Ankunft in Havanna Kuba


Das Kuba  Abenteuer beginnt

Wie praktisch, wir fliegen ab München, d.h. wir können zuvor unsere Tochter in Augsburg besuchen und bei meiner Schwiegermutter vorbeischauen! Noch ein paar Tage mit unseren Lieben zu verbringen, mit leckerem Essen verwöhnt zu werden, einen Ausflug in die schöne bayrische Umgebung zu machen und einen sicheren Platz für unser Auto zu haben ist es allemal wert, ein paar hundert Kilometer zu fahren. Außerdem war der Flugpreis der Turkish Airline sehr attraktiv, dafür sind wir mit Zwischenstopp in Istanbul inkl. Transitaufenthalt ca. 17 Std. unterwegs ohne An-und und Abreise zum bzw vom Flughafen. Am 1.11.17 starten wir dann endlich gen Kuba. Etwas Aufregung ist mit im Gepäck: nix vergessen? Alle wichtigen Papiere im Original und als Kopie dabei? Wird uns die derzeit schwierige politische Situation zwischen der Türkei und Deutschland Probleme am Flughafen in Istanbul bringen? Gib es irgend etwas, was die Kubaner bei unserer Einreise beabstanden könnten? Werden uns sechs geplante Wochen in Kuba nicht zuviel? Über das Land und die Menschen haben wir viel Gutes gehört, aber auch über die Schwierigkeiten,

Die großen Komunistischen Idole

weil es an allem mangelt, man nicht sagen kann „dies und das nehme ich nicht mit, das kaufe ich vor Ort“, weil es das ggf nicht gibt oder zumindest für uns die verschlungenen Wege der kommunistischen Wirtschaft nicht durchblickbar sind. Immer wieder hören wir, dass wir viel Geduld mitbringen müssen, selbst für die einfachsten Dinge. Das wird für uns dann wohl eine sehr gute Übung, denn über Geduld verfügen wir, wie die meisten Menschen in unserer schnelllebigen Gesellschaft, nur rudimentär. Wir sollten sie uns aber aneignen, denn das ist mit Sicherheit die wichtigste Voraussetzung für Reisen auf eigene Faust.Kulturschock Kuba – oder doch nicht?Ohne Probleme verläuft unser Flug von München über Istanbul nach Havanna. Wir haben bequeme Sitzplätze, vegetarisches Essen hat geklappt und so landen wir zwar müde, aber voller Vorfreude gegen 9 Uhr in Havanna. Der Weg führt uns zur Immigration. Einzeln an den Schalter treten, Foto wird gemacht und schon wird der erhoffte Einreisestempel auf das Visa und in den Pass gedrückt. Weiter geht es durch einen Sicherheitscheck wie sonst vor dem Flug: Handgepäck durch das Röntgengerät, wir durch den Detektor, kurz abtasten, fertig. Unser Gepäck ist bei den ersten Stücken auf dem Band, beim Zoll nimmt man unseren Zettel, den wir bereits im Flugzeug ausgefüllt hatten und auf dem wir unsere elektronischen Geräte eingetragen haben, kommentarlos entgegen, dann sind wir drin im Land unserer (Reise-)träume. Das erste kommunistische Land nach unseren Besuchen in der ehemaligen DDR, noch vor dem Mauerfall.

Den ersten Geldtausch erledigen wir noch im Airport. Privatsphäre ist etwas anderes. Der Pass wird in den Automaten eingelesen und dann der gewünschte Betrag eingegeben und die Euros eingelegt. Alles ist auch in 3 Metern Abstand noch gut zu lesen, das heißt, jeder Nachfolgende ist gut informiert, wieviel Geld gerade getauscht wurde. Wir erhalten Pesos Convertibles, die Devisenwährung, die extra für Ausländer gedacht ist.
Mit unseren ersten CUC (Pesos Convertibles, ca. wertgleich mit dem Euro) begeben wir uns zur Info, finden heraus, dass es keinen Bus ins Zentrum gibt und der offizielle Taxipreis bei 30 CUC liegt. Wir sprechen zwei deutsch sprechende Frauen an, teilen uns die Taxifahrt, die nun allerdings für uns 18 CUC und und für Sie 25 CUC kostet. Wir haben wohl überzeugender gehandelt. Bei unserer Unterkunft angekommen, erlebe ich den ersten Kulturschock. Unser Zimmer ist in einem Casa Particulares, d.h. es ist ein Privatquartier das wir zuvor per Air B&B gebucht haben. Es handelt sich um ein Haus mit erfindungsreichen Klingelkonstruktionen rund um die Eingangstür, bei denen deutsche Elektriker die Hände über den Kopf zusammenschlagen würden.

Welche Klingel ist die richtige und wie drückt man drauf ohne einen Schlag zu bekommen?

Wir wohnen im 8.Stock, was wir herausfinden, weil jemand von oben ruft. Das Treppenhaus sieht etwa so fertig aus wie bei uns in heruntergekommenen Hochhäusern. Um zur Wohnungstür zu gelangen, muss erst noch ein Gitter aufgeschlossen werden. Augenscheinlich gibt es Sicherheitsprobleme in Havanna. Das Zimmer ist noch nicht beziehbar, weil es erst 10Uhr morgens ist. Wir dürfen unser Gepäck im Zimmer der Vermieterin abstellen. Bei dem Raum handelt es sich um eine Mischung aus Schlafzimmer, Büro und Lagerraum, sehr chaotisch anmutend. Lebt sie wirklich nur in dem Zimmer? Wie sieht bloß unser Zimmer aus? Im Wohnzimmer wird gerade eine Wand verputzt und Baulärm begrüßt uns, während mehrere Menschen gerade frühstücken.
Wir machen uns auf den Weg, um die nähere Umgebung zu erkunden. Recht schnell finden wir raus, wo wir eine WLAN-Karte kaufen können. 3 CUC zahlen wir  für 1Std Internet, das an unterschiedlichen Stellen der Stadt per WLAN empfangen werden kann, meistens in Parks. Auch wenn kein Hinweis darauf vorhanden ist, sind die Stellen leicht ausfindig zu machen. Immer wenn eine Ansammlung von Menschen gebannt auf ihr Handy guckt, kann man mit WLAN rechnen. Nicht immer bekommt man Verbindung, aber meist klappt es recht gut und im Park bei uns um die Ecke ist sie sogar erstaunlich schnell.
Wir besuchen das Hotel National, wo eine Kanone und Festungsanlage daran erinnert, dass Russland und Amerika an dieser Stelle die Welt in den 60igern um ein Haar in einen Atomkrieg geführt hätten.

Wieder bei unserer Unterkunft angekommen, sind wir positiv überrascht, ein annehmbares Zimmer zu bekommen, das zwar einfach, aber sauber ist, mit zwei Betten, eigenem Bad, Kühlschrank und Klimaanlage. Letztere ist sowohl effektiv, als auch leise, was besonders nachts sehr von Vorteil ist.
Nach einer Erholungspause machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal in die Altstadt, die durch die UNESCO Gelder zur Erhaltung der historischen Bausubstanz erhalten hat. Der Weg dorthin führt uns durch Gassen, wo einem Verfall und Armut entgegen schreit. Müll liegt an den Straßenrändern bzw in offenen Containern und verströmt den typischen süßlich-faulen Geruch, kombiniert mit Uringestank, den wir aus Brasilien und anderen Ländern mit prekären Verhältnissen bereits kennen. In den Straßen herrscht Leben: Fahradtaxis, Verkäufer mit Handkarren, die Wurzeln, Süßkartoffeln oder Gebäck verkaufen wollen, kleine Imbissstände, wo sozusagen aus dem Wohnzimmerfenster heraus Pizza, Getränke und ähnliches verkauft wird. Dazwischen laufen herrenlose Hunde und Katzen. Wir laufen lange, bis wir endlich die Altstadt erreicht haben. Es sind an die 5km bis dorthin und wir haben nicht den kürzesten Weg gefunden. Auf einen Schlag sehen die Häuser restauriert, in bunten Pastelltönen gestrichen, teilweise wie mit Zuckerguss verziert aus. Wunderschöne Bauten aus der Kolonialzeit, historische Bauten z.T. heute Museen und dazwischen immer wieder kleine Parks, wo Menschen im Schatten der Bäume das Leben genießen, für Touristen musizieren für ein paar Pesos, oder Liebespaare, die versunken im tiefen Kuss die Umgebung zu vergessen scheinen. Häufig wird mit einer Büste oder einem Standbild eines Helden gedacht. Schmiedeeiserne Balkons, die Straßen sauber und Restaurants mit Musik säumen den Weg, Teilweise gibt es hier Fußgängerzonen. Überall woanders buhlen Taxifahrer mit Limousinen oder anderen Oldtimern, häufig in Bonbonfarben und als Cabriolet um die Gunst der Touristen. Auffällig ist, dass wir in den zerfallenen Gassen kaum angesprochen werden, höchstens von Taxifahrern, in Havanna Vieja jedoch häufig und nicht nur, weil man uns eine Dienstleistung wie Musik, Restaurant oder ähnliches anbieten will, sondern auch einfach von Bettlern. Nach stundenlangem Laufen hat ein Taxifahrer auch bei uns Glück. Ein 51 Jahre alter Oldtimer darf uns nach Hause fahren, weil meine Füße platt sind und der Jetlag das seinige tut.

[nivoslider id=“563″]

Habana vive!

Gut ausgeschlafen und mit einem schmackhaften Frühstück begrüßt uns der 2.Tag. Ein Schälchen mit frischen Guaven, Papayas und Bananen, dazu Käsetoast, Rührei, Kaffee, Milch und eine ganze Karaffe mit frischem Fruchtsaft, lässt den Tag gut beginnen. Die Temperaturen sind zwar wieder um die 30Grad, aber entlang des Malacon, der Küstenpromenade, kühlt ein angenehmer Wind und wenn man nicht aufpasst, kann man auch ein unfreiwilliges Bad nehmen, denn die Wellen schlagen an manchen Stellen über die Kaimauer auf den Fußweg bist zur Straße. Leider können wir als Fußgänger nicht zur Festung auf der anderen Seite der Bucht, da nur ein Autotunnel dorthin führt. Das macht aber nichts, denn wir können auch so schöne Ausblicke auf die Stadt erhaschen. Bei einer Pause beobachten wir, wie Taxifahrer, Straßenarbeiter etc. sich ihr Mittagessen bei einem Händler besorgen, der auf seinem Rad etliche Plastikdosen mit Essen aus der eigenen Küche anbietet.
Wir verbringen den ganzen Tag in Havanna Vieja und Centro, kaufen zum ersten Mal eine Pizza auf die Hand aus einer „Wohnzimmerküche“. Als ich mit der Pizza fertig bin, weiß ich auch, warum sie den Spitznamen „Tropfpuizza“ hat. Die Teigscheibe hat nur Käse als Belag und darauf kommen eine paar Tropfen flüssiger Ketchup. Sie wird zusammengeklappt auf einem Stück Papier verkauft und wenn man nicht aufpasst, hat man eine Mischung aus Käsefett und Ketchup danach auf der Hose – so wie ich! Wir zahlen in Pesos Nacionales, der Währung der Einheimischen, die mit 1:25 zum CUC gehandelt wird. Es gibt Stellen, wie hier oder auf Bauernmärkten, wo nur in dieser Währung gezahlt werden kann und es ist damit spotbillig, im Gegensatz zu den anderen Preisen in Pesos Convertibles, die etwa mit dem Euro vergleichbar sind. So kostet unsere Unterkunft pro Nacht ca 25€ für uns beide, das Frühstück ca 5€ pro Person. Die obengenannte Pizza, ca 15cm Durchmesser, dagegen nur ca 50cent.


Wir flanieren über den „Boulevard San Rafael“, der für uns ein eindrückliches Erlebnis sozialistischer Einkaufsstraße ist. Viele Geschäfte in Form von Kaufhäusern mit sehr begrenztem und bunt zusammengewürfeltem Angebot, wobei vieles nur einmal verfügbar erscheint. Aus allen Ecken strahlt der „Charme“, den auch Läden in der DDR verströmten. Die Preise sind für uns häufig unverständlich. Bei Möbeln steht er deutlich in CUC angegeben und ist vergleichbar mit Preisen bei uns (Sessel 150 CUC), bei anderen Dingen ist für uns nicht herausfindbar, ob es sich um CUC oder CUP handeln soll, denn beide Preise erscheinen entweder horende teuer oder extrem billig.
Bei der „Feria Artesania“ bieten Künstler ihre Exponate in einer großen Lagerhalle an. Eine bunte Sammlung an Gemälden, Grafiken und Kunsthandwerk, zum Teil sehr hochwertig und mit entsprechendem Preis bietet sich dem Besucher. Immer wieder ist das Konterfei von Che und der Schriftzug Revolucion zu sehen.
Am späten Nachmittag besuchen wir den „Plaza de Armas“. Der einst als Paradeplatz für königliche Truppen erbaute Platz, ist heute ein schattiges Plätzchen inmitten von historischen Gebäuden.

Bevor wir den „Plaza de Armas“ besuchen, kommen wir am Hauptbahnhof vorbei, aber zumindest ab dort fährt kein Zug zur Zeit. Das Gebäude ist zum Teil zusammengebrochen, es ist dort nur noch eine riesige Baustelle vorzufinden. Abgesehen davon, dass wohl auch der Zahn der Zeit an dem Gebäude genagt hat, vermute ich stark, das wir hier ein Opfer des Hurricanes vor uns haben. Auch neueste Reiseführer geben diesen Ort noch als Hauptbahnhof an, aber hier kann derzeit kein Reisender seine Fahrt starten.
Bei schönstem Abendlicht machen wir uns auf den Weg zurück nach Hause. Die Bucht leuchtet im untergehenden Sonnenlicht und der Malacon wird erobert von Pärchen und Anglern, die recht erfolgreich sind. Die Stimmung ist perfekt. Egal wie arm, für die Kubaner ist Musik und Tanz die Droge, um ihrem Alltag zu entrinnen.
Als wir gegen 21Uhr wieder in unserer Unterkunft ankommen, habe ich sage und schreibe 21,92km auf meiner Fitnessuhr verzeichnet und falle kaputt ins Bett.

https://travelwild.de/kuba-tagebuch-03-11-17-04-11-17/