nur gut 20Minuten Zeit, um uns das Museum anzusehen, weil dort von 12-14Uhr Mittagspause gemacht wird. Dafür nimmt uns die Dame freundlicherweise nur 3€ statt 8€ ab und ich habe die wichtigsten Schautafeln fotografiert, sodass wir nun im Anschluss noch nachlesen können. Danach lassen wir uns von dem Städtchen auf einem Spaziergang verzaubern. Wir hatten keine Ahnung, wie nett die Stadt ist. Wir kannten sie bisher nur aus den Verkehrsmeldungen. Es gibt eine Ober- und eine Unterstadt verbunden durch steile Gässchen mit tollen Ausblicken auf die grünen Hänge, auf denen die Schlosskirche thront. In der Oberstadt gibt es außerdem die evangelische Wallfahrtskirche St. Anna mit einer Nachbildung von Leonardo da Vincis Abendmahl und ein Museum in der ehemaligen Synagoge, das leider nur samstags geöffnet hat. Man kann an den Infotafeln und der Gedenktafel am Museum jedoch erkennen, dass es vor den Nazis hier ein lebendiges jüdisches Leben gegeben hat. Auch den jüdischen Friedhof können wir besuchen, der eine traumhafte Lage an einem grünen Hang hat. Man bekommt Gänsehaut, wenn man sich vorstellt, wie durch dieses beschauliche Örtchen zur Progromnacht die zerstörerischen Nazihorden grölend mit Fackeln und Knüppeln gezogen sein müssen und alles jüdische in ihrem Hass zerschlagen, die Synagoge abgefackelt und Menschen vernichtet haben. Ich habe im Internet einen Artikel aus dem Schwarzwälder Boten hierzu gefunden:
“ Auch in Haigerloch wurde die 1783 erbaute Synagoge geschändet. Etwa 50 SA-Männer aus Sulz rückten gegen 4 Uhr morgens mit Haigerlocher SA-Leuten ins jüdische Wohnviertel Haag ein. und zerschlugen 111 Fenster, drückten die Tür der Synagoge ein und demolierten deren Einrichtung. Der Unterrichtsraum im israelitischen Gemeindehaus wurde ebenso vernichtet. Der Lehrer Gustav Spier musste mit ansehen, wie die Nationalsozialisten seine Wohnung eine Etage über dem Unterrichtsraum zerstörten. Etwa 30 000 Menschen wurden in den Tagen nach der Reichspogromnacht in Konzentrationslager verschleppt. darunter auch zwölf jüdische Bürger Haigerlochs. Sie wurden in „Schutzhaft“ genommen, wie die Nazis die nächtliche Verhaftungswelle beschönigend umschrieben. Elf dieser Haigerlocher Juden wurden am 12. November 1938 ins Konzentrationslager nach Dachau deportiert. Insgesamt wurden mindestens 278 Menschen von Haigerloch aus in die Konzentrationslager in Osteuropa deportiert; nur zehn von ihnen überlebten.“
Unser nächstes Ziel ist erfreulicher, wir stoppen bei den Hessigheimer Felsengärten, fahren ein Stück des Rundweges mit dem Rad und laufen dann eine Runde durch die Felsgärten mit einem traumhaften Blick über die Weinhänge und den Neckar. Wieder beim Womi auf dem Parkplatz angekommen, entdecke ich ein Werbeschild für eine Besenwirtschaft. Wir fühlen uns gleich in unsere Jugend in Koblenz und Bad Kreuznach zurückversetzt, wo wir häufiger in einer Besenwirtschaft Federweißer und Zwiebelkuchen genossen haben. Heute trinken wir zwar keinen Alkohol mehr (was ich an solch besonderen Stellen auch mal bedauere😉), aber wir wollen wenigstens versuchen, etwas anderes dort zu uns zu nehmen und in Erinnerungen zu schwelgen. Wir fahren also mit dem Rad zum „Fasanenhof“. Leider gibt es den Zwiebelkuchen auch nur mit Speck, also essen wie untypisch einen Käseigel und trinken alkoholfreies Bier 🤷♀️.
Unsere Nacht verbringen wir in Weinsberg bei Heilbronn, das wir morgen früh erobern wollen. Auch dieser Stellplatz ist kostenlos und wir haben sogar kostenloses WLAN 👍
12.9. Mein Frühsport besteht heute aus einer Wanderung steil bergauf durch Weinberge zur Burgruine Weibertreu. Der Name ist zu Ehren der Frauen, die 1140 nach der Kapitulation ihre Männer vor der Hinrichtung schützten, indem sie sie auf dem Rücken den Berg runter trugen. Unterwegs kommen wir an den Resten eines römischen Bades vorbei.
Danach verabschieden wir uns von Baden Württemberg und schaffen es noch bis Fulda. Unterwegs legen wir einen Zwischenstopp in Tauberbischofsheim ein. Ich würde sagen, für eine Fahrtunterbrechung ist die Stadt in Ordnung, aber so wirklich etwas besonderes ist sie nicht. Rund um den Marktplatz stehen einige prachtvolle Fachwerkhäuser, das neugotische Rathaus, das Schloss mit Türmersturm und ein Brunnen mit sehr lebensechten Figuren finden wir sehenswert.
Nun verbringen wir noch eine Nacht in Fulda und dann beenden wir den ersten Teil unserer „Reise in den Süden“ morgen zu Hause.
Teil II – Von Bad Harzburg über Hessen in den Odenwald, Schwarzwald und das Allgäu
18.9. Nach noch nicht einmal einer Woche in Bad Harzburg, sind wir wieder unterwegs Richtung Süden. Unser Ziel heute ist die Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen. Wie oft sind wir an diesem Ort schon auf der A7 vorbeigefahre? Man kennt ihn eigentlich nur durch den Autohof an der A7, aber bei meiner Suche nach interessanten Zielen für Zwischenstopps, begegnete mir diese KZ Gedenkstätte. Das Gebäude ist ein ehemaliges Benediktinerkloster mit einer sehr bewegten Geschichte. Bereits in der Reformation wurde es seines Zwecks enthoben und zum Speicher ausgebaut. Es folgte 1874 eine Nutzungsänderung in ein Arbeitshaus. Sogenannte arbeitsscheue Menschen sollten hier zur Arbeit angetrieben werden. Neben Bettlern, Landstreichern und Prostituierten wurden auch Jugendliche untergebracht, die als verwahrlost galten. Gleichzeitig war außerdem ein Altersheim untergebracht. Als dann die Nazis an die Macht kamen, wurde es 1933 als KZ für politische Gegner umgewidmet. In den Medien wurde darüber auch ausgiebig berichtet. Laut der Berichte sollten KZs nicht zur Vernichtung, sondern zur Umerziehung und Anpassung an das neue Regime dienen. Einige Insassen durften nach ein paar Monaten, die ausreichten, um sie körperlich und seelisch zu brechen, wirklich das KZ verlassen. Für viele andere war es aber auch der Beginn einer grauenhaften Odyssee durch verschiedene Lager bis zum Tod. 1934 wurde das KZ geschlossen, aber 1940 in noch größerem und schlimmerem Maße als Arbeitserziehungslager bis zum Kriegsende genutzt. Hier wurden zumeist ausländische Zwangsarbeiter, die sich nur das geringste zu Schulden hatten kommen lassen, wie unerlaubte Entfernung vom Arbeitsplatz, Liebesbeziehung zu Volksdeutschen o.ä. und Juden unter schlimmsten Bedingungen untergebracht und zur Arbeit gezwungen. Kurz vor Kriegsende kam es in zwei Fällen noch zu Massakern, bei denen etliche Gefangene erschossen wurden.
In den Entnazifizierungsprozessen der 50iger Jahre kamen der Leiter und die Wärter als Mitläufer mit einer Geldstrafe davon. In der Chronik des Ortes war für die nächsten 30Jahre nichts mehr über diese grauenhafte Zeit zu lesen. Ab 1952 bezog das Mädchenerziehungsheim Fuldatal die Anlage. Ende der 60iger kam auch dieses aufgrund seiner Methoden in die Schlagzeilen. Ende 1973 wurde es als letztes geschlossenes Erziehungsheim dicht gemacht. Zeitgleich mit den freiheitsbeschränkenden und erniedrigenden Einrichtungen wurde eine Hälfte der Kirche für Gottesdienste der evangelischen Kirche genutzt!
Seit 1974 befindet sich nun eine offene psychiatrische Klinik in der ursprünglichen Klosteranlage und ein Teil ist seit 1984 Gedenkstätte, nachdem die Gesamthochschule Kassel und der Landeswohlfahrtsverband alte Akten aufgedeckt und Kontakte zu Überlebenden des KZs aufgenommen und mit ihren Erkenntnissen eine Ausstellung zusammengestellt haben. Sie bietet als außerschulischer Lernort wertvolle Aufklärung für kommende Generationen.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte sehen wir uns in Guxhagen etwas um und essen einen Eisbecher, bevor wir nach Grifte, 3km entfernt auf der anderen Autobahnseite, unseren Stellplatz anfahren. In Grifte mündet die Eder in die Fulda und man kann hier einen netten Spaziergang auf dem Radwanderweg zur Mündung unternehmen. Mit Blühstreifen und einem geschütztem Lerchennistgebiet gibt es hier einige ökologische Ansätze. Auch die Kläranlage scheint zumindest zum Großteil durch Sonnenkollektoren betrieben zu werden.
19.9. Heute Morgen brechen wir in Richtung Wetzlar auf und entscheiden uns, noch einen Stopp in Gießen einzulegen. Leider hat das Justus Liebig Museum, das ich gerne besuchen würde, coronabedingt geschlossen. Gießen ansich finden wir nicht besonders interessant. Es ist deutlich eine Unistadt, was an vielen Cafés, Bars und der Art der Läden und natürlich dem jungen Publikum in der Innenstadt ablesbar ist. Somit hat die Stadt sicher viele Angebote und Lebensqualität, aber die Bausubstanz finden wir nur modern und nichtssagend. Eine Altstadt vermissen wir ganz. Unser eigentliches Ziel, Wetzlar, überrascht uns äußerst positiv. Es fängt damit an, dass wir Probleme haben, den Wohnmobilstellplatz zu finden. Das Navi führt uns mitten durch die Altstadt. Eine Frau in einem Café beobachtet unsere Rumkurverei und kommt zum Womi und bietet Hilfe an. Sie erklärt uns den Weg und teilt uns noch auch mit, dass es einen Ausweichplatz gäbe, wenn der gesuchte voll sei. Wir finden daraufhin den Platz, aber die 5 ausgewiesenen Plätze mit Strom sind leider bereits besetzt. Wir machen uns gerade auf die Suche nach einem freien Parkplatz, um wenigstens von hier aus die Altstadt besuchen zu können, als einer der parkenden Womifahrer mit seinem Parkschein bis Montag! zu uns ans Fenster kommt und meint, er führe jetzt ab und wir könnten seinen Platz und das bereits bezahlte Ticket haben! Wir sind überglücklich und parken ein. Nun können wir die Stadt in Ruhe erkunden. Wir schlendern durch den Park, genannt Colchester Anlage, wo es eine Ausstellung berühmter jüdischer Sportler zu sehen gibt. Wir fotografieren die mittelalterliche Steinbrücke über die Lahn und genießen dann die netten Gassen der Altstadt. Bei einem Café der Lebenshilfe wollen wir gerne einkehren, aber sie schließen gerade. Eine freundliche Mitarbeiterin drückt uns jedoch ein Gutscheinheft für Wetzlarer Gastronomie und Geschäfte in die Hand und lädt uns ein, doch am Dienstag wieder zu kommen. Da werden wir sicher weg sein, aber das Gutscheinbuch nutzen wir noch aus. Wir besuchen das Forum in der Neustadt, eine große Einkaufspassage und bekommen 1 1/2 kostenlose Kaffee zu unserem Kuchen. Als wir am Abend wieder im Womi ankommen, bestellen wir mit einem weiteren Gutschein bei einer Pizzeria und bekommen zwei gut belegte Pizzen, zwei Salate und einen Liter Cola für nur 13,50€ zum Womi geliefert. Wirklich unglaublich, diese Stadt😀
20.9. Wir verlängern unseren Aufenthalt in Wetzlar bis morgen. Die Stadt und Umgebung ist zu schade für nur einen Tag. Wir schwingen uns auf die Räder und erkunden ca 1 1/2Std die Umgebung. Es gibt einen ehemaligen Militärplatz Magdalebenhausen wo heute das Naturschutzgebiet Wetzlarer Weinberg, seltenen Faltern, Tausendgüldenkraut, Feldthymian und anderen seltenen Pflanzen einen geschützten Raum bietet. Bei schönstem Wetter genießen wir die Natur. Tagsüber scheint derzeit strahlend die Sonne und erwärmt die Luft bis in die mittleren 20Grad, des nachts wird es aber schon ganz schön frisch bis unter 10 Grad. Heute Morgen habe ich den Heizer eingeschaltet zum Frühstück, jetzt am Nachmittag die Klimaanlage, weil es zu warm wird.
Nach dem Mittagessen besuchen wir das Viseum in Wetzlar, ein Museum über Licht und Optik mit einigen Versuchsstationen, die aber wegen Corona leider nur teilweise bedienbar sind. Auch innerhalb der Stadt findet man immer wieder Stationen, wo man optische Phänomene ausprobieren kann. Wen wundert es, in der Geburtsstadt der Leica? Wir werfen auch einen Blick in den gotischen Dom, aber er gefällt uns nicht. Er wirkt auf uns dunkel und beklemmend.
Nach Sport, Wissen und Kultur folgt der Genuss: wir verdrücken zwei leckere Eisbecher in der schönen Altstadt. Danach widme ich meine Zeit der Lektüre meines spannenden Buches, während Stefan noch eine Runde mit dem Rad dreht. Morgen geht die Fahrt weiter Richtung Südwesten.
21.9. Wieder haben wir einen Ort zum Verlieben gefunden! Von Seligenstadt hatte ich bisher noch nichts gehört, habe aber gestern Abend bei Google ein paar interessante Sehenswürdigkeiten gefunden. Wir fahren also heute Morgen zum Parkplatz beim Freibad von Seligenstadt, auf dem auch ein paar Plätze für Womis ausgewiesen sind. Ein ruhiges Plätzchen, ohne weitere Infrastruktur wie Ver- oder Entsorgung, aber das haben wir noch in Wetzlar erledigt, und auf Strom werden wir eine Nacht verzichten können. Ganz in der Nähe befindet sich die Wasserburg Klein- Welzheim, die vom Besitzer wunderbar restauriert und in Schuss gehalten ist. Von hier wandern wir zur Mainpromenade, die gleichzeitig der Mainradwanderweg ist. Ich habe selten so viele Radfahrer wie auf dem Weg und in der Stadt gesehen! Der Weg entlang des Mains ist aber auch wirklich schön und Seligenstadt eine reine Augenweide. Wenn Goslar wegen seiner Altstadt Weltkulturerbe ist, dann müsste es Seligenstadt ebenfalls sein. Es verfügt über eine wunderschöne einheitliche Fachwerkarchitektur und alles befindet sich in sehr gutem Zustand. Man sieht, dass die Stadt darauf sehr großen Wert legt, so ist es ein wahres Vergnügen, durch die Altstadt zu schlendern.
Morgen wollen wir voraussichtlich per Rad nach Aschaffenburg auf dem Mainradweg fahren und später dann weiter mit dem Wohnmobil Richtung Süden.
22.9. Wie geplant fahren wir mit den Rädern nach Aschaffenburg, dazu setzen wir mit der Fähre von Seligenstadt auf die andere Mainseite über und sind nun in Bayern. Danach führt uns der Radweg immer entlang des Mains. Er ist wirklich gut befahren, muss ich sagen. Es ist eine schöne Strecke, und nach gut 20km haben wir unser Ziel erreicht. Wir lustwandeln durch den Palastgarten des Pompejanums. Das Pompejanum wurde zwischen 1840 und 1851 nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri in Pompeji im Auftrag Ludwigs I. erbaut. Man hat von hier einen schönen Blick über den Main und auf das Schloss Johannisburg in der Altstadt von Aschaffenburg. Der Garten ist mit mehreren Springbrunnen und lauschigen Plätzchen ein netter Rückzugsort. Ins Pompejanum hinein gehen wir jedoch nicht, weil antike Kunst uns nicht so begeistert und wir aufgrund von Corona nicht ganz so interessante Gebäude vermeiden. Wir sehen uns lieber die Altstadt an. Das Schloss ist imposant und uns hat Schöntal gefallen, eine großzügige Parkanlage. Die Stadt ist nett und lädt zum Verweilen ein, besonders beim leckeren,“Frida’s Eis“, aber so gut wie das beschauliche und wunderschöne Seligenstadt gefällt es uns nicht. Es ist halt auch größer. Wir fahren nach ein paar Stunden gemeinsam mit den Rädern wieder zurück nach Seligenstadt. Bis ca 5km vorm Ziel geht es auch ganz gut mit meinem Fahrrad, aber dann fängt der Motor an zu spinnen. Obwohl laut Anzeige noch genügend Energie im Akku ist, schaltet sich der Motor immer wieder ab. Ich bin ziemlich entnervt und befürchte, dass entweder Motor oder Akku den Geist aufgeben. Nicht genug damit, hupt dann auch noch ein Auto hinter uns, als wir gerade unseren Stellplatz mit dem Womi verlassen haben und vielleicht 500m zurückgelegt haben. Der rechte hintere Reifen ist komplett platt. Da wir weder ausreichend Werkzeug mithaben und uns den Wechsel auch nicht zutrauen, rufen wir den ADAC. Dafür ist man ja in so einem Verein. Nach ca 15Minuten kommt ein ADAC Pannendienst, und der Mechaniker hat seine liebe Mühe, unseren Ersatzreifen unter dem Womi los zu bekommen, trotz Know How und Werkzeug. Nach rund einer halben Stunde ist der Ersatzreifen angebracht und der kaputte liegt nun in unserem“Wohn-Schlafzimmer. Er ist an einer Stelle geplatzt, da ist nichts zu retten. Morgen versuchen wir zwei neue Reifen zu bekommen und sie anbringen zu lassen, damit wir wieder sicher fahren können. Da wir wissen, dass unser letzter Stellplatz leider schon voll belegt ist für die nächste Nacht, fahren wir zu einem auf Plakaten und Flyern beworbenen mit Strom und drum und dran. Die Enttäuschung ist groß, denn anstelle eines Platzes am Wald, mit Hecken zwischen den Parzellen, WLan und Schnick Schnack, befinden wir uns direkt neben einer Autobahn im Gewerbegebiet von Rodgau, auf einem Schotterplatz, ohne WLan und mit Strafandrohung bereits an der Einfahrt, falls man erst seinen Platz sucht und dann erst zahlt, eine happige Strafgeühr zahlen zu müssen. Kameras überwachen das! Naja, Strom haben wir, auf die Duschen verzichten wir beim Extrapreis von 8€ und das eintönige Rauschen der Autobahn versuchen wir auszublenden. Hoffen wir, dass wir morgen schnell unsere Reparatur erledigt bekommen und weiter Richtung Süden fahren können.
23.9. Nach einer guten Nacht trotz Autobahnrauschen, machen wir uns auf die Suche nach einer Reifenwerkstatt. Die erste hat unsere Reifengröße nicht vorrätig, Bestellung würde zwei Tage benötigen. Die Werkstatt, die uns geraten wird, hat sie zwar auch nicht vorrätig, aber kann zwei Reifen bis morgen bestellen. Da die Werkstatt sehr groß ist und auch eine Halle hat, wo Womi sich nicht das Dach stößt, sagen wir zu. Netterweise dürfen wir auf dem Mitarbeiterparkplatz heute Nacht übernachten. Da wir auf dem Weg eine S-Bahn Station gesehen haben, komme ich auf die Idee, doch seit langem mal wieder einen Abstecher nach Frankfurt/Main zu unternehmen. Mit Wohnmobil dürfen wir dort eh nicht hinfahren wegen der Umweltzone. Also kaufen wir uns ein Tagesticket und schwelgen mal wieder in Erinnerung. Das Jugendamt, in dem ich mein Anerkennungsjahr absolviert habe, finde ich leider nicht mehr. Gleiches gilt für Stefan und seine Praktikumsstelle in der Beratungsstelle für Männer. Stattdessen entdecken wir eine Jüdische Gedenkstätte, das „Museum Judengasse„, mit einer interessanten Ausstellung über die Jahrhunderte alte Geschichte der Juden in Frankfurt. Seit dem 12.Jahrhundert gibt es eine jüdische Gemeinde, die 1462 in das erste europäische Judenghetto, die Judengasse, verbannt wurde. Zu der Zeit gab es aber noch lebhafte Verbindungen zum Rest der Stadt, und mit Hilfe des Kaisers konnte der jüdische Rat noch einige Rechte für sich gegen die Stadtverwaltung Frankfurts durchsetzen. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts lebten bereits rund 2700 Juden in der Judengasse und es war die größte jüdische Gemeinde Europas. Die Nazis zerstörten Synagogen, der Jüdische Friedhof wurde platt gemacht und zur Müllkippe erklärt und tausende Juden vertrieben oder deportiert. Die Gedenkstätte am Börneplatz erinnert an rund 12000 Opfer. Als 1987 beim Bau einer neuen Stadtwerke die Fundamente der alten Judengasse und Reste von Grabsteinen gefunden wurden, kam die Forderung auf, nach der Ausgrabung der alten Gemäuerreste und Errichtung einer Gedenkstätte bzw. eines Museums. Erst auf Drängen konnte der Konflikt, der bundesweite Ausmaße annahm, gelöst werden und zumindest ein Teil der Gebäudereste in dem Museum Judengasse der Öffentlichkeit das jüdische Leben in Deutschland nahebringen.
Nach diesem Blick in die traurige deutsche Geschichte, widmen wir uns den schönen bzw architektonisch interessanten Stellen Frankfurts. Wir laufen vom Römer über den „Eisernen Steg“ über den Main nach Sachsenhausen und machen zahlreiche Fotos von der Skyline Frankfurts. Die krasse architektonische Zusammensetzung von historischen und ultramodernen Gebäuden, und die Hochhausskyline, die Frankfurt auch den Kosenamen „Mainhatten“ gegeben hat, wirkt bei Sonnenuntergang einfach klasse. Am Abend fahren wir mit dem festen Vorsatz zurück nach Nieder-Rhoden zu unserer Werkstatt, in nächster Zeit irgendwann mal für mehrere Tage nach Frankfurt zu fahren und die zahlreichen Museen, Kunsthallen und anderen Sehenswürdigkeiten ausgiebiger zu besuchen.
24.9. Die letzte Nacht war eine der unruhigsten unserer Womiübernachtungen. Ich hätte nicht gedacht, dass in einem Gewerbegebiet nachts soviel los ist. Ständig fuhren LKWs vorbei und rumpelten über eine Straßenunebenheit. Nunja, wir sind dankbar, bei unserem Reifenhändler stehen zu können, so können wir heute Morgen gleich das Wohnmobil mit Schlüssel abgeben und zu einer Radtour starten. Eigentlich habe ich eine Tour mit Strandbad geplant und mich schon auf eine Dusche gefreut, aber das hat für dieses Jahr seine Saison bereits beendet. Wir fahren also eine Runde von Nieder Roden zum Gedenkstein des NS -Lagers Rollfeld und kehren zum Abschluss in Nieder Roden in einer Eisdiele ein. Es war eine sehr schöne Strecke, die die meiste Zeit über gute Wege durch einen Wald führte, der bereits zu herbsteln begann und entlang von Bienenwiesenstreifen. Gegen 15Uhr hat unser Womi zwei neue Hinterreifen und der Mechaniker schafft es auch mit viel Mühe, den Ersatzreifen wieder unter der Karosserie anzubringen. Er flucht ebenso, wie der ADAC Mechaniker beim Abbau des Reifens. Wir machen noch einen Abstecher nach Hanau, weil wir den Opfern des Attentats vom Februar diesen Jahres gedenken wollen. Noch befinden sich Bilder, Blumen und Kerzen am Gebrüder Grimm Denkmal, aber im Stadtrat wird eine eigene Gedenkstätte o.ä. geplant. Die Stadt gefällt uns überhaupt nicht. Die Innenstadt erscheint uns auf den ersten Blick absolut nichtssagend, sodass wir sie nach knapp einer Stunde wieder verlassen und zu unserem Übernachtungsplatz nach Breuberg, südwestlich von Aschaffenburg weiterfahren. Am Abend beginnt es zu regnen, sodass wir mit einer ruhigen Nacht rechnen können, da sich die Ortsjugend, die zu Beginn den Platz noch mit Mopeds frequentiert, verzieht.
25.9. In der Nacht hat es immer mal wieder geregnet und heute Morgen ist es mit 11Grad auch ziemlich frisch. Nach dem Frühstück wandern wir über eine wirklich steile Bruchsteintreppe durch Weinberge hoch zur Burg Breuberg in Breuberg-Neustadt. In der Burg ist ein Museum, das aber wegen Corona geschlossen hat und?… richtig, natürlich wieder eine Jugendherberge 😂!
Danach statten wir dem Örtchen noch einen Besuch ab. Zu sehen gibt es einen Marktplatz mit netten Fachwerkhäuschen und einer schönen Marktlinde. Außerdem steht im Ort noch ein Marktkreuz, das letzte, das noch in Deutschland an seinem Ursprungsort zu finden ist laut Erklärungstafel. Das Kreuz weist auf den Marktfrieden hin, den jeder besaß, der auf dem Markt seine Waren anbot oder seine Einkäufe tätigte.
Wir verlassen die Stadt gegen Mittag und fahren zum Campingplatz in Wörth am Main. Wir planen, dort zu übernachten, um heute unseren Wasch- und Duschtag einzulegen. Als wir gegen 13 Uhr ankommen, ist die Schranke wegen Mittagspause geschlossen. Wir parken auf dem Parkplatz und suchen die Anmeldung, wo wir uns bereits Wasch- und Duschmarken besorgen, aber noch nicht einchecken können. Wir nutzen die Zeit, um unsere Wäsche und uns wieder auf Vordermann zu bringen und entscheiden dann, dass uns der Aufenthalt auf dem Campingplatz nicht recht zusagt. Es ist so ein typischer Dauercamperplatz. Wir entscheiden uns, weiterzufahren bis Mosbach, da wir morgen gerne in der Margarethenschlucht wandern wollen. An Stefans Geburtstag wollen wir ja etwas besonders schönes unternehmen. Hoffentlich spielt das Wetter mit, denn es regnet wieder und auch für morgen ist Regen angesagt, was nicht für eine Schluchtwanderung spricht.
26.9. Stefans Geburtstag fängt ziemlich trüb an. Es regnet seit heute Nacht, er hatte Kopfschmerzen und als wir Kaffee kochen wollen, stellen wir fest, dass gerade heute Morgen unser Gas am Ende ist. Also müssen wir rund 10km fahren, um im Baumarkt neue Gasflaschen zu besorgen. Zum Glück ist unser Stellplatz noch frei, als wir zurückkommen und auch den Rest unseres Stromes können wir noch nutzen. Wir frühstücken gemütlich und als es etwas trockener wird, gehen wir ins Stadtzentrum und besuchen ein Sozialkaufhaus und die Altstadt. Den Rest des Tages verbringen wir im Wohnmobil mit Lesen, Kartenspielen und Essen. Wir hoffen, dass wir morgen doch noch eine Chance bekommen, die Margarethenschlucht zu durchwandern.
27.9. Die Sonne hat uns wiedergefunden! Auch wenn es heute Morgen noch bewölkt ist und es seit gestern Nachmittag die ganze Nacht hindurch gegossen hat, können wir heute unsere Wanderung durch die Magaretenschlucht unternehmen. Die Strecke ist nur kurz, aber dafür warnen Schilder vor den alpinen Bedingungen und selbst bei Komoot war sie als schwarz, also als Strecke, die besonderes Können verlangt, angegeben. Hätte ich nicht vorher einen Kommentar gelesen von einer Bloggerin, die sich auch als nicht besonders bergsportlich darstellt, die Wanderung aber dennoch empfahl, hätte ich wahrscheinlich keinen Mut. So bewaffne ich mich also mit Wanderstöcken und wandere mutig los. Man muss auf teils rutschigen Steinen bergab (wenn man vom Wanderparkplatz kommt) und mehrmals den Wasserfall überqueren, aber es sind Seile angebracht zum Festhalten und wir haben das Glück, dass wir auch ohne Schuhe auszuziehen trockenen Fußes über das Wasser kommen. Auf dem Rückweg, der sanft bergauf geht, genießen wir einen schönen Blick auf den Neckar. Ich überlebe die Schlucht unbeschadet😂Nach diesem beeindruckenden Naturerlebnis fahren wir südwestlich und kommen durch Sinsheim. Hier gibt es anscheinend zu wenig Einwohner, denn an mehreren Stellen in der Stadt stehen oder sitzen menschengroße Figuren. Sie sehen zum Teil so witzig aus, dass wir einen Zwischenstopp einlegen. Eine „Familie“ steht zum Beispiel in Badekleidung am Fluss mitten in der Stadt und eine ganze Gruppe stellt eine Polonaise vor der Stadthalle dar. Da muss Stefan sich natürlich gleich einreihen 😂. Diese Figuren erinnern mich an unsere Erlebnisse in Japan. Hier gibt es ein ganzes Tal, dass die Toten durch Puppen ersetzt.
Unser Tagesziel ist heute das Kloster Maulbronn, das als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Um den alten Klosterhof reihen sich diverse Klostergebäude, ein Rathaus und Gaststätten. In einem Gebäude findet gerade eine Ausstellung zum deutschen Grundgesetz statt. Die Führungen sind eigentlich ausgebucht, man kann aber alleine in die Ausstellung gehen und so haben wir von einer Führung in coronagemäßem Abstand auch noch etwas mitbekommen.
Nebenan befindet sich ein Gymnasium mit Internat, in dem bereits bekannte Persönlichkeiten wie Keppler, Hölderlin und Hesse etc. die Schulbank gedrückt haben. Hinter dem Kloster kommt man zu einem Strandbad am „Tiefen See“, in dem sich Wolken und Bäume fotogen spiegeln. Die Nacht verbringen wir auf dem Stellplatz ganz in der Nähe des Klosters.
28.9. Inzwischen wird es nachts schon ganz schön kalt. Wir haben zwar noch keine Minusgrade, wie der Wetterbericht für Teile Deutschlands voraussagte, aber +5⁰ sind auch kalt genug. Heute Morgen beim Aufstehen zeigt das Thermometer 8⁰ und wir sind froh, unseren Heizer anschmeißen zu können. Unser Kühlschrank hat auch schon gemerkt, dass es draußen kälter wird und kühlt leider um die Wette, sodass unser Quark heute morgen gefroren ist. Nach dem Frühstück mit Schokocroissant und Käse-Laugen-Brötchen brechen wir auf nach Pforzheim. Ich habe bereits bei der Planung der Reise zuhause am PC genau geguckt, ob sich der Stellplatz außerhalb der Umweltzone befindet und eine Chance besteht, dort auch hinzukommen. Etwas spannend ist es dennoch, denn die Straße ist genau die Trennlinie. Es klappt, 150m weiter ist für uns das Ende angesagt. Der Stellplatz ist noch dazu ganz in der Nähe des Gasometers, zu dem wir hin wollen. In diesem ist derzeit eine Ausstellung von Yadegar Asisi, einem in Wien geborenen, in Sachsen aufgewachsenen Künstler, der das historische Panoramabild in die digitale Welt überführt hat. Im Gasometer zeigt er die Vielfalt der Unterwasserwelt des Great Barrier Reef in einem 360⁰ Panorama in Originalgröße. Außerdem sind zwei weitere, kleinere Panoramabilder dort zu sehen von der Bergwelt des Himalaya und der grünen Welt des Amazonasgebietes. Es ist ein eindrückliches Erlebnis und hat uns gut gefallen. Danach machen wir uns auf die Suche nach der Altstadt und können keine finden. Was wir finden, ist die traurige Erklärung, warum es keine gibt: Am 23.Februar 1945 wurde die Innenstadt Pforzheims nahezu vollständig zerstört und mehr als 18000Menschen verloren ihr Leben. Das hat uns schockiert, denn jeder weiß von der Zerstörung Dresdens, aber von Pforzheim hatten zumindest wir noch nichts gehört, dabei hatte es, gemessen an der Einwohnerzahl des bombardierten Gebietes, mit 31,4% (laut Wikipedia) die höchsten Verluste in Deutschland zu vermelden.
Wir verlassen die Stadt und fahren bis Gernsbach-Obertsrot. Wir wollen von hier aus das Murghtal erkunden.
29.9. Wie von einer Freundin empfohlen, erkunden wir ab heute das Murghtal. Da es letzte Nacht geregnet hat, lassen wir uns Zeit mit Unternehmungen, bis es etwas aufklart und trockener wird. Wir hatten eine ruhige und angenehme Nacht auf dem Stellplatz in Obertsrot. So ruhig hätten wir auf der Murginsel in Gernsbach sicher nicht gestanden, direkt an der Straße, eng an eng mit anderen Campern für 5€ die Nacht, was dennoch ein guter Preis ist. Wir stehen nun auf einem großen Schotterplatz im Grünen unterhalb eines (geschlossenen) Freibads und oberhalb eines Spielplatzes mit Tischtennisplatte 👍. Letztere haben wir gestern Abend natürlich gleich genutzt. Wir zahlen hier nur für Strom, den wir auch gerne nutzen, denn es ist ohne schon frisch, wenn man so gemütlich im Womi sitzen will und unsere Batterie pfeift aus dem letzten Loch. Da ist dann das Gebläse der Gasheizung schon ein Problem. Als das Wetter ansprechend genug ist, machen wir uns zur bisher längsten Wanderung unserer diesjährigen Reisen auf. Unser erstes Ziel geht bergauf zum Schloss Eberstein oberhalb von Weinbergen, mit einem tollen Blick auf das Murgtal. Von dort aus wandern wir über den Sagenweg nach Gernsbach. Dort suchen wir eine Weile nach etwas Essbarem, da die meisten Restaurants und Cafés hier unüblicher Weise am Dienstag Ruhetag haben. Bei einer Bäckerei werden wir fündig und kaufen uns eine Art Pizzabaguette und super leckere Kernbeißer, so ähnlich wie Nussecken, nur rund und ohne Schokolade und mit vielen Körnern. Nun haben wir Kraft zum Weiterwandern und besuchen den Katz’schen Garten, einen im Stil des Barock angelegten Park und laufen von dort aus weiter auf dem Murgtalwanderweg bis Gaggenau. Nach dem ersten hässlichen Wegstück oberhalb von Industrieanlagen, führt uns der Weg durch ein Naturschutzgebiet. Wir haben kurz das Gefühl, in Neuseeland zu sein, denn es gibt Farne, die so hoch sind, dass sie sich mit den tiefhängenden Ästen von Apfelbäumen vereinen. Der Weg ist über mehrere Kilometer wirklich schön, was uns jedoch negativ auffällt, ist der Verkehrslärm, der von der Bundesstraße hoch schallt. Wenn ich auch die Klimaneutralität von Elektrofahrzeugen anzweifle, die Lärmbelästigung würden sie merklich reduzieren. Kurz vor Gaggenau kommen wir an einem Stollen vorbei, der im Zweiten Weltkrieg vielen Gaggenauern und Mitarbeitern von Mercedes Benz, die gegenüber ihr Werk haben, das Leben vor Bombenangriffen gerettet hat. Erbaut wurde der Stollen, wen wunderts, von Zwangsarbeitern und politischen Häftlingen. Sie kamen selbst sicher nicht in den Genuss des Schutzes ihres Bauwerks. Gaggenau ist recht enttäuschend. Ein moderner, nichtssagender Ort. Was wir jedoch überall finden, ist Blumenschmuck an Brücken und in den Straßen. Nachdem wir fast 14km gelaufen sind, fahren wir mit der S-Bahn zurück nach Oberstrot und laufen das Stück zu unserem Stellplatz wieder zu Fuß.
30.9. Das Wetter zeigt sich heute von seiner besten Seite. Schon beim Aufstehen scheint bereits die Sonne, aber bei unserer heutigen Wanderung ist es noch angenehm und kühl genug, um die 430 Höhenmeter zum Dachstein gut bewältigen zu können. Es ist ein sehr gut begehbarer Waldschotterweg und erst ganz zum Schluss müssen wir auf den Felsen klettern. Es bieten sich bereits unterwegs sehr schöne Fotomotive, das erste gleich 500m vom Womi entfernt in unserem Ort. Über Obertsrot fliegt ein Zeppelin vom SWR mit Werbung für die „Next generation mobility“ am stahlblauen Himmel! Er fliegt in Richtung Schloss Eberstein und das sieht ziemlich futuristisch aus, wie ein Angriff aus der Neuzeit auf die Antike😂.
Dann führt der Weg stetig bergauf zum Dachstein. Dort entschließen wir uns, nicht denselben Weg zurück zu wandern, sondern über die Hänge bis zum S-Bahnhof Langenbrand- Bermersbach. Es sind noch einmal 160Höhenmeter zu überwinden, aber der Weg ist die meiste Zeit sehr schön, entlang an Wiesen mit großen Pilzen, Ausblicke über die Berge und Örtchen im Tal, Farne und immer wieder Apfelbäume, aber nicht in großen Plantagen, sondern einzeln auf Wiesen stehend. Angekommen in Langenbrand würden wir gerne etwas essen, aber wo wir auch gucken, entweder ist geschlossen, oder es gibt nichts für Vegetarier. Selbst Salate sind hier mit Wurst😩. Bei einem Restaurant könnten wir einen Veggi- Burger für 11€ essen, aber das ist uns dann doch zu teuer. Wir unterdrücken also unseren Hunger bis zum Womi und Stefan kocht dort für uns Spaghetti aus roten Linsen mit einer Soße aus gebratenen Zwiebeln, Zucchini, Rosenkohl,Möhren, Champions, Ingwer, Knoblauch und Käse, so in etwa allem, was unser Kühlschrank hergibt. Es ist total lecker, fast alles Bioqualität und nicht annähernd so teuer wie es im Restaurant gewesen wäre, wenn es so etwas überhaupt gegeben hätte.
1.10. Heute verlassen wir unseren gemütlichen Platz in Obertsrot und fahren nach Rastatt. Wir besuchen die Ausstellung über die unterschiedlichen Bestrebungen und Revolutionen im Kampf um Demokratie in Deutschland und Europa, die im barocken Residenzschloss zu sehen ist. Danach schlendern wir durch den Schlosspark und die Innenstadt, bis der Himmel deutliche Bestrebungen zeigt, es regnen zu lassen. Da ziehen wir es vor, uns im Womi zu verkrümmeln, das wir auf dem Stellplatz beim Hallenbad schon für die Nacht geparkt haben. Bei Kaffee und Schokokugeln lese ich aus meinem derzeitigen Buch über eine Wanderung von Berlin zum Nordkap vor. Gegen halb sechs machen wir uns auf den Weg zu einem japanischen Restaurant. Heute ist unser dritter Jahrestag unserer derzeitigen Nachberufsreisephase. Wenn das kein Grund ist zu feiern🎉.! Das Restaurant bietet „All you can eat Dinner“ an, wobei jeder auf dem Tablet jeweils 5 Dinge bestellt, also z.B. eine Suppe, unterschiedliche Tempura, etwas Gegrilltes, etwas Süßes etc. Das darf man so oft machen, wie man will oder bis man platzt😀. Es ist total lecker😋😋😋, kostet allerdings auch 26€ pro Person exkl Getränke, das ist es aber auch wert. Danach fallen wir nur noch gesättigt ins Bett.
2.10. Begleitet vom Barock führt uns unser Weg als erstes zum Schloss Favorite, etwas außerhalb von Rastatt. Es hat meiner Meinung nach etwas besonderes. Zwischen dem steinernen Grundgerüst befindet sich ein Material, ähnlich Waschbeton, aber es sieht aus, als hätte man Steinchen unterschiedlicher Größe in den Untergrund gedrückt und das ergibt durch das drauffallende Licht eine interessante Wirkung. Mir gefällt es wirklich gut. Es ist mal etwas anderes.
Von hier aus fahren wir weiter nach Baden Baden, worauf wir recht gespannt sind, da uns Freunde schon häufig davon vorgeschwärmt haben. Und es gefällt auch uns sehr gut. Die prächtigen Gebäude, die Weite in den großen Parks und das mitten in der Stadt, und zwischendrin kleine Gässchen und Steigungen und Gefälle, die in die Beine gehen, aber auch nette Ausblicke erlauben. Zwischendrin kann man die Reichen beobachten, die sündhaft teure Gerichte verspeisen und auf der Terrasse eines Nobelkurhotels in der Sonne ihr Leben genießen. Man kann sich gar nicht satt sehen. Ein wenig hat man das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen. Pferdekutschen gibt es ja in vielen Touristenorten, aber hier scheinen sie hinzugehören.
Am späten Nachmittag verlassen wir Baden Baden auf der Schwarzwald Hochstraße und fahren bis zum Geroldsauer Wasserfall. Eigentlich wollen wir den Rundweg erst morgen machen, aber wir sind früh genug dort, sodass wir ihn noch als netten Abendspaziergang machen können. Die Strecke finden wir sehr schön, wundern uns aber schon, warum man den Wasserfall so anpreist. Er ist ja von Höhe und Größe doch eher bescheiden. Ich würde es als Touristinfo wohl als beschauliche und romantische Schlucht verkaufen. Wir genießen es, den Weg zwar nicht alleine, aber nicht mit Horden von Wochenendwanderern gehen zu können. Die Nacht verbringen wir ganz autark auf dem Wanderparkplatz nebenan.
3.10. Wir verbrachten eine ruhige Nacht, alleine und fern von Zivilisation. Einzig das Rauschen des Baches ist hier zu hören. Da es in der Nacht und auch am Morgen regnet, bleibt es auf dem Parkplatz auch trotz Feiertag ruhig und wir können ausschlafen und nach dem Frühstück noch etwas rumgammeln. Gegen Mittag lichtet sich der Himmel und wir machen uns auf, einem weiteren Tipp meiner Freundin zu folgen, nämlich die Schwarzwaldhochstraße Richtung Süden zu fahren. Nach kurzer Zeit kommen wir an einen Wanderparkplatz in einem Felsengebiet. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen, der Himmel zeigt sich im schönsten Blau und die Sicht ist traumhaft gut. Wir wandern und klettern auf den Felsen herum und haben tolle Ausblicke. Danach führt uns die Fahrt zum Mummelsee, der aber total überlaufen ist und nicht so schön, wie das Felsengebiet zuvor. Wir halten noch einmal bei einem Skilift und einer Waldgaststätte, die von Bikern gut besucht ist. Wir finden heraus, dass sich 1 1/2km bergauf noch eine Gaststätte mit Zimmervermietung und Wohnmobilstellplatz befindet, aber um dort hinzukommen, müssen wir anrufen, da eine Schranke den Weg versperrt. Leider haben wir beide keinen Empfang. Die Kellnerin der Gastätte vor Ort leiht uns freundlicherweise ihr Telefon. Letztendlich entscheiden wir uns gegen den Stellplatz, da wir mehrere Nächte bleiben müssten. Als Dank für das Telefon essen wir super leckere Schwarzwälder Kirschtorte – die erste, in unserem ganzen, mehrere Wochen langen Schwarzwald Urlaub😋. Im Anschluss fahren wir die kurvige Strecke mit schönen Ausblicken bis nach Sasbachwalden, wo wir hinter einem Weingut auf dem Stellplatz übernachten und wieder Strom und sogar WLAN haben. Seit Baden Baden haben wir nur sehr sporadisch und sehr schlechten Empfang. Unsere Nacht in Sasbachwalden beginnt recht laut, weil auf dem Weingut, hinter dem der Stellplatz liegt, ein Weinfest mit Live-Musik stattfindet. Glücklicherweise ist es aber um ca 22Uhr mit Feuerwerk zu Ende. Ob das so Corona- like ist, weiß ich nicht. Mundschutz oder Abstand ist da nicht gerade zu sehen. Das fällt uns hier im Schwarzwald häufiger auf. Zum Beispiel bei öffentlichen Toiletten werden weder Masken getragen noch Abstandsregeln eingefordert, noch von selbst eingehalten, nur in Geschäften, Restaurants und im öffentlichen Verkehr. Wir sind da immer besonders vorsichtig, gerade wenn soviel los ist wie im Gebiet um die Schwarzwaldhochstraße. Die Coronazahlen hier im Süden machen da nicht gerade Mut.
4.10. In der Nacht beginnt es heftig zu stürmen und ich hole schnell unsere Stufe rein. Irgendjemand ist aber wohl nicht so vorsichtig und hat sein Dachfenster offen gelassen. Am Morgen liegt es in vielen Teilen auf dem Platz verteilt, andere Wohnmobile haben Macken und die Polizei ist vor Ort. Das Teil ist anscheinend durch die Luft geflogen und mit Karacho gegen andere Fahrzeuge geknallt, bevor es am Boden landete. Ziemlich ärgerlich für die Besitzer der teuren Mobile, denn soweit ich das mitbekomme, weiß man nicht, wem das Dachfenster weggeflogen ist.
Wir haben heute Morgen hin-und her überlegt, wie wir den Tag sinnvoll gestalten. Zum einen wollen wir Wäsche waschen, aber hier gibt es nur so einen privaten Ferienwohnungsvermieter, dessen Maschinen ewig brauchen. Außerdem überlegen wir die Konuskarte, eine Kurkarte, die wir bei Vorlage unseres Stellplatztickets kostenlos bei der Touristinfo erhalten können, für die unentgeltliche Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem Wanderweg an der Schwarzwald Höhenstraße zu nutzen. Die Frau in der Touristinfo teilt uns jedoch mit, dass aufgrund einer Baustelle die Busse derzeit nicht fahren und die freie Nutzung des Freibads fällt auch flach, weil es nicht mehr geöffnet hat. Ich habe so auf eine Dusche gehofft😥. Wir entscheiden uns letztlich, Sasbachwalden doch schon heute zu verlassen, was uns einige Rumkurverei wegen der Straßensperrung kostet. Wir fahren zum Parkplatz Seiblseckle und wandern bergauf zum Hochmoor und über den Mummelsee wieder zurück. Es ist eine schöne Wanderung mit tollen Blicken auf die Berge, Wälder und Orte rundum und über Heide und Moor auf der Hochebene. Am späten Nachmittag fahren wir weiter nach Baiersbronn auf den Stellplatz. Hier übernachten wir und werden morgen Wäsche waschen. Es ist eh Regen angesagt.
5.10. Es gießt den ganzen Tag, sodass wir nichts anderes machen, als Wäsche zu waschen, Lebensmittel einzukaufen und im Womi zu lesen und zu spielen. Stefan zockt mich dabei übelst beim Kartenspiel Watten ab, weil ich durchgehend miserable Karten habe😥. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Stellplatz in Baiersbronn und hoffen, dass sich die angesagte Schlechtwetterperiode nicht bewahrheitet.
6.10. Der Morgen beginnt mit blauem Himmel, sodass wir sehr zuversichtlich und erfreut sind, dass die Wettervorschau nicht stimmt. Zügig brechen wir unsere Zelte in Baiersbronn ab und fahren nach Freudenstadt. Wir parken beim Panoramabad und müssen noch gut einen Kilometer bis zum Zentrum laufen. Kaum sind wir unterwegs, als es wieder anfängt zu regnen. Da sich in der Innenstadt viele Geschäfte unter Arkadengängen befinden, werden wir nicht ganz so nass, aber es ist dennoch kalt und ungemütlich. Nach einer guten Stunde geben wir auf. Man kann sich ja auch nicht guten Gewissens in ein Café setzen, da natürlich auch Andere auf die Idee kommen und uns das Coronarisiko zu groß ist. Wir laufen zurück zum Womi und trinken unseren Kaffee dort. Ich finde heraus, dass es in Bad Peterstal-Griesbach einen Stellplatz bei einem Hotel gibt und man dort auch duschen kann. Das klingt verlockend, also machen wir uns auf den Weg dorthin. Der Stellplatz erweist sich als nett angelegt und in einem sehr schönen Tal mit vielen Wandermöglichkeiten. Gleich mehrere Premiumwanderwege, der Himmelssteig, der Schwarzwald Steig, der Wiesensteig und das Panoramawegle sind hier vor Ort. Stefan kocht, und nachdem wir zu Mittag gegessen haben, erscheint uns das Wetter gegen 16Uhr so vertrauenswürdig, dass wir es wagen, in Regenkleidung noch eine kleine Wanderung zu machen. Schnell erreichen wir auf dem Schwarzwaldsteig eine Anhöhe, von der wir einen tollen Blick ins Tal und auf die in den Bergen hängenden Wolken genießen können. Entlang an kleinen Obstplantagen laufen wir auf der Anhöhe eine 5,3km Runde zurück zu unserem Stellplatz. Es wäre schön, wenn uns morgen das Wetter noch eine längere Tour erlaubt.
7.10. Die heiße Dusche am Morgen im Kurhotel ist wunderbar. Die Sauna scheint dort noch außer Betrieb zu sein, sodass man den Schlüssel für den Saunabereich bekommt und dann in Ruhe und mit viel Platz alleine duschen kann. Auf dem Weg zum Hoteleingang kann ich schon mal vorduschen. Es hatte die ganze Nacht hindurch geschüttet und noch ist kein Ende in Sicht. Durch den Dunstabzug des Womis ist letzte Nacht Wasser auf unseren Herd getropft und hat meine Tablettendose erwischt. Zum Glück war nur noch für den heutigen Tag das Fach gefüllt. Der Inhalt ist Brei😳
Zu allem Unglück hat auch der Stecker unses Außenstromkabels Wasser mitbekommen, sodass mein Euro heute Morgen ohne Wirkung bleibt. Der Hausmeister des Hotels überprüft die Strombox des Stellplatzes und stellt fest, dass die Sicherung rausgesprungen ist. Er schaltet sie wieder ein und der Strom läuft gerade solange, bis er wieder weggegangen ist, dann ist wieder Schluss. Als er nochmals kommt, findet er den Schaden bei unserem Stecker. Zum Glück reicht heute unsere Gasheizung im Womi und wir lassen das Kabel trocknen. Da bei dem Wetter eine Wanderung nicht infrage kommt, verbringen wir den Vormittag damit, dass ich den Reisebericht eines Deutschen, der von Berlin zum Nordkap gewandert ist, weiter vorlese. Bei der Vorstellung seiner Wolkenbrüche, Sumpf-und Flussdurchquerungen und das auch noch mit Mückenattacken, bessert sich unsere Laune gleich. Wie gut geht es uns doch, dass wir im Warmen und Trockenen sitzen und dem Regen trotzen können! Gegen Mittag verlassen wir den Stellplatz. Der Untergrund ist zum Glück mit Rasenpflaster befestigt, aber dieses steht schon komplett unter Wasser und das Flüsschen Rench nebenan rauscht, als wollte es damit drohen, auch ein großer Fluss werden zu können. Tatsächlich steht ein Schild auf dem Platz, dass bei drohendem Hochwasser der Platz sofort zu verlassen sei. Wir entscheiden uns, nach Offenburg zu fahren und in einem Baumarkt eine Schutzhülle für unseren Verbindungsstecker zu besorgen. Als wir dort ankommen, ist das Wetter umgeschlagen und wir haben Sonne, sodass wir nach dem Baumarkt noch gemütlich die Stadt erkunden können. Ich finde sie recht nett. Einige schöne Häuser, Straßenmusik und durch die Sonne hat alles nochmal ein wenig Spätsommerflair. In einem Outdoorladen finden wir stark heruntergesetzte Oberteile von Craghoppers, die Moskitoschutz ohne Chemie ermöglichen. Unsere Hoffnung, mal wieder auf Fernreisen gehen zu können, wo wir soetwas benötigen, haben wir noch nicht aufgegeben. Außerdem helfen sie auch gegen Mücken in Skandinavien und im Notfall, wenn Denguefieber sich auch bei uns weiter verbreitet, ziehen wir sie halt hier an😉 (irgendeine Entschuldigung für einen Kaufrausch finden wir immer 😂)
Danach suchen wir einen Stellplatz eines Weinguts in Durbach auf und freuen uns, dass wir wieder problemlos Strom bekommen. Unser Kabel ziert jetzt eine zweite rote Nässeschutzbox. Wir drehen noch eine kurze Runde zu Fuß und kommen gerade wieder rechtzeitig zurück, als erneut ein Schauer herunterkommt.
8.10. Nach einer guten Nacht begrüßt uns heute ein trockener Tag mit sogar ein paar Sonnenstrahlen! Nix wie raus in die Natur also. Wir brechen auf zu einer Wanderung durch die Weinberge, hoch zum Schloss Staufenberg und im weiten Bogen auf Panoramawegen und durch die mit Wein bewachsenen Hänge zurück zu unserem Stellplatz. Wir begeistern uns an wunderbaren Ausblicken bis nach Offenburg über die grünen Weinberge, gemischt mit Bäumen und Sträuchern, die vereinzelt bereits herbstliche Verfärbungen zeigen. Wein ist hier wirklich überall und es gibt sogar extra Stellen, wo in Brunnen oder Wasserrinnen Schnaps oder Wein gekühlt auf den Wanderer warten, der für sein Getränk dann in eine Vertrauensbox einzahlt. Ich will ja keine Spaßbremse sein, aber ich frage mich da schon, ob der Jugendschutz in Baden-Württemberg wohl anders funktioniert? Häufig sieht man neben den Weinreben auch Rosen gepflanzt. Sie dienen dem Winzer als Indikator für Schädlinge.
Zur Zeit ist überall Weinlese und man sieht Gruppen oder Einzelne die reifen Früchte in große Kunststoffbehälter sammeln, indem sie die Trauben abschneiden. Diese werden dann in Metalltonnen per Traktor mit Anhänger zum Verarbeiten gefahren. Wir finden auch ganze Haufen zermatschter Trauben unterwegs, die einen faulig-alkoholischen Gestank ausstrahlen. Wofür das gut sein soll, ist uns schleierhaft. Ein paar Träubchen erlaubten wir uns zu ernten und am Nachmittag im Womi zu genießen. Stefan unternimmt nach einer Mittagspause noch eine Radtour, während ich für die nächsten Tage mögliche Ziele und Stellplätze im Internet recherchiere und etwas lese. Abends zaubert mein Privatkoch Reis mit Linsen und Auberginen mit Erdnusssoße und wir hören gemeinsam Podcasts. Die Suche nach einem neuen Stellplatz können wir uns sparen, wir beschließen, noch eine Nacht hier auf dem Gelände des Weingutes zu bleiben.
9.10. Wir verlassen Durbach und fahren zum Königswaldsee bei Offenburg. Es ist ein netter, kleiner Baggersee im Süden Offenburgs neben einem Flugplatz. Wir umrunden ihn gemütlich und können uns gut vorstellen, wie im Sommer hier gebadet, an den zahlreichen Picknicktischen gepicknickt und gegrillt wird. Heute liegt er still und friedlich da und die Wolken spiegeln sich im glatten Wasser. Unser nächster Halt gilt Lahr im Schwarzwald. Das habe ich mir anhand der Fotos auf Google Maps malerischer vorgestellt. Es ist nicht hässlich, hat aber schon eine sehr zusammengewürfelte Innenstadtgestaltung und viele Leerstände. Von hier aus geht es weiter nach Emmendingen, wo wir eigentlich den Stellplatz für die kommende Nacht angepeilt haben. Da ich aber übersehen habe, dass es keine Stromanschlüsse gibt, das WLan bei uns nicht funktioniert und die angegebenen Duschen anscheinend im Freibad gegenüber zu nutzen wären, wenn die Saison nicht gerade beendet wäre, sind uns 7€ Gebühr zuviel für reines parken. Wir entsorgen unser Brauchwasser und die Toilette und erobern die zahlreichen Sozialkaufhäuser der Stadt. Wir finden alleine drei an der Zahl in einer Stadt mit rund 29000 Einwohnern! Stefan ersteht eine guterhaltene Allwetterjacke von Schöffel für 17€. Als Stellplatz für die kommende Nacht wählen wir den kostenlosen, städtischen von Waldkirch im Breisgau aus. Er befindet sich in ruhiger Lage beim Sportplatz unter Bäumen und ist dennoch nur 5 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt. Es gibt hier zwar auch keinen Strom, aber für eine Nacht kommen wir ohne klar. Heizen ist momentan absolut nicht nötig, wir haben heute T-Shirtwetter! Waldkirch hat eine hübsche Innenstadt, die wir noch auf einem Abendspaziergang besichtigen. Leider stört der Durchgangsverkehr die Idylle etwas. Die Fußgängerzone könnte gerne noch ausgeweitet werden.
10.10. In der Nacht schüttet es was das Zeug hält, aber am Morgen ist es zum Glück wieder trocken und wir fahren mit dem Womi bis Denzlingen und von dort mit dem Zug nach Freiburg. Als eine richtig gute Idee erscheint es uns später im Rückblick aber nicht mehr. Es ist sehr voll in der Stadt und wieder beginnt es zu regnen, aber wir wollen auch nicht in irgendein Restaurant oder ähnliches, weil die natürlich auch gut besucht sind und uns die Ansteckungsgefahr zu hoch erscheint. Zum Glück halten unsere Regenjacken dicht und es ist ja auch ganz nett, die Stadt 28 Jahre nach unserem letzten Besuch, an dem wir uns damals beim Caritas für eine erlebnispädagogische Stelle beworben haben, einmal wiederzusehen. Richtig entspannt ist der Ausflug aber nicht. Wir versuchen, möglichst immer mit Maske in der Stadt rumzulaufen, was aber auch nicht sinnvoll ist, weil sie dann durchnässt. Wir fahren am Nachmittag mit der Bahn zurück zu unserem Womi und damit weiter zu einem privaten Stellplatz im Gewerbegebiet Breisgau bei Eschbach auf dem Gelände einer Wohnmobilwerkstatt mit Laden. Die bieten den Hof richtig als Stellplatz an, sogar mit Strom und Dusche, aber außer uns ist hier niemand, außer Womis, die hier überwintern. Dafür sind wir super sicher hinter einem automatischen Zaun untergebracht. Ich hoffe, er geht morgen auch wieder auf🤔. Einen irren Abendhimmel haben wir in diesem nicht so landschaftlich schönen Gebiet und da Wochenende ist, dürfte es auch recht ruhig bleiben und keine LKWs be-und entladen werden. Ich habe dann noch ein Erlebnis der besonderen Art mit einem Vogel. Als ich die Toilette nutzen will, sitzt dort ein Vogel auf dem Spülkasten. Das Licht geht durch den Bewegungsmelder an und der Vogel dreht durch und statt durch die offene Tür nach draußen zu fliegen, fliegt er immer wieder gegen den Türsturz in voller Panik. Ich gehe raus und hoffe, er fliegt dann auch raus, aber denkste. Irgendwann warte ich so lange, bis innen das Licht aus ist und außen auf dem Gelände das Licht leuchtet und nach einer halben Ewigkeit begreift der dumme Vogel dann auch, dass er tiefer fliegen muss, um zu entkommen. Ich habe mich schon als Bestatterin eines Vogels mit gebrochenem Genick gesehen.
11.10. Die Nacht ist knackig kalt und am Morgen haben wir gerade mal 7⁰ im Womi. Wie gut, dass wir Strom haben für Heizer. Ich habe sogar noch mehr Glück, denn über Nacht ist noch ein weiteres Wohnmobil auf unseren versteckten Platz gekommen und der Fahrer ist so nett, mir Geld für die Dusche zu wechseln. Zu zweit mit einem Euro für 5Minuten wäre für mich extrem kurz gewesen, Stefan hat mit sowas komischer Weise kein Problem. Bei ihm muss die Dusche wohl schon reinigen, wenn er sie nur sieht🤔
Für heute habe ich eine Wanderung ab Kandern zur Wolfsschlucht herausgefunden. Wir fahren zum Startpunkt und sind gleich beim ersten Highlight, dem Bahnhof der Kandertalbahn. Der historische Zug mit Dampflokomotive fährt zu bestimmten Zeiten noch für Touristen. Uns reicht die nett aussehende Bahn mit Bahnhof, um uns daran zu erfreuen, dann wandern wir los. Zu Beginn des Weges kommen wir durch ganz mit Moos bewachsene Felsen, die man auf schmalen Wegen durchlaufen kann. Später gibt es einen Aussichtspunkt mit Blick auf die Orte ringsum und die Alpen im Hintergrund. Letztere liegen jedoch ziemlich hinter Wolken versteckt. Auf breiteren Schotterwegen geht es durch Wald zurück zum Ausgangspunkt. Eine wirklich nette Runde von ca.8km, auch wenn der Name „Schlucht“ etwas übertrieben erscheint.
Wir fahren weiter nach Weil am Rhein zum Vitra Design Museum, einem Museum wahrhaft futuristischer Gebäude. Eigentlich wollen wir nur von außen fotografieren, dann beginnt es aber wieder zu regnen und unser Plan geht nicht auf. Das Ganze sieht aber so interessant aus, dass wir uns entscheiden, die Nacht auf dem Parkplatz des Kletterparks in Lörrach zu verbringen, um unnötig weite Fahrten zu einem richtigen Stellplatz zu vermeiden, und morgen das Museum bei hoffentlich gutem Wetter von innen und außen zu besichtigen.
12.10. Nach einer kalten Nacht mit schiefen Bett fahren wir am Morgen erstmal zum Supermarkt und kaufen uns ein paar leckere Sachen zum Frühstück. Kurz nach 12Uhr sind wir dann pünktlich zur Öffnung beim Vitra Design Museum. Als erstes sehen wir uns in der Verkaufsausstellung um, in der man alle Möbel testen kann, und machen diverse Sitzproben😃 Es gibt schon irre Ideen für Möbel und Raumgestaltung und wenn ich mir auch kaum etwas davon in die Wohnung stellen würde, ist es auf jeden Fall spannend anzusehen. Die Frage, ob ich was davon haben will, stellt sich eh nicht, wenn schon ein 10cm Minimodel eines Sessels 645€ kostet😱
Wir besichtigen danach noch das Gelände, denn auch die Gebäude sind einfach irre. In das Museum gehen wir dann nicht mehr, da uns die Ausstellungshalle schon genug Eindrücke vermittelt hat.
Nach der Moderne folgt mit der Burgruine Rötteln in Lörrach das Mittelalter. Von der Burg ist noch recht viel erhalten und es machte echt Spaß, in ihr herumzulaufen. So eine richtige Burg zum Versteckenspielen😂. Vom Burgfried haben wir einen guten Blick auf Schwarzwald, Schweizer Alpen und französisches Jura. Als Übernachtungsplätzchen haben wir uns Murg ausgesucht, direkt am Rhein. Heute mal wieder mit Strom und WLan.
13.10. Nun schaffen wir es doch noch ins Ausland in diesem Jahr 😀, wenn auch nur jeweils für ein paar Minuten! Unser erster Grenzübertritt über die EU-Außengrenze erfolgt heute Morgen bei einer Rundwanderung von Murg über ein Wasserkraftwerk nach Laufenburg/Schweiz und von dort über eine Fußgängerbrücke nach Laufenburg/Baden und zurück nach Murg. So einfach und unkontrolliert habe ich bisher noch kein Nicht-EU-Land betreten können. Beide Städtchen oder besser Stadtteile sind klein und nett, aber nicht herausragend. Am Nachmittag besuchen wir dann mit den Rädern Bad Säckingen und das erweist sich als ein richtig schönes Städtchen, ebenfalls mit Übergang in die Schweiz, diesmal nach Stein. Die Holzbrücke über den Rhein, die die Länder verbindet, ist wirklich sehr hübsch anzusehen mit ihrem Blumenschmuck. Wieder können wir unbehelligt ein- und ausreisen. Bezüglich Corona haben wir uns zuvor im Internet informiert, aber diese Orte stellen kein großes Risiko dar. In Bad Säckingen besuchen wir noch das Schloss Schönau, den Diebsturm und die Kirche St.Fridolinsmünster und genießen ein Eis bei Giovanni L, meiner Lieblingseiscafékette, die nicht umsonst schon vielfach prämiert wurde. Wann immer wir ein Eiscafé dieses Namens sehen, ist mindestens eine Kugel Pflicht😋. Die kommende Nacht verbringen wir noch einmal in Murg auf dem Stellplatz.
14.10. Wir verlassen heute Morgen unseren netten Stellplatz in Murg und machen uns auf den Weg nach Waldshut-Tiengen. Nach einer kleinen Erkundungstour durch die Altstadt, verlassen wir die Stadt wieder auf der Suche nach einer Waschmöglichkeit. Ich habe schon per Internet feststellen können, dass es im weiten Umkreis keinen Waschsalon gibt, also müssen wir wieder auf einen Campingplatz zurückgreifen. Ob es uns wieder gelingen wird, nur Wäsche zu waschen, aber nicht dort zu übernachten? Wir finden einen Platz in Hohentengen und nachdem wir die Platzwartin per Telefon zum Platz gebeten haben, ist es auch kein Problem, dort nur die Wäsche zu waschen und zu trocknen. Da das Ganze 2 Stunden in Anspruch nimmt, macht sich Stefan noch auf zu einem kleinen Spaziergang und ich verbringe meine Zeit mit Lesen, weil mein linkes Knie seit gestern wieder Probleme macht. Nach der Aktion wird es Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden. Wir fahren nach Lottstetten und unser Navi will uns durch die Schweiz führen. Bei der Grenze kann ich gerade noch erkennen, dass da etwas von Vignette steht, aber Stefan ist sich sicher, dass das nur für die Autobahn gilt. Später auf dem Stellplatz können wir dann lesen, dass wir für jede Straße eine gebraucht hätten😱. Na, hoffentlich haben die Schweizer uns nicht gefilmt, dann bekommen wir noch ein dickes Knöllchen für die ca 10km. Lottstetten, wo wir die Nacht verbringen werden, scheint nur aus vielen Geschäften wie Lidl, Dm, Kik etc, die von den Schweizern eifrig besucht werden, zu bestehen. Was wirklich blöd ist, ist dass wir kein Internet haben. Unsere Handys wollen immer in der Schweiz einchecken, aber wir haben natürlich roaming ausgeschaltet, weil die Schweizer nicht den europäischen Tarif anbieten, trotz Schengen. Es ist sündhaft teuer, 7ct für 10Kilobyte! Dann wird die Planung der Weiterreise erst wieder stattfinden, wenn ich Google Maps habe.
15.10. Unser Übernachtungsort Lottstetten hat so gar nichts zu bieten außer Geschäften, also machen wir uns heute Morgen gleich auf den Weg Richtung Singen. Fast landen wir wieder in der Schweiz! Es ist gar nicht so einfach, einen anderen Weg zu finden, wenn das Autonavi immer nur den kürzeren oder schnelleren – beide gehen durch die Schweiz – anzeigt und wir Google Maps nicht nutzen können, weil das Handy sich immer in der Schweiz einchecken will. Zum Glück habe ich noch bei maps.me die Karten für Baden Württemberg runtergeladen und kann uns um die Schweiz herum manövrieren. Mir fallen dabei die Schleifenbach Wasserfälle bei Blumberg ins Auge und so entscheiden wir uns, trotz Regen, die kleine aber recht steile Rundwanderung zu machen und bereuen es nicht. Nur wenig später sehe ich eine Ausschilderung zur historischen Altstadt Tengen, also stoppen wir auch hier. Auf dem Weg zur Altstadt stehen darüber hinaus auch noch Schilder zum Wasserfall und zur Schlucht. Eigentlich habe ich genug vom Wandern im Regen und gerade unsere Regenjacken und Hosen wieder vom Schlamm befreit, aber die Altstadt will ich sehen. Nunja, wir laufen durch ein altes Tor, kommen noch an einem Brunnen und älteren Häusern vorbei, die wohl die historische Altstadt darstellen und stoßen auf ein Wegschild, das uns in 300Metern Wasserfall und Schlucht verspricht. Da kann ich auch nicht mehr nein sagen. Ein guter Wanderweg mit mehreren Holzbrücken und ohne schlammige Abstiege bringt uns in eine wunderschöne, verwunschene grüne Idylle mit Wasserfall und Mühle und auf einem Rundweg zurück zum Womi. Das war doch nochmal ein lohnenswerter Abstecher. Von hier geht es weiter nach Singen auf den Stellplatz. Ich besorge Kuchen beim Bäcker und wir verbringen den Rest des Tages gemütlich im warmen Womi. Unsere Klamotten können trocknen und ich lese mal wieder etwas vor. Gerade reisen wir medial mit einem Wanderer zu Fuß durch Europa.
16.10. Da uns der Wetterbericht gestern versprach, dass der Regen ab 10Uhr aufhören wird, haben wir für heute Morgen eine Rundwanderung zur Festungsruine Hohentwiel geplant. Leider kümmert sich das Wetter nicht um die Handyvoraussage und es regnet bis zum Nachmittag. Wir ziehen also Regenjacken und -hosen an und laufen dennoch den Berg hinauf. Der „Bannwald“, ein Gebiet, das sich selbst überlassen wird, um wieder zum Urwald zu werden, liegt in grauem Dunstschleier und strahlt damit eine gruselig-geheimnisvolle Atmosphäre aus. Die Gemäuer der Ruine Hohentwiel könnte man ohne weiteres für einen Gespensterkrimi filmen bei diesem Wetter. Das Ambiente ist also gar nicht so schlecht, aber wir kommen nach 1 1/2Std ziemlich durchnässt wieder beim Stellplatz an. Da der Weg eine Steigung von 260 Höhenmetern hatte, hat der Schweiß, was der Regen noch nicht geschafft hatte, auch noch geschafft zu durchfeuchten. Wir ziehen uns trocken an und verlassen Singen Richtung Radolfzell. Dort bereichert Stefan ein Sozialkaufhaus und nachdem wir das Womi auf dem Stellplatz untergebracht und etwas gegessen haben, hört es auf zu regnen, sodass wir noch die Stadt und den kleinen Hafen am Bodensee erkunden können.
17.10. Wir fahren morgens nach Unteruhlingen und suchen eine Weile nach einem Parkplatz. Uns bleibt nichts anderes übrig, als außerhalb auf den Wohnmobilstellplatz zu fahren. Da ich die Pfahlbauten bereits kenne, fährt Stefan alleine mit dem Rad hin. Entlang des Bodensees führt uns die Weiterfahrt nach Friedrichshafen. Wir stellen fest, dass es, obwohl ein „Altstadtparkplatz“ ausgewiesen ist, keine Altstadt oder das, was man sich darunter vorstellt, gibt. Langweilige Geschäftshäuser mit den überall zu findenden Drogerie- und Klamottenläden. Das kann uns nicht begeistern. Das Zeppelinmuseum würde uns schon interessieren, aber wir wollen zuviel Kontakt mit vielen Menschen in geschlossenen Räumen so gering wie möglich halten, noch dazu ist der Preis von 11€ pro Erwachsenem ziemlich knackig, also verzichten wir. Ganz nett ist es, auf der Hafenpromenade entlang des Bodensees zu schlendern. Als sich Hunger breit macht, fahren wir einkaufen und dann nach Tettnang auf den Stellplatz. Hier schließt sich unsere Süddeutschlandrunde. In Tettnang hatten wir bereits beim ersten Teil unserer Tour versucht, den Stellplatz zu nutzen, aber keinen Platz gefunden. Diesmal sind wir erfolgreich und Stefan kocht leckere Tortellini und wir machen es uns gemütlich.
18.10. Am Morgen unternehmen wir einen Spaziergang durch Tettnang und finden das Schloss und auch die Innenstadt recht nett. Danach steht eine Wanderung zum Schmalegger Wasserfall im Rinkenburger Tobel auf dem Programm. Ein Tobel ist in den oberdeutschen Dialekten ein enges Tal bis hin zu einer Schlucht, in der Fachsprache der Geomorphologie ein trichterförmiges Tal mit engem Ausgang. Regional wird auch die alternative Schreibweise Dobel verwendet. (Wikipedia)
Auch hier finden wir wieder einen Bannwald vor, also einen Wald, den man so belässt, damit er wieder zu einem Urwald wird. Der Rundweg, obwohl zum Teil recht steil und rutschig, scheint der Sonntagsnachmittags Wanderweg für Familien zu sein. Überhaupt sind wieder viele Menschen in der Natur unterwegs. Verständlich, denn es scheint die Sonne, es ist Sonntag und es sind Herbstferien in einigen Bundesländern.
Danach versuchen wir auf dem kostenlosen Stellplatz in Horgenzell unser Nachtquartier aufzuschlagen, aber er ist schon um 15Uhr voll besetzt. Schade, er hat einen schönen Ausblick.. Also fahren wir wieder auf den uns bekannten Stellplatz in Ravensburg. Wir wollen morgen früh unbedingt noch Kekse beim Tekum Kambly Fabrikverkauf besorgen. Sie waren das letzte Mal sooo lecker und bezahlbar😋.
19.10. Wir kommen nach Wangen im Allgäu und scheinen gerade in der letzten einigermaßen harmlosen Region Baden Württembergs zu sein, die es in unserem von Corona Hot Spots gesprenkelten Land noch gibt. Immer, wenn wir irgendwo waren, steigen kurz drauf dort die Zahlen. Schon beängstigend! Wir bekommen von unserer Tochter täglich erschreckendere Zahlen aus Augsburg gemeldet. Sie liegen jetzt bei 110 Fällen auf 100000 und sie erwartet jederzeit den lokalen Lock down. Zum Glück hat sie nur noch Home-Office und Kundentermine nur noch online. Wenn wir sie am Sonntag besuchen, können wir uns also hoffentlich einigermaßen sicher fühlen.
Schieben wir die Gedanken an Corona beiseite, geht es uns gut. Wir haben heute super Wetter und Temperaturen bis 19⁰ und genießen die wunderschöne Altstadt von Wangen. Wir nutzen die angenehmen Temperaturen noch einmal, um draußen bei einem Restaurant einen Flammkuchen zu essen und uns von der Sonne bestrahlen zu lassen. Es wird voraussichtlich das letzte Mal für lange Zeit sein. Nachts fallen die Temperaturen inzwischen ziemlich und wir erwarten die kommende Nacht bis 0⁰C. Daher sind wir sehr froh, dass hier in Wangen der Strom nicht per 50ct Münzen pro Kilowattstunde abgerechnet wird, sondern im Stellplatzpreis enthalten ist. Wir können also nach Lust und Laune heizen und müssen nicht darauf achten, ob wir noch die passenden Münzen haben, oder bei Eiseskälte raus und nachwerfen. Ich lese Stefan gerade das Buch “ Der große Trip“, nach dem der Film „Wild“ gedreht wurde vor, und die Protagonistin wandert gerade bei großer Hitze durch die Mojave Wüste, also ein großer Temperaturunterschied zu dem, was wir hier gerade haben.
20.10. Wir haben tolles Wetter und der erste Teil unserer Wanderung von Burgberg aus bietet uns tolle Ausblicke auf die Alpen mit Schnee auf den Spitzen. Als wir jedoch oben ankommen und in die Starzlachklamm hinabsteigen wollen, bremst uns ein Verbotsschild aus. Aufgrund von Corona darf die Klamm nur von unten nach oben durchwandert werden und nicht andersrum. Wir sind echt sauer. Das hätte man auch an den Schildern im Ort bereits ankündigen können. Noch dazu halten wir die Regelung für schwachsinnig, da nun ganze Heerscharen von Wanderern im Gänsemarsch aus der Klamm hoch kommen und jeder durch die Aerosolwolke seiner Vorgänger laufen muss. Sauer laufen wir auf der Straße zurück in den Ort und machen uns auf den Weg nach Kempten, um einen Waschsalon aufzusuchen. Danach fahren wir mit Zwischenstopp zum Einkaufen nach Altusried auf den Stellplatz. Leider gibt es vor Ort keinen Automaten zum zahlen und man soll in der Saison im Freibad und außerhalb der Saison im Gemeindebüro, und wenn das auch geschlossen hat, im Hotel im Ort zahlen. Dummerweise hat aber auch letzteres bereits geschlossen und wir nun kein Ticket. Bei der angegebenen Telefonnummer ist kein Anschluss unter dieser Nummer 🤷♀️ Auf der Infotafel wird gleich damit gedroht, dass im Falle des Nichtzahlens der doppelte Tagespreis plus 25€ Strafe zu zahlen sind. Ich habe jetzt ein Schild für Herr/Frau Kontrolletti ins Fenster gehängt, dass keine der angegebenen Stellen erreichbar waren und er/sie unbedingt klopfen soll. Hoffentlich nicht morgen früh vor 8Uhr😳
21.10. Ich habe Glück, ich werde nicht von Herr/Frau Kontrolletti geweckt 😂.
Wir fahren heute Morgen noch bei der Touristinfo vorbei und zahlen, aber äußern auch unseren Missmut, dass man erst 1,5km hin- und zurück laufen muss, wenn man auf dem Stellplatz ankommt und dann gestern noch nicht mal jemand da war. Bei der Touristinfo war ja klar um 18:20Uhr, aber wenn die Alternative ein Hotel ist, hätte es entweder geöffnet sein müssen, oder beim Stellplatz ein Zettel, dass man am kommenden Tag zahlen kann, anstatt einer Androhung von Strafe.
Wir verlassen Altusried und fahren nach Immenstadt. Wie bisher fast an jedem Tag, befindet sich auf unserem Weg eine Baustelle und wir müssen uns eine Umleitung suchen. Ausgeschildert ist sie, zumindest heute, nicht. Ich habe zuvor eine Wanderung zum Kleinen und Großen Alpsee bei Komoot herausgesucht, die dadurch, dass wir nicht zum angegebenen Startort fahren können, 2km länger wird. Das wird aber zu Stefans Freude, da wir dadurch an einem Seconds Hand Laden von Roten Kreuz vorbeikommen und er noch etwas für sich dort findet. Bei der Wanderung gefällt uns am meisten der Blick über den See. Immer wieder können wir in der Ferne auch die Bergspitzen der Alpen erblicken, manchmal sogar in der Sonne. Die Temperaturen sind hier derzeit wirklich extrem. Morgens gegen 8Uhr ist es meist so um die 6-8⁰C und im Laufe des Tages wird es heute bis fast 20⁰C. sodass wir auf eine nicht so kalte Nacht hoffen, da wir diese ohne Strom auf einem normalen Parkstreifen in Sonthofen verbringen werden.
22.10. Ich kuschele mich in der Nacht genügend in Decken und Schlafsack ein, sodass mir nicht zu kühl wird. Nach dem Frühstück fahren wir hoch hinaus zum Oberjoch bei Hindelang und wandern dort eine kleine Runde auf dem Kanzelweg. Weiter geht die Reise immer entlang der österreichischen Grenze über Nesselwang zum Weißensee. Er zeigt sich uns herrlich in der Sonne, also entscheiden wir uns, einmal rundherum zu wandern. Wir genießen die Spiegelungen der herbstbunten Bäume und der netten Örtchen im See, laufen über verschnörkelte Baumwurzeln mit knorrigen Buckeln, so als hätten sie Krebs, kommen an einem Feuchtgebiet mit Seegras, Büschen und jungen Birken vorbei und kehren zum Schluss bei einer Pizzeria ein, wo wir uns auf der Terrasse eine Pizza teilen und unseren Durst mit alkoholfreiem Weizen stillen. Zurück am Womi geht die Fahrt weiter nach Füssen. Hier erleben wir zum ersten Mal die strenge Regelung, dass in der ganzen Einkaufszone Maske zu tragen ist. Bis auf zwei Radfahrerinnen halten sich auch alle dran, was uns ein sichereres Gefühl gibt. Wir haben in anderen belebten Orten auch zuvor schon freiwillig unsere Masken aufgesetzt, aber so ist das natürlich auch für uns nochmal viel sicherer.
Unsere Nacht verbringen wir auf dem Hof des Brandstatthofes bei Steingaden. Es bietet sich uns ein schöner Blick auf die Berge in der Abenddämmerung und Strom bekommen wir auch.
23.10. Der Tag beginnt mit einer genüsslichen Dusche. Unser Stellplatz gehört zu einem Ferienhof mit Zimmern und Café und es gibt eine Dusche für Camper, die nach jeder Person gereinigt wird. Hier fühle ich mich recht sicher vor Corona und nötig hatte ich es auch😅. Danach sehen wir uns die prachtvollen Kirchen von Steingaden, Rottenbuch und die Wieskirche an. Diese Kirchen wirken mit ihren völlig überladenen Verzierungen ziemlich erschlagend, aber dennoch absolut sehenswert. Weiter geht die Fahrt nach Garmisch Partenkirchen, wo wir zuerst den „Michael Ende Kurpark“ besuchen. Bis auf eine Steinerne Schildkröte, die wohl Casiopaia darstellen soll, finden wir nicht viel, was wir mit dem Schriftsteller in Zusammenhang bringen könnten, außer, dass die Stadt ihrem bekannten Sohn hiermit ein Denkmal gesetzt hat. Es ist dennoch ganz nett, durch die Ruhe des Parks zu streifen. Danach erkunden wir die Zentren von Garmisch und Partenkirchen und genießen ein Eis auf einer Bank in der Sonne. Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Walchensee, wo wir unsere Nacht auf einem Stellplatz bei Einsiedl verbringen.
24.10. Letzte Nacht beginnt es mal wieder zu regnen und das setzt sich auch am Morgen fort, sodass Stefan Laufpause einlegt und wir bis zum spätesten Check-out um 11Uhr auf dem Stellplatz im Womi rumgammeln. Noch bei Regen fahren wir los Richtung Ammersee und besorgen uns unterwegs im Baumarkt in Weilheim noch eine neue Flasche Gas und entsorgen Wasser und Kloinhalt bei einer Kläranlage, wo wir auch kostenlos frisches Wasser auffüllen können. Nun dürften wir bis zum Ende der Reise ohne Ver-und Entsorgung klarkommen. Am Nachmittag lichten sich die Wolken und vereinzelt kommt sogar die Sonne hervor. Wir halten beim Naturschutzgebiet Seeholz am Ammersee und wandern dort ein Stück, aber als nach den ersten drei Kilometern nur ca ein Kilometer Waldweg ist, der Rest aber nur ein geteerter Weg an Millionärsvillen hinter hohen Hecken vorbeiführt und vom See bis auf einen Zugang nichts zu sehen ist, laufen wir enttäuscht zurück zum Wohnmobil. Wir fahren nach Landsberg am Lech auf den Stellplatz, aber finden keinen freien Platz mehr. Es wird bereits dunkel und ich hoffe sehr auf einen Platz mit Strom, denn wir befürchten eine kalte Nacht. Zum Glück werden wir in Königsbrunn noch fündig und haben es morgen früh näher, wenn wir uns mittags mit unserer Tochter und ihrem Freund am Kuhsee in Augsburg treffen. Von einem Besuch bei ihr in der Wohnung sehen wir ab, da ihr Freund bei der Arbeit und privat in den letzten Tagen zuviele Kontakte hatte. Augsburg hat inzwischen knapp unter 200 Coronapositive auf 100000, ist also ziemlich risikoreich. Wir werden nur mit Abstand einen Spaziergang machen und uns etwas unterhalten.
25.10. Heute Morgen endet das freie Vagabuntenleben und wir fahren nach Augsburg zu unserem Treffen. Wir sind zu früh und nutzen die Zeit zum Tischtennisspielen. Um 13Uhr kommen die Zwei angeradelt und wir wandern 9,5km am Lech entlang und tauschen unsere Neuigkeiten aus. Am frühen Abend entscheiden wir, doch nicht mehr in Augsburg auf den Stellplatz, sondern direkt nach Zorneding zu Stefans Mutter zu fahren, wo wir nun bis Donnerstag, den 29.10. bleiben werden.
29.10. Wie geplant, sind wir heute von Zorneding aufgebrochen Richtung Heimat. Wir übernachten in Schleusengrund/Thüringer Wald etwas nördlich von Coburg auf einem Stellplatz und morgen werden wir wohl wieder in Bad Harzburg ankommen, wenn nichts außergewöhnliches dazwischen kommt. Am Samstag, den 31.10. geht unser Womi bis März in den Winterschlaf wie in jedem Jahr und wir wohl dieses Mal auch. Nix mit fliegen in die weite Welt in diesem Jahr🤷♀️. Planen lässt sich momentan und wohl auch noch für einige Monate, gar nichts, aber unsere ausgedehnten Wohnmobilreisen im Norden und Süden Deutschlands haben uns unser eigenes Land auch noch einmal von der besten Seite gezeigt.
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