Baracoa in Kuba


Wanderung zum „Rio de Miel“, Mirador und zur „Cueva del Agua“

Mein Durchfall ist trotz „Immodium“ noch da, daher lasse ich mir in der Apotheke etwas heimisches geben.Ich bekomme „Guajabatropfen“, die ich zweimal täglich mit Wasser einnehmen soll. Obwohl mir nicht sonderlich gut ist, machen wir uns dennoch auf den Weg zum Strand. Es gibt hier mehrere in der Nähe, aber wie weit und wie der Weg ist, wissen wir nicht. Laut Stefans Offlinekarte muss der erste schon in gut 1 km kommen, also marschieren wir los, immer am Wasser entlang. Nach der Bebauung kommen wir zum „Rio de Miel“ (Honigfluss), der ein Stück parallel zur Küste verläuft. Wir laufen unter Palmen, durch Mangroven und an einer Plantage vorbei, beobachten Krebse und Fischer, die immer wieder ihre Netze von einem kleinen Boot auswerfen oder im und am Wasser stehen und nur mit Leinen angeln. Ein leichter Wind macht die Hitze erträglich, und es ist wunderschön. Wir kommen an einer Stelle vorbei, die als „Playa“ bezeichnet ist, aber da kann man nur von einem Lokal aus über eine Treppe ins Wasser steigen. Die nächste Stelle ist beim „Rio de Miel“, aber da dort niemand badet, viel Strandgut angeschwemmt ist und der Weg weiter viel interessanter erscheint, laufen wir weiter. Auf unserer Karte ist nicht deutlich zu sehen, ob wir bei der Mündung des Flusses weiterlaufen können, oder das Wasser zu hoch ist. Letzteres ist der Fall, also baden wir dort. Ein paar andere Touristen und Fischer hat es ebenfalls hierher an den schwarzsandigen Strand verschlagen. Nach einer Badepause im lauwarmen Wasser entscheiden wir uns, dass wir aber doch zur anderen Seite rüber wollen zum „Playa Blanca“. Während hier alle Strände schwarz sind, wenn auch nicht so überzeugend schwarz wie auf Hawaii, so doch dunkel, soll eine Stelle unerklärlicher Weise weißen Sand haben, daher der Name des Strandes. Wir gehen ein Stückchen unseres Weges zurück, von wo aus ein Kubaner in einem kleinen Boot Leute von einer zur anderen Seite des Flusses rudert, wo sich ein winziger Hafen mit drei/ vier Fischerbooten und einem langen Steg befindet. Der Preis von 1 CUC für die vielleicht 50 m, allerdings hin und zurück, kann den englischen Kanalfähren schon Konkurrenz machen, aber was hilft es. Der Steg von sicher 20 m Länge, gezimmert aus vielen verschiedenen Brettern ohne Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten, muss für jeden Menschen mit Höhenangst ein Albtraum sein. Ich merke, dass ich auch schon mal schwindelfreier war und besonders, als mir Leute mit Kartons und ähnlichem auch noch entgegen kommen und ich ausweichen muss, bekomme ich weiche Knie. Auf der anderen Flussseite angekommen, laufen wir weiter Richtung „Playa Blanca“ und kommen durch eine kleine Ansiedlung mitten im Grünen und erreichen dann den Eintritt in ein Naturreservat, zu dem nicht nur der Playa, sondern auch noch eine Wasserhöhle „Cueva del Agua“ und ein Mirador gehören. In unseren Reiseführern ist von all dem nichts zu finden. Wir zahlen 2 CUC Eintritt pro Person und entscheiden, erst zum Mirador und dann von dort über die „Playa Blanca“ zurückzukehren. Sobald wir uns auf den Weg machen, haben wir zwei kubanische Begleiter. Haben wir mit dem Eintritt gleich noch Führer mitgebucht? Eigentlich mögen wir lieber alleine gelassen werden, aber die zwei sind recht nett und wir unterhalten uns soweit möglich in Spanisch mit ihnen. Sie erzählen uns, dass im letzten Jahr der Orkan Matthew von allen Häusern die Dächer weggerissen hätte und auch die Vegetation schwer getroffen wurde. Man kann auch heute noch Folgen in Form umgerissener Palmen erkennen. Die Leute hätten tagelang zum Schutz in Höhlen mit bis zu 300 Personen gelebt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er Naturhöhlen meinte, oder Schutzbunker. Als ich antworte, dass sie ja von Glück reden können, dass es mehrere Höhlen in der Gegend gäbe, korrigiert er sich in „Cuevas para Protección“.
Wir erreichen eine Finca, sehen Mango-,Bananen-, Kakao-, Passionsfrucht und Chirimoyabäume und eine Art Leguan von ca 20 cm Größe auf einem Baum.
Wir erreichen den Mirador über einen alten Weg, den die Ureinwohner schon gegangen sind. Die Naturstufen sind teilweise so hoch, dass ich mich am Geländer hochziehen muss. Mir graut schon vor dem Rückweg, weil mein Fuß und auch meine Kniegelenke solche Belastungen gar nicht mögen. Wir werden belohnt mit einem grandiosen Ausblick bis zur Spitze Kubas. Laut unserer Führer kann man nachts die Lichter Haitis von hier aus sehen. Es liegen an der engsten Stelle nur gut 70 km zwischen den Ländern. Die Führung geht weiter zur „Cueva del Agua“, die wir eigentlich gar nicht eingeplant haben. Der Weg geht holprig in die Tiefe. Ich gehe nicht bis unten in die Höhle, weil die Steine nun auch noch glitschig sind. In der Höhle könnte man sogar baden, aber aus Zeitgründen verzichtet Stefan auch darauf. Es ist bereits kurz vor 17 Uhr und gegen 18 Uhr ist es in Kuba dunkel. Mit der „Playa Blanca“ wird es leider nichts mehr. Wir werden zurück bis zur Finca begleitet. Dort wird uns Obst,  Aloe Vera Creme, und  Kokosöl angeboten, aber wir müssen unsere Führer und den Finca Besitzer leider enttäuschen, wir kaufen nichts. Dann wird noch ein Obolus für die Führung eingefordert. Wir geben ca 3€ für die ungefragte Führung – immerhin 10-15% des durchschnittlichen Monatslohnes- was aber nicht gerade Begeisterung auslöst. Wir hassen diese Trinkgeldkultur, egal wo auf der Welt. Dann soll es klare Preise für Leistungen geben und es ist für alle Seiten fairer. Wir machen uns mit größtmöglicher Geschwindigkeit allein auf den Rückweg. Es dämmert schon merklich. Wir bekommen schon etwas Angst, dass das Boot nicht mehr fährt, haben aber Glück und kommen gut auf die andere Seite. Wir versuchen möglichst die Strecke direkt am Strand und nicht durch die Anpflanzungen zu laufen, weil es dort noch dunkler ist und der Weg nicht immer ganz eindeutig zu erkennen ist. Durch den Sand ist das Gehen natürlich beschwerlicher, ich bin ziemlich kaputt, da ich ja auch noch durch den Durchfall geschwächt bin, und wir haben es eilig. Nicht nur die Dunkelheit treibt uns, wir haben auch für 18:30 Uhr Abendessen in unserer Casa bestellt. Letztlich schaffen wir eine Punktlandung. Genau um 18:30 Uhr stehen wir nass geschwitzt vor unserer Haustür. Yanay, unsere wirklich herzallerliebste Vermieterin, hat die Situation gleich geblickt und teilt uns mit, dass sie das Essen 15 Min später bringt, damit wir uns erst einmal frisch machen können. Sie ist echt ein Schatz.
Heute bekomme ich Lechita, einen anderen typischen Fisch für die Region, super lecker mit Knoblauch, Zwiebeln und gut gewürzt. Leider ist mir kaum nach Essen zumute, daher packe ich mir die Hälfte des Fisches für morgen Mittag in den Kühlschrank und esse zur anderen Hälfte nur etwas Brot. Den Reis, die frittierte Kochbanane und den Salat überlasse ich größtenteils Stefan, der einen ebenfalls köstlichen Gemüsereis bekommen hat. Arme Yanay, Stefans rein vegetarisches Leben machen es ihr bei den kubanischen Möglichkeiten nicht gerade leicht, abwechslungsreich zu kochen. Zum Glück gibt es hier unten wenigstens genügend unterschiedliche Gemüse und Früchte.

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https://travelwild.de/kuba-tagebuch-8-12-2017-baracoa-treff-mit-freunden/