Genüsslich in den Norden


Durch die Heide nach Schleswig Holstein mit dem Wohnmobil

Das Womi ist gepackt und vollgetankt mit Wasser und Diesel, es kann wieder losgehen! Dieses Mal haben wir uns bewusst kein Zeitlimit gesetzt, wir wollen einfach mal frei drauflos fahren ohne festes Ziel und Zeitbegrenzung. Was wir wissen ist, dass es Richtung Norden gehen soll. Eigentlich würden wir gerne auch Dänemark einen Besuch abstatten, aber derzeit verlangt die dänische Regierung, aufgrund der Coronapandemie, noch den Nachweis einer Unterkunftsbuchung für 6 Nächte. Das können wir ihnen natürlich nicht liefern, da wir nur auf Stellplätzen, nicht aber auf Campingplätzen übernachten wollen. Wir werden sehen, vielleicht ändert sich ja die Regel noch im Laufe unserer Reise.

Es ist der 12.6.2020 und wir brechen auf in Richtung Lüneburger Heide, unserer alten Heimat. Hier haben wir in den 90igern sieben Jahre die Jugendherberge Bispingen geleitet. Wir reden also über das letzte Jahrtausend, meine Güte ist das schon lange her😄! Dennoch sind uns noch Freunde geblieben, die jetzt in Walsrode wohnen, und die wollen wir als erstes besuchen. Gesagt, getan, gegen Mittag stehen wir dort auf der Matte und werden herzlich empfangen. Wir verbringen Stunden auf der Terrasse und laben uns an leckeren Speisen und bringen uns wieder gegenseitig auf den neuesten Stand unseres Lebens bis spät in den Abend hinein, nur kurz unterbrochen von einem Mittagsschläfchen unserer Freunde und einer Runde Tischtennis von uns. Um ein Ansteckungsrisiko zu minimieren, schlafen wir in unserem Wohnmobil vor dem Haus. Nach ausgiebigem Frühstück sagen wir tschüss und fahren weiter nach Norden. In Soltau besuchen wir das Outlet Center, das aber so überlaufen ist, dass man für nahezu jedes Geschäft anstehen muss. Das macht kein Vergnügen und die Ansteckungsgefahr ist uns hier zu hoch. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Fußgängerzone, fahren wir weiter nach Timmerloh, Hier gibt es ein nettes, kleines Heidegebiet mit Schnuckenstall für eine kurze Wanderung. Weiter geht es nach Bispingen. „Unsere“ alte Jugendherberge steht einsam und verlassen. Aufgrund von Corona sind erst wieder wenige Häuser geöffnet, die die zahlreichen Hygiene- und Abstandsbedingungen erfüllen können. Wir beleben das Umfeld ein wenig und spielen lange Tischtennis. Zur Übernachtung fahren wir zum Luhetalbad auf den Parkplatz. In dem Bad waren wir mit unseren Kindern früher zum Babyschwimmen und in der Jugendherberge hatten wir Stammgäste, die auf der kurzen 17 Meter Bahn des Hallenbades die Wende geübt haben. Witzigerweise hieß auch das Trainerehepaar Wende. Jetzt scheint es nur noch das Freibad zu geben, dafür ist ein modernes Fitnesscenter angeschlossen. Wir verbringen eine ruhige, aber regnerisch schwüle Nacht. Morgens hört der Regen auf, Stefan joggt auf bekannten Wegen und ich mache Gymnastik im Wald.

Nach einem sehr späten Frühstück fahren wir nochmal zur JH für eine Runde Tischtennis, aber ich bin nicht gut drauf. Mir hat die Schwüle in der Nacht den Schlaf geraubt und ich bin ziemlich müde. Wir brechen alsbald auf nach Lüneburg. Wir verbringen ein Stündchen bei unserer ehemaligen Kollegin und Freundin Undine auf der Terrasse, trinken Kaffee und unterhalten uns, bevor wir mit Rädern in die Innenstadt fahren. Hier kann man sich das Radfahren gefallen lassen: flach und Radwege👍Wir schlendern durch Lüneburg, eine unserer Lieblingsstädte Deutschlands. Ich liebe diese Backsteingotik und die gemütlichen Gassen. Wir beschließen den Ausflug mit leckeren Sushi, die mir viel besser als in Japan schmecken und die noch dazu bezahlbar sind, da die Preise nach 18Uhr um 30% gesenkt werden. Der Fairness halber muss ich dazusagen, dass wir Sushi in Japan fast ausschließlich in „Kombinis“, also den typischen Convenience Stores gegessen haben und das natürlich nicht die Qualität eines guten Restaurants ist. Wieder zurück bei der JH toben wir uns noch 1 1/4 Std an der Tischtennisplatte aus, bevor wir in unsere Wohnmobilbetten klettern.

15.6., strömender Regen im Süden und bei uns in der Heide Königswetter! Nach ausgiebigem Frühstück mit Undine auf ihrem Balkon, machen wir uns auf den Weg nach Echern. Ich habe auf Komoot eine kleine Radtour ausfindig gemacht von nur 17km und mit wenig Steigung, dafür aber mit netten Stopps unterwegs. Sie führt uns zum Schloss in Lüdersdorf, zur Windmühle in Hittbergen und zum Schluss zum Melkhus, einem netten Gartencafé direkt an der Elbe, wo wir uns Eis und Kuchen schmecken lassen. Wieder in Echern geht es mit Wohnmobil weiter zu den Buckelgräbern von Boltersen. Hier wurden zwischen dem 3.-5. Jahrhundert Menschen in Schalenurnen mit mitverbrannten Beigaben unter Hügeln, und später wohl auch zwischen den Hügeln begraben. Wir machen einen kleinen Rundweg durch die hügelige Heidelandschaft. Von dort geht die Fahrt weiter nach Lauenburg, der südlichsten Stadt Schleswig Holsteins. Sie hat eine sehr schöne Altstadt entlang der Elbe, aber einen nichtssagenden neueren Teil oberhalb, mit wenigen Geschäften und viel Leerständen. Unser Nachtquartier schlagen wir am Hafen von Boizenburg auf. Wir sind im Dreiländereck und jetzt also in Mecklenburg Vorpommern. Hier wollen wir uns morgen das UNESCO BIOSPHÄRENRESERVAT ansehen.

Dienstag, der 16.6. Nach dem Frühstück fahren wir zum Startpunkt einer Komoot Radtour zum Biosphärenreservat, zum Grenzpfahl bei Bleckede, wo noch ein Rest Grenzzaun steht und heute eine nette Radlerunterkunft mit Café in einer alten Schule untergebracht ist. Weiter geht`s zu einem ehemaligen Grenzturm der DDR und einem Aussichtsturm, von dem aus wir einen Blick auf die schöne Landschaft genießen können. Wir bewegen uns abwechselnd in Niedersachsen und Mecklenburg Vorpommern auf der entspannten, fast 20km langen Tour. Danach fahren wir weiter nach Zarrentin an den Schaalsee. Dieser Ort ist einer meiner Geheimtipps für eine Wohnmobilrundreise in der Region. Der große Parkplatz liegt direkt am Strandbad und der Parkscheinautomat ist defekt😝, laut Einheimischer bereits seit einem Jahr! Das Strandbad hat bis 19Uhr kostenfrei geöffnet. Die Besucher halten sich zwar nicht immer an die Abstandsregeln, aber wir haben kein Problem, immer ein paar Meter Distanz zu halten, außer vielleicht am Rand des Wassers beim Hineingehen, wo viele Kinder toben. Im Wasser ist es dann aber auch kein Problem mehr. Wir können auf dem Spielplatz sogar Tischtennis spielen und mal wieder richtig duschen, wenn auch nur unter der kalten Außendusche. Hier werden wir unsere Nacht verbringen.

Wir haben Mittwoch, den 17.6., und heute Morgen brechen wir eine begonnene Radtour nach Komoot ab. Wenn man nicht am angegebenen Startort beginnt, sondern auf der Strecke, oder bereits zum Startort mit dem Rad fährt, funktioniert die App echt blöd. Sie versucht einen dann immer zurück zum Startort zu führen. Nach rund 9km ist es uns einfach zu dumm, immer nur zu hören „die Tour wird angepasst“. Nix wird angepasst! Hinzu kommt, dass mich die Hitze und eventuell auch meine 35Min Training auf den Erwachsenen Outdoor Geräten beim See heute vorm Frühstück, ziemlich groggy gemacht haben und mir die nötige Energie zum Radfahren fehlt. Wir entscheiden, zu Fuß in den Ort Zarrentin und zum Kloster zu laufen. Beim Restaurant gegenüber dem Kloster kehren wir ein und schlecken vergnüglich ein Eis auf der Terrasse. Am frühen Nachmittag brechen wir auf nach Mölln. Die Zahl der Wohnmobile nimmt bereits stark zu, obwohl noch keine Ferien sind und wir uns noch nicht an der Küste befinden. Jetzt sind wir also in Schleswig Holstein. Hier im Dreiländereck blickt man wirklich manchmal nicht durch. Wir fahren mit dem Rad ins Zentrum. Der Marktplatz der Till Eulenspiegel- Stadt ist hübsch, sowie auch die Lage inmitten der zahlreichen Seen.

18.6., die Fahrt geht weiter nach Ratzeburg und wir machen als erstes eine Radtour zum alten, innerdeutschen Grenzweg in Schlagsdorf und zur Alten Kirche in Ziethen. Sie erinnert mich ein wenig an die „Olle Kerk“ in Bispingen. Es handelt sich um ein als Kulturdenkmal geschütztes Renaissance-Kirchengebäude. Leider hat das Pfarrcafé nicht geöffnet, es macht so einen gemütlichen Eindruck, dass wir sicher einen Kaffee dort trinken würden. Die Tour hat zwar nur 16,5km, aber die 130 Höhenmeter bei teilweise Gegenwind, bringen mich dennoch ganz schön aus der Puste. Ich fahre mein Pedalec hier ohne Motor, weil der Akku allein schon so schwer ist, dass gerade mal das Gewicht durch die erste Stufe ausgeglichen wird. Hier im Flachland ist es da ohne Motor leichter. Sobald aber die Höhenmeter mehr werden, wird das enorme Gesamtgewicht des Rades, mit seinem fetten Rahmen, schnell deutlich. Die Tour ist dennoch ganz nett.
Wir fahren weiter mit dem Wohnmobil in die Innenstadt von Ratzeburg und sind ziemlich enttäuscht. Ich habe auch hier die netten alten Backsteinhäuschen erwartet wie in der Umgebung, aber bis auf die wunderschöne Lage auf einer Insel im See, finden wir die Innenstadt nichtssagend. Der an sich bemerkenswerte Dom ist eingerüstet.
Die Nacht verbringen wir auf einem Waldparkplatz direkt an der Grenze zu Mecklenburg Vorpommern, Nähe des Rothenhusener Fährhauses. Wir wollen mal zur Abwechslung wieder in der Natur stehen, ohne eine Reihe anderer Wohnmobile, dafür ohne den Komfort von Strom. Das gelingt uns auch, aber gegen 2:30Uhr nachts hört ich draußen Männerstimmen und Taschenlampenlicht fällt durch unsere Gardinen. Sie leuchten auf dem Parkplatz herum, was immer sie dort suchen. Mir bleibt für eine Weile die Luft weg, bis sie sich wieder verziehen. Solche Situationen finde ich immer ziemlich gruselig, während Stefan weiterschläft und nichts von alldem mitbekommt.

19.6. Auch uns hat die Regenfront erreicht und wir nutzen unsere Zeit damit, in Lübeck im Waschsalon unsere Wäsche zu waschen, im Wohnmobil zu lesen und Podcasts zu hören. Als es aufhört zu regnen, fahren wir nach Bad Oldesloe und spielen 1,5Std Tischtennis. Die Nacht verbringen wir auf einem freien Platz am Ende einer Sackgasse im Wohngebiet.

20.6. Das Wetter hat sich wieder gebessert, sodass wir am Morgen zum Stülper Huk, einem Naturschutzgebiet zwischen Lübeck und Travemünde aufbrechen. Unser Versuch einer morgendlichen Runde Tischtennis ist vergeblich, da der Wind versucht als dritter Spieler mitzumischen. Er verdirbt uns leider den Spaß.
Am Stülper Huk, das im Norddeutschen soviel wie „kleine Insel oder Ecke als Küstenform bedeutet“ (Wikipedia) wandern wir durch Wald und Wiesen, mit Blick auf die Trave, hügelige Trockengrasflächen, die mit Schafen und Ziegen bewirtschaftet werden, durch das Naturschutzgebiet Dummerdorfer Ufer. Nach der Natur folgt die Kultur. Nicht weit entfernt befindet sich das Karls Erlebnis-Dorf in Warnsdorf. Bereits auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Selbstpflückfeld vorbei und pflücken uns zum ersten Mal in diesem Jahr eine Schale Erdbeeren. Das wird ein leckeres Frühstück morgen früh! Bei Karls Erlebnis-Dorf handelt sich um eine Mischung aus Hofladen und Manufaktur, mit allen möglichen Produkten aus Erdbeeren oder zu Erdbeeren, d.h. Marmeladen, Senf, Getränke, Kerzen und Porzellan in Erdbeerform oder mit Erdbeerduft, Süßigkeiten und vieles mehr. Draußen befinden sich Sitzgelegenheiten, wo außerhalb von Coronazeiten, auch Bewirtung stattfindet, Spielgeräte und ein Erdbeerstand. Die Entstehungsgeschichte auf Wikipedia ist echt lesenswert. Wir planen von hier aus, entlang der Ostseeküste gen Norden zu fahren. Als wir aber beim Timmendorfer Strand die Touristenmassen sehen, wird uns klar, dass wir uns zügig einen Stellplatz für die Nacht sichern müssen. Der offizielle Platz kommt für uns nicht infrage, weil zu groß und zu teuer und auf den Parkplätzen sind Wohnmobile immer nur bis 22Uhr erlaubt. Wir entscheiden uns, ins Landesinnere zu fahren und übernachten nun in Sarau auf dem Friedhofsparkplatz. Hier ist es ruhig und angenehm. Wir verhalten uns unauffällig und Leute geben uns den Tipp, noch ein wenig weiter hinten in der Reihe der Parkplätze zu parken, da wäre es noch ruhiger. Keiner stört sich an uns.

Unser heutiger Tag ist total schön. Zuerst unternehmen wir eine Radtour von unserem Nachtplatz in Sarau aus durch das Naturschutzgebiet Heidmoor. Eigentlich wollen wir nur zum Ausgangspunkt des Wanderweges mit dem Rad fahren, aber dann erweist sich die Strecke als viel geeigneter fürs Radfahren, also radeln wir durch Wald und Wiesen und über kleine Straßen. Zurück beim Womi, packen wir zusammen und fahren nach Eutin, was häufig auch als das „Weimar des Nordens“ bezeichnet wird. Ich finde auf Google Maps das Schloss und denke mir, dass wir uns das ja unterwegs mal ansehen können. Was sich uns aber in Eutin bietet, ist ein wirkliches Highlight unserer Tour! Wir schlendern durch einen sehr schönen Schlosspark mit Blick auf den See und natürlich das nette Schloss. Unterwegs lernen wir, was ein Küchengarten ist, nämlich ein von Hobbygärtnern liebevoll angelegter Nutzgarten, mit allem angepflanzten Essbarem, von Kräutern bis Obstbäumen. Er befindet sich auf einem Teil des ehemaligen Geländes der Residenz. Eine Extraecke ist auch den Kindern gewidmet. Im Schlossgarten finden seit 1951 jährlich die Eutiner Festspiele, eines der traditionsreichsten Opernfestivals Deutschlands statt. Auf unserem Weg zum historischen Marktplatz kommen wir am Ostholstein Museum vorbei, in dem – Corona sei Dank – eine bis zum Juli verlängerte Ausstellung von Ernst Barlach zu sehen ist. Zum erschwinglichen Preis von 6€ für Stefan und 3€ für mich (Behindertenermäßigung) lassen wir uns die natürlich nicht entgehen. Die Bronzeplastiken und auch Zeichnungen beeindrucken mich sehr, und umso trauriger finde ich, dass die Nazis etliches als entartete Kunst zerstört haben. Besonders die Mahnmale gegen den Krieg, die in Kiel, Hamburg, Magdeburg und Güstrow ihren Platz hatten und heute als Nachguss auch wieder zu sehen sind, hinterlassen einen tiefen Eindruck bei mir.
Nach dem Kunstgenuss fordert unser Magen ebenfalls etwas Genüssliches, sodass wir uns auf dem historischen Marktplatz auf der Restaurant Terrasse eine Kartoffel-Gemüse- Pfanne und einen leckeren Pflaumenkuchen teilen. Nach fast vier Stunden Stadterkundung, machen wir uns auf den Weg nach Grömitz zu einem Wohnmobilstellplatz. Wir wollen mal wieder Strom für unsere diversen elektrischen Geräte wie Handys etc tanken und nehmen dafür den überhöhten Parkpreis von 15€ für 24Std in Kauf. Ein Spaziergang entlang der Promenade macht uns deutlich, dass sich seit unseren Urlauben als Kind bzw. Jugendliche, hier viel verändert hat. Ruhige, romantische Strände mit verzierten Sandburgen um die Strandkörbe sind Appartement Bauten, überteuerten Geschäften und überfüllten Bars und Restaurants an der Promenade gewichen. Ich weiß, dass das Sandburgenbauen aus ökologischen Gründen untersagt wurde, aber ich fand die entstandenen Kunstwerke dennoch immer schön und eben typisch für deutsche Strände. Sie gehören zu meinen Kindheitserinnerungen und ich finde es schade, nichts davon mehr wiederzufinden.

22.6., Beginn einer neuen Woche. Wir sind nun bereits eineinhalb Wochen unterwegs. Bevor wir am Morgen Grömitz ade sagen, fahren wir mit dem Rad bis zum Jachthafen und wandern von dort am Strand entlang, weg vom Rummel der Strandkörbe und Promenade. Hier finden wir noch recht unberührte Natur. Als wir jedoch unseren Rückweg über die Steilküste machen wollen, bleibt uns dies über mehrere hundert Meter verwehrt, weil ein Campingplatz den Durchgang vom Strand nur Gästen erlaubt. Als wir dann endlich einen Aufgang finden, bietet sich uns ein netter Blick über die Küste. Wir verlassen Grömitz in Richtung Neustadt/Holstein, mit dem Ziel, uns das Naturschutzgebiet Neustädter Binnenwasser anzusehen. Mit dem Auto führt uns Google in die Innenstadt von Neustadt, von wo aus man auf der anderen Seite des Gewässers Wald, Grasland und Vögel sehen kann. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und entlang des Hafens, was ganz nett, aber unvergleichlich mit Eutin ist. Dann versuchen wir per Rad zur anderen Seite des Sees, zu dem, was wir für das eigentliche Naturschutzgebiet halten, zu kommen. Nach rund 6,5km stehen wir, nach zuletzt holpriger Fahrt auf einem Schotterweg, vor einem verschlossenen Weidetor und können dieses Mal das Naturschutzgebiet in ähnlich großer Entfernung vor dem See sehen, dahinter die Silhouette der Stadt. So haben wir uns das nicht vorgestellt, aber was soll’s, wir fahren also wieder zurück nach Neustadt zu unserem Wohnmobil. Zur Übernachtung habe ich für die kommende Nacht Oldenburg in Holstein geplant. Leider sind die offiziellen Stellplätze vor dem Wallmuseum ohne weitere Erklärung abgesperrt, sodass wir es nicht wagen auf dem restlichen Parkplatz über Nacht zu stehen. Das Museum hat geschlossen, da wir leider Montag haben. Ich finde im Internet bei Park4night eine zweite Möglichkeit zum Parken, vor einem alten, geschlossenen Aldi. Hier verbringen wir unsere Nacht ohne Probleme. Von hier aus können wir in 900m die Innenstadt erreichen und gehen wieder zu Fuß auf Entdeckungsreise.

23.6. Unser heutiges erstes Ziel ist die Weißenhäuser Brög, ein Naturschutzgebiet beim Weißenhäuser Strand. Nur wenige Menschen liegen hier am FKK- oder Hundestrand, dafür wandern oder fahren einige mit dem Rad entlang des überall blühenden Deichs. Oberhalb der Steilküste befindet sich ein Friedwald. Hinter diesem laufen wir entlang landwirtschaftlicher Flächen, wo auf Blühstreifen blaue Kornblumen, roter Klatschmohn und weiße Gänseblümchen regelrecht Gemälde der Natur malen. Es ist ein Traum an Farben. Bei Hohwacht besuchen wir die Aussichtsplattform Hohwachter Flunder und schlendern eine kleine Runde die Promenade entlang. Hier ist es nicht so schön natürlich, weil es einige touristische Bauten gibt, aber darunter befinden sich auch kleine, bunte Hütten, die sich prima in die Landschaft einfügen.
Nach der Natur brauchen wir mal wieder Kultur. In Schönberg besuchen wir den Museumsbahnhof. Züge und Straßenbahnen mehrerer Epochen sind hier zu bewundern und es scheinen zu bestimmten Zeiten auch noch Fahrten von hier zum Schönberger Strand angeboten zu werden. Bei den Viehwagons der Reichsbahn, die nicht einmal Lüftungsschlitze haben, und denen zum Teil Stücke der morschen Ummantelung fehlen, laufen Stefan und mir gleichermaßen Schauer über den Rücken. Ich habe gleich das Bild aus dem Film „Schindlers Liste“, bei dem sich Schindler darum bemüht, dass die Wagen mit Wasser abgespitzt werden, damit die in ihnen gefangenen Opfer wenigstens etwas Flüssigkeit bekommen, vor Augen. Wir haben beide dieselbe Assoziation – Transporte in Vernichtungslager.
Wir lassen das Wohnmobil stehen und unternehmen noch eine kleine Reise nach „Übersee“ mit unseren Fahrrädern. Unser erster Stopp heißt Brasilien, der zweite Kalifornien, beide zum Glück ohne die entsprechenden amtierenden Präsidenten und wir benötigten auch keine Visa😂. Es sind Strände hier an der Ostsee. Als es Zeit wird, uns einen Nachtplatz zu suchen, fahren wir weiter nach Wisch, wo wir auf dem Parkplatz direkt hinter dem Deich übernachten werden.

24.6. Nach einem kleinen Spaziergang beim Naturschutzgebiet Mönkeberger See fahren wir nach Laboe. Wir haben uns dort mit meinem Jugendfreund Reinhard beim „Kofiehuis“ verabredet. Er lebt seit 1987 in Kiel mit seiner Frau und wir haben uns nicht mehr gesehen, seit ich mit 20 aus Bielefeld weggezogen bin. Wir schlendern gemeinsam zuerst die ganze Promenade Laboes entlang, bis das Café geöffnet hat und quatschen fast 3 Stunden miteinander über vieles, was in den vergangenen Jahren bei uns so passiert ist. Es ist schön, sich mal wiedergesehen zu haben.
Unsere nächste Nacht verbringen wir wiederum vor einem Waldfriedhof. Es ist dort immer so schön ruhig 😉

25.6. Auch diesen Tag beginnen wir sportlich. Unsere erste kleine Wanderung unternehmen wir im Naturschutzgebiet Altarm der Schwentine, südöstlich von Kiel. Auf einem netten Waldweg wandern wir entlang des Flusses. Danach besuchen wir den Langsee im Kieler Ortsteil Gaarden. Er liegt hinter Schrebergärten und ist sicher für die Stadtbevölkerung ein netter Fluchtort ins Grüne, mit einem Aussichtspunkt über den See. Vom Alten Botanischen Garten in Kiel, dem ersten botanischen Garten der Welt, der rein nach geografischer Herkunft der Pflanzen angelegt wurde, schlendern wir zur Kunsthalle. Dort gibt es derzeit eine multimediale Ausstellung von Rachel Mac Lean, die sich in unterschiedlichen Formaten mit Nationalismus und Werbung auseinander gesetzt hat. Der Botanische Garten mit der Kunsthalle bietet auch dem Personal der daneben befindlichen Uniklinik einen erholsamen Pausenort, wie wir beobachten können. Am Nachmittag fahren wir weiter nach Rendsburg, wo wir direkt am Kanal bei der Schiffsbegrüßungsanlage übernachten. Wir müssen uns wieder mal einen voll ausgestatteten Platz leisten, damit wir duschen und Technik laden und per WLAN Filme und Podcasts downloaden können. Für morgen steht ein Waschsalon auf unserer ToDo Liste.

26.6. Heute sind wir seit zwei Wochen unterwegs. Die Hitze macht mich gerade echt fertig. Wir wollen eigentlich hier in Rendsburg mit den Rädern los, lassen diese Idee dann aber fallen. Wir haben uns 1991 hier mal beim Kinderheim beworben und wollten erlebnispädagogische Maßnahmen mit Kindern nach Neuseeland organisieren. Man lehnte uns aber ab, weil wir dem Bewerbungsteam zu sicherheitsbedürftig waren 🤷‍♀️. Die Stadt war uns nicht besonders in Erinnerung geblieben, somit ist unser erstes aufregendes Ziel nun der Waschsalon 😆. In der Wartezeit genießen wir einen sehr fruchtigen und leckeren Eisbecher für zwei😍. Nach einer Stunde sind unsere Klamotten wieder duftend. Wenn wir aber so weitermachen, kommen wir irgendwann nackt nach Hause. Seit der ersten Wäsche finde ich meine kurze Sporthose nicht mehr und dieses Mal hat sich ein Sportsocken von Stefan verflüchtigt. Sie sind definitiv nicht mehr in der Waschmaschine oder im Trockner🤷‍♀️!
Nach der Hausarbeit, machen wir uns auf den Weg zum Fockbeker Moor, was auf unserer Strecke nach Schleswig liegt. Wir wandern um das Moor herum. Die Landschaft ist schön und wir sind ganz alleine auf weiter Flur, aber ich sehne mich immer von einem Schatten spendenden Baum zum nächsten. Leider gibt es davon nicht so sehr viele. In Schleswig fahren wir zuerst zum Schloss Gottorf. Wir gehen nicht ins Museum, da ich definitiv auf Klassenfahrt in der 8.Klasse bereits die Moorleichen bestaunt habe und mir fast sicher bin, mit Stefan und Kindern auch später nochmal dort gewesen zu sein. Er kann sich aber nicht daran erinnern. Wir machen Fotos von außen und genießen ein Stück Kuchen im Cafégarten. Danach fahren wir zum Parkplatz in der Nähe, auf dem wir übernachten werden. Um die Ecke befindet sich ein Pizzaservice, wie es in der App park4night beschrieben ist, sodass wir unser Abendessen von dort holen und noch einen kleinen Spaziergang auf der Schleiufer Promenade machen.

27.6. Die Nacht im Womi ist wieder sehr schwül. Wir machen uns nach dem Frühstück auf zu einer Runde zu Fuß durch Schleswig. Wir beginnen beim Globus-Haus. Im Globushaus ist ein riesiger, eigentlich begehbarer, Globus ausgestellt. Leider ist der derzeit wegen Ansteckungsgefahr nur von außen zu besichtigen. Durch die Fürstengärten wandern wir durch die Stadt nach Schleswig- Holm, einer wunderschönen alten Fischersiedlung, die bis 1933 als Insel in der Schlei nur mit einem Steg mit Schleswig verbunden war und über eigene Rechte verfügte. Sie ist wunderschön, mit süßen kleinen Häuschen und einer kleinen Kirche und überall findet man Blumenschmuck. Zurück wandern wir entlang der Schlei wieder zum Womi. Schleswig gehört eindeutig mit zu unseren Favoriten des Nordens. Wir brechen auf nach Kappeln und besuchen unterwegs die Mühle Anna in Rieseby und die Klappbrücke Lidaunis. Diese denkmalgeschützte Brücke bietet als Besonderheit wechselseitigen Verkehr mal für Züge, mal für Autos. Als wir in Kappeln ankommen, sind wir von der Hitze ziemlich erschlagen und wollen uns etwas vor das Womi setzen, aber das ist nicht lange vom Erfolg gekrönt. Der angesagte Gewitterschauer mit Hagel treibt uns ins Innere. Nach etwa einer Stunde kommt die Sonne wieder hervor.

28.6. Wir beginnen den Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang durch Kappeln. Die Stadt ist bestimmt durch einen wirklich bunten und malerischen Hafen, in dem auch einige Museumsschiffe liegen. Danach geht es bei uns heute weiter Richtung Nordost zum Naturerlebniszentrum Maasholm. Wir fahren mit dem Fahrrad bis zum Strand, von wo aus man auf das für Besucher gesperrte Vogelschutzgebiet und auf die natürliche Ostseeküste mit einigen Segelbooten in der Ferne blicken kann. Hier soll man auch die Möglichkeit haben, Wale zu beobachten. Wir haben dieses Glück aber leider nicht.
Weiter geht die Fahrt mit Wohnmobil zum Leuchtturm Falshöft, den wir aber nur hinter dem Campingplatz sehen können, weil wir nicht hinfahren können, ohne Gäste des Campingplatzes zu sein. Nicht einmal eine Parkmöglichkeit, um zu Fuß hinzugehen, finden wir.
Die kommende Nacht verbringen wir in Westerholz auf dem Stellplatz. Dieser Ort erweckt bei mir wieder nostalgische Gefühle, weil ich hier mit 18 meinen ersten Campingurlaub mit Auto mit meiner Freundin Nora verbracht habe. Wir schlendern bei Abendsonne am Strand und Hafen entlang und spielen zum Schluss noch eine Runde Tischtennis auf dem Campingplatz, zu dem unser Stellplatz gehört. Es herrscht eine sehr entspannte Stimmung.

29.6. Da Stefan heute Morgen seinen monatlichen Halbmarathon läuft, begebe ich mich, nach dem Duschen auf dem Campingplatz nebenan, auf die Suche nach dem Ferienhaus, in dem ich 1980 mit Nora Unterschlupf fand. Es regnete damals tagelang ohne Unterlass und wir buddelten einen Graben nach dem anderen um unser Zelt. Als wir nur noch die einzigen Zelter waren und selbst die Wohnwagen das sinkende Schiff verließen, suchten wir Asyl im Ferienhaus von Noras Tante, in dem bereits ihr Cousin und Freunde wohnten. Ich habe mich bei Nora gestern nach der Adresse erkundigt und habe erfahren, dass es in der Straße Sonnholm das letzte Haus sei. Frohgemut steige ich heute Morgen den Hügel hinauf und muss feststellen, dass im gesamten Wohngebiet alle Straßen Sonnholm heißen und es ein Wirrwarr an verschachtelten Straßen mit ebensovielen Enden ist. Es gibt sogar einen Übersichtsplan wie in japanischen Größstädten, um bestimmte Hausnummern zu finden. Leider habe ich keine und finde so auch nicht das Haus. Das einzige, das es sein könnte nach meiner Erinnerung, liegt nicht am Ende einer Straße. 🤷 Nunja, zumindest hat mir diese Stunde Umherirren einige Bewegung verschafft😀.
Wir verlassen Westerholz und fahren ins Naturschutzgebiet Holnis Nordspitze. Hier könnte man fast übers Wasser nach Dänemark spucken, so nah ist es. Mit den derzeitigen Coronaregeln, die immer noch eine 6tägige Buchung einer Unterkunft verlangen, wird dieses Land zum Sehnsuchtsort. Das hätte ich mir auch nie erträumt, dass wir in unserem Leben bei diesem Land nochmal vor verschlossener Grenze stehen würden, aber deshalb nun 6 Nächte zwangsweise einen richtigen Campingplatz zu buchen, sehen wir auch nicht ein. Wenn es möglich wäre, Stellplätze zu buchen, wäre das etwas anderes. Egal, dann halt ein anderes Mal. Die Landspitze hat uns auf jeden Fall sehr gut gefallen und wir sind etwas gewandert. Weiter geht es von hier nach Glücksburg. Wir wandern den Weg rund ums Schloss und können uns gar nicht satt sehen. Das Schloss spiegelt sich von allen Seiten wundervoll im See. Leider geht gerade jetzt bei Stefans Spiegelreflexkamera eine Lamelle kaputt. Das wirft einen Schatten auf seine Stimmung, denn ein gutes Teleobjektiv ist schon was feines. Nachdem wir ausgiebig ums Schloss gewandert sind, wollen wir die Altstadt erkunden, doch wir staunen nicht schlecht, dass es die gar nicht gibt. Wir können es nicht glauben, aber ein Einheimischer bestätigt uns, dass das Zentrum eigentlich nur der Platz zwischen Edeka und Rossmann ist. Das enttäuscht uns dann doch etwas. Da wir uns erst morgen Nachmittag mit Nora in Flensburg verabredet haben und daher heute nicht schon durch Flensburg streifen wollen, finde ich bei mapsme noch ein nettes Wandergebiet im Westen von Flensburg neben dem Flughafen. Es heißt Stiftungsland Schäferhaus, war ehemals ein Gutshof der jüdischen Familie Wolff, auf dem zu Beginn der Naziherrschaft ein Kibbuz entstand, in dem Juden auf ein Leben in Israel vorbereitet werden sollte. Lange währte dies nicht, da das Gebiet von der Wehrmacht übernommen wurde und die Familie den Nazis zum Opfer fiel, bis auf den Vater, der es unter unglaublichen Umständen schaffte, nach Dänemark zu flüchten. Stolpersteine erinnern heute an Stelle des ehemaligen Hofes an die Ermordeten und das Gelände ist heute ein Naturschutzgebiet, das von einer robusten Rinderrasse bewirtschaftet wird, ähnlich der Heide von Heidschnucken. Ein wenig erinnert die Landschaft auch daran. Wir drehen eine Runde von 4 km und genießen die Natur, deren Boden im vergangenen Jahrhundert Zeuge von soviel Grauen wurde . Die Nacht verbringen wir auf dem Stellplatz von Citti in Flensburg, was hier kein Großhandel, sondern Einzelhandel ist und mit etlichen anderen Geschäften eine Einkaufsmall bildet. Für Kunden – wir haben Eier und Brot gekauft 😂 – bieten sie einen extra Stellplatz mit Entsorgung, auf dem wir kostenlos übernachten können. Ist zwar nicht schön hier, aber praktisch. An Flensburg habe ich ebenfalls einige Jugenderinnerungen. Auf unserer zweiten gemeinsamen Reise in den Norden haben Nora und ich damals ihre Tante in Flensburg besucht, ich habe bei ihr Rommé gelernt und bei einem Kneipbummel lernten wir zwei junge Männer kennen, die in Flensburg stationiert waren. Diese Begegnung führte uns noch einige Male zusammen in den Norden, um unsere neugewonnenen Freunde zu besuchen, auch als sie schon längst nicht mehr bei der Bundeswehr waren. So bekam ich damals auch einmal Einblick in eine Kaserne und lernte später die Umgebung von Hamburg kennen, die Heimat meines Freundes. Ich kann mich auch noch gut an meine Verwirrung erinnern, als ich mich mitten in Flensburg wähnte und zum ersten Mal plötzlich vor dem Grenzübergang nach Dänemark befand, an dem damals ja noch kontrolliert wurde (leider derzeit wegen Corona ja auch wieder).

30.6. Morgens nutzen wir aus, dass wir im Einkaufszentrum WLAN empfangen können und laden uns neue Podcasts etc. herunter. Gegen Mittag begeben wir uns in die Innenstadt von Flensburg und erkunden die Fußgängerzone und den Hafen. Für 16Uhr haben wir uns mit meiner alten Freundin Nora, die inzwischen in Flensburg wohnt, bei einer Eisdiele am Südermarkt verabredet. Wir freuen uns beide über das Wiedersehen. Es ist ca 30Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Sie studierte damals noch in Kiel. Wir hatten uns viel zu erzählen über Eltern, die inzwischen bei beiden gestorben sind, Kinder, unser derzeitiges Leben etc. Ich erfahre, dass die Tante von damals, inzwischen 100jährig, noch immer hier lebt und fit ist! Nach ca 2Std trennen wir uns wieder und Stefan und ich fahren nach Aventoft auf einen kleinen, städtischen Stellplatz, wo wir ganz alleine stehen. Mein Smartphone checkt seit Tagen immer wieder in Dänemark ein. Wie gut, dass Roaming innerhalb der EU keine Extrakosten mehr verursacht! Auf der anderen Seite habe ich häufig gar keinen Empfang, sodass es auch wohl kein Drama wäre. Wir gucken uns das Örtchen und die geschlossene Grenze an, an der ein Einkaufswagen parkt. Im winzigen Ort gibt es drei Supermärkte, die deutlich auf Dänen ausgerichtet sind. Diese scheinen weiterhin über die geschlossene Grenze zu gehen. Eigentlich dürfen die Bewohner von Schleswig Holstein auch in Dänemark einreisen, ohne Buchung für 6Tage Unterkunft, aber es sind nur wenige Grenzübergänge geöffnet. Wie Nora uns erzählte, wird an diesen streng kontrolliert, dass auch bloß niemand im Auto mit hinüberfährt, der nicht die Vorgaben erfüllt. Folge sind ellenlange Staus, da es viele Pendler von und nach Flensburg gibt. Als sie ihren Sohn aus dem dänischen Internat abgeholt hat, musste sie zwei Stunden im Stau stehen.

Den heutigen Tag, Mittwoch, den 1.7., verbringen wir größtenteils in Seebüll im Nolde Museum, dem dazugehörigen Garten mit einer wunderschönen Blumenpracht und einem Spaziergang zum nahegelegenen See mit Badestelle. Das Wetter ist allerdings gerade nicht mehr badetauglich. Die Temperaturen liegen in den niedrigen Zwanzigern, aber es ist häufig windig und heute hat es mehrmals geschüttet. Zu Nolde muss ich sagen, dass er genial mit Farben spielen konnte und sicherlich ein großer Maler war, aber als Mensch bin ich froh, ihn nie kennengelernt zu haben. Er war sehr von sich eingenommen, antisemitisch und rassistisch eingestellt und biederte sich auf widerliche Art bei Göbbels und anderen NS-Größen an. Er wollte nicht nur Parteimitglied sein, sondern als der Maler der neuen Bewegung angesehen werden. Göbbels und Göring kauften auch Bilder von ihm, bis der von ihm so verehrte Hitler viele seiner Bilder als entartete Kunst erklärte und kurz drauf auch ein Berufsverbot aussprach. Nolde war entsetzt und fühlte sich als Opfer, änderte aber dennoch seine Meinung über Hitler nicht. Nach dem Krieg reichte zur Entnazifizierung das Berufsverbot und er wurde zum Opfer stilisiert, obwohl bekannt war, dass er Briefe an Göbbels geschrieben und erklärt hatte, dass er doch bereits vor dem Dritten Reich gegen die jüdische kulturelle Vormacht in der Kunst rebelliert hatte. Nach dem Krieg erlangte er auch im Ausland Ruhm. Aus seiner Biografie strich er im Nachhinein seine antisemitischen Aussagen und andere kompromittierende Passagen, um seiner Berühmtheit keine Probleme zu bereiten. Heute geht man im Museum mit diesen Informationen über ihn offen um.

Nach Seebüll besuchen wir das deutsch-dänische Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog. Die Fahrt dorthin verläuft streckenweise nahezu auf der Grenze zu Dänemark. Ein Spaziergang wird leider durch heftige Schauer unmöglich (bzw nicht erstrebenswert 😉)
Zur Übernachtung fahren wir weiter nach Niebüll und treten damit unsere Rückreise Richtung Süden an. Wir laufen noch etwas durch den Ort, der sehr gepflegt ist, uns aber ansonsten nicht besonders beeindruckt.

2.7. Den ersten Stopp des Tages machen wir in Dagebüll. Es soll laut Google Maps dort die historische Bahn nach Öland zu sehen sein, aber das ist Quatsch. Es sind gerade noch ein paar Schienen zu sehen. Der Badedeich ist mit großen Mietzäunen versehen, dahinter kurz vorm Wasser kleine, bunte Metallhäuschen, die etwas nach halbgroßen Containern aussehen. Ich weiß nicht, ob das das Gegenstück zu Strandkörben an der Ostsee sein soll, oder ob es die nur jetzt wegen Corona gibt??? Sie sehen nicht wirklich hässlich aus, aber mit den Zäunen dahinter, kommt bei mir doch die Assoziation von Flüchtlingsunterkunft auf. Der Ort, der auch einen Fährhafen zu Inseln wie Amrum hat, ist relativ nichtssagend. Es gibt ein paar nette Häuschen, aber alles wirkt recht zusammengewürfelt und es herrscht viel Bautätigkeit. Mir scheint, der Ort besteht hauptsächlich aus touristischen Unterkünften, Einheimische leben hier nicht viele, aber das mag ja täuschen.
Unser nächstes Ziel ist das Eisenzeitliche Kulissendorf bei Bordulum. Für Kinder wird hier Geschichte erlebbar gemacht, man hat einen Blick über Land bis zum Meer vom Fernsehturm und es gibt verschieden lange Wanderwege mit geologischen Erklärungen. Der Anfang des Weges verläuft entlang einer Straße und ist daher überhaupt nicht einladend. Er führt uns aber zur Bordelumer Heide und die ist wirklich eine Wanderung wert! Der Bewuchs ist viel diverser als in der Lüneburger Heide. Stauden und Bäume sind viel höher und es gibt viele unterschiedliche Gräser in der Trocken- und Feuchtheide. Um die Heide zu erhalten werden hier keine Schnucken eingesetzt, sondern es wird regelmäßig abgeplackt, also eine Humusschicht abgetragen. Von dieser harten Arbeit kommt auch der Ausspruch, dass man sich „abplackt“. Wir genießen die Wanderung sehr.
Wieder beim Wohnmobil angekommen, führt uns die Fahrt auf die Hallig Nordstrand, wo wir die Nacht auf dem Parkplatz am Fähranleger verbringen. Ein ruhiges Plätzchen, denn in der Regel lassen hier nur die Leute ihre Autos stehen, die für ein paar Stunden oder Tage nach Pellworm, Amrum, Hallig Hooge oder Sylt fahren. Ab 20Uhr ist hier tote Hose.

3.7. Das Wetter wird unbeständiger und wir retten uns heute Morgen vor einem kräftigen Schauer im Husumer Schloss. Das eigentliche Museum im Schloss finden wir langweilig, nett ist aber das Pole Poppenspäler Museum, das von einem Verein geführt wird. Mein Freund Reinhard aus Kiel macht hierfür das Marketing und seine Frau ist die Vorsitzende. Sie hat Kunstgeschichte studiert und über Puppenspiel promoviert. Der Verein organisiert jährlich das Pole Poppenspähler Festival für Groß und Klein, mit internationalen Puppenspielern. Mir gefallen die geschnitzten historischen Figuren am Besten, die schon Anfang und Mitte des letzten Jahrhunderts entstanden.
Weiterhin gibt es eine Kunstausstellung gegen Plastikmüll im Schloss, die erschütternd ist.
Im Cafe des Schlosses, das eine integrative Ausbildungsstelle für Hauswirtschaft ist, stärken wir uns. Hier arbeiteten einige Taubstummen und auf den Tischen ist das Taubstummen Alphabet abgebildet. Inzwischen hat der Regen aufgehört. Nach einem Spaziergang durch die Stadt fahren wir nach Tating bei Sankt Peter Ording. Dort befindet sich der
Haubarg Hochdorfer Garten, durch den wir schlendern. Unser Versuch, in Sankt Peter Ording zu parken und zum Deich zu laufen, scheitert leider. Wohnmobile will man nicht, wenn, dann nur auf einem teuren Stellplatz mit Übernachtung. Wir wollen aber nur kurz parken für einen kleinen Spaziergang, also fahren wir unverrichteter Dinge zurück Richtung Osten nach Tönning und übernachten auf dem Parkplatz des Multimar Wattforums. Für morgen ist nur Regen angesagt, vielleicht ist das Nationalparkhaus dann eine gute Alternative

4.7. Als wir heute Morgen auf unserem Parkplatz in Tönning erwachen, schüttet es in Strömen. Wir lassen uns Zeit beim Frühstück und nutzen eine Regenpause für eine kleine Runde durch den Ort vom Marktplatz zum Historischen Hafen und zurück. Ein nettes Örtchen, klein und fein. Das Wattzentrum schenken wir uns, obwohl es bei dem Wetter vielleicht das Beste wäre, aber es steht eine lange Schlange davor und wartete auf Einlass. Wir wollen weder patschnass werden, noch in Coronazeiten in ein volles Museum gehen.
Wir entscheiden uns, Richtung Eiderstauwerk zu fahren und kommen unterwegs am Erlebniszentrum Katinger Watt vorbei. Da es gerade nicht stark regnet, wandern wir den 3,4 km langen Erlebnisweg, mit vielen Aussichtspunkten für Vogel-, Wassertierbeobachtung und netten Holzhütten als Rastplätze. Das Eidersperrwerk schenken wir uns danach aber, weil es hier wieder dermaßen stürmt und regnet, dass wir Angst um unsere Dachluke beim Wohnmobil haben, die zu klappern beginnt. Es ist auch überhaupt nicht verlockend, bei dem Wetter hinaus zu gehen. Wir entscheiden, dass ein Stadtbesuch bei Regen wohl eher möglich ist als ein Deichspaziergang und fahren nach Friedrichstadt. In der Hoffnung auf eine Regenpause, kochen wir uns dort auf dem Parkplatz erst mal einen Kaffee. Ich versuche beim Bäcker eine Friesentorte zu bekommen, die uns Reinhard empfohlen hat, aber diese Bäckerei führt keine. Als nach einiger Zeit der Regen etwas abnimmt, wagen wir einen Spaziergang durch die Innenstadt. Sie ist wunderschön und versprüht einen Hauch Holland-Feeling, da es hier Grachten gibt, auf denen man auch fahren kann. Auch die Häuser sind wirklich schön, wenn nur nicht der Regen wieder loslegen würde! Ein Schirm ist kaum zu halten und ohne ist es wirklich fies, sodass wir nach kurzer Zeit zurück zum Wohnmobil gehen. Wir hoffen, dass das Wetter morgen etwas gnädiger mit uns ist und wir noch mehr ansehen und möglichst eine Friesentorte auf einer Café Terrasse genießen können.

5.7. Wir verzichten heute Morgen darauf, einen neuen Anlauf zu machen Friesentorte in Friedrichstadt zu essen. Es gießt und stürmt und Stefan kommt vom Joggen bereits klatschnass zurück. Wir fahren weiter nach Heide/Holstein und warten auf dem „größten Marktplatz Deutschlands“ im Wohnmobil eine Regenpause ab. Der Marktplatz wird als Parkplatz genutzt und wir haben uns gewundert, dass man nicht mehr aus dem Alleinstellungsmerkmal der Größe gemacht hat. Laut Internet „trifft hier (in Heide)Tradition auf Moderne und geht eine wunderbare Symbiose ein“. Nun, darüber lässt sich streiten. Wir finden die Stadt, bis auf ein paar Bauten, wie den Wasserturm, das Brahmshaus und ein paar andere ziemlich gesichtslos. Da haben wir in den letzten Wochen viel schönere Städte hier im Norden gesehen.
Nach einem Stadtrundgang machen wir uns auf zum Ostroher- und Süderholmer Moor. Nach den ersten paar hundert Metern Fußweg, gibt es erneut einen Schauer, aber danach können wir trocken im Naturschutzgebiet wandern. Auf relativ breiten Wegen, die auch als Verkehrswege für die Landwirtschaft dienen, führt uns der Weg recht schnurgerade zwischen Seen und Feuchtgebieten hindurch, wobei man nur gelegentlich einen Blick darauf erhaschen kann, da auf beiden Wegseiten Bäume und Büsche wachsen. Wenn wir auch keinen der Fischotter sichten können, die hier geschützt werden, so erblicken wir doch zwei Rehe und einen Eisvogel. Beim letzteren treten Stefan fast die Tränen in die Augen, weil seine Kamera mit Teleobjektiv vor ein paar Tagen kaputt gegangen ist. Manche Objekte kann man halt auch mit der besten Smartphonekamera nicht optimal einfangen. Für unsere kommende Nacht begeben wir uns wieder an den Nord-Ostsee-Kanal, dem wir ja zuvor bei Kiel bereits begegnet sind. Wir stehen am Fähranleger bei Offenbüttel und können nun bei Sonnenschein!!! die dicken Schiffe vorbeifahren sehen und die Fähre beobachten. Leider hat die „Fischhütte“ auf der anderen Seite des Kanals geschlossen, als wir mit der Fähre hinüberfahren wollen, aber morgen früh hoffe ich darauf, mir dort doch noch ein Fischbrötchen einverleiben zu können.

6.7. Der heutige Tag ist für Schleswig Holstein schon fast schön zu nennen. Es gibt nur noch ca alle 5Min einen Schauer von 3Min 😂
Wir überqueren heute Morgen den Nord-Ostsee-Kanal mit der Fähre und das sogar kostenlos! Ich freue mich schon auf ein Brötchen mit Büsumer Krabben, aber auch heute Morgen hat die Fischhütte (noch) nicht auf. Wir haben keine Lust zu warten und fahren zur tiefsten Landstelle Deutschlands in der Wilstermasch, mit 3,54m unter NN und danach nach Wilster, das uns positiv überrascht. Ein kleines Städtchen, dass es relativ gut geschafft hat, einen durchgängigen Baustil im Innenstadtkern zu erhalten. In schmalen Straßen beherrschen rote Ziegelsteinhäuser das Aussehen, das alte Rathaus von 1585 wurde durch einen Verein erhalten und der Rest einer alten Hafenmauer erzählt von einer Zeit, als von hier aus noch Schiffe in die Welt hinaus fuhren. Bis ins 20.Jahrhundert brachten kleine Plattbodensegelschiffe sogenannte „Ewer“ Baustoffe nach Wilster und Torf und landwirtschaftliche Produkte wurden exportiert.
Von Wilster geht die Fahrt weiter nach Itzehoe, wo wir zuerst mal wieder Wäsche im Waschsalon waschen müssen. Die Stadt an sich ist ok, aber uns haben die vielen Leerstände schockiert. Das Holstein Center, ein mehrstöckiges Einkaufszentrum, ist zu Zweidrittel leer. Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl dort drinnen, denn das komplette Erdgeschoss und die erste Etage ist unbesetzt, d.h man fährt mit der Rolltreppe zwischen lauter grauen, verschlossenen Rolladen bis in die zweite Etage, wo sich noch einzelne Geschäfte gehalten haben. Das Theater sieht groß und modern, aber auch schon etwas in die Jahre gekommen aus. Was man allerdings in allen Orten in Schleswig Holstein findet, sind schöne Parks und viele gepflegte Häuser mit Gärten, denen man ansieht, dass sie mit viel Liebe gehegt und gepflegt werden. Auch große schöne Bauernhäuser sieht man immer wieder und überall Blumen in Gärten, auf Fensterbänken, an Häusermauern und Plätzen, mit Vorliebe Rosen.
Wir übernachten heute in Itzehoe auf dem öffentlichen Stellplatz.

7.7. Wir verlassen nach dem Frühstück Itzehoe bei trockenem Wetter. Der Park-und Wohnmobilstellplatz ist wirklich schön. Direkt hinter dem Platz, der auch zentral für die Innenstadt liegt, beginnt ein Park mit dem Maltmüllerwiesenteich und dahinter direkt die Stör, sodass man sofort im Grünen ist. Wirklich nett für einen Spaziergang.
Unser erstes Ziel heute ist die riesige Schleusenanlage bei Brunsbüttel, wo der Nord-Ostseekanal in die Elbe fließt. Wir beobachten dort riesige Pötte und kleine Segelboote, wie sie durchgeschleust werden. Neben diesen hochtechnischen Anlagen weiden scheinbar ungestört Schafe auf den Deichen.
Auf der Weiterfahrt nach Glückstadt kommen wir am AKW Brokdorf vorbei, das seit Baubeginn 1975 die Atomkraftgegner aktiv bekämpften und sogar einen vierjährigen Baustopp erreichten. Hoffen wir, dass es nun 2021 planmäßig in den Ruhestand geschickt wird! Das AKW inmitten von Kühen und Bauernhöfen lässt uns beide an das Buch „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang denken. Ein Jahr nach Tschernobyl schrieb sie die fiktive Geschichte eines Nuklearunfalls in Deutschland als Jugendbuch.
Weiter geht es für uns nach Glückstadt, was uns gut gefällt. Es hat viele Häuser in typischer Backsteinbauweise und mit schönen Giebeln entlang des Flusses und wird nicht ganz zu Unrecht von der Tourismusgesellschaft als „Königstraum an der Elbe“ vermarktet. Wir warten einen heftigen Schauer beim Supermarkt ab und essen im Womi zu Mittag, bevor wir nachmittags das Städtchen angucken. Wir kommen dabei auch am Binnenhafen vorbei, neben dem ein großes Gelände mit dem Namen Fischpark als Treffpunkt und Veranstaltungsort genutzt wird, mit einer Mauer voller bunter Graffiti. Eine interessante architektonische Umgestaltung der Docks.
Überhaupt gibt die Stadt der Kunst viel Raum. Es gibt das Palais für aktuell Kunst, das leider derzeit geschlossen ist und wir sehen mehrere Ateliers. Ein weiteres interessantes Gebäude finde ich das Gießhaus, das ein bewegtes Leben vorzuweisen hat. Gebaut 1641 als Gießerei für Glocken und Kanonen wurde es von 1815-1925 Zuchthaus bzw Strafanstalt und beherbergt heute eine Freikirche.
Unsere kommende Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz vor einer Sportstätte bei Elmsbüttel.

8.7. Unser erstes Ziel heute ist die Liether Kalkgrube bei Elmshorn und sie ist für uns eine große Überraschung. Wir haben nicht erwartet, eine so vielfältige Flora dort anzutreffen. Weidenröschen, Tausendhülsenkraut, Sumpfstendelwurz, sogar eine Orchideenart und vieles mehr. Wir können uns an wilden Himbeeren laben und überall summt und piept es. Ein geologischer Weg zeigt anhand der Gesteine, die Erdzeitalter ihrer Entstehung an. Nach dem Naturschutzgebiet fahren wir nach Uetersen. Die Fußgängerzone finden wir öde, aber das Rosarium und auch das alte Klosterviertel ist wirklich sehenswert. Am Nachmittag statten wir dem Schulauer Fährhaus einen Besuch ab, sehen Schiffe ein- und auslaufen und lauschen der Begrüßung beim Willkomm Höft, wo seit 1952 die großen Pötte im Hamburger Hafen willkommen geheißen und verabschiedet werden, jeweils mit der Nationalhymne ihres Landes. Danach essen wir Pommes und Fischbrötchen bei der Imbissbude und fahren weiter nach Hamburg Tinsdal zum Naturschutzgebiet Wittenbergener Elbwiesen. Uns begrüßt der letzte Naturstrand Hamburgs mit hervorragendem Sand und dahinter befinden sich die regelmäßig überfluteten Elbwiesen mit einer besonderen Flora. Diese Seite Hamburgs kannten wir bisher noch gar nicht. Wir finden es sehr schön hier, vor allem, wenn man bedenkt, dass man in einer Großstadt ist und der drittgrößte Hafen Europas in Sichtweite liegt. Wir können auf die geschützten Inseln Neßsand und Schweinesand inmitten der Elbe gucken. Abschied von Hamburg nehmen wir bei Ovelgönne vom „Alten Schweden“, dem größten Naturfindling Deutschlands, der hier am Strand liegt und ein Naturdenkmal ist. Nach einem kurzen Spaziergang wird es Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir fahren durch den Elbtunnel nach Jork, wo wir auf dem Stellplatz übernachten. Wir sind jetzt also zurück in Niedersachsen, im Alten Land. Wir werden uns morgen noch ein wenig in der Gegend hier umsehen und dann wohl so auf halber Höhe Richtung Hannover übernachten. Für Freitagnachmittag sind wir bei der ältesten Tochter unserer Freunde aus Bispinger Zeit, in Burgdorf eingeladen. Danach geht es dann nach Hause.

9.7. Mit einem Besuch in Burgdorf wird es nichts mehr. Es regnet durchgehend, die Nacht war recht turbulent, da der Parkplatz von jungen Erwachsenen zum Treffpunkt auserkoren wurde. Sie soffen, erbrachen sich, machten laute Musik und maßen sich mehrmals, wer sein Auto am schnellsten auf 100 hatte und um die Wohnmobile jagen konnte. Solche Situationen sind wirklich beängstigend, denn wir haben so etwas schon einmal erlebt und der Fahrer streifte dabei ein Wohnmobil, zum Glück jedoch ohne Personenschaden. Wir beenden hiermit unsere Tour durch den hohen Norden Deutschlands und fahren nach Hause in den Harz.

Fazit: Wir hatten eine wirklich schöne, wenn auch häufig feuchte Zeit und haben es sehr genossen, die kleinen Dingen unterwegs auch nicht links liegen, sondern uns immer wieder überraschen zu lassen. Die Möglichkeit, mit dem Wohnmobil immer dort halt machen zu können, wo es einem gefällt und nicht an feste Unterkünfte und Buchungstermine gebunden zu sein, haben wir wieder einmal schätzen gelernt. Wenn es in den Touristenzentren zu quirrlig ist, kann man ausweichen auf kleinere Orte. Ein Platz am See oder Fluss kann manchmal viel schöner oder genauso schön sein, wie an der Küste. Knapp vier Wochen war eine schöne Zeitspanne, die außer auf der Rückfahrt nie mehr als 100Kilometer Fahrtzeit pro Tag bedeutete. Das war sehr angenehm. Ebenso gefiel uns der Wechsel zwischen Wanderung, Fahrradfahren und Wohnmobilfahrt und Kultur- und Naturerleben mit zwischenzeitlichen Treffen mit Freunden. Was Corona betrifft: Natürlich hatten wir unterwegs manchmal mehr Kontakt zu anderen Menschen, als wir es gegebenenfalls zuhause gehabt hätten, aber wir hatten immer die Möglichkeit, uns mit Abstand oder durch Maske zu schützen und hatten nie das Gefühl, dass wir einer größeren Coronagefahr ausgesetzt waren. Wenn wir zum Essen in ein Café oder Restaurant gegangen sind oder uns mit Freunden getroffen haben, dann immer draußen auf der Terrasse und unsere Unterkunft im eigenen Wohnmobil halten wir ebenfalls für sehr sicher. Wir hatten an keinem Abend ein Problem, einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Eng kann es natürlich werden, wenn man direkt an der Promenade auf einen Stellplatz möchte, oder auf Campingplätze. Unsere nächste Tour wird uns irgendwann im August in Richtung Schwarzwald führen.


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