Ausflug zum „Rio Duaba“
Um 9:30 Uhr fährt Dietmar und Anhang mit Jeep bei uns vor dem Haus vor. Wir packen den Rest unseres Frühstücks in den Kühlschrank. Es kam etwas zu spät, sodass wir nicht in Ruhe zu Ende essen können. Gemeinsam fahren wir, eng gestapelt in einem Jeep für 4 Personen zu fünft, zum „Rio Duaba“. Ein Freund von Dietmar hat ein Schwein bestellt, das nun am Spieß gegrillt werden soll. Wir fahren mit, weil es ein interessantes Ereignis zu sein verspricht. Das Schwein wird von zwei Kubanern dabei über dem Feuer gedreht und das ganze scheint ein feucht fröhliches Geschehen mit viel Rum zu werden. Laut unserer Vermieterin Yanay ist das auch eine typische Aktion zu Weihnachten in Kuba.
Da es außer dem Schwein immer noch viele Beilagen geben soll, wird auch für uns etwas zum Essen dabei sein. Außerdem verspricht der Ort eine schöne Badestelle am Fluss zu haben. Wir lassen uns überraschen. Nach ca 6k m kommen wir bei einem „Campestre“, einem Campingplatz mit Häuschen und Restaurant an. Nebenan ist die“ Finca Duaba“. Die zwei Spießdreher sind da, und es kocht Wasser auf offenem Feuer, aber vom Schwein noch keine Spur. Der Zugang zur Badestelle ist über eine Treppe, aber aus meiner Sicht nur für ambitionierte Schwimmer geeignet. Man springt, bzw steigt in den Rio Duaba, der jedoch eine starke Strömung hat, sodass gegen den Strom schwimmer nicht möglich ist. Man lässt sich mitreißen und kommt dann ein Stück weiter unten an eine ruhigere Stelle, von wo aus man im großen Bogen flußaufwärts schwimmt, um dann an anderer Stelle aus dem Wasser zu steigen. Definitiv nichts für mich. Zum Einen bin ich feige und zum Anderen hätte ich nicht die Kraft, da wieder herauszukommen. Wir trinken erst einmal etwas und entscheiden dann, dass das mit dem Schwein sicher noch Stunden dauert, auch wenn es gerade angeschleppt wird. Dietmar weiß eine andere Stelle am Fluss, die beim Einstieg ruhiger ist und wo Karin und ich auch baden können. Über holprige und matschige Wege – ich weiß jetzt, warum Dietmar einen Jeep mit Allradantrieb gemietet hat – geht es zu einem wunderschönen Platz am Fluss. Vorne finde auch ich mein Badevergnügen, weiter drinnen hat der Fluss, selbst laut Stefan,der ein guter Schwimmer ist, noch eine ziemlich kräftige Strömung. Wir verbringen eine schöne Zeit dort, beobachten, wie ein Campesino einen Sack mit Ernte(?) mit seinem Pferd über den Fluss transportiert, einen anderen Weg gibt es nicht über den Fluss. Er zieht es am Halfter durch das Wasser, das ihm bei jedem Schritt in die Gummistiefel schwappt. Eine Weile später kommt eine Sau mit ihren Ferkeln zu uns zu Besuch. Ihre Kleinen stillen ihren Durst am Fluss und suchen im Schlamm etwas zu fressen. Sie sind herzallerliebst und noch recht zutraulich.
Nach der Badepause entscheiden wir uns, in den Ort zurückzufahren und Eis essen zu gehen. Auch wenn uns am Eingang der Eisdiele Schokoladeneis zugesagt wird, gibt es, als wir bestellen, nur noch Trinkschokolade kalt oder warm, keinerlei Eis. Etwas enttäuscht bestellen wir kalte Trinkschokolade, was wir bekommen, ist allerdings eine Zumutung. Es sieht aus wie Spülwasser und schmeckt zumindest wie flüssig gewordenenes Schokoeis, das man mit Wasser und Zucker gestreckt hat. Selbst wenn es nur ein paar Persos Nacionales kostet, ist das wirklich nicht ok, besonders hier, wo Kakao angebaut und Schokolade angepriesen wird. Dass es besser geht, beweist uns unsere Vermieterin tagtäglich.
Wir gehen noch gemeinsam etwas trinken und schlendern dann zum Friedhof. Diese sind ja häufig ganz interessant, was für diesen nicht unbedingt zutrifft. Es macht uns daher auch nicht viel aus, dass wir am Fotografieren gehindert werden. Der Friedhofswärter zeigt uns die Gräber der Opfer aus Baracoa, die im Angolakrieg mitgekämpft und von Sportlern, die eine gewisse Popularität erlangt haben. Wir erfahren von Dietmar, dass die Toten hier nach der Beerdigung ein Jahr lang in einem unterirdischen Raum aufbewahrt werden, bis die Knochen abgefressen sind. Letztere werden danach in den Steingräbern bestattet. Der „Dia de las muertas“ (Tag der Toten), der in Mexiko große Bedeutung hat, wird in Kuba nicht gefeiert. Man bringt laut Wärter Gaben eher zu Geburtstagen und ggf. trinkt man auch „gemeinsam“ eine Flasche Rum mit dem Toten. Ein Zeuge davon steht in Form einer Flasche in einem Fach in einer Gräberwand.
Nach dem Friedhofsbesuch trennen sich unsere Wege. Die Drei wollen zurück zum Schweinegrillen fahren, wir haben aber Abendessen in der Casa bestellt. Mich erwarten dort leckere Langusten mit Reis, eine köstliche Kokossuppe mit Nudeln, „Toastados“ (fritierte Kochbanane) und Apfelsinensaft von sauren Apfelsinen, die für Limonade genutzt werden. Für Stefan gibt es eine vegetarische Variante und wir sind wieder begeistert. Wir haben in keinem Restaurant bisher so schmackhafte, reichhaltige und dem Preis angemessene Speisen erhalten wie in den Casas, und für mich ist die Kochkunst von Yanay dabei unübertroffen.
Gegen 20 Uhr suchen wir noch einmal den „Parque Central“ auf, und wie erwartet, treffen wir auf unsere Bekannten. Beim „Casa de Trova“ ist traditionelle Musik einer lokalen Gruppe angesagt, die Dietmar kennt. Eine Art Conférencier stellt vor dem Gebäude eine Reihe Stühle auf, weist den Besuchern Plätze zu, verkündet laut, aus welchem Land sie kommen und lässt sie vom Publikum mit Applaus begrüßen. Manchen weist er spaßhaft den Namen einer bekannten Persönlichkeit zu und versucht eine lockere Stimmung zu erzeugen. Die Musiker beginnen traditionelle Lieder am offenen Fenster des Hauses zu spielen und schätzungsweise ein männlicher und eine weibliche Salsalehrerin schnappen sich einen passenden Partner aus dem Publikum und tanzen mit der Person mehr oder weniger perfekt. Mir liegt weder die Musik besonders, noch mag ich dieses Gefühl, ggf gleich dran zu sein. Etwas alkoholfreies zu trinken scheint es hier darüber hinaus auch nicht zu geben und Stefan ist dem Tanzen eh abgeneigt, daher verabschieden wir uns alsbald. Wie würde ich es begrüßen, wenn mal irgendwo die Musik Silvio Rodriguez oder Pablo Milanes gespielt würde, zweier sehr bekannter kubanischer Liedermacher. Das hat mir in Bayamo so gut gefallen. Auf dem „Plaza de la Revolución“ konnte man dieser Musik fast ständig lauschen, während man seine Emails abholte. Die „Casa de la Cultura“ hatte Boxen vor der Tür und beschallte damit den Platz. Dass im Haus parallel zu Beispiel ein paar Jugendliche Percussioninstrumente zu spielen lernten und die Musik sich vermischte, störte niemanden.
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