Ausflüge in die Umgebung
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Unser Weg führt uns heute zur „Cueva Bellamar“, der größten Höhle Kubas. Die rund 5km gehen wir zu Fuß. Es ist ein langer, heißer Fußweg. Nachdem wir die bewohnten Gassen hinter uns haben, kommen wir an einigen Neubauten vorbei, die für die gehobenere Klasse (die es im Sozialismus ja eigentlich nicht gibt) zu seien scheinen. Sie sehen nicht nur besser aus, sie haben auch eine prädestinierte Lage oberhalb der Stadt mit Blick auf die Bucht. Wir laufen an der Ausfallstraße in glühender Sonne unserem Ziel entgegen. Gelegentlich steht mal ein Pferd am Straßenrand und eine Kuh grast zwischen den Rohbauten. Wir hören vom weiten laute Musik und Gelächter. Als wir näher kommen, entpuppt sich unsere Höhle als ganzer Vergnügungspark, den viele kubanische Familien zum Sonntagsausflug nutzen. Restaurants, Imbiss, Kinder können sich auf einem Rutschauto oder Schaukelpferd fotografieren lassen, Erwachsene mit großem Strohhut. Laute Musik bewegt ein Pärchen dazu, die Hüften zu schwingen und ein großer Baum lädt mit seinen Lianen zum Klettern ein. Letzteres probieren auch große und kleine Kubaner und haben zum Teil große Probleme, als es wieder an den Abstieg geht. Unsere Führung beginnt um 13:30Uhr in Spanisch und Englisch. Für einen Großteil der Kubaner scheint das Interesse an Selfies vor jeder Stalagmite das Hauptinteresse zu sein. Besonders eine Gruppe Rennradfahrer bekommen gar nicht genug davon und unterhalten sich lautstark, wobei sie sich nicht daran stören, dass die anderen Besucher den Führer nicht verstehen. Besonders an dieser Höhle finde ich, dass die Stalagmiten und Stalaktiten an einigen Stellen wie Kristalle glitzern.
Auf dem Heimweg nehmen wir den Bus. Da nur einer fährt, gehen wir davon aus, dass er irgendwo in der Stadt landet und so ist es auch. Wir finden schnell unseren Weg in unsere Stammtaverne „La Vigía“, um ins Internet gehen zu können. Ich schaffe es aber nur für wenige Sekunden und werde wieder rausgekickt. Da ich schon gestern nicht online gehen konnte und viele Tagebucheinträge als Entwürfe im Speicher liegen, werde ich stinksauer. Ich habe Sehnsucht danach, etwas mit unseren Kindern zu chatten und nichts geht, wobei ich keine Ahnung habe, warum. Ich versuche den Code einer neuen WLAN Karte herunterzukratzen und habe sie dabei wahrscheinlich zerstört. Stefan hat keine Probleme und chattet genüsslich mit zuhause. Meine Laune ist unten und wir machen uns auf den Weg nach Hause. Das Chapter „Geduld lernen“ habe ich bisher auf dieser Reise noch nicht erfolgreich absolviert. Zum Abendessen ist wieder Pizza oder Pasta angesagt, da es in den anderen Restaurants nur die typisch kreolische Küche gibt, die sehr fleischlastig und daher für Vegetarier ungeeignet ist. Da wir bereits mittags bei der Höhle eine Billigpizza mit Käse gegessen haben, habe ich darauf nun wirklich nicht schon wieder Lust. Ich bestelle daher nur Vor- und Nachspeise. Ich wage einen Thunfischsalat (Größe Eisbecher) und ein Dessert, welches unserem armen Ritter gleicht. Zu Süßspeisen ist zu sagen, dass sie immer sehr süß sind, da sparen die Kubaner nicht am Zucker. Lecker aber als regelmäßige Mahlzeit ungeeignet.
Montag, den 13. versucht Stefan für das Frühstück einzukaufen. Brot haben wir noch am Abend bei einem der fliegenden Händler erstanden. Er versuchte noch am Sonntagabend gegen 21Uhr mit den Rad sein noch warmes Brot zu verkaufen.
Stefan macht sich also auf den Weg, in der staatlichen Verkaufsstelle nochmal eine Dose Mangomarmelade wie an den Vortagen zu erstehen, mit Erfolg. Milch bekommt er dieses Mal keine und von den vielen Eiern, die den halben Raum füllen, will ihm die Dame auch keine verkaufen. Vielleicht sind sie pro Einwohner abgezählt? Legen sozialistische Hühner nach Plan? Egal, bei uns gibt es also wieder Brot mit Marmelade und Kaffee mit Milch vom Vortag, die wir mit Wasser Strecken, um später noch einen Milchkaffee trinken zu können.
Wir machen uns auf zum Busbahnhof. Die Wache an der Tür macht uns aus und weist uns an zu warten, bis jemand von „Viazul“ am Schalter auftaucht. Die Verbindungen machen alle keinen Sinn. Um weiter zu kommen, müssen wir morgen um 7:25Uhr in Varadero sein. So früh fährt aber von Mataranka kein Bus auf die 20km entfernte Landzunge, die Halbinsel der „All inklusive“ Touristen. Wir fragen einen Taxifahrer und verabreden uns um 6Uhr morgen früh bei uns an der Haustür. Das kostet zwar 20 CUC statt 12 mit dem Bus, aber wir müssen auf Varadero nicht zwischen übernachten. Wir wissen zum einen nicht, ob es da auch bezahlbarer Casa Particulares gibt oder nur Resorts und außerdem finden wir es nicht besonders fair gegenüber dem Volk, dass es selbst dort nicht hin darf, außer es arbeitet oder wohnt dort. Hatte die Revolution nicht gerade das Ziel, den Reichen ihre Besitztümer und Privilegien zu nehmen und dem Volk ihr Land zurück zu geben? Wird eine eigentlich wünschenswerte Öffnung des Landes die Schere zwischen Arm und Reich weiter vorantreiben? Schon jetzt ist zu bemerken, dass Diejenigen, die die Chance haben, am Tourismus zu verdienen, den anderen weit überlegen sind. Es lohnt sich weitaus mehr, Taxi zu fahren oder Salsa zu lehren, als z.B. Richter oder Anwalt zu arbeiten.
Wir machen uns nach dem Frühstück auf zur „Ermita de Monzerrate“, einer kleinen Bergkirche oberhalb der Stadt. Wir folgen dabei einem Tipp aus einem Internet blog. Den angegebenen Bus Nr 12 finden wir zwar nicht, aber einen Schulbus, der anscheinend zwischendurch auch andere Fahrgäste aufnimmt. Einer Dame zufolge fahren wir bis zum Ende, und von dort ist es nicht mehr weit zu laufen. Uns bietet sich ein toller Ausblick sowohl auf die Stadt als auch auf die grünen Hügel und Täler rundherum. Wir rasten beim Imbiss neben der Kirche und haben hier auch Internetempfang. Ein Bus bringt uns danach in die Innenstadt, wo wir versuchen, bei der Bank mit unserer Visakarte Geld abzuheben, aber ohne Erfolg. Die Maschine ist kaputt. Wir hatten vorgestern bereits einen Geldautomat ausprobiert, aber nur einen Beleg, jedoch kein Geld bekommen. Der Bankmitarbeiter meinte, das wäre kein Problem. Anscheinend hatten sie kein Geld mehr. Wir sollten zur Cadeca Bank gehen, wo wir nun waren. Das kann ja noch spannend werden. Noch haben wir Bargeld zum Tauschen, aber für die ganze Zeit reicht das nicht. Wir haben also getauscht und dabei auch einen Teil in Persos Nacionales. Damit haben wir uns dann ein Eis geleistet und Brot, Ananas, Marmelade und eine Dose Obstsalat zum Abendessen gekauft. Im einem der Devisenkaufhäuser haben wir nach ca 1/2Std anstehen an der Kasse aufgegeben. Die Kassiererin schreibt alles mit der Hand auf und rechnet es auf dem Papier zusammen. Die Schlange wächst ins unermessliche, Leute drängeln sich vor und ein Mann und drei junge Frauen beschäftigten sich in aller Ruhe um eine Art Inventur, statt der Kassiererin zu helfen. Das Ganze ist dermaßen ineffizient, dass wir auf den Einkauf verzichten. Interessant ist auch, dass auf Gefriergut – Fleischstücke und Fleischklöße, mehr ist nicht in der Truhe – keinerlei Aufschrift ist. Man muss raten, was es ist und das Gewicht ist auch nicht drauf, das heißt, die Leute wühlen in der Truhe und versuchen das Gewicht zu vergleichen.
Wir schlendern nach Hause und machen uns einen ruhigen Abend.
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