Kuba Tagebuch 24.11.2017 Sancti Spiritus


„Feria de Agricultura“

Beim Reisen geschehen Pannen und das passiert uns natürlich auch. Als ich heute Morgen mein Handy anschließen will, liegt unsere ganze elektronische Versorgung im Wasser! Wir hatten gestern Abend noch Teewasser mit unserem Tauchsieder gekocht und dafür den Stecker des Kühlschrankes in unserem Zimmer rausgezogen. Leider haben wir ihn nachher nicht wieder eingesteckt. Logisch, dass der dann über Nacht abtaute und auslief. Wir hatten das Mehrfach Ladegerät auf dem Boden liegend angeschlossen und meine Kamera, ein Powerpack und ein Ladegerät für eine andere Kamera lagen dabei. Das alles finde ich nun in einer Pfütze wieder. Wir scheinen aber Glück zu haben. Meine Kamera war durch die Tasche einigermaßen geschützt. Wir haben alles den ganzen Tag vor den Ventilator gehängt zum Trocknen und sie funktioniert noch. Das Powerpack haben wir noch nicht getestet, es soll erst mal ganz durchtrocknen. Wir wissen nicht, ob es nur von außen nass geworden, oder auch Wasser hineingelaufen ist.
Da wir kein Frühstück bestellt haben, machen wir uns auf die Suche nach etwa essbarem. Auf dem Weg vom Busbahnhof hatte ich gestern etwas gesehen, das wie ein Markt aussah. Das passt gut, wir freuen uns auf etwas frisches Obst oder ähnliches und wollen danach unsere Weiterfahrt reservieren. Das, was ich gesehen hatte, stellt sich als „Feria de Agricultura“ heraus und ist eine Art Markt, auf dem es aber fast nichts gibt und ein Rodeoring, wo heute aber kein Rodeo stattzufinden scheint und ringsum Verkaufsbuden, die zu mindestens. 95%geschlossen sind. Die wenigen, die was verkaufen, bieten Zwiebeln, Wurzeln, Mehl und Reis zum Abfüllen an. In einem Laden gibt es anscheinend Schokolade im freien Verkauf soweit wir aus den Gesprächen entnehmen können und es bildet sich eine lange Schlange. Selbst wenn wir die Geduld aufbrächten, uns würde die Schokolade wie Mundraub vorkommen.
Wir verlassen den trostlosen Ort, für den jeder von uns umgerechnet 4cent Eintritt gezahlt hat. Wir kommen am Zoo vorbei, der zumindest von außen ein ebenso trostloses Bild bietet. In unserer Casa in Matanzas haben wir im Fernsehen einen Bericht über kubanische Zoos gesehen, der wohl zeigen sollte, wie gut es den Tieren dort geht. Überzeugen konnte uns das nicht. Man scheint hier noch von enger Käfighaltung überzeugt zu sein.
Noch ein Stück weiter und wir sind beim Busbahnhof und reservieren für morgen den Bus nach Ciego de Avila. Unser Magen hängt inzwischen windschief und die Hitze verstärkt unseren Durst merklich. Wir nehmen den nächsten Bus Richtung Altstadt. Wie immer ist er so voll, dass die Tür schon nicht mehr richtig schließt. Eine alte Dame macht mir klar, dass sie bei der nächsten Haltestelle aussteigt und ich mich auf ihren Platz setzen soll. Sie setzt das auch noch gegen andere Fahrgäste durch, während sie sich durch die Menge zum Ausstieg schiebt. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe. Kurz darauf steigen wir selber aus, laufen zu unserer Pizzeria vom Vortag, um dort Kaffee, Toast und Eis zu essen, aber sie macht erst um 12Uhr auf. Ein Kuchenwägelchen kommt vorbei und wir stillen unseren ersten Hunger mit einem Teilchen, danach können wir in einem anderen Café dann endlich mit Kaffee und Käsetoast richtig frühstücken. Leider war der auf der Karte angegebene Toast mit Streichkäse nicht vorrätig, also mal wieder halb angeschmolzene Käse Scheibe zwischen zwei Toastscheiben. Die Versorgungslage ist wirklich schwierig. Uns hängt Pizza, egal in welcher Form, ob als Tropfpizza – weicher, etwas wie aufgeblasener Teig mit Käse überbacken, dann zum Schluss ein paar Tropfen Ketchup drauf, kleine Pizzagröße  – oder als „richtige“ Pizza mit ein paar Stückchen Gemüse, was es grade so gibt (Zwiebeln, Oliven, Pilze, kann aber auch rote Beete, Bohnen oder Möhren und Käse sein) bereits zum Hals raus, ebenso wie Spaghetti. Für mich bietet sich ja immer noch die Alternative Thunfisch auf Brot oder Pizza, aber für Stefan als richtigen Vegetarier bleibt wirklich nicht viel übrig. Auch in Restaurants oder den Casas besteht das Essen in der Regel immer aus denselben Komponenten: ein paar Pommes (ca. eine Untertasse zu zweit), eine Tasse Reis mit etwas Gemüse, Maniok gedünstet mit Zwiebelring obendrauf, Salat mit ein paar Scheiben Gurken, evtl ein paar dünne Scheiben Tomaten, Bohnen und vielleicht noch ein paar Blättchen von irgendeinem Blattsalat. Eventuell gibt es „Murros y Christianos“, Reis mit schwarzen Bohnen zusammen gekocht. In unserer Casas überraschten uns die Gastgeber darüber hinaus mit Teigtaschen mit Reis gefüllt und Käse überbacken oder Kürbis und Kartoffeln fritiert. Auf einer tropischen Insel sollte es auch leicht sein, an Obst ranzukommen, aber außer Guaven, Ananas, grünen Orangen und einmal Papayas haben wir noch nichts gefunden. Wir können die Sehnsucht der ehemaligen DDR Bürger nach Bananen gut verstehen. Wir haben noch nicht eine hier gefunden.
Nach dem Frühstück besuchen wir eine Steinbrüche, die im Reiseführer empfohlen wird, gehen mittags in die Pizzeria, die nun geöffnet hat und machen danach Siesta, weil es zu heiß ist. Es sind zwar nur 28Grad, aber bei extremer Luftfeuchtigkeit durch den gestrigen Regen.
Abends beobachten wir auf einer Plaza Kinder beim Karatetraining, essen Eis zum Abendbrot und gehen zurück zur Casa.

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