Wohnmobiltour Portugal – Spanien – Frankreich 2024


Sonntag, 7.4. – Montag, 8.4.24 Zorneding -Augsburg- Wiesensteig-Glatten

Nach einem Besuch in Zorneding mit einem netten Beisammensein mit Janus, Kata und Ursel startete am 8.4. unsere Portugal-Reise. Natürlich sollte es eine ganze Weile dauern, bis wir dort waren, denn wir wollten ja nicht hetzen, so machten wir am Sonntag noch einen Stopp in Augsburg, ließen uns von Tiggy und Chris ein leckeres Frühstück servieren und stellten auf einem Spaziergang zum wiederholten Male fest, wie viele tolle Wege zum Spazierengehen und Radfahren es in der Nähe ihrer Wohnung gab. Am Nachmittag fuhren wir dann noch ein Stück in Richtung Westen bis nach Wiesensteig in der Nähe von Geislingen an der Steige, wo wir einen netten, kostenlosen Stellplatz direkt im Ort beim Schloss fanden. Nach einer ruhigen Nacht und einen etwas spärlichen Frühstück, weil wir kein Brot und unsere neue Kaffeepackung in Zorneding vergessen hatten, nutzten wir die schöne Umgebung für eine von vier Wanderungen, die auf einem Wanderplan direkt am Platz vorgeschlagen wurden. Der Ort lag in einem Tal, das von allen Seiten von Hügeln umgeben wurde. Es ging sanft bergauf auf einen Panoramaweg, wo wir von einer Kreuzkirche einen Ausblick auf den Ort hatten. Von dort ging es dann steil auf einem Kreuzweg wieder ins Tal. Gut, dass ich meine Stöcke dabeihatte. Bis zur Rückkehr zum Wohnmobil verlief der Tag angenehm, danach wurde es etwas holprig. Auf dem Weg zu einem Baumarkt, um noch eine Gasflasche zu kaufen, mussten wir einen Umweg fahren, weil die Autobahnauffahrt gesperrt war. Als wir beim Baumarkt ankamen, hatten sie beim ersten keine Flaschen mehr, der zweite verkaufte nur eine falsche Marke und erst bei einem Gartencenter hatten wir Glück. Das nächste Ziel war ein Lidl, das ging problemlos, aber dann stellte sich heraus, dass die A8 bei Stuttgart anscheinend so nah an der Stadt vorbeiführte, dass unser Navi uns warnte, dass die Strecke durch eine Umweltzone führte. Nach etwas Überlegen entschieden wir uns, über Land Richtung Colmar in Frankreich zu fahren. Da sich die Strecke dann aber doch ziemlich zog und wir durch die Einkäufe und die Wanderung auch erst spät gestartet waren, entschieden wir uns unterwegs, noch eine Zwischenübernachtung in Deutschland zu machen. Wir fuhren bis Glatten im Schwarzwald, oberhalb von Freudenstadt, auf einen Stellplatz beim Naturbad. Die Umgebung war nett, aber dafür hatten wir fast keinen Internetempfang, was es schwierig machte, meine allabendlichen Berichte zu versenden.

Dienstag, 9.4.24 Colmar

Wir verbrachten eine ruhige Nacht, wurden aber um 7:00 von Baumaschinen geweckt, die das Freibad nebenan für die Saison fit machten. Stefan joggte, ich erledigte meine Gymnastik und bereitete Frühstück, sodass wir uns gegen 10:30 auf den Weg nach Frankreich machten. Unterwegs besuchten wir ein Sozialkaufhaus und kauften noch Kleinigkeiten für unsere Womiküche, dann ging’s über den Rhein nach Colmar. Park4Night verhalf uns zu einem kostenlosen Parkplatz, 15Minuten Fußweg von der absolut traumhaften Altstadt entfernt. Wir hatten gelesen, dass Colmar schön sein sollte, aber so schön hatten wir es nicht erwartet. Fachwerkhäuser, viele kleine Geschäftchen, besonders mit Leckereien, an denen wir kaum vorbeikamen, obwohl wir im Womi zuvor extra etwas gegessen hatten, nette Gassen und Plätze und besonders Petit Venice, also Klein-Venedig, hat uns sehr gefallen. Die Häuser waren überall so liebevoll geschmückt, dass es bei manchen schon fast an Kitsch grenzte, aber zumeist einfach hübsch aussah. Noch dazu hatten wir das Glück, dass auch noch Frühlingsfest war und in der Innenstadt kleine Buden mit Handwerkskunst und Essbarem aufgebaut waren. Wir verloren ganz die Zeit aus den Augen und erst, als ich mein Bein schmerzhaft merkte, stellten wir fest, dass es bereits gegen 19:00 war. Wir schlugen den Rückweg zum Womi ein und parkten es um auf den städtischen Parkplatz, der für Übernachtungen zugelassen war. Von 19-9 Uhr war er kostenlos, am kommenden Morgen mussten wir dann die Parkuhr füttern.

Die Temperaturen vom Vortag, mittags 30?, fielen über Nacht auf 8? am heutigen Morgen! Im Laufe des Nachmittags wurde es allerdings wieder etwas besser, sodass wir am Abend 12? hatten. Verrückte Welt!

Mittwoch, 10.4.24 Colmar- Belfort- Sanchey

Der Tag begann bereits gut, zum einen, weil die Temperaturen wieder etwas angestiegen waren und außerdem, weil ich 5Min vom Womiplatz entfernt einen großen Intermarché ausfindig gemacht hatte, der eine Toilette, WiFi und ein Bistro mit bezahlbarem, gutem Kaffee und Teilchen anbot. Wir verlagerten unser Frühstück dorthin und konnten so unsere Bilder sichern und all das erledigen, was viele Daten kostete. Danach fuhren wir weiter bis Belfort. Eine sehr imposante, trutzige Festungsanlage begrüßte uns, die eine nette Altstadt beherbergte. Als wäre das nicht schon gut genug, durften wir auf einem großen Parkplatz gegenüber dem Stadttor kostenlos parken, entsorgen und sogar Frischwasser auffüllen! Es gab sogar kostenlosen Strom, aber da waren alle Steckdosen belegt. Kein Problem, durch das Fahren hatten wir auch so eine volle Batterie und außerdem wollten wir nach dem Stadt- und Festungsbesuch auch noch ein Stündchen weiterfahren. Wir hätten dort sogar kostenlos übernachten dürfen. Wenn der Service in Frankreich so weiterging, waren wir echt begeistert. Wir besuchten zuletzt noch einen Second Hand Laden, aber ohne Erfolg und fuhren dann bis Sancey, einem kleinen Dorf auf 400-800m Höhe. Es lag in etwa auf dem Weg nach Besançon und da es dort keinen kostenlosen Stellplatz gab, wichen wir hierhin aus. Ein Lebensmittelgeschäft bot für zwei Womis Stellplätze, Ver-und Entsorgung und es gab außen einen Automaten mit Fertigmahlzeiten mit einer kostenlosen Mikrowelle daneben! Wir kauften uns Flageolets, die kleinen, grünen Böhnchen und Stefan bereitete sie mit nostalgischen Gedanken an seine Lehre im Womi zu, während ich unseren restlichen Reis vom Vortag in der Mikrowelle erhitzte. Dort würde ich am kommenden Morgen auch das Kaffeewasser kochen. Das kam uns sehr gelegen, denn wir würden sicher zum Ende unserer Reise hin wieder ein Problem mit unserem Gas haben, deshalb mussten wir gut haushalten. Es sollte zwar vereinzelte Stellen in Portugal geben, die unsere Flaschen tauschten bzw. auffüllten, aber diese Info hatten wir für Luxemburg auch schon mal und sie war falsch. Von Luxemburg konnten wir aber wenigstens noch recht einfach kurz über die Grenze nach Deutschland fahren, von Portugal wohl ehr nicht.

Das Wetter war an diesem Abend wunderbar, zwar mit 11? nicht gerade warm, aber eine schöne Abendsonne tauchte die grünen Hügel mit einer Burg in warmes Licht.

Donnerstag, 11.4.24 Sancey – Besançon – Chalon-sur-Saône

Am Morgen wachte ich bei 5? im Womi, 2? draußen auf. Das Aufstehen war schon grenzwertig. Zum Glück hatte ich außer Schlafsack noch eine Decke mit und ein Kapuzenshirt, dicke Socken und lange Unterhosen zum Schlafen. Ich räumte Stefans Bett weg, schaltete die Gasheizung ein und begab mich in den warmen Laden, um ein Obstglas zu kaufen. Das Obst nahm ich fürs Müsli und im Glas kochte ich Wasser in der Mikrowelle, die wir am Vorabend an dem Essensautomaten gefunden hatten. So sparte ich wenigstens etwas Gas beim Kochen für Stefans Waschwasser und dem Kaffeewasser. Wir frühstückten und fuhren dann nach Besançon. Das Parken war erst nicht ganz einfach, aber auf einem Bezahlparkplatz fanden wir noch ein Plätzchen für unser Womi. Besançon lag in einer Schleife des Flusses Doubs, hatte wie Belfort eine Zitadelle und einige imposante, historische Gebäude inklusive der Reste eines antiken, römischen Amphitheaters, von dem aber nur noch Säulenreste zu sehen waren. Insgesamt gefiel mir Colmar besser, weil es kleiner und übersichtlicher wirkte, was aber real nur für die Bevölkerungszahl, nicht aber die Fläche der Stadt galt. Nach den zwei Stunden Parkzeit war es für mein Knie auch genug mit der Lauferei und wir fuhren ein Stück weiter südwestlich nach Chalon-sur-Saône, wo wir die Nacht verbrachten. Wir durften wieder kostenlos parken und waren direkt am Botanischen Garten, dem Parc Georges Nouelle, den wir gleich bei schönster Abendsonne genossen. Das Wetter hatte sich zusehends verbessert und wir hatten um 20:00, noch angenehme 17?. Auch Chalon-sur- Saone lag am Fluss, wie der Name schon sagte. Die Doubs in Besançon war der größte Nebenfluss der Saône, die hier floss. In der Altstadt beeindruckte am meisten die Kathedrale Saint Vincent mit ihren mächtigen zwei Türmen.

Freitag, 12.4.24 Chalon-sur-Saône – Keramikstatuen- Paray le Monial -Aigueperse

Die Temperaturen an diesem Morgen waren schon angenehmer mit ca. 10? im Womi und als ich den Vorhang zur Fahrerkabine geöffnet hatte, kam ein warmer Schwall durch die Sonne erhitzte Luft in den Wohnbereich. Ich ging in den Park nebenan für mein Knietraining und als Stefan vom Joggen kam, frühstückten wir gemeinsam im Womi. Unser erstes Fahrziel waren heute ein paar lustige, gut gelungene Keramikfiguren auf einem Pferdehof mitten in der Natur. Uns blickten ein Einstein, ein Dalai Lama, Dick und Doof und noch ein paar andere über den Zaun entgegen. Aus etwas größerer Entfernung konnte man wirklich meinen, da ständen Menschen. Nach diesem Kunsterlebnis ging die Fahrt weiter durch kleine Orte und eine anmutige, grüne, hügelige Landschaft mit Flüssen und Weinstöcken bis zu einem „Voie Verte“ einem nur für nicht motorisierten Verkehr zugelassenen „Grünen Weg“ kurz vor Saint Yan, wo wir einen kleinen Spaziergang entlang eines Baches machten und im Ort die überdimensionierte Brücke über den Fluss Arconce bestaunten. Hier wurde es schon ziemlich warm und mein Handy erinnerte mich an Sonnenschutz- kluges Ding! Eigentlich wollten wir danach in Vichy parken und übernachten, aber in der Stadt fanden wir keinen Parkplatz für unser Womi, und der offizielle Bezahl-Stellplatz war nicht fußläufig zur Innenstadt und uns für 12,80€ auch zu teuer, denn Strom brauchten wir nicht unbedingt, nur WLAN wäre interessant gewesen, aber dafür gab es nur für ein Handy einen Code. Das war es uns nun wirklich nicht wert, also fuhren wir weiter südlich bis Aigueperse, einem kleinen Dorf mit gemütlichem, kostenfreiem Stellplatz. Bei einem kleinen Rundgang fanden wir einen Pizzaverkauf durchs Fenster und kauften uns eine Pizza mit Honig, Ziegenkäse, Tomate und Mozzarella, die wir im Womi zusammen verzehrten.

Samstag, 13.4.24 Aigueperse – Meandre du Queuille-Lac des Fades Besserve- Point de vue Roches Tuilière et Sanadoire-Brioude

Wir verbrachten einen sehr schönen Tag, obwohl Anfang und Ende nicht ganz so toll waren. Heute Morgen entdeckten wir, dass über Nacht unsere Plastikstufe geklaut wurde und zumindest ich nun immer über das Fahrerhaus einsteigen musste, wenn wir uns keine neue kaufen konnten. Wir schätzten, dass sich ein paar Jugendliche, die am Abend neben dem Stellplatz auf einem Basketballplatz spielten, einen Scherz erlaubt hatten. Wir fuhren von Aigueperse südwestlich und genossen zuerst den Panoramablick über den mäandernden Fluss Sioule beim Dorf Queuille. Wie ein Hufeisen floss er malerisch durch die grüne Hügellandschaft. Kurze Zeit später kamen wir an den See Fades Besserve, der wunderschön im Grünen lag und ein paar Leute an seinen Strand gelockt hatte. Ein paar Boote fuhren und Hunde badeten im See. Nun ging es ein ganzes Stück südlich. Die Straßen schraubten sich die Berge hoch und wir kamen zum Aussichtspunkt Roches Tuiliér er Sanadoire. Wir waren jetzt im Naturpark Volcans d’Auvergne und hatten unglaubliche Ausblicke auf der einen Seite auf bizarre Felsen in grün- braunen Wald-und Weidegebieten, auf der anderen Seite über den See Guery auf schneebedeckte Bergspitzen. Wir waren auf ca. 1400m. Nun wollten wir eigentlich zu einem Stellplatz mit Dusche und WLAN, gut eine Stunde südöstlich, aber der erwies sich vor Ort als geschlossen. Er war privat und die Besitzerin teilte uns mit, dass sie diese Woche Urlaub hätten und das auch bei Google und Campercontact stünde. Bei Park4Night gab es leider keinen Hinweis, also mussten wir noch weitere 20km bis Brioude fahren, wo wir kostenlos, aber dafür leider ohne Dusche und WLAN stehen konnten. Wir wollten zwar am nächsten Tag sowieso in diese Stadt, die sich am Abend auf den ersten Blick bereits als sehr schön zeigte, aber eine Dusche hätten wir schon gerne mal wieder genossen.

Sonntag,14.4.24 Brioude, Cascades des Touze, Espalion, Saint-Laurent-d’Olt

Am Morgen sahen wir uns die Stadt Brioude noch einmal bei Tageslicht an. Wie häufig in Italien, konnte man hier per Aufzug vom Parkplatz in die höher gelegene Altstadt hinauffahren, was mein Knie sehr begrüßte. Ja, es meckerte seit Taiwan immer noch und erlaubte mir nicht, längere Wanderungen zu planen. Der historische Ort Brioude wurde erstmals 306 nach Christi erwähnt, als ein römischer Soldat dort seinen Märtyrertod starb und entwickelte sich ab dem 6.Jahrhundert zum Wallfahrtsort. Die alten Steinhäuser, die Kirche und die engen, abends romantisch beleuchteten Gassen, sowie seine erhabene Lage, gaben dem Ort ein gemütliches Ambiente. Gegen Mittag fuhren wir weiter, machten unterwegs einen Stopp bei McDonald’s, um an WLAN zu kommen, und wurden enttäuscht. In ca. 1Std schaffte ich es gerade mal, 8 Bilder zu speichern, aber wir planten ja wieder einmal, abends auf einen Platz mit WLAN und Dusche zu gehen. Wir besuchten die Wasserfälle „Cascades des Touze“ und liefen dort im Wald noch ein wenig herum, was erstaunlicherweise meinem Knie nicht so viel ausmachte wie Straße. Es gab aber dort nur einen Streckenwanderweg und wir entschieden, weiterzufahren nach Espalion. Auf der Strecke gab es immer wieder Hinweise auf den Jakobsweg und wir sahen auch einige Pilger unterwegs. Der 4000-Seelen Ort Espalion lag in der französischen Region Okzetanien im Departement Aveyron. Es fand gerade ein Fest statt, bei dem die Landwirtschaft ihre Geräte und Erzeugnisse vorstellten. Es gab Käse- und Crêpes Stände, Unterschiedliche Rinder standen in einem mobilen Unterstand und es gab ein paar Kleidungs- und Vergnügungsstände. Das Wetter war super mit ca. 25? und Sonne und der Ort hatte eine wunderschöne, alte Steinbrücke mit Bögen und ein altes Palais. Wir bummelten etwas über das Fest und dabei natürlich auch durch den Ort, bevor wir weitere 40 km fuhren, um festzustellen, dass unser Campingplatz wiederum geschlossen hatte. Wir durften kostenlos hier stehen, hatten dafür ab wieder keine Duschen, WLAN, Strom und Wasserversorgung. Wir fanden immerhin einen Wasserhahn bei einem Außenspülbecken, der nicht abgestellt war, sodass wir hier spülten und ich mich von oben bis unten inklusive Haare wusch. Nun fühlte ich mich wieder frischer und ansonsten war der Platz auch sehr hübsch am Fluss im Grünen.

Montag, 15.4.24 Château de Sévérac, Vue panoramique sur la Sorgue, Le Rougier de Camarès, Cambon-et-Salvergues

Nach einer ruhigen Nacht auf einem zwar geschlossenen, aber umsonst nutzbaren Stellplatz, fuhren wir als erstes Ziel den Ort Sévérac -d’Aveyron an und besahen uns das Schloss (eigentlich eher eine Burg), das wegen Renovierung geschlossen war, bei dem man aber auf den Burghof gehen konnte, um den Ausblick zu genießen. Leider spielte das Wetter nicht so mit und es war recht diesig. Besonders begeisterte uns der kleine Ort selbst mit seinen uralten Kopfsteingassen, Torbögen, Steinhäusern und geschmiedeten Lampen. Allerdings wirkte er sehr ausgestorben. Auch in der nächsten Stadt, Saint d’Affrique, mit dem Panoramablick über den Fluss Sorgue und auf die wunderschöne, alte Brücke, waren fast alle Geschäfte, außer Supermärkte und ähnlichem, geschlossen. Wir fanden immerhin eine Bar und genossen einen Kaffee. Ein kleines Fest mit Karussell brachte neben einer Straßenbaustelle etwas Leben in den Ort. Unser letztes Ziel war „Le Rougier de Camarès“, eine hügelige Landschaft mit roter Erde, wo wir einen Rundweg wandern konnten. Wäre es heißer gewesen und nicht so viel Grün rundherum, hätte man sich glatt nach Australien versetzt gefühlt. Danach steuerten wir unseren Stellplatz mit toller Campingqualität in Cambon-et-Salvergues an. Wir hatten eine Parzelle mit Strom und Hecke rundherum, Blick auf den Fluss Agout, Toilette, Dusche, WLAN, es gab Trinkwasser und einen Büchertauschstand in herrlicher Natur. Das Ganze für 10€! Heute hatten wir es also geschafft, im Luxus zu schwelgen:)

Dienstag, 16.4.24 Saint-Laurent-d’Olt, Gouffre Géant de Cabrespine, Carcassonne

Nach einer angenehmen Nacht dank Heizer und einer schönen, warmen Dusche am Morgen, über die ein beim Joggen durchnässter und durchfrorener Stefan sich besonders freute, brachen wir auf in Richtung Cabrespine, um die große Höhle dort zu besuchen. Zuerst ging die Fahrt sehr lange durch fast unbewohntes, bewaldetes und hügeliges Gebiet. Bei Felines Minervois stießen wir auf eine Windmühle und einen kleinen, botanischen Wanderweg mit Poesietafeln. Wir waren froh, uns mal die Beine vertreten zu können und der Weg war schön. Man merkte, dass wir jetzt in südliche Gefilde kamen. Olivenbäume und die ganze Vegetation hatten sich verändert. Kurz danach erreichten wir die Höhle „Goufre Geant“. Mit einem Audioguide auf Deutsch durften wir sie ohne Führung erkunden und konnten so die bizarren und hervorragend erhaltenen Formationen bewundern und fotografieren. Nun war es schon ziemlich spät geworden und der Plan, Carcassonne nur einen Besuch abzustatten und danach weiterzufahren zu einem Stellplatz 60km entfernt, ergab keinen Sinn mehr. Da wir bei Park4Night bei manchen Parkplätzen von Einbrüchen in Womis gelesen hatten und Südfrankreich leider dafür bekannt war, entschieden wir uns, auf den teuren, offiziellen Stellplatz neben dem Campingplatz zu fahren. Mit Tourist-Tax zahlten wir 17,50€ ohne Strom oder sonstige Annehmlichkeiten. Da wir vor Jahren als Familie bereits die berühmte Festung besucht hatten, wollten wir jetzt noch der Altstadt einen Besuch abstatten. Mal abgesehen davon, dass mein Bein mich wieder quälte, waren wir enttäuscht. Sie war ziemlich nichtssagend bis auf die alte Brücke und zeigte deutlich Verfall und Leerstände. Auch bei einigen Menschen schien das Geld sehr knapp zu sein. Wir aßen einen Falafel Döner mit Pommes und gingen zurück zum Womi. Kurz drauf begann es etwas zu tröpfeln, nachdem wir tagsüber wieder angenehme Temperaturen, aber Wind hatten. Stefan joggte morgens dann doch noch durch die Festung, die unbestritten schön war.

Mittwoch, 17.4.24 Limoux, Gorges de la Pierre Lys, Gorges de Saint-Georges,

Bains Romains de Dorres

Wir begannen unsere Tour mit einem Stopp in Limoux, der uns fast in die Bredouille gebracht hätte. Wir wollten auf dem bei Google angegebenen, kostenlosen Parkplatz parken. Wir fanden auch einen entlang des Flusses, aber noch bevor wir aussteigen konnten, stand die Gendarmerie neben uns und meinte, wir dürften hier nicht parken. Eigentlich hatten wir nur ein LKW-Verbot ab 3,5t gesehen, aber natürlich wollten wir das nicht diskutieren und gleich wieder wegfahren. Leider war das einfacher gesagt als getan, denn zum Wenden war die Straße zu schmal und geradeaus war eine Unterführung, an der keine Höhenangabe war, uns aber zumindest auf der einen Seite zu niedrig vorkam, da sie leider auch noch schräg zur Seite zulief. Ich stieg aus und Stefan versuchte es nach meinen Anweisungen. Als der Alkoven durch war, es ging kaum noch ein Blatt Papier zwischen Dach und einen vorstehenden Stein, dachte ich schon, wir hätten es geschafft, aber es zeigte sich, dass die Dachreling leider noch einen cm höher war. Es blieb uns nichts anderes übrig, als mit größter Vorsicht wieder zurückzufahren und dann ca. 50m rückwärts bis zu einem nicht besetzten Behindertenparkplatz, in dem Stefan wenden konnte. Ich dirigierte und stoppte alle Autos, die von beiden Seiten durch wollten, aber schnell begriffen, dass hier kein drängeln half. Als wir wieder auf einer breiten Straße waren, fiel uns beiden ein Stein vom Herzen. Ohne Rückfahrkamera und Warnmelder war das schon eine sehr heikle Situation, denn ich konnte meine Augen ja auch nicht überall haben, Stefan konnte fast ausschließlich nur auf meine Anweisungen fahren und durfte mich dabei auch nicht überfahren. Wir fanden einen passenden Parkplatz und Stefan schleppte die Schmutzwäsche zum Waschsalon, ca. 7 Minuten entfernt. Mich ließ er wegen meines Knies nichts tragen. Wir tranken einen Kaffee, und, während die Wäsche ihre Runden drehte und sauber und trocken wurde, sahen wir uns die Stadtmitte etwas an. Das Wetter war sehr unbeständig und verlockte nicht gerade zum Bummeln. Mit frischer Wäsche fuhren wir zum Lidl einkaufen und dann startete eine wunderschöne Fahrt durch die Pyrenäen Richtung Süden. Wir kamen durch die Schluchten Pierre Lys und Saint Georges, bis wir nach mehrstündiger Fahrt unser Tagesziel, die Römischen Bäder von Forrest erreichten. Es war ein Thermalbad mit heißen Quellen mit Blick auf die Berge und lag auf 1421m (laut Stefans Uhr) Höhe. Der Parkplatz war für Wohnmobilübernachtung erlaubt und kostenfrei. Welch ein Luxus! Wir würden also am kommenden Morgen unseren 33.Hochzeitstag in 40? heißem Wasser starten, wenn das nicht ein Traum war!

Donnerstag, 18.4.24 Bains Romains de Dorres, Puigcerda, La Pobla de Lillet, Baga

Nach einer wirklich kalten Nacht erwachten wir gegen 8:00 bei 5Grad in unserem Womi zum 33. Hochzeitstag. Da die römische Therme erst um 9:00 öffnete, verkrochen wir uns noch eine Weile unter Schlafsäcken und Decken. Kurz nach der Öffnung wanderten wir mit unseren Rucksäcken mit Badesachen und warm eingemummelt (zumindest ich) auf das Thermalgelände, zahlten 6€ pro Person am kleinen Kiosk mit Ausblick über die Becken, zogen uns in der Umkleide um, duschten kurz und dann ging es ins erste wohlig warme Becken. Es gab drei Becken, die gesteigert von 38-40? sein sollten, ich würde aber sagen, sie waren an diesem Tag etwas kühler, was ich sehr angenehm fand, da ich in Japan und auf den Azoren immer etwas Probleme mit zu großer Hitze hatte. Wir aalten uns nacheinander in allen Becken und genossen dabei den sagenhaften Blick auf die Pyrenäen. Das war eine wunderbare Art, seinen Hochzeitstag zu beginnen und sich von der Nacht wieder richtig aufzuwärmen. Als wir rauskamen, empfanden wir die bis dahin angestiegen Außentemperatur von 10? in der Sonne gar nicht mehr als so kalt. Komischerweise fielen sogar vereinzelte Schneeflocken, obwohl das bei 10? eigentlich nicht möglich war. Wir genossen einen Kaffee auf der Terrasse und gingen dann zurück zum Womi und frühstückten. Mit etwas gemischten Gefühlen bezüglich des Wetters machten wir uns auf die Weiterfahrt. Wir waren auf 1421 m Höhe und uns standen noch weitere Berge bevor. Wenn das Wetter richtig zu Schnee umgeschlagen wäre, hätten wir mit Womi ernsthafte Probleme auf rutschigen Straßen bekommen. Nach nur wenigen Kilometern erreichten wir den Ort Puigcerda und waren unmerklich in Spanien gelandet. Vielleicht sollte ich besser Katalonien sagen, denn es hingen nur diese Flaggen vereinzelt an Häusern und die Beschriftung von Geschäften war auf Katalanisch, nicht Spanisch. So eine absolut nicht erkennbare Grenzüberquerung hatten wir bisher noch nie erlebt. Es standen ja normalerweise wenigstens Abschieds- und Begrüßungsschilder und Hinweise auf Verkehrsregeln am Grenzübergang. Wir machten einen Spaziergang im Park um den See und durch die Altstadt, bevor wir weiterfuhren. Eigentlich war die Tagesetappe an diesem Tag nur gut 60km, aber sie war bereits mit 1:14h angegeben und wir brauchten bis zum Nachmittag. Womi musste nämlich bis auf 1921m hochfahren, um den Pass „Col de la Creueta“ beim Skigebiet La Molina zu überwinden. Dies war nur der höchste Pass, wir fuhren seit Tagen durchs Gebirge, weil es einerseits schöner und andererseits auch erheblich billiger war als Autobahn- oder Tunnelmaut. Oben auf dem Creueta Pass wehte ein so heftiger Wind, dass Stefan allein ein Stück gelaufen ist. Mir war das zu heftig. Die Umgebung war aber umwerfend. Weiter ging die Fahrt bis La Pobla die Lillet. Hier schlenderten wir ebenfalls durch die kleine Altstadt mit gleich zwei historischen Brücken, eine davon aus dem 14. Jahrhundert. Bei der Weiterfahrt mussten wir nach Baga abbiegen und sahen nun auf vielen Kilometern nicht nur einer Steigung, sondern auch noch ungeteerter Straße entgegen. Das wollten wir unserem Wohnmobil und letztlich auch unseren Nerven nicht antun und fuhren zurück nach Bagá, einem ca. 2000 Seelenort mit vielen Wander- und Radwegen, die von den nicht ganz 800 Höhenmetern auf bis zu über 2000m Höhe führten. Wir erkundeten den Ortskern und die mittelalterliche Altstadt und wanderten noch einen kürzeren und besonders flachen Wanderweg zum nächsten Ort, den mein Knie auch ganz gut mitmachte. Zum Abendessen auszugehen, scheiterte mangels geöffneter Restaurants, also kochte Stefan wieder für uns. Für die Weiterfahrt planten wir eine alternative Strecke zu wählen, die nicht mehr ganz so heftig durch die Berge führte. Auch wenn die Landschaft dort umwerfend war, mussten wir auch ein wenig an unser Womi denken und die Zeit nicht aus den Augen verlieren.

Freitag, 19.4.24 Bagá, Berga, Saragossa

Da wir nachts wieder gefroren hatten und außerdem die Fahrt über die Berge doch etwas mühsam war für Womi und Fahrer, entschlossen wir uns, ab jetzt Autobahnen zu nehmen, die mautbefreit waren. Seit 2021 nahm die spanische Regierung sukzessiv die Mautgebühren für Autobahnen zurück, sodass wir unserem Ziel: Portugal, etwas zügiger näherkommen und nicht weiter in den Bergen auf großer Höhe nachts zittern mussten, näherkamen. Wir machten einen Zwischenstopp in der katalanischen Stadt Berga, wanderten dort, zum Missfallen meines Knies wieder über viele Stufen, bis zu den Überresten der Burganlage, mit Ausblick auf die Stadt und Umgebung. Die Stadt feierte jährlich das Fest Patum zu Fronleichnam, was seit 2005 immatrielles Weltkulturerbe war. Die Stadt war hübsch und von grünen Hügeln und Bergen umgeben. Danach fuhren wir durch bis Saragossa, wo wir die Nacht auf einem kostenlosen Wohnmobil Stellplatz übernachteten. In einem kleinen Straßenrestaurant aßen wir eine Kleinigkeit und genossen in einer Eisdiele noch ein dickes Eis zum Nachtisch im Anbetracht des Hochzeitstages am Tag zuvor. Hier in der Region war es kuschelig warm. Als wir gegen 18:00 ankamen waren es ca. 26? und wir gingen von einer angenehmen Nacht aus.

Samstag, 20.4.24 Saragossa, Pozuelo de Aragon

Während Stefan am Morgen joggte, trainierte ich an Geräten in einer Outdoorgym. Als ich fertig war, hatte er bereits das Frühstück fertig. Das war auch mal ganz nett. Normalerweise war ich für das Frühstück zuständig und Stefan kochte abends, während ich den Tagesbericht schrieb. Danach fuhren wir mit der Straßenbahn, die genau vor unserem Stellplatz hielt, in die Innenstadt. Wir besuchten das Goya Museum. Da seine Bilder zumeist von Krieg und Stierkampf handelten, konnten wir zwar seine künstlerischen Fähigkeiten würdigen, aber gefallen haben sie uns nicht. Schlimmer noch fand ich aber die alten Schinken (oh bin ich eine Kulturbanausin) der spanischen Barockmaler, zumeist mit religiösem Inhalt. Da wir aber kostenlosen Eintritt dank meines Behindertenausweises hatten, konnten wir uns ein wenig kulturelle Bildung auch mal antun, auch wenn sie uns nicht gefiel. An diesem Wochenende fand außerdem zum zweiten Mal die Fiestas Goyescas statt, ein Fest zu Ehren Goyas, der in der Nähe Saragossas geboren und in Saragossa aufgewachsen war und gewirkt hatte. Es war außen in der Fußgängerzone ein großes Gemälde aufgestellt, man konnte Drucke erwerben, man hatte Livedarstellungen aus Goyas Gemälden in der Stadt ausgestellt und es gab wohl auch Aufführungen, die aber erst abends auf der großen Bühne aufgeführt wurden. Es muss allerdings sonst noch irgendwas zu feiern gegeben haben. Zum einen sahen wir mehrere Junggesellinnenabschiede, die durch die Stadt zogen, es waren aber auch viele Gruppen junger Leute in der Gastronomie und auf den Straßen, die evtl. Schul- oder Studienabschluss feierten. Ich weiß es nicht, es war auf jeden Fall voll in der Stadt und überall wurde viel gefeiert. In die wunderschöne Basilika del Pilar konnten wir nicht hineingehen, weil anscheinend Taufen dort stattfanden. Von außen fanden wir sie auf jeden Fall sehr beeindruckend. Besonders der Blick von der Puente der Santiago auf die Basilika und die Puente de Piedra war sehr schön. Nachdem wir die Altstadt durchwandert und Crêpes gegessen hatten, fuhren wir zurück zum Womi und setzten unseren Weg Richtung Portugal fort. Nach nur ca. 60km kamen wir nach Pozuelo de Aragon, wo sich ein kostenloser Stellplatz genau neben öffentlichen Quellen und einem leider geschlossenen Bad befand. Sogar kostenlose Stromversorgung und Picknicktische gab es hier. Die Quellen waren leider nicht heiß, sondern nur zwischen 20-28?, aber zumindest für die Füße waren sie ausreichend. In der Nähe gab es sogar einen Geysir, den wir auch erkundet haben. In den 80igern wurde hier nach Wasser gebohrt, um die Qualität zu prüfen. Daraus hatte sich ein sprudelnder Geysir entwickelt, wo das Wasser zeitweilig bis zu 3 Metern in die Höhe schoss. Es war schwefel- und mineralhaltig und hatte eine positive gesundheitliche Wirkung. Unsere Bäder beim Womiplatz wurden mit demselben Wasser gespeist. Der Ort mit seinen rund 260 Einwohnern hatte seiner Bevölkerung nicht nur ein Rathaus, eine Bar, eine Kirche und ein Lebensmittelgeschäft zu bieten, sondern darüber hinaus einen schönen, baumbewachsenen Park mit Spielplatz, Trainingsgeräten, Fußball- und Basketballplatz. Die öffentlichen Sport- und Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche waren in vielen Länder wirklich besser als bei uns. Das hatten wir bereits mehrfach festgestellt. Wenn diese innerhalb von belebten Stadtzentren waren und z.B. bei Skaterparks die Kids zeigen konnten, was sie draufhatten, wurden sie auch rege genutzt und verkamen nicht zu Bauruinen mit Graffiti, aber ohne Nutzer irgendwo am Ortsrand wie häufig in Deutschland.

Sonntag, 21.4.24 Pozuelo de Aragon, Tudela, Autol, Termas de Arnedillo

An diesem Morgen genoss ich es, unseren Heizer anzumachen und während sich das Womi erwärmte, meine Beine in dem leider nicht heißen, sondern nur um die schätzungsweise 25? warmen Wasser der Quelle vor unserem Womi zu baden. Heute konnte ich mir mit meiner Morgenhygiene, der Frühstückzubereitung und Duolingo Zeit lassen, weil Stefan seinen monatlichen Halbmarathon lief. Nach dem Frühstück fuhren wir weiter Richtung Westen und stoppten in Tudella, einer 35000 Seelen Stadt in der Region Navarra. Über der Stadt thronte das Monument Sagrada Corazón, eine riesige Jesusstatue, die mich etwas an Rio erinnerte. Besonders schön war der Plaza de las Fueros. Er war von drei Seiten umbaut, an der Stirnseite ein Uhrenturm, inmitten des Platzes ein hübscher Pavillon, der wohl auch im Sommer als Veranstaltungsbühne genutzt wurde und rundherum reges Treiben mit Gastronomie. Die Bauten rechts und links des Uhrenturms waren nett geschmückt mit bunten Wappen. Der Platz war der Eingang zu den schmalen Gassen der Altstadt. Bei der Weiterfahrt wurde uns mal wieder deutlich, dass man bei all seinen Reiseplanungen immer auch Luft für unerwartetes lassen musste und das manchmal sogar noch schöner war als die ausgesuchten Ziele selbst, so stießen wir heute auf den kleinen Ort Autol im Bezirk La Rioja, Plötzlich ragte ein erodierter Felsen wie ein riesiger Finger vor uns in die Luft, umgeben von weiteren Felsen, durch die wir mit dem Womi durchfuhren. Wir parkten und wanderten durch den Park und am Fluss Cidacas entlang und bestaunten diese plötzlich aufgetauchte, bizarre Felslandschaft. Auf der Weiterfahrt staunten wir nicht schlecht über die sich von landwirtschaftlichen Flächen in eine Bergkulisse veränderte Natur ringsum. Von einem Aussichtspunkt machten wir Fotos und fuhren danach zu unserem Ziel, den Quellen „Termas der Arnedillo“. Wir parkten auf dem städtischen Wohnmobilstellplatz, der nur über eine rasante Steigung erreicht werden konnte. Ich hatte bereits bei Park4Night gelesen, dass lange Wohnmobile und besonders welche mit Automatikgetriebe z.T. gar nicht hier hochkamen. Womi schaffte es mit Bravour. Wir waren stolz auf unser altes Schätzchen und immer wieder froh, kein so ein langes Ungetüm zu haben. Von hier wanderten wir durch den Ort zu den Natur Thermalquelle. Die Quellen sollten angeblich sehr heiß, bis über 50? sein, aber das war Blödsinn. Vom Gefühl her waren sie zwar wärmer als die an unserem Hochzeitstag, aber höchstens 40?. Die Temperatur war angenehm, die Landschaft rundherum wie im Bilderbuch, aber das Wasser recht aufgewühlt und absolut nicht klar, wie in Rezensionen beschrieben und leider hatten wir wohl auch einen Partytag erwischt. Von den drei Becken waren in zweien Gruppen, die im Wasser rauchten und Alkohol tranken, wobei die Jüngeren schon ziemlich angetrunken waren, aber nicht irgendwie unangenehm uns gegenüber wurden. Im mittleren Becken tobten Kinder herum, die wir aber der Feiergesellschaft vorzogen. Da einige Frauen auch oben ohne im Wasser und die Becken nicht sehr groß waren, wollten wir eine zu enge Begegnung lieber vermeiden. Man wusste ja nie, welche Ideen in benebelten Gehirnen entstanden. Nach einem ansonsten angenehmen Bad stärkten wir uns im Ort in einem Restaurant mit Salat und vegetarischen Bocadillo, bevor wir zu Fuß den Hügel zurück zu unserem Womi hochwanderten. Wir waren wieder auf 800m Höhe, also hatten wir wahrscheinlich wieder eine etwas kühlere Nacht vor uns.

Montag, 22.4.24 Termas de Arnedillo, Burgos

Wir verließen unseren Stellplatz bereits vor dem Frühstück und fuhren unterwegs auf einen netten Picknickplatz. Ansonsten war außer einer Kaffeepause der Tag bis nachmittags mit Fahrerei ausgefüllt. Wir fuhren bis Burgos und waren damit auf der Route des Jakobsweges. Unterwegs sahen wir einige Pilger, wobei man sagen musste, dass der Weg Richtung Burgos wirklich nicht schön war. Er verlief viele Kilometer lang entlang der stark befahrenen N120 und kreuzte sie ein paar Mal. Burgos‘ Altstadt wurde dominiert durch die riesige Kathedrale, die allein durch ihre Größe von außen und innen schon beeindruckend war. Das Museum der Menschheitsentwicklung hatte leider an dem Tag geschlossen, aber es gab auch ohne Museen und der ebenfalls derzeit geschlossenen Burg genügend in der Stadt zu erlaufen und bestaunen. Außerdem hakten wir einen weiteren Punkt unserer To-Do Liste ab, nämlich Churros mit Schokoladensoße essen. Nicht so toll war, dass es den ganzen Tag echt kalt war, denn Burgos lag auf knapp 860m Höhe und es war ein ekliger Wind, sodass sich die 10-14? nach vielleicht 5-8?anfühlten. Uns stand also wieder eine kalte Nacht bevor, denn wir übernachteten auf einem für Womis genehmigten Parkplatz in der Stadt und der hatte natürlich keinen Strom.

Dienstag, 23.4.24 Burgos, Sahagún, León, San Adrián del Valle

Die Nacht war so kalt, dass ich mir schwor, die kommende auf einem Platz mit Strom zu verbringen, komme was wolle. Morgens um 9:00 waren es draußen 3?, drinnen 5?, da verweigerte ich meinen Frühstücksdienst und ging in die Bar um die Ecke. Dort genoss ich einen heißen Kaffee, hatte WLAN und lud Stefan per WhatsApp ein, sich nach dem Laufen zu mir zu gesellen. Er nahm die Einladung an und wir frühstückten Kuchen statt belegter Brötchen, da die Bocadillos alle fleischhaltig waren. Schade eigentlich, denn das Spiegeleibrötchen guckte mich so lecker an, aber mit Schinken? Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Leon und machten unterwegs in Sahagún halt. Der kleine Ort lebte augenscheinlich fast nur von den Pilgern, die hier auf dem Weg nach Santiago de Compostela durchkamen. An vielen Häusern stand „Hostel“ oder „Hotel“ und überall wurde ein warmes Tagesgericht angeboten. Zahlreiche Wände waren mit entsprechenden Bildern und Sinnsprüchen geschmückt, natürlich gab es Kirchen und Kapellen und für Getränke und gemütliches Beisammensein ein Getränkeautomat und Gastronomie. Auch der Taxibetrieb schien sein Auskommen zu haben, denn er verfügte über mehrere Garagen und seine Telefonnummer war an Hauswänden zu finden. Sollte einem Pilger etwas zustoßen, gab es auch noch ein Krankenhaus vor Ort. Für 2500 Einwohner war der Ort also sehr gut ausgestattet. Wir sahen natürlich auch einige Pilger unterschiedlichen Alters, teils fit, teils schon recht angeschlagen. Auch unser nächster Ort, die Stadt Léon, Hauptstadt der autonomen Provinz León, die gerade heute ihren Feiertag León y Castillan feierte, weshalb zahlreiche Geschäfte in der Region geschlossen hatten, war eindeutig eine Pilgerstadt. Die Stadt war mittelalterlich von einer Stadtmauer geprägt und hatte Kirchen unterschiedlicher Epochen und Größen an jeder Ecke. Es herrschte reges Treiben. Die Menschen genossen Wein, Bier und Essen in der Sonne auf den Terrassen der Gaststätten, auch wenn uns immer wieder kalter Wind davon überzeugte, dass unsere Jackenwahl die richtige war. Wir genossen die Anblicke der schönen Gebäude und Plätze und die gemütlichen Gassen, bevor wir uns auf den Weg zu einem wegen Strom gewählten Stellplatz in San Adrian del Valle aufmachten. Hier schien das Dorf fast ausgestorben, in nahezu allen Häusern waren die Rollläden heruntergezogen, aber die Bar hatte auf und der Bürgermeister kam höchstpersönlich zu uns, um den Stromkasten aufzuschließen und 5€ für Strom zu kassieren. Ich glaube, er war auch der Besitzer der Bar. Alles andere, inkl. Dusche – eine kalte Dusche direkt an der Straße – war kostenlos. Außer uns war noch ein anderes Wohnmobil aus Frankreich vor Ort. In dieser Nacht konnten wir es uns also wieder kuschelig warm machen.

Mittwoch, 24.4.24 San Adrián del Valle (Spanien), Bragança (Portugal)

Erste und wichtigste Meldung, wir hatten es bis nach Portugal geschafft! Nachdem wir die letzte Nacht ab 3:00 unseren Heizer hatten durchlaufen lassen, war es morgens mit ca. 13? warm genug, um mich mal wieder richtig, inkl. Haare zu waschen. Ich nutzte unseren Wasserkocher, um heißes Wasser für uns beide zu kochen und danach noch Kaffee und Tee in diversen Behältnissen abzufüllen. Zum Frühstück gab es nur noch Haferflocken mit etwas Gefrierobst und Joghurt, denn unsere Vorräte waren so ziemlich aufgebraucht. Wir hatten nicht mit dem regionalen Feiertag gerechnet und schon gar nicht damit, dass auch die Discounter und Lebensmittelläden geschlossen haben würden. Es war aber kein Problem, denn die Haferflocken sättigten uns, sodass wir nach Wasserauffüllen, Toilette leeren etc. aufbrechen konnten zur letzten Etappe in Spanien. Auf dem Weg zur portugiesischen Grenze kamen wir dabei in ein wunderbares Gebiet mit iberischer Heide, Steineiche, wintergrüner Ölweide (sagt Google Lens) und vielem mehr. Wir machten einen schönen Spaziergang durch diese fotogene Landschaft, einziger Wermutstropfen: als wir danach nach Portugal kamen, hatten wir Zeitumstellung und meine gemeine Uhr killte einfach meine Schritte, die ich auf der ca. 1-stündigen Tour gemacht hatte. So eine Gemeinheit! Bei uns war es jetzt also fortan 1Stunde früher als in Deutschland. Wir fuhren nach Bragança, einer mittelgroßen Stadt mit ca. 35000 Einwohnern, die von einer auf einem Hügel gelegenen Burg, die ein Militärmuseum beheimatete, überblickt wurde. Die Lage auf ca. 650 m, umgeben von Hügeln, war sehr hübsch und einige alte Häuser ebenso, es gab aber auch viel verfallene Gebäude. Der kostenlose Stellplatz lag hervorragend, genau am Fuße des Burgberges mit Grünanlage und Sitzgruppen ringsum und unweit der Altstadt. Leider hatte er keinen Strom, daher hatten wir erst überlegt, noch 40 km weiter zu einem privaten mit allen Annehmlichkeiten zu fahren, entschieden uns dann aber doch dagegen, da dieser Platz hier bereits um 16:00 voll war und wir Angst hatten, dass der andere uns nicht mehr aufnehmen konnte und wir unser Plätzchen hier dann auch verspielt hatten. Wir hofften also auf eine nicht so kalte Nacht. Um 18:50 waren es 19? und sonnig draußen. Auf jeden Fall war es nicht so windig wie bei unseren letzten spanischen Orten.

Donnerstag, 25.4.24 Bragança, Chaves

So schön der Platz in Bragança auch gelegen war, so ungemütlich war er leider auch die letzte Nacht. Zum einen standen wir trotz Keilen nicht ganz eben, sodass ich die ganze Nacht mit meiner Schlaflage haderte, zum anderen war es nachts laut. Von irgendwo schallte Musik zu uns rüber von einem Konzert oder Fest, außerdem wurden um Mitternacht!!! die Müllcontainer geleert. Ich sprang wegen des Krachs sogar aus dem Bett und guckte raus, ob nicht die Womis abgeschleppt wurden. Morgens erfuhren wir, dass der 25.4. der „Freedom Day“, ein portugiesischer Feiertag war, was ggf. die Musik am letzten Abend begründete. Die Portugiesen hatten vor 50Jahren ihre Demokratie erkämpft. Warum aber nachts die Müllabfuhr ihre Arbeit erledigte, blieb mir schleierhaft. Am Morgen waren wir beide nicht richtig frisch. Auch Stefan hatte schlecht geschlafen, bei ihm lag es aber ehr an einer Erkältung, die er gerade ausbrütete. Aus diesem Grunde fuhren wir an diesem Tag auch nur zum nächsten Stellplatz in Chaves und gönnten uns hier den Luxus von Strom, Dusche und es gab sogar eine Waschmaschine. Stefan legte sich nach Anreise noch einmal aufs Ohr und ich erledigte unsere Wäsche und genoss die heiße Dusche. Am Nachmittag schlenderten wir gemütlich durch den angrenzenden Park, entlang des Flusses Tarnega. Die Stadt hatte Charme, wenn leider auch an vielen Stellen einen morbiden. Neben einer schönen römischen Steinbrücke, einer antiken Residenz und anderen hübschen Häusern, gab es eine Menge Leerstand und Verfall. Portugal hatte extreme Nachwuchssorgen und litt an Überalterung.

Freitag, 26.4.24 Chaves -Portugal, Parques Naturais de Galicia (Spanien ), Soajo (Portugal)

Da Stefan sich zum Joggen noch nicht fit genug fühlte, brachen wir nach einem etwas früheren Frühstück auf zur Weiterfahrt. Als Endpunkt stand Soajo fest, ein kleines, historisches Dörfchen in den Bergen Portugals, kurz hinter der Spanisch-Portugiesischen Grenze. Wir wählten nicht den schnellsten Weg, sondern fuhren durch die faszinierende Bergwelt. Alle Routen führten durch Spanien. Wir kamen dabei durch den traumhaft schönen Parques Naturais de Galicia. Wir hatten noch nie solch eine Farbenpracht an Büschen und das auch noch bei einer Höhe von 800 Metern und höher gesehen. Laut Internet handelte es sich dabei hauptsächlich um Elfenbeinginster, Igelginster und den gelben Ginster, wie wir ihn bei uns kannten, der riesige Flächen, sogar an Berghängen, bedeckte. Dass heute das Wetter nicht ganz so toll war, tat der Schönheit keinen Abbruch, im Gegenteil, die unterschiedlichen Wolkengebilde machten die Szenerie noch fotogener. Es war eine wunderbare Fahrt durch herrliche Landschaft mit vielen Stopps zum Fotografieren und sich umsehen. In einem Bar/Restaurant in Villa de Perdizes in Portugal tranken wir einen Kaffee und probierten zwei typische Küchlein. Eines würde ich als Muffin mit Zimtstange bezeichnen, das andere nannte sich Bolos de Arroz, ein Küchlein aus Reismehl. Gegen 16:00 erreichten wir unseren von der Gemeinde Soajo bereitgestellten Stellplatz. Als wir ankamen, begann es zu regnen, zuvor hatte es nur ab und zu ein paar Tropfen auf die Windschutzscheibe gegeben. Wir versuchten unsere 7€ Gebühr noch in der Tourist-Information zu entrichten, aber die hatte schon geschlossen. Wir kamen nass wieder zurück zum Womi, aber immerhin hatten wir unterwegs eine kleine Snack Bar ausfindig gemacht, wo wir am Abend Pizza essen wollten. Strom und WLAN waren kostenlos am Stellplatz, also machten wir es uns gemütlich, spielen Watten und erledigten unsere kleinen Aufgaben wie Berichteschreiben und Fotos sichten. Hoffentlich war es morgen wieder trockner von oben, denn sowohl das Örtchen als auch die Umgebung mit zahlreichen Wanderwegen hatte hier viel zu bieten.

Samstag, 27.4.24 Soajo

Wir schliefen die letzte Nacht prima. Trotz Regens blieb bei mir im Alkoven, dank meines genialen Einfalls, Outdoor-Gewebeband über die Umrandung meines ehemaligen Fensters zu kleben, alles super trocken. Auch wenn heute Morgen das Wetter ehr mies aussah, beschlossen wir, noch eine weitere Nacht hier zu verbringen. Als gegen 9:00 der Regen mal Pause machte, schlenderten wir in das kleine Museum, um den Ort etwas besser verstehen zu können. Soaja war uralt. Aufgrund von Felszeichnungen und anderen Funden ging man von einer vorgeschichtlichen Zeit aus. Erste urkundliche Aufzeichnungen gab es ab 950. Die kleinen Straßen des Ortes waren aus Kopfsteinpflaster, die Häuser aus Granitplatten und inmitten des ältesten Teils stand ein Pranger mit einem Gesicht und einer dreieckigen Platte auf dem Kopf. Dieser Pranger war als Nationaldenkmal eingestuft. Was aber unserer Meinung nach viel auffälliger war, waren die Getreidespeicher, die „Espigueiros“, die dem Besucher erhöht am Ortsrand direkt ins Auge fielen. Es waren 24 rechteckige Kästen aus Granitplatten, die seitlich Rillen hatten, auf Felsblöcken lagen und obendrauf Kreuze trugen. Unkundige wie wir zu Beginn, hielten sie für Grabstätten, aber was man da sah, war die gemeinschaftliche Tenne des Ortes. Vornehmlich bestand die Nahrung hier aus Mais, aus dessen Mehl Fladen, die mit Fisch gefüllt auf heißem Stein gebacken wurde, Maismehlsuppe mit Zwiebeln und salatartigem Grünzeug oder Weinsuppe aus dem hier angebauten Rotwein, wie wir einem Video im Museum entnehmen konnten. Es wurde auch beschrieben, wie sozial die Lebensmittel geteilt wurden, damit alle satt wurden. Die Zukunft des Ortes sah allerdings eher düster aus. In nicht allzu ferner Zeit, würde es wohl nur noch ein Naturdenkmal sein, in dem keine Menschen mehr lebten. Die Lage, am oder im Nationalpark Peneda-Gerés, hier habe ich unterschiedliche Infos gefunden, war landschaftlich ein Traum, hier zu leben aber sicher eine Herausforderung. Wir wanderten am Nachmittag, als sich sogar die Sonne blicken ließ, noch etwas und die Wege waren aus schweren Granitblöcken und Steinen gepflastert, denen man Jahrhunderte lange Nutzung durch Karren oder ähnliches ansah. Tiefe Rillen hatten sich hier eingefräst und Wasserläufe nutzten den Weg. Sowohl der Bau dieser Wege als auch die Nutzung mit Karren bergauf-bergab, muss enorme Anstrengungen gekostet haben. Die Nähe zu Spanien, nur 5 km entfernt, hatte auch zu Schmugglerwegen geführt, worüber wir an dem Tag wanderten. Außerdem auffällig waren die vielen freilaufenden Hunde, die jedoch uns gegenüber bisher sehr friedlich waren, außer einem, der einer Frau gerade aus ihrem Hof entwischt war. Aber auch der ließ sich von ihr sofort wieder zurückpfeifen. Etwas schwieriger schien es für Besucher mit eigenen Hunden zu sein, da setzte dann wohl die Revierverteidigung ein.

Sonntag, 28.4.24 Soajo, Ponte da Barca, Coura

Die Nacht war fürchterlich. Stefan wurde immer wieder von Hustenattacken gequält und mir machte Verschleimung zu schaffen. Wir entschieden uns dennoch zur Weiterfahrt. Wir hatten uns einen Stellplatz bei der Jugendherberge in Campo da Gerés im Nationalpark ausgesucht. Das war riskant, weil es dort nur einen Stellplatz gab, aber da wir morgens fuhren und mit ca. 2Std Fahrt rechneten, gaben wir uns gute Chancen, dass der frei wäre. Womit wir natürlich nicht rechneten, war, dass bei Germil, nach etwa der halben Strecke und nachdem wir unser Womi auf den Pass gequält hatten, die Weiterfahrt für uns beendet war. Ein Schild teilte uns mit, dass wir eine Durchfahrthöhe von 2,90m zu erwarten hatten. Unser Womi war leider doch etwas groß gewachsen mit 3,10m. Leider stand dort nicht, nach wie vielen Kilometern diese Durchfahrthöhe zu erwarten war und ob wir vielleicht bis dorthin noch eine Alternativroute nehmen konnten, daher hieß es leider umkehren und ein neues Ziel suchen. Es war auch zum dumm, dass man bei Google Maps weder Höhen- und Breitenbeschränkung noch Umweltzonen ausschließen konnte. Wir suchten uns einen anderen Stellplatz mit Strom und fanden einen kostenfreien in Coura, weiter westlich. Vielleicht hatten wir später von Braga aus noch einmal die Chance, erneut in den Nationalpark Peneda-Gerés zu fahren und bei der Jugendherberge zu campen. Auf dem Weg nach Coura kamen wir durch Ponte da Barca, einem netten Ort an dem Fluss Lima. Sowohl die Brücke als auch der Blick über den Fluss auf die Altstadt lohnte definitiv einen Spaziergang. Es gab dort eine große Statue zu Ehren Ferdinand Magellans, oder richtigerweise Fernão de Magalhães, dem berühmten Seefahrer, der es schaffte, im Süden Chiles vom Atlantik in den Pazifik zu gelangen auf der nach ihm benannten Magellan Straße, und der eindeutig bewies, dass die Erde keine Scheibe ist. Wir vermuteten, dass er in der Stadt geboren wurde, wobei das Internet da auch einen anderen Ort für angab. Nach einem Erkundungsgang fuhren wir weiter, stoppten noch einmal beim Aussichtspunkt Senharei zum Fotografieren und erreichten kurze Zeit später Coura. Die Gemeinde hatte einen großzügigen, kostenfreien Platz inklusive Stroms und WLAN bereitgestellt. Grund genug, hier im Ort einzukehren und etwas Geld im Ort zu lassen. Portugal war für Wohnmobilisten wirklich ein Eldorado. Wir hofften, dass es auch an der Küste so blieb.

Montag, 29.4.24 Coura, Ponte de Lima, Pedralva

Am Morgen war ich nicht besonders gut drauf. Ich fühlte mich schlapp, müde und meine Verschleimung machte mir zu schaffen. Stefan hatte zwar nachts wieder gehustet, fühlte sich aber auf dem aufsteigenden Ast. Wir überlegten hin und her, ob wir für zwei Nächte eine Ferienwohnung mieten sollten, aber verwarfen es erstmal, weil es nicht so einfach war, etwas einigermaßen Preisgünstiges zu finden, wo wir auch unser Womi abstellen konnten und dennoch nicht völlig abgelegen waren. Wir drehten eine kurze Runde durch unseren Übernachtungsort Coura, der aber unserer Meinung nach nicht besonders viel zu bieten hatte. Es gab eine Ausstellung in der Innenstadt zum 50. Jahrestag der Nelkenrevolution, wo Schüler ihre Gedanken zu dem Tag aufgeschrieben hatten. Demokratie, Gleichheit, Solidarität und etliche andere Begriffe konnten wir aus dem Portugiesischen erahnen. Danach brachen wir unsere Zelte ab und fuhren in das schöne Städtchen Ponte de Lima. Wir stießen mal wieder auf die Römer und das sogar fast wortwörtlich, denn man hatte Figuren aufgestellt, die Römer darstellten. Die Brücke über den Fluss Lima, die dem Ort seinen Namen gab, war etwas Besonderes. Ein Teil war aus römischer Zeit, der andere aus dem Mittelalter. Ich musste zugeben, mir wäre es nicht aufgefallen, aber manchmal machte ja Recherche klug;). Wir liefen durch die netten Gassen, trafen auch hier mal wieder auf Pilger, oder besser gesagt, waren es fast ausschließlich Pilgerinnen und eine bat uns sogar, sie mit der Kirche und ihrer Jakobsmuschel am Rucksack mit ihrem Handy zu fotografieren. Als wir zum Abschluss in der wärmenden Sonne bei um die 19? noch gemütlich einen Kaffee getrunken hatten, ging es mir wieder ein ganzes Stück besser. Wir füllten bei Lidl unsere Vorräte auf und erstanden dort noch etwas für unseren Womihausstand: eine Induktionsherdplatte und einen passenden Wok, denn unsere Töpfe funktionierten auf der Platte nicht. Nun konnten wir, wenn wir Stromanschluss hatten, auch richtig kochen, nicht nur Wasser, ohne Gas zu verbrauchen. Ohne Strom ging momentan gar nichts, in der letzten Nacht waren es draußen 1?, da hätten wir drinnen ohne Heizer bitterlich gefroren. Wir fuhren zu einem privaten Stellplatz in ländlicher Umgebung, nicht weit von Braga. Der Ort heißt Pedralva. Hier probierten wir unseren neuen Schatz gleich aus und Stefan zauberte uns ein leckeres Abendessen. Das war auch mal wieder nett, nachdem wir die letzten Tage die Gastronomie beglückt hatten. Wir hatten ein nettes Plätzchen auf einem eingezäunten Wiesenstück hinter dem Haus des Besitzers. Es gab hier mehrere Plätze, aber wir waren alleine, umgeben von Weinbauern und anderer Landwirtschaft.

Dienstag, 30.4.24 Pedralva- Sao Romão do Coronado (Zugfahrt nach Braga)

Wir wachten bei strömendem Regen auf und die Wettermeldung war für die nächsten Tage äußerst mies. Wieder suchten wir im Internet nach einer festen Unterkunft für 2 Nächte und wieder funktionierte es nicht. Wir schrieben eine an, aber man teilte uns mit, dass das Womi nicht auf den Parkplatz passte. Alternativ fuhren wir ein Stück weiter Richtung Porto auf einen Platz, der gute Zugverbindung nach Porto versprach. Hier in Sao Romao standen wir mit einigen anderen, darunter auch Deutschen, auf einem regendurchweichten Rasen, aber zumindest Strom und WC war da. Wie wir ans versprochene WLAN kamen, hatten wir keine Ahnung. Da das Wetter hier etwas besser, es aber schon Nachmittag war, entschieden wir uns, statt nach Porto, heute nach Braga per Zug zu fahren. Porto war zu groß für zwei bis drei Stunden. In Braga schien erstmal die Sonne und die Stadt machte gleich einen netten Eindruck. Wir besuchten eine der sehr schönen Pastellerien und genossen für gerade mal 4,45€ jeder einen Kaffee und zusammen drei kleine Törtchen, wobei eines ganz mit Mandeln bestückt war. Bei dem schönen Ambiente einen so guten Preis, hatten wir gar nicht erwartet. In Braga gab es viele Häuser, die außen bunte Kacheln als Fassade hatten, was nett aussah. In Braga stand des Weiteren die älteste Kathedrale Portugals, die vom 10.-13. Jahrhundert erbaut wurde. Als wir so durch die Fußgängerzone streiften, hörten wir plötzlich von weitem Laute Rufe. Leute skandierten etwas. Wir dachten an eine Demo und pirschten uns mit Abstand an das Geschehen heran. Demonstrationen, besonders im Ausland, waren ja immer mit Vorsicht zu genießen. Was wir aber zu sehen bekamen, verstanden wir zwar nicht, aber gefährlich war es sicher nicht. Eine Gruppe junger Leute, die Männer in schwarzer Kleidung mit Abzeichen auf dem Arm und blau-weiß- roten Bändern, die Frauen in Blusen und unterschiedlich farbigen Röcken, aber alle mit rotem Zopfband, standen oder knieten im Wasser eines Brunnens, wurden von außen angefeuert und skandierten etwas, wobei sie sich vor- und zurückbeugten und dabei von Wasser spuckenden Brunnenfiguren von oben noch zusätzlich nass gespritzt wurden. Keine Ahnung, was das war, aber die Teilnehmenden hatten Spaß. Irgendwann bezog sich dann auch in Braga der Himmel und wir kamen in einen Schauer. Zum Glück hatten wir Regenjacken und Schirme mit. Es wurde auch allmählich Zeit, wieder in unseren Übernachtungsort zurückzufahren. Dort kochte Stefan auf kleiner Stufe unser Abendessen, da unsere Kochplatte bei 1000 Watt erstmal die Sicherung hinausbeförderte. Wir hatten Glück, dass der Schalterkasten offenstand und wir sie gleich wieder runterdrücken konnten.

Mittwoch, 1.5.24 Sao Romao – Zugfahrt nach Porto

Auch wenn das Wetter es nicht besonders gut mit uns meinte, fuhren wir mit dem Zug nach Porto und ließen uns von dieser Stadt verzaubern. Die Begeisterung begann bereits in der wunderschönen Bahnhofshalle mit Stuckdecke und Wänden aus blau-weiß bemalten Fliesen, ein wenig wie Delfter Kacheln. Eine schöne, alte, verzierte Uhr mit römischen Ziffern rundete das Bild ab. Dieses Gebäude war bei weitem nicht das Einzige, was uns faszinierte. Chaves Calem, eine alte Weinkellerei in einer Höhle, kunstvoll gestaltet mit Wasserbecken und dicken Fässern, ein anderes Gebäude, wo Portwein und typischer Käse mit Fisch angeboten wurde, im dem eine Wand komplett mit Büchern, wie in einer altehrwürdigen Bücherei gestaltet wurde, es eine Empore zum Sitzen gab, wo gegenüber eine Orgel stand, die zeitweise auch bespielt wurde, alles durch Kronleuchter in warmes Licht getunkt. Das Haus der Sardinen, dessen Wände auf zwei Etagen komplett aus Sardinenbüchsen bzw. anderen Fischdosen gleicher Form bestanden. Man hatte sich ausgedacht, die Dosen mit Jahrgängen zu beschriften ab 1916 und in der Mitte gab es noch Ständer mit Namen oder anderen Motiven. Das Ganze nannte sich, die fantastische Welt der portugiesischen Sardine. Dies waren nur drei von zahlreichen faszinierenden Gebäuden. Es gab auch Markthallen, die zu gastronomischen Betrieben umgebaut waren, beeindruckende Kirchen und Theater.

Über den Douro führten einige Brücken, aber wenn man keine Bootsfahrt unternahm, fiel einem besonders die berühmte Stahlbrücke „Ponte Louis I“ ins Auge, über die man auf zwei Eben gehen konnte, um vom Ortsteil Ribeira, wo man beim Hauptbahnhof Sao Bente ankam, zum Ortsteil Vila Nova de Geia zu kommen, der von zahlreichen Wein-, bzw. hochprozentigem Portweingeschäften und-verkostungen geprägt war.

Hier fuhren die Ausflugsboote ab, eine Gondelbahn startete zu einem Aussichtspunkt und ein Schrägaufzug, den ich nahm, weil wir glaubten, er endete in der Höhe des oberen Brückenübergangs der Ponte Louis I. Stefan lief Treppen, was ich meinen Knien nicht zumuten wollte. Ich kam viel höher raus, dafür viel später an als Stefan, da die Bahn eine Panne hatte. In der Zeit konnte er Bilder von der Brücke machen und wir liefen dann einen anderen Weg zurück Richtung Bahnhof. Hier kamen wir an einigen alten Häusern vorbei, die auf den ersten Blick dank ihrer bunten Fliesen oder französischen Balkone hübsch aussahen, aber bei genauerem Hinsehen große Leerstände aufwiesen und teils wohl auch nicht mehr bewohnbar waren. Bei manchen waren hinter Fensterscheiben einfach Ziegelmauern hochgezogen. Es befanden sich häufig Plakate an diesen Gebäuden, daher gingen wir davon aus, dass es hier eine Hausbesetzer Szene gab. In den Nischen einer sehr ehrwürdigen Fassade eines, glaube ich, Theaters, hatten Obdachlose ihre Nachtlager aufgeschlagen. Zu guter Letzt begegneten wir auch noch einer 1.Mai-Demonstration, nachdem wir uns schon gewundert hatten, dass wir so gar keine Anzeichen für den 1. Mai, der auch hier Feiertag war, bemerken konnten, außer dass Banken und einige Geschäfte geschlossen hatten. Kulinarisch ließen wir uns in einer Pastelería, die sich besonders auf die von uns geliebten Pastel de Nata spezialisiert hatte, und zwar mit unterschiedlichen Füllungen, verwöhnen. Diese Törtchen, die auch Pastel de Belém genannt wurden, wurden laut Wikipedia vermutlich bereits vor dem 18. Jahrhundert von Mönchen des Hieronymus Klosters im Lissabonner Stadtteil Belém hergestellt. In unserer Pastelería gab es sie heute nicht nur mit der herkömmlichen Creme, sondern auch mit Zitronen-, Orangen-, Schokocreme und weiteren süßen, aber auch salzigen Varianten. Außer, dass es ziemlich häufig geregnet hatte, hatten wir also einen tollen Tag.

Donnerstag, 2.5.24 Sao Romao, Ovar

Hurra, wir hatten wieder Gas! Wir fuhren morgens weiter zu einer „Tankstelle für alternative Kraftstoffe“ wie es bei Google so schön hieß. Bei dieser Gastankstelle in Arada konnte man deutsche Flaschen wieder füllen lassen. Alles ging schnell, unproblematisch und preisgünstig von Statten. Nun hatten wir wieder zwei volle Flaschen und brauchten uns keine großen Sorgen mehr machen. Danach fuhren wir zu unserem Übernachtungsplatz. Wir standen nun bei der Jugendherberge Ovar, oder wie es hier heißt „Poussada da Juventude“. Es war sogar eine „echte“ Hi Hostels Herberge, da mussten wir uns doch heimisch fühlen, oder? Wir bekamen hier Strom, durften duschen und auf die Toilette und hatten WLAN, wenn es auch nicht bis zum Womi reichte. Das Einzige, was nicht ganz so toll war, war dass wir Frühstück mit gebucht hatten, nachdem ich extra gefragt hatte, was da so zu gehörte und uns Büfett in Aussicht gestellt wurde. Als wir dann bezahlt hatten und wieder im Womi waren, kam die junge Mitarbeiterin und teilte uns mit, dass wir doch nicht im Speisesaal mit Essen dürften, sondern ein Lunchpaket bekämen mit Obst, Gebäck, einem Brot und ein Päckchen Milch. Nix Kaffee, schade, aber ich hatte mich schon gewundert, wie das möglich sein konnte, für 2,50€ uns am Büffet zu verpflegen. Wir hatten ja auch unser eigenes Esszimmer mit Küche auf Rädern.

Ich legte mich noch einmal aufs Ohr, weil ich immer noch kränkelte und Stefan wanderte ein wenig herum. Danach genoss ich ausgiebig die heiße Dusche, bevor am Abend die Schulklassen kamen. Einigermaßen wieder fit, fuhren wir noch einmal weg zu einem Parkplatz nahe einem Wanderweg. Es gab hier südlich von Porto ein hervorragendes Netz an Rad- und Wanderwegen, die hunderte Kilometer entlang der Küste und durch Naturschutzgebiete führten. Wir liefen einen netten Wanderweg durch ein Feuchtgebiet, an Dünen vorbei zum Atlantik und hatten endlich wieder super Wetter. Als wir zur JH zurückkamen, bot sich uns ein typisches Bild: ein großer Bus und mindestens eine Schulklasse checkten ein. Gerade schienen die Jungs, schätzungsweise so 9. Klasse, die Lage von ihren Balkonen aus einzuschätzen und freuten sich wie doll, ihre Klassenkameraden, mit denen sie zuvor gerade noch im Bus saßen, drei Balkone weiter wiederzusehen. Dafür musste man wohl ein Teenie sein, um darüber in solchen Freudentaumel auszubrechen ??

Ich glaube, ich war ganz froh, nicht direkt im Haus zu schlafen.

Stefan zauberte leckere Riesenchampignons mit Reis und Koriander und Salat zum Abendessen und danach gab es noch Vanillepudding mit Mandelmilch, da wir inzwischen häufig genug zum Kaffeetrinken waren, dass wir genügend Zuckerpäckchen gesammelt hatten. Kaufen konnte ja jeder, oder?

Freitag, 3.5.24 Ovar, Coimbra, Miranda do Corvo

Das Frühstück der JH war noch dürftiger, als gestern beschrieben. Es fehlte sogar noch das Gebäck. Nun ja, wir hatten unsere eigenen Vorräte und genossen Haferflocken mit dem Rest des Mandel-Vanille-Puddings mit roten Früchten aus dem Eisfach und ich unserem eigenen Kaffee. Unsere neue Induktionsherdplatte war regelmäßig im Gebrauch, da wir ja derzeit immer Plätze mit Strom hatten. Die Jugendherberge war für uns zwar ein praktischer Ort, aber als JH war sie eine Katastrophe. Laut dem Schild am Eingang wurde sie erst 2018 eröffnet. Sollte das auch das Erstellungsdatum gewesen sein, sollte man den Architekten bzw. den Bauleiter verklagen. Ich hatte selten ein Haus mit so vielen Baumängeln bzw. -schäden gesehen. Überall blätterte in riesigen Stücken der Putz ab, außen wie innen, die Maler hatten beim Außenanstrich die Farbe so dick oder zu flüssig aufgetragen, dass sie wie Eiszapfen überall von der Decke hing. Auch die sonstige Erhaltung ließ zu wünschen übrig. Fehlende Toilettenbrillen, lockere Toilettentürverschlüsse, defekte Handtrockner etc. In der Eingangshalle, der Bar und dem Raum für Kicker und Billard, alles ohne Zwischentüren, also zugig, hing kein einziges Bild. Es wirkte einfach ungemütlich und kalt. Es schien auch weder Heizung noch Klimaanlage zu geben, in dem Bar-Fernsehraum war allerdings ein Kamin. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er die ganzen Durchgangsräume wärmen konnte, wenn nötig. Draußen war ein Pool, der natürlich noch nicht nutzbar war. Keine Bank oder irgendeine Sitzmöglichkeit, die zum Verweilen einlud. Die Zimmer haben wir nicht gesehen, es gab laut Aushang an der Rezeption außer Mehrbettzimmern auch Zweibettzimmer mit Du/WC für über 70€, ich hatte sie im Internet allerdings für rund 50€ gefunden. Laut Google Maps war die JH als 3*Hotel bewertet. Mannomann, wie sah dann ein 1*Hotel aus? Genug gelästert, wir fuhren nach dem Frühstück nach Coimbra, einer lebhaften Studentenstadt im Inland, 130km südlich von Porto. Erst hatten wir einige Probleme, einen Parkplatz zu finden, da überall Straßenbaustellen waren, dann funktionierte es aber einen Steinwurf entfernt vom Zentrum an der Straßenseite für 0,80€ die Stunde. Wir mussten nur über die Ponte Santa Clara den Fluss Mondego überqueren, und schon waren wir in der Altstadt. Nach ein paar Metern ging eine Gasse von der Haupt Fußgängerzone ab, die dieses Mal nicht wie in vielen Städten der Welt mit bunten Regenschirmen überdacht war, sondern von bunten Patchwork-Häkeldecken unterschiedlicher Größen und Formate. Die würden zwar keinen Regen abhalten, aber sie sahen nett aus. Es ging auf Kopfsteinpflaster bergauf und wir erreichten die Universität, die in mehreren schmucken, historischen Gebäuden untergebracht war. Es war unschwer zu erkennen, dass hier Mediziner, Juristen, Chemiker, Botaniker und sicher noch andere Studiengänge angeboten wurden. Gegen Eintritt hätten wir in ein paar Gebäude hineingekonnt, aber die Bibliothek, die uns wirklich interessierte, weil wir prächtige Fotos von ihr gesehen hatten, war erst wieder um 17:00 geöffnet und da mussten wir zurück zum Womi. Wir entschieden uns, lieber dem Botanischen Garten einen Besuch abzustatten, denn wir hatten prima Sonnenwetter, da gucken wir uns lieber draußen um. Wir machten von oben noch ein paar Panorama-Fotos und dann ging’s an einem alten Aquädukt entlang zum Botanischen Garten. Es gab hier einen prächtigen Bambuswald. Es war immer ein Erlebnis hindurchzugehen fand ich, denn Bambus war ja eigentlich ein Gras, kein Baum, aber wurde sehr hoch und machte ziemlichen Krach, wenn der Wind durchwehte. Von hier ging es wieder bergab zum Parque Verde de Mondego am Fluss, wo ein paar Studienanfänger gerade die „Taufe der Studierenden“ genannt Praxe vollzogen. Das war es also, was wir in Braga, als sie im Brunnen rumsprangen, erlebt hatten! Hier wurden sie mit einer Wasserbombenschlacht in die Gemeinschaft der Studierenden aufgenommen. Fotografieren war nicht erwünscht, schade. Nach einem kurzen Walk am Fluss entlang und einer Stärkung in einem Café, war es Zeit, zurück zum Womi zu gehen und unseren Übernachtungsort anzusteuern, der in Miranda do Corvo, einem 7000 Seelenort hinter einer Bergkette im Südosten von Coimbra lag. Die Gemeinde hatte hier einen kostenlosen Stellplatz inkl. Strom und Ver- und Entsorgung bereitgestellt. Portugal war in der Hinsicht wirklich sehr lobenswert!

Samstag, 4.5.24 Miranda do Corvo, Talasnal, Batalha

Am Morgen ging es für uns mal wieder ins Gebirge. Unser Womi rollte langsam, aber stetig 10%ige Steigungen hinauf in die Serra do Lousa, eine Gebirgskette südöstlich von Coimbra. Stefan hatte eine schöne Tour bei Komoot ausfindig gemacht. Sie startete in dem wunderschönen, fotogenen Örtchen Talasnal. Die Tour war mit leicht angegeben, was wahrscheinlich auf die Länge von rund 5 km zurückzuführen war, auf der es jedoch 280 Höhenmeter hoch und runter zu bezwingen gab. Ich wollte sie so gerne machen, merkte aber nach dem ersten Viertel, in dem es steil und steinig bergab ging, dass das bei meinem derzeitigen Fitnesszustand keine gute Idee sein würde, sie bis zum Ende zu wandern. Die ewige Husterei hatte mich ziemlich schlapp gemacht und ich wollte in diesem Zustand nicht riskieren, dass die Erkältung oder gegebenenfalls Bronchitis sich auf mein Herz schlug. Stefan lief weiter und ich kehrte nach etwa 1km wieder um zum Dorf. Bergauf kam mir die Steigung gar nicht mehr so schlimm vor, aber ich hielt es dennoch für vernünftig, auf meine Gesundheit zu achten. Ich nahm das Örtchen, das nur aus ein paar, dafür aber wunderschönem Häuschen aus dicken Steinen bestand mit kleinem Lädchen, Restaurants, Ferienunterkünften und Brunnen unter die Lupe und beobachtete Leute und Katzen bei einem Kaffee auf der rustikalen Terrasse, bis Stefan zurückkam und sich zu mir gesellte. Diese netten kleinen Häuschen, die nur mit Fußwegen verbunden waren, passten sich herrlich in die Berglandschaft ein. Stefan hatte auf seiner Tour eine Kirche, eine Burg und einen Fluss, der treppenartig den Berg hinabfloss, gesehen. Nach diesem Ausflug in die Bergwelt, machten wir uns auf eine zweistündige Fahrt zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Betalha. Da wir unterwegs noch für das Wochenende einkauften, wurde es uns für eine Besichtigung zu spät und wir fuhren gleich zum städtischen Stellplatz etwas außerhalb. Eigentlich hatten wir mit Strom gerechnet, aber die Versorgungsanlage wurde gerade noch gebaut. Ein Bauarbeiter erklärte mir, dass wir in 4 Monaten Strom und sogar Duschen vor Ort hätten. Nunja, so lange wollen wir nicht bleiben, aber da die Temperaturen nachts nicht mehr so tief fielen, nur noch so um die 11?, sollte es auch ohne gehen. Außerdem hatten wir ja jetzt auch wieder Gas und wussten, dass wir an vereinzelten Stellen Nachschub bekamen. Wir zahlten nichts für den Platz, jeder Stellplatz hatte Wasser und Abfluss und es gab bereits fertige Toiletten. Noch dazu standen wir schön in einem Wäldchen auf ausnahmsweise mal geraden Stellflächen, also was wollten wir mehr?

Sonntag, 5.4.24 Batalha, Alcobaça, Óbidos

Heute war unser Weltkulturerbe Tag. Als erstes besuchten wir das Kloster von Batalha, ein Dominikanerkloster, das aufgrund eines Gelübtes nach dem Sieg Portugals über Kastilien 1385 errichtet wurde. Es erstaunte also nicht, dass zahlreiche Herrscher ihre prunkvollen Grabstätten in der Kirche hatten und es darüber hinaus sowohl ein Militärmuseum als auch eine Wachablösung am Grab zweier unbekannter Soldaten im Innern des Klosters gab. Der Bau des Klosters dauerte 150 Jahre und man fand daher die Architektur unterschiedlicher Epochen. Vorherrschend war jedoch die Gotik. Von außen begehbar waren die sogenannten „unvollendeten Kapellen“. Sie hatten kein Dach. Grund war, dass sowohl König Duarte I., der dort die Grabstätten für seine Frau und sich errichten lassen wollte, als auch sein Baumeister, zu früh starben. Heute faszinierte dieser Blick in den Himmel über der faszinierenden Architektur viele Besucher besonders bei ihrem Klosterbesuch.

Nach Batalha, was wir als Ort eher hässlich fanden, fuhren wir zum nächsten Kloster nach Alcobaça. Das dortige Zisterzienser Kloster von 1187, wiederum im gotischen Stil, war eines der größten Klöster Portugals, die Kirche die größte des Landes. Dieses Mal gingen wir nicht hinein, da wir den Eintritt von 10€ pro Person bereits beim ersten Kloster recht happig fanden. Der Ort Alcobaça gefiel uns dank seiner bunten Häuser hingegen besser. Was dann aber kam, erstaunte und begeisterte uns über allen Maßen. Wir fuhren nach Óbidos, weil wir gelesen hatten, dass es ein paar hübsche weiße Häuschen gäbe. Was wir fanden, war ein kostenloser Übernachtungsplatz direkt beim Aquädukt. Vor uns lag die mittelalterliche Stadt mit komplett intakter Stadtmauer, auf der man rund um die ganze Altstadt laufen konnte, was zugegebenermaßen nichts für Leute mit Höhenangst war, denn zur Stadt hin war über die längste Strecke keinerlei Absicherung. Wir wanderten einmal rundherum und hatten einen Ausblick auf die grüne Umgebung, sowie die hübschen weißen Häuser mit ihren andersfarbig umrandeten Fenstern und Türen im Inneren der Stadtmauer, die wir mit Begeisterung bestaunten. In der Stadt war an diesem Tag sehr viel Tourismus, was aber auch daran lag, dass gerade ein Gamer-Festival in den alten Mauern stattfand. Mittelalter traf auf das 21. Jahrhundert. Das Festival, das in einem abgetrennten Bereich stattfand, haben wir nicht besucht, aber durch die kleinen Gassen mit handwerklichen Geschäftchen, die kulinarisches, Kunsthandwerk und natürlich auch kitschige Souvenirs verkauften, sind wir natürlich geschlendert. Wir hatten Glück, in den ersten zwei Orten hatte es noch geregnet, aber kurz nachdem wir in Óbidos ankamen, wurde es trocken und sogar die Sonne ließ sich blicken.

Montag, 6.5.24 Óbidos, Peniche, Lourinha (Lidl)

Es war ein durchwachsener Tag, denn ich hatte mich nach der letzten, miesen Nacht entschieden, doch zum Arzt zu gehen. Mein Husten und die Verschleimung hörten nicht auf und ich wollte kein Risiko einer verschleppten, sich ggf. aufs Herz ausweitenden Bronchitis riskieren. Gesagt war aber noch lange nicht getan. Direkt in Óbidos waren sie im staatlichen Gesundheitszentrum zwar sehr nett, hatten aber am selben Tag keinen Termin mehr. Wir fuhren weiter in Richtung Peniche, einer Stadt, die eine wunderbare Halbinsel mit vorgelagerten Inselchen im Atlantik bildete. Hier versuchten wir es wieder im Gesundheitszentrum. Der Security-Mann ließ mich auch in den Warteraum, dann nach ca. 10Min an die Anmeldung, wo man mir dann ebenfalls nach einiger Warterei klarmachte, dass sie heute keinen Termin mehr für mich hätten. Wenn es heute sein müsste, dann sollte ich ins Krankenhaus gehen. Hier war ich ehr froh, wieder raus zu sein. Allein der Security Mann war schon abschreckend. Die gab es hier zwar anscheinend immer, aber der hatte regelrechte Cowboy-Allüren. Wir fuhren also zum nahegelegenen Krankenhaus. Nach einer Weile im Wartezimmer wurde ich ins erste Zimmer gerufen und erklärte dem Herrn, den ich für den Doktor hielt, der aber wohl nur Pfleger war, meine Beschwerden und kurz meinen medizinischen Background, also Herz-OP etc. Nicht, dass ich über Nacht Portugiesisch gelernt hätte, aber ich hatte mein Sprüchlein gut vorbereitet und übersetzt, sodass er nur lesen brauchte. Er maß Blutsauerstoff und Puls und schickte mich dann mit einem orangen Bändchen um den Arm, was mir schon Panik einjagte, dass sie mich vielleicht dabehalten wollten, auf den Flur zum weiteren Wartebereich. Nach einer Weile wurde ich zu einer Frau, dieses Mal war es die Ärztin, hereingerufen. Wieder zeigte ich meinen Text, sie maß Blutdruck und hörte mich ab, beides übrigens über meinem Shirt. Dann musste ich wieder warten, denn ich sollte geröntgt werden. Nach vielleicht einer Viertelstunde wurde ich reingerufen und auch hier röntgte man mich durch Shirt und Unterhemd. Sehr merkwürdig! Danach musste ich zum Blutabnehmen in einen Raum mit mehreren Sesseln, wo andere Leute auch Infusionen bekamen, und man teilte mir mit, dass das Ergebnis ca. 30 Minuten dauern würde. Die Krankenschwester oder Arzthelferin war perfekt im Blutabnehmen und sofort erfolgreich. Außerdem musste ich mir zwei verschiedene Sprays wie sie wohl auch bei Asthma gegeben werden, in den Mund sprühen. Nach ca. 40 Min kam die Ärztin und wollte noch einmal Blut abnehmen und das am Handgelenk. Nach einer ganzen Weile fühlen und herumdrücken stach sie zu und massakrierte mich, ohne auch nur einen Tropfen zu ergattern. Also, Nadel wieder raus und Pflaster drauf. Ich sollte mich nun auf einen Stuhl setzen und den Arm auf einen Tisch legen, weil sie hoffte, dass es dann in der Armbeuge besser klappte. Sie wütete aber mit ihrer Nadel dermaßen in meinem Arm herum, dass ich verzweifelt fragte, ob nicht die Arzthelferin es nochmal machen könnte und warum überhaupt nochmal Blutabnahme nötig sei. Alles verlief in bröckchenweisem Englisch, denn ihr Englisch war schlechter als das der Arzthelferin. Sie guckte mich etwas konsterniert an, zog dann aber die Nadel erfolglos raus. Mir war das ja auch peinlich, ich wollte sie ja nicht vor ihrer Mitarbeiterin bloßstellen, besonders deshalb nicht, weil sie eine Schwarze war. Dann diskutierten die beiden eine ganze Weile, ohne, dass ich etwas begriff. Irgendwann teilte mir dann die Arzthelferin mit, dass mein Herz und meine Lunge ok wären und ich nur eine Infektion hätte und jetzt ein Rezept von der Ärztin bekäme. Im Arztzimmer musste diese mir dann aber doch noch mit Hilfe von Google Übersetzer klarmachen, dass das Blut zum Testen der Lungenfunktion direkt aus der Arterie genommen werden müsste – deshalb also wohl von der Ärztin selbst- alles aber sowieso ein großes Missverständnis gewesen wäre, weil der erste Pfleger anscheinend Puls 58 und Blutsättigung 98 bei seinen Angaben vertauscht hätte, deshalb musste sie unbedingt meine Lungenfunktion prüfen. 98 wäre aber natürlich völlig normal, daher wäre es auch nicht tragisch, dass sie aus meiner Arterie kein Blut herausbekommen hätte. Ich bekam Antibiotika und Schleimlöser verschrieben und durfte endlich gehen. Puh, war ich froh, da wieder raus zu sein. Ich war an sich nicht pingelig beim Blutabnehmen und hatte dabei schon einige unschöne Erlebnisse gehabt, aber dieses Mal war es dann doch zu unangenehm.

Endlich konnten wir uns auf den Weg an die Küste machen, wo wir an mehreren schönen Stellen hielten und kurze Wege oberhalb der faszinierenden Klippenlandschaft wandern konnten. Anhand der verschiedenen Gesteinsschichten, die bis zu 182 Millionen Jahre zurückgingen, hatte man feststellen können, dass hier vor rund 72 Millionen Jahren vulkanische Aktivitäten stattfanden. Die Gesteinsformationen vor dem dunkelblauen Atlantik waren wunderschön. Im nächsten Ort kauften wir bei der Apotheke meine Medikamente und ein paar Kilometer weiter gingen wir beim Lidl einkaufen. Ich stellte fest, dass es hier 4 Plätze für Wohnmobile gab und gegenüber Waschmaschinen. Genau das brauchten wir, deshalb entschieden wir uns, hier zu bleiben, erledigten unsere Wäsche und aßen zu Abendbrot und hoffen auf eine ruhige Nacht.

Dienstag, 7.5.24 Lourinha, Ericeira, Mafra, Salvaterras de Magos.

Dieser Tag entschädigte uns für den vorigen. Wir fuhren ein paar Kilometer entlang der Küste und kamen zu dem schönen Örtchen Ericeira. Es war ein kleines Hafenstädtchen mit sehr schönen weiß-blauen und weiß-gelben Häusern, einem regen Fischereihafen und einem traumhaften Sandstrand umgeben von einer Bucht. Was aber für die zahlreichen Besucher wahrscheinlich der Hauptgrund war, hierher zu kommen, waren die hervorragenden Bedingungen für Surfer. Die Küste gehörte zu den besten Surfspots Europas. Nach einer ausgiebigen Erkundung des Ortes fuhren wir weiter nach Mafra. Der Nationalpalast dort war Weltkulturerbe. Wir sahen ihn nur von außen, da er an dem Tag nicht geöffnet hatte. Dafür schlenderten wir noch durch den angrenzenden Park. Wir hatten nun in etwa Halbzeit und kamen in die Nähe Lissabons, daher sind wir nach Mafra abgeknickt in Richtung Osten. Lissabon und Umgebung und auch einiges im Süden hatten wir auf vorigen Reisen bereits besucht und wir wollten lieber noch Ziele im Inland und dann später oben an der Atlantikküste Spaniens besuchen. Da unser nächstes Ziel Évora für den Rest des Tages zu weit gewesen wäre, suchten wir uns einen Platz unterwegs und wurden im Städtchen Salvaterras de Magos fündig. Es war wahrscheinlich nicht unbedingt ein Muss, diesen Ort zu besuchen, aber wir hatten wieder einen kostenlosen Stellplatz der Gemeinde mit Ver-und Entsorgung, im Zentrum und nahe einem Lidl. Strom gab es keinen, aber inzwischen waren die Temperaturen so angenehm, nachts noch so um die 15?, da brauchten wir keinen Strom für Heizung. Außerdem wussten wir ja jetzt, dass wir im Notfall an ein paar Stellen in Portugal Gasnachschub bekamen. Lidl war nicht nur nett in der Nähe zu haben, um fürs Abendessen und morgens Brötchen einkaufen zu können, sondern auch, weil es zuverlässiges WLAN hatte und wir während des Einkaufs unsere Bilder sichern und auch mal Nachschub an Büchern und Hörspielen downloaden konnten. Am Abend machten wir bei Dunkeln noch einen Spaziergang und stellten fest, dass es auch in Portugal Stierkampf zu geben schien. Bisher hatten wir noch keine Arenen gesehen, aber heute übernachteten wir sozusagen davor. Wenn das mal keine blutigen Träume gab…

Mittwoch, 8.5.24 Salvaterra de Magos, Évora, Monsaraz

Es war unser „Wendetag“ und welch schöneren Ort als Monsaraz, im Alentejo, nahe der spanischen Grenze hätten wir uns dafür aussuchen können? Der Weg von Salvaterra de Magos hierhin war weit, bzw. er zog sich in die Länge. Wir fuhren zwar entlang bunter Wiesen, Wein- und Olivenplantagen und hatten immer wieder schöne Blicke auf sanfte, grüne Hügel, aber das über mehrere Stunden war dann doch etwas viel. Wir machten allerdings einen Zwischenstopp in der mittelalterlichen Stadt Évora, der Hauptstadt der Region Alentejo. Hier traf Mittelalter auf die Reste eines altertümlichen römischen Tempels, dem Tempel der Diana. Èvora wurde außerdem durch seine große, gotische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert geprägt. Auch hier zierten weiße Häuser die Altstadt und auch wenn die kleinen, französischen Balkone nicht viel Nutzen brachten, mit ihren schmiedeeisernen Ziergittern, teils mit Blumen geschmückt, verschönerten sie eindeutig das Straßenbild. Wieder gab es viele Geschäfte, die Waren aus Kork anboten. Dieses Handwerk zog sich über ganz Portugal. Von Portemonnaies über Taschen bis hin zu Schuhen konnte man alles aus Kork bekommen. Was es ebenso überall zu kaufen gab, war der „Glückshahn von Barcelos“, der für Weisheit, Einfachheit und Ehrlichkeit steht. Nach einer Legende hatte ein bereits gebratener Hahn einen unschuldig zu Tode verurteilten Pilger, der vorher vorausgesagt hatte, dass der Hahn bei seiner Erhängung krähen würde, ihn genau damit gerettet. Der Richter ließ sich von der Unschuld überzeugen und konnte gerade noch die Vollstreckung des Todesurteils verhindern. Der Pilger erschuf daraufhin ein Kreuz für den Heiligen Jakobus und die Jungfrau Maria, denen er meinte das Hahnenwunder zu verdanken. Nun wurden in ganz Portugal Hähne mit Herz aus Keramik und anderen Materialien und in allen Größen verkauft. Nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang fuhren wir weiter Richtung spanischer Grenze zu dem wunderschönen Ort Monseraz, der von einer Stadtmauer und Burg geschützt auf einer Anhöhe thronte und ehemals gegen Angriffe der Spanier wachen sollte. Im Tal lag der Alqueva Stausee, teils auf portugiesischer Seite, teils auf spanischer. Er war so zerklüftet, dass er eine riesige Fläche einnahm, die laut Wikipedia bei 250 qkm lag. Fuhr man die Serpentinen nach Monsaraz hinauf, hatte man einen wunderbaren Blick auf diese Wasserwelt, die vom Grün und Gelb der Bäume und Gräser unterbrochen wurde. Genau in einer dieser Serpentinen lag unser Nachtplatz, der als gemütlicher, mit Bäumen, Tischen und Bänken und Spielplatz ausgestatteter, kostenloser Stellplatz für Wohnmobile von der Gemeinde angeboten wurde. Besser konnten wir es nicht antreffen!

Donnerstag, 9.5.24 Monsaraz, Badajoz (Spanien)

Wir machten heute einen Abstecher nach Spanien, nachdem wir uns noch ein paar Monolithen in der Nähe von Monsaraz angesehen hatten. Unterwegs sahen wir unzählige Störche, die auf fast jeder Hochspannungsleitung brüteten, manchmal sogar mehrere übereinander, wie ein Hochhaus für Störche. Unser Weg führte uns in die Stadt Badajoz, die 875 vom Muslim Ibn Marvan gegründet wurde. Nach mehreren Machtwechseln wurde das Emirat 1230 von Alfons I. endgültig den Mauren entrissen. Heute zeugte noch die Alcanzaba, die maurische Festung, von dieser Zeit. Darüber hinaus hatte die Stadt mehrere hübsche Stadttore, Kirchen, gemütliche Gassen und eine historische Brücke über den Fluss Guadiana zu bieten. Letzterer erschien von der Brücke wie ein Biotop mit Schildkröten, schwimmenden Laichkraut (laut Google Lens), einem Reiher und Gänsen. Die Stadt war heute eine Großstadt mit rund 150000 Einwohnern. Sie war Bischofssitz und verfügte über eine Universität. Zum Übernachten fuhren wir etwas raus ins Gewerbegebiet. Hier gab es einen gepflasterten Platz, der zwar nicht schön war, aber über den unschlagbaren Vorteil verfügte, dass er ein Bad mit sehr guter Dusche bot und das kostenlos. So eine Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen. Zum einen war unser Aufenthalt bei der Jugendherberge mit Dusche bereits ein paar Tage her, zum anderen wurde es jetzt wirklich heiß hier. Wir hatten tagsüber über 30?, was selbst um 20:00 noch so war.

10.5.24 Badajoz, Portalegre, Marvão

Die letzte Nacht war eine Katastrophe. Bei dem Stellplatz war wirklich nur die Dusche super, ansonsten Betonparkplatz mit Mauer rundherum, hinter einer Tankstelle im Gewerbegebiet vor der Stadt. Das war aber weniger das Problem als unsere Nachbarn. Neben uns parkten zwei Womis mit Freaks und Hund und später kam noch ein ganzer Lastwagen als Wohnmobil, der mit großem Hallo begrüßt wurde. Erstere schienen dort schon länger zu campieren. In der Dusche standen diverse Duschmittel und im Fahrerhäuschen des einen Mobils wuchsen Blumen. Sie kamen aber soweit ich es sehen und hören konnte aus Italien. Im großen Wohn -LKW waren außer Typen auch noch zwei große Hunde. Während der erste neben uns angeleint und eigentlich ganz friedlich war, rannten die anderen frei rum, was den neben uns natürlich verrückt machte, worauf es immer wieder großes Gebell gab. Ich muss allerdings zugeben, dass die nachts ruhig waren. Die Typen und ein junges Mädchen allerdings, fingen erst gegen 22Uhr richtig an, draußen mit Skateboards herumzufahren. Der LKW baute einen Tisch auf und dann liefen, riefen und skateten die, ich glaube 5 oder 6 Leute bis nachts um 2 auf dem Platz herum. Auf dem Tisch türmten sich irgendwelche Plastiktüten, keine Ahnung, was die da machten. Ich dachte erst, sie würden dort zusammen essen und trinken, aber eigentlich waren sie alle immer nur in Bewegung. Als um 2 endlich alle in ihren Wohnmobilen waren und Ruhe herrschte, besuchten uns die Mücken. Sie müssen wohl durch den Ventilator hereingekommen sein, also begann die Schlacht gegen die Viecher, die Stefan bereits gestochen hatten. Ich glaube, vor 3Uhr kam ich nicht zum Schlafen. Morgens fuhren wir dann wieder nach Portugal. Unser Ziel war Marv?o, aber wir besuchten auf dem Weg noch Portalegre, eine Stadt, die nicht hässlich war, die man aber auch nicht unbedingt gesehen haben musste. Außerdem hielten wir kurz vor Marv?o noch, um einen schönen Spaziergang entlang des Flusses Sever zu machen. Es tat richtig gut, mal wieder durch Natur und nicht durch eine Stadt zu laufen. Entlang an buntem Blumenmeer, unter Korkeichen und anderen Bäumen liefen wir fast 6 km entlang des Flusses und über eine hübsche, historische Steinbrücke. Dann fuhren wir auf unseren nächsten Stellplatz unterhalb von Marv?o, einem Ort, der natürlich wieder von einer Festungsmauer umgeben, oben auf einem Berg thronte, mit sagenhaftem Ausblick, den wir auch schon auf der Höhe des Stellplatzes genießen konnten. Hier war ehr unsere Altersklasse bei den Womifahrenden zu finden und das aus Frankreich, Portugal, Deutschland, Belgien und Großbritannien. Wir standen sehr eng, aber darüber konnte uns der Blick aus unserem Rückfenster hinwegtrösten. Wir genossen ein Käsefondue und Salat und genossen unser Leben.

Samstag, 11.5 24 Mav?o, Nisa, Vila Velha de Ród?o

Nach einer hervorragenden Nacht trotz Schieflage unseres Womis, die wir selbst mit Keilen nicht ausgleichen konnten, fuhren wir Richtung Nord-Westen. Die Landschaft war herrlich. Mal fuhren wir entlang von Blumenwiesen, dann waren es große Flächen grüner und silberglänzender Büsche und zwischendurch große Felsblöcke und Steine. Die Strecke war hügelig und an manchen Stellen ziemlich eng. In einem Ort fiel die Straße an der Einmündung in die, die wir nehmen mussten, so steil seitlich ab, dass ich mich ganz schwer gemacht habe, damit wir nicht umkippten. (Etwas Dyckhoffsche Übertreibung, aber wir standen wirklich ganz schön schief). Als wir im Ort Nisa anhielten, um unseren Morgenkaffee zu trinken, wurden wir sehr positiv überrascht. Der Ort war wunderschön. Eine Gasse war in einem hübschen rotbraun -weißem Muster gepflastert und die Häuser waren nicht nur weiß-gelb gestrichen, sondern hatten alle gemusterte Tonblumentöpfe mit demselben Muster wie das Pflaster der Straße und hübsche rote Blumen. An einer anderen Stelle hingen alte, bunt gerahmte Fotos der Bewohner neben der Haustür, wieder woanders hingen noch Bilder und Texte zum 50jährigen Bestehen der Demokratie an einer Wand, daran rote Nelken und über der Straße, ähnlich einer Weihnachtsbeleuchtung, ebenfalls rote Nelken, die an die Nelkenrevolution erinnerten. Es gab diverse Brunnen, alt wie auch einen sehr futuristisch neuen. Letzterer war nicht unbedingt schön, aber er wurde sicher abends beleuchtet und hatte dann auch Stil. Am Tag wirkte er ehr wie die Außenrohre eines Schwimmbades. Auf der Weiterfahrt kamen wir zum Fluss Tejo, der sich breit, aber malerisch durch die bergige Landschaft schlängelte. Es gab hier schon auch Felsen, nicht nur sanfte Hügel, und zum Fluss hin waren sie baumbestanden und bildeten eine malerische Einheit mit dem Blau des Flusses. Unser Ziel war der Stellplatz beim Ort Vila Velha de Ród?o. Er lag direkt oberhalb des Schiffsanlegers, wo Boote und Schiffe auf dem Tejo abfuhren. Die Plätze waren wunderbar unter Olivenbäumen, nebenan ein kleiner Park mit Bänken und für uns wichtig: es gab Wasser und WLAN und das alles umsonst! Portugal war wirklich ein Eldorado für Wohnmobilisten. Ein Stück weiter waren Überreste einer Besiedelung von vor 30.000Jahren und man hatte Knochen gefunden, die vermuten ließen, dass zu der Zeit hier in Europa die letzten freien Elefanten lebten. Einzig nicht so schön war der Ort selbst. Über ihm prangte eine Industrieanlage. Wir sind nur einmal kurz durchgelaufen und haben uns dann einen Weg oberhalb des Tejo gesucht und wanderten dort für ca. 2 Stunden. Wäre es nicht so heiß gewesen, hätten wir ggf. noch eine größere Runde gemacht, aber bei knapp 30? und Steigung war das so genug.

Sonntag, 12.5.24, Vila Velha de Ród?o, Idanha-a-Velha, Monsanto, Benquerença

Da ich in der letzten Nacht einfach nicht einschlafen konnte, war ich morgens todmüde und zu nichts zu gebrauchen.

Unser Ziel waren an diesem Tag zwei „Aldeias Históricas de Portugal“. Es handelte sich dabei um historische Dörfer, derer es 12 Stück gab, die sich im Inneren Portugals befanden und seit 1994 staatlich gefördert wurden, um ihre historischen Schätze zu erhalten. Idanha-a-Velha, was wir zuerst besuchten, wurde bereits ein Jahr vor Christus von den Römern besiedelt und hatte seitdem eine bewegte Vergangenheit mit maurischer Herrschaft, diversen Königen, Bischofssitz etc. Man konnte heute noch Steinreihen, die von den Römern gelegentlich anstelle von Brücken zum Überqueren von Wasser genutzt wurden, eine alte Olivenpresse und einen historischer Gemeindeofen, in dem heute zu bestimmten Zeiten traditionelles Brot gebacken wurde, ansehen. Nach einem Kaffee erkundeten wir den Ort, fanden ihn aber nicht so überwältigend, wie erwartet. Ganz anders war das bei dem nur wenige Kilometer entfernten Monsanto. Schon von Ferne sah man schroffe Felsen und riesige Findlinge in einem endlos erscheinenden Grün von Wäldern. Auf halber Höhe war ein Ort auf diese riesigen Steine gebaut und ganz oben wurde das Ganze von den Resten einer Burg bewacht. Wir fuhren auf den untersten Parkplatz, wo wir zum zweiten Mal ehemalige Stellplatznachbarn aus Frankreich wiedertrafen. Von hier aus ging ein Bruchsteinweg unter Korkeichen, unterbrochen von dicken Felsbrocken, bergauf zum Ort. Wir gingen davon aus, dass wenn wir den Ort nach ca. 1km Anstieg erreicht hatten, wir am Ziel waren, aber da lagen wir falsch: es ging noch einmal mindestens genauso weit und anstrengend hoch bis zu den Burgmauern! Das war bei ca. 28? ohne Schatten ganz schön anstrengend, aber sowohl der Ort als auch die Ausblicke auf die Naturlandschaft ringsum, waren allemal die Mühe wert. Es war uns noch immer ein Rätsel, wie man auf die Idee kommen konnte, dort oben auf die Felsblöcke einen Ort zu bauen und besonders, wie man das bewerkstelligt hat. Nach einem ganzen Nachmittag bergauf, bergab fuhren wir zu unserem Übernachtungsplatz nordwestlich, in der Nähe von Benquerença. Von hier wollten wir am kommenden Tag durch den Naturpark Serra de Estrella fahren. Der Platz hier war ein Picknickgelände mit Tischen, Bänken, Grillplatz, einem Sanitärgebäude, welches sogar eine Dusche hatte, wenn auch nur kalt, und Spülbecken für Geschirr, wie auf einem Campingplatz. Nebenan war ein Bar-Restaurant, ansonsten nur Natur ringsum. Es waren außer uns Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer hier, aber der Platz war so groß, dass man genügend Distanz hatte. Es war schon unglaublich, dass auch dieser Platz, inklusive Frischwasser und Entsorgung, kostenfrei genutzt werden konnte.

Montag, 13.5.24 Benquerença, N231 durch den

Parque Natural da Serra da Estrela zum Praia Fluvial de Loriga und Calhão Mogueiro, Carregal do Sal

Wir hatten uns eine Fahrt durch die Berge der Serra da Estrela vorgenommen. Es war noch ein ganzes Stück zu fahren, bis wir auf die N231 abbiegen konnten, aber wir konnten schon zuvor den Blick auf die Berge genießen. Die N231 wand sich mit Steigungen bis zu 14% bis auf über 1700m Höhe. Unterwegs gab es immer wieder schöne Ausblicke, aber das schönste war eine Wanderung, die zwar nicht lang, aber eine ganz schöne Kraxelei war. Wir parkten bei einem Fluss- Naturschwimmbad, dem Praia Fluvial de Loringa und wanderten entlang des Flusses bis zu einem kleinen See, in dem sich ein Wasserfall ergoss, dem Calhão Mogueiro. Es war wunderschön. Auf dem Rückweg fing es an zu nieseln und bei der Weiterfahrt bis zum Pass und auch weiter bis wir bei Seia nach Westen abbogen, konnten wir kaum noch die Hand vor den Augen sehen. Schade, es hätte sicher noch sehr schöne Ausblicke gegeben. Die bunt bewachsenen Berghänge konnten wir nur erahnen. Wir fuhren bis Carregal do Sal, wo wir wieder auf einem kostenlosen Platz der Gemeinde mit Sanitäranlagen übernachteten. Da aber um Wassersparen geboten wurde und ich auch nicht wieder kalt duschen wollte, nahmen wir nur die Toiletten in Anspruch. Zwischenzeitlich kam wieder die Sonne raus, wenn auch noch dunkle Wolken in der Luft hingen. Es war auch merklich kühler geworden mit nur noch 15?

Dienstag, 14.5.24 Carregal do Sal, Poço da Broca da Barriosa, Piódão, Nogueira do Cravo

Als wir am Morgen aufwachten, regnete es, was sich aber im Laufe des Morgens änderte. Die Temperaturen waren heftig gefallen. Wir hatten gegen 10:00 draußen 15?, drinnen 17?. Da sehnte man sich schon fast wieder nach Heizung. Nach dem Frühstück besuchten wir einen Aussichtspunkt bei unserem Übernachtungsort Carregal do Sal. Auf einem Felsen hatten Privatleute eine Schaukel mit Herz und eine Tisch-Bank-Kombination gebaut, genannt: Baloiço Penedo dos Namorados, von wo man einen hervorragenden Ausblick auf den Fluss D?o und die bewaldete Landschaft ringsum hatte. Von dort aus fuhren wir noch einmal südlich, weil wir dort noch Ziele offen hatten, die wir am Vortag von unserer Bergstraße nicht ansteuern konnten. Danach ging es eigentlich den ganzen Tag durch grüne Berge und Täler und zeitweise beängstigend enge Dörfchen. Wir hielten am Rastplatz und wanderten zum Poço da Braca da Barriosa, einem wunderschönen Wasserfall, dem wir uns in unterschiedlichen Höhen nähern konnten, bis wir unten auf großen Steinen direkt am Wasser in der Sonne rasteten. Es war wunderschön dort. Von hier ging die Fahrt weiter nach Piód?o, einem weiteren der 14 ausgezeichneten, historischen Dörfern Portugals. Der Weg dahin war bereits ein Traum. Immer wieder tauchten in der grünen Bergwelt winzige Orte mit weiß getünchten oder Bruchsteinhäusern auf, dazwischen natürliche Fluss-Badestrände mit kleinen Holz- oder Steinbrücken und die Bergstraße wand sich in zahlreichen Kurven bergauf-bergab durch diese Naturschönheiten. Wir wanderten, bzw. besser gesagt wir erklommen die Wege zwischen den Bruchsteinhäusern in Piód?o und hatten dabei immer wieder tolle Ausblicke. Wir wollten erst dort über Nacht bleiben, aber es gab nur Parkplätze entlang der Straße und da es noch Nachmittag war, entschieden wir uns, doch noch wieder Richtung Norden und aus dieser einsamen Bergwelt herauszufahren. Bis zum Stellplatz in Nogueira do Cravo waren es nur 29 km, was bei Google mit 46 Minuten Fahrzeit angegeben war, aber die Strecke hatte es in sich. Einen Teil waren wir zuvor bereits gekommen, aber nun ging es noch ein ganzes Stück weiter durchs Gebirge und unser Womi musste teilweise ganz schön lange im ersten Gang bergauf kriechen oder auch mal per Motorbremse bergab. Die Kurven waren eng und man musste immer mit Gegenverkehr rechnen. Stefan und Womi meisterten die Strecke mit Bravour, aber ich war mir sicher, sie waren auch froh, als wir unseren Stellplatz endlich erreichten. Er war wieder super, kostenlos mit WC und sogar Strom, worüber ich diesmal wirklich froh war. Unser Heizer machte aus den 11? draußen bei uns drinnen nette 22? Wohlfühltemperatur. Wir gingen Pommes Frittes essen in der Bar nebenan, wo wir leider nicht viel mehr essen konnten, weil es sonst nichts Vegetarisches gab. Im Womi haute Stefan daher noch Grillkäse in die Pfanne, den wir mit Hamburger Brötchen und Salat zum Sattwerden verzehrten. Wir waren jetzt wieder etwa in der Mitte Portugals.

Mittwoch, 15.5.24: Nogueira do Cravo, Viseu, Thermas São Pedro do Sul

Unser Wetter schien wieder im April angekommen zu sein, wechselhaft und kühl, teilweise einstellige Gradzahl. Wir waren deshalb morgens nach Viseu gefahren, weil wir Wäsche waschen wollten. Es stellte sich aber heraus, dass es kein Waschsalon, sondern eine Reinigung war. Wir entschieden uns, zumindest einen Kaffee zu trinken und, als es danach trocken draußen war, haben wir uns zumindest noch die Stadt angesehen. Sie hatte rund 100.000 Einwohner, eine sehenswerte mittelalterliche Kathedrale, die teilweise weiß-blaue Fliesen mit biblischen Motiven an den Wänden hatte, sowie eine sehenswerte, bemalte Decke. Im Nationalmuseum nebenan war gerade eine Dalí Ausstellung. Man hatte ihn in den 70igern gebeten, seine Vorstellungen von Männermode im Jahr 2000 in Bilder umzusetzen. Es entstanden 12 Gemälde, die hier ausgestellt waren. Außerdem besuchten wir den Mercado 2. Mayo, einen mit Glasdach überdachten Platz mit Gastronomie, wir sahen mehrere Murales, also große Wandgemälde und eine Art Straßen-Zahnradbahn, die von der Neustadt zur Kathedrale fuhr, aber anscheinend nur an bestimmten Tagen. Gerade stand sie in den Stationen. Die Stadt war uns zu Beginn nichtssagend vorgekommen, hatte aber bei näherer Betrachtung einen eigenen Stil und durchaus etwas zu bieten. Auf der Weiterfahrt nach Thermas São Pedro do Sul sah ich dann durch Zufall, dass bei einem Intermarché Supermarkt wieder so eine Waschstation auf dem Parkplatz stand, also konnten wir unsere Wäsche doch noch waschen und trocken und fuhren dann zu unserem Übernachtungsort. Eigentlich hatten wir nach den Angaben im Internet gedacht, dass es in diesem Thermalort auch öffentlich zugängliche heiße Quellen gäbe, aber dem war nicht so. Wir fanden zwar Reste eines römischen Bades, was frei zugänglich war, aber das Wasser war abgelassen. Außerdem kamen wir an einem Brunnen vorbei, wo 68? Grad heißes Schwefelwasser rauskam und nebendran einen Trinkwasserhahn. Darüber hinaus gab es, soweit wir erkennen konnten, therapeutische Anwendungen in Wellness-Hotels. Der Stellplatz war direkt neben einem hübschen Park und dem Fluss Vouga.

Donnerstag, 16.5.24: Thermas São Pedro do Sul, Peso da Regua, Parque Natural do Alvão, Modim da Basto

Wir hatten ein leckeres Frühstück, für das ich in einer Pasteleria ein „Pastel de Vouzela“, eine besondere Spezialität des Ortes, besorgt hatte. Es war ein zigarrenförmiges Gebäckstück aus ganz dünnen Blätterteigschichten, gefüllt mit einer sehr leckeren Creme. Laut Internet war das genaue Rezept geheim und nur wenigen Familien bekannt. In der Pasteleria stand, dass die Füllung aus Äpfeln wäre, aber wenn, dann musste es mindestens Apfelmus mit Sahnepudding gewesen sein. Auf jeden Fall waren die Pastels sehr lecker, wenn einem auch der dünne Teig fast schon durchs Ansehen zerbröselte. Danach begaben wir uns auf eine lange Fahrt durch das wunderschöne Weinanbaugebiet Alto Douro, das UNESCO Welterbe war, hielten für eine Pause in Pedo der Regua und setzten dann die Fahrt fort in den Naturpark Alv?o. Uns empfing ein Felsengebiet auf 1000 m Höhe, über und über mit blühender Heide, einem See, der so hohen Wasserstand hatte, dass Büsche und Bäume nur noch teilweiße hinausguckten. Leider begann es zu gießen, als wir die Schönheit auf einer kleinen Wanderung genießen wollten. Große Pfützen sprachen auch davon, dass es in den letzten Tagen wohl schon ausgiebig geregnet hatte, also drehten wir nur eine kleine Runde, eingehüllt in Regensachen und fuhren dann mit dem Womi weiter durch den Park, wobei uns mehrmals Rinder mit sehr beeindruckenden Hörnern auf der Straße begegneten. Da wir im Park nirgendwo übernachten durften, fuhren wir weiter bis Modim da Basto, wo wir wieder einen kostenlosen Stellplatz mit Strom von der Gemeinde nutzen, so konnten wir unsere feuchten Sachen wieder mit dem Heizer trocken und hatten es nachts kuschelig warm.

Freitag, 17.5.24: Modim da Basto, Bom Jesús, Caldas de Lobios/Spanien

Da Stefans Mutter uns sehr ans Herz gelegt hatte, das Heiligtum mit der Himmelstreppe zu besuchen, begaben wir uns heute dorthin. Mit Namen hieß es „Bom Jesus do Monte“ und es handelte sich um eine Kirche, zu der 600 Treppenstufen mit Kreuzweg hochführten. Stand man in etwa auf der halben Höhe, hatte man ein wundervolles, daher natürlich auch weltbekanntes Bild mit einer zum Himmel führenden Treppe, die bei der Kirche endete. Um zu diesem Heiligtum zu kommen, gab es für Menschen, die sich die 600 Stufen nicht zumuten konnten oder wollen, wie mir, eine 140-jährige Standseilbahn. Für nur 2€ konnte man hoch, für 3€ hoch- und runterfahren. Da ich natürlich diesen beeindruckenden Blick haben wollte, bin ich bergab gelaufen. Um die Kirche gab es noch einen hübschen und natürlich gehaltenen Park mit einem kleinen See mit Ruderbooten, sowie Felsblöcke und Geländer, die ganz mit Moos bewachsen waren. Es war schon an diesem Tag ganz gut besucht, aber ich mochte mir nicht ausrechnen, wie es in den Ferien oder an Feiertagen dort aussah. Ich hatte gelesen, dass im letzten Jahr dort 2 Millionen Besucher waren. Nachdem wir alles besichtigt hatten, fuhren wir Richtung Osten zum Nationalpark Peneda-Gerés, in dessen Gebiet wir zu Beginn unseres Portugalbesuchs schon einmal in dem kleinen Örtchen Soajo waren. Nun wollten wir aber noch mehr von der Natur mitbekommen. Unser Problem an diesem Tag war nur, dass die Zeit schon fortgeschritten war und man im Nationalpark nirgends übernachten durfte. Wir fuhren also einmal ganz durch bis nach Spanien und dort zum ersten offiziellen Stellplatz, der sich netterweise in der Nähe von öffentlichen Thermalquellen befand. Auf dem Parkplatz direkt neben den Quellen, den wir erst für den Stellplatz gehalten hatten, weil mehrere Wohnmobile dort standen, war der Teufel los. Mir fiel aber auf, dass bei Park4Night auch von Ver-und Entsorgung die Rede war, also guckte ich nochmal genauer hin und fand heraus, dass der richtige Platz 350 m weiter die Straße hoch war. Ich lief hin, um im Notfall unseren Platz bei den Quellen nicht einzubüßen und schickte dann Stefan eine WhatsApp, als ich den richtigen Platz gefunden und dort alles frei war. Hier waren wir nun zu zweit, dafür hatten wir das Baden auf den nächsten Morgen verschoben, weil der Weg nun weiter und mir für den Abend zu kalt und ungemütlich war.

Samstag, 18.5.24 Caldas de Lobios (Spanien), Valença(Portugal), Stellplatz bei Vigo(Spanien)

Heute Morgen hatten wir das unverschämte Glück, auf dem Parkplatz vor den Thermalquellen noch den letzten Platz zu erwischen. Es wäre ansonsten auch nicht besonders toll gewesen, frisch gebadet sich dort draußen anziehen und die ca. 400 m zum Womi hochlaufen zu müssen, denn das Wetter war immer noch mies, wenn es zu dem Zeitpunkt auch nicht regnete. Die Quellen waren dieses Mal richtig heiß, sicher über 40?, denn ich schaffte es auch nach einer Weile nicht, bis zur Brust reinzugehen, was ich in Japan konnte. Es war aber dennoch toll, auf der Stufe zu sitzen im heißen Wasser und es sich mit den Händen über Arme und Bauch zu schaufeln. Danach war es mir auch nicht zu kalt, im Badezeug bei ca. 12? zum Womi zu gehen und mich dort anzuziehen. Nach dem Frühstück überlegten wir, ob wir nochmal in den Nationalpark Peneda-Gerés fahren sollten, haben uns dann aber dagegen entschieden. Es regnete, der Himmel war zugezogen und es gab offiziell nur zwei Parkplätze, wo man an der N308, die durch den Park führte, parken durfte und die Wege führten zumeist zu Aussichtspunkten oder Wasserfällen, was bei total verhangenem Himmel keine tollen Ausblicke versprach. Wir entschieden, Womi deswegen nicht noch mal die Steigung zuzumuten, sondern Richtung Vigo an der spanischen Küste zu fahren. Unterwegs machten wir noch einen Abstecher in die Pilgerstadt Valença, direkt an der Grenze zu Spanien. In den Festungsmauern durch deren Tore immer nur ein Auto passte, hatte man den Verkehr mit Ampeln wie bei einspurigen Baustellen geregelt. Es herrschte ein reges Leben in den Gassen, die voller kleiner Geschäfte waren. Mindestens dreiviertel der Geschäfte verkaufe Bettwäsche und Handtücher, manche auch gewebte Läufer. Außerdem gab es natürlich Devotionalien -Läden, Restaurants, Unterkünfte und was Pilger sonst noch so brauchten. Über die Festungsmauer sah man über den Fluss Mino hinüber nach Tui in Spanien. Da wir am kommenden Tag an die Küste nach Vigo fahren wollten, sozusagen der Sonne entgegen, es da aber keinen Stellplatz in der Stadt gab, übernachteten wir in einem Vorort auf einem Bezahl-Stellplatz mit Duschcontainer, Strom, Ver- und Entsorgung. Die Sanitäranlagen waren sehr basic, aber für 5€ konnte man nicht meckern. Nebenan waren Vereinsanlagen, zum einen eine Skaterhalle, zum anderen wurde ein Spiel mit Kugeln (nicht Boule) dort auf einem Rasen gespielt. Ein Park nebenan hatte Spielplatz und Sportgeräte, ansonsten war hier nichts Interessantes. Rund herum war Gewerbegebiet und Autobahn, aber für eine Übernachtung war der Platz ok.

Sonntag, 19.5.24 Vigo, Áldan, O Hio

Da ich die letzte Nacht wieder husten musste, war ich am Morgen ziemlich angeschlagen. Außerdem hatten Womi und ich uns darauf eingestellt, dass wir nun an der Küste sein würden und damit erst einmal ein Ende des ewigen bergauf bergab gekommen wäre. Denkste! In Vigo gab es eine Straße mit 15%Gefälle, armes Getriebe! Und bei unserer Erkundung zu Fuß gab es natürlich auch wieder ein Fort auf dem Berg und eine Altstadt auf Meereshöhe, also mal wieder kraxeln:( dennoch hat uns Vigo gut gefallen. Die Lage mit Blick auf die Bucht und die Berge im Hintergrund war sehr schön und die Sonne versüßte uns nach den Regentagen das Leben. Es war auch recht lebhaft. Es gab ein Radrennen beim Fort, ein Konzert der Musikschule in der Fußgängerzone und auch sonst mehrere Straßenmusiker. Mitten in der Altstadt feierte Playmobil seinen 50igsten Geburtstag und Kinder konnten nach Herzenslust an verschiedenen Tischen spielen. Das war für die Kleinen ein Highlight, für die Eltern wohl eher eine Geduldsprobe, denn erst mussten sie in der Schlange stehen und warten, bis ihr Kind in den begehrten Spielbereich durfte und dann mussten sie natürlich warten, bis es fertig gespielt hatte. Wir verließen die Stadt nach 1 1/2 Std wieder und waren froh, Womi wieder aus dem Stadtverkehr herausbekommen zu haben. Ein bisschen Stress bedeuteten Stadtfahrten meistens, denn man wusste nie, wie eng Straßen wurden, ob Balkone, Schilder oder Bäume tief hingen, oder plötzlich irgendeine Unterführung unter 3,10m war. An diesem Tag musste ich Stefan von außen Zentimeter eng an einem doof parkenden Auto in einer engen Straße vorbeilotsen. Von Vigo aus fuhren wir über eine Brücke auf die Halbinsel zwischen Vigo und Pontevedra, wo wir einen privaten Stellplatz, der eigentlich eher einem Campingplatz glich, ansteuerten. Für 15€ durften wir 24 Std stehen, Wasser und Entsorgung inklusive. Dusche, Strom etc. kostete extra. Da es wieder wärmer war und unser Gas reichen würde, konnten wir auf Strom verzichten. Der Platz hatte Meerblick und lag beim Ort O Hio und hatte einen kleinen Fußweg sowohl zum Strand als auch zum Ort, von dem man über eine kleine Holzbrücke zum Nachbarort Aldan wandern konnte. Auf dem Hinweg gingen wir über Felsen direkt am Wasser zum Ort und von dort nach Aldan, auf dem Rückweg über normale Straßen. Die Orte waren klein und sehr entspannt, mit kleinen Häfen für Fischerbötchen und schönen Stränden. Eigentlich hätten wir gerne noch irgendwo etwas gegessen, aber da hatten wir die Rechnung nicht mit spanischen Essenszeiten gemacht. Die Küche arbeitete von 13-15Uhr und ab 20:30 – ca. 23:00, dazwischen hieß es „Pech gehabt“. Wir leisteten uns deshalb jeder eine Eiskugel und verpflegten uns im Womi selbst zum Abendessen.

Montag, 20.5.24 O Hio, Merendeiro do Xirimbao, Santiago de Compostela, Val do Dubra

Nach einer ruhigen Nacht und einer warmen Dusche am Morgen, waren wir startbereit für einen neuen Tag der Entdeckungen. Wir fuhren nach Merendeiro do Xirimbao, was sich bei Google als ganz nettes Picknickgebiet mit Hängebrücke las. Umso überraschter waren wir, dass es sich sogar um speziell einen Womiplatz im Wald handelte mit Picknicktischen, Wasser etc. und guten Wandermöglichkeiten. Wir wanderten eine Runde am Rio Ulla, der sich teilweise ganz schön lebendig mit Stromschnellen und Nebenarmen durch die Landschaft zog und überquerten dabei eine sehr schöne mittelalterliche Steinbrücke und eine Hängebrücke. Danach fuhren wir nach Santiago de Compostela, das große Ziel der Pilger des Jakobsweges. Wir folgten nur noch ca. 1km dem Pilgerweg vom Parkplatz aus, zugegebenermaßen keine große Pilgerleistung, und erreichten dann auch die Kathedrale. Es war lebhaft in der Stadt, aber längst nicht so, wie wir es nach all den Pilgergruppen, die uns auf unserer Reise an unterschiedlichen Stellen begegnet waren, erwartet hätten. Die meisten Leute schienen Bustouristen zu sein. Eine Gruppe Pilgerrinnen ließ sich mit Hallodrie vor der Kathedrale fotografieren, ein sehr junges Pärchen in Hochzeitskleidung war auf Hochzeitsreise hier, aber nicht gepilgert laut einer anderen Dame und eine Pilgerin nahm mein Angebot dankend an, sie vor der Kathedrale zu fotografieren. Es gab Souvenirläden mit Pilgersouveniren, aber es war nicht so übertrieben wie erwartet. Wir liefen noch ein wenig durch die Gassen, aßen dann bei Domino eine Pizza, die im Vergleich zu anderen Domino-Läden richtig lecker knusprig schmeckte und fuhren dann ein paar Kilometer nördlich aus der Stadt raus nach Val do Dubra auf einen kostenlosen Stellplatz der Gemeinde, wo wir unsere Nacht verbrachten.

Dienstag, 21.5 24: Val do Dubra, A Coruña, Lugo

Wir fuhren nach dem Frühstück Richtung Nord-Westen an die Küste nach A Coruña. Ziel waren hier nicht die Innenstädte, sondern die interessanten Punkte entlang der städtischen Bucht. Der erste Stopp war der Miradoiro Fiestra ó Atlántico, ein Aussichtspunkt mit einem Fenster aus dicken Felsplatten. Außerdem gab es hier ein Mahnmal gegen Terrorismus mit Namen der Opfer. Da es einen super Parkplatz extra für Camper gab, wanderten wir ein Stück die Küste entlang, stellten dann aber fest, dass es bis zum Torre de Hércules, einem römischen Leuchtturm mit Weltkulturerbestatus, zu Fuß zu weit war. Wir gingen also zurück und fuhren mit dem Womi ein Stück weiter. Auch hier gab es Extraplätze für Wohnmobile und wir konnten ungestört zum Leuchtturm laufen und die sehr schöne, geschützte Natur ringsum mit Steilküste, Wiesen voller Blumen und einem kleinen Strand in einer Bucht bewundern. Zuvor hatten wir aus dem Womi gesehen, wie ein großer Sandstrand entweder neu angelegt, oder für die Saison mit neuem Sand ausgestattet wurde. Nach wiederum einem Spaziergang fuhren wir noch ein Stück weiter und kamen zum Campo de la Paz. Hier, am Platz von Exekutionen während es Spanischen Bürgerkriegs, wurden Menhire mit Gedichten von Lorca und Carré zum Gedenken an die Opfer und als Mahnung für den Frieden aufgestellt. Danach verließen wir A Coruña Richtung Südosten und mussten dabei durch ein Tunnelsystem fahren, was uns einen Schrecken einjagte. Am Eingang stand Höhe 3,20m, d.h. 10cm höher als wir, aber im Tunnel teilte sich die Straße und ein Teil war nur noch 2,80m. Zum Glück brauchten wir diese Abzweigung nicht nehmen. Innenstädte waren immer heikel mit Wohnmobil, niedrige Unterführungen, enge Straßen, Bäume, die tiefhingen etc. Wir waren froh, als wir dem Stadtverkehr wieder entflohen waren, und fuhren zu unserem Übernachtungsplatz in Lugo, das wir morgen näher anschauen wollen.

Mittwoch, 22.5.24: Lugo, Area Recreativa de Santa Cruz, Ribadeo, Navia

Da wir am Vorabend erst spät angekommen waren, erkundeten wir die Stadt Lugo in Galicien, mit ca. 98.000 Einwohnern, erst an diesem Morgen. Bereits als wir gerade aus dem Womi ausgestiegen waren und den Parque Rosalia de Castro, der sich direkt hinter unserem Stellplatz befand, erreichten, fing es an zu regnen. Wir hatten zwar Schirme und Regenjacken, flüchteten uns aber ins Café im Park, nachdem wir diesen den Hang hinauf durchlaufen hatten. Wirklich nett hier in Spanien war, dass es, zumindest morgens, häufig kostenlos einen „Gruß der Küche“ zum Kaffee gab. Waren das nun auch Tapas?  Die gab es doch eigentlich zu  Bier oder Wein und man bezahlte sie. Einmal bekamen wir kostenlos kleine Churros und zweimal Stückchen von spanischer Tortilla. Als es aufhörte zu regnen, begaben wir uns ins Zentrum, aber der Frieden währte leider nicht lange. Gerade als wir eine Foto-Ausstellung zu gefährdeten Tierarten auf einem der Plätze in der Altstadt ansehen wollten, begann es wieder zu regnen. Dieses Mal retteten wir uns in eine Pasteleria, die auch Churros mit Schokolade anbot. Wir liebten diese gezuckerten Gebäckstangen, die man in warmen, dickflüssigen Kakao eintauchte und genosst. Damit wir nicht völlig verfetteten, teilten wir uns eine Portion. Danach schlenderten wir durch den Rest der Altstadt und ließen uns auch von dem Hin und Her des Getröpfels nicht mehr abhalten. Lugo hatte die am besten erhaltene römische Stadtmauer des ehemaligen weströmischen Reiches und war daher auch Weltkulturerbe. Lugo war, wie so viele Städte hier, auch Pilgerstadt. Nett fanden wir weiterhin ein paar Murales, also Wandmalereien, die sich aber nicht im Altstadtbereich befanden. Danach verließen wir die Stadt Richtung Nordosten nach Ribadeo. Kurz vor dem Zentrum fuhren wir zum Aussichtspunkt und Picknickgebiet Santa Cruz, von wo aus wir einen guten Blick auf die Stadt Ribadeo und die Mündung des Flusses Eo in den Atlantik hatten. Der Fluss trennte Galicien von Asturien. Danach sahen wir uns die kleine Hafenstadt mit nicht ganz 10.000Einwohnern an. Sie war ganz nett, aber das Besondere war die Lage und der Ausblick auf die Stadt Figueras auf der anderen Seite des Flusses. Wir kauften uns bei einem kleinen Obst- und Gemüsehändler die ersten Kirschen in diesem Jahr und fuhren dann zu unserem Übernachtungsplatz in Navia, einer Stadt an der Flussmündung des gleichnamigen Flusses in den Atlantik. Der Stellplatz war bei einem Einkaufszentrum. Wir hofften, dass das Wetter am nächsten Tag besser mitspielte und wir den Ort und besonders die Küste zu Fuß erwandern konnten.

Donnerstag, 23.5.24: Navia, Cabo Busto, Cudillero, Lugones

Welch ein herrlicher Tag! Er begann damit, dass wir in der Cafeteria des Einkaufszentrums, neben dem wir übernachtet hatten, frühstückten. Danach fuhren wir an den Aussichtspunkt oberhalb des Playa Bozo, von wo aus wir eine wunderschöne Wanderung entlang der Steilküste am Leuchtturm vorbei in die nächste Bucht machten. Das Wetter hellte auf und es war herrlich die Blauschattierungen des Atlantiks und die schroffe, aber dennoch an vielen Stellen bewachsene Steilküste zu sehen. Nach diesem Ausflug fuhren wir weiter und ich hatte eigentlich nur einen weiteren Mirador, dessen Foto bei Google gut aussah, angepeilt. Was ich erst später, bei der vorsorglichen Internetsuche nach einem Parkplatz in der Nähe des Miradores herausfand, war, dass es dort einen ähnlich hübschen Ort an den Hängen der Bucht gab, wie in der Cinque Terre in Italien. Bunte Häuschen, die sich eng an eng die Felsen schmiegten. Ich war gewarnt bezüglich der engen Gassen und wusste daher, dass wir vor dem Ort parken mussten. Wir stellten das Womi hinter einer hohen Hafenmauer ab, wo die Wellen mit aller Macht gegen donnerten und manchmal auch drüber spritzten. Kurz danach war dann auch ein Durchfahrtsverbot für Wohnmobile am Straßenrand. Wir liefen Richtung Ort und kamen zu einer Besonderheit: man hatte den Fluss Piñera durch einen 300m langen Tunnel geleitet. Er war beleuchtet und eine Fußwegbreite daneben ermöglichte, dass man an ihm entlanggehen konnte. So gelangten wir in den malerischen Ort Cudillero, der natürlich wieder zahlreiche Treppen und Steigungen hatte, die zu Aussichtspunkten führten. Da musste mein Knie nun durch, diese schönen Ausblicke wollte ich definitiv nicht verpassen. Wir hatten sogar Glück und die Sonne kam heraus und gab der Szenerie noch die richtige Beleuchtung. Wir konnten gar nicht genug von dem Anblick bekommen und fotografierten so viel, dass Stefans Akku schlapp machte und wir die Strecke nicht komplett per Komoot aufzeichnen konnten. Dieser Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Danach fuhren wir noch eine halbe Stunde Richtung Olviedo im Landesinneren, wo wir zwei Zugstationen davor die Nacht in Lugones verbrachten. Wir parkten vor einer städtischen Sporthalle inklusive Schwimmbad, wo man morgens früh auch gegen Bezahlung duschen durfte. Die Sportanlagen hier waren wirklich gigantisch. Für den Allgemeinsport schien wirklich viel getan zu werden. Am kommenden Morgen nach dem Frühstück wollten wir dann per Zug nach Oviedo, der Hauptstadt des Fürstentums Asturiens. Es war eine Großstadt mit ca. 215.000Einwohnern, da machten wir uns nicht den Stress, mit dem Womi reinzufahren und einen Parkplatz zu suchen. Hier standen wir nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt.

Freitag, 24.5.24 Lugones, Oviedo, Cármenes

Der Tag begann blöd, denn, obwohl wir direkt vor einer Sporthalle und einem Hallenbad standen, konnten wir nicht duschen, weil irgend so ein regionaler Feiertag war und öffentliche Stellen geschlossen hatten. Wir ließen unser Womi stehen und fuhren per Zug nach Oviedo, was sich als Geburtsstätte des Pilgerwegs verstand. Wir lasen:  „Die bemerkenswertesten Jakobsweg-Routen, die durch Asturien führen, sind zum einen der Pilgerweg, von dem die Geschichte/Legende erzählt, dass ihn König Alfonso II. von Asturien auf seiner Reise zum Campus Stellae von Oviedo/Uviéu aus unternommen hat. Im Laufe der Zeit wurde der Monarch zum ersten Pilger und die Route, die er nahm, zum Pilgerweg. Zum anderen gibt es den Camino del Norte oder den Küstenweg, der parallel zur kantabrischen Küste von Irún (Baskenland) verläuft“, so informierte uns die Tourist-Website Asturiens. Die Stadt hatte ohne Übertreibung eine beeindruckende Kathedrale, zumindest von außen, denn rein konnten wir nicht, weil eine Veranstaltung vorbereitet wurde, viele Stuhlreihen draußen vor dem Gotteshaus aufgebaut waren und alles abgesperrt war. Vielleicht hatte es mit dem Feiertag zu tun. Es gab aber noch andere nette Gebäude und besonders viele Bronzefiguren im Stadtbild, z.B. von Botero, dessen Figuren uns ja aus Goslar bekannt waren. Wir besuchten das Museum der schönen Künste, wo auch Bilder von Greco, Picasso, Dalí und Miro ausgestellt waren. Nach ein paar Stunden Stadt- und Kulturbummel fuhren wir mit dem Zug zurück nach Lugones und von dort mit dem Womi ins Gebirge in den Parque Natural de Las Urbinas-La Mesa, bis Cármenes, wo sich unser Stellplatz befand. Die Strecke schlängelte sich bis auf über 1300 m und hatte teils 15% Steigung. Womi hatte viel zu tun, schaffte es aber. Nun waren wir alleine auf einem fast neuen Platz der Gemeinde in wundervoller Bergidylle, wo wir für 3€ alles inkl. Dusche hatten. Strom war keiner da, aber im Sanitärgebäude war sogar ein Heizstrahler, falls es beim Duschen zu kalt wurde. Der Bürgermeister war eigens dafür zuständig, die Gäste einzuchecken und er war sehr nett. Er sprach kein Englisch, aber ich bekam es ganz gut in Spanisch hin. Problem war hier nur das Internet. Wir hatten nur in der örtlichen Kneipe WLAN, deshalb tranken wir am Abend noch ein alkoholfreies Bier und ich schrieb dort schnell den Bericht.

Samstag, 25.5.24 Cármenes, León

In der Nacht wurde es seit langem mal wieder kühl, aber das war klar bei über 1100 m. Wen störte das aber, wenn er morgens ausgiebig heiß duschen konnte und das sogar in einem geheizten Raum? Unser Platz war einfach super und wir blieben dort die ganze Zeit allein. Auch der morgendliche Ausblick auf die von der Sonne beschienenden Berge war wieder ein Traum. Wir hatten uns die m Ort vorgeschlagene Rundwanderung vorgenommen, aber Stefan joggte zuvor schon auf der Strecke und empfahl mir, auf derselben Route den Berg wieder hinunterzugehen, wo wir hochwanderten, weil der andere Abgang sehr steil und für meine Knie damit ehr ein Problem werden würde. Genauso machten wir es und wanderten knapp 11km mit 360 Höhenmetern in die grandiose Bergwelt. Überall blühte Ginster an den Hängen und färbte sie gelb und verströmte einen atemberaubenden Duft. An manchen Stellen mischte sich der gelbe Ginster mit hohen Büschen lilafarbener, iberischer Heide, was wunderschön aussah. Dazwischen und darüber strahlten uns bizarre Felsen entgegen und gelegentlich konnte man in der Ferne unser oder ein anderes kleines Dorf sehen. Es war eine sehr schöne Tour, aber danach war ich so platt, als hätte ich ein Rennen gelaufen. Trotz Stöcken meckerte mein linkes Knie und mein rechtes Fußgelenk und ich war auch so von der Steigung, der Sonne und vielleicht auch der plötzlichen Höhe – gestern waren wir ja noch am Meer- erschöpft. Außerdem fehlte mir mein Koffeinkick, da wir vorher nicht noch in ein Café gehen konnten und selbst nur entkoffeinierten Kaffee im Womi kochen. Da merkte ich dann schon, dass ich durch die Blutdrucksenker ausgebremst wurde. Nach der Tour schwang ich mich noch einmal unter die Dusche, wir machten das Womi abfahrbereit und fuhren dann zum zweiten Mal auf der Reise nach Leon, weil es auf dem weiteren Weg lag. Natürlich waren auch dieses Mal die historischen Gebäude inkl. Kathedrale und Stadtmauer schön, es war viel Trubel, weil am Wochenende natürlich noch mehr Leute die Stadt besuchten und die Plätze und Cafés füllten, aber dieses Mal fielen uns mehr Schattenseiten auf. Wahrscheinlich lag es daran, dass wir von einer anderen Seite in die Stadt fuhren. Am Anfang waren unzählige leerstehende und kaputte Bauten und es fiel uns auf, wie bis in die Altstadt hinein Graffiti die Mauern der Häuser, Parks etc. verunstalteten. Ich fand die Murales, die wunderbaren Wandbilder, die hier in vielen Städten die Wände zieren, wirklich toll. Das ist Kunst, aber die massenhaften Tags, die reinen Schriftzeichen, die die Sprayer überall hinterließen und die häufig einfach nur Schmiererei waren, verunstalteten leider vielfach die Städte, und davon sahen wir heute massenhaft.

Wir übernachteten diese Nacht auf einem kostenlosen Stellplatz in der Innenstadt mit vielen anderen Wohnmobilen als Nachbarn.

Sonntag, 26.5.24: Leon, Parque Regional Montaña de Riaño y Mampodre und Ort Riaño, Potes, Area de Autocaravanas de Panes

Da Stefan morgens einen Halbmarathon lief, habe ich mir schon vor dem Frühstück einen Kaffee in einem Café gegönnt und konnte dort dann die Toilette und das WLAN nutzen. Zum Kaffee gab es wieder kostenlos ein Stückchen Kuchen und sie nannten es Tapa. Ich dachte immer, nur die Bezahl Version hieße so. Nach dem späteren gemeinsamen Frühstück im Womi fuhren wir wieder Richtung Berge, dieses Mal in den Parque Regional Montaña de Riaño y Mampodre, wo wir in Riaño Stopp machten und den Ort erkundeten. Er lag wunderbar an einem See in den Bergen. Die Aussichten auf der Weiterfahrt auf der N625 wurden immer spektakulärer. Unser Ziel war der kleine Ort Potes, der als Tor zum Nationalpark Los Picos de Europa galt. Wir konnten unterwegs immer wieder spektakuläre Fotos von zackigen Felswänden machen, doch je höher wir kamen, umso nebliger wurde es, und als wir den Pass überwunden hatten, war es auf der anderen Seite sehr verhangen. Die letzten Kilometer zum Ort ging es im Schritttempo, da Hirten ihre Kuhherde mit Kälbchen die Straße hinunter zu ihren Höfen trieben. Der Ort Potes lag tiefer und war sehr schön mit engen Gassen, Fluss, Brücken und Häusern aus dicken Bruchsteinen. Natürlich spielte hier auch der Tourismus eine große Rolle in so einer imposanten Landschaft, besonders, weil von hier aus auch die Seilbahn Fuente De in die Bergwelt schwebte und einen wunderbaren Blick auf die Berge des Nationalparks Los Picos de Europa geben sollte. Das wollten wir eigentlich am kommenden Tag genießen, aber da nur Regen angesagt war und es sich bereits zum Abend hin in höheren Regionen total zugezogen hatte, konnten wir das vergessen. Wir genossen den schönen Ort bei einem Spaziergang, aßen im Womi ein noch ofenfrisches Baguette aus der Bäckerei und fuhren ein Stück in Richtung Küste bis zu einem Wohnmobil -Parkplatz an der Straße, wo wir übernachteten.

Montag, 27.5.24: Area de Autocaravanas de Panes, Fuerte de San Carlos (Santoña), Barakaldo

Die Nacht auf dem Stellplatz neben der N621 war grauenhaft. Der Verkehr ließ zwar nachts nach, dafür bellte sich ein Hund stundenlang die Seele aus dem Leib und mir die Nerven aus dem Hirn! Er musste auf dem Grundstück hinter uns, was glaube ich eine Plantage war, gewesen sein. Ich hatte keine Ahnung, warum das Vieh die ganze Nacht hindurch gebellt und mir den Schlaf geraubt hatte. Um 5:00 kam dann noch ein LKW, der anscheinend entladen wurde und dann ging auch der Verkehr schon wieder los. Das einzig gute an dem Platz war, dass das Europa-WIFI, wenn auch miserable, aber doch irgendwie funktionierte und ich meine Daten sparen konnte. Am Morgen war dann erstmal wieder unser Haushalt angesagt. Wir fuhren nach Unquera in den Waschsalon und ließen uns Kaffee und Teilchen gut schmecken, während unsere Wäsche ihre Runden drehte. Danach fuhren wir weiter bis zum Lidl in Torrelavega, weil unsere Vorräte nach dem Wochenende und den Aufenthalten in den Bergen knapp wurden. Dann machten wir noch weitere Kilometer parallel zur Biskaya Küste Richtung Bilbao. Wir fuhren dieses Mal Autobahn, die hier kostenfrei war, da man sie inzwischen verstaatlicht hatte, uns aber leider auch nicht viel Aussicht bot. Santander ließen wir aus, da meine Recherchen bzgl. Parkplätzen für Womis Probleme aufzeigten. Anscheinend gab es kaum Möglichkeiten, irgendwie in die Stadt zu kommen, weil viele Parkplätze eine Tonnagebegrenzung von 1,8t hatten. Außerdem wurde es allmählich Zeit, in Richtung Heimat zu fahren, wenn wir am Schluss nicht endlos Kilometer fressen wollten. In Frankreich konnten wir ja wieder keine Autobahn fahren, weil die Maut bei unserer Fahrzeughöhe unbezahlbar war. Wir machten aber noch einen Zwischenstopp in Santoña am Meer und besuchten die Fuerte San Carlos, ein altes Fort, von dem man einen guten Ausblick auf die Bucht hatte. Eigentlich wäre es viel interessanter gewesen, uns in dem Feuchtgebiet vor Santoña etwas umzusehen, aber da fanden wir keine Parkmöglichkeiten. Nur einmal konnten wir kurz an einem Vogelbeobachtungsturm halten. Als wir Richtung Bilbao kamen, wurde es auf der Autobahn unübersichtlich, wo wir hinfahren mussten. Ich hatte einen Parkplatz in Barakaldo bei Park4Night ausgeguckt, der laut Rezensionen keine Einschränkungen hatte und sicher war, weil er sich direkt vor einer Polizeistation befand. Wir kamen jetzt in das Gebiet der Spanisch-Französischen Grenzregion, wo immer wieder Womis geknackt wurden, daher achteten wir besonders darauf, wo es uns sicher erschien. Von diesem Parkplatz aus, der fast neben dem Bahnhof war, planten wir, am nächsten Tag mit dem Zug oder der Metro nach Bilbao reinzufahren. Bilbao selbst schien nur einen Womiplatz zu haben, wo die Leute Schlange standen um einen Platz. Außerdem waren Stadtfahrten fürchterlich. Es war an diesem Tag schon ätzend genug gewesen, denn wir hatten nicht die richtige Autobahnausfahrt bzw. Spur genommen und kamen dadurch ins Hafengebiet, wo wir nur durch den Zoll wieder rauskamen. Der Beamte war aber sehr nett und meinte, wenn wir nur drehen und nicht auf die Fähre wollten, wäre das kein Problem und winkte uns durch. Solche Situationen waren stets ein Nervenkitzel, auf den wir eigentlich gerne verzichteten. Aber gut, wir kamen heile bei unserem kostenlosen Parkplatz an und sahen uns in der Fußgängerzone von Barakaldo, was selbst schon über 100.000Einwohner hatte, was mir zuvor auch nicht klar war, noch ein wenig um. Wir waren nun also in der abtrünnigen Region Baskenland. Zum Glück war bisher alles außer in Baskisch auch in Spanisch geschrieben. Die Sprachen hatten so gar nichts miteinander zu tun. Dagegen war es einfacher, Portugiesisch zu entziffern, wenn man Spanisch etwas konnte.

Dienstag, 28.5.24: Barakaldo, Bilbao, Mungia

Unseren 39. Beziehungstag verbrachten wir bei wunderschönem Wetter in Bilbao. Wir fuhren von unserem Übernachtungsort Barakaldo mit dem Zug dorthin, so war es wunderbar entspannt. Bereits der Bahnhof Bilbao-Abando gefiel uns gut, denn er hatte ein sehr schönes Bild-Glasfenster. Da wir befürchteten, dass beim Guggenheim Museum großer Andrang sein könnte, besuchten wir dieses zuerst. Das Gebäude war bereits von außen überwältigend! Es war mindestens so groß und architektonisch gewagt, wie einige der Museen, die wir auf unserer letzten Reise in Taiwan gesehen hatten. Man konnte die Form überhaupt nicht beschreiben, geschweige denn konnte ich mir im entferntesten vorstellen, wie dafür der Bauplan ausgesehen haben musste. Es war ein gewaltiges, zigfach geschwungenes Gebäude aus Glas und Titan, verbunden mit einer Brücke über den Fluss Nervión und mit einem Wasserbecken davor, wo zu bestimmten Zeiten Nebel erzeugt wurde, der das Gebäude einhüllte. Vor dem Kunstmuseum stand eine riesige Hundewelpe, die ganz mit Blumen bepflanzt war. Im Museum fand man Pop Art von Andy Warhol, Roy Lichtenberg, Sigmar Polke etc., Installationen von Jenny Holzer, riesige Stahlelemente in Wellen-, Spiral- oder anderen geometrischen Formen zum Durchlaufen von Richard Serra und die Blumenwelpe außen von Jeff Koons, sowie einige abstrakte Gemälde und Videoinstallationen. Architektur und Inhalt des Museums waren absolut sehenswert. Nach diesem Kunstgenuss schlenderten wir in die Altstadt und trafen immer wieder auf prächtige historische Gebäude, deren Farbe, französische Balkone mit schmiedeeisernen Gittern und manchmal auch Blumen im Kontrast zu hypermodernen Glasfassaden von Hochhäusern stand. Manchmal stand auch nur noch eine historische Fassade mit Stuck und dahinter war ein modernes Gebäude gesetzt worden. Der sich durch die Stadt windende Nervión mit seinen unterschiedlichen Brücken von hochmodern zu schmiedeeisern verschnörkeltem Geländer gaben der Stadt eine Wohlfühlatmosphäre. Gegen Abend fuhren wir wieder mit dem Zug zurück nach Barakaldo und siehe da, wir konnten unseren Stellplatz mit etwas vor und zurück wieder verlassen. Am Morgen hatte uns nämlich ein Auto eingeparkt und nicht nur uns, sondern auch das Auto auf der anderen Seite. Der Fahrer hatte seinen Wagen einfach in der Zufahrt geparkt und war gegangen! Gut, dass wir sowieso per Zug nach Bilbao wollten. Auf dem Parkplatz parkten mindestens acht Autos unvorschriftsmäßig, entweder einfach auf dem Grünstreifen zwischen Parkbuchten, oder in der Kehre, sodass wir beim Rausfahren gegen die Richtung fahren mussten. Schon ein ziemlich erstaunliches Verhalten direkt vor dem Polizeipräsidium der Guardia Civil. Vielleicht waren sie es ja selber? Wir fuhren dann noch bis zum Ort Mungia zu einem kostenlosen Stellplatz der Stadt, wo wir auch Ver- und Entsorgen konnten und es etwas gemütlicher zuging, als auf dem Großstadtparkplatz vor der Polizei. Der war eigentlich nicht wirklich für Womis gedacht, wurde aber gerne genutzt, weil er kostenfrei und neben dem Bahnhof war. An der Straße hätten wir auch parken können, es wäre auch preislich nicht tragisch gewesen, aber man konnte immer nur für halbe Tage zahlen. In der Regel zahlte man hier in Spanien immer von 9-14Uhr und 16-20Uhr. Die Siesta und nachts waren kostenlos. Da man aber morgens nicht schon für den ganzen Tag einwerfen konnte, hätten wir spätestens um 16:00 wieder aus Bilbao zurück sein müssen und das machte nun gar keinen Sinn.

Mittwoch, 29.5.24: Mungia, Pantano Garaio, Pamplona, Berriozar

Nachdem ich in der Nacht hin und her überlegt und mögliche weitere Stopps geprüft hatte, schlug ich Stefan am Morgen vor, nicht direkt an der Küste hoch nach Frankreich zu fahren, sondern noch ein Stück auf der spanischen Seite der Grenze Richtung Osten zu fahren. Grund war hauptsächlich, dass es in Frankreich den Bereich Pau/Pyrenées-Atlantique als Umweltzone gab, die zwar nur beim Überschreiten der Schadstoffwerte aktiv wurde, aber was machten wir, wenn wir gerade mittendrin waren und dann der Fall eintrat? Wir hatten keine französische Umweltplakette und bekamen sie für unser altes Womi auch nicht mehr. Außerdem hatten wir keine Ahnung, wie wir feststellen konnten, ob die Schadstoffwerte gerade zu hoch waren? Es wurde wohl irgendwo von den Gemeinden veröffentlicht, aber wir wussten weder wo, noch, ob wir es dann verstanden. Eine andere Sache war die Sicherheit. Ich hatte nirgends so viele Warnmeldungen und schlechte Erfahrungen bzgl. Einbrüchen in Womis gelesen, wie gerade in diesem touristischen Gebiet zwischen Bilbao und Bordeaux. Ich hatte also für diesen Tag zwei Stopps in Richtung Osten rausgesucht. Zuerst waren wir im Naturpark Pantano Garaio beim Ort Viktoria- Gasteiz, den wir aufgrund einer Umweltzone auch nicht besuchten. Der Naturpark war ein Seengebiet mit Störchen. Es war nett dort, aber kein natürlicher Park zum Wandern, sondern es handelte sich um Badeseen mit sehr guter Infrastruktur, d.h. mehrere Tagesparkplätze für PKW, Camper und Busse getrennt, mit Sanitäranlagen, Trinkwasser, Badestegen, und vor dem Park auch ein kostenloser Stellplatz für Übernachtung. Es waren große Rasenflächen mit Bäumen, denen man ansah, dass sie erst vor kurzem angelegt worden waren. Viel Schatten konnten sie noch nicht spenden, aber ansonsten schon sehr schön, wenn man einen Badetag einlegen oder seine Seele baumeln lassen wollte. Für einen Zwischenstopp war es für uns ok, aber etwas zum Spazierengehen wäre schon netter gewesen. Danach sind wir weitergefahren nach Pamplona, wo wir auch aufpassen mussten wegen einer Umweltzone, daher hatte ich einen Stellplatz in Berriozar ausgeguckt, von wo wir mit dem Bus nach Pamplona reinfahren konnten und auf dem wir auch übernachten konnten. Es war eigentlich nur eine breite Straße, die als Sackgasse endete und die von der Gemeinde freigegeben wurde für Übernachtungen in Campern und Wohnmobilen. Nebenan war ein Wohngebiet, eine Skater- bzw. BMX Rampe und dahinter Wald. Es standen sehr viele Wohnmobile hier, aber auch an Straßenrändern anderer Straßen. Pamplona schien es geschafft zu haben, sich die Wohnmobilisten aus der Stadt zu halten, zumindest deren Fahrzeuge. Die Insassen waren natürlich herzlich willkommen, ihr Geld in der Stadt in der teuren Gastronomie zu lassen. Die Altstadt war auch hier geprägt durch Kirchen, denn auch Pamplona war Pilgerstadt, einer Zitadelle und Gassen und Plätzen mit historischen Prachtbauten und Bürgerhäusern. Es gab zahlreiche Plätze und Parks, aber allmählich war unser Bedarf an Pilgerstädten, die zumeist ähnlich waren, gestillt. Pamplona war ok, aber Bilbao war da schon eine ganz andere Nummer mit seiner Kunst und den architektonischen Gegensätzen. Wofür Pamplona am bekanntesten war, aber auch am meisten kritisiert wurde, waren im Sommer zum Sanfermines Fest die Stierläufe durch die Altstadt, wobei sich das Publikum beteiligen konnte. 6 Stiere und 4 Ochsen wurden über Hunderte von Metern durch die Altstadtgassen bis zur Stierkampfarena getrieben. Das Fest war zu Ehren von San Fermin, der in Pamplona geboren wurde und um das 3. Jahrhundert die Gegend um Amiens missionierte. Tausende feierten anscheinend das Fest jeden 6.- 14.Juli mit Höhepunkt des Stiertreibens. Verletzte, und in den letzten 100 Jahren 15 Tote, waren die Regel. Wen wunderte es, dass eine großes Bronzestatue, die diese brutalen Szenen darstellte, in einer der Hauptstraßen stand. Hemingway beschrieb diese Tradition in seinem Buch „Fiesta“.

Nachdem wir aus der Stadt zurück beim Womi waren, stellte Stefan fest, dass sein Internet nicht mehr funktionierte. Es lag an der Sim Karte, denn auch bei mir funktionierte seine nicht. Ob Klarmobil wegen zu langem Roaming die Verbindung gekappt hatte? An Vodafone konnte es eigentlich nicht liegen, denn auch mein Vertrag bei Freenet war über Vodafone und ich hatte Daten. Vodafone Spanien konnte uns nicht helfen, daher kaufte sich Stefan über das Lidl WLAN eine teure E-Sim. Ganz ohne ging es einfach nicht und es war schon eine Frechheit, dass es keinen Kundenservice online oder per Telefon bei Klarmobil gab.

Mittwoch, 30.5.24: Berriozar, Jaca, Canfranc- Estación, Camping L’Ayguelade, Vallée d’Ossau

Es war ein langer Tag. Wir fuhren von unserem Nachtplatz in der Nähe von Pamplona nach Osten Richtung Tiermas. Hier gab es einen riesigen Stausee des Aragon, in dem zeitweise ein antikes Balnearium, also die Ruinen einer Therme zu sehen waren, wo man zu manchen Tagen im warmen Wasser baden konnte. Es war ähnlich wie im Harz mit der Okertalsperre, die manchmal noch Reste von Alt Schulenberg freigibt. Heute war der Stausee aber so hoch, dass von den Ruinen nichts zu sehen war. Es war trotzdem ein magischer Ort, weil der See eine intensive, türkise Färbung hatte und das Gestein ringsum eine tolle Auffaltung aufwies, die ein schönes Licht-Schattenbild erzeugte. Wir wanderten ein Stückchen am See entlang, soweit es möglich war und fuhren danach weiter zum Ort Jaca. Der Ort hatte 13.500 Einwohner und eine schöne, mittelalterliche Burg und Altstadt. Die Burg hatte allerdings wegen Siesta geschlossen und in der Altstadt verweigerten wir uns dieses Mal einen Kaffee, da die Preise horrende waren. Auch wenn jetzt keine Skisaison war, war es ein touristischer Skiort und dementsprechend überteuert. Wir schlenderten durch die Stadt und fuhren dann weiter zur Spanisch-Französischen Grenze nach Canfran-Estacion. Noch auf der spanischen Seite gab es den historischen Bahnhof von 1928, der heute Kulturgut war und ein Luxushotel beherbergte. Das Gebäude war absolut faszinierend. Es war 241m breit und hatte 75 Türen zu jeder Seite. Der Mittelteil war höher und enthielt den Haupteingang. Das Gebäude wirkte ehr wie ein altes Kurbad im klassizistischen Stil. 2021 wurde ein neuer Bahnhof hinter dem Hotel eingeweiht. Wir bewunderten das Prachtstück von Ex-Bahnhof, aßen noch einmal Churros mit heißer Schokolade und sagten dann Adios Spanien und fuhren über die Grenze nach Frankreich. Wir konnten auf der weiteren Strecke die Schönheit der Pyrenäen bewundern, kamen aber viel langsamer voran, als erwartet. Zu Beginn auf der N134 ging es ja noch ganz flott für unsere Verhältnisse, aber da wir Richtung Lourdes abbiegen mussten auf die Route de Col, ging es zum Col de Marie Blanque auf 1035m nur noch im ersten Gang. Auf einem Parkplatz kurz nach dem Pass überlegten wir, unser Nachtlager aufzuschlagen, aber trauten uns dann doch nicht. Die Pyrenäen sind ja Nationalpark und da ist es in der Regel verboten, zu übernachten. Als wir herausfanden, dass im nächsten Dorf im Tal ein Campingplatz war, fuhren wir dorthin. Das Tor war zu, aber ich dachte, ich öffne es und dann könnten wir einchecken. Ich hatte nicht gesehen, dass eigentlich nur bis 19:00 Anmeldung war. Ein Mann wies mich recht unfreundlich daraufhin, dass das Tor doch geschlossen war und wieso wir da einfach reinkommen würden, rief dann aber die Besitzerin, als er kapierte, dass ich kein Französisch sprach. Die konnte Englisch, sagte zwar auch, dass schon geschlossen wäre, drückte aber ein Auge zu und sagte, wir könnten übernachten und am nächsten Morgen zahlen. Wegen genau diesen Einschränkungen mochten wir Campingplätze nicht so sehr. Feste Zeiten, überteuert und meist auch kein besserer Service als Stellplätze, da fuhren wir doch lieber gleich auf letztere. Nunja, aber so waren wir für die Nacht sicher untergebracht und hofften, dass auch am kommenden Tag keine wetterbedingte Umweltzone ausgerufen wurde, denn wir waren mitten in dem Gebiet.

Freitag, 31.5.24 Camping L’Ayguelade, Vallée d’Ossau, Lourdes, Beaumont- de- Lomagne

Es war ein etwas nervenzehrend langer Fahrtag. Da wir in Frankreich Autobahnen mieden, außerdem möglichst nicht in Umweltzonen übernachteten und der Schlafplatz nicht durch eine Menge schlechter Rezensionen gekennzeichnet sein sollte, wir aber möglichst dennoch ein paar interessante Orte sehen wollten, kam es vor, dass wir nur knapp 200 km schafften, aber an die 4-5Stunden fuhren. An diesem Tag besuchten wir Lourdes, die Marienwallfahrtstätte, die jährlich von Millionen Menschen aus aller Welt besucht wurde, weil sie sich von dem Wasser in der Grotte Heilungswunder erhofften, oder wie wir einfach touristische Neugierde für die Wallfahrtsstätte empfanden. Bis wir den zuvor ausfindig gemachten Parkplatz fanden, war es schon mal ein wenig knifflig. Dann sollten wir in Voraus die Parkgebühr bezahlen, obwohl wir ja überhaupt noch nicht wussten, wie weitläufig das Gelände war und wie lange wir brauchen würden. Ich einigte mich mit dem Parkwächter auf 1Std für 1€ mit etwas Luft nach hinten, was letztendlich auch gerade so reichte. Der ganze heilige Bezirk bestand aus dutzenden großer Hotels beidseitig entlang des Flusses Ousse, der Kirche Paroissiale du Sacré-Cœur de Lourdes mit der Grotte, mehreren Museen und etlichen Läden mit sakralen Souvenirs, sowie Gastronomie. Es war einiges los, aber längst nicht so viel wie gedacht. Stefan hatte zuvor erwartet, dass die Gläubigen dort endlos Schlange stünden, aber dem war nicht so. Man hätte mit einer Standseilbahn auch noch auf den Hausberg Pic du Jer fahren können, aber das hätte uns zu lange gedauert. Unsere Planung war, am 6.6. in Konstanz bei einer Schulfreundin von Stefan anzukommen, wohin wir unsere Briefwahlunterlagen für die Europawahl hatten hinschicken lassen. Wir hofften, sie kamen rechtzeitig an und wir könnten dann noch schnell per Briefwahl für das Europaparlament abstimmen. Das ging vor unserer Abreise noch nicht. Aus diesem Grund wurde uns jetzt die Zeit eng, sodass wir nach Lourdes mit kurzem Einkaufstopp bis zu unserem Nachtplatz durchfuhren. Die Strecke ging ziemlich kleinteilig über Land und zog sich daher sehr. Wir kamen in die kleine Gemeinde Beaumont- de- Lomagne in der Region Okzitanien. Für diesen kleinen Ort mit 4.000 Einwohnern hatte er ganz schön was zu bieten. Die Stadtmitte wurde durch eine riesige, quadratische, nach außen offene Markthalle aus dem 14.Jahrhundert geprägt. Ein paar Balken mussten schon mal ausgewechselt werden, aber einige waren seit inzwischen 6.000 Jahren erhalten, das war schon erstaunlich. Außerdem gab es eine gotische Kirche und einige Arkadenhäuser. Ganz nett für einen abendlichen Besuch, besonders, da ein Pizzaduft über den Marktplatz uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und wir uns eine 40cm Pizza zum Abendessen mit ins Womi nehmen konnten.

Samstag, 1.6.24: Beaumont- de- Lomagne, Cahors, La lande des Pierres du Mas, Saint-Hilaire-Bonneval

Wir kamen heute ca. 270 km weiter und konnten sogar ein Stück mautfreie Autobahn nutzen. Ich wusste gar nicht, dass es das in Frankreich überhaupt gab, aber Google hat uns draufgeführt. Da Cahors eine sehr schöne, alte Brücke hatte, statteten wir dem Städtchen auch einen Besuch ab und vertraten uns die Füße. Die Altstadt war ok, aber nicht überragend. Die Brücke mit zwei Türmen war wirklich schön. Für einen Zwischenstopp war Cahors gut geeignet, leider hatten wir aber bei der Weiterfahrt ein kleines Problem, denn auf unserer Route war ein schwerer Unfall mit Feuerwehr und Straßensperrung und die Alternativroute war für uns nicht befahrbar. Wir suchten uns dann einen Umweg durch ein Wohngebiet, wo die Straße richtig steil hoch ging. Womi meisterte aber auch das. Nach einigen Kilometern, schon fast bei unserem Ziel, bogen wir noch einmal ab und besuchten „La lande des Pierres du Mas“, ein Landschaftsgebiet mit Heide, Hügeln und Felsblöcken, wo ein Wanderweg mit Informationen zur Natur angelegt war. Der kleine Spaziergang von ca. 2 km war eine gute Abwechslung zur Fahrerei. Danach waren es nur noch ein paar Minuten zu unserem Schlafplatz bei einem Supermarkt in Saint-Hilaire-Bonneval, der Stellplätze, Tankstelle, Waschstraße, Pizzaautomaten und Wasch -Trockenautomaten auf seinem Parkplatz hatte. Wir nutzten die Möglichkeit, um unsere Schlafsäcke in einer 20kg Maschine zu waschen. Zuhause gab es die nächste Möglichkeit erst in Clausthal. Die Deckenschlafsäcke brauchten echt viel Platz.

Sonntag, 2.6.24: Saint-Hilaire-Bonneval, Limoges, Bonny-sur-Loire

Es gab von dem Tag nicht wirklich viel zu berichten. Die Strecke, die wir gefahren waren, war größtenteils langweilig. Zum Glück konnten wir lange Zeit Autobahn fahren, was sie auch nicht interessanter, aber schneller machte. Ab Vierzon ging es dann über die Landstraße durch Wälder und Felder, beides nichtssagend wie auch die Häuser in diesem zersiedelten Gebiet. Eine Besichtigung ganz am Anfang hatten wir aber dennoch. Wir besuchten Limoges, das glücklicherweise erst ab 2025 Umweltzone werden sollte, sodass wir es jetzt noch mit Womi anfahren konnten. Wir besichtigten einen kleinen botanischen Garten rund um die Kathedrale, und danach eine weitere, in der wir fast eingeschlossen worden wären. Der Küster hatte wohl nach der Messe aufgeräumt und meinte dann, abschließen zu können, obwohl außer uns mindestens noch drei andere Besucher in der Kirche waren. Als er seinen Fauxpas gerade noch bemerkte, schloss er wieder auf und brummelte eine Entschuldigung. Dann wollten wir ins Kunstmuseum nebenan und freuten uns, dass gerade heute der erste Sonntag im Monat und damit freier Eintritt war, als uns an der Kasse gesagt wurde, dass jetzt Mittagspause wäre. Zwei Stunden zu warten, war es uns dann doch nicht wert. Dann suchten wir nach einem Café, was uns ziemlich viel Zeit kostete. Es gab Restaurants, sonst wirkte alles wie ausgestorben. Entweder waren die Geschäfte geschlossen, oder zum Verkauf, bis wir auf die sehenswerte Markthalle stießen, die wir am Sonntag für geschlossen gehalten hatten, in der aber der Bär tobte. Dort konnte man nicht nur Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch kaufen, sondern auch Wein trinken oder Kaffee. Bei letzterem war allerdings eine Schlange und ein Sitzplatz war auch nicht mehr zu bekommen. Ich hatte zum Glück ein Café gegenüber entdeckt, wo wir gemütlich draußen sitzen konnten, also zogen wir das vor. Auf dem Weg zum Womi kamen wir noch an einem hübschen, alten Pavillon vorbei, der gerade leer stand, und an der Brücke über die Vienne. Insgesamt fiel auf, dass die Stadt einen starken afrikanisch-orientalischen Einfluss hatte. Orientalische Läden, marokkanische Restaurants und Geschäfte und mehr schwarze Menschen als an den Orten zuvor prägten das Straßenbild. Nach diesem Stadtausflug fuhren wir durch bis zu unserem Übernachtungsplatz in Bonny-sur-Loire, wo wir zum Schluss noch rund 100 m rückwärtsfahren mussten, weil wir plötzlich ohne Vorwarnung vor einer 3 m hohen Unterführung standen. Zum Glück war der Umweg nicht weit.

Montag, 3.6.24 Bonny-sur-Loire, Auxerre, Châtillon-sur-Seine, Langres

Dieser Tag war interessanter als der vorherige, auch wenn die Fahrerei wieder lang wurde. Wir besuchten als erstes das Städtchen Auxerre im Departement Burgund-Franche-Comté. Es wurde vom Fluss Yvonne, einem Nebenfluss der Seine durchflossen, was der Stadt seinen Charme gab. Entlang der Ufer lagen Boote, darunter auch Miet-Hausboote für Urlaub auf dem Wasser. Die Stadt war wirklich nett und interessant. Wir besuchten die Kirche Saint-Pierre, die im 6. Jahrhundert als Mönchsgebäude gebaut wurde. Von außen hatte sie zwar auch schon einige kaputte Stellen, aber von innen waren wir wirklich erstaunt, wie man sie so lassen konnte. Mehrere Gemälde hatten Löcher, sahen teilweise aus, als hätte man etwas herausgeschnitten. Sie sah insgesamt ganz schön renovierungsbedürftig aus. In der Altstadt gab es nette Fachwerkhäuser, ein sehr pittoreskes Stadttor mit vielen kleinen Türmchen, wovon ein goldener hoch in den Himmel ragte. Es war ganz interessant, die Kirchtürme sahen hier in der Regel einfach wie viereckige Kästen aus, denen die Spitze geklaut wurde, während nebendran häufig mehrere kleine Türmchen standen oder aus dem Seitenschiff rausragten, wie auch bei der Kathedrale hier in Auxerre. Es gab mehrere Statuen, die etwas mit Literatur zu tun hatten, sowie z.B. zur Ehre der Schriftstellerin Marie Noël. Wir verbrachten eine ganze Weile in Auxerre und wanderten durch die Straßen und bedauerten, dass die Läden mal wieder wegen Mittagspause geschlossen hatten. Nach einem Kaffee fuhren wir weiter, kauften beim nächsten Lidl notwendige Lebensmittel ein und stoppten dann erst wieder in Châtillon-sur-Seine, weil es uns beim Durchfahren interessant erschien und Stefan außerdem müde wurde. Eine alte Brücke, eine die Stadt überblickende Kirche und eine Burgruine konnten wir entdecken, dann wurde es Zeit für das letzte Wegstück bis Langres, wo wir auf dem Stellplatz die Nacht verbringen wollten.

Dienstag, 4.6.24: Langres, Vesoul, Lac de Kruth-Wildenstein, Parkplatz Supermarkt U in Fellering

Nun hatten wir wohl unseren letzten Tag unserer Portugal, Spanien, Frankreich -Womitour im Ausland verbracht. Am kommenden Tag ging es unwiderruflich über die Grenze bei Mulhouse nach Deutschland. Den heutigen Fahrtag hatten wir mit einem Stadtbesuch in Vesoul, was nicht sehr ergiebig war und einer Wanderung verschönert. Vesoul fanden wir ziemlich nichtssagend. Der Bahnhof sah ganz nett aus, war in beige -hellblau gehalten, mit Uhrturm überm Eingang und er hatte Wandbilder von Rockstars an den Seitenflügel, die im Stil der 60-70iger Jahre waren. Außerdem stand wohl ein Blumenfest bevor, denn mit Kreide waren Blumen auf dem Bordstein gemalt und ähnlich einer Weihnachtsdeko aus Metall geformte Blumen waren über die Einkaufsstraße gespannt. Die Gebäude machten sonst nicht viel her. Wir fuhren nach einem kurzen Spaziergang weiter. Unser Wander-Stopp hingegen war ein Erfolg. Wir besuchten den Stausee von Kruth-Wildenstein in den Vogesen und erklommen den Pfad zu den Ruinen des Schlosses oberhalb, wo wir bei herrlicher Sonne einen schönen Blick auf den Ort Kruth, eingebettet in grünen Bergen, sowie auf den See hatten. Es war toll, noch einen schönen Abschluss der Reise in der Natur zu haben und nicht nur in Städten. Unser Übernachtungsplatz lag eigentlich auch ganz idyllisch, umringt von den Erhebungen der Vogesen, wenn es auch wieder ein Parkplatz beim Supermarkt U war. Wieder bot er einen Pizzaautomaten, eine Tankstelle und Waschmaschinen und in der Nähe war ein Textilmuseum und der kleine Ort selbst. Wir hatten gegen 20:00 noch stahlblauen Himmel und 20? im Schatten.

Mittwoch 5.6.24: Stellplatz Fellering/Frankreich, Zell im Wiesental/ Deutschland

So, jetzt waren wir wieder auf deutschem Boden. Dank Google fuhren wir nicht direkt nach Lörrach, weil dort wohl wegen Hochwasser gesperrt sein sollte, sondern nördlicher und über die Berge -armes Womi – nach Zell im Wiesental. Wir machten einen Zwischenstopp in Mühlheim im Markgräflerland, um uns kurz die Beine zu vertreten und gingen dort noch zum Lidl. Welch ein Unterschied! In Portugal und Spanien war Lidl teils besser als bei uns, hatte immer eine Toilette, ein vernünftiges Angebot und mit dem kostenlosen WLAN konnten wir unsere Fotos hochladen, was ansonsten Unmengen an Daten verschluckt hätte. Es gab etwas weniger vegetarische Produkte als bei uns, aber dafür lernten wir ein paar regionale Speisen kennen. In Frankreich war der Lidl ein Graus! Je weiter wir nach Westen kamen, umso leerer die Regale. Kein Tofu, nirgends Salatkräuter, selten Hummus, was merkwürdig war, weil ja viele Einwohner marokkanische Wurzeln hatten und, was für uns schlimm war, kein WLAN und keine Toilette. Letztere gab es ja bei uns auch selten, aber dafür quollen im ersten deutschen Lidl die Regale regelrecht über. Am kommenden Tag sollte es nun nach Konstanz gehen und unsere Wahlunterlagen waren immer noch nicht angekommen.

Donnerstag, 6.6.24 Zell im Wiesental, Konstanz

Von heute gab es nicht viel zu berichten. Wir fuhren nach dem Frühstück mit Pausen nach Konstanz und besuchten Stefans alte Schulfreundin und ihren Mann. Unsere Wahlunterlagen waren nicht angekommen, sodass wir sehr zu unserem Bedauern nicht an der Europawahl teilnehmen konnten. Wir plauderten erst bei ihnen Zuhause,  wollten dann am Bodensee etwas wandern gehen, aber unterwegs wurde klar, dass es Regen geben würde, sodass wir in die Stadt fuhren. Wir liefen die Haupteinkaufsstraße hinunter zum Bootsanleger am See und dann gab es wirklich einen Schauer, sodass wir froh waren, uns unterstellen zu können. Danach machten wir uns auf den Weg ein Stück stadtauswärts zu einem türkischen Restaurant, wo sie Plätze bestellt hatten und genossen gemütlich ein leckeres Essen zusammen. Als wir mit dem Bus wieder zurück in dem Vorort, wo sie wohnten gelangt waren, verabschiedeten wir uns und begaben uns in unser Womi, wo wir am Straßenrand die Nacht verbrachten.

Freitag, 7.6.24 Konstanz, Ravensburg, Zorneding

Aus einer plötzlichen Eingebung heraus, entschieden wir uns, noch einmal nach Ravensburg zu fahren, wo wir vor ein paar Jahren superleckere Plätzchen in einem Direktverkauf erstanden hatten. Stefan versuchte, den Besuch der Stadt mit noch einem Treffen einer weiteren Schulkameradin zu verbinden und das klappte super. Sie lud uns zum Frühstück in ihr Häuschen ein und wir aßen und plauschten bis zum Mittag, bevor wir endgültig die Rückreise nach Zorneding zu Stefans Mutter antraten, wo wir abends voller Freude erwartet wurden. So nahm wiederum eine schöne, ausgiebige Womitour ihr Ende und Womi und wir kamen heile wieder dort an, wo wir gestartet waren.