Azoren Tagebuch April 2018 Portugal


Stippvisite auf den Azoren

Noch in Vietnam,  trafen wir die Entscheidung, kurzfristig einen Kurztrip auf die Azoren zu buchen. Für 172€ Flugkosten zu Zweit konnten wir einfach nicht nein sagen und erfüllten uns einen langersehnten Wunsch, wieder einmal tief in die vulkanische und üppig grüne Natur einer Insel einzutauchen. Da wir nur eine Woche Zeit hatten, besuchten wir nur eine der insgesamt neun Inseln, nämlich São Miguel. Mit Santa Maria gehört sie zu den zwei westlichen Inseln des Archipels.

Wir umrundeten die Insel in mehreren Etappen und konnten am Ende der Woche feststellen, dass wir fast alle geteerten, plus ein paar ungeteerten Straßen auf der Insel befahren hatten, außer in den Orten selbst. Es würde zu weit gehen, hier jeden einzelnen Aussichtspunkt (Mirador) zu beschreiben, derer es zahlreiche gibt, aber ich möchte doch ein paar Highlights der Woche beschreiben. Die Ausschilderungen zu interessanten Aussichten oder Sehenswürdigkeiten sind überall zu finden und derer so viele, dass man ohne Weiteres auch länger auf der Insel bleiben könnte, ohne sich zu langweilen.

Entlang der Nordküste Richtung Westen über Sete Cidades zurück nach Santana

Wir wohnten in Santana, einem Ortsteil von Rabo de Peixe,  ca. in der Mitte der Nordküste der Insel. Unser erster Ausflug führte uns bei kühlem, aber sonnigem Wetter entlang der Küste Richtung Westen und bot uns beeindruckende Ausblicke auf das Meer, das mit mächtigen Wellen an die vulkanische Küste schlug. Solche Wellen hatten wir zuvor nur auf Hawai beobachtet. Die Steilküste ist oben bewachsen mit vielerlei Grünpflanzen und überall blühte es rund um uns in bunten Farben, einfach wunderschön!

Wir folgten der Ausschilderung nach Sete Cidades und der Weg führte uns über eine ungeteerte Straße in die Berge zu der Caldeira das Sete Cidades (Kessel der sieben Städte). Unterwegs versperrten uns Kühe den Weg, die gemütlich auf der Straße den Berg hoch trotteten und sich sichtlich wohlfühlten in ihrer Umgebung. Es boten sich uns wunderschöne Ausblicke auf die zwei Seen  Lagoa Azul und Lagoa Verde und schließlich konnten wir zwischen den Seen hindurch unsere Heimreise über die Südküste an Ponta Delgada vorbei nach Santana antreten. Wir nahmen uns fest vor, dieses Gebiet an einem anderen Tag zu Fuß noch näher zu erkunden.

Entlang der Nordküste Richtung Osten bis Parque da Ribeira dos Caldeirões zurück nach Santana

Der zweite Tag führte uns entlang der Nordküste Richtung Osten. Wir versuchten, soweit wie möglich, immer ganz nahe am Meer entlang zu fahren und nicht auf der großen EN1-1A. Bei Ribeira Grande kamen wir an einen langen, menschenleeren Strand mit Vulkansand. Wir merkten, dass wir deutlich zu früh im Jahr auf den Azoren waren, um uns an den Strand zu legen, oder das Wasser zu genießen. Bei Temperaturen von ca. 14 Grad und meterhohen Wellen kam keine Badesehnsucht auf. Nichtsdestotrotz gefiel uns der schwarze Sandstrand und beeindruckte uns die Wucht der Wellen. Das Highlight dieses Tages kam aber erst zwischen Achada und Porto Formoso mit dem Parque da Ribeira dos Caldeirões. Drei alte Wassermühlen, die mit dem Wasser des Ribeira dos Caldeirões gespeist werden, wurden als touristische Sehenswürdigkeit in eine Parkanlage gebettet. Nachdem wir einem Regenschauer in dem kleinen Café entkommen waren, wanderten wir durch den Park auf einem wunderschönen Wanderweg entlang des Flusses in den Wald hinein und fühlten uns umschlungen von grüner Natur. Auf dem Rückweg statteten wir dem Entstehungsgrund dieses Parks, nämlich die alten Wassermühlen in einer Art Freilichtmuseum einen würdigen Platz zu verschaffen und die ebenfalls im Park sich befindlichen Wasserfälle als Touristenspot attraktiv zu machen, einen Besuch ab. Leider fing es an diesem Punkt wieder an zu regnen, aber wir haben diesen Parkbesuch dennoch vollends genossen.

Südküste Richtung Osten bis zum Wanderweg Trilho do Agrião und zurück

Wir fuhren südlich bis Agua de Pau, wanderten den Pilgerweg zur kleinen Kirche Miradouro do Monte Santo, die in weiß-blauer Farbe prachtvoll  auf dem Pico da Figueira weithin zu sehen ist. Auf dem Pilgerweg ging es weiter zum Aussichtspunkt, der einen schönen Blick über die Küste und den Ort Lagoa bietet. Entlang der Südküste fuhren bis Lomba do Cavaleiro zum Einstieg in den Wanderweg Trilho do Agrião. Wir wanderten von hier bis Ribeira Quente, hatten großartige Ausblicke auf das Meer, aber was mir noch mehr in der Erinnerung geblieben ist, ist die unendliche Vielfalt von Pflanzen und auf diesem Weg ganz besonders der Blütenduft, der uns umgab. Da meine Kondition an diesem Tag nicht die Beste war, setzte mich Stefan in Ribeira Quente in einem Café ab und holte das Auto von dem Wanderparkplatz, um mich dann, bei inzwischen strömenden Regen, wieder einzusammeln.

Wanderung vom Lago do Canario zum Mirador Boca do Inferno, Rückfahrt mit Stippvisite in Ponto Delgada und einem Bad in den Caldeiras da Ribeira Grande

Dieser Ausflug ist absolut empfehlenswert! Wir fuhren mit dem Auto Richtung Südwesten zum Lago do Canario. Dort gibt es einen Parkplatz vor dem Eingang des Parks, wo wir parkten. Der Wanderweg führte uns zuerst zu einem kleinen See, dem Lago do Canario. Von dort war der Weg zum Mirador Boca do Inferno ausgeschildert. Entgegen der Tage zuvor waren hier auch einige Wanderer unterwegs. Wer den Blick vom Boca do Inferno genossen hat, der weiß warum! Man hat einen einzigartigen Ausblick über die Kraterlandschaft der Sete Cidades mit Ausblick auf mehrere Seen. Wir wanderten in einer Schleife einen Rundweg zurück zu unserem Auto, statteten Punto Delgada einen Besuch ab und besuchten zum Abschluss die Caldeiras da Ribeira Grande. Wir machten einen ausgiebigen Spaziergang bis zum Wasserkraftwerk Salto do Cabrito, genannt nach den gleichnamigen Wasserfällen, entlang an dampfenden Fumarolen, die der Landschaft den besonderen vulkanischen Reiz gibt. Danach erfreuten wir uns als einzige Badegäste an dem kleinen, aber feinen Thermalbad Caldeiras Da Ribeira Grande. Bei knapp 40 Grad entspannten wir Körper und Seele und fielen abends nach einem wunderschönen Tag glücklich ins Bett.

Santana (EN5-2A) nach Praia, Wanderung Praia – Lagoa do Fogo (Wanderweg PRC2SMI), Fumarolas da Lagoa das Furnas, Rückweg über die EN2-1A Richtung Nordwesten nach Santana

An diesem Tag hatten wir uns das Gebiet um den Schichtvulkan Agua do Pau im Südosten von uns vorgenommen. Wir fuhren bis Praia zum Beginn des Wanderweges zum Lagoa do Fogo mit der offiziellen Nummerierung PRC2SMI. Der Weg ging stetig bergan. Er führte zuerst an landwirtschaftlichen Flächen vorbei, bis der wirklich schöne Teil der Strecke entlang eines Wasserlaufes (Levada) durch den Wald ging. Auch hier begeisterte uns die unheimliche Vielfalt und Üppigkeit der Bewachsung. Selbst in größeren Höhen sind die Hänge auf Sao Miguel eine grüne Pracht. Nach weiteren Kilometern erreicht man eine Ebene mit Regenwasseranlage. Hier oben brüten im April/Mai die Möwen und wie ich später las, hatten wir Glück, dass sie nicht aggressiv waren. Nun war das Ziel bald erreicht: der Blick auf den Lagoa do Fogo, wiederum einem Kratersee. Leider schlug bei uns gerade hier das Wetter um und es begann zu regnen und wurde scheußlich kalt und windig. Die gemütliche Rast mit Blick auf den See blieb daher leider aus und wir machten uns schleunigst auf den Rückweg. Als wir zurück im Wald bei den Wasserläufen waren, hatte es wieder aufgehört zu regnen, sodass wir trocken wieder nach ca. 3,5 Std und 13 Kilometern bei unserem Auto ankamen. Der Weg war mit 12 km und 4 Stunden angegeben, meine Fitnessuhr zeigte jedoch 13 Kilometer. Wir überlegten uns, dass wir uns gerne wieder in heißen Quellen entspannen würden und fuhren nach Furnas. Der Park Terra Nostra war aber leider mit 8€ pro Person recht teuer und baden wäre nur noch ca. 45Minuten möglich gewesen, daher suchten wir uns eine andere Möglichkeit. Wir fuhren zu den Fumarolas da Lagoa das Furnas. Am Parkeingang sagte man uns, dass es ebenfalls eine Bademöglichkeit gäbe, dem war aber gar nicht so. Dennoch hat sich der Besuch voll gelohnt. Überall am  See dampften die Fumarole, ein Picknickplatz auf hügeliger Rasenfläche und viele Vögel schafften eine idyllische Atmosphäre. An diesem Abend gaben wir es auf, noch eine weitere Therme aufzusuchen.

Küstenfahrt entlang der Nordküste bis Mosteiros, weiter an der Südküste bis Ponto Delgada, Besuch der Arruda Ananasfarm, Weiterfahrt zur Teeplantage Gorreana, zurück nach Santana

Den letzten Tag auf Sao Miguel ließen wir ruhig angehen, ohne große Wanderung. Wir fuhren nun die gesamte Küste Richtung Westen ab. Unser erster Stopp war der Ort Mosteiros, in dem sich laut Reiseführer einige Deutsche niedergelassen haben. Wir genossen Kaffee und Kuchen in der Sonne auf dem Platz des Ortes. Danach fuhren wir weiter nach  Ponta da Ferraria, dessen Badebucht berühmt ist. Ein Lavastrand mit einem Naturpool bietet in der wärmeren Jahreszeit eine gute Bademöglichkeit in zauberhafter Natur. Wer nicht im Naturpool baden möchte, dem bietet sich die Möglichkeit, in der modernen Therme vor Ort zu baden. Dieses Vergnügen wollten wir uns aber für abends lassen, auch weil uns das moderne gebaute Bad zu teuer und nicht urig genug war. Wir fuhren weiter die Südküste entlang und besuchten den Leuchtturm Farrol da Ponta da Ferraria, der einen schönen Blick über die Küste bot. Entlang der Küste ging es dann zur Ananasplantage Arruda bei Ponto Delgada. Auf den Azoren werden Ananas in Gewächshäusern biologisch angebaut und mit viel Mühe großgezogen. Die Wachstumsstadien kann man anhand eines Infozettels in den Gewächshäusern selber verfolgen. In einem Laden wird Marmelade, Likör, Bonbons und in der Sommersaison auch Ananaseis, s0wie Kunsthandwerk verkauft. Als letzte Sehenswürdigkeit fuhren wir nochmals in den östlichen Teil der Insel, wo mit der Teeplantage Gorreana der einzige Teeanbau Europas kennengelernt werden kann. Seit 1883 wird hier, in dem besonderen Klima, nach alter Familientradition Tee angebaut, der z.B. auch nach Deutschland geliefert wird. Man kann sich die Plantage und die Verarbeitungsräume ansehen und anhand eines Filmes mehr über die Abläufe erfahren. Kostenlose Kostproben, ein Café und eine Verkaufsstelle runden das Angebot ab. Sehr angenehm fanden wir bei der Tee-, wie auch bei der Ananasplantage, dass keinerlei Druck erzeugt wurde, etwas zu kaufen. Da wir durch unseren preiswerten Ryanairflug nur sehr begrenztes Freigepäck hatten, hätten wir uns, selbst wenn wir gewollt hätten, nichts kaufen können.

Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch einmal „unsere“ Caldeiras da Ribeira Grande. Mir war dieses Mal das Wasser zu heiß, aber das machte nichts, denn wir lernten eine Östereicherin kennen, mit der wir ein interessantes Gespräch führten. Sie lebt zur Zeit auf den Azoren, hat aber zuvor auch in Portugal auf dem Festland und in Asien längere Zeit gelebt. Sie erzählte von einer Spirulinafarm auf Graciosa, wo sie gegen Unterkunft und Verpflegung mitgearbeitet hatte. Außerdem jobbt sie zeitweise als Surflehrerin und als Yogalehrerin und konnte von ihren Erfahrungen mit den Einheimischen, die leider häufig recht ausländerfeindlich zu sein scheinen, berichten. Auch mit diversen Sprachproblemen, da auf jeder Insel andere Dialekte mit ganz eigenen Wörtern gesprochen werden, hatte sie Bekanntschaft gemacht. Wir tauschten stundenlang unsere Erfahrungen beim Reisen in unterschiedlichsten Ländern aus, wobei sie und Stefan im heißen Wasser allmählich wie gedünstet aussahen, ich hingegen angezogen neben dem Becken aufpassen musste, nicht von einem Wasserschwall der aussteigenden Badegäste unter Wasser gesetzt zu werden. Wir blieben bis Toresschluss um 22 Uhr und verabschiedeten uns wie alte Bekannte. Nun war die schöne Zeit wieder vorbei, am kommenden Tag stand die Rückreise bevor.

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