Kuba Tagebuch 30.11.2017 Holguín/ Bayamo Kuba


Sozialismus und das liebe Geld…

Ich habe mir letzte Nacht zahlreiche Stiche am Bein geholt. Irgendwann nachts hatte ich das Gefühl, ich würde gestochen und habe mich mit Mückenschutzmittel eingesprüht. Das war wohl zu spät. Ich versuche es immer zu vermeiden, denn „Brumm forte“ ist schon eine ganz schöne Giftbrühe, aber in den Tropen braucht man es mit natürlichen oder sanften Mitteln gar nicht erst zu versuchen. Man sollte das Zeug auch nicht großflächig und höchstens zweimal täglich nutzen. Ich habe nachts immer die Befürchtung, dass ich es mir aus Versehen in die Augen reiben könnte. Dennoch, Denguefieber gibt es in Kuba und das ist nicht ungefährlich und kann ich absolut nicht gebrauchen, also muss das Zeug drauf.
Ziemlich übermüdet, weil ich nach der Aktion von Flori nicht mehr einschlafen konnte, stehe ich heute um 6:15Uhr auf. Das Frühstück steht pünktlich auf dem Tisch, sodass wir rechtzeitig zum Busbahnhof aufbrechen können. Ohne Probleme bekommen wir auch wieder unsere Tickets. Dieses Mal geht es nur eine Haltestelle weiter bis „Bayamo“, also nur 1 1/2Std Fahrt. Auf dem Busbahnhof herrscht mal wieder das große Gewusel. Als unsere Bus mit Verspätung ankommt, drängen sich die Taxifahrer und Casavermieter an den Bus, sodass kaum Gepäck ein-bzw ausgeladen werden kann, genau wie bei unserer Ankunft. Diese Stadt hat mir außer den Ausflügen auf die Miradore nicht gefallen. Zu chaotisch, zuviele Bettler und stickige Luft und gestern liefen dann auch noch Männer mit roten Anzügen und rotem Kreuz rum und spritzten Insektizide in Häuser. Da gleichzeitig andere mit Listen rumliefen, schien das wohl eine konzertierte Aktion zu sein. Jeden Morgen fuhr auch ein Wagen durch die Straßen und nebelte alles ein. Bin ich froh, dass zuhause noch der Winter den Insekten Einhalt gebietet. Stefan hat „Holguín“ wegen seiner Eisdielen gut gefallen, besonders unsere um die Ecke, die eher wie eine Bodega war.
Gegen 10Uhr sind wir in Bayamo und finden eine richtig schöne Casa genau um die Ecke vom Hauptplatz „Cespedes“. Ein Deutscher, der mit einer Kubanerin verheiratet war, ist momentan gerade im Haus, sodass wir noch ein interessantes Gespräch mit ihm führen können. Er reist seit 1996 jährlich nach Kuba und meint, dass Kuba zwar ein ganzes Stück freier geworden sei, dass aber die ganzen Bemühungen an Devisen ranzukommen sowohl vom Staat als auch den Menschen, die nun durch den Tourismus verdienen, so überhand nähme, dass sie durch die Geldgeilheit im Laufe der Zeit die Touristen vergraulten.
Wir machen unseren ersten Erkundungsgang, aber es ist so heiß und das Licht so grell, dass wir gegen Mittag zurückkommen in die Casa zur Siesta. Wir gucken Fernsehen, den Bildungskanal für Kinder und lernen auf Spanisch, wie man in Englisch seine Vorlieben ausdrückt. Schade, anders herum hätten wir vielleicht noch etwas gelernt.
Gegen 16Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Die Stadt ist ein reines Kunstobjekt. In der Fußgängerzone sind die Laternen in Plastiken eingepackt, die Tuben unterschiedlicher Art darstellen, d.h. der Laternenmast kommt z.B.aus einer Farb- oder Zahnpastatube, ganz witzig gemacht. Auch sonst gibt es unterschiedliche Überdachungen und dekorative Kunst, sowie Galerien, die die Straße sehenswert machen. Wir machen aber auch gastronomische Besonderheiten aus, so gibt es beispielsweise eine „Casa de Queso“, ein vegetarisches und ein spanisches Restaurant und gleich mehrere Eisdielen! Bisher habe ich den kubanischen Käse nicht als besonders gut kennengelernt, die 4 Käsesorten, die wir mit Salzgebäck in dem Käserestaurant probieren, sind jedoch richtig gut. Besonders der Blauschimmelkäse ist äußerst schmackhaft. Das Restaurant ist nett gestaltet mit viel Holz, darüber hinaus ist es sehr Sozialismus -typisch. Für 5 Tische, die alle nur halb besetzt sind, arbeiten 6 Leute im Service, der aber deshalb  nicht besonders aufmerksam oder schnell ist. Eine Bedienung steht immer an der Tür, da man immer draußen warten muss, wenn alle Tische besetzt sind. Niemals werden Einzelgäste gefragt, ob sie sich ggf. einen Tisch teilen können, egal wie lang die Schlange draußen ist. Das war uns bereits bei „Copelia“, der nationalen Eisdiele aufgefallen, obwohl da die Schlangen zum Teil 10-15 Leute betragen können, wie hier in Bayamo. Oft hat man bei staatlichen Einrichtungen, egal ob Restaurant, Bank, Busunternehmen oder Behörden das Gefühl, dass sie einen gerne mal eine Weile geflissentlich übersehen. Entweder versuchen die Mitarbeiter das Bild zu vermitteln, mit sehr wichtigen Dingen beschäftigt zu sein, oder sie führen Privatgespräche untereinander oder am Telefon, oder stehen einfach nur gelangweilt herum. Eines haben die meisten gemeinsam: sie fühlen sich sehr wichtig und vermitteln dieses durch einen Hauch Überheblichkeit und oft auch Unfreundlichkeit.

Am Abend testen wir das vegetarische Restaurant. Das Essen ist gut und schmackhaft, auch wenn man hier Geflügel anscheinend zur vegetarischen Ernährung zählt. Es ist ein Pesorestaurant und wir essen zu zweit für umgerechnet 1€! Wir werden diesen Wahnsinn mit den zwei Währungen und den entweder übertrieben hohen Preisen oder unglaublich niedrigen nie verstehen. Dasselbe Essen hätte in der Casa mindestens 6 CUC gekostet.

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