Camagüey Kuba


Ausflug in den Botanischen Garten und Freizeitpark

Frühstück in einer Casa ist wirklich nicht zu verachten! Heute gibt es richtig leckere Ananas und Papayastückchen als Früchte. Laut unserer Vermieterin ist derzeit so schwer an Früchte zu kommen, weil der Hurrikan Irma soviel vernichtet hat.
Wir machen uns auf die Suche nach einer „Cadeca Bank“, weil wir CUC in Persos Nacionales tauschen wollen, um auch in Pesorestaurants und bei Straßenhändlern kaufen zu können. Auch für Stadtbusse ist das sehr sinnvoll, denn man bezahlt nur ganz geringe Beträge pro Fahrt. Nachdem wir die Einkaufsstraße noch einmal hoch und runter gelaufen sind, uns eine Ausstellung internationaler Bildhauer angesehen haben, ich in einem Lädchen den einzigen Nagelknipser erstanden und Stefan bei einem „Relojero“ sein Uhrarmband hat reparieren lassen, kaufen wir uns für umgerechnet 24 Cent einen ganzen Sandkuchen und essen ihn gemütlich auf einer Bank als Mittagessen mit einer Flasche nationaler Limonade. Danach haben wir von Stadt, Geschäften und sehenswerten Gebäuden genug und sehnen uns nach Natur. Wir machen auf der Karte etwas außerhalb den Botanischen Garten aus. Hier scheint es ein Gebiet zu geben, was man mal angehen kann. Da es zu weit ist, erst dorthin und dann wieder zurück zu laufen, lassen wir uns von einem Bicitaxi hinfahren. Ich finde das immer ein eher zweifelhaftes Vergnügen, auch wenn Stefan meint, dass das doch für den Fahrer ein kostenloses Fitnesstraining an der frischen Luft mit zusätzlich gutem Verdienst ist. Mir tun die Fahrer immer leid und außerdem ist das mit der frischen Luft großer Blödsinn. Ich habe jedes Mal das Gefühl, gleich zu ersticken im Gestank der Abgase all der Dreckschleudern auf der Straße. Leider gibt es kaum ein Verkehrsmittel, bei dem man in Kuba nicht das Gefühl hat.
Nach ca 30 Minuten sind wir beim Botanischen Garten. Es sitzt zwar eine Dame am Eingang, die uns aber sagt, dass heute geschlossen ist und wir morgen wiederkommen sollen. Nachdem ich ihr vermittelt habe, dass wir morgen nicht mehr da sind und der Taxifahrer ihr immer wieder sagt, dass wir doch aus Deutschland kommen, erlaubt sie uns, durchzugehen und zu schauen, wie sie immer wieder betont. Was sollen wir denn sonst dort machen? Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie dieses in manchen Dingen hoffnungslos verbürokratisierte Land an anderen Stellen überraschend flexibel und unkompliziert reagiert. Bei uns in Deutschland hätte wahrscheinlich der Papst oder ein Mondmännchen kommen können: wenn zu ist, ist zu. Glücklich gehen wir in diesen sehr natürlichen Botanischen Garten, ohne Blumenrabatten, dafür mit ein paar gekennzeichneten Bäumen, Feuchtflächen mit Vögeln und Schmetterlingen. Als wir voraussichtlich bereits wieder aus dem Park raus sind, kommen wir an einen See mit Vogelbeobachtungsturm. Am Rand steht ein Polizeiauto mit weit geöffneten Türen und ein Polizist hält unter einem Baum seinen Mittagsschlaf. Wir laufen auf Ackerwegen durch eine Finca, die laut Schild Heilkräuter produziert. Weiter an einem See angeln mehrere Männer und wir sind in einer Art Vergnügungspark gelandet. Alte Flugzeuge und Eisenbahnwagons zum Erkunden, Imbissbuden, Spielplatz und Fitnessgeräte, ein Bus, der sich Jugendmobil nennt, ein See, der wegen Kontamination zum Baden verboten ist, woran sich aber nicht gehalten wird. Beim Ausgang sehen wir, dass der Park Eintritt gekostet hätte. Mit Besuchern, die den großen Umweg über den Botanischen Garten nehmen, haben sie sicher nicht gerechnet.
Wir entscheiden uns, uns einen Bus Richtung Innenstadt zu suchen, weil der Weg echt weit ist und der Himmel nach Regen aussieht. Wir laufen durch ein Hochhaus- und Plattenbautengebiet. Natürlich sieht es nicht einladend aus, aber man hat auch nicht das Gefühl, hier in einem sozialen Brennpunkt gelandet zu sein mit herumlungernden Jugendlichen, die dem Alkohol frönen, oder Sperrmüll vor der Tür. Zum Teil gibt es umzäunte Blöcke mit bewachtem Eingang und innen viel Grünfläche und Spielplätze. Kinder in sauberer und korrekter Schulkleidung sind auf dem Weg nach hause und zwei Jungen teilen sich ein Paar Inliner und versuchen mit je einem Fuß zu fahren. Vor einem Haus grast gemütlich ein Pferd, wohl das Verkehrsmittel eines Hausbewohners. Ernüchternd ist wiederum der Fleischstand, der seine Fleischstücke offen, ungekühlt aus seiner Holzbude heraus verkauft. In dem Schnellimbiss nebenan hätte ich kein Fleisch essen mögen. Er kauft sicher beim Nachbarn.
Wir erwischen einen Bus und wieder bekomme ich einen Platz angeboten, diesmal von einem Herren, einfach aus Höflichkeit. Wir fahren bis in die Nähe unserer Casa und verbringen noch ein paar ruhige Stunden mit Wäschewaschen und mit Planung unserer weiteren Strecke. Zum Abendessen sind wir in der Casa angemeldet. Im Gästebuch stehen so viele lobende Worte, das müssen wir ausprobieren. Es hat sich gelohnt. Schwarze Bohnen, Reis, Omelett mit Tomaten und Käse, fritierte „Boniato“(Süßkartoffeln), Salat aus Tomaten, Gurkenscheiben und einem für Kuba typischen Gemüse, das aussieht wie in Scheiben geschnittene Pfefferschoten, die aber nicht nach Pfeffer schmecken. Zum Nachtisch gibt es Obst aus der Dose, das wir aber nicht identifizieren können. Es ist nur süß. Ein Kaffee rundet das Essen ab. Morgen werden wir erst gegen 10 Uhr frühstücken, da unser Bus nach „Holguin“ erst gegen Mittag fährt. Wir haben noch kein Ticket, hoffentlich sind noch Plätze frei. Bisher hatten wir immer Glück, haben aber auch häufig am Vortag reserviert. Der Busbahnhof ist aber hier soweit außerhalb, dass uns das zu umständlich war.

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