Süd Korea


Südkorea

Mittwoch, 6.11.24 – Donnerstag, 7.11.24 – Bad Harzburg -Hannover- Amsterdam -Shanghai- Seoul

Der Wecker schellte um 4:30 Uhr und eine Stunde später waren wir abreisebereit, um mit dem Auto nach Hannover zu fahren. Wir parkten auf dem Park&Rail-Parkplatz und fuhren die zwei Stationen zum Flughafen per S-Bahn. Um 10:35 Uhr ging unser Flug nach Amsterdam, der über China Easter Airways gebucht, aber durch KLM durchgeführt wurde. Um 14:15 Uhr hoben wir von Amsterdam ab Richtung Shanghai. KLM sagte uns beim Check-in, dass das Gepäck durchgecheckt wäre bis Seoul, wir aber in Shanghai extra bei Shanghai Airlines für den letzten Flug einchecken müssten. So weit so gut, der Flug nach China war rund 12 Stunden, aber die Maschine nicht ausgebucht, sodass wir zu zweit drei Plätze hatten. Die Beinfreiheit war gut, das Essen ehr mäßig, auch wenn es mit vegan und vegetarisch funktionierte. Wir konnten beide nicht wirklich schlafen und kamen müde in Shanghai an. Unterwegs teilte uns die Stewardess mit, dass wir trotz Transit komplett einreisen müssten, inkl. Gepäckabholung und gab uns den Einreisezettel zum Ausfüllen. Vor Ort stellte sich heraus, dass es das falsche Formular war und wir einen Transitbogen ausfüllen mussten. Alles war völlig unkoordiniert. Ein Flughafenmitarbeiter sagte, wir müssten beim Self-Fingerscanner unsere Finger scannen, obwohl dranstand, dass das nur für eine richtige Einreise nötig wäre, ein anderer sagte, dass wir dort nur unseren Pass scannen und mit dem Zettel zum Immigrationsschalter gehen sollten. Dort standen wir ca. eine halbe Stunde in der Schlange, wo dann unser Pass und hier auch alle Finger beider Hände, außer Daumen, gescannt und ein Foto gemacht wurde und wir einen Einreisestempel bekamen. Nun mussten wir tatsächlich unser Gepäck vom Band holen und durch eine Sicherheitskontrolle, wo das Gepäck geröntgt wurde, und dann mit der Flughafenbahn zum anderen Terminal fahren. Nun wollten wir „ganz normal“ für den letzten Flug einchecken, aber hier ging nichts „normal“. Die Dame vom Check-in schickte uns zur Kofferkontrolle. Also hieß es Koffer und Rucksack öffnen, Kopflampen und alles, was nach Elektro aussah, wurde näher betrachtet und gecheckt, ob wir kein Feuerzeug im Aufgabegepäck hatten. Von hier ging es wieder zum Check- in Schalter, wo die Dame mich anbluffte, wo der Gepäckanhänger für meinen Koffer wäre, den sie drangeklebt hätte. Wir hatten ihn nicht und vermuteten, dass er auf dem Laufband zur Sicherheitskontrolle abgegangen sein musste, denn der Koffergurt wies Schmierspuren auf, als wenn er steckengeblieben wäre. Sie rief beim Sicherheitsmitarbeiter an, tat daraufhin sehr geschäftig und maulte uns an, wir sollten den Gepäckanhänger beim Sicherheitskontrolleur abholen, wir hätten ihn dort vergessen. Der Typ saß in seinem Kabuff und guckte sich unseren Gepäckanhänger an, ohne auch nur im Geringsten auf die Idee zu kommen, uns kurz hinterherzurufen. Es waren ja nur ca. 20 m Abstand zum Check-in Schalter. Nun hatten wir alles zusammen und konnten das Gepäck einchecken und bekamen endlich unsere Boardingpässe. Nach all diesen Erfahrungen und der Kenntnis, dass wir seit Ankunft bereits 2 Stunden hier im Flughafen alle notwendigen Formalitäten erledigt hatten, begaben wir uns gleich wieder zur Sicherheitskontrolle mit unserem Handgepäck und zum Immigrationsschalter, um wieder auszureisen. Als wir wieder im Boardingbereich waren, hatten wir noch etwa 1,5 Std, bevor wir unser letztes Flugzeug, dieses Mal Shanghai Airlines, betreten konnten. Der Flughafen war ähnlich dem in Guangzhou – viel Fläche, kaum was drin. Ein paar Geschäftchen gab es, von denen die meisten geschlossen hatten oder gar nicht betrieben wurden. Blieb ein sündhaft teurer Starbucks Coffeeshop und ungefähr zwei Souvenir-Duty-free-Shops zum Angucken. Was uns wieder gut gefiel, waren die Wasserstationen, die wir bisher immer auf chinesischen Flughäfen vorgefunden hatten, an denen man stets kaltes und heißes Trinkwasser zapfen konnte. Leider hatten wir kein Kaffeepulver oder Fertigsuppe dabei, aber wir konnten unsere Trinkflaschen auffüllen. Dann hieß es warten bis zum letzten Flug. In die kleine Maschine schleppten wir uns schon halb schlafend. Uns überkam die Müdigkeit nun mit Macht und trotz Schweißgestank von unserem Sitznachbarn und uns selbst nickten wir auch gleich ein. Überraschenderweise gab es auf dem 1,5-stündigen Flug sogar eine warme Mahlzeit, aber wir konnten nur die kalte Beilage, irgendwelche eingelegte Wurzeln und den Snack essen, weil der Rest fleischhaltig war. Ein Kaffee wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen. In Incheon/Südkorea angekommen ging es wieder durch die Einreisekontrolle und dann zu unserem Gepäck, dann waren wir endlich fast in Seoul. Incheon heißt die Großstadt nebenan, wo sich der Flughafen Seouls befindet.  Zwischendurch hatte ich schon leicht gezweifelt, ob wir irgendwann dort noch ankämen. Wir kauften uns SIM-Karten für die Smartphones und bekamen gleich noch eine aufladbare Karte für die Verkehrsmittel dazu. Nun hieß es Geld ziehen, um diese auch aufladen zu können, aber das war kein Problem und nach endlosem Fußweg, immer dem Schild Airport Railway folgend, erreichten wir endlich die S-Bahn, um in die Stadt zu unserem Apartment zu fahren. Die Fahrt erschien endlos und dann mussten wir auch noch umsteigen in eine andere Linie. Wir waren ca. 2 Std. unterwegs inkl. Fußweg zur Unterkunft, bis wir endlich vor unserer Tür standen. Was trotz Übermüdung und langem Weg gleich positiv auffiel war, dass es so gut wie keine Roller hier gab, d.h. die stinkenden Abgase, die wir aus Vietnam, Taiwan etc. kannten, blieben uns hier erspart. Das gab gleich mal einen Pluspunkt für Südkorea! Bei der Unterkunft wurde es dann noch einmal schwierig, da die Vermieterin das * hinter dem Code vergessen hatte, daher dauerte es dann noch eine ganze Weile, bis sich endlich die Tür öffnete. Das Apartment überraschte uns positiv. Es sah zwar auf den Bildern bei Airbnb auch gut aus, aber oft täuschen die ja. Es hatte ein Schlafzimmer mit zwei Betten, einen extra Schlafraum mit einem unbezogenen Bett, den wir aber nur zum Umziehen und für unser Gepäck nutzten, Küche und Bad. Alles war super sauber und neuwertig und wir hatten zwei große, superbequeme Betten. Stefan besorgte noch zwei Pizzen, sehr koreanisch, eine mit Süßkartoffeln, die andere mit Shiitakepilzen, beide süß! Dazu gab es ein Päckchen eingelegte Gurken und eines mit Knobimayonaise. Wir aßen jeder eine halbe Pizza und fielen dann tot in die Betten.

8.11.24 Seoul

Der geplante faule Tag zur Akklimatisation war doch nicht ganz so faul. Ich schlief zwar bis 9:30 Uhr, sodass Stefan bereits gejoggt und etwas für das Frühstück besorgt hatte, aber danach wurde unsere erste Erkundungstour bereits eine Herausforderung für meine Arthrose-Knie. Aber von Anfang an: Stefan war in einem Lebensmittelgeschäft in der Nähe und durfte feststellen, dass es nicht so ganz einfach hier würde, etwas zu finden, was für uns zum Frühstück passte. Er fand immerhin überteuerte Käse-Scheibletten, ein paar Pilze, Tofu, Kaki und Müsli, allerdings mit einer Art Cornflakes. Haferflocken, Brot und Marmelade waren Fehlanzeige. Wie gut, dass er ohne mein Wissen 4 Packungen Vollkornbrot im Rucksack hatte. Außerdem hatte er zuhause eine Gewürzmischung zusammengestellt aus Kurkuma, Chili, Salz, Pfeffer, Knobi, Kreuzkümmel, Koriander und gehackten Cashewnüssen, womit er bereits die Pilzpfanne hervorragend würzen konnte. Außerdem hatten wir unseren koffeinfreien Lavazza-Kaffee eingepackt und meinen tollen Titan- Reisebecher mit French- Press- Kaffeemaschine, sodass wir nicht immer auf koffeinhaltigen, löslichen Kaffee angewiesen waren. Es gab daher Cornflakes -Müsli mit Kakipüree – Stefan hatte nämlich auch unseren kleinen Tchibo -Smoothie – Mixer mit 🙂 – und Brot mit Knobisoße, die es im Beutelchen zur Pizza am Vortag gab, sowie Käse. Stefan erhitzte sich dazu noch ein Stück unserer Pizzareste. Danach machten wir uns auf den Weg zum Guksabong Park. Gerade aus dem Haus raus, war mir bereits klar, was mich hier erwartete: Steigungen! Seoul kann mit Lissabon und San Francisco locker mithalten. Die Straßen gehen einfach schnurstracks hoch mit einer Steigung, bei der ich kein Auto in der Straße parken würde. Wir wohnten hier nicht im Zentrum von Seoul, sondern in einem Wohngebiet südlich des Flusses Han (Han- gang). Es gab dort viele ruhige Straßen, wo keine Autos fuhren oder 20/30km/h Vorschrift war. Riesige Hochhäuser standen als Komplexe zusammen mit Kindergärten. Kirchtürme oder tempelartige Gebäude wirkten dazwischen etwas fehl am Platz. Da Google Maps in Korea die Routen nur für öffentliche Verkehrsmittel angibt, weil aus Datenschutzgründen anscheinend keine genauen Ortsangaben von Personen erlaubt sind, was wohl etwas mit der Verteidigung zu tun hat, mussten wir uns unseren Fußweg zum Guksabong Park per try&error suchen. Einige Straßen waren Sackgassen, bzw. führten nur zu Häusern oder in Parkgaragen. Nach einer Weile erreichten wir den Park und ich verstand, warum Stefan nach seiner Joggingtour meinte, dass die Koreaner die Taiwanesen mit ihren Sportangeboten noch schlügen. In dem Park waren wirklich alle 100 m Outdoor-Fitnessgeräte, an denen Menschen trainierten. Dabei gab es fast immer Stellen, wo man seine Jacke oder das Handtuch o.ä. aufhängen konnte, einen Spiegel und Sitzgelegenheiten. Auch der Park war sehr hügelig, aber gut ausgestattet mit Treppen oder Wegen, die mit in der Erde eingelassenen, dicken Matten, wahrscheinlich auch bei Regen nutzbar waren. Die höchste Stelle des Parks war der Berg Guksabong mit 181m. Die Aussicht hatte ich mir besser vorgestellt, da meist die Bäume den Blick auf die Stadt verstellten. Der Park war aber darüber hinaus schon sehr nett, weil er Natur mitten in der Großstadt bot. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Café einer Kette, das sich französischer Backwaren verschrieben hatte, genannt „Paris Baguette“, vorbei, oder besser nicht vorbei, denn wir gingen rein und genossen Kaffee und ein Teilchen gefüllt mit Bananenmus und süßem Mus aus roten Bohnen, wie wir es aus Japan kannten. Als wir danach noch einen Supermarkt fanden, erweiterten wir unseren Lebensmittelbestand um Marmelade, Pilze, Grünzeug und Kartoffeln fürs Abendbrot, sowie Toastbrot, Mandarinen, Ingwer und grünen Tee aus braunem Reis. Davon hatten wir zuvor noch nie gehört. Haferflocken waren auch hier Fehlanzeige, es gab nur etwas, was wahrscheinlich unserer Haferkleie entsprach, aber sündhaft teuer war. Nur noch um ein paar Ecken und wir waren wieder bei unserem Apartment. Eigentlich wollten wir nach einer Ruhepause nochmal los, aber alles, was interessant auf der Karte erschien, war zu Fuß zu weit, dauerte per Bahn zu lange, weil man oft umsteigen musste, und außerdem wurde es bereits zu dunkel, deshalb machten wir uns auf die Suche im Haus nach Waschmaschine und Trockner, die wir benutzen durften. Nachdem wir im ganzen Haus gesucht hatten, wagten wir einen Blick in den Raum in unserer Wohnung, an dem „nur für Personal“ stand und da wurden wir fündig. Da wir die Genehmigung zur Nutzung der Maschine hatten, taten wir das dann auch, um unsere verschwitzten Reiseklamotten und Stefans Joggingzeug zu waschen. Zum Abendessen briet Stefan wiederum Pilze, dieses Mal mit Kartoffeln, Tofu und Grünzeug. Für den kommenden Tag mussten wir gut planen, wann wir wohin fahren wollten, denn die Wege waren in dieser riesigen Stadt lang und dauerten selbst per S-Bahn etliche Zeit.

Samstag, 9.11.24 Seoul

Dies war unser erster richtig aktiver Tag in Seoul. Das Wetter war sonnig, ca. 16?, also nahmen wir eine Mischung von Stadtleben, Natur und Ausblick in Angriff. Wir fuhren mit der S-Bahn bis zum Namdaenum Markt, einem mehrstöckigen Markt, in dem es, ähnlich wie in arabischen Basaren, alles Mögliche und Unmögliche zu kaufen gab, nur die Gerüche von Gewürzen fehlten hier. Es gab diverse Klamottenstände, Küchenzubehör, Elektronik, Nüsse, Trockenfrüchte und Süßigkeiten, sowie echte und Fake Blumen und unglaublich viel Kitsch. Einiges der Weihnachtsdeko würde ich da auch drunter einsortieren. Vom Markt aus suchten wir uns den Weg zum Nansam Mountain Park. Wie am Samstag zu erwarten, waren wir nicht die Einzigen hier, denn der Park mit dem N Seoul Tower zählt zu den touristischen Highlights Seouls. Im Park gab es diverse Denkmäler, ein erhaltenes Stück der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert und weitere, später erneuerte Teile, herrliche Ausblicke auf die Stadt und malerische Natur in herbstlichen Tönen, aber auch ca. 2,5 km steilen Aufstieg mit endlosen Treppenstufen, bis wir am N (steht für neu, Namsan Berg und Natur) Seoul Tower ankamen. Es gab auch eine Gondelbahn, aber laut vieler Rezensionen stand man lange an, um in 2-5 Minuten in überfüllter Gondel, bei schlechter Luft und wenig Sicht nach oben zu gelangen. Dafür waren uns ca. 10€ zu schade und außerdem hätten wir viele schöne Aussichten unterwegs verpasst, also mussten meine Beine da durch und insgesamt 360 Höhenmeter auf ca. 8 km bewältigen. Im N Seoul Tower fuhren wir in Sekundenschnelle zur Aussichtsplattform des 239 m hohen Turmes und genossen einen 360? Rundblick über die Stadt. Nachts erstrahlt er laut Internet in bunten Farben, wobei die Farbwahl von blau bis rot einen Sinn hat, denn sie zeigt der Bevölkerung die Luftqualität von gut bis extrem an. Korea hat aufgrund seines Energiemixes aus Gas und Kohle hohe Feinstaubbelastungen und gilt derzeit laut Internet weltweit als einer der größten Luftverschmutzer. 

Nach dem Besuch des Towers verließen wir den Park auf einem anderen Weg und hatten dieses Mal kaum Treppen, sondern einen Wanderweg durch waldiges Gebiet bergab. Hier nutzte ich meine Stöcke, um etwas die Belastung für die Knie zu minimieren. Zum Abschluss des Ausfluges besuchten wir noch Seoullo 7017, eine ehemalige Autobrücke, die man in eine parkähnliche Kunst- Naturlandschaft mit Cafés, Ruheplätzen und Bewachsung umgewandelt hatte. Direkt neben der Seoul Station konnten wir hier oberhalb von Schienen, Straßen und Großbaustelle über die umgestaltete Brücke zwischen Hochhäusern hindurchschlendern. Die Anlage war wirklich nett gestaltet. Genau zur Rushhour begaben wir uns zur S-Bahn und fuhren dich gequetscht zurück zu unserer Unterkunft. S-Bahn-fahren war im Übrigen ziemlich preisgünstig. Eine einfache Fahrt im Umkreis von 10 km kostete mit unserer aufladbaren T-Moneycard gerade mal 1050 Won, also beim aktuellen Umrechnungsstand ca. 0,70€.

Wir besorgten noch Tofu und Chinakohl, sowie runtergesetzte Bananen und Äpfel. Letztere hatten wir uns zuvor bei einem Kilopreis von 6€ und drüber, verkniffen zu kaufen. Abends kochte Stefan Glasnudeln mit einem Topping aus gebratenem Chinakohl, Nüssen und Tofu. Zum Nachtisch gab es Obst.

Sonntag, 10.11.24 Seoul

Heute war Palast-Tag. Wir fuhren zum Gwanghwamun Square, einem großen, historischen Platz, der sowohl mit Statuen an berühmte Persönlichkeiten der Geschichte erinnerte als auch den Versuch darstellte, Menschen der heutigen Zeit zu verbinden. An diesem Tag gab es eine Outdoor Library, wo man Bücher ausleihen konnte und auf bequemen Knautschsesseln und in kleinen Zelten gegen die Sonne gemütlich lesen oder sich entspannen konnte. Im Hintergrund strahlte der Gyeongbokgung, der Große Palast aus dem 14. Jahrhundert. Eigentlich war ich der Meinung gewesen, dass wir eine solche Attraktion besser nicht an einem Wochenende besichtigen sollten, um das erhöhte Besucheraufkommen zu meiden, aber ich ließ mich zum Glück eines Besseren belehren, denn die Menschen machten diese Sehenswürdigkeit erst richtig attraktiv. Der Eintritt war nämlich für diejenigen kostenlos, die einen Hanbok trugen. Hanboks waren die farbenprächtigen, traditionellen Kleidungsstücke, die jedes Fotografenherz höherschlagen ließen. An diesem Tag wimmelte es dort bei schönstem Sonnenschein von Personen mit den schönsten Gewändern, Hüten und Schirmchen, und für die meisten der Besucher war der Palast selbst wahrscheinlich eher eine schöne Selfie-Kulisse als ein historisch interessantes Gebäude. Das Palastgebiet war riesig. Der Name bedeutete „Palast der strahlenden Glückseligkeit“. Er war der größte und älteste von fünf Palästen, die in der Joseon-Dynastie, die über 500 Jahre von 1392 bis zum Ende des Kaiserreiches 1910 herrschte, erbaut wurden. Er war die Residenz der Könige und Ort für staatliche Zeremonien. Durch Krieg und Brände wurden immer wieder Teile zerstört. Erst seit 1990 wurden die zerstörten Gebäude wieder rekonstruiert. Von außen fand ich die Architektur mit ihren geschwungenen Dächern und farblichen Verzierungen, ähnlich asiatischen Tempeln, sehr schön; das Innere war bei den Gebäuden, in die man hineingucken konnte, sehr schlicht. Die Anlagen drumherum waren weitläufig, mit Teichen, Türmchen und Bäumen wie Ginkos, deren Blätter malerisch gelb in der Sonne strahlten. Neben dem Palast war direkt das National Folk Museum, das einen hervorragenden Einblick in die Lebensweise der Koreaner in der Geschichte und heute bot. Obwohl wir eine ganze Weile dort waren, hatten wir noch nicht alles gesehen, aber wir wollten das schöne Licht des Spätnachmittags lieber für draußen nutzen. Wenn uns zum Ende unseres Seoul-Aufenthalts noch Zeit blieb oder es einen Regentag geben sollte, wollten wir sicher dort noch einmal und in das Museum of Modern and Contemporary Art nebenan gehen. Wir schlenderten durch die kleinen Sträßchen im Umkreis und fanden nette Cafés und Restaurants. An einem Straßenstand teilten wir uns einen koreanischen Pfannkuchen, der, soweit wir das identifizieren konnten, gefüllt war mit einer Zimt-Nussmischung – sehr lecker! Da wir nun schon mal in einem Gebiet mit vielen netten Restaurants waren, googelten wir nach vegetarischen und fanden auch eines, das unter anderem vegane und vegetarische Angebote hatte. Es war ein süßes kleines Restaurant mit viel Holz und überall bunter Deko von Hühnern und Hähnen, sehr gemütlich. Wir bestellten uns einen Tofu-Pilz-Hotpot bei dem Pilze, Tofu und Chinakohl in einer Chilisuppe auf einem Gasstövchen brodelten. Dazu gab es diverse Tellerchen mit Kimchi und einen mit winzigen, gerösteten Fischen, die aber eher wie geröstete Zwiebeln als wie Fische aussahen, aber nach knusprigen Fischen schmeckten. Diese Beilage war natürlich nur für mich, dafür überließ ich Stefan zwei Arten von Kimchi, die mir zu scharf oder sauer waren und Algen und hielt mich außer an den Fischchen an eingelegten Sojasprossen. Dazu gab es braunen Reis. Ich fand das Essen ok, aber es war schon sehr an der Grenze zu scharf, dabei war es kein als scharf gekennzeichneter Hotpot. Direkt vor dem Restaurant fuhr ein Shuttlebus zur S-Bahnstation und von dort fuhren wir heim.

Montag, 11.11.24 Seoul

Zu Abwechslung war an diesem Tag mal Wandertag, der uns zum Berg Bugaksan, den wir gestern schon hinter dem Großen Palast in der Ferne bewundern konnten, führen sollte. Wir hatten uns deshalb bereits beim Seoul Hiking Tourism Center über Wege informiert, weil ich wissen wollte, was ich meinen Knien zutrauen konnte. Nunja, richtig klug hatte uns das nicht gemacht, denn wir konnten weder die Qualität der Wege noch die Höhenmeter rausfinden. Der Plan sagte die Dauer und welcher Weg Easy, Intermediate oder Advanced (leicht, mittel, fortgeschritten) sein sollte. Wir konnten keine der drei Routen bei Komoot finden, daher befürchteten wir auch Orientierungsschwierigkeiten. Was uns aber der nette Herr am Schalter mitteilte war, dass es beim Berg von Westen her ein Stück mit Seil am Felsen gäbe und er uns empfehlen würde, von Osten, also vom Hikingcenter aus zu laufen und dann zu sehen, wie ich mit meinen Knien klarkäme. Es gäbe halt sehr viele Stufen, die Wegführung wäre aber einfach, da es immer an der restaurierten Stadtmauer entlang ginge. Lange Rede kurzer Sinn, es war genauso und ich hatte mir ein paar Sorgen zu viel gemacht. Wir gingen am Morgen noch einmal beim Infocenter vorbei und ließen uns den Weg bei Komoot einzeichnen. Mit der Navigation kamen wir damit gut hin. Es waren sehr viele, teils überhöhte Stufen und daher war der Weg schweißtreibend, aber da er fast die ganze Zeit an der Mauer entlangführte und es noch dazu Absperrungen gab, da der Weg durch militärisches Sicherheitsgebiet verlief, konnte man sich kaum verlaufen. Gab es Abzweigungen, waren sie gut ausgeschildert und wir wussten durch die Karte, welche Highlights uns am Weg erwarten würden. Bis 2020 war das ganze Gebiet für die Öffentlichkeit gesperrt, nachdem 1968 31 Kommandos aus Nordkorea versucht hatten, in die Präsidentenresidenz einzudringen. Erst in den letzten vier Jahren hatte man versucht, die Region für Wanderer zu öffnen und die ehemaligen Patrolienwege zu Wanderwegen umfunktioniert. Das war unserer Meinung nach sehr gelungen. Auch wenn man an einigen Stellen nicht fotografieren durfte, boten sich ausreichend tolle Ausblicke und Fotomotive. Auf einem Stück, das leider das i-Tüpfelchen, die Begagmaru Spitze, einschloss, wurden wir umgeleitet, da vor kurzem wohl ein Stück der Mauer dort kollabiert war und restauriert werden musste. Auch der Umweg war aber sehr schön und wir kamen am Ende wieder auf den Weg zum Changuimun Gate, einem schönen, alten Stadttor.  Wir suchten uns einen Bus zurück zum Gwanghamun Square, dem Platz vor dem Palast, wo tags zuvor die Outdoorbücherei aufgebaut war. Die Straße konnte man vielleicht vergleichen mit „Unter den Linden“ in Berlin. Hier sind die Botschaften und mehrere Museen und hier finden immer mal wieder Demonstrationen und politische Veranstaltungen statt. Ganz in der Nähe befand sich Cheonggyecheon, eine Straße, rechts und links von Wolkenkratzern mit Geschäften, Banken, Restaurants etc. gesäumt, in deren Mitte, ein paar Stufen tiefer, ein Wasserlauf mit Gehwegen und beleuchteten Installationen verlief. Auch oben, an der Straße selbst, boten großzügige Fußwege mit kleinen Brücken über den Wasserlauf, sowie hervorragende Radwege den Besuchern eine angenehme Atmosphäre. Nach ein paar Fotos suchten wir uns die nächste S-Bahn Haltestelle und fuhren mit Bahn und Bus heim. Allmählich fanden wir uns mit der Orientierung einigermaßen zurecht. Es war hier nicht so einfach, weil wie erwähnt Google Maps nur öffentliche Verkehrsmittel anzeigte, aber keine Fußwege, man bei Komoot rumrätselte, was sich wo befand, Kakao, die koreanische App, das meiste nur in koreanischer Schrift anzeigte und bei Maps me zwar auch Fußwege angezeigt wurden, aber die Suchfunktion häufig zu wünschen übrigließ, so wollte die App uns an diesem Tag, statt zum Malbawi Observatory in Seoul nach Malawi in Afrika schicken! In S-Bahnen und Bussen wurden die meisten Stationen bei der digitalen Anzeige bei Ankunft an der Haltestelle in Koreanisch und Englisch angezeigt, aber bei den Linienplänen teils nur in Koreanisch. Bisher hatten wir aber unseren Weg immer gefunden.

Dienstag, 12.11.24 Seoul

Unser erstes Ziel war das Bukchon Hanok Village, ein Wohngebiet mit ursprünglicher Architektur, das so von Touristen überlaufen war, dass bereits bestimmte Besuchszeiten vorgeschrieben waren und auch von Ordnungshütern überwacht wurden und man überall Schilder fand, die darauf hinwiesen, dass man sich ruhig verhalten sollte, um die Bewohner nicht zu stören. Die Häuschen aus Holz und Steinen mit Dächern, die in etwa so aussahen, als hätte man Stifte nebeneinandergelegt als Dachpfannen und nach vorne hin verziert, fanden wir auch wirklich sehr hübsch. Man fand auch viele Künstler dort, die Workshops anboten z.B. zur Herstellung von Lampen, Schmuckstücken o.ä. und nette kleine Cafés. Danach besuchten wir unseren nächsten Palast, den Deoksugung Palace, den „Palast der Tugend und des langen Lebens“ denn wir hatten bei unserem Besuch des großen Palastes ein Kombiticket für alle Paläste in Seoul gekauft. Ein großes Gebäude im westlichen Stil fanden wir hier ebenfalls vor, was einst gebaut wurde, um westliche Herrscher zu empfangen und ihnen die Ebenbürtigkeit zu zeigen.

Als es dämmerte, begaben wir uns zum letzten Ziel, dem DDP Dongdaemun Design Plaza. Es handelte sich um ein gewaltiges architektonisches Bauwerk, dessen Design sehr futuristisch und schwer beschreibbar ist und zum einen von innen heraus unterschiedlich beleuchtet wurde, aber auch durch die Leuchtreklamen ringsum. Es diente für diverse Veranstaltungen. Danach waren wir reif für die Heimkehr. Ich hatte wieder über 22000 Schritte auf meiner Uhr. 

Mittwoch, 13.11.24 Seoul

Der Tag begann so aufregend wie der Abend zuvor. Ich hatte nämlich zu meinem Schrecken feststellen müssen, dass ich ein Medikament doppelt, dafür ein anderes gar nicht eingepackt hatte. Das fiel mir jetzt erst auf, weil ich für die erste Woche noch zuhause meine Tagesrationen zusammengestellt und zum Nachfüllen die Blisterpackungen mit Beipackzettel mitgenommen hatte. Dummerweise hatte sich gerade zuvor mal wieder eine Verpackung und die Tablettenfarbe geändert, sodass ich nun immer 4 weiße Tabletten auseinanderhalten muss. Wie auch immer, ich saß ohne meine sehr wichtigen Blutdruckmedikamente da und wäre fast verzweifelt. Wir versuchten noch am Abend bei zwei Apotheken das Enalapril zu bekommen, aber in beiden sprach man kein Englisch, machte mir aber klar, dass ich ein Rezept vom Arzt bräuchte. Meine englischsprachige ärztliche Bescheinigung von zuhause, dass ich all die Medikamente unterwegs brauche, die ich einführe, erkannten sie nicht an. Das hätten Apotheken in Deutschland wohl auch nicht getan. Das Schlimmste war aber, dass eine Apothekerin meinte, das Medikament würde in Korea nicht mehr geführt. Ich schrieb also eine dringende E-Mail an meine Kardiologin – wie gut, dass es bei ihr 8 Std früher war – und fragte um Rat, was ich nehmen könnte. Ich wollte weder zig Untersuchungen noch irgendwas Fremdes einnehmen. Sie schrieb mir auch kurz drauf zurück. Ebenfalls teilte ich dem ADAC-Ambulanzdienst mein Problem mit, um ggf. per Express von Deutschland die richtige Medizin zu bekommen. Dafür benötigte ich aber ein Rezept per Fax von meinem Hausarzt, der sich nicht meldete. Letzte Möglichkeit wäre meine Freundin Heike gewesen, die aus unserer Wohnung meine Tabletten hätte holen und verschicken müssen. Problem beim Versand: wir wechselten am drauffolgenden Samstag unser Domizil und Express sollte zwischen 2-3Tagen dauern. Ich googelte also nach englischsprachigen Ärzten in Seoul und fand eine „International Clinic“, die aber eine Praxis, kein Krankenhaus sein sollte. Die Botschaftsseite empfahl mehrere Krankenhäuser wie die Uniklinik, aber da fürchtete ich, dass wir uns weder zurechtfänden noch direkt einen Termin bekämen. Ich schlief miserable und am Morgen begaben wir uns umgehend zu der Internationalen Clinic. Dort verlief alles besser als vermutet. Die Arzthelferin sprach Englisch, ich bekam nur den Blutdruck gemessen und schon konnte ich zum Arzt rein. Er verstand gleich mein Problem, verschrieb mir für 3 Monate Enalapril und ließ seine Mitarbeiterin eine Apotheke rausfinden, wo ich die Tabletten abholen konnte. Das Ganze dauerte kaum eine halbe Stunde und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen! Nach einem Kaffee zum Fit werden begaben wir uns zur Myeongdong Street, einer lebhaften, sehr auf junge Leute eingestellten Geschäftsstraße mit diversen Markenläden, Beauty Geschäften, Roboterrestaurants und den für Asien bekannten Selfiläden mit Accessoires, in denen man sich selbst fotografieren kann und Läden mit sogenannten „Wappen“, das sind alle möglichen Sticker zum Aufnähen oder Aufbügeln auf Kleidung, Taschen etc. In dieser Straße fanden wir ein veganes Restaurant und genossen leckeres Essen, ohne nachdenken zu müssen, ob Fischpaste, Knochenbrühe o.ä. drin war. Als Gegenpol zum Shoppingwahn besuchten wir den nächsten Palast, den Changgyeonggung Palace mit Garten und Orangerie. Leider konnten wir dem „Geheimen Garten“ keinen Besuch abstatten, da er nicht in unserem Sammelticket enthalten war und für diesen Tag auch alle Eintrittskarten ausverkauft waren. Es stand darüber hinaus eine lange Schlange am Einlass, also wäre es wohl auch kein Vergnügen geworden. Zum Abschluss des Tages hatten wir uns die Banpo Bridge ausgesucht, eine der Brücken über den Fluss Han beim Yachthafen mit architektonisch designten Veranstaltungs- und Gastronomiegebäuden, die auf Potongs im Wasser schwammen und mit kleinen Brücken verbunden waren. Nachdem wir erst den Sonnenuntergang überm Wasser genießen konnten, erleuchteten später die Gebäude in wechselnden Farben. Danach quälte sich der Bus mit uns durch die Rush Hour und auch die Metro war brechend voll, aber wir kamen immer noch angenehmer nach Hause, als hätten wir ein Auto gehabt und uns durch den Verkehr wühlen müssen.

Donnerstag, 14.11.24 Seoul – Tour Demilitarisierte Zone zu Nord-Korea

Wir kamen an diesem Tag Nordkorea so nahe, wie es legal für Besucher überhaupt möglich war. Wir hatten eine Tour in die DMZ, die Demilitarisierte Zone, also die Pufferzone zwischen Nord- und Südkorea gebucht. Per Bus fuhren wir zuerst nach Imjingak, einem Park, der 1972 vor der DMZ errichtet wurde, um den Menschen Trost zu spenden, die durch die Trennung Koreas nicht mehr in ihre ehemalige Heimat, zu ihren Verwandten oder den Gräbern ihrer Vorfahren reisen können. Hier treffen sie sich nun jährlich, um ihnen zu gedenken. Damit die Kinder, die mit dem historischen Platz nichts verbinden, sich nicht langweilen, hatte man hier einen kleinen Vergnügungspark gebaut, direkt neben zahlreichen Denkmälern, der Freiheitsbrücke, über die nach dem Krieg die repatriierten Soldaten zurückkamen, den Schienen und dem letzten Zug, der 1950 die Grenze von Nord- nach Südkorea überquerte. Das wirkte für uns etwas unpassend, aber entsprach wohl der südkoreanischen Mentalität. Hier fanden wir auch ein Denkmal für die koreanischen Trostfrauen, die im 2.Weltkrieg von den Japanern verschleppt bzw. unter falschen Versprechungen angeworben wurden und dann auf brutalste Weile über Jahre eingesperrt und sexuell missbraucht wurden. Per Gondel konnten wir bis nahe an die Grenze fahren und von oben das Gebiet überblicken. Fotos von der Gondel und in Richtung Nordkorea waren strikt untersagt.  Im Anschluss fuhren wir in das Sperrgebiet, das in mehrere Zonen unterteilt war. Die Grenze war die Demarkationslinie. Nördlich und südlich verlief die Demilitarisierte Zone, ein etwa 4km breiter Streifen als Pufferzone, in der laut dem Waffenstillstandsabkommen von 1953 keinerlei militärische Aktivität oder Waffen erlaubt waren.  Davor befand sich die Civilian Control Zone (CCZ), ein Landstrich zwischen der DMZ und der Civilian Control Line (CCL). Die CCL war eine Linie, die den öffentlichen Zugang in Gebieten neben der Demarkationslinie einschränkte, in denen der rechtliche Schutz des Militärs erforderlich war. Die CCL wurde erstmals 1954 festgelegt. Hier kontrollierten jetzt südkoreanisches Militär und UN-Soldaten. In dieses Gebiet konnte man mit geführter Tour und starken zeitlichen Reglementierungen, wie auch ausgedehnten Fotoverboten. Zur Einfahrt und Ausfahrt wurden die Pässe kontrolliert und es wurden drei Orte angefahren. Der erste war der 3.Tunnel. Die Nordkoreaner haben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder versucht, Tunnel nach Südkorea zu bauen, um militärische Einheiten nach Südkorea einzuschleusen und das Land anzugreifen. Entdeckt wurden bisher vier Tunnel, man geht aber von weitaus mehr aus. Nordkorea bestreitet laut Reiseführerin den Bau der Tunnel, bzw. behauptet beim dritten, es wären Bergbautätigkeiten für Kohleabbau gewesen. Zum einen waren die Sprengsätze alle in Richtung Süden angeordnet, zum anderen gibt es in dem Gebiet nur Granit, keine Kohle. In den dritten Tunnel konnten wir bis zu einer Sperrwand ca. 600m hineinlaufen. Stefan musste sich in dem engen Tunnel, die meiste Zeit ducken, da dieser nur 1,70 m hoch war, manchmal stieß sogar ich mir den Kopf. Am Ende konnten wir durch ein Loch in die DMZ sehen und die üppige Natur auf diesem von Menschen unberührten Gebiet erblicken. Der Rückweg durch den engen Tunnel war sehr anstrengend, da er sehr anstieg. Hier hatten Besucher wohl zuvor schon gesundheitliche Probleme, sodass wir gewarnt wurden. Ich hatte ein paar Befürchtungen, weil wir ja auch nicht endlos Zeit hatten, aber sie reichte gut aus, um langsam wieder aus dem Tunnel herauszulaufen. Der nächste Stopp war ein Observatorium von dem aus wir bis Nordkorea gucken konnten. Wir sahen ein Dorf, das die Nordkoreaner direkt nach dem Krieg als Fake gebaut hatten, um die damals bitterarmen Südkoreaner anzulocken. Weiter hinten konnte man ein weiteres Dorf erahnen, den Flaggenmast Nordkoreas, das Gebäude, wo Trump Kim Jong Un die Hand geschüttelt hatte und eine Fabrik, die Südkorea als Versuch eines Entgegenkommens und zur Hilfe für die Bewohner gebaut und betrieben hatte, die aber von Nordkorea angegriffen wurde. Es gab zahlreiche Annäherungsversuche, aber immer wieder machten Zwischenfälle sie zunichte. Auch hier herrschte strengstes Fotografierverbot. Wir konnten an dieser Stelle die Beschallung der Nordkoreaner durch die Südkoreaner mit K-Pop und Informationen mitbekommen, die von Südkorea in der letzten Zeit wieder betrieben wurden, nachdem Nordkorea Müllballons über Südkorea abgeworfen hatte. Es schien eine ständige gegenseitige Provokation zu geben, bei der jede Seite der anderen den Beginn vorwirft.

Letztes Ziel war das Dorf Daesong Dong mit 120 Familien in der südkoreanischen CCL, das auch als Freedom Village bezeichnet wird, in dem ausschließlichen Farmer leben. Da Südkorea sehr bergig ist und wenig Ackerflächen besitzt, konnte man auf dieses fruchtbare Land nicht verzichten und hat Menschen angeworben, die dort als Farmer mit ihren Familien leben wollen. Auch Ausländer könnten dort Land erwerben, wenn sie Landwirtschaft betrieben, z.B. Reis- oder Ginseng Anbau. Die Bewohner sind die einzigen Privatmenschen, die mit eigenen Autos in das Gebiet fahren dürfen. Die Bewohner haben ein paar Vorteile, wie Steuerfreiheit und keine Wehrpflicht, aber auch extreme Sicherheitsvorschriften zu befolgen. 

Es gab immer wieder Stellen, wo Fotos erlaubt waren, allerdings handelte es sich unserer Meinung nach ehr um unpassende und kitschige Selfie Punkte. Was hatten Selfie-Schaukel, Selfie-Herz etc. in so einem Gebiet zu suchen? Um aber dem ungeheureren Selbstdarstellungsdrang vieler Besucher entgegenzukommen und Fotos an kritischen Stellen zu vermeiden, waren sie wohl nötig.

Uns erinnerte vieles an die Grenzsituation der DDR oder auch an Zypern. Es war eine sehr interessante Tour, störend war nur, dass alles unter Zeitdruck erfolgen musste. Die Überwachung durch das Militär war stark, aber absolut notwendig. Es kam wohl immer mal wieder zu Attacken durch die Nordkoreaner. 

Nach unserer Tour machten wir uns in Seoul auf die Suche nach einem Elektronikgeschäft, weil Stefan ein Ladegerät für seine Uhr brauchte und sind gescheitert. Für uns war es unglaublich, dass man in einem Land, aus dem so viel Technik kommt, Probleme haben kann, überhaupt einen Laden zu finden, der diese verkauft. Danach waren wir im Restaurant essen und kamen erst gegen 21:00 Uhr nach Hause.

Freitag, 15.11.24: Seoul

Wir waren im Bughansan Nationalpark zum Wandern. Der Nationalpark liegt im Norden von Seoul, sodass wir über 1 Std mit Metro und Bus unterwegs waren, bis wir zum Nationalparkhaus am gewünschten Eingang kamen. Wir informierten uns über einfache Wege mit nicht zu viel Steigung und wurden auf den Bogungmun Course geschickt. Die Dame erklärte zwar, wo es hoch und wo runter ginge, aber weder Höhenmeter noch Beschaffenheit des Weges waren auf der Karte oder durch sie zu ermitteln. Stefan ließ sich noch in etwa die Strecke bei Komoot zeigen und los ging’s. Auf der Karte stand: Schwierigkeitsstufe 2 von 5, 4,3 km Länge und ca. 3 Std Dauer, was mir eine gewisse Sicherheit gab, dass ich den Weg gut meistern würde. Die ersten paar hundert Meter waren harmlos, und führte durch sehr schönen Herbstwald und an kleinen Wasserfällen vorbei. Das blieb aber leider nicht so. Schon sehr bald ging es nur noch bergauf, zumeist auf unebenen, häufig recht hohen Felssteinstufen, über Wurzelwerk und Bruchsteine. Das ging eine Stunde so und ich kam keuchend und mit wackligen Beinen beim ersten Ziel, dem Bogungnum Gate des Bogungmun Fortress an. Eine beeindruckende Mauer zog sich von hier aus durch die Landschaft und man hatte auf der einen Seite einen Blick über Seoul, auf der anderen Seite erhoben sich majestätische Bergspitzen aber egal wo wir auch guckten, der Blick auf sie war überall durch Baumkronen behindert, wirklich schade. Von hier ging der Weg auf und ab zum Daeseongmun Gate, was ein hübsches, tempelähnliches Dach hatte und einen guten Ausblick bot. Wir fanden auf dem weiteren Weg noch zwei Tempel, die nett aussahen, danach ging es nur noch bergab und ohne meine Stöcke wäre ich verloren gewesen. Der Weg war ebenso beschaffen wie der Hinweg, mich verließen auch meine Kräfte allgemein schon ziemlich und meine Beine waren durch die vielen Höhenmeter wackelig und dazu kamen meine schmerzenden, instabilen Knie. Insgesamt muss ich sagen, dass ich den Park, besonders mit dem netten Herbstlaub und den Aussichten schön fand, für mich aber der Weg mehr Qual als Vergnügen war. Es waren letztendlich 530 Höhenmeter auf 8,7 km Länge in 2:39Std (angegeben war er mit 3Std), d.h. wir hatten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,3km/h.

Ich hoffte, dass am kommenden Tag meine Knie keinen Ärger machen würden, wenn wir von Seoul abreisten nach Gunpo zu unserem Servasgastgeber. Das konnte sowieso noch recht spannend werden, weil es eigentlich nicht der Gastgeber selbst war, sondern sein Sohn, da er selbst in Bangkok war. Wir wussten über den Sohn nichts, hatten nur sein Bild von WhatsApp, auf dem er aussah, als hätte er gerade seinen Bachelor gemacht, jünger als unsere Kinder. Wir würden sehen, ob wir was miteinander anfangen können.

Samstag, 16.11.24 Seoul-Gunpo (Servas)

Wir erreichten unser Ziel Gunpo und dort unseren Gastgeber Kiyoung ohne Probleme gegen Mittag. Er war doch nicht so jung wie gedacht, sondern im Sommer 1991 geboren und hatte bereits 3 Jahre in England Sportmanagement und danach noch 2 Jahre in Singapur studiert. Er organisierte jetzt Studienaufenthalte für Koreaner*innen hauptsächlich im asiatischen Raum. Singapur und Hongkong scheinen wohl Top-Unis zu haben. Er lebte mit seiner Freundin, die als Erzieherin im Kindergarten arbeitete, zusammen. Sein Englisch war natürlich super, sie sprach jedoch fast gar kein Englisch. Als wir ankamen, hatten sie bereits Mittagessen kommen lassen. Es schien hier ähnlich wie in Taiwan zu sein, dass man entweder auswärts aß oder Essen bestellte. Es gab Bibimbap, ein sehr beliebtes Gericht in Korea aus Reis, verschiedenem Gemüse, Rindfleisch oder Tofu und meist mit gekochtem Ei obendrauf. Es wird laut Internet mit der Gewürzpaste Gochujang gegessen:

„Gochujang (lit. „Chilipaste, scharfe Paprikapaste“) ist eine scharfe, fermentierte koreanische Gewürzpaste aus Klebreismehl (koreanisch Chabssalgaru)Anm. und Meersalz (Cheon-il-yeom)Anm. sowie Gerstenmalz- pulver (Yeotgireumgaru)Anm. und Reissirup (Jocheong)lAnm. Traditionell wird die Paste in Tontöpfen (Onggi)[Anm. 7] eingelegt.[1][2]“ (Wikipedia)

Wir unterhielten uns über Beruf, Studium und Politik. Wir kamen über sein Wissen, dass in Deutschland unterschiedliche Fußballvereine politisch ausgerichtet sind wie St.Pauli oder Dynamo Dresden auf Rassismus, Fanverhalten, ökonomisches Gefälle von Ost zu Westdeutschland und Rechtstrends in Europa bis zu Amerika. Seine Meinung zu Trump war positiver als unsere und er sah keine Gefahr in ihm. 

Nach dem Essen machten Stefan und ich uns auf die Suche nach einem Ladegerät für seine Uhr, denn die Zwei wollten gemeinsam ein Picknick machen. Das werden sie wohl auf Innenräume verlagert haben, denn es fing leider an zu regnen. Als wir wieder zurück in ihrer Wohnung waren, waren wir allein und erledigten unsere kleinen Aufgaben wie Bericht schreiben, Fotos bearbeiten, Duolingo etc. Wir würden sehen, was der Abend noch so brachte. Wir wohnten hier im 12.Stockwerk einer ziemlich noblen Apartmentanlage mit etlichen Wolkenkratzern mit über 30 Stockwerken. Geld schien bei der Familie keine Rolle zu spielen. Ein Auslandsstudium kostet umgerechnet ca. 120000€, das könnten sich nur Reiche leisten wie Kiyoung uns sagte und seine Eltern hätten das Geld.

Sonntag, 17.11.24 Gunpo, Ausflug nach Suwong

Da unser Servasgastgeber am Morgen um 9:00 Uhr noch nicht aufgestanden war, schlossen wir daraus, dass kein gemeinsames Frühstück geplant war und brachen zu unserem Tagesausflug nach Suwong auf. Wir hatten am Vorabend noch mit Kiyoung darüber gesprochen und uns Tipps für den Ort geholt, als er gegen 21:30 Uhr nach Hause kam. Es stellte sich heraus, dass wir eigentlich in der Wohnung von Kiyoungs Eltern waren und er einen Teil der Woche dort und den anderen bei seiner Freundin in einem Stadtteil von Seoul wohnte, wo er auch arbeitete. An diesem Tag wurden seine Eltern aus Bangkok zurückerwartet, sodass wir unsere eigentlichen Gastgeber am Abend noch kennenlernen konnten. Die Situation war etwas schwierig, weil wir gar nicht abschätzen konnten, was von uns erwartet wurde. In der Regel wird immer schnell klar, ob die Gastgeber etwas mit uns unternehmen wollen, ob gemeinsame Mahlzeiten eingeplant sind usw., aber dieses Mal hingen wir außer bei dem Mittagessen am Anfang völlig in der Luft. 

Wir frühstückten in der Bäckerei-/Cafékette Paris Baguette und fuhren dann mit Metro und Bus nach Suwong , wo wir zuerst das Paldamun Gate, ein kulturelles Erbe aus dem 18. Jahrhundert besuchten. Es war das Tor der Festung Hwaseong. Danach besichtigten wir den Palast Hwaseong Haenggung von 1789, den ich persönlich interessanter fand als die Paläste in Seoul, weil man in mehr Räumlichkeiten hineinschauen konnte und Nachbildungen von Personen und Einrichtungen das damalige Leben verständlicher machten. Es war der größte temporäre Palast während der Zeit der Joseon Periode von 1392-1910. Der Palast wurde während der japanischen Okkupation fast völlig zerstört und erst ab 2003 wieder restauriert. Das Uhwagwan Guesthouse wurde als Schule und Krankenhaus genutzt, bis sich eine Bürgerinitiative für die Restaurierung auch dieses Gebäudes nach altem Vorbild einsetzte. Hinter dem Palast befand sich ein netter, bewaldeter Hügel mit Pavillons, die früher den Wachen dienten. Außerdem hatte die Stadt noch weite Teile der Stadtmauer erhalten, an der wir nett neben einem Fluss entlanglaufen konnten. Als uns der Hunger überkam, fanden wir ein Restaurant, das auch vegetarische Pasta anbot.  Zum Schluss fuhren wir etwas außerhalb zu dem interessanten, wie auch witzigen Museum „Mr  Toilet“ mit dem Thema „Toiletten in der Geschichte und deren Technik“. Der Bürgermeister Sim-Jae Duck hatte aus der Erkenntnis heraus, dass jährlich weltweit Millionen Menschen an Infektionskrankheiten erkrankten und starben, seine Villa in ein Museum in Form einer Toilette umbauen lassen und dort drin die Geschichte der Toilette und die Funktionsweisen sehr anschaulich dargestellt. Seine Initiative setzt sich weltweit für die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse öffentlicher Toiletten ein und hat bis dato 14 Toiletten in Entwicklungsländern gebaut.

Per Bus und Bahn begaben wir uns wieder nach Gunpo, gingen aber noch einen Tee trinken, um nicht direkt zur Abendbrotzeit bei unseren Gastgebern einzutreffen. Es konnte ja sein, dass sie gerade aßen und wir uns alle in eine peinliche Situation brachten, weil für uns nicht gedeckt war. Als wir gegen 18:45 Uhr wieder im Apartment ankamen, war niemand dort, aber unsere richtigen Servasgastgeber kamen um 19:00 Uhr heim und machten uns noch ein leckeres Abendessen. Danach unterhielten wir uns mit Chae Hwan, während seine Frau zum Tischtennis spielen ging. Er half uns, eine Reservierung für unseren Zug am kommenden Tag zu besorgen, was richtig kompliziert war, denn die meisten Züge waren bereits ausgebucht, was wir bei Regionalzügen nicht erwartet hatten. Außerdem verlangte die App der Zuggesellschaft bei der Buchung den Citizencode, den wir als Nicht-Koreaner natürlich nicht hatten. Letztendlich kaufte er die Tickets und druckte sie uns aus. Wir gaben ihm das Geld dann bar. Nun hofften wir, dass am nächsten Tag damit alles klappte. Chae Hwan zeigte uns bis spät am Abend noch einige seiner Reisevideos auf YouTube. Er und seine Frau waren bereits viel gereist und das auch zu ungewöhnlichen bzw. schwierigeren Zielen wie Syrien, Mongolei, Kenia, Libanon, Indien etc. Einige der von ihm besuchten Ziele sind wahrscheinlich inzwischen diversen Kriegen zum Opfer gefallen. Die Videos waren recht interessant.

Montag, 18.11.24 Gunpo- Daejeron 

Am Morgen frühstückten wir gemeinsam. Seine Frau hatte extra einen bunten Salat gemacht mit kleinen Eiern, wahrscheinlich Wachteleiern, es gab Toast, Marmelade, die Chae Hwang selbst gekocht hatte und Obst. Danach wollten wir eigentlich los zur Metro, um ja früh genug zum Bahnhof in Suwon zu kommen, da wir bei Google Maps unseren Zug nicht fanden und schon Böses erwarteten. Da hatten wir unsere Rechnung aber nicht mit Chae Hwan gemacht. Er wollte noch eine halbe Stunde mit uns rumfahren und uns die „Countryside“ zeigen und uns dann mit dem Auto zur Metro bringen. Das machte uns ehrlich gesagt nicht gerade glücklich, besonders nicht, als er unten in der Tiefgarage feststellte, dass er seinen Autoschlüssel in der Wohnung im 12. Stock vergessen hatte und wir die Zeit davonlaufen sahen. Er fuhr mit uns ein Stück aus der Stadt heraus und zeigte uns seinen „Garten“. Ich setze ihn in Anführungszeichen, weil es sich um eine Fläche in der Größe von zwei Badetüchern mit 12 Kohlköpfen handelte, zugegebenermaßen nicht teuer, er bezahlte dafür 10$ pro Jahr. Seine Frau stellt aus dem Kohl Kimchi her. Danach brachte er uns zur Metro und wir hatten zugegebenermaßen genügend Zeit, da wir in Suwong recht schnell blickten, wo und wann unser Zug abfuhr. Ich hatte im Internet ein Bild von einem Liniennetz der südkoreanischen Züge gefunden, auf dem wir unsere Stationen nachverfolgen konnten. Wir kamen gegen 15:00 Uhr in Daejeron an, konnten aber erst um 16:00 Uhr einchecken, also gingen wir Pommes essen in einem Burgerladen. Keine gesunde Mahlzeit, aber eine Alternative zu Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten und leider auch zu den leckeren Waffelläden unterwegs, da Stefan versuchte, auch auf Weißmehl, Milchprodukte und Zucker zu verzichten. Letzteres war fast unmöglich, weil sogar Algensnacks gezuckert waren. Unser Apartment, diesmal auf der 10. Etage, war wieder sehr neu und modern und alles in allem sehr gut bis auf ein paar Kleinigkeiten: Die Küche hatte einen herausziehbaren Tisch wie bei uns zuhause, aber es gab keine Stühle, um an ihm zu essen. Später hatten wir so einen rausziehbaren Tisch für Kaffeemaschine und Wasserkochen noch häufiger. Im Wohnbereich lag unter einem weißen Couchtisch ein weißer Teppich und auch das Sofa war weiß, daher legten wir vorsichtshalber Handtücher drauf. Wir hatten zwei Schlafzimmer, wobei meines freitragend oberhalb der Küche mit Abgang zum Wohnzimmer war. Die Höhe war so, dass ich gerade auf allen Vieren durchkrabbeln konnte. Die Betten waren nicht bezogen. Wir fragten die Vermieterin, aber sie meinte, das wäre richtig so. Die Decken wurden anscheinend nach jedem Gast gereinigt. Wir glaubten das mal, denn die Wohnung war blitzblank. Bei unseren Servasgastgebern war das ebenfalls so, da hatten wir aber einfach in unseren Schlafsäcken geschlafen und ich habe mir mein Reisehandtuch unter den Kopfteil gelegt. Ich erinnerte mich daran, dass wir in Japan auch häufig Zweifel hatten. Es schien hier nicht üblich zu sein, dass man Bezüge oder Laken nutzte. Die Wohnung war mit so viel Technik ausgestattet, dass es bereits ein Rätselraten war, welche Fernbedienung für Aircondition, für Licht, Ventilator oder TV war. Sie zu bedienen war dann eine weitere Schwierigkeit, denn die Beschriftung war koreanisch und nicht immer machte die Google-Übersetzung Sinn. Was hieß z.B. Herz bei einer Air-Condition? Die Fußbodenheizung war super angenehm, weil man ja nur ohne Schuhe in der Wohnung herumlaufen durfte, aber auf 26? eingestellt, gab es einen Saunaeffekt. Stefan versuchte sie herunterzuregeln, aber da war nicht viel von zu merken. Notfalls musste dann halt die Klimaanlage den Gegenpol bieten. Auf dem Boden Gymnastik zu machen war allerdings super. Warum machten sie es bloß im Bad nicht auch so? Das war immer der einzige Boden, der kalt war, aber da sollte man ja auch seine Kloplastiklatschen anziehen wie in Japan. Die zig Duftstäbchen, auf die anscheinend alle Airbnb- Besitzer stehen, auch in Deutschland, verbannten wir gleich wieder in den Putzraum. Bei dieser Beduftung verschlug es uns wirklich stets den Atem. Bis auf diese Kleinigkeiten fühlten wir uns aber sauwohl hier. Wir konnten wieder selbst kochen und draußen war es zwar ziemlich kühl geworden, aber wir hatten heute wieder Sonne – so durfte es bleiben.

Dienstag, 19.11.24 Daejeron – Ausflug „Devine Garden“ 

Das Vorwärtskommen wurde eindeutig komplizierter, denn auf Google konnten wir uns nur bedingt verlassen. Eigentlich wollten wir in den Sognisan Nationalpark und dort zu einem Tempel, der besonders schön sein sollte. Als wir beim Fernbus Terminal ankamen, schafften wir es gerade noch, uns nicht ins Aus zu schießen. Wir wären zwar hingekommen, aber es gab anscheinend keine Busse mehr zurück, und zwar nicht nur an diesem Tag nicht, sondern auch die nächsten Tage. Leider war das Englisch der Mitarbeiterinnen am Fahrkartenschalter so mies, dass wir näheres nicht herausbekommen konnten. Sie kreuzten nur ihre Hände, um uns zu zeigen, dass es nicht ginge und hatten auch keine Zeit für Übersetzungen. Alternativ suchten wir uns als Ziel den „Devine Garden“, also den Himmlischen Garten aus, eine Art botanischer Garten. Auch da stimmten die Zeiten der Busse nicht mit den Google Zeiten überein, aber wir ließen uns nicht abschrecken und nahmen uns vor, den nächsten Bus in gut einer Stunde zu nehmen. Da wir vorher noch Zeit hatten, besuchten wir erst den Traditionellen Markt von Daejeron, probierten dort leckere kleine Pfannküchlein mit Tofu und Gemüse (Stefan) und ich Fisch mit Ei. Sie waren sehr lecker. Danach besuchten wir die laut Kiyoung größte und bekannteste Bäckerei, die sich den Namen „Halle des heiligen Herzens“ Sungsimdang Bakery gegeben hatte. Die Leute standen mindestens 10 Meter Schlange vor der Tür. Auch wir besuchten diesen Ort der Versuchung, der sowohl Teilchen als auch unterschiedliche Brote verkaufte. Als die Zeit gekommen war, gingen wir zurück zur Bushaltestelle und konnten nun endlich in den „Himmlischen Garten“ fahren. Die über einstündige Busfahrt war bereits sehr nett, denn sie führte am Stausee des Geumgang entlang, sodass wir schöne Ausblicke auf Wasser und grüne Hügellandschaft hatten. Es tat wirklich gut, mal wieder Natur zu sehen und nicht nur Parks zwischen Hochhäusern. Von der Endstation ging es noch ein paar hundert Meter die Straße hinauf und dann erreichten wir den Park. Es handelte sich um eine Art botanischen Garten, der mit netten kleinen Holzwegen, Brückchen und Aussichtspunkten – natürlich immer für Selfies mit Bänken, Schaukeln etc. gestaltet- oberhalb des Stausees lag. Es wurde ein wirklich netter Ausflug bei gutem Wetter und der Bus zurück kam ebenfalls wie geplant. Auf dem Heimweg kauften wir ein, sodass es Glasnudeln mit Tomatensoße und angebratene Sojasprossen und für mich etwas Thunfisch dazu zum Abendessen gab. Es war schon sehr angenehm, selbst kochen zu können, wenn das Angebot rundherum für Vegetarier so eingeschränkt war.

Mittwoch, 20.11.24 Daejeron – Ausflug Gyeryongsan-Nationalpark

Eigentlich wollte ich mal meinen Körper etwas schonen, denn es machte mir seit einiger Zeit nicht nur das linke Knie Probleme, sondern auch die linke Po-Seite. Ich schätzte, dass ich meinem Piriformis Muskel irgendetwas angetan hatte. Bei langem Sitzen hatte ich schon lange etwas gemerkt, aber in den letzten Wochen hatte sich das verstärkt und ganz besonders, seit ich vor ein paar Tagen unvorsichtigerweise versucht hatte, etwas schneller zu laufen, um die Grünphase der Ampel noch zu erwischen. Auf jeden Fall tat es nun weh beim Sitzen, jeder Art von hoch- und runterlaufen und sobald ich es wagte, einen etwas kräftigeren und schnelleren Schritt einzulegen, dann zog es durch den ganzen Oberschenkel bis ins Knie und ich fing an zu lahmen. Ich wollte an diesem Tag daher eigentlich mal nix tun, aber da ich gelesen hatte, dass es bis zum Donghaksa Tempel im Gyeryongsan-Nationalpark ganz einfach zu laufen sein sollte und kaum hoch ginge, wollte ich dort auf jeden Fall hin. Nachdem sich meine Steifigkeit von der ca. einstündigen Busfahrt gelegt hatte, ging es erstaunlich gut mit dem Laufen, sodass ich entschied, dass wir es weiter bis zu den Donghaksa Eunseon Fällen versuchen könnten. Schon bald hatte mich der Ehrgeiz gepackt und ich schaffte es tatsächlich, die über 700 Holzstufen und die unzähligen, unebenen Steinstufen hinauf und hinunterzusteigen! Leider waren die Wasserfälle, die sonst beeindruckend aussehen sollten, derzeit fast ohne Wasser. Die Landschaft war dennoch sehr schön und wir haben die Wanderung genossen. Lieber trockene Wasserfälle als Regengüsse von oben. Nach der Rückfahrt besuchten wir ein Restaurant, das laut der Vegetarier App „Happy Cow“ auch vegetarische und vegane Gerichte haben sollte, was auch stimmte. Es gab Pokes, Schalen mit Gemüse bzw. Salaten, bei denen man sich Toppings hinzufügen konnte, sodass Stefan warme Kichererbsen, Tofu, Süßkartoffeln etc. hatte, ich hatte eine fischige Variante mit Lachsstückchen und richtig knackigem Salat. Auf dem Nachhauseweg kamen wir an einem typischen Stand vorbei, bei dem Bungeobbang, eine Waffel in Fischform verkauft wurde, bei der man eine Füllung aus entweder süßem Bohnenmus aus roten Bohnen oder Vanillecreme auswählen konnte. Das war ein leckeres Dessert auf die Hand für den Heimweg.

Donnerstag, 21.11.24 Daejeron 

Den letzten Tag in Daejeron verbrachten wir in der Stadt selbst. Wir fuhren zum Expogelände, das für die hier stattfindende Weltausstellung 1993 gebaut wurde.  Da wir das Science Museum links liegen ließen, da wir schon in so vielen Museen der Art waren, war es dort am Tage nicht sehr spannend. Wir fuhren auf den EXPO Hanbit Tower und konnten einen Rundblick genießen, der aber aufgrund der etwas diesigen Luft mäßig war. Nicht einmal das Café dort oben hatte geöffnet. Wir waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei Dunkelheit wäre hier alles beleuchtet gewesen und hätte sicher viel besser gewirkt. Wir verließen das Gelände über die rot-blaue Expo Bridge, und kamen zum Hanbat Arboretum, was uns wiederum aufgrund seiner Größe und Vielfalt erstaunte. Es gab längst nicht nur unterschiedliche Bäume, sondern Blumen und Pflanzen verschiedenster Arten, Seen mit Springbrunnen, Wasserrädern und vielem mehr. Zum Schluss besuchten wir noch das Daejeon Museum of Art, was vornehmlich Videoinstallationen zu bieten hatte, die zum Teil ganz schön unter die Haut gingen. Bei einer erlebten vier Menschen Folter: einer saß auf dem Stuhl und rundherum brannte es, eine Frau war an Handgelenken und Fußgelenken gefesselt, wobei sie and den Handgelenken an einem Seil hing und durch Wind hin und her geschleudert wurde, der Dritte hing an den Füßen am Seil in der Luft und Wasser wurde auf ihn gespritzt und der letzte wurde mit Erde oder Staub zugedeckt. Ein anderer Film stellte einen Mann da, der unter Hypnose bei seinem Psychiater die grausame Befragung durchs Militär wiedererlebte, weil seine Freundin angeblich Spionin für Nordkorea war. Nach dem Museum begaben wir uns noch einmal zum Daejeon Jungang Market, um ein weiteres Mal diese leckeren kleinen Pfannkuchen mit diversem Gemüse, Kräutern, Soja oder Meeresfrüchten zu genießen. Zuerst hatten wir Probleme, in dem riesigen Markt den richtigen Gang wiederzufinden, fanden dann aber was wir suchten, wenn auch an einem anderen Stand. Auf dem Heimweg kamen wir außerdem an einem Laden vorbei, der eine Art Krokantwaffelröhre gefüllt mit Eis oder Karamell verkaufte. Das war das geniale Dessert. Wir wollten uns eine Röhre mit Eis teilen, dann schenkte uns aber die Verkäuferin noch eine kleinere mit Karamell dazu, mmh, so lecker!

Freitag, 22.11.24 Daejeron -Jeonju

Heute verließen wir unsere schöne, große Wohnung in Daejeron und fuhren südwestlich mit dem Expressbus nach Jeonju. Diese Stadt war ausnahmsweise mal keine Millionenmetropole, aber mit ca. 664000 Einwohnern dennoch großstädtisch. Wir hatten bis Montag gebucht, weil laut unseren Servasgastgebern das Wochenende immer teurer und voller in den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre. Das kennt man ja auch bei uns. Dieses Mal wohnten wir in einem Guesthouse, was in Südkorea einem Hostel gleichkommt. Wir hatten ein 12 qm Zimmer inkl. Bad, mit zwei Betten, winzigem Kühlschrank, der auch als Nachtisch diente, einem Garderobenständer, Aircondition und TV. Erst dachten wir, das Fenster ließe sich nicht öffnen und hätte Pappe von außen vor der Scheibe, was sich aber bei Licht als Trugschluss herausstellte. Zimmer ohne Fenster sind in Asien gar nicht so selten, vielleicht wegen der Hitze im Sommer und gegen Insekten? Im Erdgeschoss gab es einen Aufenthaltsraum, wo man sich morgens selbst aus den bereitgestellten Eiern, Toast, Marmelade, Saft, Kaffee und Milch das Frühstück zubereitete. Das hatten wir in der Art schon einmal in Schottland kennengelernt. Das Guesthouse lag sehr zentral zur Hauptsehenswürdigkeit, dem Jeonju Hanok Village, welches wir kurz nach unserer Ankunft direkt bei schönster Abendsonne besichtigten. Nach unseren Erfahrungen in Seoul, wo in dem Gebiet sehr viel Rücksicht auf die Einwohner genommen wurde und es spezielle Besuchszeiten gab, war das hier wie eine Festmeile. Ein Souvenirladen nach dem anderen, ca. jeder 5. Laden ein Selfie- Fotoladen, wo man sich mit der überall zu leihenden Hanbock- Bekleidung oder irgendwelchen Kuscheltieren und ähnlichem auf Fotos verewigen konnte. Der Baustil der alten Häuser war wirklich hübsch, aber dieser Trubel mit unzähligem Kitsch machte hier vieles kaputt- echt schade. Am Abend waren wir dann wieder Bibimbap essen, eines der wenigen Gerichte, wo man eine Chance auf vegane oder vegetarische Zubereitung hatte. Was uns bis dorthin an Jeonju aufgefallen war, war, dass es zwar kleinstädtischer wirkte, ohne die gigantischen Apartmentklötze mit 30 und mehr Etagen, dass dafür aber auch die Infrastruktur für Fußgänger längst nicht so gut ausgebaut war. In Seoul und Daejeron hatten nur wirklich kleine, wenig befahrene Straßen keine Bürgersteige, gab es zahlreiche Radwege und es wurde mit Ampeln und Unterführungen nicht gespart. Hier in Jeonju war das Erste, was uns begegnete, als wir aus dem Bus Terminal herauskamen, eine vierspurige, belebte Hauptstraße, die wir zur Stadtbushaltestelle überqueren mussten, wo aber weit und breit keine Ampel zu finden war. Mit Koffer und Rucksäcken und wackeligen Knien nicht gerade einladend.

Nun noch ein paar Besonderheiten, die uns bisher in Korea aufgefallen waren:

Koreaner lieben es süß, das hatten wir ja bereits gleich am ersten Abend bei der gesüßten Pizza festgestellt, aber dass sie sogar Tomaten züchten bzw. sie mit Stevia injizieren, machte uns fassungslos. Auf der Verpackung stand sogar außer Stevia noch Süßstoff. Wen das Thema interessiert, kann sich ja mal diesen Artikel ansehen: https://www.wired.kr/news/articleView.html?idxno=2228

Als weitere Besonderheit fiel uns auf, dass es keine Badetücher gibt. Die Handtuchgröße, die auch fürs Duschen genutzt wird, ist in etwa die Zwischengröße eines Gästehandtuchs und eines normalen bei uns mit 37x 70cm, dafür bekamen wir immer reichlich davon.

Bettwäsche zum Beziehen ist untypisch, es gibt nur eine Art Matratzenauflage als Spannlaken, Decke und Kissen. Alles wird (hoffentlich) in Unterkünften bei jedem Gast gewaschen/gereinigt. Das hatten wir zuvor auch in Japan, wo wir uns immer gefragt hatten, ob unsere Gastgeber oder auch die Hostelbesitzer die Decken jedes Mal reinigten. Ich war auf jeden Fall froh, meinen Schlafsack für diese Fälle mitzuhaben.

Das Leben scheint sich außer um Bildung (es gibt schier unzählige Universitäten) hauptsächlich um Schönheit zu drehen. Nicht nur Schönheits-OPs sind gängig, sondern die Anzahl der Beautyshops übertrifft in den Haupteinkaufsstraßen vielleicht sogar noch die der Cafés und Restaurants. Es schien uns überhaupt nicht unüblich zu sein, sich an Bushaltestellen, in der Metro oder in öffentlichen Toilette zu schminken. 

Hinzu kommen noch die Düfte. Nicht nur Parfüms werden zahlreich gekauft, es gibt auch keine Unterkunft, die nicht mindestens eine Vase mit Duftstäbchen in jedem Raum und ggf. noch Duftspray hat. Meine erste Aktion in jeder Unterkunft war dementsprechend, diese Beduftung irgendwohin zu verbannen, wo sie uns während des Aufenthalts nicht einnebelt.

Auch lieben es die Koreaner sehr warm. Die Fußbodenheizung ist zumeist auf 25? und mehr eingestellt. Wenn wir keine Möglichkeit fanden, sie runterzustellen, blieb nur die Klimaanlage, denn Fenster offenstehen lassen (wenn es sie dann gab) war ein Moskitorisiko. 

So, wie es in Taiwan eine Melodie gibt, die Müllautos ankündigt, haben die Südkoreaner Melodien, die die Einfahrt von Metros ankündigen, nicht überall, aber doch in mehreren Städten, allen voran Seoul. Musik spielt auch sonst eine große Rolle. In Restaurants, Geschäften, Einkaufszonen und teils auch Bussen ist sie nicht wegzudenken. Zumeist wird man mit K-Pop berieselt. Angenehm dagegen ist die sanfte Untermalung eines Toilettengangs mit klassischer Musik wie Vivaldis 4 Jahreszeiten, oder ich hatte auch schon Walzermusik von Strauss. Das gibt es nicht überall, aber häufig sind die Toiletten dann auch besonders gut, z.B. beheizte japanische Modelle und super Sauberkeit. Toiletten findet man regelmäßig in Metrostationen, häufig in Parks und Einkaufszentren, dafür ist es bei Restaurants häufig so, dass es irgendwo im Erdgeschoss desselben Gebäudekomplexes Toiletten mit Codeschloss gibt. Den Code bekommt man von der Bedienung, dann muss man nur noch die Toilette finden, die ohne weiteres drei, vier Eingänge weiter sein kann und man es selbst gar nicht mehr dem Gebäude zuordnen würde. Hier ist es häufig so, dass das Klopapier draußen im Eingangsbereich statt in der Toilettenkabine hängt. Dumm gelaufen, wenn man es erst merkt, wenn man sein Geschäft bereits erledigt hat, aber clevere Reisende haben natürlich immer etwas in der Tasche für Notfälle ;). Wir haben nirgendwo etwas für die Nutzung einer Toilette zahlen müssen, sehr lobenswert!

Dass die Koreaner, wie bereits in anderen asiatischen Ländern beobachtet, Sportfreaks sind und es Outdoor- Trainingsgeräte in fast jedem Park, an Wanderwegen etc. gibt und natürlich auch zahlreiche Sportstudios, habe ich bereits in vorherigen Berichten erwähnt. Eine Sportart erfreut sich hier außerdem großer Beliebtheit und das ist Golf, so findet man auch häufig Läden mit Golfausstattung und Golfplätze an allen möglichen Stellen.

23.11.24 Jeonju

Heute eroberten wir nahezu alle Sehenswürdigkeiten von Jeonju zu Fuß, was mir 25300 Schritte auf meiner Uhr entsprechend 11,7 km brachte. Wir liefen noch einmal durch das Hanok Village, was am Morgen viel angenehmer, weil ruhiger war. Wir fanden auch kleinere Straßen mit Kunsthandwerk und kamen zur Jeondong Cathedrale, einer romanisch-katholischen Kirche, die zwischen 1908 und 1914 erbaut wurde. Sie war bisher die einzige Kirche, die etwas Stil hatte. Alle anderen, die wir bisher gesehen hatten, waren hässliche Betonbauten mit rot leuchtendem Neonkreuz.

Südkorea ist mit den Philippinen das einzige Land, wo christliche Religionen in der Mehrheit sind. Hier in Südkorea bekennen sich aber nur etwa die Hälfte der Bewohner zu einer Religion, die meisten folgen dem Konfuzianismus.

Nach der Kathedrale besuchten wir den Gyeonggijeon Shrine und das Royal Portrait Museum, was sich in derselben Anlage befand. Im Museum waren große Portraits von 7 Königen ausgestellt, mehrere Sänften und für Kinder oder auch Erwachsene gab es die Möglichkeit, selbst Portraits der Herrscher auf Postkartengröße anzumalen oder Pferde und Soldaten auf Computerbildschirmen, die dann auf einer großen Leinwand in einer Parade erschienen. Nichts Aufregendes, aber ganz witzig. Nach dieser historischen Stätte begaben wir uns zum Nambu Market, der sehr authentisch war. Von Haushaltsgegenständen, Möbeln, Seide, Samen bis zu allen möglichen Lebensmitteln wie frischem Fisch und Trockenfisch, Obst, Gemüse und diversen Wurzeln, von denen wir nicht die blasseste Ahnung hatten, wie sie hießen und was man damit machte, war alles zu finden. Obst und Gemüse wurde zumeist von alten Frauen verkauft, wovon viele so gebeugt gingen, als hätten sie Skoliose. Es war jedoch auch schwer abzuschätzen, wie alt sie waren, da waren sicher auch schon über Achtzigjährige dabei und man darf nicht vergessen, dass vor wenigen Jahrzehnten Südkorea noch bitterarm war und die Lebensverhältnisse und die Versorgungslage prekär.

Auf unserem Weg kamen wir auf einen Platz, wo in einem Zelt ein Memorial für eine ganze Gruppe von Menschen aufgebaut war. Es wurde 150 Todesopfern, die 2022 in Seoul während einer Halloweenfeier im Gedränge einer Gasse ums Leben kamen, gedacht. Bei mir kamen gleich Assoziationen zur Loveparade 2010 in Duisburg. Welch ein Grauen!

Am Nachmittag fanden wir ein superhübsches Teehaus mit historischem Ambiente, in dem wir aus edlen Porzellantassen Jasmin Tee tranken und Karottenkuchen genossen. 

Ein weiteres historisches Erbe, das wir besuchten, war das restaurierte Jeolla Gamyoung (Regierungskomplex der Provinz aus der Joseon-Dynastie). Die Gebäude waren sehr kunstvoll aus unbehandeltem Holz errichtet, drinnen gab es Kunstwerke verschiedener Maler, von denen uns einige sehr gefielen. 

Um zu verifizieren, ob es in Korea nur Kleidungsgrößen entsprechend unserem XXS gibt, wie unsere Tochter gelesen hatte, besuchten wir ein paar Geschäfte, unter anderem fanden wir auch ein Sozialkaufhaus. Wir stellten fest, dass es mehr Kleidung in sehr kleinen Größen gibt als bei uns, aber definitiv nicht nur. Wenn ich Größenschilder in Kleidung fand, war es meistens Größe 100, was laut Internet mit unserer Größe M zu vergleichen ist. Die Menschen sind hier halt auch viel kleiner. Ich bin im Vergleich zu koreanischen Frauen schon groß. Die meisten würden bei uns wohl in Kindergrößen passen. Wir sahen während der Reise einige junge Frauen, die sehr skinny und voraussichtlich unterernährt waren und davon wohl mehr als bei uns, aber bei Weitem nicht die Mehrzahl. 

Auf der Suche nach einem vegetarischen Restaurant, das wir in der App Happy Cow gefunden hatten, gelangten wir auf die andere Flussseite zum Jaman Mural Village, einem netten, am Hang gelegenen Viertel mit zahlreichen Wandmalereien, nur unser Restaurant fanden wir nicht. Allmählich hatten wir Hunger und die Beine wurden schwer. Auch ein weiteres Restaurant, dieses Mal von Google Maps, erwies sich als Fake. Inzwischen waren wir wieder im Hanok Village, wo jetzt im Dunkeln wie am Vorabend die Post abging. Wir gingen von Restaurant zu Restaurant und fragten nach vegetarischen Alternativen, aber die meisten hatten gar keine, oder man bot uns wieder Bibimbap an, was wir aber nun wirklich nicht jeden Tag essen wollten. Mir war es am Vortag zu scharf gewesen und Stefan hatte es inzwischen schon drei Mal gegessen. Nach dem fünften Restaurant wurden wir endlich fündig und bekamen landestypische Pfannkuchen mit Frühlingszwiebeln, ich die Normalversion mit Meeresfrüchten, Stefan ohne. Und beide waren lecker.

In Restaurants gibt es in Südkorea zwei Besonderheiten zur deutschen Gastronomie:

Zum einen gibt es immer kostenloses Wasser zum Essen, was man sich meist selbst aus einem Behälter zapft. 

Außerdem gibt es Banchan (Service), das sind diverse Beilagen auf kleinen, Untertassen großen Tellerchen, die umsonst sind und auch kostenlos aufgefüllt werden. Meist handelt es sich um Kimchi aus Rettich und Kohl, oder auch Algen o.ä. Diese Tradition ist in allen Restaurants außer Fastfood Betrieben gängig, so bekamen wir es auch dieses Mal inklusive einer Suppe. Auf dem Heimweg probierten wir dann noch bei der örtlichen Bäckerei PNB ihre berühmte Schoko-Pie. Zwischen zwei Gebäckhälften ist eine Sahnecreme und Erdbeermarmelade und der Überzug ist aus Schokolade. Sie war OK, aber meiner Meinung nach war der Teig zu trocken. Damit wir am nächsten Tag nicht wieder verzweifelt nach vegetarischem Essen suchen mussten, kauften wir im Anschluss noch beim Supermarkt ein. Wir konnten im Guesthouse zwar nicht kochen, durften aber etwas in der Mikrowelle aufwärmen, also sollte es zur Abwechslung mal Reis mit indischer Currysoße geben und für das Frühstück kauften wir uns noch Haferflocken und Obst, damit Toast, Marmelade und Ei eine gesunde Erweiterung erfahren konnten. Der Supermarkt war ausnahmsweise mal richtig gut bestückt für unsere Bedürfnisse und noch dazu in der Nähe unserer Unterkunft.

Der Tag war echt schön, wenn auch die Restaurantsucherei nervte. Der alte Teil von Jeonju war wirklich nett und entspannt im Vergleich zu den Innenstädten der Megacitys. Allgemein konnten wir aber für Südkorea sagen, dass es im Vergleich zu Taiwan und besonders Vietnam viel angenehmer war, in den Städten herumzulaufen, weil viel weniger Roller fuhren, was wir sehr genossen. Nicht nur die Abgase waren dadurch weniger, man musste auch nicht überall höllisch aufpassen, um nicht umgefahren zu werden, besonders auf Märkten. Zahlreiche Ampeln erleichterten hier das Überqueren der Straßen, wenn man auch immer ewig lange auf grün wartete (was Stefan bei Joggen besonders nervte), um dann häufig in Eilschritt über die breiten Straßen laufen zu müssen. An Zebrastreifen ließ man allerdings vorzugsweise den Autos die Vorfahrt, sonst nahmen sie sie sich von selbst. Freiwillig hielt hier keiner, ehr wurde wütend gehupt!

24.11.24 Jeonju

Wir wanderten mal wieder und natürlich ging es bergauf, wie immer, wenn wir irgendwohin wollten. Unser Ziel war die Umrundung des Ajun Lakes, aber dafür mussten wir erst über den Kirin -Bong Gipfel, von dem wir einen großartigen Ausblick über die Stadt Jeonju und die Gipfel rundum hatten. Die hatten zwar alle nur ein paar hundert Höhenmeter, aber die Anstiege waren steil, sie sahen aber wirklich schön aus. Danach wollten wir eigentlich ins Culture Heritage Center, aber dort liefen gerade weder Ausstellungen noch Vorführungen, also entschieden wir uns für den Hanbyeokdang Pavilion, einen tempelartigen Pavillon mit sehr schönen Malereien. Er wurde in der Joseon Dynastie als Teil eines Landhauses eines Beamten gebaut und viele Schriftsteller suchten hier Inspirationen, denn der Ausblick auf die bergige Landschaft und den Fluss ringsum ist sehr schön. Als letztes fuhren wir mit dem Bus zum Deokjin Park, dessen Besonderheit die zahlreichen Lotusblüten im See waren, die leider zu dieser Jahreszeit nicht blühten. Es war dennoch ein schöner Anblick, da die Sonne gerade den See in warmes Licht der untergehenden Sonne tauchte. Nach einem Rundgang fuhren wir heim und freuten uns darauf, unsere Fertigmahlzeiten im Guesthouse zu verzehren und nicht wieder die Restaurants abklappern zu müssen. Für den nächsten Tag hatten wir ein Busticket für das weiter südlich gelegene Gwanju.

Montag, 25.11.24 Jeonju – Gwanju 

Der Tag verlief ein wenig stolprig. Zuerst fuhren wir morgens zum falschen Busterminal bzw. war die Haltestelle wahrscheinlich schon richtig, aber das Terminal, wo unser Expressbus abfuhr, war nicht das, was genau an der Haltestelle war. Das Problem löste sich aber schnell und unser Terminal war nur ein paar Hundert Meter entfernt. Als wir ankamen, stand noch der 11:10 Uhr Bus nach Gwanju dort und Stefan versuchte bei einer Einweiserin herauszufinden, ob wir wohl auf diesen früheren Bus umbuchen konnten. Sie gab uns das OK, aber als wir einsteigen wollten, sagte der Busfahrer, trotz halbvollem Bus, nein. Nun ja, war auch nicht schlimm, dann warteten wir halt noch 40 Minuten. Als unser Bus kam, waren wir begeistert. Er hatte weiche Sitze, die man fast zum Liegen bringen konnte (nicht, dass wir das jetzt gebraucht hätten) sogar mit Fußablage, wie ein Sessel. Wir hatten eine angenehme Fahrt nach Gwanju, mit 1,5 Millionen wieder eine Megacity. So kam sie uns auch gleich vor, als wir aus dem Terminal traten. Wir fanden dank Google gleich den richtigen Bus in Richtung unseres Apartments, dummerweise fuhr er aber an der Haltestelle vorbei. Sie war wegen einer gigantischen Straßenbaustelle verlegt, sodass wir mindestens 500 m zurücklaufen mussten mit unserem Gepäck. Eigentlich nicht so schlimm, aber schon doof, wenn man eigentlich die Haltestelle genau vorm Haus hat. Die Wohnung stellte sich als riesig dar, Esszimmer, Bad, davor ein kleiner Raum, den wir zum Ankleiden nutzten, zwei Schlafzimmer und Küche. Von letzterer kam man in eine Art Abstellraum, wo die Waschmaschine stand. Hier konnte aber jeder von außen rein. Einrichtung und Sauberkeit waren deutlich schlechter als bei unseren vorherigen Unterkünften, aber sie kostete auch nur 34€ pro Nacht, also die Hälfte des Preises der letzten Wohnung und sogar billiger als das Guesthouse. Wir konnten also nicht meckern. Bevor wir uns in der Gegend umsehen wollten, planten wir, unsere Wäsche zu waschen. Dummerweise war das Kabel der Waschmaschine zu kurz, also nahmen wir ein Verlängerungskabel aus der Küche, aber auch dann funktionierte sie nicht. Stefan duschte sich nahezu als er den Wasserhahn aufdrehte. Unsere Vermieterin schickte auf Nachfrage ihren Vater zu uns hoch und er reparierte den Wasseranschluss und brachte das Ding zum Laufen. Zum Glück, denn wir hatten extra nicht noch im Guesthouse gewaschen. Er bestätigte uns auch, dass es seine Richtigkeit hätte, dass im Bad das Wasser direkt unten aus dem Waschbecken lief. Es war einfach kein Rohr angebracht. Da man ja auch, wie in den meisten Fällen, mitten im Badezimmer duschte und ein Ablauf im Boden war, mussten wir uns wohl angewöhnen, dort immer in den bereitgestellten Badelatschen ohne Socken herumzulaufen, wenn wir keine nassen Füße haben wollten. Es gab auch keine Bettwäsche, wie ich ja als Korea- typisch beschrieben habe, also legte ich wieder mein Reisehandtuch drunter und schlief im Schlafsack. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die Decken und Matratzenauflagen jedes Mal gereinigt wurden. 

Wir machten uns auf den Weg, um etwas einzukaufen, aber wirklich fündig wurden wir nicht. Wir fanden bei einem Markt ein Minigeschäft, wo wir Tofu, Bananen, Orangensaft und Wasser bekamen, das musste zum Frühstück reichen. Wir hatten noch ein paar Haferflocken und Vollkornbrot aus Deutschland dazu. Unsere nähere Umgebung gefiel uns auf den ersten Blick überhaupt nicht. Es war eine Wohngegend mit riesigen Wohnblöcken, ein paar Geschäften mit asiatischen Billigklamotten, Friseure, Pizza-Take Aways, Cafés, und Convenient Stores, sowie einer 8-spurigen Straße mit Baustelle und einer gigantischen Kreuzung. Unser Häuschen lag allerdings etwas zurück im Hinterhof und hatte nur zwei Stockwerke. Was wir allerdings fanden, war ein vegetarisches Buffetrestaurant, was wohl einen religiösen Hintergrund hatte! Das probierten wir am Abend gleich aus und es söhnte uns ein bisschen mit der Stadt aus. Das Restaurant war gemütlich und stilvoll und das Essen gut, vergleichbar mit Taiwan. Da waren wir sicher nicht zum letzten Mal! 

Stefan entdeckte am Abend in seinem Schlafzimmer noch ein Gerät, was ich für einen Lautsprecher gehalten hätte, sich aber als Beamer herausstellte! Sofort lag er im Bett und versuchte unsere YouTube Reisevideos zu gucken.

Dienstag, 26.11.24 Gwangju

Über 19000 Schritte sprachen am Abend dafür, dass wir einiges in Gwangju erlaufen hatten und das obwohl die letzte Nacht wirklich miserable war. Wir hatten beide mit Mücken zu kämpfen. Kein Wunder, dass sie reinkamen, wenn man auf der einen Seite Fliegengitter angebracht, auf der anderen Fensterseite aber ein Kabel durchs Fenster nach draußen gelegt hatte, wie in Stefans Schlafraum. Bei mir hatte das Fenster eine Lücke von fast einem halben Zentimeter. Wir versuchten am Morgen gleich mit durchsichtigem Pflaster, die Lücken abzudichten.

Fenster in Korea sind eine interessante Konstruktion. Es sind immer mehrere Schiebeelemente, die man voreinander schieben kann. Wir fanden es manchmal eine echte Tüftelei, dass man sie in die Stellung bekam, in der man sie mit Hebel verriegeln konnte.

Wir fuhren am Morgen mit dem Bus Richtung Penguin Village, einer wohltuend kleinen, bunten und beim heutigen, nicht so guten Wetter, auch ruhigen Straße. Gwangju erwies sich im Großen und Ganzen als ein furchtbares Gewimmel von Hochhäusern, Verkehr und Baustellen, hatte aber dennoch auch ein paar nette Ecken. Eine war diese Straße mit kleinen, bemalten Häusern und viel Trödel, der künstlerisch angebracht wurde. Immer wieder tauchte das Motiv, also der Pinguin, auf. In den 70iger/80iger Jahren entstand dieser kreative Ausstellungsort, der sich auf die älteren Einwohner der Gegend, die wie Pinguine durch die Gegend wackelten, bezog. Es schien sich niemand deswegen beleidigt gefühlt zu haben. Heute bringt es den Leuten durch Verkauf von Pinguinen als Handarbeiten, Schmuck, Magnete, Plätzchen im Pinguin- Café kleine Einnahmen ein. Eine weitere, nette Straße war die Gwangju Art Street, in der sich zahlreiche kleine Galerien befanden, das Yangnimdong History and Culture Village, mit netten historischen Gebäuden und ebenfalls kleinen Kunstausstellungen und die K-Pop- Street, die sich der so beliebten Popmusik „made in Korea“ widmete. Handabrücke der Stars waren zu sehen, bunte Bilder und Sitzgelegenheiten etc. Einen super Ausblick über die Stadt und auf die Berge des Mudeungsan National Parks hatten wir vom Sajik Park Observatory, einem Turm auf einem Hügel mit mehreren Aussichtsterrassen. Ernster ging es auf dem 5:18 Democracy Square zu. Er erinnert an das Massaker im Mai 1980, als Studenten zuerst friedlich gegen die Militärregierung, das Kriegsrecht und für die Freilassung des Oppositionsführers und späteren Präsidenten hier auf die Straße gingen. Sie wurden vom Militär niedergeknüppelt, bekamen in den nächsten Tagen zahlreiche Unterstützung durch die Bevölkerung, was zu einem Gemetzel führte und letztendlich zur Niederschlagung und einem Massaker an den verbliebenen Demonstranten durch das Militär. 26 Menschen wurden getötet, 253 verletzt und das Massaker ging als Symbol der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Südkorea in die Geschichte ein. Als letztes besuchten wir das National Asian Culture Center, in dem gerade die 15.Gwangju Biennale stattfand. Im Kulturzentrum konnten wir die Ausstellungen der asiatischen Länder Thailand, Myanmar, Malaysia, Philippinen, Singapur und Vietnam besichtigen. Videos, z.B. darüber, wie ein thailändisches Tuk-tuk über sein Leben und seine Inkarnation erzählte oder mit Applikationen versehene Wandbehänge aus Myanmar, die die Verfolgung der Rohingya abbildeten waren zu sehen. Wir haben also an unserem ersten Tag viel in Gwangju gesehen, aber keinen Supermarkt gefunden. Wir fanden es unglaublich, wovon lebten die Leute bloß? Wir waren auf dem Markt und kauften ein fertiges Essen mit Reis und Kürbis als Abendessen für die Mikrowelle, konnten aber kein Brot finden und Tomaten gab es nur einmal und dann gleich mindestens ein Kilo, was uns zu viel war. Auf der Rückfahrt im Bus sahen wir dann einen größeren Laden, aber dafür die Fahrt zu unterbrechen und nochmals zu zahlen, machte auch keinen Sinn. Wir kauften also bei uns um die Ecke bei einem Franchise Bäckerei- Café ein 11 Scheiben- Toastbrot und zahlten dafür 2,45€, sowie noch ein Brot mit Ei und Zwiebeln überbacken für ca. 3,50€.

Mittwoch, 27.11.24 Gwangju

Das gute Wetter hatte uns verlassen. Seit dem Vortag regnete es und stürmte auch gelegentlich. Zum Glück waren wir aber nicht mehr in Seoul, denn dort gab es laut koreanischem TV. mit 20 cm Schnee den stärksten Schneefall seit 117 Jahren! Es musste dort gerade sehr ungemütlich sein. Äste auf Oberleitungen und Verkehrsunfälle durch den Schnee schienen den Verkehr ziemlich lahm gelegt zu haben. Auch einige Inlandsflüge mussten abgesagt werden. Da durften wir hier bei Plustemperaturen nicht meckern, nur den Besuch in den Mudeungsan Nationalpark vor der Haustür von Gwangju konnten wir uns wohl abschreiben. In den Bergen dort hatte es ebenfalls geschneit und die Bergbahn würde wohl nicht mehr fahren. Es sollte eine offene Bahn sein, keine Gondel.

Wir machten uns erst spät auf den Weg, weil wir hofften, der Regen würde nachmittags aufhören, aber dem war nicht so. Wir fuhren mit einem Stadtbus, dessen Getriebe wohl aus dem letzten Jahrtausend kam, denn es war ein Gewürge und Gerüttel beim Anfahren, zum Sanjeong Park . Eigentlich ein ganz netter Park mit Picknicktischen, Hängematten, Bäumen, See und ein paar Skulpturen, sicherlich ein angenehmer Fluchtort in der Sommerhitze für die tausende Menschen in all den Wolkenkratzern nebenan, aber gerade, als wir zum ersten Mal das Handy für ein Bild zücken wollten, begann es wieder zu regnen. Wir konnten uns zwar unterstellen, aber Vergnügen machte der Besuch so nicht. Wir machten uns nach einem kleinen Rundgang auf zu einem Café. Unterwegs kamen wir an unserem zweiten geplanten Ziel, dem Memorial Peace Park vorbei, den wir aber aufgrund des Wetters links liegen ließen und einen Cappuccino vorzogen. Bei dem Wetter machte Sightseeing keinen Spaß, besonders auch, weil es mit 3? nicht gerade warm war. Wir nahmen daher wieder unser Ziel, einen Supermarkt zu suchen, in Angriff, dieses Mal aber wussten wir wohin. Wir waren mit dem Bus am E-mart, einem großen Supermarkt, vorbeigekommen und fuhren zu genau diesem nun per Metro. Mit zwei vollen Tagesrucksäcken begaben wir uns nach dem Einkauf per Bus in unser Apartment und machten ein Teestündchen mit gefüllten Waffelteig-Fischen, wovon ich schon mal am Straßenstand einen gekauft hatte, und die hier sehr beliebt waren. Wir hatten sie TK gekauft und packten sie nun in die Mikrowelle. Die Mutter unserer Vermieterin machte unser Teestündchen noch ein wenig gesünder, sie brachte uns nämlich eine ganze Tüte mit Mandarinen und Kaki, was wir sehr nett fanden. Sie hatte wohl auch die Befürchtung, dass es uns zu kalt sein könnte und brachte noch eine dicke Decke mit Plüsch vorbei. Eigentlich war das nicht nötig, denn die Fußbodenheizung funktionierte prima und machte unsere Betten, die aus dicken Matratzen auf dem Boden bestanden, gut warm. Außerdem hatte zumindest mein Bett noch eine Heizdecke, die ich noch nie gebraucht hatte und Stefan fand kniehohe Wärmeschuhe, die man elektrisch, wie eine Heizdecke, einschalten konnte. So viel Wärme hatten wir zuhause nie:)

Nach dem Tee begaben wir uns in Stefans Bett und guckten die 13. Folge von 7vs Wild auf YouTube. Da wir unser Amazon Prime hier nicht nutzen konnten, mussten wir die ganze Zeit hier darben, bis die Staffel auf YouTube endlich auch so weit war, dass wir eine neue Folge sehen konnten.

Donnerstag, 28.11.24 Gwangju 

Auch heute war das Wetter äußerst bescheiden, kalt und immer wieder Regen. Da es im Laufe des Tages besser angesagt war, machten wir uns auf den Weg und wollten mit dem Bus raus aus der Innenstadt zu einem Stausee fahren und wenigstens etwas Natur genießen. Leider machte uns der Bus einen Strich durch die Rechnung. Laut Google sollte er fahren, an der Bushaltestelle wurde er aber digital nicht angezeigt und bei der koreanischen Kakao-App stand „No Data“. Wir wagten einen Anlauf zur Monorail im Nationalpark, aber auf dem Weg zur anderen Bushaltestelle begann es schon wieder zu gießen und wir retteten uns für eine gute Stunde in ein Café. Da wir da aber nicht den ganzen Tag versauern wollten, entschieden wir uns, nochmal einem Second Hand Laden eine Chance zu geben. Wir erreichten unser Ziel ohne nass zu werden und wurden sogar fündig! Stefan fand eine Hose von Deuter und konnte nun eine, die das zeitliche gesegnet hatte, in den Müll befördern. Ich fand auch noch ein warmes Oberteil zum Joggen für ihn, damit er auch immer gut geschützt war. Für mich fand ich ebenfalls ein ganz leichtes Langarmshirt zum Darunterziehen und wir fanden Ersatz für ein Outdoor-Sitzkissen, da ich auf dieser Reise dummerweise schon zwei hatte liegenlassen – Schande über mich! Da das Geschäft direkt neben dem Hauptbahnhof war, guckten wir uns diesen ebenfalls an und mussten feststellen, dass er an Gesichtslosigkeit kaum zu überbieten war. Da war nichts weiter als eine große, digitale Anzeige, Ticketschalter und Warteräume, völlig kahl und stillos. Als weitere Anlaufstelle, um dem Regen zu entfliehen und dennoch etwas zu sehen, besuchten wir die GMAP Gwangju Media Art Plattform. Auch hier waren Ausstellungen im Rahmen der Gwangju Biennale zu sehen. Eine ziemlich verrückte, verwirrende, aber sehr interessante war ORLAN Hybrids: A.rtistic I.ntelligence. Sie wurde vom Aussteller folgendermaßen beschrieben: „ORLAN, die ihren Körper nutzt, um ihre künstlerische Erzählung unaufhörlich einzubringen, nutzt in dieser Ausstellung Technologie, um physische Körper in virtuellen Räumen erneut zu dekonstruieren, zu kombinieren und zu hybridisieren. ORLAN, die ihren Körper als Software zur Verwendung von Kunst beschreibt, bringt mit transformierten virtuellen Körpern auf kraftvolle Weise mehrere künstlerische und soziale Stimmen hervor“. Diese Beschreibung übernehme ich einfach mal, denn ich hätte sie nicht besser formulieren können.

Nach dem Kunstgenuss fuhren wir zu unserem Buffetrestaurant vom ersten Abend und schlugen uns noch einmal die Bäuche voll. 

Da der heutige Bericht nicht ganz so lang ist, hier nochmal ein paar Einblicke zu Südkorea aus unserer Erfahrung:

Korea ist ein hochtechnisiertes Land, das in vielem Japan und Taiwan ähnelt. Es gibt sowohl die heizbaren Toiletten mit allen möglichen Bidet-Funktionen als auch die digitalen Anzeigen, wann welche Busse kommen, häufig sogar mit der Info, wo sie gerade sind. Der Hochgeschwindigkeitszug heißt hier KTX und fährt bis ca. 420km/h. Die Metro funktioniert hier genauso wie in Japan: auf dem Bahnsteig befindet sich vor den Schienen eine Glaswand mit Automatiktüren und die Bahn fährt genau so, dass ihre Türen vor denen des Bahnsteigs sind, erst dann öffnen sie sich. Bei den Metros in den Großstädten ist die Orientierung durch Hinweisschilder, teils farbliche Markierungen am Boden und genitalerweise durch eine Nummerierung der Ausgänge erleichtert. Wenn wir zu einem bestimmten Ziel wollten, suchten wir per Google Maps die Verbindung und die App sagte uns auch gleich, welchen Ausgang wir nehmen mussten. Google Maps funktioniert nicht optimal in Südkorea, aber im Großen und Ganzen fanden wir, was wir suchten. Ohne die App wären wir ziemlich verloren gewesen, denn außerhalb Seouls stand an den Bussen nichts mehr in Englisch bzw. in lateinischen Buchstaben und wir konnten uns nur auf die Busnummern verlassen. An den Wartehäuschen hingen jedoch meist gedruckte Streckenpläne mit den Namen der Haltestellen in Koreanisch und Englisch, sodass wir überprüfen konnten, in welche Richtung wir fahren mussten. Im Bus selbst verfolgten wir dann die Strecke auf der App, damit wir richtig ausstiegen.

In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es in Südkorea gekennzeichnete Plätze: für Senioren/Behinderte/Elternteil mit Kleinkind gelbe Sitze, rosarote für Schwangere und blaue für die restlichen Fahrgäste. Wie Personen, die aus irgendeinem Grund nicht so beweglich sind, in den Bus hinein- und hinauskommen sollen, daran dachten die Fahrer unserer Beobachtung zufolge in der Regel nicht. Häufig hielten sie so weit vom Bordstein, dass es unmöglich war, mit einem Schritt aus der Tür darauf zu kommen. Zur Straße war der Tritt aber wirklich tief, was ich bereits mit meinen Beinen merkte. Mit Rollator war ein alter Mensch da aufgeschmissen.

Innerstädtischer Transport in Bussen und Bahnen wird von sicher 99% der Leute mit der wiederaufladbaren Chipkarte bezahlt, die man beim Ein- und Aussteigen gegen den Kartenleser hält. Mit der sogenannten T-money Card kann man sogar in manchen Convenient Stores einkaufen oder mit bestimmten Taxis fahren. Das einzig dumme an der Karte war für uns nur, dass man sie nur mit Bargeld und nicht per Kreditkarte am Automaten aufladen konnte, d.h. wir mussten häufiger Geld ziehen und die Gebühren dafür bezahlen. 

Tickets oder Reservierungen für Busse und Züge können noch in den Bahnhöfen gekauft werden, viele erledigen das aber ebenfalls online. 

Eingangstüren zu Apartmentanlagen, Wohnungen und auch häufig Toiletten, die nur von Bewohnern oder Gästen von Restaurants im Haus benutzt werden sollen, haben fast immer ein digitales Schloss, in das man einen Code eingeben muss. Das ist wirklich praktisch, solange es funktioniert. Wir konnten so keinen Schlüssel verlieren oder vergessen abzugeben und, was besonders gut war, wir waren unabhängig voneinander. Wenn Stefan morgens joggte, war es sonst immer die Frage, ob es besser war, dass er mich einschloss und den Schlüssel mitnahm, wobei die Gefahr bestand, dass ich im Brandfall feststeckte, oder sollte er die Tür offenlassen und ich bekam ggf. unerwünschten Besuch von jemand Fremden, wenn ich noch im Bett war oder unter der Dusche. 

Was wir bisher nur hier gesehen hatten, waren zum einen selbstfahrende Mini-Busse in Seoul, die aber bisher noch mit Fahrer fahren müssen und anscheinend nur für besondere Anlässe gemietet werden können. Ganz klasse fanden wir die selbstheizenden Bänke bei einigen Bushaltestellen. Sie wurden an der Stelle warm, wo Druck entstand, also wo man saß, der Rest der Bank blieb kalt. Auch die digitalen Anzeigen über Wetter, Temperatur und die Luftqualität, haben wir bisher nur in Südkorea gesehen. Warnmeldungen per SMS durch die Regierung bzgl. Unwetter etc. hatten wir auch schon woanders, aber dass auf diese Art auch vermisst gemeldete Menschen gesucht werden, hatten wir bisher nur hier. Wir merkten allerdings, dass man schnell abstumpfte, wenn ständig Warnmeldungen verschickt wurden. Wir hatten inzwischen mindestens 4 Suchtmeldungen, einmal hatte Nordkorea wieder irgendwelche Müllballons über Südkorea abgeworfen, am Vortag gab es eine Sturmwarnung und an diesem Tag wurde ein leichtes Erdbeben in einem anderen Teil des Landes bekanntgegeben. 

Interessant fanden wir, dass obwohl anscheinend jeder Koreaner ein Smartphone besitzt, es immer noch an manchen Stellen öffentliche Fernsprecher gibt. 

Freitag, 29.11.24 Gwangju 

Wieder Regen – das nervte! Wir blieben bis zum frühen Nachmittag in der Unterkunft. Stefan plante die nächsten Schritte unserer weiteren Route vor, ich übte Sprachen mit Duolingo und las. Als es mal eine Weile nicht goss, entschieden wir uns, doch zur Mudeungsan Monorail Station zu fahren. Stefan hatte beim Wetterbericht gesehen, dass es nachmittags trocken bleiben sollte. Vielleicht hatten wir wenigstens das Glück, etwas von den Bergen zu sehen. Wir fuhren also mit dem Bus quer durch die Stadt bis kurz vor die Talstation. Sie lag hinter einem Hotel und bei einer Art Vergnügungspark, allerdings sahen wir nur eine Schiffschaukel und alles hatte sicher schon bessere Zeiten gesehen. Die Eingangstür zur Station war offen, was uns Hoffnung machte. Wir konnten unkontrolliert bis zur Sesselbahn durchgehen, aber die stand still und keiner war da, bis wir im Kabäuschen zwei Typen ihre Zeit totschlagen sahen. Stefan klopfte und einer kam heraus und bedeutete uns mit gekreuzten Armen, dass wegen Regen geschlossen wäre. So ein Mist! Wir hatten uns extra richtig dick eingemummelt. Wir liefen noch ein Stückchen die Straße den Berg hoch und kamen an einen ganz netten Tempel, der besonders durch die Farben des Herbstlaubs rundum ein Foto wert war. Da der Weg nicht weiterging, liefen wir ein Stück zurück und kamen zum Wanderweg, der aber aufgrund des Wetters gesperrt war. Er wäre mir auch zu steil gewesen. Vorbei an einer Mineralquelle, wo eine Frau Wasser zapfte – dumm, dass wir keine Flasche mit hatten – gingen wir zurück Richtung Bushaltestelle und kehrten in einem Restaurant ein. Da absolut tote Hose dort war, ließen sich die Betreiber darauf ein, dass wir nur einen Kaffee trinken wollten. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu gießen, wir konnten also von Glück sagen, dass wir nicht im Sessellift saßen. Als es kurz mal aufhörte, gingen wir zum Bus und fuhren zurück in die Innenstadt. Der Bus hielt genau vor einem „Goodwill Store“, also einem Charity Shop und ich fand eine tolle Hose für 3,39€! Wir wollten eigentlich zu einem nepalesischen Restaurant, das auch vegane Angebote haben sollte, fanden aber unterwegs ein Salatrestaurant und aßen dort je eine Schüssel Salat zum Abendessen und fuhren dann in unser Apartment zurück und guckten die nächste Folge von 7vs Wild. 

Am nächsten Morgen planten wir hier unsere Zelte abzubrechen und nach Busan zu fahren, jedoch nur für eine Nacht, weil wir danach von dort einen Flug zur Insel Jeju gebucht hatten. Es hätte zwar auch eine Fähre gegeben, aber zurzeit nur von Wando, was selbst schon auf einer Insel lag und alles komplizierter gemacht hätte. Außerdem war der Flug günstiger und wir wollten nach dem Inselbesuch auch noch ein paar Tage in Busan bleiben.

Gwangju war insgesamt nicht so unser Geschmack, aber die Stadt hatte es auch extrem schwer bei uns wegen des Dauerregens. Der Grund, warum wir hier hinwollten, war ja eigentlich die Nähe zum Nationalpark und der war nun wortwörtlich ins Wasser gefallen. Wir hatten noch Glück im Unglück, dass hier gerade die Gwangju Biennale stattfand und wir dadurch wenigstens etwas interessantes in Innenräumen besuchen konnten. Auch unsere Wohnung, wenn auch keine top Qualität, hatte uns aufgrund ihrer Größe einen guten Dienst erwiesen. Der Beamer war ebenfalls nicht zu verachten, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass wir uns hier ein paar Stunden berieseln lassen würden, bei Regen war das jedoch optimal. Außerdem war der Preis unschlagbar und wie sich die Eltern unserer Vermieterin um uns gekümmert haben superlieb.

Samstag, 30.11.24 Gwangju – Busan

Heute Morgen schien wunderbar die Sonne, doch leider mussten wir abreisen. Stefan machte beim Joggen noch ein paar herrliche Bilder von den Bergen rings um Gwangju. Wirklich schade, dass wir die in den letzten Tagen nur hinter einer Regenwand sehen konnten. 

Unsere Busfahrt nach Busan funktionierte wieder prima. Nach gut 3 Std kamen wir beim Bus Terminal im Norden der Stadt an und mussten dann noch über eine Stunde mit der Metro bis zur Haltestelle vorm Flughafen fahren. Hier war unser Guesthouse. Wir zahlten 29,59€ für die Nacht, also konnte man nicht viel erwarten. Wir bekamen dafür ein Zweibettzimmer mit Etagenbett, wobei wir die obere Matratze gleich auf den Boden beförderten. Zum einen war die Metalltreppe so unangenehm an den Füßen, dass ich da nachts nicht runtergehen wollte und zum anderen konnte Stefan sich auf der Matratze wenigstens ausstrecken, weil ihm keine Bettpfosten daran hinderten. Als wir ankamen, gab es erstmal Chaos. Der Besitzer wies uns ein falsches Zimmer mit Doppelbett zu. Ich wunderte mich schon, weil wir eines mit Etagenbett gebucht hatten, um mehr Platz im Raum zu haben, aber egal. Wir wollten uns gerade zu einem Spaziergang in der Abendsonne aufmachen, als seine Frau angewirbelt kam. Sie war wie von der Tarantel gestochen, zeigte uns das richtige Zimmer und fing an, unsere bereits ausgepackten Sachen hin und her zu schleppen. Das konnte ich ja gar nicht ab, wenn jemand einfach meine persönlichen Sachen nahm! Ich kam aber nicht so schnell aus meinen Schuhen und sie wachte wie ein Schießhund, dass wir nicht mit unseren Straßenschuhen das Zimmer betraten. Hier gab es, wie in den meisten asiatischen Ländern, Badelatschen für das Zimmer und extra welche fürs Bad. Als wir all unseren Kram im richtigen Zimmer hatten, war die Sonne inzwischen untergegangen. Wir machten dennoch einen Spaziergang am Fluss entlang. Dafür, dass wir gerade mal eine Station vom Flughafen entfernt waren, fanden wir es erstaunlich, hier einen Rad- und Wanderweg am Fluss zu finden. Das Naturgefühl stellte sich zwar im Anbetracht der 8-spurigen Straße nebenan nicht gerade ein, aber es war auf jeden Fall ein positiver Versuch, Fußgängern und Radfahrern (und natürlich Joggern wie Stefan) eine angenehme und durch einen Wall von der Straße geschützte Strecke zu bieten. Wir kauften uns im Convenient Store noch etwas zum Essen, was wir dort auch gleich in der Mikrowelle erwärmten und essen konnten, da wir mal wieder nur Restaurants mit Fleisch fanden. Das Frühstück im Guesthouse war wieder zum selbst anrichten. Die Auswahl schien größer, aber die Küche war gegen die im letzten Guesthouse in Jeonju chaotisch und sah mir nicht gerade sauber aus. Am Nachmittag sollte dann unser Flug auf die Insel starten.

Sonntag, 1.12.24 Busan- Jeju-do

„Reif für die Insel“ – wir waren nun also auf der Insel Jeju. Da wir eigentlich um 14:55 Uhr fliegen sollten und nur eine Haltestelle vom Busaner Flughafen Gimhae entfernt wohnten, nutzten wir den Morgen noch einmal für einen Spaziergang am Fluss entlang, dieses Mal in entgegengesetzter Richtung als am Vorabend. Der ökologische Grüngürtel nannte sich Ttukbang was so viel wie Kirschblütenstraße heißt. In dem Feuchtgebiet fanden augenscheinlich wirklich viele Vögel ihre Heimat. Man hörte es auf jeden Fall überall zwitschern und es war schön, dort entlangzulaufen, besonders, weil wieder die Sonne schien. Gegen 13:00 Uhr holten wir unser Gepäck aus der Unterkunft und fuhren zum Flughafen. Um nicht bezahlen zu müssen, checkten wir am Self-Check-in ein und gingen dann mit Bordkarte zum Check-in Counter, um unser Gepäck abzugeben. Dummerweise hatte ich meinen Akku im Koffer und durfte ihn dann am Schalter noch aus meinem recht vollen Koffer rauskramen. Inzwischen war uns bekannt, dass der Flug Verspätung hatte und erst um 15:30 Uhr erwartet wurde. Stefan kaufte sich eine neue Handyhülle mit Reißverschluss, weil seine, gerade mal wenige Monate alte, sich in Wohlgefallen auflöste und immer die Gefahr bestand, dass er seine Kreditkarte daraus verlor. Wir gingen noch einen Kaffee trinken und dann durch die Sicherheitskontrolle. Beim Gate stellten wir fest, dass der Flug eine weitere ½ Std. Verspätung haben würde, also war warten angesagt. Als Stefan sein Hörspiel weiterhören wollte, stellte er fest, dass er seinen Kopfhörer im Cafébereich liegengelassen hatte, also ging er nochmal aus dem Boardingbereich zu unserem Sitzplatz beim Café, um feststellen zu müssen, dass der Kopfhörer weg war. Auch Nachfragen beim Personal half ihm leider nicht, also ging er erneut durch die Sicherheitskontrolle und kam ziemlich frustriert zu mir zurück. Gegen 16:00 Uhr begann endlich das Boarden, aber unendlich langsam. Ich glaube es war inzwischen 16:30 Uhr bis wir endlich auf die Startbahn rollten. Immerhin hatten wir drei Plätze für uns und der Flug war nur ein kleiner Hüpfer von unter einer Stunde. Leider hatten wir durch all die Verspätung den Sonnenuntergang verpasst und mussten bei Dunkelheit unsere Unterkunft suchen. Wir wohnten nur einen Kilometer zu Fuß vom Flughafen entfernt, das Problem war nur, wie kam man von A nach B? Auch wenn Jeju nur eine kleine Insel war, war der Flughafen ein ausgewachsener internationaler Flughafen und dementsprechend ging nicht unbedingt ein Fußweg von ihm in den Ort. Wieder vermissten wir, dass Google Maps keine Wege für Fußgänger anzeigte. Wir liefen über mehrere Parkplätze und dann blieb uns nichts anderes übrig, als eine breite Flughafenstraße zu überqueren, um zu einem Fußweg mit Ampel zu kommen. Von dort war es nicht mehr weit in unsere kleine Straße ohne Beleuchtung. Zum Glück leuchteten die Strahler des Flughafens die Gegend etwas aus, und so fanden wir das kleine, blaue Häuschen, in dessen 1. Etage wir nun wohnten. Die Wohnung war richtig nett, mit Küche, Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern und einem Bad, das ausnahmsweise mal eine Duschabtrennung hatte. Normalerweise hatten wir in Korea immer die Dusche mit dem Waschbecken verbunden und man duschte das ganze Bad mit. Deshalb gab es auch immer die Badezimmerlatschen. Wir hatten sogar eine Terrasse vor unserer Haustür mit einer Tisch-Bank- Kombination und es ging noch eine Treppe hoch auf eine Dachterrasse, aber der Blick haute uns an diesem Abend nicht besonders um. Vielleicht war er ja bei Sonnenuntergang oder -aufgang ganz nett? Wir stellten unser Gepäck ab und machten uns auf die Suche nach einem Supermarkt oder wenigstens einem Lebensmittelgeschäft, das seinen Namen wert war. So wirklich haben wir das nicht gefunden, aber zumindest hatte ein kleiner Laden Spaghetti, Thunfisch, Knoblauch, Joghurt, Tofu, Wasser und Pilze und in einem Convenient Store bekamen wir noch Toast und Kaki Früchte, sodass für Abendessen und Frühstück gesorgt war. Am kommenden Tag mussten wir uns bei Hellem mal genauer kundig machen. Es war halt blöd, dass wir immer Wasser kaufen mussten. Das Wasser sollte zwar in Korea trinkbar sein, war aber total eklig durch Chlor und alle nutzten hier Wasser aus Flaschen. Manche Unterkünfte stellten einem ein paar Flaschen in den Kühlschrank, das war aber dieses Mal nicht so.

Montag, 2.12.24 Juju-do

Wir entschieden uns am Morgen, hier auf der Insel ein Auto zu mieten. Es gab zu viel zu sehen und per Bus dauerte es ewig, um von A nach B zu kommen, da verpassten wir zu viel und außerdem konnten wir nicht alle Orte erreichen, wo wir hinwollten. Bustouren waren fast doppelt so teuer wie Automiete – wir zahlten inkl. Versicherung rund 27€ pro Tag – und schränkten uns enorm ein. Immer hetzte man dort von Ziel zu Ziel, dann kurz Fotos machen und weiter. Kam man an interessanten Stellen vorbei, konnte man nicht aussteigen, das machten wir nur mit, wenn es keine andere Möglichkeit gab, wie bei der DMZ. Unser erster Tag mit Auto lohnte sich auch gleich. Nicht nur, dass wir endlich vernünftig, d.h. auch mal 4,5 Liter Wasser und Lebensmittel für 3 Tage einkaufen konnten, wir fuhren auch eine hübsche Strecke an der Westküste entlang und kamen dann zu dem traumhaften Strand Hyeopjae Beach. Weißer Sand mit schwarzem Lavagestein, türkis- opalfarben schimmerndes Wasser hinter gelbem Steppengras und vor grünem Hügel. Am Strand versuchten sich ein paar Kitesurfer auf ihren Brettern zu halten, ein paar Leute zelteten im Wäldchen im Strandpark und kochten sich etwas auf offener Feuerstelle und wir schlenderten den Fußweg entlang der Küste und beobachteten das Geschehen. Danach begaben wir uns zum wohl besten und größten Botanischen Garten, den wir je gesehen hatten. Der Tropical Halim Park bot auf ca. 33 ha Fläche eine unglaubliche Vielzahl von Blumen, Pflanzen, Bäumen, Gewächsen, Steinfiguren, Lavabrocken, Volieren, Gewächshäusern, Teichen, tropischen Tieren wie Alligator, Echsen, Schildkröten und zwei Welterbe Lavahöhlen, das Ssangyong Cave und das Hyeopjae Cave. Man hatte auch ein kleines traditionelles Dorf mit reetgedeckten Häusern, typischen Räumen und Werkzeugen, sowie einem Restaurant mit typischen Gerichten integriert. Im Restaurant aßen wir einen Pfannkuchen aus Mungbohnen, der sehr lecker war. Witzigerweise hatte man in diesem traditionellen Ambiente eine hochmoderne Bestelltechnik in Form eines Laptops auf den Tischen, wo die Gäste sowohl bestellen als auch gleich zahlen konnten und ein Roboter brachte das Essen. Wir blieben ca. 3 Std. in dem Park und genossen jede Minute bei 20?C warmem Sonnenwetter. Die Heimfahrt war dagegen der Beweis, dass nicht nur Fußgänger ewig an Ampeln warten mussten und Busse nur langsam vorankamen, auch wir brauchten für die knapp 30 km mehr als eine Stunde, dennoch erwies sich für uns die Entscheidung pro Auto als goldrichtig.

Dienstag, 3.12.24 Jeju-do

Der zweite Tag auf der Insel war wieder super. Die Temperaturen waren zwar etwas gefallen auf ca. 13?C, aber die Sonne war uns erhalten geblieben. Wir nutzten das aus und fuhren einmal längs über die Insel in den Südwesten und liefen den Songaksan Kraterwanderweg. Er war zwar nur 4,5 km, aber wunderschön. Wir hatten einen herrlichen Ausblick über die Küste und auf die unbewohnten Vulkaninseln Marado und Gapado. Wir umliefen dabei den Krater des Berges Songaksan, der durch Eruptionen unter Wasser entstanden, jetzt aber eine grüne Idylle war, wo sowohl Kiefern als auch Palmen und vieles mehr wuchsen. Nach dem Rundweg wollten wir eigentlich zum Hallasan Nationalpark, aber unterwegs kamen wir an so vielen interessanten Stellen vorbei, dass wir unseren Tagesplan über den Haufen warfen. Als erstes fuhren wir am Hyeongjehaean-ro, einem bizarr aussehenden Vulkanstrand vorbei und sahen uns dort um. Als nächstes lag der Sanbanggulsa Temple an unserem Weg und natürlich mussten wir diese Tempelanlage trotz einiger Stufen näher erkunden. Er war sehr schön mit den bemalten Gebäuden und all den Figuren und seiner wunderbaren Lage oberhalb des Meeres. Als letztes besuchten wir den Cheonjeyeon Waterfall, der eigentlich sogar aus drei Wasserfällen bestand. Der erste führte nur richtig Wasser, wenn es stark geregnet hatte, aber der zweite und dritte ergossen sich kraftvoll in die Tiefe. Zwischen den beiden liefen wir über die kunstvoll rot- weiß verzierte Bogenbrücke Seonim Bridge, die schon allein einen Besuch wert gewesen wäre. Wir hätten noch stundenlang weitere Ziele besuchen können und wollen, aber es neigte sich schon wieder dem Abend zu und wir wollten vermeiden, wieder bei Dunkelheit nach Hause zu fahren. Für die rund 30 km war wieder eine Stunde Fahrzeit nötig. Zum einen konnte man häufig nur 50 oder in Schulzonen 30 fahren und Schwellen auf der Straße wie auch Kameras hielten einen erfolgreich vom Schnellfahren ab, zum anderen mussten wir zum Schluss durch die Hauptstadt der Insel, die ebenfalls Jeju hieß und dort war immer Stau. 

Mittwoch, 4.12.24 Jeju-do

Ich wachte durch eine WhatsApp unserer Tochter auf, dass der Präsident in Südkorea das Kriegsrecht ausgerufen hatte! Zum Glück wurde es ein paar Stunden später wieder zurückgezogen, aber die Situation war damit noch nicht wieder vollständig ruhig. Die Gewerkschaft hatte einen Generalstreik angekündigt, wenn er nicht von seinem Amt zurücktrat. Wir würden sehen, was passierte. Je nachdem, wie großangelegt der Streik ggf. stattfand, konnte uns das natürlich an einigen Stellen tangieren. Wenn der öffentliche Verkehr zusammenbrach oder Geschäfte nicht mehr öffneten, wäre das natürlich ein Problem, aber irgendwie mussten die Millionen von Koreanern auch schließlich leben. Wir waren auf jeden Fall froh, weit weg von Seoul zu sein, um nicht ungewollt in irgendwelche Demos zu geraten. 

Wir versuchten heute nochmal, möglichst viel auf unserer Insel zu unternehmen. Morgens waren wir im Hallasan Nationalpark und wanderten eine kleine Runde den 1100 Altitude Wetland Nature Discovery Trail. In dieser Höhe lagen an den Straßenrändern Schnee und das Wasser war an manchen Stellen gefroren. Danach fuhren wir zu unserem eigentlichen Ziel, dem Jonjaam Hermitage Trail. Der Weg war nur 2,5 km lang, hatte aber auf der kurzen Strecke immerhin schon 110 Höhenmeter treppauf. Dies war nach den Informationen aus dem Internet der einzige Weg, den ich meinen Beinen zumuten konnte, andere Wege schlugen gleich mit 780 Stufen zu Buche oder waren als schwer eingestufte Tageswanderungen. Unser Weg ging auf flachten, allerdings verschneiten Stufen den Berg hoch zur Jonjaam Hermitage, einer koreanischen buddhistischen Pagode, in der die heiligen Reliquien des Buddha aufbewahrt wurden. Die bunten buddhistischen Tempel hier auf einer Anhöhe im verschneiten Wald mit grünen Pflanzen und das bei herrlichem Sonnenschein, war wunderschön anzusehen.

Unser zweites Ziel war 40 km entfernt und damit fast wieder eine Stunde Fahrt. Wir besuchten das Seongeup Folk Village. Es war eine Art belebtes Freilichtmuseum, denn seit 600 Jahren wurde das Dorf durchgehend bewohnt und war heute ein Kulturgut, wo man sehen konnte, wie die Menschen in Jeju in den letzten Jahrhunderten gelebt hatten. Es wirkte an diesem Tag nicht sehr touristisch, aber die Parkplätze sprachen dafür, dass in der Saison und vielleicht auch an Wochenenden hier mehr los war. Anscheinend konnte man dann auch die typischen, schwarzen Schweine beobachten und es fanden Aktivitäten statt. In einem traditionellen Restaurant aßen wir seit langem Mal wieder vegetarisches Bibimbap. Eigentlich hatte ich noch einen Besuch im Kunstmuseum mit moderner, medialer Kunst geplant, aber die Zeit lief uns weg. Da wir am nächsten Tag zurück aufs Festland flogen, mussten wir heute Abend noch einige Dinge erledigen. Wir machten daher nur noch einen kurzen Abstecher ins Arboretum in unserer Nähe und fuhren dann nach Hause. Die regelmäßigen Aufgaben vor einer Weiterreise, begonnen mit der Verwertung von möglichst allen Lebensmitteln, um nicht so viel mitschleppen zu müssen, Rucksack packen, und Wohnung schon so weit wie möglich wieder in einen abgabebereiten Zustand zu versetzen, standen auf dem Plan. Besonders an dieser Stelle war, dass wir den möglichst vorschriftsmäßig getrennten Müll nicht irgendwo vorm Haus entsorgen konnten, sondern dass er rund 100 m weiter zu einer Müllsammelstelle mit diversen Tonnen gebracht werden musste. Wie fanden diese Stelle erst gar nicht in unseren verwinkelten Gassen. An diesen Sammelstellen arbeitet in Südkorea immer eine Person, die die Verteilung überwacht und ggf. umsortiert. Für Biomüll gab es spezielle Behälter, die nur mit einer aufladbaren Geldkarte, wie wir sie für die Verkehrsmittel benutzten, geöffnet werden konnte. Ich habe keine Ahnung, was das kostete, unsere Vermieterin hatte uns ihre Karte hingelegt. Wahrscheinlich wurde hier besser recycelt, aber ich war ziemlich froh, dass ich zuhause zumindest für Plastik, Bio-, Rest- und Papiermüll eigene Tonnen im Hof habe und nicht erst meinen Müll spazieren tragen muss. Bei all diesem Plastikmüll durch die ganzen Fertiggerichte hier, wäre das echt eine Aufgabe, dafür werden die Tonnen mehrmals wöchentlich gelehrt.

Am nächsten Morgen um 10:50 Uhr flogen wir zurück nach Busan, wo wir dieses Mal ein paar Tage ein Apartment hatten, um Stadt und Umgebung erkunden zu können. Ein geplanter Servasbesuch war hier leider gescheitert, weil der Gastgeber erst zu spät Zeit hatte für uns. 

Donnerstag, der 5.12.24 Jejo-de – Busan

Wir flogen problemlos nach Busan. Am Airport wunderte ich mich nicht schlecht, wie unberührt Leute auch den soundsovielten „Last Call“ verstreichen ließen und dann irgendwann völlig unberührt zum Gate schlürften. Das schien hier so Gang und gäbe zu sein. Es waren sicher 20% der Passagiere, die erst nach dem sogenannten „Last Call“, von dem es sicher 10 gab, zum Boarding erschienen. Kein Wunder, dass es dann zu Verspätungen kam.

In Busan angekommen, fuhren wir erstmal in die falsche Richtung, weil wir nicht rausfinden konnten, wie die Endhaltestelle heißen sollte. Das war eigentlich kein Drama, machte Stefan aber schlechte Laune. Wir waren dennoch viel früher als zur eigentlichen Check- in Zeit bei unserer Unterkunft, hatten aber schon zuvor abklären können, dass wir einchecken konnten, wann wir wollten. Die Wohnung war wohl vorher nicht belegt. Wir hatten dieses Mal sogar 3 Zimmer, Küche, Bad, dafür war die Wohnung aber nicht so gemütlich wie die letzte, aber auch etwas billiger. Was die Koreaner oder vielleicht alle Asiaten unserer Meinung nach nicht können oder wollen, ist gemütliche Beleuchtung. Die Räume werden stets mit Taglicht- hellen Lampen beleuchtet, dafür spielen Fenster anscheinend keine Rolle. Bei unseren Unterkünften war die Aussicht entweder eh so, dass man nicht das Fenster öffnen wollte, aber auch, wenn es große Fenster mit Aussicht gab, wurden sie wohl kaum genutzt. Die innere Scheibe war immer eine Art Milchglas, dahinter kam dann klares Glas und dann der Moskitodraht. Die Fenster wurden anscheinend auch äußerst selten geputzt. Das war sogar bei unserem Servashost so, aber auch bei den sauberen Ferienwohnungen. Es schien so, als lüftete man per Air-Condition. Apropos Sauberkeit: im Großen und Ganzen erlebten wir Südkorea als ein sehr sauberes Land, sowohl die Straßen und Parks, als auch die Unterkünfte. Ausnahmen gibt es immer, und ja auch in Deutschland. Die öffentlichen Toiletten waren im Allgemeinen sauberer als bei uns und dafür auch noch kostenlos. 

Nachdem wir unser neues Etablissement bezogen hatten, besuchten wir ein Teehaus schräg gegenüber unserem Haus. Ein Koreaner, der in China studiert und gelebt hatte, betrieb hier ein Teeimportgeschäft und hatte dieses nette kleine Teehaus, wo man aber auch Kaffee bekam. Stefan trank einen Oolong Tee, den wir schon aus Taiwan als wohlschmeckend kannten und ich leistete mir ausnahmsweise keinen Kaffee Americano, also schwarzen Kaffee, weil Stefan Milch vermeiden wollte und den wir uns sonst immer teilen, sondern einen Kaffee Latte. Als Service vom Haus ließ der nette Besitzer uns noch eine andere Schwarzteesorte probieren, die eine sehr feine Note hatte. Wir unterhielten uns mit ihm noch eine Weile über China, denn er konnte super Englisch. 

Danach machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Seomyeon Market, den wir aber nicht so beeindruckend fanden. Zumindest fehlte uns der Obst-Gemüse-Nussbereich, oder wir waren an einer falschen Stelle. Wir fanden ein paar Essensstände und alle möglichen Schneidereien und alles, was mit Nähen zu tun hatte. Wir ließen uns eine Weile in den Einkaufsstraßen treiben und machten uns dann auf den Weg zu E-mart, einer Supermarktkette, die es hier überall gab und wo wir uns sicher sein konnten, dass es nicht so ein kleiner Tante-Emma-Laden, sprich Convenience Store war. Wir überquerten dafür zwei Flüsse, wobei der erste so furchtbar von einer Straße überbaut war, dass man ihn eigentlich nur noch als Abflussrinne bezeichnen konnte. Der zweite war breit und hatte eine interessante Brücke. Durch die tiefstehende Nachmittagssonne spiegelten sich die Hochhäuser links und rechts und die vereinzelten buntblättrigen Bäume in warmem Licht im Fluss. Das sah wirklich nett aus. Wir fanden unseren Supermarkt und schlugen mal wieder zu, sodass wir fortan zwei Tagesrucksäcke voller Lebensmittel mit uns rumschleppten. Bei der nächsten Bäckerei gab es Weißbrot im Sonderangebot 2für1, fortan trugen wir auch noch eine Tüte mit uns herum. Ich hatte zuvor bereits bei Maps gesehen, dass in der Nähe unserer Unterkunft ein Restaurant sein musste, das vegane Gerichte anbieten sollte. Dorthin machten wir uns vollgepackt nun auf den Weg und waren erfolgreich. Der Laden hieß TaeTaeTae, was die Besitzer erfindungsreich aus EatEatEat gemacht hatten, und bot eine ganze Reihe veganer Gerichte an. Wir aßen ein veganes Pad Thai und ein veganes Nudelgericht nach Szechuan Art, danach ein gebackenes Eis mit salzig- süßer Soße. Auf dem Rückweg nahmen wir für eine Station die Metro, weil die Schlepperei dann doch etwas zuviel war. Dafür, dass wir ja heute Reisetage hatten, waren wir nämlich erstaunlich viel gelaufen. Ich hatte am Abend 19500 Schritte auf der Uhr.

Freitag, 6.12.24 Busan

Wir begannen unsere Busan- Erkundung mit einer Wanderung auf dem Igidae Coastal Trail, einem wunderbar angelegten Weg (abgesehen davon, dass er natürlich auch wieder aus hunderten von Stufen bestand) entlang der felsigen Küste. Wir hatten beeindruckende Ausblicke auf die weiße Gwangan Bridge oder auch Diamantbrücke, eine Hängebrücke, die den Bezirk Haeundae mit Suyeong verband und eingerahmt wurde von riesigen Wolkenkratzern und Bergen im Hintergrund. Der Name des Trails, Igidae, steht laut der  koreanischen Touristen- Webseite für „die beiden Gisaeng (professionelle Entertainerinnen auf Koreanisch) aus dem Bezirk Suyeong, die ihr Leben opferten. Während der japanischen Invasion in Korea, als Japan die Festung Suyeongseong eroberte und ein Fest zur Feier ihres Sieges abhielt, schnappten sich zwei Gisaeng, die zum Fest mitgenommen wurden, einen betrunkenen japanischen Kommandanten und sprangen ins Meer.

Das Gebiet Igidae war einst aus Gründen militärischer Operationen gesperrt, aber seit 1993 für die Öffentlichkeit zugänglich. Am Ende des Trails, auf dem man sich in freier Natur fühlte, gelangten wir zu einem Park mit Springbrunnen, hinter dem, wie aus dem Nichts, gigantische Wolkenkratzer in den Himmel ragten. Zum Meer hin gab es außerdem den Oryukdo Skywalk, einen ins Meer hinaus gebauten gläsernen Steg, von dem man einen guten Blick auf die Küste hatte, an der wir gerade gewandert waren, sowie nach unten auf die Felsen und das Meer. Als nächstes Ziel wählten wir den gigantischen Fischmarkt Jagalchi Market, welcher der größte Koreas und laut Internet auch Ostasiens sein soll. Er bot auf 3 Stockwerken sowohl frischen Fisch, Meeresfrüchte, Algen etc., als auch Trockenfisch an und an zahlreichen Ständen konnte man Fischgerichte essen. Der Markt ging ebenfalls in den Straßen ringsum weiter und ich aß frittierte Krabben und teilte mit Stefan ein frittiertes Ei mit Gemüse. Vom Fischmarkt kam man gleich in den Gukje Market, der alle möglichen Dinge für den Haushalt, Maschinen und Kleidung etc. anbot. Er entstand nach dem Koreakrieg, als Flüchtlinge geschmuggelte oder importierte Waren verkauften, um zu überleben. Gukje heißt so viel wie international. Jetzt zum Abend hin erwachte in dem Bezirk so richtig das Leben und in einer Straße boten sogar Kartenleserinnen in kleinen Zelten ihre wahrsagerischen Fähigkeiten an. Ob das viel angenommen wurde, konnten wir nicht beurteilen, wir sahen auf jeden Fall niemanden, der sich die Zukunft wahrsagen ließ und eine der Damen hielt gelangweilt ein Nickerchen in ihrem Zelt. 

Zu guter Letzt besuchten wir noch den Busan Tower und konnten die in der Dunkelheit leuchtende Stadt aus 120 m Höhe bewundern. Danach reichte es dann auch. Als wir zuhause ankamen, hatte ich 24000 Schritte auf meiner Uhr und sicherlich an die 1000 Treppenstufen, wovon alleine die zur Metro bei uns um die Ecke mit 56 zu Buche schlug. 

Samstag, 7.12.24 Busan 

Da meine Beine noch vom Vortag weh taten, entschlossen wir uns, sie heute mehr zu schonen. So ganz gelang es uns nicht, denn es waren wieder 25213 Schritte, aber statt 200 Höhenmetern nur 80 und kaum Treppen. Wir besuchten zuerst den Haedong Yonggungsa Temple. Es handelte sich um einen buddhistischen Tempel in wunderbarer Lage oberhalb des Meeres und er verteilte sich auf einen ganzen Park auf mehreren Ebenen in den Klippen, war also ziemlich groß. Von religiösem In-sich-kehren konnte man jedoch nicht reden. Als wir von der Bushaltestelle aus dort ankamen, wähnten wir uns erst auf einem Rummelplatz. Dutzende Essstände, Cafés, Souvenirverkäufer und ähnliches und ein Trubel wie beim Jahrmarkt. Dazwischen ein paar verhärmte alte Bäuerinnen unbestimmten Alters, die versuchten, ihr Obst und Gemüse zu verkaufen. Ein Mann ohne Beine bewegte sich auf dem Bauch liegend auf einem Rollbrett durch die Menge. Da Wochenende war, war natürlich noch einmal erheblich mehr los als wohl an anderen Tagen, und es gab auch haufenweise Touristen dort. Wenn man sonst auch nur selten andere Sprachen hörte, zumindest, soweit wir das von Koreanisch unterscheiden konnten, hörte man hier vermehrt Englisch und auch andere europäische Sprachen. Der Weg durch die Tempelanlage führte zuerst durch ein Spalier aus steinernen Vertretern der Tierkreiszeichen. Dann gab es mehrere Tempelgebäude, Buddhafiguren und viele Möglichkeiten, seine Wünsche loszuwerden. Man konnte goldene Blätter kaufen und Wünsche draufschreiben, wobei viele Pärchen sich allerdings auch, wie sonst auf kleinen Schlössern, ihre ewige Liebe versprachen und die Blätter wurden dann an einen Zaun geheftet. Natürlich musste man die goldfarbenen Blätter zuvor kaufen. Andere warfen Münzen und versuchten in von Steinfiguren gehaltene Schüsseln zu treffen und, soweit ich weiß, konnten sie sich dabei etwas wünschen, wieder andere führten in einer Höhle mit Buddhafigur ein Ritual durch, wobei sie mit einem Schöpflöffel Wasser aus einem Becken schöpften und tranken, wohl gemerkt, alle aus ein und demselben Schöpflöffel! Es gab auch die Möglichkeit, bei einem Buddha mit deutlich schwangerem Bauch (männliche Buddhas können schwanger werden?) um einen Sohn zu bitten – warum eigentlich nicht um eine Tochter?! Nach vielleicht einer Stunde hatten wir von dem Rummel genug, wobei der Tempel und besonders die Lage schon schön waren und natürlich war es auch interessant, die Leute zu beobachten. Wir mussten danach lange an der Bushaltestelle warten, bis unser nächster Bus vor dem gigantischen LOTTE – Mall Outlet -Center abfuhr. Wegen des dichten Verkehrs stand extra ein Mitarbeiter der Stadt an der Haltestelle und regelte das vermeintlich sichere Einsteigen in die verschiedenen Busse. Vermeintlich deshalb, weil er die Busse immer auf der zweiten Spur anhalten ließ, statt sie direkt an die Bushaltestelle zu winken und dann die Autos hinter dem Bus und auf der ersten Fahrbahn anhielt, damit die Passagiere in den Bus steigen konnten. Manchmal waren aber noch nicht alle drin, als die Autos schon wieder am Bus vorbei drängten.

Rücksichtnahme auf Fußgänger ist in Südkorea eh ein Fremdwort. An Zebrastreifen hält nie jemand, selbst wenn Fußgänger bereits drauf sind. Irgendwie kommt man doch immer an denen vorbei, oder? Ganz schlimm sind Motorradfahrer, zumeist von den Essenslieferdiensten oder Taxis. Dass man als Fußgänger oft mehrere Minuten an Ampeln wartet, um dann in höchstens 30 Sekunden 6-8spurige Straßen überqueren zu dürfen, habe ich glaube ich schon erwähnt. Gut dabei ist, dass fast alle Ampeln digitale Sekundenanzeigen haben, damit man weiß, ob man es noch wagen kann rüberzugehen. Bei großen Kreuzungen in den Megastädten fanden wir sogar häufig noch ein rotes und grünes Licht am Bordstein, je nach Ampelphase. Stefan hat irgendwo gehört oder gelesen, dass das wegen Denjenigen eingeführt wurde, die ständig auf ihr Handy, also nach unten guckten.

Als unser Bus nun endlich kam, fuhren wir zur nächstgelegenen Haltestelle für das Cheongsapo Daritdol Observatory, eine weitere Aussichtsplattform, die in einer Hufeisenform ins Meer hineingebaut wurde und durch deren Glasboden man meterweit unter sich das Meer sah. Entlang der Küste konnten wir auf einem abwechslungsreichen Wanderweg des BlueLineParks bis zum Haeundae Strand laufen. Neben uns verliefen die Schienen der Blue Line Strandbahn, die an interessanten Stellen Stationen hatte und über uns eine Schwebebahn, die Busan Green Railway. Letztere hätten wir gerne ausprobiert, aber für 2 km Fahrt waren uns 40000Won (26,55€) dann doch zu übertrieben teuer und wir hätten an interessanten Stellen nicht aussteigen und fotografieren können, also liefen wir. Je näher wir dem Strand kamen, umso gigantischer wirkte der LCT Landmark Tower, ein Wolkenkratzer aus drei Gebäudeteilen, dessen höchster Turm 101 Stockwerke hat und mit 441,6m der zweithöchste Bau Südkoreas nach dem Lotte World Tower (123Stockwerke) ist. Auf der 97.-99. Etage war ein Observatorium, das BUSAN X the SKY untergebracht. Die zwei niedrigeren Türme waren Wohnimmobilien. Für 27000Won (17,92€ p.P.) hätten wir hochfahren können, was wir aber nicht machten. Wir sahen uns in den unteren drei Etagen die Mall an, allerdings waren nur wenige Geschäfte belegt, zumeist mit hochpreisigen Restaurants und Boutiquen und einem Convenient Store, dessen Preise ca. das Doppelte vom regulären waren. Es gab auch mehrere, sicher private, Kliniken, bzw. Praxen in dem Gebäude, wie z.B. Dental-, Schönheitschirurgie und soweit wir das erkennen konnten, eine Kinderwunschklinik.

Nachdem es draußen dunkel geworden war, machten wir noch ein paar Fotos von den beleuchteten Gebäuden am Strand und fuhren danach nach Hause. 

Sonntag, 8.12.24 Busan

Unser letzter Tag in Busan war ein Traum! Das begann schon damit, dass es zwar kalt war, wir aber einen absolut makellosen, blauen Himmel und Sonne hatten. Wir hatten uns etwas Besonderes zum Schluss vorgenommen, und zwar eine Gondelfahrt über eine Bucht. Wir fuhren daher am Morgen zur Songdo Bay Station, wo die Seilbahn startete und entgegen den Preisen für die Green Line Hochbahn, die uns am Vortag zu teuer war, war die Fahrt mit der Gondel bezahlbar. Für 2 Personen kostete die einfache Fahrt 26000 Won und ich bekam noch 3000Won Behindertenrabatt, d.h. wir zahlten zusammen 15,27€ und das erschien uns ein fairer Preis. Wir hatten eine Gondel für uns und es war ein super Ausblick auf das Meer, die felsige Küste, den traumhaften Strand und die Hochhauskulisse. Angekommen im Songdo Bay Park, konnten wir uns in einer Ausstellung über die mehrfach prämierten Seilbahnen, Sessellifte und Transportbahnen aller Art der österreichischen Firma Doppelmayr informieren. Es war spannend zu sehen, wie die Entwicklung seit den 30iger Jahren fortgeschritten war. Das Unternehmen hatte die längste Bahn der Welt zum Fansipan in Vietnam gebaut, in der wir vor Jahren auch schon gefahren waren. Sie halten aber auch noch andere Rekorde, z.B. eine Bahn in China auf über 4400m, eine Bahn in La Paz und sogar doppelstöckige Gondeln, oder eine Kombination aus Sessellift und Gondel. Verrückt fanden wir auch eine Cabriobahn mit offenem Dach. 

Nach einem Kaffee besuchten wir die Songdo Yonggung Suspension Bridge, die zu einem Felsen übers Meer führte und wanderten danach im Amnam Park durch einen Wald oberhalb der Küste mit schönen Ausblicken. Gegen späten Nachmittag nahmen wir den Bus und schafften es gerade noch vor Sonnenuntergang zum Huinnyeoul Culture Village. An einem Hügel oberhalb einer Bucht „klebten“ bunte, teils mit Bildern versehene Häuschen, die uns ein wenig an La Spezia in Italien erinnerten. Kleine Lädchen mit Kunsthandwerk und/oder Souvenirs, Cafés und Wellness-Massageangebote säumten den Weg. Das war ein netter Abschluss eines sehr schönen Tages. Am kommenden Tag war die Weiterfahrt nach Daegu im Landesinneren geplant, aber Busan würde uns in sehr guter Erinnerung bleiben. Die Stadt hatte natürlich den Vorteil, dass wir hier die ganzen Tage herrliches Wetter hatten. Wäre das in Gwanju so gewesen, hätten wir sicher auch aus der Stadt und Umgebung mehr herausholen können.

Montag, 9.12.24 Busan – Daegu

Wir kamen wieder ein Stück weiter nordwestlich ins Inland, nach Daegu. Auf den ersten Blick erschien mir die Stadt nicht so groß, aber das Internet belehrte mich eines Besseren. Sie hat rund 2,5Mio Einwohner und ist damit die viertgrößte Stadt des Landes. Große Unternehmen haben hier ihren Ursprung, uns am bekanntesten Samsung. Subtropisches Klima sollte hier für beste Anbaubedingungen sorgen, wovon im Dezember natürlich nichts zu merken war. Am kommenden Morgen erwarteten wir -2? um 7 Uhr. Armer Jogger Stefan! 

Nach unserer Ankunft am Nachmittag und dem ersten obligatorischen Lebensmitteleinkauf, liefen wir noch eine Runde von 6,5 km am Fluss Nakdong entlang. Wir wohnten nur ein paar Meter entfernt, sodass Stefan hier morgens die besten Laufbedingungen vorfand. Es führte ein Fuß- und Radweg dran entlang durch parkähnliches Gebiet. Wir endeten im Mangwoo Park, wo das Tor einer alten Festung, genannt Yeongnamjeilgwan von steinernen Kriegern bewacht wurde. Wir kamen gerade richtig, um den Beginn der abendlichen Beleuchtung mitzubekommen und auch auf dem Rückweg konnten wir zwei beleuchtete Brücken bewundern. Bei der Sunrise Bridge handelte es sich um eine aufwendig gebaute Hängebrücke und die Ayang Railroad Bridge wurde mit wechselnden Farblichtern weithin sichtbar. Unsere Unterkunft war wieder eine Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad mit der absoluten (bescheuert en) Besonderheit, dass es im Bad zwar Dusche und WC und eine Waschmaschine gab, aber kein Waschbecken! Wir durften nicht meckern, denn es stand im Inserat und wir hatten sie trotzdem gebucht, weil 32,12€ pro Nacht für eine ganze, ansonsten einwandfreie Wohnung unschlagbar waren. Dennoch war das total bescheuert ohne Waschbecken. Entweder man wusch sich die Hände nach dem Toilettengang in der Küche und putzte dort auch die Zähne, oder man musste gleichzeitig duschen! Die Duschen ohne Abtrennung waren ja schon nervig genug, weil man ewig im Bad ins Nasse trat oder seine Hose nass machte, wenn man sich aufs geduschte Klo setzte, aber das toppte jetzt nochmal alles, noch dazu, weil die Waschmaschine ihr Wasser auch ohne Schlauch in den Raum abließ und man aufpassen musste, nicht gerade beim Abpumpen auf dem Klo zu sitzen, sonst waren die Füße überspült.

Da wir an diesem Tag nicht viel gesehen hatten, hier wieder ein kleiner Ausflug in die koreanische Lebenswelt:

Ein Thema ist Musik. Südkorea ist in den letzten Jahren durch seinen K-Pop auch in Deutschland bekannt geworden. In Einkaufsstraßen und teils auch Restaurants und Cafés, wo vornehmlich junges Publikum verkehrt, dudelt diese Musik ständig. Wir hatten sie aber auch schon im Bus oder Park und beim Wandern ließen manche statt Kopfhörer die Musik so laufen, dass man es mithörte. Musik oder Tonfolgen kündigen aber auch häufig Dinge an: in Seoul zum Beispiel kündigt Musik das Einfahren der Metro an, und zwar mit unterschiedlichen Melodien je nach Richtung. Man kann sich das sogar auf YouTube anhören und im 2023 wurde anscheinend seit 14 Jahren zum ersten Mal die Melodie gewechselt, worüber man bei Google gleich mehrere Einträge findet. Klassische Musik begleitet einen gelegentlich auf öffentlichen Toiletten, meistens dort, wo zahlreiche Touristen hinkommen wie in Museen oder anderen Einrichtungen. Dort gibt es dann diese super elektronischen, japanischen Klos mit Heizung, Bidet-Funktionen, automatischer Spülung, sobald man sich vom Brill erhebt und Notfalltaste, die es bei uns nur in Behinderten WCs gibt. Kurze Melodiefolgen spielen aber auch diverse elektronische Geräte wie Waschmaschinen, Trockner, gelegentlich Türöffner mit Codefunktion etc. Eigentlich passtedas gar nicht richtig zum koreanischen Bedürfnis nach Ruhe. Ich habe ja bereits geschrieben, dass in Seoul im Hanok Village überall auf Ruhe hingewiesen und das auch überwacht wurde. Hinweise diesbezüglich fand man auch regelmäßig an Wanderwegen und bei jeder Airbnb – Unterkunft wurde immer wieder darauf hingewiesen, unbedingt Ruhe zu halten, teils gleich mit der Drohung, dass man rausgeschmissen würde, wenn sich jemand über Lautstärke beklagte, natürlich ersatzlos. Uns konnte es Recht sein, denn wir zogen eine ruhige Umgebung einer Partylocation vor, aber so ganz stimmig erschien mir vieles nicht. 

Eine weitere interessante Beobachtung sind Marken. Koreaner scheinen ihre eigenen Produkte entweder sehr vorzuziehen, oder der Staat hat einen starken Daumen auf die Einfuhr von außen. In Smartphone -Läden bzw. den unzähligen Geschäften für Smartphonehüllen findet man außer den koreanischen Artikeln von Samsung und LG nur noch Apple, an denen kommen sie wohl nicht vorbei. Keine Huawei, Google, Xiaomi oder was es sonst noch auf dem Markt gibt, konnten wir finden, auch kein Zubehör, was wirklich ein Problem ist, wenn man mit Handy oder Uhr einer anderen Marke anreist und Zubehör vergessen oder verloren hat. Ähnliche Markentreue konnten wir bei Autos beobachten. Gefühlt waren über 90% der Autos und Busse von Kia oder Hyundai, also einheimische Marken. Gelegentlich haben wir in Busan mal einen Mercedes oder BMW gesehen, aber wirklich nur selten und andere Marken so gut wie gar nicht. 

An welcher Marke man in Korea nicht vorbeikommt, ist Lotte, Südkoreas größter Vertriebs- und Lebensmittelkonzern. Lotte hat in jeder Stadt nicht nur Kaufhäuser, sondern gigantische Malls, Lotte betreibt die größte Autovermietung, hat Outletcenter, den größten Indoorfreizeitpark der Welt laut Guinness uvm. Der Koreaner Shin Kyuk-ho gründete 1948 nach seinem Studium den Betrieb in Tokio und nannte ihn Lotte nach der Figur Charlotte in „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe, den er über allen Maßen verehrte. Heute ist Lotte ein multinationaler Mischkonzern, der 2014 ein Joint Venture 50:50 mit dem weltgrößten Lebensmittelunternehmen Nestlé einging. 

Dienstag, 10.12.24 Daegu 

Es wurde wieder gewandert. Wir fuhren mit der Gondel zur Bergstation des Apsan Berges und von dort wanderten wir im Apsan Park, dem größten Naturpark im Gebiet von Daegu. Der Weg führte erst zum Observatorium, dann auf den Gipfel und danach noch bis zu einer Schutzhütte auf dem Weg zu einem anderen Gipfel. Den auch noch zu besteigen war mir dann doch zu viel. Bei der Talstation besuchten wir ein Museum zum Koreakrieg und der Schlacht am Nakdong River. Leider war nur sporadisch eine englische Erklärung zu finden und die letzte Videovorführung schon vorbei. Insgesamt war es uns, trotz Anerkennung des Grauens, den der Koreakrieg über das Volk gebracht hat, etwas zu viel Märtyrer-Belobigung und zu viel Schau von Kriegsgeräten.

Nach diesem Ausflug erlaubten wir uns einen Besuch in einem veganen Restaurant, was gleichzeitig ein Bio- Unverpackt- Laden war, der auch ein paar Second Hand Kleidungsstücke anbot, sowie eine Bücherecke. Wir bestellten ein Curry-Gericht (ziemlich scharf), eine Tempeh-Platte (sehr lecker) und Pommes mit veganer Mayo und Chili -Tomatensoße. Hier fanden wir auch Haferflocken für unser Frühstück, die hier sonst nur in richtig großen Supermärkten verkauft wurden. Bei der letzten Packung hatten wir noch dazu das Gefühl, dass es gar keine Haferflocken waren (Stefan) oder Hafer noch nicht richtig plattgewalzt war(ich). Auf jeden Fall wurden sie nur weich, wenn man sie mit heißer Flüssigkeit eine Weile überbrühte, sonst waren sie hart wie Nüsse. Mein häufiges Gejammer, keinen richtigen Supermarkt zu finden, mag man von Ferne nicht wirklich verstehen können, aber richtig große Läden wie bei uns Kaufland, Marktkauf o.ä. gibt es wirklich nicht so zahlreich trotz der vielen Menschen in den Millionenstädten. Ich denke, das hat unterschiedliche Gründe: für Einheimische, die selber kochten, sind wahrscheinlich die Märkte die Anlaufstellen. Für uns waren aber ganze, rohe Fische, Trockenfisch, Fleisch, alle möglichen Wurzeln, Reis, Körner und eingelegtes Gemüse, das wir nicht kannten, etc. nicht das, was wir suchten. Auf dem Markt kauften wir meist Nüsse, aber Obst und Gemüse war oft recht teuer und manchmal auch nur kiloweise zu bekommen. Viele Leute aßen an den Ständen gebratenes Geflügel, Fisch oder irgendwelche Mahlzeiten, die in der Regel aber nicht vegetarisch waren, außer ggf. die kleinen Pfannkuchen mit Frühlingszwiebeln o.ä. Nach den Märkten haben sicherlich die Convenient Stores den größten Marktanteil. 7/11, CU, GS25, um die größten zu nennen, sind an jeder Straßenecke zu finden. Sie haben eigentlich alle dasselbe Sortiment: ein Regal mit unzähligen Fertigsuppen, ein Regal mit allen möglichen Asia-Chips-Süßigkeiten, wie süßem Reisgebäck und nicht besonders hochwertigen Backwaren, meist Gebäck mit irgendeiner Zuckermasse dazwischen, wenn man Glück hat, findet man Toastbrot und Croissants aus der Fertigpackung. Dann gibt es ein Regal mit Softdrinks, Bier, Wein, Energy Drinks und im Kühlregal findet man weitere Fertiggerichte, eingepacktes, gegrilltes Fleisch/Geflügel, Onigiri- d.h. diese japanischen in Algenblättern eingepackten Dreiecke aus Reis mit irgendwas gemischt, z.B. Thunfisch- Mayonnaise, Lachs, Fischroggen, Scampi oder irgendwelchem Fleisch. Ebenso eingeschweißte Sandwiches. Ganz selten hatte Stefan Glück und fand mal eine vegetarische Variante mit z.B. Gurke oder Ei. Des Weiteren gibt es fertige Eier, entweder in der Schale gebacken, geröstet oder gekocht im 2-4er Pack in Plastik verschweißt, oder gekochte Mais-Kolben, ebenfalls eingeschweißt. An der Kasse findet man noch kleinere Süßigkeiten, manchmal gekochte Süßkartoffeln oder Fleisch/Geflügel auf einem Spieß und natürlich Kaffee. Wichtig ist, dass sich alles heiß machen und vor Ort verzehren lässt. Dafür gibt es eine Mikrowelle und heißes Wasser und ein paar Sitzplätze. Eis zum Nachtisch wird ebenfalls im Tiefkühler angeboten. Das war so ungefähr das, was wir vorfanden, plus ein paar Hygieneartikel und ggf. Kopfschmerztabletten, 24 Std an 7 Tagen der Woche und die Läden werden gut besucht. Ein wenig kann man sie vielleicht mit unserem Angebot in Tankstellen vergleichen, bzw. mit den „Spätis“ in manchen Großstädten wie Berlin. Es gibt auch noch Lebensmittelgeschäfte, die privat und etwas größer als die Convenient Stores sind, aber das Angebot, das wir fanden, war kaum größer. Manchmal gab es etwas Gemüse, Obst, Nescafé, Marmelade, Öl etc., aber auch hier nahmen Fertigprodukte, Knabberzeug und Getränke fast die Hälfte des Ladens ein. Billig fanden wir in Südkorea stets Pilze jeglicher Art (keine, die wir von zuhause kannten, außer Shiitake, aber lecker) und Tofu. Tomaten, Weintrauben und Äpfel waren kaum bezahlbar. Wir guckten immer nach dem Tisch, wo die runtergesetzte Ware lag. Discounter kennt man anscheinend gar nicht.

Die meisten Einheimischen, besonders die Jüngeren, scheinen sich, wie wir es auch in Taiwan beobachtet hatten, ihre Mahlzeiten in den unzähligen Restaurants zu bestellen bzw. per Take away mitzunehmen oder sie essen es dort. Beim Durchsuchen von diversen Airbnb- Unterkünften fanden wir den Hinweis, dass zwar eine Küche angeboten, aber darauf hingewiesen wurde, dass sie hauptsächlich für „leichte Speisen“ sprich Mikrowellenessen oder Fertigsuppe gedacht war. Braten, besonders von Fisch, war manchmal sogar verboten. 

Mittwoch, 11.12.24 Daegu 

Wir begaben am Morgen in den Westen der Stadt und liefen im Jincheoncheon Park durch ein Naherholungsgebiet am Fluss. Hier konnten sich gestresste Großstädter erholen beim Joggen, Radfahren, Nutzen der Fitnessgeräte und auf mindestens 8-10 kleinen, quadratischen Golfplätzen. Sie waren kostenlos und dienten sicherlich dem Training bzw. Freizeitvergnügen. Zumindest waren nahezu alle Plätze belegt, die meisten von einer Kleingruppe Frauen. Da manche Leute Schilder an der Brust trugen, denke ich, dass hier vielleicht so etwas wie eine Einführung ins Golfspiel angeboten wurde und es sich um Trainer handelte? Golf war in Korea eine große Sache. Es gab Golfakademien, Anbieter für Golfplatzausstattung, Läden für Golfbekleidung und besonders in diesem Gebiet zahlreiche Golfplätze.  Wir gingen am Fluss entlang bis zu einem ökologischen Feuchtgebiet. Wege, Brücken und Ausblicke waren nett gemacht, aber die auf Schildern angekündigten Tiere wie Otter, Haube Kraniche, eine spezielle Froschart etc. sind uns leider nicht begegnet. Wir wanderten durch den Park bis zum Samunjin Pier. Hier war einst ein lebhafter Fährhafen und es war ein strategischer Punkt für die Logistik des Nakdong-Flusses und als Tor nach Daegu. Während der Joseon-Dynastie wurde hier einst Handel mit japanischen Kaufleuten abgewickelt. In dem kleinen, bunten Park neben dem Pier fanden wir gleich mehrere Klaviere aus Stein. Sie erinnerten daran, dass Koreas erstes Klavier am 26. März 1900 vom amerikanischen Missionar Richard Sidebotham über den Fährhafen Samunjin gebracht wurde. Das Klavier wurde per Boot auf dem Nakdong-Fluss verschifft und innerhalb von drei Tagen zu seinem Wohnhaus in Namseong gebracht. Zu dieser Zeit empfanden Anwohner, die zum ersten Mal den Klang eines Klaviers hörten, das Geräusch, das aus dem Inneren eines leeren Holzfasses kam, als so seltsam, dass sie es Geisterfass nannten und sagten, es sei das Geräusch, das ein Geist im Inneren des Fasses erzeugte. 

Wir setzten unseren Ausflug fort und fuhren mit dem Bus zum Daegu Arboretum. Dieser botanische Garten war längst nicht so groß und sehenswert wie auf Jeju Island, aber dennoch ein schöner Ort inmitten von bewaldeter Landschaft. Es war immer faszinierend, wie schnell die Hektik und der Lärmpegel fiel, sobald man in diesen grünen Oasen war. Nach der Natur kam der Alltag, denn wir hatten vom Bus aus, einen vielversprechenden Markt und einen Supermarkt gesehen, zu dem wir nun fuhren und unsere Lebensmittelbestände wieder auffüllten. Inzwischen wurde es Abend, aber bevor wir nach Hause fuhren, wollte Stefan noch ein paar Haare bei einem Friseur loswerden, was ebenfalls erfolgreich gelang. Gegen 20:00 Uhr kamen wir endlich nach Hause und ich hatte fast 25900 Schritte gemacht. 

Donnerstag, 12.12.24 Daegu Ausflug Gyeongsang 

Wir wollten diesen Tag knieschonend gestalten und hatten daher eher Stadt als Wanderung geplant. Wir entschlossen uns zu einem Ausflug in die Nachbarstadt Gyeongsang (ca. 27500 Einwohner, also auch nicht klein), um dort den Samseonghyeon Historical and Cultural Park zu besuchen. Die Fotos bei Google sahen nett aus, also machten wir uns auf den Weg per Stadtbussen. Mal abgesehen davon, dass wir den ersten Bus in die falsche Richtung nahmen und wieder aussteigen und nochmals warten mussten, war die Fahrt mit 52 Haltestellen und ca. 1 3/4 Std. Fahrzeit dem Ziel nicht angemessen. Der Park war nett angelegt mit Zelten zum Schutz gegen Sonne, Spielplatz, Rodelbahn, Spazierwegen um einen See, sowie einem Museum zu buddhistischen Vordenkern, wo an Samstagen Workshops stattfanden. Es war sicher zur wärmeren Jahreszeit und zu Zeiten von Veranstaltungen ein tolles Ausflugsziel, aber bei Temperaturen um die Null Grad und ausgeblühten Lotusblüten nur mäßig interessant.  Wir fuhren nach einem Rundgang und einem Cafébesuch wieder zurück nach Daegu und besuchten das Daegu Yangnyeongsi Museum of Oriental Medicine. Als wir aus der Metro stiegen, merkten wir bereits, dass wir hier in einem Viertel der Medizin gelandet waren. In der Untergrund-Mall reihte sich eine Apotheke an die andere. Hier handelte es sich jedoch um die westliche Medizin, also all die Dinge, die es auch bei uns gab. Wir liefen ein paar Meter bis zum Museum und tauchten dort in die Geschichte und Denkweise der orientalischen Medizin ein. Wir lernten: 

„Der Großhandelsmarkt für Heilkräuter in Daegu, auch bekannt als Daegu Yangnyeongsi, ist ein bedeutender Markt für Kräutermedizin, der auf die Praktiken der orientalischen Medizin spezialisiert ist. Der Markt reicht bis in die Joseon-Dynastie zurück, als der damalige Gouverneur von Gyeongsang-do die besten Heilkräuter an die zentrale Verwaltungsstelle lieferte und den Rest an das einfache Volk verkaufte. Unter den vielen Städten, die als Lieferanten von Kräutermedizin dienten, überlebte Daegu am längsten und blieb die aktivste. Bis 1910 war Daegu das Zentrum der Kräutermedizinwelt und versorgte Reisende aus aller Welt, darunter aus Japan, China, Russland, der Mandschurei und vielen anderen Ländern, mit orientalischer Medizin. Auch heute noch versorgt Daegu Yangnyeongsi das ganze Land mit Kräutermedizin und bewahrt die traditionelle Medizinkultur, die seit über 350 Jahren weitergegeben wird“. (aus Visit Korea). 

Im Museum ging man auf die unterschiedliche Sichtweise orientalischer und westlicher Medizin ein, in kurzen Videos konnte man die Methoden der orientalischen Medizin wie Akupunktur, Diät, Kräutertherapie, Meditation, körperliche Bewegung und Massage ansehen und eine Etage war mit interaktiven Angeboten. Man konnte selbst Blutdruck messen, lernte anhand eines Videos Bewegungen, die den Körper entstressen sollten und welche Kräuter bei bestimmten Symptomen helfen. Außerdem gab es ein Quiz zum Wissen über orientalische Medizin und man konnte gegen Gebühr ein Kräuterfußbad nehmen. Leider war nicht alles im Museum ins Englische übersetzt, aber man konnte schon einiges lernen. Mir hat es auf jeden Fall gefallen, denn ich finde Museen, die mit Medizin, Krankenhaus etc. zu tun haben immer spannend. Stefan fand’s OK. Als wir das Museum verließen, kamen wir in eine Straße, wo Geschäft an Geschäft orientalische Medizin anbot. Man kam sich dort ein bisschen wie in einer anderen Welt vor. Bei uns meldete sich inzwischen der Hunger und wir kamen passenderweise an einem Restaurant vorbei, das laut der Veggi App „Happy Cow“ vegetarische Alternativen anbot, so genossen wir ein leckeres, veganes Kimbab oder auch Gimbab genannt. Es handelt sich dabei um in ein Algenblatt gerollten Reis mit weiteren Zutaten wie in der Regel Rettich, Spinat, Ei und Bulgogi, ein koreanisches Reisgericht. Unseres war aber vegan mit Gemüse gefüllt. Die Rolle wird meist in Scheiben geschnitten serviert. Es war sehr lecker und die Füllung aus Möhren, Salat, Rettich und etwas, was wir nicht kannten, war herrlich frisch. Gestärkt liefen wir noch eine Weile durch die Metro Plaza, eine Art Mall unter der Erde, bis wir nach Hause fuhren. 

Freitag, 13.12.24 Daegu

Es war zwar nicht sprichwörtlich Freitag, der 13., aber so richtig rund lief es an dem Tag bei uns nicht. Eigentlich hatten wir uns drei Ziele für unseren letzten Tag in Daegu vorgenommen, aber geschafft haben wir nur eins. Wir hatten mal wieder ein paar Probleme mit unseren Busverbindungen. Der Bus, den wir uns für die Hinfahrt herausgesucht hatten, fuhr nicht bzw. wurde weder eine Zeit an der Haltestelle angezeigt noch bei der Kakao App, dem koreanischen Pendant zu Google Maps. Wir nahmen eine andere Nummer, die bog aber nach einigen Haltestellen in die falsche Richtung ab. Die Linie hatte anscheinend mehrere Varianten. Wir stiegen aus und stellten fest, dass der nächste Bus zum Ziel erst viel später fuhr und wir zu Fuß schneller waren, also liefen wir zu unserem Ziel, dem Songhae Park. Wir kamen an einer Talsperre vorbei, an deren Felswand überall Eiskristalle glitzerten. Ganz natürlich war das nicht, denn die Wand wurde leicht mit Nebel bestäubt, der bei den kalten Temperaturen gleich vereiste. Es sah dennoch sehr schön aus. Ein aus Holz gebauter Höhenweg mit pinker Brücke war neben der Eiswand ein weiterer Hingucker. Von der Talsperre kamen wir zum Stausee, der das Zentrum des Songhae Parks bildete. Auf ihm gab es eine kleine Insel mit Windmühle, zu der man über Holzstege lief. Im Wasser waren Metallschwäne und andere beleuchtbare Figuren und im Parkbereich neben dem Wasser diverse Figuren, Blumenarrangements und ein Wasserrad für Selfies, typisch asiatisch also, immer nahe am Kitsch, aber irgendwie auch süß oder lustig. Da unsere Wetter App anzeigte, dass es bald regnen würde, machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle neben dem Park. Leider mussten wir feststellen, dass der nächste Bus erst in 55 Minuten kommen würde. Unsere Pläne, noch zu einer Straße mit Wandbildern und abends zu einem anderen Park, der schön beleuchtet sein sollte zu fahren, begruben wir ganz schnell. Die Busse in diese entlegenen Ecken der Stadt fuhren so selten und die Angaben über die Fahrzeiten waren so ungenau, dass wir befürchteten, auf der Strecke zu bleiben. Wir entschieden uns, nicht auf den Bus zu warten, sondern auch den Rückweg bis zu der Haltestelle, an der wir ausgestiegen waren, zu laufen und ein Ziel in der Innenstadt anzupeilen. Wir fuhren zum Seongdang Pool, einem weiteren See mit Brücken und Spazierwegen, aber inzwischen war das Licht nicht mehr ausreichend zum Fotografieren, aber noch zu hell, als dass die Abendbeleuchtung eingeschaltet worden wäre. Wir wollten erst darauf warten, aber dann wurde es uns doch zu kalt. Die Temperaturen lagen inzwischen immer so zwischen -3? nachts bis um die 3-4? am Tage, also recht frisch. In der Sonne war es angenehm, aber sobald sie weg war, wurde es ungemütlich. Gut, dass wir lange Unterwäsche, dicke Hosen und Daunenjacken mitgenommen hatten. 

Der nächste Tag war für eine Fahrt nach Wonju, ein ganzes Stück weiter nördlich im Landesinneren, etwas süd-östlich von Seoul geplant. Trotz der politisch aufgeheizten Situation war aber kein Grund zur Angst, denn es lag weit genug entfernt inmitten der Natur, als dass dort Demonstranten zu erwarten waren, wenn zum zweiten Mal über die Amtsenthebung von Präsident Joon abgestimmt wurde. 

Samstag, 14.12.24 Daegu -Wonju

Wir erreichten nun in der 353000 Einwohnerstadt Wonju ziemlich die nördliche Mitte des Landes und hatten ein wenig das Gefühl, uns hier ins Aus geschossen zu haben. Nordwestlich befand sich eine tolle Landschaft mit Hängebrücke, im Nordosten der Chiaksan Nationalpark und es sah so aus, als wäre alles nicht an einem Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen. Das Problem war, dass wir zwar ein nettes Studio im 11. Stock eines Hochhauses hatten, dieses aber leider schon vom Stadtkern eine Stunde entfernt lag, von wo wiederum Busse in die besagten Naturgebiete fuhren. Da es abends schon um 17:00 Uhr dunkel wurde, waren zzgl. Umsteigezeiten und der Gefahr, dass es ggf. mit Anschlüssen nicht klappte, einfach 5 Std reine Fahrzeit zu viel. Wir mussten von daher am nächsten Tag gucken, was die Stadt selbst zu bieten hatte. Bereits beim Busterminal war Koreas großes Problem, der fehlende Nachwuchs, deutlich zu erkennen. Obwohl man wohl vor nicht allzu langer Zeit gerade zwei Terminals zusammengelegt hatte, war das jetzige Terminal zu mehr als die Hälfte von Leerständen betroffen. Unsere Umgebung, ein Viertel mit einigen Hochhäusern, in denen in den unteren Etagen Geschäfte und Gastronomie war, war ebenfalls deutlich vom Aussterben bedroht. Ich hatte selten so krasse Leerstände in ganzen Hochhäusern gesehen wie hier. Es war noch nicht mal so unattraktiv hier. Entlang eines Flusses waren Rad- und Fußwege, mit ein paar Skulpturen und Beleuchtungselementen hatte man versucht, den Kern des Ortsteils aufzuhübschen, aber außer haufenweise Restaurants und Cafés, die trotz Samstagabend dünn besucht waren, konnten wir kaum Geschäfte entdecken. Wir hatten das Glück, dieses Mal einen Supermarkt, noch dazu einen „No Brand“, der einem Discounter bei uns am nächsten kam, in Erdgeschoss unseres Apartmenthauses zu haben. Außerdem hatten wir endlich wieder ein internetfähiges Fernsehen und konnten so endlich die letzte Folge von 7vs Wild sehen. Das, was also bisher schwierig war, war nun kein Problem, aber dafür hatten wir sonst noch keine Attraktionen gefunden. Wir waren uns aber sicher, irgendwie den nächsten Tag sinnvoll zu verbringen. Nun hatten wir nur noch eine Woche, bis wir wieder in Bad Harzburg einliefen.

Sonntag, 15.12.24, Wonju

Auch wenn es aussichtslos erschien, machten wir uns morgens auf den Weg zur Salt Mountain Bridge oder wie sie hier hieß, Hängebrücke Sogeumsan. Eigentlich waren es sogar zwei Brücken. Bis zum Busterminal kamen wir, dann standen für den Anschlussbus keine Zeiten mehr angeschlagen, was entweder heißen konnte, dass er gleich um die Ecke kam oder es eine ganze Zeit dauern würde, 20-25 Min?, oder dass er gar nicht fuhr. Stefan hatte auf irgendeiner unserer Apps gefunden, dass er fahren würde, aber als wir sicher schon 30 Minuten in der Kälte gestanden hatten, entschieden wir uns, ein Taxi zu nehmen. Uns lief inzwischen die Zeit weg, denn es war nicht ganz klar, was uns an Wanderung zur Brücke bevorstand. Von 780 Stufen hatte ich gelesen, allerdings nur bergauf, bergab sollte es eine knieschonendere Lösung geben. Das Taxi fuhr uns in die Bergwelt und unterwegs sahen wir zum ersten Mal wieder Schnee, wenn auch nur Reste an den Straßenrändern. Beim Parkplatz angekommen, führte uns der Weg zuerst an einigen Speiseständen und Pilzverkäuferinnen vorbei. Wir tranken noch einen Kaffee, der mir immer den morgendlichen Kick für sportliche Leistungen gab, zahlten unseren Eintritt von 9000Won (5.97€) pro Person – nur koreanischen Behinderten wurde Rabatt gewährt – und dann ging’s los. Bis zur ersten Hängebrücke waren es 578 Stufen. Hier bekam man einen Vorgeschmack auf das, was bei der zweiten Brücke noch gesteigert wurde: auf 1,5m Breite über dem Tal mit Blick durch den Gitterboden, teils über Glasboden, auf einer Hängebrücke zu laufen. Ich fand es überhaupt nicht angsterregend, wie es manche Rezensionen vermuten ließen, da sie gar nicht wackelte. Da waren kleinere Hängebrücken in z.B. Neuseeland, die hin und her und auf und ab schaukelten, viel fordernder. Danach ging es relativ flach weiter, mal ein paar Stufen bergauf, bergab, immer auf einem hervorragenden Holzbrückenwanderweg, der mit beachtlicher Technik und sicher auch viel Mühe und hohen Kosten an der Felswand und über dem Tal angebracht worden war. Immer wieder gab es Aussichtsplattformen, dann einen Turm mit wiederum zahlreichen Stufen hoch und runter, von dem man einen super Ausblick auf die zweite, die entscheidende Brücke hatte. 

Die Hängebrücke Sogeumsan Ulleongdari war mit 404 m etwa doppelt so lang wie die Hängebrücke Sogeumsan Chulleongdari und erhielt ihren Namen nach dem mulmigen Gefühl, das wohl viele beim Überqueren der Brücke empfanden. Ich fand es ein tolles Gefühl dort auf der Brücke muss ich sagen. Nicht nur, weil ich stolz war, die Stufen geschafft und mich auf die Brücke getraut zu haben. Es war ein toller Blick nach unten ins Tal und in die Ferne auf die Berge des Chiaksan Nationalparks. Der Weg war viel leichter als gedacht, auch wenn es mit 780 Stufen, wahrscheinlich sogar mehr, gestimmt hatte, aber es waren ebene Holzstufen, die nicht zu hoch waren. Das war etwas ganz anderes als Stufen im Wald über Stock und Stein oder mittelalterliche Steinstufen, die mir fast bis zum Knie gingen. Ich hatte mein Knie zuvor getaped, vielleicht hat ja auch das geholfen. Der Weg bergab war wirklich ein Entgegenkommen an alle Knie, denn es waren mehrere lange Rolltreppen! Als wir wieder beim Parkplatz ankamen, fing erneut das Rätselraten bzgl. der Rückfahrt an. Den Linienbus, den wir im Internet gefunden hatten, gab es nicht. Der Tourbus, den wir zuvor in der Stadt nicht gefunden hatten, fuhr hier, aber erst in 55 Minuten. Während wir noch rätselten, ich diverse Infos an der Bushaltestelle per Smartphone übersetzte, sah ich plötzlich einen großen Reisebus auf das Häuschen zufahren. Er sah eigentlich viel zu Reisebusmäßig aus, aber ich erkannte zum Glück noch schnell die Aufschrift „Citytour“. Ich hielt ihn an und tatsächlich fuhr er die Schleife Wonju – Brücke mit anderen touristischen Zwischenstopps. Stefan wollte gerade fragen, ob wir mit Karte zahlen könnten, als der Fahrer uns rein winkte und bestätigte, dass er zum Busterminal führe. Wir fuhren eher ungewollt schwarz, denn es gab anscheinend nur Tagestickets und die kaufte man vorher woanders. Wir hatten Angst zu fragen, denn es sah nicht so aus, als wäre eine Bezahlung im Bus vorgesehen und wir befürchteten, sonst die Möglichkeit verspielt zu haben, nach Wonju zurückzukommen. Unterwegs stiegen noch zwei Jungs ein, die ihr Armband zeigten. Unauffällig zogen wir unsere Ärmel noch ein Stück tiefer und fühlten uns bestätigt, dass der Fahrer bei uns Touristen wohl angenommen hatte, dass wir sicher ein Ticket hatten. Nach einer mehr als einstündigen Rundfahrt durch großartige Landschaft, wie z.B. einem Skigebiet und einem sehr schön angelegten Golfplatz, kamen wir unbehelligt in Wonju an und hatten direkt Anschluss in unser Wohngebiet, was sich Innovationstadt nannte. Was hier Innovation war, war die Frage, die Hochhäuser? Oder war es nur eine merkwürdige Übersetzung für ein Neubauviertel???

Montag, 16.12 24 Wonju

Über diesen Tag gab es nicht viel zu sagen, da wir „nur“ shoppen waren – richtig, in Second Hand Läden. Rund um den riesigen, traditionellen Wonju Jungang Market befanden sich zahlreiche Second Hand Läden, sodass die Bushaltestelle sogar Flea Market hieß. Da Koreaner große Wanderliebhaber und Sportbegeisterte waren, fand man hier auch qualitativ hochwertige Kleidung. Stefan kaufte eine Schöffel Daunenjacke, eine K2 Regenjacke und eine warme Hose für rund 28€ und ich eine North Face Daunenjacke und einen Fleeceschal für ca. 16€. Nun wussten wir nicht mehr, wie wir das noch ins Gepäck bekamen. Stefan ließ seine alte Jacke gleich im Laden.

Stefan war morgens Richtung Gebirge gejoggt und hatte dort noch einen Tempel gesehen, danach wurde der Anstieg zu heftig. Das war alles an Sehenswürdigkeit für diesen Tag. Am nächsten Tag wollten wir zu unserem letzten Ziel, diesmal an die Ostküste, nach Sokcho fahren, bevor wir am Freitag zurück nach Incheon musste, in der Nähe des Seouler Flughafens übernachteten, bevor wir am Samstag nach Hause fliegen mussten. 

Da es von diesem Tag nicht so viel zu erzählen gibt, schreibe ich noch ein paar Eindrücke über Land und Leute.

Gerüche: Ich habe schon einmal erwähnt, dass ich in unseren Unterkünften die Duftstäbchen immer irgendwo verbannte, weil ich diese starke Beduftung nicht ausstehen konnte. Ich wusste ja nicht, ob es natürliche ätherische Öle waren oder Chemie, denn Aromasprays und Duftstäbchen können sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOC) an die Wohnungsluft abgeben, die Haut, Augen und Schleimhäute reizen. Düfte werden in Korea jedoch sehr großgeschrieben, so fanden wir keine Wohnung, wo nicht mindestens in jedem Zimmer Duftstäbchen, elektrische Duftverteiler und/oder Raumsprays standen. Die negativen Gerüche aus der Kanalisation, die in Taiwan eigentlich in jeder Stadt waren, fanden wir hier seltener, aber auch hier hatten einige Straßen Abwasserrinnen, die nur unzureichend abgedeckt vor sich hin stanken. Was wir hier nicht gerochen haben, war Stinky Tofu. Auf den Märkten herrschen diverse Essensgerüche vor, vornehmlich süße von gebackenen Waffelteig- Fischen mit süßer Bohnenfüllung und manchmal der Geruch nach gebratenem Fisch oder Fleisch. Natürlich riecht es im Bereich der Fisch- oder Fleischverkäufer auch wie überall auf der Welt. Merkwürdig war, dass wir in der ganzen Zeit weder in öffentlichen Verkehrsmitteln noch sonst wo unangenehme Knoblauchausdünstungen gerochen haben. Im Anbetracht dessen, dass Knoblauch hier kiloweise, bereits geschält oder Bünde von mindestens 10 Knollen verkauft werden und sie in der koreanischen Küche auch reichlich zerdrückt in nahezu allen koreanischen Gerichten als Gewürz verwendet werden, ist das wirklich erstaunlich. Auch wir verwendeten ihn und er war wirklich anders. Er schmeckte sanfter, hinterließ nur bei exzessivem Genuss im Nachhinein den typischen Nachgeschmack auf der Zunge und nicht mal ich, die ziemlich empfindlich auf Gerüche reagiert, merkte ihn bei Stefan, wenn ich Mal keinen aß. Was wirklich auffällig war, war der häufig anzutreffende Geruch von Mottenpulver. Ich hatte das schon in Japan bemerkt, aber hier viel häufiger. Am schlimmsten war es, als ich einmal in der Metro eingeklemmt zwischen einer alten Frau und einem alten Mann saß und er die wohl einzige noch gedruckte Zeitung Koreas in der Hand hielt. Keine Ahnung, ob er die bestäubt hatte, aber jedes Mal, wenn er sie bewegte, kam ein Schwall Mottenpulvergeruch bei mir an, sodass mir fast schlecht wurde. Auch auf Busfahrten stieg einem der Geruch gelegentlich in die Nase. Das mit der einzigen Zeitung ist im Übrigen nicht übertrieben, wir haben tatsächlich nur diese eine Zeitung in unserer ganzen Zeit gesehen. Alle Menschen hier schienen ihre News nur online zu bekommen. In öffentlichen Verkehrsmitteln guckten mindestens 95% in ihre Handys, wo wir natürlich auch dazu gehörten, denn nur wenn wir die Strecke auf Maps verfolgten, wussten wir, wo wir waren und wann wir aussteigen mussten. In Wonju gab es im Bus auch nur noch koreanische Anzeigen und Haltestellenansagen. Die meisten jungen Leute konnten wir jedoch beim Scrollen durch die sozialen Medien beobachten. Beliebt in der Metro und an Haltestellen ist auch das Überprüfen und Nachbessern des Makeups. Eine Frau so Mitte 40, die im Expressbus mit uns fuhr, schaffte es sage und schreibe, sich dreimal ihr Makeup im Bus aufzupeppen und sich selbst zu fotografieren. Als wir einen Zwischenstopp an der Raststätte machten, eilte sie auch dort zum Toilettenspiegel. War ich froh, dass ich nicht eitel bin:) 

Zur Kleidung kann man sagen, dass bei den jungen Leuten, wo ja eigentlich das Schönheitsideal auf schlank steht, eher weite Sachen angesagt schienen. Natürlich war jetzt bei der Kälte dickere Kleidung normal, sodass viele in Daunenjacken, meist schwarz und von North Face oder National Geographic rumliefen, aber auch die Hosen waren nicht eng geschnitten, sondern häufig in Jogginghosenweite. Worüber wir uns schon in Japan amüsiert hatten, war, dass ältere Leute manchmal in Schlafanzügen oder sowas in der Art auf die Straße gehen. Bei unserer letzten Unterkunft standen am letzten Abend plötzlich die Vermieter in diesem Aufzug und in Badeschlappen vor unserer Tür und wollten Stefans Passnummer als anmeldender Airbnb Gast von uns haben. Etwas gewöhnungsbedürftig unserer Meinung nach. Wahrscheinlich wollten sie nur einen Blick in die Wohnung werfen, ob wir dort auch nicht gehaust hatten.

Bei den Schuhen kann man sagen, dass die Sport- und Wanderbegeisterten Koreaner in den meisten Fällen auch richtige Wanderschuhe und im Alltag Sneakers tragen. Am Ende von Wanderwegen findet man häufig druckbetriebene Puster, mit denen man den Staub von den Schuhen pusten kann. Auffällig war dagegen eher, dass viele sogar noch jetzt im Winter mit Crogs oder anderen Plastiklatschen unterwegs waren und es Läden gibt, die kleine, bunte Steckerchen mit Motiven verkaufen, mit denen man diese verzieren kann und es sogar Plastiklatschen mit Fell gibt. Ein wenig verstehen kann ich das schon, denn wenn man Wohnungen, Tempel oder traditionelle Restaurants betritt, zieht man sich die Schuhe aus. Das soll sogar für Schulen gelten laut Internet. Das ist mit Latschen natürlich einfacher.

Das Thema Aussehen hat in Korea einen extrem hohen Stellenwert. Das Schönheitsideal ist ein kleines Gesicht mit V-Form, um den Körper länger wirken zu lassen. Die Augen sollen rund und strahlend sein, die Nase schmal und die Haut makellos weiß. Sonnenschutz durch Basecaps mit breitem Schirmchen, Sonnenschirm bis hin zu Gesichtsmasken, die das ganze Gesicht verhüllen, kann man hier finden. Da fast alle Koreaner, sowohl vor Corona als auch heute, immer Masken tragen, ist ein Großteil des Gesichts sowieso verdeckt. Graue Haare sahen wir in Korea ganz selten und wenn, dann nur bei Männern. Da ich nicht glaube, dass koreanische Frauen genetisch keine grauen Haare bekommen, schließe ich daraus, dass alle ihre Haare färben. Sollten die eigenen Haare mal dünner werden, gibt es sicher in der Umgebung eine Praxis, die welche transplantierte. Laut einer Regierungsstudie von 2017 ließen 22% aller Koreanerinnen eine Schönheits-OP über sich ergehen, jedoch nur 2% der Männer. Letztere gaben allerdings mehr Geld für Hautpflegeprodukte aus als anderswo auf der Welt. 

Ein anderes Thema ist weitaus trauriger, die Selbstmordrate. Diese ist in Südkorea die höchste der Welt. Fast jeden Tag stürzt sich ein Mensch in Seoul von der Mapobrücke, sodass die Regierung inzwischen eine Bronzefigur, die einer anderen den Arm um die Schultern legte mit dem eingravierten Spruch: “ Mein Freund, denk noch einmal drüber nach“ in der Mitte der Brücke hat aufstellen lassen. Eine Barriere verkündet:  „Du bist der wertvollste Mensch der Welt“. Auch verstärkte Überwachungsmaßnahmen mit KI, die vorzeitig verdächtiges Verhalten feststellen sollen, werden eingesetzt und freiwillige psychologische Untersuchungen sollen verstärkt angeboten werden. 2021 verzeichnete das Land 24,1 Suizide pro 100.000 Einwohner laut OECD. Der Durchschnitt liegt bei 11,3; in Deutschland bei 9,7.

Als Gründe werden der extrem schnelle gesellschaftliche Wandel von einem der ärmsten Länder der Welt um 1960 zu einer führenden Industrienation mit den damit verbundenen sozialen Folgen wie Leistungsdruck in Arbeit und Schulen, Vereinsamung und besonders bei Frauen der erhebliche Schönheitsdruck, angesehen. Unter diesem Link fand man weitere Infos: https://www.freiheit.org/de/nord-und-suedkorea/suizide-suedkorea-mein-freund-denk-noch-einmal-drueber-nach.

Dienstag, 17.12.24 Wonju- Sokcho

Von diesem Tag gab es nicht viel mehr zu berichten, als dass wir nach dem Auschecken um 11Uhr bis 14:50Uhr warten mussten, bis unser Bus fuhr. Da das Busterminal in Wonju, wie bei der Ankunft beschrieben, in großen Teilen gähnende Leere bot und das Café seine Sitzplätze in der zügigen Eingangshalle hatte, machten wir es uns in einem netten Café neben dem Terminal gemütlich und hielten uns zwei Stunden an unseren zwei Kaffeetassen fest. Der Preis entsprach in etwa der Stärke des Getränks, gut, dass man sich immer Trinkwasser kostenlos nehmen durfte. Der Bus war dieses Mal kein Expressbus, d.h. keine supergemütlichen Sitze zum Liegen in der Breite von Businesssitzen im Flugzeug, sondern ein herkömmlicher Reisebus ohne Schnickschnack. Nur die Heizung machte aus meinen Beinen fast gegrillte Hühnchenschenkel. Die Koreaner liebten es heiß! Keine Unterkunft, in der es bei unserer Ankunft nicht mindestens 25? waren, heute sogar 28?! Wir waren jetzt in einem touristischen Badeort, wie es aussah. Unser Zimmer mit Bad und Küchenzeile befand sich in einem 4*Hotel, allerdings gehörte dieses Zimmer einem Privatmann, der es über Airbnb vermietete. Das Hotel hieß Marina Bay, daher hatten wir von unserem Fenster aus einem netten Ausblick auf den Jachthafen, wie es aussah. Wir kamen schon bei Dunkelheit an, daher konnte ich noch nicht genau sagen, ob es tagsüber so schön wie erwartet war. Am Abend war es auf jeden Fall ganz nett, von der 6.Etage auf eine rosa leuchtende Brücke zu gucken und das Wasser farbig schillernd zu sehen. Stefan kochte uns etwas und dann schauten wir beim Essen unsere bisher in Korea entstandenen Videos auf YouTube. In dieser Nacht sollte es draußen bis auf -8? runterkühlen, da brauchten wir uns wohl um die hier sonst anscheinend nervenden Mücken keine Gedanken zu machen – hoffentlich!  Am nächsten Morgen wollten wir versuchen, in den nahegelegenen Nationalpark zu kommen. 

Mittwoch, 18.12.24 Sokcho

Es wurde an diesem Tag nicht der Nationalpark, den wir besuchten, sondern Sokcho selbst. Für den Nachmittag war Schnee angesagt und da machte es mehr Sinn, den Ausflug auf den nächsten Tag zu verschieben, wo den ganzen Tag die Sonnen scheinen sollte. Letztendlich schneite es zwar auch an diesem Tag nicht, zumindest nicht in der Stadt, aber Vorsicht war besser als Schnee im Gebirge. Wir hatten erkundeten also die Stadt Sokcho und das alles zu Fuß. Es waren rund 13 km und für mich gut 25000 Schritte. Wir wohnten direkt am Cheongso See, an dem der Expo Memorial Park mit dem Expo Tower zum Spazierengehen einlud. Das Gebiet sollte an die Internationale Fischereiausstellung von 1996 erinnern. Der 73.4m hohe Turm seine spiralförmige Architektur stach gleich ins Auge. Von oben hatte man einen guten Ausblick auf das Ostmeer, den Cheongo See und die Seoraksan-Bergkette, die eine ganz eigene Maserung aufwies, die durch Schnee jetzt besonders gut zu sehen war. Wir liefen von dort weiter zum Yeongrang See, den man ebenfalls umwandern konnte und immer wieder nette Ausblicke hatte. Das Besondere hier, war ein Barfußweg, auf dem man wohl normalerweise durch Lehm lief. An diesem Tag war der Weg mit Plastik abgedeckt, wahrscheinlich wegen Rutschgefahr durch Eis. Barfußwege sind in Korea sehr häufig zu finden, aber zumeist mit Steinen unterschiedlicher Größe. Ich fand sie nicht sehr verführerisch, sie sollten aber die Füße gut massieren. 

Wir liefen nicht um den See herum, sondern nur ein Stück entlang bis zum Beombawi Rock, einem Felsen aus mehreren riesigen Granitblöcken, auf die man klettern konnte und wiederum gute Aussichten hatte. Da wir auch noch den Touristen- und Fischmarkt besuchen wollten, machten wir am Felsen kehrt. Der Markt hatte wieder Stände mit Essensangeboten und ich ließ mir mit Kokos frittierte Riesengarnelen mit Pommes schmecken, Stefan aß nur Pommes. Unser letztes Ziel war Abai Village, was größtenteils auf einer kleinen Insel in der Bucht zum Ostmeer lag. Hier hatten sich nach dem Koreakrieg Flüchtlinge aus Nordkorea in recht armseligen Verhältnissen angesiedelt und durch Fischerei ihr Leben befristet. Vor ca. 20 Jahren muss dann ein koreanisches Fernsehdrama hier gedreht worden sein und den Ort bekannt gemacht haben. Traute man den Rezensionen bei Google, kamen heute vornehmlich chinesische Touristen und Leute aus Seoul, weil man in den Restaurants gut authentisch koreanisch essen konnte und wegen dem durch die Hafenmolen geschützten Strand. Wir fanden die kleine, handbetriebene Fähre zwischen Insel und Festland interessant. Der Mann, der die Fähre steuerte, verstand es auch hervorragend, eine Gruppe von jungen Koreanern mit dem Ziehen der Fähre zu beschäftigen. Mit einem Haken wurde ein Draht auf dem Fährboden so gezogen, dass sich die Fähre auf die andere Uferseite – vielleicht 50m entfernt – bewegte. Inzwischen war es dunkel geworden und wir traten den Heimweg an. 

Zum Schluss noch zwei Dinge, die uns in Korea auffielen. Zum einen die allgegenwärtige Fußbodenheizung. Sie heißt Ondol und Anzeichen für ihre erste Verwendung fand man bei Ausgrabungen im heutigen Nordkorea. Man geht davon aus, dass sie in einfacher Form bereits in der Jungsteinzeit um 5000 vor Christi genutzt wurde. Im Prinzip funktionierte die traditionelle Heizung so, dass in einem Raum – meist die Küche – ein Ofen mit Holz befeuert wurde und der heiße Rauch nicht durch den Schornstein, sondern durch Röhren unter den Böden der Zimmer geleitet wurde und diese somit heizte. Ich habe gelesen, dass das auch der Grund für dafür war, dass das Schlafen und wahrscheinlich auch das Sitzen auf dem Boden beim Essen im traditionellen Korea üblich war. Die Fußbodenheizung blieb bis heute erhalten, aber natürlich die neuere Variante mit Wasserrohren. Auch heute nutzen noch viele Futonbetten auf dem Boden und in traditionellen Restaurants gibt es wohl auch noch die Variante des niedrigen Tisches, an dem man auf dem Boden sitzt. Wir haben es zwar nicht selbst gesehen, aber ich fand Hinweise darauf im Internet. Es ist ja logisch, dass sich die Menschen in die Nähe der Wärme begeben. Wir hatten bisher ebenfalls in jeder Unterkunft Fußbodenheizung und genossen es, barfuß zu laufen. Was uns jedoch völlig unverständlich war, war dass das Bad dabei immer ausgespart wurde. Der Raum, in dem man es beim Duschen gerne warm gehabt hätte, war somit immer der kälteste in der Wohnung. Wenn man mit Barfuß vom warmen Zimmer aufs Klo ging, bekam man regelmäßig kalte Füße, da halfen auch die obligatorischen Badelatschen wenig. Hier in unserem, wohl ehemaligen Hotelzimmer, war es zum ersten Mal anders. Hier waren die Fliesen warm, dafür ließen sie sich augenscheinlich nicht über die normale Fußbodenheizung steuern. D.h. wenn wir die Heizung wie immer runterstellten, blieb es im Bad bullig heiß und da es kein Fenster hatte, immer stickig. An Fußbodenheizung könnten wir uns gewöhnen. Nachteil ist jedoch, dass immer alle Zimmer gleich heiß sind. Man kann nur zentral die Temperatur regeln, weil die Rohre wahrscheinlich in Schlangenlinie unter der gesamten Wohnfläche verlegt worden sind und nicht in getrennten Systemen. Da wir es gewohnt sind, kühler zu schlafen, konnten wir dort nur das Fenster aufreißen oder die Heizung insgesamt ausschalten bzw. niedrig einstellen.

Was uns in unseren Unterkünften immer wieder begegnete, waren Bilder von Matisse. Der scheint es den Koreanern angetan zu haben. In unserem jetzigen Zimmer aßen wir von einem niedrigen Klapptisch mit einem Motiv von Matisse als Tischplatte. Fand man hier überhaupt etwas Europäisches, dann war es zumeist Französisch. Europa spielt hier unserer Beobachtung nach keine besonders Rolle. Eher konnten wir Einflüsse aus den USA erkennen. 

Donnerstag, 19.12.24 Sokcho

Ähnlich wie in Taiwan setzte der Besuch unseres letzten Nationalparks der Reise noch ein Sahnehäubchen auf. Wir besuchten wie geplant den Seroksan Nationalpark, der direkt im Westen der Stadt lag und dessen beeindruckende Berge wir am Vortag und bei der Fahrt hierhin bereits in der Ferne hatten liegen sehen. Ausnahmsweise war es dieses Mal super einfach, mit dem öffentlichen Bus dorthin zu kommen. Er fuhr gerade mal um die Ecke unserer Unterkunft ab und endete am Eingang des Nationalparks. Von dort waren es noch 300 m zu laufen bis zur Seorak-Gondelbahn, die uns zur Bergfestung Gwongeumseong brachte. Dass das eine Festung war, habe ich allerdings erst bei der Suche nach dem Namen des Berges per Internet herausgefunden. Als wir aus der Seilbahn kamen, hatten wir den ersten großartigen Blick von der Terrasse der Bergstation und konnten von dort 800m erst auf einem angelegten Treppenweg und am Schluss auf direktem Weg die Felsen hoch zur Spitze klettern. Die Aussicht von diesem Felsen auf die Stadt bis zum Ostmeer und besonders auf die Berge ringsum, war berauschend schön. Wir hatten das absolut beste Wetter: klaren, blauen Himmel und Sonne, sodass die Fernsicht hervorragend war. Wir waren so froh, die Tour um einen Tag verschoben zu haben! Am Vortag war es nicht annähernd so klar. Nach dem Panoramagenuss begaben wir uns zurück zur Seilbahn und fuhren zurück zu Talstation, um noch zu wandern. Wir besuchten den Sinheungsa Tempel, vor dem sich der Buddha der Wiedervereinigung, eine 14,6 Meter hohe und 108 Tonnen schwere Buddhastatue aus vergoldeter Bronze, genannt „Tongil Daebul“befand. Er saß auf einem 4,3 Meter hohen Sockel, ebenfalls aus vergoldeter Bronze, so dass die Gesamthöhe ohne Blitzableiter und Heiligenschein 18,9 Meter betrug. Dahinter befand sich der sehr schöne buddhistische Tempel in perfekter Bergkulisse. Hier konnte man sogar einen „Tempelstay“ buchen. Um dem Stress des Alltags und der Städte zu entfliehen und den Buddhismus näher kennenzulernen bieten einige Tempel in Südkorea Aufenthalte für Gäste an. Was man dabei zu erwarten hat, zitiere ich aus der Website: „Die Templestay-Programme unterscheiden sich je nach Tempel, doch einige der Standardprogramme sind buddhistische Zeremonien, Zen-Meditationen, bei denen man sich ganz auf sich selbst konzentriert, oder die 108 Kniefälle, bei denen man Körper und Geist trainiert. Zudem kann man auch ein typisches formales Tempelmahl oder eine Teezeremonie erleben.“ Sicher wäre das auch ein Erlebnis auf unserer Tour gewesen, aber sowohl die 108 Kniefälle als auch sicherlich das lange Sitzen auf dem Boden zur Meditation wären für meine Gelenke Gift gewesen. Das Essen wiederum hätte gepasst, denn Mönche lebten im Buddhismus in den meisten Fällen vegetarisch oder vegan.

Nach dem Besuch des Tempels machten wir uns auf zu zwei Wasserfällen, den Yukdam Falls und den Biryong Falls. Ein letztes Mal auf dieser Reise hieß es zahlreiche Treppen steigen, aber das war es wert und musste sein. Die Wasserfälle und Gumpen, zu großen Teilen vereist, sahen wunderschön aus und die Felsspitzen, die immer wieder hinter den Bäumen auftauchten, waren eine Augenweide. Es war ein wunderschöner Abschluss unserer Südkorea Reise, die jetzt in die Zielgerade ging. Am kommenden Morgen fuhr der Bus nach Incheon, wo sich der Seouler Flughafen befindet. Dort blieb nur noch eine Nacht in einem Guesthouse, bevor wir am Samstag hoffentlich pünktlich um 8:30Uhr nach Shanghai starten konnten, um von dort über Amsterdam nach Hannover zu fliegen. Wenn alles nach Plan lief, kamen wir am Samstag um 22:05Uhr in Hannover an, wo hoffentlich noch unser Auto auf einem Park&Rail Parkplatz stand und uns heile wieder nach Bad Harzburg fuhr. Wir mussten natürlich viel länger unterwegs sein als 13Std 35, denn wir flogen ja 8Std zurück gegen die Zeitverschiebung. Das hörte sich grausig an, aber Reisen war halt nichts für Weicheier??.

Freitag, 20.12.24 Sokcho- Incheon

Meinen geplanten Rückblick auf die Reise und das Land verschob ich, denn wir mussten früh schlafen. Die Nacht war um 5:30 Uhr zu Ende, um 8:30 Uhr ging der Flieger – hoffentlich, denn es kam eine staatliche Warnmeldung, dass mit heftigen Schneefällen zu rechnen war, bei keiner Wetterapp war davon etwas zu sehen, überall Sonne, ggf. ein paar Wolken. Der letzte Tag verlief wie geplant. Wir fuhren gut 3 Std. mit dem Expressbus bis Incheon, die meiste Zeit durch Tunnel. Im Landesinneren hat Südkorea halt viele Berge und um schnell zu sein, baute man Tunnel hindurch. Schade, ich hätte gerne noch mehr Berge genossen. Vom Terminal brauchten wir nochmal über eine Stunde mit Metro und Airport Rail, und danach noch einen Bus zum Guesthouse. Es war sehr ordentlich und sauber und das Zimmer einfach aber geräumiger als in den Guesthouses zuvor. Wir schliefen ja eh nur noch hier und am frühen Morgen sollte uns ein Shuttle zum Flughafen bringen. Wir liefen nach der Ankunft nochmal ein wenig ins Geschäftszentrum und ließen es uns erst im Café und danach noch beim Inder gutgehen. Es war zwar nicht gerade passend, am Abschiedsabend kein heimisches Restaurant zu besuchen, aber wir hatten bei mehreren nach vegetarischen Angeboten gefragt und überall bekamen wir eine Absage. Beim indischen Restaurant war fast die Hälfte der Gerichte vegetarisch und sie schmeckten uns auch ehrlich gesagt besser als koreanisches Essen. 

Samstag, 21.12.24 Incheon – Bad Harzburg 

Rückreise, oder der Tag, der niemals endete, zumindest gefühlt, denn er war 8 Std länger. Am Morgen schneite es nicht, es begann aber zu regnen, als unser Guesthouse Besitzer uns um 6:00Uhr zum Flughafen fuhr. Der Prozess vom Check-in bis zum Boarding dauerte wirklich fast 2 Stunden, dafür wurde dieses Mal unser Gepäck auch durchgecheckt bis Hannover, d.h. in Shanghai mussten wir nicht wieder das ganze Procedere mit Gepäck abholen, Sicherheitskontrolle, mit Kurz Visa einreisen, neu einchecken, wieder ausreisen, Sicherheitskontrolle und letztendlich Boarding hinter uns bringen. Das hätten wir dieses Mal wahrscheinlich nicht geschafft, denn das Terminal in Shanghai ist riesig und das Gate wurde auch noch geändert. Da wir nur im Transferbereich von A nach B mussten, war es kein Problem, rechtzeitig am Gate zu sein. Der Flug bis Amsterdam war lang, aber ansonsten angenehm. Dort mussten wir uns noch einen Boarding Pass für den letzten Flug, der von KLM durchgeführt wurde, holen, sie konnten in Seoul nur das Gepäck durchchecken. Wir kamen also in Amsterdam an und versuchten unser Glück bei der elektronischen Check- in Maschine. Die wollte uns aber nix rausrücken, daher schickte man uns zum KLM-Serviceschalter, da wir bei unserem Ticket nur einen „Standby Status“ hätten und erst gesehen werden müsste, ob noch Plätze auf dem Flug frei wären!!! Für den Serviceschalter mussten wir erst eine Wartenummer ziehen und vor uns waren noch mehrere Leute und hatten anscheinend ähnliche Probleme, auch bei anderen Zielen. Uns standen vor Wut und Verzweiflung die Haare zu Berge. Schließlich war das Gepäck auf dem Weg nach Hannover und wir wollten auch nur noch nach Hause. Dann kam der Hammer, man gab uns eine Boarding Card, die zweite würde dann, wenn möglich, am Gate, 40 Minuten vor Abflug, also zu Beginn des Boardings ausgestellt, teilte man uns mit! Die zwei Stunden bis dahin waren wir angespannt wie Flitzebögen. Für uns war klar, dass nicht nur ich, auf die der eine Boardingpass ausgestellt war, fliegen und dann mit allem Gepäck mit der S- Bahn zum Auto und dann nach Hause fahren konnte. Wir wollten uns auch auf keinen Fall darauf einlassen. Am Gate stellten wir fest, dass zwei Flüge in einem Abstand von nur 30Minuten am selben Gate abgefertigt werden sollten. Wir sprachen einen Mitarbeiter darauf an und da wurden dann ein paar Leute wach und verlegten unseren Flug nochmals an ein anderes Gate. Zum Glück war es nebenan und nach etwas hin und her bekamen wir einen zweiten Boardingpass und konnten dann letztendlich beide ganz normal den Flug nehmen, der ja eigentlich von Anfang an klar sein sollte. Von KLM hatten wir jetzt erstmal die Nase voll. Wir hatten beide im Sinn, dass uns ähnliches schon mal vor Jahren bei denen passiert war. Wir hatten aber dieses Mal gar keine Handhabe, denn wir hatten ja über China Eastern Airline gebucht, die aber den letzten Flug von KLM hatten durchführen lassen. Wir fuhren dann mit der S-Bahn zwei Stationen für über 4€ pro Person zum Park&Rail Parkplatz, was bei Stefan einem kurzen Tobsuchtsanfall auslöste (ich hatte meine Wut schon bei KLM verpufft) und unser Auto wartete zum Gück brav auf uns und brachte uns nach Hause, wo wir um 0:15Uhr ankamen und ohne Auspacken wie tot ins Bett fielen.

Review

Ein paar Gedanken als Review zur Südkoreareise. Erst einmal: ja, es hat sich sicherlich gelohnt, dieses Land zu bereisen und wir nahmen viele schöne Eindrücke, aber auch viele nachdenkliche in Bezug auf die politische und gesellschaftliche Zukunft mit nach Hause. Nachdem wir die DMZ besucht hatten, dachten wir, dass das die kritischste Zeit unserer Reise war. Die Provokationen Nordkoreas durch Manöver an der Grenze, Drohungen durch Kim Jong-un, Müllballons etc. waren schon heftig, aber sie waren auch nicht einseitig. Wie schon geschrieben, beantwortete Südkorea die Müllattacken mit Beschallung durch politische Infos und K-Pop. Dem setzt Nordkorea jetzt wieder einen obendrauf, in dem es eine Beschallung durch ratternde Geräusche wie Kettenrasseln auf Stein und Grunzgeräusche die ganze Nacht über Richtung Südkorea schickt. Die Menschen im Dorf direkt an der Grenze kann seitdem nicht mehr schlafen. Da helfen nicht mal Ohrenstöpsel. Der Bürgermeister sagte im Interview, dass die Frauen Schlaftabletten nähmen und die Männer sich betränken und plädierte an die Politiker seines Landes, mit der eigenen Beschallung aufzuhören, damit wenigstens die Chance bestünde, dass auch Nordkorea ihre beendet. 

Aber nicht nur die Situation an der Grenze machte wenig Mut, auch die südkoreanische Politik hatte sich ja während unseres Aufenthalts als nicht stabil erwiesen. In einem Land, dessen Präsident mal gerade das Kriegsrecht ausrief, waren wir bisher noch nie. Zum Glück waren wir zu dem Zeitpunkt nicht in Seoul und als wir davon hörten, war es bereits wieder aufgehoben. Dennoch war es ein etwas mulmiges Gefühl, aber da um uns herum alles ruhig blieb und das Auswärtige Amt keinerlei Warnungen aussprach, fühlten wir uns eigentlich die ganze Zeit trotzdem recht sicher. Wer die südkoreanische Geschichte etwas kennt, weiß aber, wie viel Glück wir hatten, dass die Proteste so friedlich abgegangen sind. Die BBC verglich die Stimmung auf den Demonstrationen ehr mit Rockkonzerten. Das war vor ein paar Jahrzehnten noch ganz anders. Man erinnere sich an die Demokratiebewegung der Studenten in Gwanju, die in einem Massaker endete. Man kann Südkorea nur wünschen, dass sie einen neuen und besonnenen Präsidenten bekommen und wieder Ruhe einkehrt. Der jetzige war ja noch gar nicht lange im Amt, nachdem 2017 die damals regierende Präsidentin Park wegen Korruption vor Gericht gestellt und suspendiert wurde. 

Nun aber zu uns und dem Reisen in diesem Land. Abgesehen von der politischen Lage haben wir uns sehr sicher gefühlt. Nicht nur, dass der Straßenverkehr durch das Vorhandensein von Bürgersteigen und Fußgängerampeln und die fast völlige Abwesenheit von Rollern erheblich sicherer war als z.B. in Taiwan und vor allem Vietnam, war gefühlt auch die Luft besser. Ich weiß, dass Korea arge Probleme mit Feinstaub hat, nicht umsonst wurden überall zahlreiche Messstationen mit Monitoren installiert, die die Bewohner informieren, wie die Belastung gerade ist. Vielleicht waren wir jetzt auch zu einer Zeit dort, wo die Belastung aufgrund des Wetters nicht so hoch war, aber wir hatten nur einmal in Seoul eine erhöhte Konzentration, sonst war immer alles im grünen Bereich, obwohl in Seoul eigentlich immer Stau war und die Hauptstraßen 6-8Spuren haben. Man roch auf jeden Fall deutlich weniger Abgase als in den Ländern mit Rollern. In Taiwan und Vietnam fand ich das häufig belastend und trug auch gelegentlich eine Maske, die allerdings laut Stefan nichts brachte. Sicher fühlten wir uns auch vor Kriminalität. Das lag nicht zuletzt an der extremen Verbreitung von Kameras. Das war natürlich ein zweischneidiges Thema. Es brachte bestimmt mehr Sicherheit, war aber auch eine Überwachung auf Schritt und Tritt und das nicht nur im öffentlichen Raum wie Straßen, Bahnhöfen, in Bussen und Bahnen etc., sondern auch in allen Fluren und Aufzügen von Hochhäusern, an nahezu jeder Eingangstür von Privathäusern und an den Müllsammelstellen, egal ob öffentlich oder bei Hotels etc., damit auch vorschriftsmäßig recycelt wurde. Darüber hinaus stand dort häufig auch noch Personal zur Überwachung. Einmal bekamen wir recht deutlich mit, dass wir beobachtet wurden. Bei unserer Airbnb Wohnung in Daegu war wie üblich ein Codeschloss an der Eingangstür und das schien mit der darauf gerichteten Kamera gekoppelt zu sein. Nun ist es ja so, dass man in Korea beim Betreten der Wohnung die Schuhe auszieht, völlig in Ordnung, vor allem in Anbetracht dessen, dass häufig Parkett oder Laminatböden über der Fußbodenheizung verwendet wurden. In der Regel ist dafür zwischen Eingangstür und dem sauberen Bereich ein tieferer Absatz, wo man sich der Schuhe entledigt und die Schlappen anzieht. In Daegu sind wir also erst eingetreten und haben dann innen die Schuhe ausgezogen und neben die Tür gestellt. Das war aber hier nicht erwünscht, sondern man sollte die Schuhe draußen ausziehen und vor der Tür lassen. Unseren Fauxpas hat die Vermieterin wohl durch die Kamera mitbekommen und kurz drauf kam eine Nachricht von ihr, dass man in Korea die Schuhe vor der Tür auszöge! Da kann man nur hoffen, dass sie nicht in den Wohnungen auch noch versteckte Kameras hatten, auch wenn wir superbrav waren, weder geraucht noch Partys veranstaltet oder Fleisch und Fisch gebraten haben. Müll haben wir getrennt, aber ob immer richtig, ist fraglich. 

Was uns in Südkorea richtig gut gefallen hat, waren die Wohnungen (trotz Kameras). Hätte ich geahnt, dass wir so durchgehend eine Waschmaschine zur Verfügung haben würden, hätte ich die Hälfte meiner Sachen zuhause lassen können. Sie waren auch in den meisten Fällen super sauber. Das Einzige, was uns nicht gefallen hat, war, dass es in der Regel keine Bettwäsche gab und man nie hundertprozentig sagen konnte, ob Decken und Matratzenauflagen bei jedem Gast gewaschen wurden. Wir verließen uns daher auf unser Gefühl. In Japan war es ähnlich, aber da waren wir mehr in Hotels und die verwendeten in der Regel in beiden Ländern Bettwäsche. Die Größe und Ausstattung der Wohnungen waren auf jeden Fall meistens super und oft zu unschlagbarem Preis. Bezüglich des Essens hatten wir in Korea wohl die meisten Probleme, etwas Adäquates auch für Stefan zu finden. Da ich immer noch auf Fisch ausweichen konnte und daher das Problem der Fischpaste als Würze in Suppen nicht so bestand, hatte ich es in der Regel leichter. Taiwan war unschlagbar mit seinen vegetarischen Restaurants, in denen es zumeist auch mir schmeckte. In Japan hatten wir das Glück, hervorragendes Essen bei unseren Gastgebern kennenzulernen, auch wenn ich Miso Suppe bis heute nicht ausstehen kann. In Restaurants zu gehen war auch dort schwierig, fand man aber z.B. eine Pizzeria, schmeckte die Pizza auch wie in Europa. In Südkorea musste man immer damit rechnen, dass überall Zucker enthalten war. Die Pizza am ersten Abend hatte z.B eine Soße drüber, die süß schmeckte, von den süßen Tomaten, von denen ich geschrieben habe, mal ganz zu schweigen. Bibimbap, was in der Regel das einzige koreanische Essen war, was man auch mal ohne Fleisch oder Fisch bekam, war OK, aber weder jeden Tag und für mich, die ich nicht so auf Sojasoße stehe, keine Delikatesse. Lecker war der Hot Pot, den wir einmal vegetarisch bekommen haben, aber gegen einen vietnamesischen kam er geschmacklich definitiv nicht heran.

Die Landschaft hat wunderschöne Stellen zu bieten, besonders in den zahlreichen Nationalparks. Da war es schade, dass wir nicht noch mehr davon besuchen konnten, weil die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln dann doch an seine Grenzen stieß. Ich bin froh, dass wir auf Jeju ein Auto gemietet haben, aber auf dem Festland mit den großen Städten hätten wir damit wiederum andere Probleme gehabt wie Parkplätze oder das Verstehen der Schilder und Verkehrsregeln. Wir hätten ggf. auch noch längere Anfahrten mit Bussen in Kauf nehmen können, wenn es nicht abends schon so früh dunkel geworden wäre. Einen Monat früher wäre besser gewesen, wobei es sich bei den angebotenen Wanderungen in den Nationalparks meist auch um sehr anspruchsvolle handelte, da nahezu alle steil auf Berge führten und zumindest für mich damit ausgeschlossen waren. Da wäre aber schon noch einiges mit mehr Zeit machbar gewesen. Die Wege waren, wie auch in Taiwan, zumeist super gepflegt und ließen erkennen, dass es sich um eine wanderbegeisterte Nation handelt. Auch in den Städten gab es einige Highlights, aber da schlugen Taiwan, Japan und Vietnam Südkorea um Längen. Man hatte in Südkorea immer das Gefühl, dass man entweder in der Großstadt war, die an vielen Stellen wie eine gesichtslose Ansammlung von Hochhäusern ohne besonderen Stil aussah, oder man war im Nationalpark mit hohen Bergen. Jedes Stück dazwischen war irgendwie verbaut oder beackert. Irgendwie müssen die Millionen von Menschen auf der relativ geringen, bewohnbaren Fläche natürlich auch ernährt werden. Kleine Dörfer und Freiflächen haben wir nicht viele gesehen. Das war in den anderen Ländern anders. Es fehlten uns auch die vielen kleinen, bunten Tempelchen, die in Taiwan und Vietnam an jeder Ecke den Innenstädten ein abwechslungsreicheres Bild boten. Superschön fanden wir Jeju, das wirklich sehr viele wunderschöne Ecken hatte, ebenso wie Sokcho. Kein Wunder, dass sie die Touristen anziehen. Alles in allem also ein interessantes und in Teilen schönes Land, aber es gibt schönere in Asien. 

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