Indien – Sehnsuchts- oder Angstort?


Donnerstag,6.2.2025 – Freitag, 7.2.2025: Bangalore

Nachdem sich vor unserer Indienreise alles, was möglich war, gegen uns verschworen hatte, von drei nervigen Tagen, um die E- Visas zu beantragen, weil immer wieder die Verbindung abbrach und noch dazu so bescheuerte Fragen gestellt wurden, welche Länder wir in den letzten 10! Jahren besucht hatten und, nachdem ich alle per drag&drop Menü mühsam eingetragen hatte, man mir mitteilte, dass nur 20 möglich seien, über eine kaputte Heizung, bis hin zu ablaufenden Kreditkarten – eine kam gerade noch einen Tag vor Abflug – konnten wir am 6.2.25 morgens um 4:30 Uhr endlich starten. Nicht, dass es keine Panne gegeben hätte, nein, unser erster Zug zum Flughafen wurde am Vortag durch einen Schienenersatzverkehr bis Salzgitter- Ringelheim ersetzt. Nach der Aussage des Schalterbeamten in Bad Harzburg kam dieser immer zu spät. Das war uns zu heikel, also fuhren wir per Auto nach SZ-Ringelheim und stiegen dort in den Zug. Danach verlief die Fahrt angenehm und problemlos und wir waren schon eine Stunde zu früh beim Flughafen. Dass „zu früh sein“ nie verkehrt ist, bewies dann die Sicherheitskontrolle. Ich wurde so intensiv abgetastet, dass ich kurz davor war zu fragen, ob das nun ein Brustkrebs Check-Up inklusive wäre, hab aber natürlich den Mund gehalten. Bei Stefan wurde der Rucksack auf Sprengstoff getestet und sein Pass mindestens 5 Minuten von drei schwer bewaffneten Polizisten untersucht. Irgendwie sitzt einem dabei auch nach Jahrzehnten Reiseerfahrung die Angst im Nacken, dabei sind wir ja völlig harmlose Reisende. 
Der Lufthansa Flug war problemlos, das Essen weitaus besser als im Herbst bei KLM und auch der Online Check-in am Tag zuvor entspannt. Wir genossen es, einen Direktflug zu haben von nur gut 8 Stunden, auch wenn eine Ankunft nachts um 1:55Uhr kein Vergnügen war, das wäre bei allen umständlicheren Flügen von 2-3x längeren Flugzeiten und kaum Preisersparnis auch nicht besser gewesen. Nur Handgepäck mitnehmen zu können, war erst gewöhnungsbedürftig, aber mit mehr als 8kg pro Person sollte man eine Backpackerreise nach Möglichkeit eh nicht machen. Vor dem Immigration Counter lernten wir noch eine junge Hamburgerin kennen, die alleine und auch zum ersten Mal nach Indien reiste. Sie war zur Hochzeit ihrer Freundin eingeladen. Da sie ein bisschen unsicher war, blieben wir zusammen, bis auch sie ihren Stempel im Pass hatte. Ich konnte es gut nachvollziehen, dass sie sich unsicher fühlte. Wir sind auch immer froh, dass wir uns gegenseitig haben, falls es irgendwelche Komplikationen geben sollte. Ist uns bisher noch nie geschehen, aber man weiß ja nie. Danach wurde es dann richtig nervig. Nicht nur, dass erst der Geldautomat außer Betrieb war, dauerte es dann geschlagene 2 Stunden, bis wir beide unsere SIM-Karten gekauft und aktiviert hatten. Der Verkäufer sah aus, als hätte er 24 Std durchgearbeitet und würde bei seiner Tätigkeit einschlafen. Auf der anderen Seite sprach er so schnell und nuschelig Englisch, dass wir immer nachfragen mussten. Wir hätten uns gerne nach einem anderen Laden umgesehen, aber dazu hätten wir die Eingangshalle verlassen müssen und dann konnte man nicht mehr den Flughafen betreten ohne bevorstehenden Flug und Flugticket. Gegen 4 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft, eine Sim Card zu kaufen, Geld zu ziehen und ein Taxi zu buchen und wurden auf einer rasant- chaotischen Fahrt von ca. 30 Min zu unserem Hotel befördert. Um 5:00Uhr indischer Zeit (+4,5Std zur MEZ) lagen wir endlich im Bett, um nach wenigen Stunden wieder aufstehen zu müssen fürs Frühstück bis 10:00 Uhr. Um 8:00 Uhr konnte ich eh nicht mehr schlafen, also machte das auch nichts. Das im Preis inkludierte Frühstück war mäßig, aber besser als nichts. Auf dem Büffel stand lauwarmes Gemüse mit Idli. Bei Idli handelt es sich um weiße, gedämpfte, flach-runde Küchlein aus einem fermentierten Teig auf Basis von Urdbohnen und Reis. Außerdem gab es eine Art Kräuter-Sesampaste, kaltes Chapati Fladenbrot, Melonen und Bananenstücke und eine Tasse Nescafé, wo man den Kaffee suchen musste. Lecker waren allerdings frisch zubereitete Dosa (herzhaft gefüllte Pfannkuchenrolle) und ein Omelett. 
Nach dem Frühstück stürzten wir uns in den Verkehr. Ich hatte im Internet gesehen, dass die Schadstoffbelastung in der Luft im Gebiet beim Palast von Bangalore nicht ganz so hoch sein sollte, also machten wir uns erstmal zu Fuß auf den Weg. Es war mit 25/26? C nicht allzu heiß, aber die Feinstaubbelastung war schon stark zu spüren und führte umgehend zum Kratzen im Hals und wir mussten höllisch aufpassen, wenn mal kein Bürgersteig (oder was man hier so nannte…) vorhanden war, bzw. wir die Straße überqueren mussten. Ampeln gab es fast gar nicht und die Fahrspuren auf der Straße waren komplett überflüssig. Aus drei Spuren wurden da locker mal 4 und alles fuhr kreuz und quer, natürlich bei Linksverkehr, denn die Engländer hatten das Land ja mal kolonialisiert. Der Verkehr wurde hier bestimmt von Rikschas, dann Autos, Motorrädern, Bussen und gelegentlich Fahrrädern. Irgendwie und irgendwo mussten sich dann die Fußgänger ihren Platz suchen. Kühe sahen wir erst eine an dem Tag, freilaufende Hunde gab’s mehrere, aber zum Glück waren sie bisher unproblematisch. Wir liefen kurz hinter dem Hotel durch einen Park, in dem ein Teil als „Exercise Area for Ladies, men not allowed“ reserviert war, Geräte habe ich aber keine gesehen. Vielleicht war er nur zum Spazierengehen gedacht. Ein paar junge Typen versuchten sich an Kletterstangen auf der anderen Seite, die ich für einen Spielplatz gehalten hatte. Es war wohl eigentlich auch einer. Etwas weiter und nach ätzenden Metern Verkehrsgewühl, aßen wir bei einer Patisserie etwas Gebäck und erholten uns unter Bäumen. Als unser Fußweg sich plötzlich in Nichts bzw. nur noch Straße auflöste, hatten wir genug und ließen uns von einer Rikscha zum Palast fahren. Im Palast hingen haufenweise Fotos und Gemälde verschiedener Epochen. Von außen sah er viel imposanter aus als von innen. Nur zwei kleine Innenhöfe mit Brunnen und einer Mosaikbank waren ganz nett. Um den Palast konnte man etwas im Park schlendern, große Teile waren aber abgesperrt, weil große Festzelte aufgebaut wurden. Es stand wohl ein Fest bevor. Wir suchten uns ein Café und schütteten erstmal 0,7l Wasser in uns rein und aßen etwas, wobei wir das Publikum im Teenageralter beobachteten. Um die Ecke herum war ein College und da fand gerade ein lautstarkes Konzert statt. Einige der Schüler*innen mussten sich dann wohl etwas stärken und es wurden eifrig Selfies gemacht. Das Café war nicht billig, aber nett und eindeutig bei der jungen Generation angesagt. Danach versuchten wir eine ganze Weile ein Uber Taxi zu bestellen, wobei das gegenseitige Finden bei dem Verkehrschaos ziemlich problematisch war und lange dauerte. Wir fuhren ins Hotel zurück, genossen die Dusche und ruhten uns aus. Stefan konnte bei der Luft, den Verkehrsbedingungen und nach der kurzen Nach nicht joggen, aber rund 15000 Schritte schafften wir dennoch an dem Tag. Abends leisteten wir uns ein leckeres Essen in einem thailändisch – veganen Restaurant, das sehr gemütlich war. Das Essen war hervorragend und der Besitzer sehr nett. Wir hatten mal wieder Probleme mit unserer Kreditkarte zu zahlen. Irgendwie sollte es dann über Google pay gehen, aber wir stellten später fest, dass die Zahlung nicht durchging, also mussten wir am kommenden Tag nochmals dorthin und bar zahlen. Es schien so, als würde hier immer noch Cash bevorzugt, was für uns wegen der Automatengebühren und dem Rumsuchen nach Automaten echt blöd war. Außerdem liefen wir nicht gerne mit viel Bargeld herum. Wir würden sehen, wie sich das entwickelte. 

Samstag, 8.2.2025: Bangalore 

Den Tag könnte man überschreiben mit „aller Anfang ist schwer“. Ich fang mal an, mit dem, was funktionierte und gut war. Zuerst einmal waren wir mit unserem Zimmer zufrieden. Es war sauber, hatte ein gutes Bad, Klimaanlage, zwei gemütliche Betten und eine vernünftige Größe. Das Frühstück war nicht übermäßig, aber ok. Da wir an diesem Morgen früher waren, waren die Sachen auf dem Büfett noch heiß und heute gab es statt Chapati Naan, Gemüse, die Sesamsoße wie am Vortag, Obst, Idli und indischen Tee. Den Kaffee, den wir bestellt hatten, konnte man fast nicht genießen, so eine schlechte Marke löslicher Kaffee war es. Danach waren wir auch erfolgreich mit unserer Uber-Taxi-Bestellung für unseren Tagesausflug. Er kam pünktlich, der Fahrer war nett, fuhr vernünftig, nur leider nicht dorthin, wo wir wollten. Unser Wunschziel war eigentlich der Bannerghatta National Park, aber bei der Buchung hat Stefan anscheinend den Namen nicht ganz korrekt geschrieben und so fuhr uns der nette Herr zu einem Ort mit ähnlichem Namen irgendwo in der Pampa. Wir merkten es leider viel zu spät, nachdem wir über 1,5 Std falsch gefahren waren. Nunja, die Fahrt brachte uns ein paar Einblicke ins Landleben. Wir sahen Wein-, Obst und Gemüseanbau und erfuhren, dass in der Gegend bis vor nicht langer Zeit Gold abgebaut wurde. Wir sahen auch mehrere Zementfirmen, staubige, kaputte Straßen, Unterkünfte verschiedenster Qualität von guten Häusern bis zu zerfallenen Buden, überall Müll am Straßenrand, von dem sich die „heiligen Kühe“ und freilaufenden Hunde ernährten. Ich schätzte, so manche Kuh würde ihren heiligen- Status gerne abgeben und einen Stall bei uns bevorzugen. Es war ja nicht so, dass die alle frei rumliefen. In der Regel waren sie angebunden und gehörten wohl jemanden. Wir sahen auch Werbung für ökologische Milch unterwegs. In einer Straße waren mehrere Kühe wie bei uns im Stall nebeneinander angebunden, und der Besitzer verkaufte ihre Milch an Leute, die mit Kannen kamen. Nach unserer unfreiwilligen Land Tour brachte uns der Fahrer zurück zum Hotel, wofür wir über 2 Std brauchten, weil die Straßen total verstopft waren. Wir wollten wenigstens noch etwas erleben, also buchten wir eine Rikscha zum Lal Bagh Botanical Gardens. Dieser war nicht überwältigend, aber eine gute Alternative zur mit Abgas verseuchten Straße. Er war über 200 Jahre alt und hatte ein ansehnliches Glashaus von 1890, was zu bestimmten Festtagen für Blumenschauen genutzt wurde. In einem See mit Wasserfall, der aber an dem Tag kaum Wasser führte, lebten einige Vögel und auch in den Bäumen, die teilweise gigantisch waren, zwitscherte es und es gab auch Affen und wohl auch Schlangen, die uns aber nicht begegnet sind. Danach waren wir reif für ein Café, teilten uns eine Pizza und eine Portion Churros – zugegeben nicht indisch, wurde aber hier häufiger angeboten, und liefen dann noch durch einen netten Park und furchtbar verkehrsreiche Straßen zum Bull Temple. Um bis zum Tempel vorgehen zu dürfen, mussten wir unsere Schuhe ausziehen und versuchten das Stück auf Socken nicht in Vogelscheiße auf dem Boden zu treten. Viel sehen konnten wir nicht und hineinfotografieren war verboten. Das Gebiet rundherum war aber ganz nett. Dann begann wieder der nervige Versuch, eine Uber-Rikscha zu buchen, was meist eine ganze Weile dauerte, weil die Fahrer unterwegs vielleicht schon andere Fahrgäste aufgabelten und unsere Fahrt stornierten, bevor sie überhaupt kamen. Eine Rikscha so heranzuwinken, erwies sich ebenfalls als schwierig, weil alle voll waren. Nach etwa 20Minuten waren wir dann per Uber erfolgreich und der junge Mann nahm uns mit auf eine 30-minütige Höllenfahrt durch überfüllte Straßen und Abgase. Komischerweise klappte die Abbuchung der Kreditkarte bei Uber-Rikschas, aber bisher nicht bei Uber Taxen. Die Kreditkartenakzeptanz ließ hier leider zu wünschen übrig. Es gab zwar elektronische Bezahlarten, aber nix, was wir hatten. Am Abend gingen wir nochmals bei unserem thailändischen Restaurant essen, weil die Abbuchung von unserer Kreditkarte auch hier nicht geklappt hatte. Wir aßen nochmals dort und haben beide Mahlzeiten bar bezahlt. Am nächsten Tag planten wir einen neuen Versuch zu starten, um zum Nationalpark zu kommen.

Sonntag, 9.2 25 Bangalore – Ausflug Nationalpark Bannerghatta

Dieser Tag war erfolgreicher als der vorherige. Wir schafften es, einem Geldautomaten mal 20000? ca. 200€ zu entlocken. Wenn man fast gar nichts per Kreditkarte zahlen konnte, musste man sich mehr mit Bargeld eindecken, besonders, weil wir am kommenden Tag ehr aufs Land fahren wollten. Jetzt erstmal fuhren wir per Uber Taxi in den Bannerghatta National Park. Es handelte sich hier nicht um einen Nationalpark zum Wandern oder selbst Durchfahren, sondern man konnte eine Safaritour per Bus oder Jeep buchen, es gab einen Zoo und einen Schmetterlingspark. Die Gesamtfläche war laut Wikipedia ca. 732Hektar, im Vergleich zum Safaripark in Hodenhagen in Deutschland, der 220 Hektar umfasst, also fast 3,5-mal so groß. Wir buchten eine Tour mit einem Kleinbus und hatten das Glück, direkt hinter dem Fahrer zu sitzen. Er machte einige Fotos für uns durch sein geöffnetes Fenster, was natürlich besser ging als durch die Scheibe. Die Fahrt war sehr schön und wir konnten Bären, Tiger, Löwen, Leoparden, Elefanten etc. in einer großen und vielfältigen Landschaft beobachten. Es war auffällig, wie viel mehr sie sich dort bewegten als später die Tiere im Zoo. So genoss ein Elefant ausgiebig ein Bad in einem See und auch die Löwen und Tiger lagen nicht nur auf der faulen Haut. Nach der Tour versuchten wir mit der Kamera einige Schmetterlinge im Schmetterlingspark einzufangen und zuletzt besuchten wir auch noch die Tiere im Zoo. Teilweise waren die Käfige auch hier von angenehmer Größe und Gestaltung, aber die Vögel waren wie fast überall auf der Welt in hässlichen, zu kleinen Betonkäfigen ihrer Freiheit beraubt. Insgesamt hat uns der Park aber gut gefallen. Hier merkte man im Übrigen den Versuch der indischen Regierung, Plastik zu begrenzen. Im ganzen Park war Einmalplastik verboten, d.h. auch Wasserflaschen. Am Eingang wurden die Taschen kontrolliert – ade 1 Literflasche. Wir tranken so viel wie möglich und schmissen sie dann dort in den Müll. Man hätte im Park gefiltertes Wasser abfüllen können, aber ich hatte bei dieser Reise meine Trinkflasche zuhause gelassen, weil man ja eigentlich nur aus fest verschlossenen Mineralwasserflaschen trinken sollte. Ich weiß auch nicht, ob wir den Wasserspendern vertraut hätten. Keine Ahnung, ob das Wasser gut gekühlt war, denn bei 30? blieb auch gefiltertes Wasser ggf. nicht keimfrei. Nach dem Parkbesuch hatten wir Hunger und Durst und wagten uns in das Restaurant des Freizeitparks und Resorts gegenüber. Deutsche Gastronomie in Parks im Hinterkopf, erwarteten wir heftige Preise, aber denkste, wir zahlten für 2 Liter Wasser, zwei verschiedene indische Brote und ein Curry, was für uns beide reichte, ca. 4,50€ und es schmeckte super! Da es noch früher Nachmittag war, ließen wir uns per Rikscha zum Bannerghatta Hill fahren. Am Ende einer lebhaften Straße machte eine Gruppe Musik mit Trommel und Flöte, Wir standen vor einem hübschen, hinduistischen Tempel, hinter dem es auf felsigem Untergrund und Treppen einen Hügel hinauf zu einem weiteren kleineren Tempel ging. Von oben hatte man einen Ausblick über die Landschaft bis zur City von Bangalore, die man im Dunst sehen konnte. Ein paar junge Frauen baten mich um gemeinsame Selfies. Stefan hatte das Vergnügen schon mal zuvor im Park. Im Vergleich zu dem, was war aber vorher im Internet gehört und gesehen hatten, hielt sich sowohl Bettelei als auch die Bitte nach gemeinsamen Fotos bisher sehr in Grenzen. Für uns hatten ja die Selfies auch den Vorteil, selbst problemlos Menschen hier fotografieren zu können. Wir schlenderten noch etwas die Straße mit Esständen und bunten Häusern entlang und buchten dann einen Uber zurück zum Hotel. Die Qualität der Autos und Fahrer war sehr unterschiedlich. Am Morgen und am Vortag waren sie sehr ordentlich und mit Anschnallgurten, jetzt am Abend eine Bruchkiste mit wilderem Fahrer, dafür teilte uns bei Abfahrt das Navi mit, wir sollten uns anschnallen, es gab aber gar keine Gurte! 
Für den nächsten Tag war eine Nachtfahrt per Bus nach Hampi, ein Stück in den Norden, geplant. Dort sollte es einige sehenswerte Tempel und historische Stätten geben. Bangalore, oder Bengaluru, wie es in Kannada, der Sprache im Bundesstaat Karnataka genannt wurde, war die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka, und mit über 13 Mio Einwohnern die drittgrößte Stadt Indiens, in Hampi würden wir dagegen an einem historischen Ort mit nicht mal 3000 Einwohnern sein.

Montag, 10.2.25 Bangalore – New Hampi

Dieser Tag war eigentlich nur Organisatorisches zu erledigen. Das Problem in Indien war, dass man fast nur digital zahlen konnte, wie wir inzwischen festgestellt hatten, aber das nur über UPI. Das bekam man aber nur, wenn man ein indisches Bankkonto hatte. In den Geschäften, bei Uber, in Hotels etc. konnte man in der Regel mit Kreditkarte über Google pay zahlen, aber es gab keine Lesegeräte, an denen man wie bei uns per NFC fähigem Handy zahlte, sondern es gab QR-Codes, die man wiederum nur mit einer UPI APP lesen und dann per Kreditkarte zahlen konnte. Für Ausländer hatte das zur Folge, dass eine Kreditkartenzahlung kaum möglich war, man immer nur begrenzt Geld am Automaten ziehen konnte, wofür man Gebühren zahlte und dann auch noch Schwierigkeiten hatte, mit Bargeld zu zahlen, weil niemand mehr Wechselgeld hatte, weil alle Inder digital zahlten. Nachdem wir am Morgen um 11:00Uhr ausgecheckt hatten, konnten wir unser Gepäck noch im Hotel lassen und liefen dann in eines der Einkaufsviertel. Dort fand ich es sehr stressig. Es war das muslimische Viertel und es bestand aus engen Straßen mit haufenweise Klamottenläden und -Ständen und durch das Gewühl brachen die Rikschas und Motorräder, Kühe standen im Parkverbot und Bürgersteige gab es überhaupt nicht. Wir versuchten zu einem moderneren und westlicheren Viertel zu kommen, weil Stefan gelesen hatte, dass manche Supermärkte Uber-Gutscheine verkaufen sollten, dem war aber nicht so. Dann machten wir uns auf den Weg von ATM zu ATM, um einen zu finden, an dem wir nochmals 200€ ziehen konnten, da wir unsere nächste Unterkunft bar zahlen mussten und nicht wussten, wie dort die Infrastruktur sein würde. Es kostete uns 5 Fehlversuche, bis wir einen fanden, der diese Geldmenge ausspuckte. Dann fand ich per ChatGPT heraus, dass man als Ausländer die App CCheck downloaden und sich bei einer bestimmten Stelle in Bangalore mit Pass, Visa etc. verifizieren lassen und daraufhin von seiner Kreditkarte Geld aufladen, und so auch diese QR-Code Zahlungen machen konnte. Wir fanden das Büro und es dauerte ca. 1Std, bis der Herr alle notwendigen Details von Stefan eingegeben, Pass und ihn und Visa fotografiert hatte und dann sollte es ca. 30 Min dauern, bis die App einsatzfähig war Wir gingen in der Zwischenzeit ein paar Meter weiter lecker assamesisch (nordindische Region) essen. Da nach 40 Min immer noch keine App- Freigabe kam, besuchten wir das Büro nochmals, und nach einem Anruf des Mitarbeiters funktionierte es dann. Allerdings kostete das Aufladen von Geld auch ca. 3% der Summe. Nunja, zumindest eine weitere Möglichkeit der Zahlung. Nun durften wir wieder eine Weile warten, bis uns ein Uber -Taxi zum Hotel zurückbrachte, 30 Min für 4km durch die Rushhour! Wir holten unser Gepäck und bestellten ein Uber-Taxi zum Busbahnhof und die Zahlung klappte dieses Mal über Kreditkarte, yeah! Der Busbahnhof „Majestic“ war neben einem Bahnhof und das furchtbarste Chaos, das man sich vorstellen konnte. Wir suchten nach der Adresse der Busgesellschaft und ein Konkurrenzunternehmen war so nett, uns den Weg zu erklären. Es war eigentlich nur 5 Min entfernt, aber wir mussten mal wieder breite, vielbefahrene Straßen überqueren. Einmal half uns ein Polizist, der versuchte, etwas Ordnung ins Chaos zu bringen. Dann mussten wir kurz vorm Busunternehmen nochmal warten, weil die Polizei mehrere Autos der Regierung zum Hotel vor uns geleitete und den Verkehr absperrte. Endlich kamen wir dann am gewünschten Ort an und erfuhren, dass unser Bus zwei Häuser weiter vor einer Bank in 2,5 Std abführe, wir also zum Glück nicht auf dem riesigen Busbahnhof würden rumsuchen müssen. Wir schlugen uns die Zeit noch einmal in einem Restaurant um die Ohren, wobei aber nur Stefan noch eine Kleinigkeit aß. Gegen 21:00Uhr begaben wir uns zum Abfahrtsort und beobachteten das Verkehrschaos von den Treppen der Bank aus. Es war unbeschreiblich, besonders, als unser Bus versuchte rückwärts einzuparken und trotz Helfern immer noch Autos und Motorräder dran vorbei drängelten. Trotz eines bepflanzten Mittelstreifens fuhren sogar Motorräder als Geisterfahrer auf der Gegenspur. Bei der totalen Gesetzlosigkeit im Verkehr hier, half auch ein Schild der Regierung, dass man sich an die Verkehrsregeln halten solle, nichts. 
Der Bus überraschte uns dann aber total positiv. Wir wussten ja, dass es ein Sleeperbus sein sollte, aber dass er richtig mit kleinen Kabinen – für uns eine Zweierkabine- mit Matratzen und Decken, Gepäckablage und Gardinen zum Gang hin sein würde, hätten wir nicht gedacht. So einen Luxus boten nicht mal die Busse in Vietnam, die uns vor Jahren schon begeistert hatten. Dann mal gute Nacht bis morgen früh um 7:00Uhr in Hampi!

Dienstag 11.2.25 Kadirampura bzw. New Hampi

Auf unserer Busreise nach i Hampi klappte es mit dem Schlafen dann doch nicht so ganz, weil zum einen die Straßen über lange Strecken katastrophal waren, oder per Bodenwellen versucht wurde, die Fahrer zum langsam fahren zu bewegen. Für uns war das natürlich ein auf und ab. Außerdem gab es zwei Toilettenstopps, wobei der Busbegleiter mehrmals laut „washing room“ durch den Bus brüllte und zum Schluss hin hielt er noch an mehreren Orten, wo entweder Leute ausstiegen oder Pakete abgeliefert, oder ich sollte besser abgeworfen wurden. Sie wurden einfach vor den Laden des Busunternehmens in den Dreck geworfen. Darüber hinaus war es aber sehr gemütlich in dem Liegebus. Wir kamen um 8:30Uhr in Hospet, der Endstation der Fahrt nach Hampi, an. Da wir erst um 10:00Uhr einchecken konnten, gingen wir frühstücken und ließen uns danach mit einer Rikscha nach Neu- Hampi bringen. Hampi selbst ist UNESCO Weltkulturerbe mit zahlreichen historischen Gebäuden. Da diese besondere Umgebung in den letzten Jahren vermehrt Touristen angezogen hat, entstanden zwischen den Ruinen Cafés und Gästehäuser und die Einwohner verwandelten sozusagen den Ort in ein lebendes Museum. Leider gefiel das der Welterbe Stiftung nicht so gut wie den Besuchern, die die tolle Atmosphäre wohl sehr liebten, und man befürchtete, den Welterbestatus zu gefährden. Folge: in den letzten Jahren kamen die Bulldozer und zerlegten einen Großteil der Unterkünfte und Gastronomie und siedelten die Besitzer mit zu niedrigen Entschädigungen nach Neu- Hampi bzw. wie es hier hieß: Kadirampura aus. Die noch in Alt- Hampi verbliebenen, die vors Gericht gegangen waren, lebten ständig mit der Angst, doch noch vertrieben zu werden. Unsere Unterkunft war ein privates Guesthouse auf einer Farm in dem neuen Gebiet. Der Rikscha Fahrer fragte auch gleich, warum wir nicht in Alt- Hampi gebucht hätten, da wäre es doch viel ruhiger und schöner. Zum einen wussten wir das nicht und zum anderen wohnten wir nicht mitten im Dorf, sondern am Rand zwischen Reisfeldern und Plantagen und konnten uns über Lärm, außer von Grillen, nicht beklagen. Stefan joggte am Anreisetag schon einmal nach Hampi, am kommenden Tag woltlen wir uns dann gemeinsam auf den Weg machen, einen Teil der unzähligen Ruinen und Bauwerke zu bewundern. Da es an diesem Tag ca. 34? heiß wurde gegen Mittag, war das nach einer durchwachten Nacht zu hart für mich. Wir gingen nur in den Ortskern zu einem kleinen Coffee/Tee Shop und probierten Ginger Kaffee und indischen Tee mit Rohrzucker und sahen uns ein wenig um. Nachdem wir uns von zahlreichen Ansprachen, ob wir eine Rikscha mieten oder eine Tour machen wollten, nicht haben beeindrucken lassen, ließen die Fahrer dann auch von uns ab. Während Stefan danach joggte, schlief ich nach einer wohltuenden Dusche eine Runde, danach setzten wir uns auf die Terrasse unseres Zimmers und bekamen vom Vermieter Kaffee serviert. Zum Abendessen machten wir uns nochmals auf in die Ortsmitte und aßen ganz authentisch South Indian Thali, eine Platte mit Reis in der Mitte, verschieden Schälchen mit Currys und Joghurt mit Gewürzen zum Dippen für Naan und Roti, zwei indischen Brotsorten. Als Dessert gab es ein Schälchen mit Obststücken und da ich schon seit zwei Tagen nach was Süßem lechzte, gab es noch Pfannkuchen mit Nutella – ganz touristisch- indisch. Wieder zuhause spannten wir unser Moskitonetz übers Bett, denn hier waren wir mitten in der Natur, hinterm Haus standen gleich die Bananenstauden, und Mücken und Geckos hatten im Bett nichts zu suchen. 

Mittwoch, 12 2.25 Hampi

Heute früh machten wir uns auf in die Ruinenstadt Hampi, oder historisch Vijayanagar. Zwei hinduistische Brüder, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vom Sultanat Delhi gefangengenommen wurden, konvertierten angeblich zum Islam und wurden losgeschickt, Aufstände niederzuschlagen. Nach kurzer Zeit schworen sie jedoch nach erfolgter Arbeit dem Islam wieder ab und machten eigene Sache. Sie gründeten ein eigenes hinduistisches Königsreich und errichteten 1342 dessen Hauptstadt Vijayanagar am Flussufer des Flusses Tungabhadra. Die Blütezeit des Reiches war 1509-29, da sie zu der Zeit fast das Monopol über den Handel mit indischen Pferden und Gewürzen hatte. Aufzeichnungen damaliger Reisender sprachen von größerem Ruhm und Reichtum als in Rom oder Lissabon zu der Zeit. Dummerweise ließ sich aber 1565 der damalige Herrscher auf einen Kampf gegen mehrere nördlichen Sultanate ein und unterlag. Er wurde ermordet, die Stadt mehrfach gebrandschatzt und geplündert und die ruhmreiche Zeit war damit beendet. 1986 wurden die Ruinen zu einer der wichtigsten Welterbestätte Indiens erklärt.
Wir wanderten von unserer Unterkunft bei noch angenehmen Temperaturen um die 25? zu einem der zwei Gebiete mit den meisten historischen Gebäuden. Insgesamt umfasste das Gebiet um die 42qm² mit zahlreichen Palästen, Tempeln, Marktplätzen etc. Wir besuchten an diesem Tag das sogenannte Sacred Center rund um den Bazar mit zahlreichen Tempelanlagen, dem Markt und einer ganzen Gruppe von Monumenten inklusive eines steinernen Wagens. Die ganzen überwältigenden Bauwerke gliederten sich farblich hervorragend in eine Landschaft aus rostfarbenen Felsblöcken, Palmenhainen und Reisfeldern beidseitig des Flusses Tungabhadra ein. Unbeschreibliche Steinhauerarbeiten zierten die Tempel, deren Türme von weitem bereits beeindruckend aussahen. An manchen Stellen gab es Stände mit Getränken und Essbarem, aber im Großen und Ganzen wanderte man wie durch eine vergangene Epoche, ohne Händler und Verkehr. Das war zum einen angenehm, aber wir hatten ja auch nicht erlebt, wie es hier aussah, als der alte Bazar noch mit Händlern belebt und Unterkünfte den Weg innerhalb des alten Viertels säumten. In Reiseführern wurde dieser Zeit auf jeden Fall nachgetrauert. Es war sicherlich schwierig, eine gute Balance zu halten zwischen historisch authentischer Erhaltung und touristischer Infrastruktur, das kannten wir ja bei uns zuhause ebenso. Dass es ein paar Verpflegungsangebote gab, war auf jeden Fall notwendig, denn man konnte gar nicht genügend zu Trinken mitnehmen, wenn man bei bis zu 36? im Schatten durch die Landschaft wanderte. Gegen 15:30Uhr ließen wir uns, nachdem wir es gewagt hatten, ein eingepacktes Eis zu konsumieren, per Rikscha zur Unterkunft zurückfahren. Wir erholten uns im klimatisierten Zimmer und kochten uns einen „echten“ koffeinfreien Kaffee, nämlich einen Drip Coffee, der mit uns von Südkorea über Deutschland nach Indien gereist war. Der Kaffee in Indien war bisher furchtbar. Zumeist so ungefähr die schlechteste Marke löslicher Kaffee und das in der Regel mit Zucker, wenn man es nicht ausdrücklich sagte. Zum Abendessen wollten wir das zweite Restaurant im Ort testen, wurden aber enttäuscht. Dreiviertel dessen, was auf der Karte stand, gab es nicht und unser Paneer Masala und Mushroom Masala war uns beiden zu scharf, sodass wir den Rest haben stehen lassen. Noch hungrig gingen wir 20m weiter ins Restaurant vom Vortag und aßen zusammen dieses Mal arabisch, nämlich Hummus mit gebratenen Pilzen und Fladenbrot und als Dessert warmen Pudding mit Früchten für zusammen gerade mal 4€ inkl. 1l Wasser. Bei der Hitze schlürften wir locker jeder 2l am Tag weg. Danach zogen wir uns unter unser Moskitonetz zurück ins Bett, wo ich den Bericht schrieb.

Donnerstag, 13.2.25 Hampi

Zu unserem nicht so überwältigenden Frühstück – Omelett mit Peperoni und zwei Toastscheiben, sowie einem Kaffee, bei dem man nicht wusste, ob es Tee oder Kaffee war und 1l Wasser,  bekamen wir heute erfreulicherweise noch 4 kleine Bananen. Danach machten wir uns auf in das Royal Center, also das Gebiet der königlichen Bauten. Wir liefen wieder zu Fuß und begannen beim Lotus Mahal einer der königlichen Residenzen. Vorbei an historischen Wachtürmen kamen wir zu den Elefantenställen und dem gegenüberliegenden Guards House, also der Unterkunft der Wächter. Als letztes prächtiges Gebäude besuchten wir das königliche Badehaus. Entlang den Wegen kamen wir immer wieder an historischen Wachtürmen und einer beeindruckenden Schutzmauer vorbei, bei der die Steine wie Puzzlesteine exakt ineinander gefügt waren. Alle Bauwerke ließen uns nur noch staunen. Ihre prachtvolle Größe und die Verzierungen ließen auf außerordentliche architektonische und künstlerische Fähigkeiten, sowie großem Reichtum schließen. Gegen Mittag stiegen die Temperaturen wieder auf 35? und wir beendeten unsere Besichtigung und tranken etwas in einem Straßencafé in der Ansiedlung Kamalapur. Die Kekse, die wir dazu aßen, behüteten wir sorgsam vor den Augen von Affen, die sich immer wieder dem Inneren des offenen Cafés näherten. Einem Affen gelang es, einen Wasserkrug auf dem Nebentisch umzuwerfen und das Wasser vom Tisch zu schlürfen. Der Besitzer hatte gut damit zu tun, die unliebsamen Besucher zu verscheuchen und ihre Spuren zu beseitigen. Danach fuhren wir per Rickscha heim und verkrochen uns in unser gekühltes Zimmer. Leider war mal wieder der Strom weg, aber es war noch erheblich besser als draußen. Auf Nachfrage sollte er um 17:00Uhr wiederkommen, aber dem war nicht so. Wir entschieden uns daher, früher zum Abendessen zu gehen. Das hatte auch den Vorteil, nicht bei Dunkelheit das unbeleuchtete letzte Stück Straße später nach Hause gehen zu müssen. Wir hatten schon gelernt, Handytaschenlampe oder Kopflampe anzuschalten, auch damit wir nicht in irgendwelche Kuhfladen traten. Wir aßen nochmals bei unserem Stammrestaurant Südindisches Thali wie am ersten Abend und als wir nach Hause kamen, war der Strom immer noch weg. Hoffentlich würde das über Nacht nicht so bleiben, denn ohne Aircondition oder Ventilator war an Schlafen nicht zu denken. Zumindest war der Strom für die Beleuchtung hier bei der Unterkunft gepuffert. 

Freitag, 14.2.25 Hampi – Pune

Da wir für nachmittags den Schlafbus nach Pune gebucht hatten, verbrachten wir den Tag relaxed und gingen nur noch einmal zum Café und aßen Pancakes. Gegen 15:00Uhr ließen wir uns von einem Tuk-Tuk nach Hospet bringen, wo wir angekommen waren und nun auch wieder abfuhren. Der Fahrer fuhr wie ein Chaot, aber als wir uns der Polizeistation näherten, zog er schnell sein Hemd an, das schien wohl Vorschrift zu sein. Wir stellten unsere Rucksäcke beim Busunternehmen ab und erkundeten noch ein wenig den sehr lebhaften Ort Hospet mit vielen Geschäften, Obstständen und einer Gandhi Statue und natürlich vielen Menschen und Fahrzeugen aller Art. Etwas verspätet fuhr unser Bus gegen 18:00Uhr los. Es dauerte wieder ewig, bis wir richtig unterwegs waren. Ewiges Halten, um weitere Leute aufzunehmen, ständiges Stop&Go, bis wir endlich auf der Hauptstraße waren. Tja, was war das für eine Straße? Autobahn konnte man es sicher nicht nennen. Es gab Mautstellen und einen Mittelstreifen, aber den nicht so wirklich, denn die Strecke bestand eigentlich nur aus Baustellen und Spur Umleitungen, nebendran gab es eine Spur, auf der wir an einer Raststätte einen Konvoi aus mehreren Ochsen gezogenen Kutschen vorbeifahren sahen. Vom Gefühl her hätte die Fahrt auch auf Kopfsteinpflaster nicht schlimmer sein können, so viele Schlaglöcher und Holperpisten, die uns in der Nacht immer wieder von unserer Matratze abheben ließen. Dennoch haben wir beide etwas geschlafen und kamen am Morgen heile, aber ca. 1,5 Std zu früh in Pune an.

Samstag, 15.2.25 Pune

Nach einer holprigen Nacht im Bus kamen wir viel früher in Pune an als geplant. Eigentlich hatten wir erwartet, gegen 8:20Uhr einzutreffen, nun war es gerade mal 7:00Uhr. Dann war es bei der Buchung auch gar nicht so einfach, die richtige Bushaltestelle herauszufinden. Eigentlich wollten wir ins Zentrum zum Busbahnhof, aber bei der Auswahl war dieser Halt nicht vorgesehen. Unserer hatte jetzt gleich drei Namen, er hieß nach einem Busbahnhof, einem Hotel und sollte nahe der Brücke sein. Angehalten hat der Bus aber zuerst an einer Dependance des Busunternehmens. Der „trained staff“ war so wunderbar geschult, dass er es uns auch nicht weiterhelfen konnte und letztlich ein anderer Fahrgast uns mitteilte, wir müssten noch 10 Min weiterfahren. Wir landeten dann auch vor dem besagten Hotel und suchten uns ein Restaurant, das gerade öffnete, um zu frühstücken und unsere Unterkunft zu klären. Am Vorabend hatten die uns eine WhatsApp geschickt, aus der hervorging, dass bei uns eine Doppelbuchung vorläge und sie nun wissen wollten, was uns wichtig wäre, um uns was anderes zu suchen. Laut Booking hatten wir eine Zusage für eine FeWo mit 3 Schlafzimmern, Küche, Bad etc. für uns allein. Diese Unterkunft wurde aber bereits von 11 anderen Personen gebucht! Keine Ahnung, wie die in 6 Betten passten. Erstmal haben wir darauf bestanden, über die Booking Seite zu kommunizieren und ihnen klargemacht, dass wir eigentlich nicht vorhätten, auf die zugesagte Wohnung zu verzichten. Wir ließen sie dann aber wissen, dass uns zwei Schlafzimmer, die Waschmaschine, eigenes Bad, WLan und keine mit Fremden geteilten Räume wichtig wären und wir umgehend Bescheid haben wollten, wo wir unterkämen. Sie vertrösteten uns auf heute 12-13Uhr, danach war Funkstille. Das wäre eigentlich die Check- in Zeit gewesen. Wir schrieben sie dann morgens mehrmals an, aber niemand antwortete, sodass wir den Kundenservice von Booking einschalteten, als wir in den Rezensionen lasen, dass das wohl Prinzip hatte und schon häufig Leute aus den Buchungen katapultiert wurden und dann teurere Apartments angeboten bekommen hätten. Wie gut, dass wir gute Kunden bei Booking waren und mit Genius Level 3 auch persönlich mit Jemanden dort sprechen konnten. Sie versuchten ebenfalls, den Vermieter zu erreichen und waren wohl ebenso erfolglos, sodass sie uns zusagten, dass wir kostenfrei stornieren könnten, und wir konnten uns was anderes suchen. Interessanterweise stand genau unsere FeWo noch immer als buchbar im Angebot. Wir fanden ein viel billigeres, aber wohl auch längst nicht so schönes Apartment. Es war ein Zimmer mit zwei Betten, Kühlschrank, Spüle und Küchenschrank ohne irgendeinen Inhalt, Bad und Balkon, aber für den war es eh zu heiß. Alles war ziemlich heruntergekommen, besonders der Kühlschrank sah schlimm aus, aber dort legten wir sowieso nur unsere Wasserflaschen rein, von denen wir täglich mindestens 4 verbrauchten. Es war einfach ätzend heiß und staubig. Das Zimmer stank penetrant nach Mottenpulver, sodass wir Aircondition und Ventilator dauerhaft laufen ließen. Wir genossen nach dem ganzen Stress – wir waren erst gegen ca. 13Uhr in unserer Unterkunft – bei einem Foodcourt nebenan ein leckeres Dessert und ließen uns dann per Uber zu einer Stelle am Fluss bringen, wo man einen guten Ausblick haben sollte. Es war ganz nett dort, aber viel Spazierengehen war auch da nicht möglich. Auf der einen Seite ging’s steil einen Hügel hoch, den ich mir bei 37? im Schatten nicht antun wollte. Zum einen gab es null Schatten und außerdem war der Boden so rutschig wegen Sand auf Stein, dass meine Schuhe keinen richtigen Halt fanden. Wir gingen etwas am Fluss entlang, soweit das möglich war und nicht Müll, Abhang oder Gestrüpp den Weg versperrten. Es war so eine Schande, wie hier überall rumgemüllt wurde, das war einfach unbeschreiblich. In New Hampi, wo wir zuletzt gewohnt hatten, sah man immer Leute Dreck zusammenfegen und häufig wurde der dann später abgefackelt. Vielleicht war das ja, um Ungeziefer in Schach zu halten, aber bei der hohen Feinstaubbelastung sicherlich auch nicht förderlich. Kühe, Ziegen und streunende Hunde und Katzen ernährten sich aus den Müllhaufen.
Wir hatten uns bei unserem Ausflug ziemlich ins Aus begeben, denn es brauchte eine ganze Weile, bis wir zumindest eine Rikscha bestellen konnten für die Rückfahrt. Uber Taxen waren fast jeden Spätnachmittag ausgebucht.

Sonntag, 16.2.25 Pune – Ausflug Sinhagad Fort

Heute flüchteten wir aus der trubeligen Stadt in die bergige Umgebung. Wir fuhren per Uber Taxi zum Sinhagad Fort. Kaum aus Pune raus, schlängelte sich die Straße in Serpentinen den Berg hoch. Zum Glück gehörte unser Fahrer zur vernünftigeren Sorte. Auf dem Parkplatz war schon ganz schön was los. Wir wanderten dann ca. 3 Std durch die Landschaft, bergauf, bergab und erkundeten das riesige historische Fort. Die Landschaft war sehr schön. Eine rot, gelb, braune und manchmal auch mit grünen Palmen und Kakteen bewachsene Berglandschaft mit Blick auf einen Fluss und Staudämme. In der Ferne erkannte man die Stadt Pune. Hier oben konnte man atmen und es war etwas kühler als im tiefergelegenen Stadtgebiet, wenn auch immer noch über 30?. In der Ferne konnten wir ein Feuer erkennen, dass sich einen Hügel runterarbeitete, aber das schien keine Seltenheit zu sein. Auch wir liefen durch Wegstrecken, die mal gebrannt hatten. Es gab verkohlte Büsche und Gräser, aber die Bäume hatten standgehalten. Über teils uralte Stufen und Steinpfade ging der Weg an Mauerresten, durch alte Tore und an einer Kanone vorbei. An manchen Stellen boten Händler Obsttellerchen an, aber offenes Obst in der Hitze und bei unsicherer Hygiene war uns zu riskant, wir kauften nur Wasserflaschen. Unterwegs wurden wir auf diversen Handykameras von Indern festgehalten. Sie liebten es wirklich, sich mit so fremden Menschen wie uns fotografieren zu lassen. Wir sahen aber auch keine anderen nichtasiatischen Wanderer dort und überhaupt auch bisher nur sehr wenige westlich aussehende Touristen. Alle, die uns ansprachen und nach unserer Herkunft fragten, kamen selbst aus Pune, dabei soll derzeit sogar Hochsaison sein. Wir sahen eine ganze Gruppe Inder, die mit grünen Müllsäcken die Landschaft von Unrat befreiten. Dafür bekamen sie von uns einen Daumen hoch und wir durften sie fotografieren mit ihrer Ausbeute. Unser Taxifahrer hatte unterdessen gewartet und brachte uns wieder nach Hause. Hier kochten wir uns mit Heikes Tauchsieder einen echten Dripcoffee aus Südkorea. Leider war es schon unser vorletztes Exemplar. Wir waren hier noch in keinem Supermarkt, um zu gucken, ob der hier auch verkauft wurde. In Japan, Korea und Taiwan gab es den. Nachdem wir zuhause noch ein „C“ Formular für die Polizei als touristischer Mieter in einem Privathaus ausgefüllt hatten, was anscheinend in Pune Pflicht war, suchten wir mit Stefans Seidenschlafsack eine Schneiderei auf und baten mit Hilfe zweier junger Frauen die Schneiderin, die kein Englisch sprach, darum, diesen mit Hilfe von Seidenstreifen zu erweitern. Er ist Stefan einfach zu eng. Wir waren gespannt, was wir tags drauf für ein Exemplar abholen könnten. Das Ganze sollte umgerechnet 5€ kosten. Danach besuchten wir ein sehr feines Restaurant in einem Resort, wo wir eigentlich schon am Vortag hin wollten, aber der Verkehr uns abhielt. Auch an diesem Tag ließ ich zwei wütende, verzweifelte Schimpftiraden los, weil ich einfach nicht über die chaotische Straße kam. Zum Glück war es das Essen dort, dieses Mal nach europäischem Stil, wert.

Montag, 17.2.25 Pune

Dieser Tag war eher durchwachsen. Ich hatte miserabel geschlafen, weil die hohe Feinstaubbelastung im Hals kratzte und mich zum Husten brachte. Außerdem wusste man immer nicht so genau, ob man nun die Klimaanlage an oder ausmachen sollte über Nacht, gleiches galt für die Deckenventilatoren. Ohne Kühlung war es furchtbar stickig, mit Kühlung zog es und man wusste nie, was sie für Dreck von außen nach innen beförderte. Ich glaubte bei dieser Unterkunft eher nicht, dass Filter eingebaut waren. Da Stefan seinen Seidenschlafsack letzte Nacht bei der Schneiderin hatte, musste er meinen nutzen, der ihm noch mehr zu klein war, also mussten noch unsere Handtücher und eine Jacke von mir herhalten, damit er bei der Klimaanlage nicht fror. Wir hatten es erst ohne versucht, aber das ging auch nicht. Ich war morgens also ziemlich kaputt. Wir ließen uns dann per Rikscha zum Aga Khan Palace fahren, was gar keine gute Idee war. Die Strecke war viel zu lang und quer durch die Innenstadt. Da boten nicht mal unsere FFP3 Masken genügend Schutz. Daraus lernten wir, dass wir ab sofort Rikschas nur noch auf sehr kurzen Strecken, oder wenn es gar keine Alternative gab, nehmen würden. 
Wir besuchten den von außen sehr hübschem Palast, in dem innen das Leben Gandhis und der Befreiungsbewegung beschrieben und mit Ausstellungsstücken untermalt wurde. Gandhi, seine Frau und sein Sekretär waren, während seiner Quit India Bewegung, mit der er gegen die Kolonialherrschaft Großbritanniens kämpfte, von 1942-44 für 21 Monate im Palast interniert und er machte dort einen 21-tägigen Hungerstreik gegen die schlechte Behandlung der Gefangenen und der katastrophalen Verhältnisse, die die Bewegung zum Stillstand bringen sollten. Seine Frau und sein Sekretär starben in der Gefangenschaft. Gandhi selbst wurde 1948 von einem national- hinduistischen Extremisten erschossen, der es nicht verkraftet hatte, dass Gandhi sich nach der Teilung des Landes den Muslimen annähern wollte.
Wir tranken und aßen etwas in der Cafeteria des Palasts und Stefan stellte fest, dass sein Internet ausgefallen war. Das fehlte grad noch. Jetzt hatten wir dank meiner Entdeckung der CCheck App und der Verifizierung meist Glück mit der Bezahlung per Handy und jetzt das? Zum Glück war nach kurzer Supportanfrage bald wieder alles ok. Da man sich aber nicht voll drauf verlassen konnte, dass alle Zahlungen so funktionierten, entschieden wir uns, nochmals eine Federal Bank aufzusuchen, weil wir da wenigstens gleich 20000 Rupien ziehen konnten. Wir fuhren mit Taxi und waren erfolgreich. Eigentlich wollten wir noch in den Osho Teerth Park, einer Parkanlage beim Meditations-, Yoga und Therapiezentrum, das vom Ashram der Bagwanjünger angelegt worden war, aber da mussten wir noch zwei Stunden bis 15:00Uhr warten, bis er öffnete. 
Die Zeit verbrachten wir in einer großen Mall. Wie per Fingerschnipp wechselten wir von der chaotischen, dreckigen Straße und den Müllhaufen am Straßenrand in die Glimmerwelt der großen Marken. Krasser konnte es nicht sein! Wir nutzten die sauberen Toiletten, ich kaufte mir ein paar neue Slips, weil meine durch die Handwäsche inzwischen ziemlich kaputt waren und wir tranken einen Kaffee, bis wir mit dem Taxi zum Park fahren konnten. Es war ein netter, verwunschener Park mit vielen Bäumen, Sträuchern, verschlungenen Wegen und kleinen Steinbänken und -brücken, durch den Wasserläufe mit kleinen Wasserfällen führten. Alles nett, aber das Wasser war eine eklige Brühe, die an vielen Stellen auch stankt. Der Park durfte stundenweise von der Öffentlichkeit zur Bewegung und Meditation genutzt werden. Irgendwann stellten wir dann fest, dass wir eine Nachricht von Booking bekommen hatten, dass unser derzeitiger Vermieter unseren Aufenthalt storniert hätte, weil wir anscheinend nicht angereist wären! Wieder ein Aufreger! Wir hatten schon für 4 Nächte bar bezahlt, aber noch keine Quittung erhalten und wollten auch noch zwei Nächte bleiben. Zum Glück stellte sich später heraus, dass wir nur auf Wunsch ein anderes Zimmer als geplant bekommen hatten und deshalb das andere Zimmer storniert wurde, also alles ok. 
Wir fuhren per Taxi wieder in die Unterkunft und Stefan holte seinen Schlafsaal von der Schneiderei. Er war wirklich gut geworden. Wir waren gespannt, ob er nächste Nacht gut drin schlafen würde. Dann gingen wir zum Foodcourt zum Abendessen und schlugen uns danach den Bauch voll Eis. Der Laden war sehr sauber und es ging schon zweimal gut. 

Dienstag, 18.2.25 Pune

Der heutige Tag war interessanter und besser als der vorige. Wir begannen ihn mit einer Wanderung auf dem Pashan Hill Trail, einem Biodiversitätsareal oberhalb der Stadt. Gleich war die Luft besser abseits der Straßen und zwischen Bäumen und Pflanzen, wir hatten gute Ausblicke auf die Stadt und sahen Vögel und blühende Sträucher. Oben auf dem Hügel befanden sich Outdoor-Sportgeräte wie häufig in Asien. Hier waren sie meiner Meinung nach auch an einem guten Platz, aber wir hatten sie auch schon häufig an mehrspurigen Straßen, wo man schon als Fußgänger kaum atmen mochte, gesehen. So wurde Sport treiben dann wirklich ungesund. 
Nach dem Hügel wollten wir eigentlich zu einer Kunstgalerie und fuhren dort auch per Rikscha hin, aber leider hatte sie heute, außerhalb der Reihe, geschlossen. Wir entflohen dem Straßenleben in ein sehr nettes Café mit eigener Kaffeerösterei. Hier war nicht nur das Ambiente erste Welt, sondern auch die Preise, aber egal, denn es war lecker, sauber und schön kühl. Es wurde gut frequentiert von indischen Studenten einer Hochschule gegenüber, was man an ihren umgehängten Schildern und Laptops erkennen konnte. Ich fand heraus, dass es in der Nähe einen Tempel in einer Höhle geben sollte, das klang interessant, also gingen wir zum Pataleshwar Cave, wohin heute anscheinend diverse Schulklassen einen Ausflug unternahmen. Als wir ankamen, verließen sicher mehrere Klassen das Gelände und als wir gingen, kam schon wieder eine neue Gruppe Schulkinder mit Lehrkräften. Stefan sagte, er hätte bei einer Lehrerin einen Schlagstock gesehen. Uns kamen die Kids aber nicht besonders brav oder der heiligen Stätte angepasst vor. Wir konnten sie noch von Weitem krakeelen hören. Der Tempel war eine in Felsgestein geschlagene Höhle mit Altar und ein Mitarbeiter reinigte mit Inbrunst eine Kuhstatue. Danach wollten wir in einen Park, der erst wieder ab 16Uhr öffnete, was hier bei vielen Parks die Regel war. Sie öffneten morgens von 9-11 und dann wieder nachmittags von 16-20 Uhr oder länger. Das war für uns etwas nervig, weil wir ungern bei Dunkelheit nach Hause kamen und es gegen 19:00 dunkel wurde. Meist braucht man für die Rückfahrt immer noch eine halbe Stunde oder mehr. Wir entschieden uns, vor dem Park noch in den Botanischen Garten in der Nähe zu gehen und ließen uns dort hinfahren. Er erwies sich ehr als ein landwirtschaftliches Projekt, aber egal, wir sahen Mangobäume, Guavenbäume und andere Anpflanzungen, bevor wir den geplanten Park Chatrapati Shahu Maharaj Pakshi Vihar Kendra besuchten. Man sollte hier in schöner Flusslandschaft Vögel beobachten können. Das Beobachten von Vögeln war auch möglich und der Park eigentlich ganz nett, wenn auch etwas heruntergekommen. Auf dem Spielplatz waren große Tierfiguren, wobei das Nilpferd inzwischen umgefallen war und der Elefant auch nur noch durch Seile gehalten wurde. Gefallen haben uns die Figuren vom Hindugott Shiva, einer uns unbekannten Göttin und einem kleinen Ganesha, dem kleinen Gott in Elefantenform, der für Weisheit und Überwindung von Hindernissen steht, aber auch der Gott der Reisenden genannt wird. Somit war er natürlich „unser“ Gott, außerdem sah er süß aus. Nach all diesen neuen Eindrücken fuhren wir nach Hause, duschten, steckten die Wäsche ein letztes Mal in die Gemeinschaftswaschmaschine unserer Unterkunft und besuchten ebenfalls zum letzten Mal unseren Foodcourt. Wir besuchten jeden Abend ein anderes Restaurant, aber zum Nachtisch blieben wir unserem Eismann treu. Er würde es bedauern, dass wir am kommenden Tag weiterreisten. Wir würden am Morgen mit einem Bus 2.5Std bis nach Wai fahren, einer kleinen Stadt mit nur rund 36000 Einwohnern, die wie es aussah in schöner Natur lag und wo wir uns für ein paar Tage in ein Resort eingebucht hatten. Mal sehen, ob es mit Urlaub vom Reisen klappte. 

Mittwoch, 19.2.25 Pune- Wai

Gestern Abend hatte Stefan das erste Mal Verdauungsprobleme. Zum Glück war es mit einer Nacht Durchfall überstanden und wir konnten heute Morgen nach Wai fahren. Die Nacht war darüber hinaus auch wegen stickiger Luft und irgendeinem Baulärm mitten in der Nacht furchtbar. Mit der Weiterreise fingen gleich wieder neue Probleme an. Wir ließen uns zur Abfahrtsstelle des Busses vor einem Hotel bringen und hatten dann noch ca. 1Std Zeit bis zur Abfahrt. Wir erfuhren, dass der Bus nicht in der kleinen Straße direkt vor dem Hotel abfahren würde, sondern an der dahinterliegenden bzw. höherliegenden Schnellstraße. Hier gab es eine Bushaltestelle, an der sowohl städtische als auch Überlandbusse abfuhren. 10 Min vor Abfahrt stellten wir uns mit Masken bewaffnet an die vielbefahrene Straße. Es hielten diverse Busse, zum Teil auch nur in Marathi beschriftete Busse an. Wir sahen einen Bus der Busgesellschaft, bei der wir gebucht hatten, auf der Überholspur an der Bushaltestelle vorbeifahren. Unser Bus sollte um 11:00Uhr fahren, wir warteten bis 11:20Uhr, versuchten das Busunternehmen anzurufen, verstanden aber kein Wort. Entweder war das Englisch des Mitarbeiters so miserabel oder er sprach nur Marathi, wir konnten nicht mal das bei dem Verkehrslärm sicher sagen. Stefan fand heraus, dass wir für nur ca. 1€ mehr als dem Buspreis auch mit Uber hätten fahren können. Das machten wir dann auch, denn wir hatten schließlich im Resort gebucht. Ob wir von dem für den Bus bezahltem Geld nochmal was sehen würden, stand in den Sternen. Wir kamen gegen 14:00Uhr im Resort außerhalb des Ortes Wai an und konnten erstmal zu Mittag essen und uns erholen, bis wir um 17:00Uhr die Formalitäten zum Check-in erledigen mussten. Das hieß jedes Mal Pass und Visum – nicht den Stempel im Pass, sondern das ausgedruckte e-Visum – wurden kopiert, unsere indischen Telefonnummern notiert und dann bezahlt. Nicht mal hier konnten wir direkt mit unseren Visakarten zahlen. Stefan lud erstmal wieder Geld auf die CCheck App und dann konnte er mit G-Pay zahlen. Das kostete uns jedes Mal Gebühr, aber was half es, es war immer noch besser, als ständig am Automaten Geld ziehen zu müssen. Das Resort war sehr klein und definitiv nicht vergleichbar mit denen, die wir aus Ägypten, Tunesien oder der Türkei kannten, aber es war dennoch ganz hübsch mit einem netten Garten, einem Pool und Restaurant und wir hatten einen kleinen Bungalow mit einem Wohnraum, Schlafzimmer, Bad und Terrasse inkl. All inklusiv, weil wir zu weit vom Ort weg waren, um für jede Mahlzeit dorthin zu gehen oder zu fahren. Wir zahlten für 3 Nächte 173€ und bekamen Morgen-Tee, Frühstück, Mittagessen, High Tea (England lässt grüßen) und Abendessen. Von unserer Terrasse hatten wir einen netten Blick auf einen Berg. Ich hoffte, es würde hier nicht so oft etwas landwirtschaftlich abgefackelt, sodass die bessere Luft unsere Bronchien mal wieder zur Ruhe kommen ließ. Trotz 700 Höhenmetern wurde es hier immer noch bis 33? heiß. Wir wollten dennoch am nächsten Tag versuchen, die Landschaft zu erkunden.

Donnerstag, 20.2.25 Wai

Die Buchung in einem Resort abseits großer Städte erwies sich als richtige Wahl. Leider war die Luft hier zwar auch nicht optimal, weil immer wieder irgendwo bei der Landwirtschaft oder am Straßenrand etwas abgefackelt wurde und der Rauch über die Landschaft zog, was mich weiter husten ließ, aber darüber hinaus war es echt entspannend. Das Resort war winzig, nur 30 Betten und sehr familiär. Manche Mahlzeiten nahmen wir ganz allein ein und die Bedienung kümmerte sich super um uns. Wir bekamen die Namen der Gerichte gesagt, die uns aufgetischt wurden, der Kellner fragte nach, ob wir etwas nach haben wollten und war sehr aufmerksam. Manches war mir zwar auch hier zu scharf, aber ich wurde immer satt. Das war das Gute beim indischen Essen, es bestand immer aus mehreren Curries, Pickles, indischen Broten etc. Und das Dessert war bisher auch immer super. Der Besitzer oder Manager des Resorts sprach gut Englisch und war ebenfalls sehr um uns bemüht. Heute nahm er uns sogar mit in die Stadt Wai, weil er selbst dort ins Fitness-Center fahren wollte. Er beriet uns, was wir ansehen sollten und für abends organisierte er eine Rikschah zum See. 
Wir besuchten also die Stadt Wai. Bei der letzten Volkszählung 2011 hatte sie rund 36000 Einwohner, also rund 1/3 mehr als Bad Harzburg, wobei sich diese allerdings auf nur 3,56km² verteilten, während unsere 22000 Einwohner 65,42km² zur Verfügung hatten. Es wunderte also nicht, dass der Ort überschaubar war, aber sehr wuselig. Man fand hier alles, was an Unterkunft vorstellbar war, vom Schlafplatz auf der Brücke, über primitivste Zeltunterkünfte direkt neben dem Fluss, Blech- oder Holzhütten, über Mehrfamilienhäuser bis zu Villen der Reichen. Eine Ziegelei, wo in glühender Sonne gearbeitet wurde und Frauen sich mit Stapeln von Steinen abschleppten lag auf dem Weg. Teppiche wurden im Fluss gewaschen und nebenan auf den Steinen getrocknet. Wir sahen Farmen, wo Kühe, Ziegen und Hunde im Hof angebunden waren und diverse Stände mit bunten Ketten aus Shampoo-, Waschmittel- und vielen anderen Beutelchen und Behälter, aus denen man sich Bonbons für 2 Rupien kaufen konnte. Nebenan befand sich eine Grube mit Kart-Port darüber, die als Werkstadt diente und ein Schlauch als Waschanlage. Extreme Armut und Reichtum wohnten Tür an Tür. In Pune hatten wir direkt in unserer Nachbarschaft sowohl ein Hilton Hotel mit glänzenden Scheiben als auch eine Blechhüttensiedlung und auf einem verdreckten Platz, wo Ochsen standen, gab es anscheinend ein Recyclingunternehmen, denn mehrere Leute inkl. Kinder saßen auf dem Boden oder irgendwelchen Sitzmöbeln und trennten Pappe vom restlichen Müll. Uns gegenüber war ein Kindergarten, der qualifizierte Betreuung der Kleinsten mit Kost und Schlafgelegenheit anbot. 
Nun aber zu dem, was wir uns angesehen haben: 
Wai war für seine zahlreichen Tempel berühmt, die sich am Ufer des Krishna-Flusses befanden. Besonders bekannt war der Dholya Ganpati-Tempel, der direkt am Ghat stand. Ich fand ihn bei Google Maps auch unter Wai Ganesh Mandir.
Das Gangapuri Ghat hatte breite Steinstufen, die zum Fluss hinunterführten, und war ein wichtiger Ort für religiöse Zeremonien, Rituale und traditionelle Bäder.
Viele Marathi-Filme und Bollywood-Filme wurden hier gedreht, da die historische Kulisse mit den alten Tempeln und dem Fluss besonders eindrucksvoll war. Nach dem Besuch des Tempels folgten wir dem Rat unseres Hotelbesitzers und fuhren per Rikscha etwas raus aus der Stadt zum Nana Fadnavis Wada, einem historischen Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert in Menavali, in der Nähe von Wai. Es war die Residenz von Nana Fadnavis, einem wichtigen Staatsmann und Verwalter des Maratha-Reiches. Nana Fadnavis spielte eine entscheidende Rolle beim Schutz der Maratha-Konföderation während der britischen Expansion. Sein Wada war ein Zentrum der Verwaltung und Diplomatie. Hinter dem Wada befand sich wiederum ein Ghat, also Steinstufen zum Fluss. Wir fuhren zurück nach Wai und hofften, unseren Hotelbesitzer noch in der Stadt zu erwischen für die Rückfahrt, aber er war bereits zurückgefahren. Wir tranken einen Kaffee und einen ganzen Liter Wasser, besorgten uns Vitamin C Tabletten, Hustensaft, Tigerbalsam zum Einreiben , Halstabletten und vorsichtshalber Tabletten gegen Durchfall, um gut ausgerüstet zu sein. Das kostete im Übrigen alles zusammen ca. 2,50€! Dann machten wir uns auf den ca. 5km langen Weg durch die Hitze zurück zum Resort. Danach war erstmal Mittagessen und dann Siesta angesagt, bis wir am Spätnachmittag per Rikscha zum Dhom Lake fuhren, um dort im schönen Licht der untergehenden Sonne eine Bootsfahrt zu machen. Das war ein gelungener Tag!

Freitag, 21.2.25 Wai – Ausflug Panchgani

Auf Vorschlag unseres Resortbesitzers – er war Besitzer nicht nur Manager – fuhren wir heute mit ihm nach Wai und von dort per lokalem Bus nach Panchgani. Den Bus herauszufinden war nicht gerade einfach, denn die Beschriftung warhier nur noch in Marathi und kaum jemand fähig wirklich English zu sprechen, geschweige denn, zu lesen. Nach einigem Herumfragen fanden wir ihn aber und bekamen die letzten freien Plätze. Die alte Schüssel schaffte es noch erstaunlich gut, die ca. 600 Höhenmeter die Serpentinenstraße hochzukommen bis zum Ort Panchgani. Hier fühlte man sich wie in einer Kombination aus Tourismusort, Freizeitpark und Berg Oase. Das wohl schönste Gebäude war eine Klosterschule. Wir liefen den Berg hoch bis zum Table Land, dem zweitgrößten Tafelberg Asiens. Hier bot sich uns ein großes Angebot an geführten Ausritten und Kutschfahrten, die wir aber ausschlugen. Einmal eine Runde auf dem Berg drehen, das konnten wir genauso gut oder besser zu Fuß und hatten sowohl ausreichend Zeit, die Ausblicke auf Talsperren und Berge der Umgebung zu genießen, als auch Vögel und Gleitschirmflieger zu beobachten und zu fotografieren. Eigentlich war geplant, noch einen weiteren Ort per Rikscha zu besuchen, aber die gab es hier nicht und es wurde uns auch etwas spät. Wir hatten keine Ahnung, wann der letzte Bus zurück nach Wai ging und wie häufig die fuhren, also aßen wir noch eine Kleinigkeit in einem Restaurant und hatten dann ziemliches Glück, dass sofort ein Bus kam. Glück war dabei relativ, denn er war bereits voll, als wir einstiegen. Nachdem ich wohl ziemlich wackelig an den Stangen haltend aussah, ließen mich noch zwei Frauen mit auf ihren Sitz. Das war auf der kurvigen Fahrt schon etwas besser und ich stemmte mich mit einem Fuß am Nebensitz ab. Leider stiegen noch 5 Frauen an der nächsten Haltestelle ein, wobei sich drei auf die Stufen am Einstieg setzten, nachdem eine sich bereits eine Weile auf meiner Brust abgestützt hatte. Eine weitere saß bereits vor meinen Füßen auf einem Stapel Teppichen, die sie wohl verkaufte. Ich sehnte mir das Ende der Fahrt herbei und hoffte, dass es mir nicht schlecht würde. In Wai fielen alle regelrecht aus dem Bus heraus und es war ein furchtbares Gedränge, weil schon ein Haufen Leute darauf wartete einsteigen zu können und jede/r Erste/r sein wollte. Das geduldige Schlangestehen hatten die Inder definitiv nicht von den Engländern während der Kolonialherrschaft abgeguckt. Wir fuhren per Rikscha zur Unterkunft und buchten für die nächsten Tage in Koyna ein „Forest Escape“, ein Hotel, wohl ähnlich dem jetzigen, inmitten von Natur. Es wurde von einem Freund unseres Besitzers geleitet. Bisher waren seine Tipps immer ganz gut, so hoffte ich, dieser auch. Er versuchte, bis zum Abend noch ein bezahlbares Taxi ausfindig zu machen für uns, denn Uber gab es nur in den Städten und per Bus kamen wir dort auch nicht hin. Mit dem Gepäck konnten wir auch definitiv nicht mit diesen lokalen Bussen fahren und zig Mal umsteigen bei der Hitze. 
Dieser Tag war wirklich schön, besonders, weil es auf dem Berg kühler und die Luft besser war. Ob die nicht optimal klare Aussicht nun auf Luftverschmutzung oder ganz normal für die Tropen war, darüber konnten Stefan und ich uns nicht einigen. Es wird wohl die Kombination aus beidem gewesen sein.

Kurz mal ein paar Worte zu den Sprachen in Indien. Es gibt insgesamt 22 offiziell anerkannte und mehr als 1600 gesprochene Sprachen. Laut Verfassung erkennt die indische Regierung 22 Sprachen offiziell an und das sind Assamesisch, Bengali, Bodo, Dogri, Gujarati, Hindi, Kannada, Kashmiri, Konkani, Maithili, Malayalam, Manipuri, Marathi, Nepali, Oriya, Punjabi, Sanskrit, Santali, Sindhi, Tamil, Telugu, Urdu, Tulu. Als 23. ist Englisch als Verbindungssprache im öffentlichen Bereich anerkannt. Wir waren zuerst im Bundesland Karnataka, wo man offiziell Kannada spricht (70-80%). Seit Pune sind wir im Bundesstaat Maharastra, hier ist die Sprache Marathi, die ebenfalls von 70-80% der Bevölkerung gesprochen wird. Englisch ist vorherrschend in Wirtschaft und Verwaltung. Wir hatten gedacht und gehofft, dass es verbreiteter wäre, aber selbst bei Busunternehmen sprachen es selten Mitarbeitende, in Restaurants sehr gelegentlich und bei Unterkünften ging es einigermaßen. Es war häufig sehr schlecht zu verstehen und in Maharastra war ich mir manchmal gar nicht sicher, ob mein Gegenüber Englisch oder Marathi sprach, weil sich auch in die regionale Sprache englische Brocken eingeschlichen hatten. So wird es sicher den Ausländern auch bei uns Deutschen gehen. Dann gibt es noch eine Art Kopfschütteln, aber nicht wie unseres bei nein, sondern ehr ein Wackeln, als ob wir so, so ausdrücken wollen. Das kann je nach Intensität und Situation unterschiedliches bedeuten: Zustimmung und Bestätigung, als wenn wir nicken, höfliche Zustimmung und Interesse, es kann aber auch ein „vielleicht, bin mir nicht sicher“ oder einfach Höflichkeit und Wohlwollen ausdrücken. Ganz schön kompliziert, das zu verstehen!

Samstag, 22.2.25 Wai- Forest Escape Koyna

Wir landeten im Dschungel! Unsere neue Unterkunft war ein Eco Resort mitten in der Natur, wo es diverse Vögel, aber auch alle möglichen krabbelnden Tiere und Schlangen gab und von wo aus geführte Naturspaziergänge angeboten wurden. In der Beschreibung stand, dass man abends zwischen 18-20Uhr möglichst nicht draußen rumlaufen soll, weil das die aktive Zeit der Insekten sei. Die Fenster waren auch alle gut mir Mückengittern geschützt. Die Anlage war sehr hübsch, WiFi gab es aber nur bei der Rezeption und unser Internet von Airtel funktioniert hier nicht, was suboptimal war. Insgesamt würden die drei Tage hier nicht ganz billig werden. Übernachtung/Frühstück in unserem Zimmer mit Bad/Balkon kosteten ca. 63€, aber da wir recht weit weg von der Zivilisation waren, würden wir wohl auch mal das Restaurant für andere Mahlzeiten nutzen müssen und das war eindeutig teurer als draußen. Nun ja, wir aßen eh nicht so viel in der Wärme.
Die Fahrt hierher war eine ziemliche Holperei. Für die 116km brauchten wir ca. 3Std und mindestens 80% der Strecke war ungeteert bzw. Baustelle. Der Check in war wieder sehr umständlich, aber man kannte das ja allmählich. 

Sonntag, 23.2.25 Forest Escape Koyna

Wir nahmen heute Morgen an dem morgendlichen „Nature Trail“ Angebot von 7-8Uhr teil. Wir waren die Einzigen und hätten uns das auch sparen können. Nicht, um die Zeit die Umgebung zu erkunden, denn das war wirklich schön, aber den Guide hätten wir nicht dazu gebraucht. Er führte uns ungefähr einen Kilometer den Weg hoch und dann wieder runter, nannte uns ein paar Vogelnamen, wobei wir uns die in Englisch eh nicht merken konnten, und ansonsten war sein Englisch nicht dazu geeignet, mehr nachzufragen. Es gab wirklich viele Vögel zu beobachten und zu fotografieren. Danach genossen wir ein gutes Frühstücksbuffet, das bei uns inklusive war. Was hier in Indien wirklich merkwürdig war, war, dass man den Kaffee erst immer bekam, wenn man augenscheinlich das Essen beendet hatte. Beim Mittag- und Abendessen hätte ich das ja noch verstanden, aber beim Frühstück war das sehr ungewöhnlich. Meist gab es einen Saft und Wasser zum Frühstück, das in der Regel auch immer eine warme Mahlzeit war. Es wurde zwar immer auch Toast angeboten, aber wir hatten heute zum ersten Mal Marmelade und Butter dazu. Sonst wurde immer gefragt, ob man Omelett haben wollte.
Stefan ging nach dem Frühstück joggen, ich habe Fotos bearbeitet, Duolingo gemacht und gelesen. Für den Nachmittag konnten wir eine Tour mit einem Kleinbus buchen, die uns zum Koyna Dam, einem riesigen Wasserkraftwerk, das aus einem komplizierten System dreier Flüsse bestand, führte. Zuerst bekamen wir einen Ausblick von oben auf den riesigen Stausee mit der Staumauer, dann besuchten wir das Dokumentationszentrum, wo sich unser Guide sehr bemühte, uns in gebrochenem Englisch das komplizierte System zu erklären, was wir evtl. nicht mal auf Deutsch verstanden hätten. Das Dokumentationszentrum war eingebettet in eine gut gepflegte Parkanlage, die auch ein paar Tiere der Gegend als Kunststofffiguren zeigte, da die Talsperren direkt angrenzend an das Koyna Wildlife Sanctuary grenzten. Hier wurden, wohl ähnlich unseren Luchsen im Harz, Tiger versucht wieder anzusiedeln. Unser Guide, der laut seinem Shirt Mitarbeiter des Nationalparks war, erzählte uns, dass sie bisher 6 Tiger und auch ein paar Leoparden und Bisons im Schutzgebiet hätten. Auf diese Tiere wollte man wohl in der Gestaltung der Anlage beim Dokumentationszentrum hinweisen. Unsere Fahrt führte uns weiter bergab direkt an den Stausee, wo es Tee und Kekse gab und dann eine Serpentinenstraße hoch, bis wir einen tollen Ausblick auf die Berge und Wälder bei Sonnenuntergang hatten. Die Landschaft hier war traumhaft. Wieder zurück beim Resort gingen wir Abendessen im preiswerteren Restaurant an der Zufahrt, bei dem wir bereits am Vorabend waren. Daneben gab es einen netten Laden mit ökologischen Souvenirs wie Tassen aus Kokosnussschale, Vogelhäuschen, Marmeladen und Pickles ohne Zusatzstoffe von der eigenen Farm, Ökokekse etc. Im Dunkeln liefen wir bergauf zu unserem Resort und ärgerten uns dann mit der Planung unserer Weiterfahrt herum. Die Rezeption fragte für uns nach einem Taxipreis, der aber ziemlich überteuert erschien. Alternativ sollte es mit Rikscha bis Koyna gehen, von dort mit lokalem Bus nach Chiplun und dort umsteigen in wiederum einen lokalen Bus nach Ratnagiri an der Küste. Das hörte sich für ca. 130 km ziemlich stressig und chaotisch bei über 30? Hitze mit Gepäck an und auch etwas unsicher bzgl. einer Unterkunftsbuchung, aber fast 70€ für ein Taxi war halt auch ziemlich teuer für Indien. Wir versuchten daher, dem Internet noch Alternativen zu entlocken, aber das hat uns fast zur Verzweiflung gebracht, da es ständig abbrach. Ich hoffte, dass wir in einer halben Stunde wenigstens noch die Wahlergebnisse der Bundestagswahl herausfinden konnten.

Montag, 24.2 25 Forest Escape Koyna 

Über diesen Tag kann ich nichts schreiben, da ich mir einen faulen Tag im Resort gemacht und gelesen habe. Ich fand das mal ganz wichtig, um für die Weiterreise am kommenden Tag fit zu sein. Die würde ggf. ziemlich anstrengend, weil wir wohl regionale Busse nutzen würden. Stefan machte alleine eine ca. zweistündige Wanderung in der Umgebung. 
Wir aßen am Abend im Restaurant des Resorts, wobei ich glaube, dass das unten am Fluss, wo wir die letzten Abende waren, auch irgendwie dazugehörte. Dieses war aber das feinere direkt neben der Rezeption. Leider waren die Sprachkenntnisse der Bedienung ein Grauen. Zum Glück konnten wir das Menü übersetzen, aber dann kamen immer noch so viele Zusatzfragen, dass es zum Verzweifeln war. 
Interessant in Indien war, dass in typisch indischen Restaurants vor den Mahlzeiten Räucherwerk abgefackelt wird zur Reinigung der Luft und zur Schaffung einer spirituellen Atmosphäre. Man nennt es laut Internet Dhoop. Wir waren einmal morgens die ersten Gäste, als wir so früh mit dem Bus ankamen, und sie haben ein ganzes Karussell von Räucherwerk abgefackelt, was den Qualm im ganzen Restaurant verteilte. In diesem Resort- Restaurant machten sie das auch, wenn auch nicht so heftig. Ich fand das furchtbar, weil es die Luft meiner Meinung nach nicht besser, sondern noch schlechter machte und ich sowieso ständig husten musste.

Dienstag, 25.2.25, Forest Escape Koyna – Ganpatipule 

Wir waren doch nicht mehr so die richtigen Backpacker. Am Morgen entschieden wir uns doch noch für ein Taxi und buchten schnell noch eine Unterkunft. Auch die ist nicht wirklich „Backpacker like“, sondern wieder ein Resort, dieses Mal am Meer. Wir waren dort immer noch im Bundesstaat Maharashtra, jetzt im bzw. vor dem Örtchen Ganpatipule. Vom Balkon aus hatten wir den Blick auf das Arabische Meer Richtung Westen nach Afrika, wenn das auch sehr weit entfernt war. Ganpatipule hatte in etwa 1300 Einwohner und war berühmt für seinen 400Jahre alten Ganpati Temple, zu dem jährlich zahlreiche Hindus pilgerten und gleichermaßen als Tourismusort. Als wir gegen 14:00Uhr ankamen, nach einer ca. 3.5Stunden langen Fahrt für die 129km über kurvige Strecken durch Berge, Wälder und landwirtschaftliche Gebiete, war es erschlagend heiß und stickig. Ich war sehr froh, dass wir die Tortur mit regionalen Bussen, von denen wir weder Zeiten noch genaue Abfahrorte wussten, vermieden hatten. Wir erholten uns erstmal im kühlen Hotelzimmer, spielten etwas Tischtennis im klimatisierten Raum und warteten die größte Hitze ab, bis wir gegen 18:00Uhr in Richtung Ort gingen, auf der Suche nach einem Restaurant. Leider blieb uns nichts anderes übrig als an der Straße entlangzugehen, wir fanden keinen Weg runter zum Wasser. Restaurants gab es mehrere, aber sie hatten alle geschlossen, zumindest zuerst. Wir waren wohl zu früh. Die Inder aßen erst gegen 20:00Uhr zu Abend, was für uns aber sehr unpassend war, da wir dann im Dunklen zurückmussten. Wir fanden eines und während wir dort aßen, öffneten auch andere ihre Tore. Den Strand und den Tempel mussten wir uns für den nächsten Tag lassen, es war dafür zu spät. Wir hofften, dass es am kommenden etwas kühler würde, und fuhren per Rikscha zurück zum Hotel.

Mittwoch, 26.2.25 Ganpatipule 

Heute war Mahra Shivaratri, ein hoher Feiertag in Maharastra, was wir aber erst durch Zufall, auf der Suche nach einem Restaurant, festgestellten. Es handelte sich um den Tag der Verehrung von Lord Shiva, an dem Gläubige um spirituelle Erleuchtung und Vergebung beten, um seinen Segen zu erhalten. Einige fasten an diesem Tag, kein Wunder, dass nicht alle Restaurants geöffnet hatten. 
Im Resort merkten wir nichts von dem Feiertag. Unser Tag begann mit einem super Buffet, was mich für den Qualm am Morgen, der unter unserer Tür durchzog und mich weckte, entschädigte. Hinter dem Hotel wurden anscheinend Gartenabfälle verbrannt. Da es morgens noch etwas kühler ist, wanderten wir nach dem Frühstück wieder in den Ort Ganpatipule. Stefan hatte beim Joggen die Treppen hinunter zum Strand gefunden, sodass wir nicht wieder an der Straße entlanggehen mussten. Der Strand und das Meer hätten so schön sein können, wäre nicht überall Müll herumgeflogen. Von weitem konnten wir schon viele bunte Gestalten am Strand von Ganpatipule erkennen. Als wir näherkamen, erkannten wir, dass es sich um buntgeschmückte Kamele, Quads, bunte Schlauchboote verschiedener Größen und Farben, Reiter mit geschmückten Pferden und natürlich viele Strandgäste in bunten Saris und diversen anderen Kleidungsstücken handelte. Zumeist gingen die Menschen hier in ihrer normalen Kleidung ins Wasser. Selbst in unserem ersten Resort in Wai, wo extra auf das Tragen von Badekleidung hingewiesen wurde, hielt sich niemand daran. Die Kamele fristeten ein ruhiges oder vielleicht auch langweiliges Dasein und lagen trotz ihres tollen Schmucks unbeachtet am Strand. Beliebter war schon eine Fahrt mit Fahrer auf einer Art Quad. Eine alte Oma ließ sich mal schnell in Richtung unseres Resorts transportieren, auf dem anderen drehte gleich eine ganze Familie mit Kind eine Runde. Viel Spaß hatten vier junge Männer in einem riesigen, runden Schlauchboot, was von einem Motorboot mit Karacho durch die Wellen gezogen wurde und sich dabei wie verrückt drehte und kippte. Ein Wunder, dass es sich nicht überschlug oder die Insassen über Bord schmiss. Eine Kuh lag vor uns und wiederkäute ihr Frühstück, bis sie irgendwann davon trottete. Am Strand gab es Buden mit Essen und Trinken und einen Turm für die Rettungskräfte bei Notfällen im Wasser. Wir sahen uns das Treiben eine Zeitlang von einem schattigen Mäuerchen aus an, als plötzlich eine ganze Herde Kühe mit Hirte den Strand hoch preschte und mitten durch die Badegäste jagte. Es störten sich weder Menschen noch Kamele daran. Was für ein verrücktes Land! Neben den Buden stand ein großes Hinweisschild mit Bildern von Schildkröten. Das interessierte mich, daher übersetzte ich es aus dem Marati ins Deutsche. Richtig, hier am Strand legten von November bis März Olive Riddle Schildkröten ihre Eier ab und die Besucher wurden gebeten, nachts nicht mit Lichtern zu leuchten und sie damit zu stören. So weit so gut, man sollte aber auch keinen Müll am Strand liegenlassen und keine Haustiere mitbringen. Es wurde mit Strafe gedroht. Mm, irgendwie passte das nicht zu dem Bild vom Müll am Strand trotz Mülltonnen und Kühen, Pferden und Kamelen!?!
Nachdem wir das Strandleben ausgiebig beobachtet hatten, widmeten wir uns dem Tempel, im Hinduismus Mandir genannt, was so viel hieß wie Gebetshaus. Der Shree Ganpatipule Mandir, der Tempel von Ganpatipule, war ca. 4000 Jahre alt und zog viele Pilger und Touristen an. Am Eingang saß eine Mausfigur (Mushika). Ihre Bedeutung ist laut Internet folgende:
Die Maus (Mushika) ist das Reittier (Vahana) von Ganesha, dem elefantenköpfigen Gott der Weisheit, des Wohlstands und des Neuanfangs. In Ganesha-Tempeln spielt die Maus eine symbolische Rolle und wird oft als kleine Statue vor oder neben der Hauptfigur von Ganesha platziert.
Bedeutung der Maus in Ganesha-Tempeln:

  1. Demut und Überwindung des Egos – Die Maus ist klein, flink und kann sich überall hineinschleichen. Sie symbolisiert das menschliche Ego, das durch Wissen und Weisheit (Ganesha) gezähmt werden muss.
  2. Überwindung von Hindernissen – Genau wie Ganesha als „Vighnaharta“ (Hindernisbeseitiger) gilt, zeigt die Maus, dass sogar das Kleinste große Herausforderungen überwinden kann.
  3. Wunschüberbringer – Viele Gläubige flüstern ihre Wünsche in das Ohr der Mausstatue im Tempel, in der Hoffnung, dass sie direkt an Ganesha weitergeleitet werden.
  4. Symbol für Kontrolle über Verlangen – Die Maus neigt dazu, alles anzunagen und zu fressen, was sie findet. Ganeshas Kontrolle über die Maus zeigt, dass Weisheit und Disziplin helfen, unkontrollierte Wünsche zu bändigen.

Sie wurde von den Gläubigen geehrt und mit Opfergaben beschenkt.  
Wir gingen mit vielen anderen, natürlich ohne Schuhe, weiter und kamen in eine Halle, die eigentlich ehr wie eine Bahnhofshalle mit Stühlen aussah. Sie war umzäunt und mit bunten Fähnchen geschmückt. Die Menschenschlange stoppte, weil vorne ein Törchen verschlossen war und Wärter den Ablauf überwachten. Es erklangen rhythmische Klänge und viele Gläubige sprachen und klatschen mit. Nach einer Weile öffnete sich das Törchen und man kam auf einen Innenhof, von dem aus man den Tempel von außen sehen konnte. Wir lernten erst im Nachhinein, dass es den Gläubigen nicht um das Gebäude des Tempels an sich ging, sondern zum einen um ein Ganesha Symbol aus Stein, dass die Natur selbst geformt hatte, nicht aus Menschenhand und um die hervorragende Lage auf einem Hügel am Meer, daher wird dieser Hügel zur Verehrung umrundet. Das haben wir, unwissender Weise, ebenfalls gemacht, weil es sich um einen schönen, schattigen Wanderweg handelte. Es war schon deutlich, dass er eine religiöse Bedeutung haben musste, denn er war ein wenig wie im Christentum die Kreuzwege angelegt, immer wieder mit kleinen Altären. Man ging ihn auch ohne Schuhe, was uns manchmal wirklich nicht gefiel, denn es war schon etwas anderes, ob man in geputzten Gebäuden seine Schuhe ausziehen musste, oder irgendwo draußen auf zwar meist gefegten Wegen, die aber dennoch die Socken mit der roten Erde versauten und wo manchmal auch Vogelkacke war. Abgesehen davon waren die Wege teilweise ganz schön heiß bei an die 37? Außentemperatur. Am ekligsten fand ich es jedoch in dem Dokumentationszentrum zur Talsperre in Koyna. Da war die Toilette in dem Bereich, wo man die Schuhe ausziehen musste und das bei den asiatischen Hocktoiletten, bei denen fast immer Wasser und vielleicht auch Urin auf dem Boden ist. Igitt!
Der Weg rund um den Tempel führte uns auch an einem typischen Stufenbrunnen vorbei. Diese Art Brunnen waren sowohl historische Wasserspeicher, in dem sie Wasser tief im Boden speicherten, die per Treppen zugänglich waren und so auch in Trockenzeiten den Menschen Wasser ermöglichten, sind dienten aber auch religiösen Ritualen.
Nach dem Tempelbesuch war es inzwischen wieder so heiß, dass wir uns per Rikscha zur Unterkunft zurückbringen ließen und uns nach einem kurzen und für mich desaströsen Billardspiel im kühlen Zimmer erholten. Am Abend liefen wir die Straße mal in die andere Richtung und bekamen wunderschöne Aussichten auf Strände und Meer bei Sonnenuntergang. Unsere Suche nach einem Restaurant scheiterte, vielleicht wegen des Feiertags. Unterwegs hielt ein Motorradfahrer mit Frau und Kind an, erklärte, dass er Nepalese wäre, jetzt aber hier Hotel und Fastfood Restaurant betriebe und gerne ein Foto mit uns machen wolle. Na, wenn es weiter nichts war. Seine Frau war Inderin und etwas befremdlich war, dass er seine Tochter, die offensichtlich ein Mädchen war, als Sohn bezeichnete. Wir schafften es gerade noch bei Dämmerung wieder im Resort anzukommen und genossen hier ein leckeres und dennoch bezahlbares Abendessen auf der wunderschönen Terrasse mit Meerblick. Abends bei Beleuchtung sah es hier wirklich absolut toll aus. 

Donnerstag, 27.2.25 Ganpatipule 

Wir kamen heute zu einer tollen Rundfahrt, womit wir gar nicht gerechnet hatten. Wir machten uns auf den Weg Richtung Ort, um eine Rikscha nach Norden zum Jaigad Fort zu suchen. Kurz hinter unserem Resort hielt ein Auto mit zwei vertrauenswürdig aussehenden Herren an und wir wurden gefragt, ob man uns irgendwo mit hinnehmen könne. Wir nahmen das Angebot bis Ganpatipule gerne an. Es stellte sich heraus, dass wir mal wieder eine Mitfahrgelegenheit beim Besitzer unseres Resorts, wie schon in Wai, erwischt hatten. Er fragte uns, wohin wir denn wollten und machte für uns eine Rikscha klar, aber nicht nur zum Fort, sondern für eine Rundfahrt zu unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten unterwegs und zurück zum Resort. Das Ganze war letztlich eine Tour von fast 4 Std. für rund 12€. Etwas ähnliches wird eigentlich per Taxi vom Hotel für rund 30€ angeboten, wir hatten also viel Glück. Klar ist eine Rikscha kein Taxi, aber heute fand ich es sogar einen Gewinn. Der Großteil der Strecke ging entlang der Küste oder durch sonstige schöne Landschaft, die Straßen waren recht leer, der Fahrtwind kühlte uns, während wir uns ganz nah an der Natur fühlten. Es machte echt Spaß. Wir hielten zuerst beim Kavi Keshavsoot Smarak, dem Geburtshaus des Dichters Krishnaji Keshav Damle, der Ende des 19. Jahrhunderts begann unter dem Namen „Keshavsut“ Gedichte zu schreiben und einen völlig anderen Weg einschlug als die bisherige Dichtung. Er legte damit den Grundstein für die moderne Marathi-Poesie. Beeinflusst von westlicher Literatur verband er Tradition mit einer fortschrittlichen, rebellischen Ideologie. Ab 1885 schuf er eine neue, moderne Form der Poesie, die auch heute noch relevant ist. Daher wird er als „Vater der modernen Marathi-Poesie“ angesehen.
Der nächste Stopp war bei der Varavade Khadi Bridge, von der wir einen wunderschönen Blick auf den Hafen und ein kleines Dorf hatten. Es folgte der Jai Vinayak Temple, der in einem schönen Park lag. Er wurde 2003 vom Energieunternehmen JSW, das in der Nähe ein riesiges Kohlekraftwerk betrieb, gespendet und auch erhalten. Der Tempel war wie eine Pagode gebaut und hatte ein Dach aus drei Schichten. Er verfügte über eine Messingstatue des Lords Ganesha. Park und Temple strahlten eine ruhige und entspannte Atmosphäre aus. Kurz drauf kamen wir an dem riesigen Kohlekraftwerk JSW Energy Ltd vorbei, neben dem sich an der Steilküste der kleine Karhateshwar Temple fast verlor. Hier fand gerade eine Zeremonie statt, zumindest hielt ein Mönch einen ununterbrochenen Sprechgesang ab und eine weitere Person saß bei ihm in einem winzigen Altarräumchen, eine Frau saß davor. Zu guter Letzt gelangten wir zum Jaigad Fort, bzw. den archäologischen Überresten desselben. Es stammte aus dem 17 Jahrhundert und bot einen guten Blick über die Küste. Danach wurden wir wieder zu unserer Unterkunft kutschiert und wir engagierten den Fahrer gleich für den kommenden Morgen, um uns zu unserem nächsten Ziel, nach Ratnagiri zu fahren. Damit ersparten wir uns, erst nach Ganpatipule reinfahren zu müssen, um von dort einen lokalen Bus nach Ratnagiri zu nehmen. Eigentlich wollten wir gleich nach Goa, aber es fuhren von hier einfach keine Fernbusse. Wir hofften nun, von Ratnagiri in ein paar Tagen entweder doch noch einen Bus zu finden oder wir mussten es doch mal per Zug versuchen. Wenn das nicht so furchtbar umständlich gewesen wäre mit diversen Klassen, speziellen Tickets für Touristen etc. davor graute es uns.

Freitag, 28.2.25 Ganpatipule – Ratnagiri 

Wie verließen heute Morgen unser schönes Resort, nachdem wir uns noch ein letztes Mal am tollen Büfett gelabt hatten. Unser Rikscha- Fahrer von gestern brachte uns vorsichtig und sicher nach Ratnagiri. Er fuhr wirklich gut. Unterwegs sahen wir leider auch eine umgekippte Rikscha. Es schien aber niemandem etwas passiert zu sein. In Ratnagiri erwartete uns wieder das pralle Stadtleben. Mit ca. 76200 Einwohnern war es zwar keine große Stadt, aber durch Eisenbahn und Highway mit allen wichtigen Städten Maharastras verbunden. Leider galt das nicht für Busverbindungen nach Goa, was unser nächstes Ziel sein sollte. Nach etwas Sucherei fanden wir eine Art Reisebüro, dessen Mitarbeiterin gebrochen Englisch sprach. Sie und ein Mann, der bei der Übersetzung half, machten uns klar, dass der Zug die beste Wahl wäre, also würden wir am 3.März zum ersten Mal Zug in Indien fahren. Wir fingen klein an, es war eine Tagesfahrt von ca. 4Std. in einem Wagon mit Klimaanlage und fest vergebenen Sitzplätzen. Es sollte also erträglich werden. Jetzt aber erst einmal waren wir für drei Nächte in Ratnagiri in einer Airbnb Ferienwohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad und einer zweiten, asiatischen Toilette, die wir aber wohl nicht nutzen würden. Es gab im Bad ja eine westliche. Die Wohnung gehörte einem Architekten, der in Australien studiert hatte und sich seiner Aussage nach viel Gedanken bei der Gestaltung gemacht hatte, wobei eigene Airbnb Erfahrungen eingeflossen waren. Die Wohnung war wirklich angenehm und mal eine gute Abwechslung zu Hotels, wenn wir uns jetzt auch selbst um Frühstück kümmern mussten. Das sollte aber bei den vielen Restaurants überall kein Problem sein. Wir machten uns gleich nach der Ankunft auf den Weg und kauften Waschpulver, Schrubbürste, Obst und Gebäck und hatten dabei das Zugticket besorgt. Dann gab es große Wäsche. Leider hatten wir auch hier keine Waschmaschine, aber wie immer hier in den Bädern gab es einen großen Eimer. Dieses Mal schrien unsere Klamotten regelrecht nach einer Schrubbürste. Die Mischung aus Sonnenschutzmittel, Mückenspray und rotem Staub – es gab hier nämlich rote Erde wie in Australien oder Afrika – war kaum mehr rauszubekommen. Unsere Socken würden wir nach dieser Reise wahrscheinlich vernichten können. Da man ja ständig bei Tempeln ohne Schuhe rumlaufen musste, hat sich die rote Erde schon richtig reingefressen und unter dem täglichen Waschen litten sie auch ziemlich. Natürlich hätten wir wie die Inder auch mit nackten Füßen herumlaufen können, aber das war uns zu ekelhaft und außerdem zu riskant, sich irgendeine Wunde zu laufen oder ähnliches. Nach der großen Wäsche gönnten wir uns ein Kaffeestündchen, aber von den Gebäckstücken waren wir nicht sehr begeistert. Es gab hier viel in der Art von Halva, auf jeden Fall sehr süß. Danach wollten wir eins der Restaurants ausprobieren, was nicht allzu weit zu laufen war, weil es schon wieder dunkel wurde.

Samstag, 1.3.2025 Ratnagiri 

Das Organisatorische hört bei so einer langen Reise nie auf und hatte uns auch heute erwischt. SIM-Karten für die Reise zu erwerben war immer etwas spannend und meist die Aufgabe gleich nach der Einreise. Hier in Indien war es aber doppelt nervig, da wir am Flughafen nur eine für 28 Tage erwerben konnten, wir aber 63 Tage unterwegs sein wollten. Nun kam eine Warnmeldung vom Anbieter Airtel, dass unser Datenpaket in 5Tagen abliefe, also höchste Zeit, uns um ein neues Aufladen zu kümmern. Einheimische konnten direkt online auf die SMS reagieren, bei uns ging das natürlich wieder nicht. Zum Glück fanden wir bei Maps einen Airtel Store hier in Ratnagiri, irgendwo auf dem Land wären wir aufgeschmissen gewesen. Wir nahmen uns vor, die 2.3km mal zu Fuß zu laufen und wählten extra den Weg über scheinbar kleinere Straßen. Er führte uns zuerst durch ein muslimisches Viertel. Das war schon nochmal eine andere Welt und wir fühlten uns nicht so sicher wie hier allgemein. Es war eine schmale, ungeteerte und leicht matschige Straße mit armseligen Häusern, ab und an mal eins der kleinen Geschäftchen mit Bonbons, Shampoo, Wasser u.ä., ab und an Angebotsschilder für Halal-Hühnchen, aus manchen Dächern kam Rauch vom Kochen oder Abfackeln von Müll. Gelegentlich sahen wir eine Moschee, Männer mit Kippa, Frauen mit Schleier, teils Tschador, Motorräder, manchmal Rikschas, freilaufende Hunde und Kühe, die wie überall hier im Müll nach Essen suchten. Als wir aus dem Viertel herauskamen, suchten wir verzweifelt nach dem bei Google verzeichneten Seitenweg. Als wir schon aufgegeben hatten und versuchten, eine Rikscha anzuhalten, weil eine Alternative ein riesiger Umweg gewesen wäre, sahen wir eine Frau einen Treppenweg bergauf gehen. Wir liefen hin und sie wies uns den Weg, der über etliche Stufen, aber unter Bäumen, einen Hügel hinaufführte. Oben kamen wir am Thiba Palace heraus, der ein Museum mit archäologischen Artefakten beherbergte. Der Palast wurde 1910 von den Briten gebaut, um den damaligen König und seine Frau aus Brahmadesh (heute Myanmar) in Hausarrest zu nehmen. 
Wir sahen uns Steinmetzarbeiten und historische Fotos an, bevor wir ein Restaurant fanden, in dem wir endlich konnten. Ein Stück weiter war endlich unser Airtel Shop und wir hofften, dass die Verlängerung unserer Sim funktioniert hatte. Der Mitarbeiter sprach kein Englisch, aber wir bekamen eine SMS, dass am 7.3. das neue Volumen bis zum 1.5. startete. Sicher waren wir nicht, aber nun war Geduld und Hoffnung gefragt. Wir besorgten uns noch Obst, Saft, Wasser, 2 Beutel Nudelsuppe für den kommenden Morgen und fuhren mit einer Rikscha nach Hause, nachdem wir ein Foto des Balasaheb-Hand-Monuments gemacht hatten. Es handelte sich um eine Skulptur oder ein Denkmal, das mit Balasaheb Thackeray, dem Gründer der indischen Partei Shiv Sena, in Verbindung gebracht wurde. Es stellte oft eine erhobene Hand dar, die als Symbol für Stärke, Führung und Schutz galt.
Unser Fußmarsch durch Hitze (34?) und Staub war letztendlich statt 2,6km, 5,4km und wir sehnten uns wieder nach Erholung und Aircondition. 

Sonntag, 2.3.25 Ratnagiri 

Wir machten heute eine Rundfahrt mit einer Rikscha. Der Fahrer fuhr zwar nicht überall hin, wohin wir wollten, aber dafür fügte er ein paar Punkte hinzu, die wir nicht auf dem Plan hatten, die aber durchaus interessant waren, wie z.B. der Hafen. Der erste Stopp war der Lokmanya Tilak Birthplace. Lokmanya Bal Gangadhar Tilak (1856–1920) war ein großer Kämpfer für die Unabhängigkeit Indiens, dessen Geburtsstätte wir besuchten. Von hier ging es zur Mandavi Beach. Es tat in der Seele weh, Kinder dort baden zu sehen, wo Flaschen und anderer Müll im Wasser rumschwammen. Der Strand sah auch mehr als traurig aus, da konnte auch ein Trampolin nichts dran ändern. Im Gegensatz zu dem Strand in Ganpatipule schien hier allerdings auch nicht gerade Saison zu sein, bzw. der Strand sich nicht so großer Beliebtheit zu erfreuen. Weiter ging die Fahrt zum Ratnadurga Fort in markanter Hufeisenform, sowie dem Bhagvati Fort mit dem Bhagvati Temple. Beide Befestigungsanlagen lagen an der Küste und boten beeindruckende Aussichten über das Arabische Meer. Das Ratnadurga Fort wurde von drei Seiten vom Meer umspült. Das nächste Ziel war das Schiffswrack der MT Basra Star, einem 2020 am Mirya Strand durch einen Zyklon gestrandeten Öltankers der Arabischen Emirate. Alle Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, das Schiff wurde nach 5 Jahren verschrottet. Das Wrack zieht heute Touristen an. Nebenan konnten wir unter Palmen gemütlich eine Kokosnuss austrinken und relaxen. Ein wirklich trauriges Bild gab das Ratnagiri Marine Fish Museum ab. Ok, es war wohl nicht als Aquarium, sondern als Museum gedacht, aber dennoch war es traurig, Fische und besonders Schildkröten in viel zu kleinen Aquarien zu sehen, die fast komplett ohne Pflanzen, Steinen o.ä. dahinvegetierten. In einem weiteren Raum gab es Gläser mit in Formalin eingelegten Fischen. Man wollte wohl zeigen, welche Fische hier vorkamen, aber sie waren in so enge Gläser gestopft, dass man eigentlich gar nichts erkannte. Vorbei am Hafen und Fischereihafen führen wir zu guter Letzt zum Thiba Point, einer malerischen Anhöhe in Ratnagiri, die einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, den Fluss Bhatye Creek und das Arabische Meer bot. 
Wir konnten unterwegs zahlreiche Eindrücke vom Leben in der Stadt und dem grünen Umland mit Mangroven gewinnen. Von Hütten aus Müll bis zu Häusern gut situierter Einwohner war alles vertreten. Was mich immer noch hoffnungsfroh in all dem Müll und der Armut machte war, dass Schulen und Schulbusse besser aussahen als der Rest. Fragte man Chat GPT nach Schulbildung in Indien, macht das ebenfalls Hoffnung: 

In Indien gibt es eine Schulpflicht. Sie wird durch das Right to Education Act (RTE) von 2009 geregelt.
Schulpflicht in Indien – Wichtige Fakten:

  1. Pflichtige Schulbildung: Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren haben das Recht auf kostenlose und verpflichtende Schulbildung.
  2. Staatliche Schulen kostenlos: Öffentliche Schulen dürfen keine Schulgebühren verlangen.
  3. Privatschulen müssen Plätze bereitstellen: 25 % der Plätze in privaten Schulen sind für benachteiligte Kinder reserviert.
  4. Durchsetzung: Der Staat ist verpflichtet, sicherzustellen, dass jedes Kind eine Grundbildung erhält.
  5. Kein Sitzenbleiben bis Klasse 8: Schüler dürfen bis zur 8. Klasse nicht durchfallen oder von der Schule verwiesen werden.
    Allerdings gibt es in ländlichen Gebieten und unter armen Bevölkerungsschichten immer noch Herausforderungen wie Kinderarbeit, Schulabbrüche und mangelnde Infrastruktur, die die Schulpflicht erschweren.

Man kann nur hoffen, dass die Umsetzung wirklich funktioniert. Wir hatten bereits zahlreiche Schulklassen bei Ausflügen in Museen, Tempel etc. gesehen, aber auch etliche Kinder, die zu Zeiten, wo wahrscheinlich Schule war, anderswo waren.

Montag, 3.3.25 Ratnagiri -Madgaon- Colvo 

Wir fuhren heute in eine andere Welt. Wir waren nicht mehr die einzigen Weißen, es wurde touristisch, was man schon am Angebot von Porridge zum Frühstück im Restaurant bemerkte. Aber von Anfang an: Wir meisterten heute unsere erste Zugfahrt und das gar nicht mal schlecht. Unser Rikscha Fahrer hatte uns pünktlich abgeholt und sogar noch sein Gefährt abgestaubt, bevor wir zu ihm runter gingen. Er brachte uns zum Bahnhof von Ratnagiri. Wir hatten schon ein Video von diesem Bahnhof gesehen und konnten es gar nicht glauben, dass so ein stilvoller Bahnhof mit kunstvoll gestalteten Wänden, Palmen und einer Rolltreppe in dieser staubigen, zumeist armseligen Stadt sein sollte. Der Bahnhof war aber wirklich gut und wir fanden auch gleich das richtige Gleis. Schwieriger herauszufinden war dann schon, wo wohl unser Wagen halten würde. Die Züge waren extrem lang und es gab unterschiedliche Qualitätsklassen. Da wir nur eine kurze Strecke von ca. 4Std zu fahren hatten, hatten wir einen Sitzwagen mit Aircondition im Janshatabdi Express gewählt, der von Mumbai in Maharashtra nach Madgaon in Goa fuhr. Im Internet wurde ich klug, dass der „Jan „Shatabdi Express der Zug für „gewöhnliche“ Leute wr im Vergleich zum Shatabdi Express. Wir konnten uns nicht beschweren. Unser Wagen sah wie ein verbreiteter, in die Jahre gekommener Großraumwagen eines IC der vielleicht ersten Generation aus. Er hatte auf der linken Seite Sitzreihen mit zwei Sitzen, rechts mit dreien. Die Sitze waren gepolstert, es gab, wie bei uns, welche mit Tisch oder halt Klapptisch im Vordersitz, Fußstützen und Lademöglichkeit. Die Aircondition funktionierte optimal und es gab Toiletten. Das, was man als „typisch indisch“ von Zügen hörte war, dass die Türen nach draußen während der Fahrt aufstanden. Das war aber nicht wirklich nur für Indien typisch, das gab es auch in osteuropäischen Zügen. Da wir erst unseren Wagen suchen mussten, liefen wir auch durch den der Non Aircondition Class. Hier waren Dreiersitze, aber überlaufen war auch der Wagen nicht. Wie es in der untersten Klasse, für die man keine Sitze reservieren musste, aussah, weiß ich nicht. Es hingen auf jeden Fall keine Leute draußen am Zug. Was wir aber gesehen haben ist, dass in Nischen zwischen den Abteilen Leute auf dem Boden schliefen. Die Fahrt war bis auf einen längeren Halt auf der Strecke, wo wir wohl den Gegenverkehr durchlassen mussten, angenehm. Als wir dort in der glühenden Sonne standen, war ich sehr froh im klimatisierten Wagen zu sitzen. Solange de Fahrtwind durch die Wagons der einfachen Klassen wehte, ging es vielleicht, aber wenn der Zug stand, musste das wie im Ofen sein. Als wir in Madgaon ausstiegen, bekamen wir erstmal einen Schlag. Aus der Kühle des Zuges in die feuchte Mittagshitze, das war schon heftig. Goa hatte nicht nur Küste, sondern auch viel Flüsse und Binnengewässer im Hinterland, wie wir unterwegs feststellen konnten. Ich wusste das eigentlich nur so von Kerala. Wir waren nun also im dritten Bundesland Indiens, in Goa. Die Hauptsprache ist Konkani, was wie ein Dialekt von Marathi sein soll. Na, da würden wir ja alles verstehen, oder? Wir waren ja gerade zwei Wochen in Maharastra, da mussten wir das doch gelernt haben..,oder vielleicht doch nicht? Fakt war, dass für uns das Englisch hier schon in etwa so unverständlich war, als wenn ein Hamburger versucht, bayrischen Dialekt zu verstehen. 
Wir ließen uns von einer Rikscha zu unserem Airbnb Apartment in einer netten Apartmentanlage mit Security am Eingang, Pool und Fitnessraum bringen. Wir hatten es wieder super getroffen. Dieses Mal bekamen wir gleich zwei Schlafzimmer und zwei Bäder, Küche und Wohnzimmer und, das Beste, eine Waschmaschine! Wir bekamen aus unseren Sachen den roten Staub und die Ränder von Sonnencreme, Mückenmittel und Schweiß trotz Bürste kaum noch bei der Handwäsche raus, da war eine Waschmaschine Gold wert.  Wir gingen Pfannkuchen essen und genossen Eiskaffee und schlenderten am weißen Sandstrand entlang. Hier gab es einige „Weißhäute“ wie wir – manche auch ehr Rothäute durch die Sonne – viele in unserem Alter, wenn auch so vom ersten Anblick nicht so unsere Wellenlänge. Ehr so Dauerstrandleute. Wir sahen Parasegler, Fischer, die ihre Netze flickten und Vögel, die nach Fischresten in den Netzen suchten. Erstaunlicherweise ließen sich größere Raubvögel von Krähen verjagen. Wahre Menschenmassen warteten am Strand oder im Wasser auf den Sonnenuntergang. Hundert Meter weiter war kaum noch jemand. Der saubere, weiße Sand wurde von hübschen, stilvollen Restaurants gesäumt. Immer wieder standen Flaggen am Wasser, die z.T. das Schwimmen verboten. Lebensretter riefen Leute per Pfiff zurück. Ob es nun wegen der Wellen oder Strudeln unter Wasser verboten war, erschloss sich uns nicht. 

Dienstag, 4.3.2025 Colva

Heute Morgen gab es mal Frühstück a la Dyckhoff, d.h. Haferflocken mit Saft, Toast mit Butter und Honig und Kaffee bei uns in der Unterkunft. Wenn man schon mal eine Küche und Platz hat, konnte man das ja auch nutzen. Nachdem wir unsere frisch gewaschene Wäsche aus der Waschmaschine geholt und auf unserem Balkon aufgehängt hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Touranbieter für Goa. Selbst etwas zusammenzustellen und einen Taxifahrer zu einem guten Preis zu überreden, war meist nicht so ergiebig, wie eine fertige Tour zu buchen. Bei einem Hotel wurden wir fündig und buchten für den nächsten Tag eine Süd-Goa Rundfahrt. Eher zufällig liefen wir danach dem lokalen Bus über den Weg, dessen Schaffner Margao brüllte. Das passte, denn wir mussten eh noch unsere Weiterfahrt für übermorgen organisieren und um eine längere Strecke Richtung Süden zu fahren, mussten wir auf jeden Fall Möglichkeiten per Zug oder Fernbus ab Madgaon (Margao) ausfindig machen. Wir stiegen in der Ortsmitte aus und bewunderten einen wirklich schönen Stadtpark. Er war nicht groß, aber sehr gepflegt und mit farbenfrohen, blühenden Blumen und Sträuchern, sowie schattenspendenden Bäumen. Der Park wurde überblickt vom sehr schönen Gebäude der Kommunalverwaltung aus der 450 Jahre währenden Kolonialzeit der Portugiesen. Das Gebäude strahlte in rot-weißen Farben und war ein wirklicher Hingucker bei all dem Verfall der meisten Gebäude rundum. Es kostete etwas Zeit herauszufinden, wie wir nach Badami im Landesinneren, wieder zurück in den Bundesstaat Karnataka, gelangen konnten. Mit Hilfe einer jungen Frau, die ein paar Busfahrer fragte, erfuhren wir, dass Fernbusse nach Bagalkot fuhren und wir von dort dann mit lokalem Bus oder Taxi nach Badami fahren könnten. Sie zeigte uns die Verkaufsstelle für das Ticket und wir buchten unseren Sleeperbus für Übermorgen. Dieses Mal sollte der Bus wieder direkt vor der Verkaufsstelle abfahren und nicht irgendwo an einer großen Straße, sodass es hoffentlich nicht wieder ein Problem gab, ihn zu finden. Inzwischen war es mittags und die volle Mittagshitze raubte uns den Atem und ließ den Schweiß nur so rinnen. Stefan fand ein klimatisiertes Café nach westlichem Stil. Das war genau das, was wir jetzt brauchten: Kühle, guten Kaffee und leckeren Kuchen. Wir erholten uns von Hitze und städtischem Gewusel, bevor wir uns wieder in Richtung Bushaltestelle aufmachten. Unterwegs kamen wir an Markthallen vorbei, vor denen Kühe und Hunde im Müll suchten. Das Innere des Marktes war auch ehr shabby als chic, aber wir fanden Mangos und Passionsfrüchte, die am kommenden Morgen unser Frühstück aufpeppen sollten. Es dauerte nicht lange, bis wir auch einen Bus beim Busbahnhof zurück nach Colva fanden. Das Fahren im lokalen Bus war schon immer ein Erlebnis und interessant, wenn es nicht gerade sehr eng wurde. Im Bus gab es vorne, hinter dem Fahrer, Plätze nur für Frauen, gegenüber für Behinderte und Senioren. Daran gehalten wurde sich nicht unbedingt, aber immerhin gab es sie. Der Fahrerraum war nach hinten durch Stangen abgegrenzt. Es sah immer etwas aus, als säße er im Käfig. Der Schaffner hing meistens die ganze Fahrt vorne bei der Tür, die von ihm von innen geöffnet und durch einen Strick wieder herangezogen und verschlossen wurde. Entweder hing er mit dem Kopf aus dem Türfenster, oder er fuhr mit halb geöffneter Tür und schrie den Zielort des Busses durch die Gegend.  Vielleicht wollte ja noch jemand mitfahren? Zum Beispiel so dumme Deutsche, die die Schrift nicht lesen konnten? Er verständigte sich häufig durch Trillerpfeife, ob es nun darum ging, dem Fahrer zu signalisieren, dass er stoppen oder fahren sollte, oder um junge Leute auf der Rückbank zur Ordnung zu rufen, es gab für alles einen Pfiff. Buspreise waren äußerst moderat. Wir hatten zusammen noch nie mehr als ca. 80cent gezahlt. Auf der Rückfahrt kam dann richtig der Indian Vibe, als der Fahrer indische Musik in voller Lautstärke laufen ließ. Solange der Bus fuhr, war genügend Durchzug, sodass man es gut aushielt, hielt er aber länger, lief der Schweiß in Strömen in diesen Blechschüsseln. Im Apartment angekommen war der erste Gang unter die Dusche und die Klamotten wurden gleich wieder in die Waschmaschine befördert. Erst als es dunkel wurde, gingen wir noch ein wenig am Strand spazieren und bewunderten den rötlichen Himmel, der hunderte von Touristen an den langen, weißen Strand von Colva lockte, der auch wegen seines lebendigen Nachtlebens bekannt und gut besucht war.

Mittwoch, 5.3.2025 Colva.- Süd- Goa-Tour

Wie bereits angekündigt, starteten wir am Morgen per Taxi zur Tagestour Süd- Goa. Zuerst besuchten wir das Big Foot Museum in Loutolim, Süd-Goa. Es handelte sich um ein Freilichtmuseum, das das traditionelle Leben in Goa vor über 100 Jahren darstellte. Gegründet 1993 von Maendra Alvares, zeigte es lebensgroße Skulpturen, ein Miniatur-Dorf und die bekannte 14 Meter lange Mirabai-Skulptur.  Das Museum bot, wenn auch ein wenig kitschig, einen guten Einblick in Goas Geschichte und Traditionen. Um den Besuchern die verschiedenen Ausstellungsräume und -gegenstände näherzubringen, erläuterten Tonaufnahmen die Ausstellung, sobald man in den nächsten Raum kam, also in der Art, wie man es bei uns mit Audiogeräten und Kopfhörern macht, aber halt mit Beschallung. Etwas witzig war vielleicht, dass in jedem Bereich noch MitarbeiterInnen waren, die eigentlich nur den Namen mancher Gegenstände wiederholten und darauf zeigten. Sie waren aber auch zur Animation da, d.h. sie schlugen den Besuchern Selfies vor und zweimal machten sie Kurzvideos bzw. Fotos von uns und wir sollten sagen, wie uns das Museum gefiel(wohl eher, dass es uns gefiel) oder ein Glöckchen läuten, wenn es uns gefiel. Nun ja, damit konnten wir leben. Sie hatten sich ja viel Mühe gegeben.
Nächstes Ziel war der Shree Shantadurga Temple, in dem gerade irgendwelche Zeremonien zelebriert wurden. Im Innern des Tempels saßen, ich denke mal Mönche, um ein Feuer herum mit nackten Oberkörpern und farbigen, um die Hüfte gebundenen Gewändern und im Takt eines Sprechgesangs schütteten sie mit einer Kelle etwas ins Feuer. Vor dem Tempel standen Männer in derselben Bekleidung mit über die Schulter geworfenen Schals um ein umzäuntes Quadrat herum, und da wurde ebenfalls etwas aus Bechern hineingelöffelt. Man konnte erkennen, dass es einen gab, der die anderen wohl anleitete. Der Tempel sah sehr schön von außen aus. Ein rot- weißes Gebäude mit Türmchen und Vordächern. Nebenan stand noch ein pagodenartiger Turm und am Eingang natürlich wieder ein Stufenbrunnen. Vor dem Eingang boten diverse Verkäufer Blumenketten und ähnliches als Opfergaben an, sowie auch Souvenirs. 
Das nächste Ziel war richtig spannend. Wir hatten eine Führung auf der Sahakar Spice Plantage. Da wir leider von Pflanzen nicht viel Ahnung haben und uns viele englische Bezeichnungen fehlten, konnten wir längst nicht alles verstehen, aber ein paar Dinge blieben hängen:

  • Vanille ist das zweitkostbarste Gewürz der Welt nach Safran. Was man bei uns in der Regel bekommt, ist chemisch hergestellt. Sie ist so kostbar, weil die Pflanzen von Hand bestäubt werden müssen, die Reifezeit lang und klimaabhängig, sowie die Fermentierung sehr aufwendig ist. Indien liefert das Rohmaterial nach England, wo kostbares Vanille-Öl hergestellt wird. 
  • Die in Indien wachsende Betelnuss wird gerne für Paan genutzt. Die zerkleinerte Betelnuss wird dabei mit Tabak oder Süßstoffen u.ä. in ein Blatt der Pflanze gewickelt und gekaut. Sie hat euphorisierende Wirkung und Suchtpotential. Wir haben vor Jahrzehnten in Pakistan viele Männer das Zeug kauen gesehen, die den Brei dann auf die Straße gespuckt haben, sodass überall rote Flecken waren. Das hatten wir hier überhaupt noch nicht gesehen. Anscheinend mischte man es mit anderen Zusätzen.
  • Ganz wichtig ist in Goa der Anbau der Cashew Frucht. Uns war vorher gar nicht bekannt, dass es sowohl den Cashew Apfel, als auch die Cashewnuss, die sozusagen wie ein Stiel am Apfel hängt, gibt. Aus dem Cashew Apfel wird durch Fermentation und Destillation Feni hergestellt, ein 43-45%iger Schnaps, der eng mit der Kultur verwurzelt ist und den es nur in Goa gibt. Unsere Führerin erklärte uns, dass er in verdünnter Form (ca. 10%igi) in kleinen Schlücken diverse positive medizinische Wirkungen hätte. Er würde, wenn ich sie richtig verstanden habe, sogar Kindern als Hustensaft gegeben! 
  • Die Cashewnuss – die eigentliche Frucht, die an der Spitze des Cashewapfels wächst, enthält giftiges Öl und muss vor dem Verzehr geröstet werden. Es gibt hier an jeder Ecke Läden und Stände, die Cashewnüsse verkaufen. 
    Wir haben noch viele weitere Pflanzen und Bäume gesehen und ihren Nutzen erklärt bekommen, aber das würde zu weit führen. Nach der Führung gab es auf einer überdachten Terrasse ein vegetarisches/non- vegetarisches Büfett, das sehr leckere Bestandteile hatte. Wer wollte, konnte auch alle möglichen Naturheilmittel aus den Früchten und Blättern der unterschiedlichsten Pflanzen erwerben, sowie natürlich Cashewnüsse und Feni kaufen.
    Der Nachmittag brachte uns dann nach Alt-Goa,  bzw. Velha Goa, was früher die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie war. Goa war von 1510 bis 1961 eine portugiesische Kolonie. Nach über 450 Jahren wurde es am 19. Dezember 1961 von Indien militärisch annektiert. Portugal erkannte den Verlust erst 1974 offiziell an. 
    Wir besichtigten die Basilika von Bom Jesus – UNESCO-Welterbe und die Sé Catedral – Eine der größten Kirchen Asiens, bekannt für ihre portugiesisch-gotische Architektur. In der wirklich riesigen Kirche genossen wir besonders die Kühle, denn draußen war es kaum auszuhalten. Das archäologische Museum ersparten wir uns. Wir wollten lieber mehr Zeit für Panaji, Goas Hauptstadt haben. Sie bildete den Schluss unserer Rundfahrt und wir genossen das überall noch vorhandene portugiesische Flair. Nicht nur die Prägung durch die katholische Kirche, die beeindruckende Gebäude hinterlassen hat, sondern auch die hübschen bunten Häuser, der Pflanzenschmuck und die insgesamt entspanntere Atmosphäre in den Straßen machten es für uns zu der bisher schönsten Stadt in Indien. Alles wirkte intakter, bunter und von grünen Pflanzen durchzogen im Gegensatz zu der sonst überall in den Städten so hektischen Atmosphäre und den staubigen, verfallenen Gebäuden und Wegen und dem allgegenwärtigen Müll und den stinkenden Feuern. Ich glaube, ich bin da eindeutig europäisch geprägt. 
    Am Abend waren wir noch einmal im selben Restaurant wie am Vortag und ich hatte ein tolles Gericht mit gegrilltem Paneerkäse, mit Paprika und die in die süßliche gehende Würze. Wenn wir uns doch bloß merken könnten, was wir da so alles aßen, aber sobald der Kellner die Karte wieder mitgenommen hatte, war uns der Name schon wieder entfallen. 
    In der Gastronomie lief im Übrigen gerade die Kricket Weltmeisterschaft, was für die Inder wohl so, wie für uns die Fußball-Weltmeisterschaft war. Kricket war hier eindeutig Volkssport – Der englische Einfluss ließ grüßen. 

Donnerstag, 6.3.25 Colva, Nachtfahrt nach Bagalkot 

Der Tag war so ein richtig nerviger Organisationstag. Netterweise durften wir bis 12:00 in unserer Unterkunft bleiben, seitdem trieben wir uns herum. Unser Bus nach Bagalkot ging erst abends um 19:30Uhr ab Madgaon/Margao. Unser richtiges Ziel für die nächsten Tage war eigentlich Badami, aber da konnte man nicht direkt hinfahren. Wenn wir also am kommenden Morgen in der Früh in Bagalkot ankamen, ging die Reise per lokalem Bus oder Taxi weiter zum Ziel. Wir verließen wieder den Bundesstaat Goa, der uns gefiel, der aber recht klein war und von dem wir bereits auf der Rundtour viele schöne Stellen gesehen hatten. In Badami erwarteten uns Höhlentempel und ein anscheinend sehr sehenswerter See.
Nach Badami sollte es weiter in die Stadt Mysore gehen. Da am 14.3. in Indien Holi gefeiert werden sollte, hatten wir uns heute bereits Zugtickets und Unterkunft vom 10.-15.3. besorgt, was furchtbar nervig war. Ich hatte auf unserer Buchungsapp MakeMy Trip einen durchgehenden Zug von Bagalkot nach Mysore gefunden. Da die Strecke fast 24Std Fahrt bedeutete, hatte ich sehr für die erste Klasse plädiert, die einzige, wo wir ein abschließbares Schlafabteil für uns hätten. Mit der App schaffte Stefan es nicht, ein Ticket zu buchen, weil immer eine IRCTC Identifikationsnummer von der indischen Bahn verlangt wurde. Wir machten uns also auf den Weg zu einem Reisebüro. Als die Mitarbeiterinnen alles eingegeben hatten, funktionierte die Bezahlung mit G-pay über unsere CCeck-App wieder nicht. Es war wirklich manchmal zum Heulen. Niemand konnte uns sagen, warum das manchmal ging und manchmal nicht. Gesichert schien, dass wir kein Geld von Privat zu Privat transferieren konnten. Das war ok, sollte wahrscheinlich verhindern, dass Steuern umgangen wurden. In diesem Fall und auch für die Taxitour gestern, handelte es sich aber um Geschäftskonten und dennoch klappte es nicht. Wir hatten auch nicht genügend Rupien als Bargeld, also machten wir uns auf den Weg zum Geldautomaten. Der wurde aber gerade gewartet. Es sollte ca. 5Minuten dauern. Stefan nutzte die Zeit, doch per MakeMy Trip App zu buchen und sich eine IRCTC Nr zu generieren. Die Aktion machte uns beide fast wahnsinnig. Immer wieder wurden Passwörter nicht erkannt, war das Zeitlimit überschritten oder sonst irgendwas. Als nach ca. 45Minuten der Geldautomat immer noch nicht genutzt werden konnte und die Dame in der Bank mich genervt auf andere Automaten im Ort verwies, machten wir uns mit Rucksäcken in der Hitze auf den Weg zum nächsten Automaten. Zwei bei Google angegebene gab es gar nicht, vor dem dritten stand ein Wachmann mit Knarre. Es wurde angeblich gerade Geld nachgefüllt. Es sollte 10 Minuten dauern. Stefan versuchte weitere Möglichkeiten, irgendwie Geld für die Tickets zu transferieren. Ich fürchtete die ganze Zeit, dass, falls er es nicht online schaffte, das Reisebüro die Zugplätze auch wieder frei gab, wenn wir nicht bald da auftauchten. Da die Hitze dem Denken nicht gerade half, setzten wir uns in ein gekühltes Restaurant und irgendwann war Stefan erfolgreich. Er konnte nachher nicht einmal mehr sagen, wie es denn nun funktioniert hatte. Auf jeden Fall hatten wir nun 1.Klasse Schlafwagentickets für den 10.3. und waren absolut froh darüber. Der Geldautomat gegenüber war auch bei unserer Abreise aus Colva noch nicht wieder in Betrieb. Wir fuhren mit dem lokalen Bus nach Madgaon/ Magao und verbrachten eine längere Zeit mit Pizzaessen bei Pizza Hut. Wer will bei 34? schon mit Gepäck durch eine wuselige Stadt laufen. Nun hofften wir, dass unsere Nachtfahrt wieder glatt ging.

Freitag, 7.3.25 Bagalkot – Badami

Unsere Busfahrt hatte funktioniert, aber sie war grässlich. Erst einmal war die Liegefläche kleiner als bisher, sodass Stefan sich nicht richtig ausstrecken konnte. Außerdem gab es keine Kissen, sodass das Sitzen und Liegen unbequemer war und auch keine Decken, sodass wir beide nachts wegen der Klimaanlage gefroren haben. Die ersten drei Stunden bis ca. 23:00Uhr war die Fahrt ein ständiges Stopp&Go, weil an zig Stellen Leute oder Waren aufgenommen wurden. Danach ging es in Serpentinen durch die Berge, sodass wir ständig nach rechts und links gerollt wurden und dann war die Straße nur noch Baustelle und wir wurden auf unserer Liegefläche derart durchgerüttelt, dass ich sehr froh war, dass meine Pizza drinblieb. Auch jetzt wurde immer wieder auf offener Strecke angehalten, weil die Herren in der Gegend rumpinkeln mussten. Erst viel später gab es einen Stopp mit Toilette, wo auch wir Frauen eine Chance bekamen. Mitten in der Nacht fuhren wir über die Grenze von Goa nach Karnataka und der Bus wurde auf Alkohol durchsucht. Während in Goa überall Alkoholläden und Bars waren, wurde Alkohol in Karnataka sehr begrenzt. Nur wenige lizenzierte Läden und gastronomische Einrichtungen durften ihn verkaufen und er fiel im Stadtbild gar nicht auf, weil der Genuss im öffentlichen Raum verboten war. Als die Straße einigermaßen eben und zum Schlafen geeignet war, habe ich so gefroren, dass es dennoch nicht klappte. Ich hätte natürlich meinen Schlafsack unten aus dem Rucksack kramen können, aber da das Licht in diesen Schlafkabinen nie funktionierte, bestand ständig die Gefahr, etwas zu verlieren. Stefan hatte letzte Nacht z.B. seine Brille an den Rucksack gesteckt und dann versucht zu schlafen. Irgendwann stellte er dann fest, dass die nicht mehr da war. Da ging die Sucherei los. Mit Handylicht und einer Leuchte, die ich von zuhause für Stromausfälle und ähnliches mitgenommen hatte, durchsuchten wir unser Abteil und seinen Rucksack, sowie den Gang des Busses. Ein Nachbar deutete dann an, dass sie vorne beim Fahrer abgegeben wurde. Jemand hatte draufgetreten. Zum Glück ließ sie sich wieder geradebiegen und war weiter brauchbar, sonst hätten wir ein ernsthaftes Problem gehabt. Wir hatten gut daran getan, nicht viel aus dem Rucksack herauszuholen, denn wir wurden 7km vor der Stadt Bagalkot an einem Kreisel rausgeschmissen. Eigentlich hatten wir beim Ticketkauf gefragt, ob der Ort die Endhaltestelle wäre, was bestätigt wurde, aber zu früh gefreut. An diesem Fernstraßenkreisel war am Morgen um 5:00Uhr schon richtig etwas los. Leute liefen herum, Busse ließen Leute raus, Rikscha-Fahrer erwachten aus ihrem im Fahrzeug verbrachten Schlaf etc. Es gab Stände, an denen wir uns erstmal einen heißen Tee zum Aufwachen leisteten. Es war noch herrlich kühl, um die 21?, aber seit wir durch Karnataka fuhren, stand bereits wieder der Rauch in der Luft. In der schönen Morgenkühle wurden überall die Müllhaufen abgefackelt, Leute kochten auf offenem Feuer und auch in der Landwirtschaft wurden ständig Sachen abgebrannt und Chemikalien kamen auf die Felder. Die letzten Wochen in der Natur und am Strand ging es ja eigentlich ganz gut und mein Kratzen im Hals und die Verschleimung war fast weg, hoffentlich blieb das auch weiterhin so.
Nach unserem Tee schafften wir es, einen lokalen Bus nach Bagalkot zum Busbahnhof zu nehmen. Es stellte sich uns die Frage, wie wir die nächsten Stunden bis zum Check-in in unserer Unterkunft in Badami verbringen sollten. Wir waren total müde und entschieden, gleich den nächsten Bus nach Badami zu nehmen und zu versuchen, ehr in unser Zimmer zu kommen. Gegen 7:30Uhr waren wir dann im 30km entfernten Ort angekommen und trauten erstmal unseren Augen nicht. Rund um den Busbahnhof hatten wir das Gefühl, im Mittelalter angekommen zu sein. Ochsenkarren auf der Hauptstraße, überall standen Handkarren herum, die darauf warteten, dass die Besitzer ihre Ware darauf anboten, Seitenstraßen waren nur staubig- sandige Schotterwege, offene Abwasserrinnen, in denen Schweine nach Futter suchten. Außer den in Indien allgegenwärtigen Straßenhunden und -kühen, liefen hier noch Schweine, Ziegen, Hühner und Affen herum. Letztere sprangen wirklich überall herum. Am Straßenrand glommen noch vereinzelte Feuerchen, oder man fand die Aschehäufchen vor. Ich mochte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es hier zur Monsunzeit aussehen musste, wenn ganze Wassermassen den Dreck durch die Straßen spülten und sicher auch einige der notdürftigen Unterkünfte nicht trocken blieben oder standhielten. Wir machten uns auf den Weg zu unserem Zimmer in einer sogenannten Villa, die als Guesthouse fungierte. Wir hofften, unterwegs ein Café oder ähnliches zum Frühstücken zu finden, aber die meisten Läden hatten noch dicht und wir konnten nicht wirklich etwas ansprechendes finden. Auf dem Weg zur Unterkunft veränderte sich der Charakter des Straßenbildes. Die Wege blieben zwar ungeteert, wurden aber breiter als zwischen den Behausungen der Armen. Auch hier liefen Schweine, Affen und Hunde herum, aber die Häuser wurden immer fester, größer und stilvoller. Irgendwann standen wir dann vor unserer Villa, ein mit einer weißen Mauer in Waffelmuster umgebenes blau- weißes Haus. Der Stil dieses in einer Art aus Quadern gebauten Gebäudes, gab es in der Gegend häufiger. Nach einem Anruf hatten wir schnell Kontakt mit dem Hausmeister, der uns ohne Probleme schon gegen 8:00Uhr einchecken ließ und uns auch ein Hotelrestaurant zum Frühstücken nannte. Wir waren aber erstmal nur müde und schliefen bis Mittag, bevor wir am genannten Ort unser verspätetes Frühstück einnahmen. Bei der Bezahlung funktionierte G-Pay mal wieder nicht und wir mussten bar zahlen. Wir entschieden, unser Glück mal nochmals bei einem ATM zu versuchen, der hoffentlich einen höheren Betrag als 10000Rupien (100€) zu Verfügung stellen würde, aber denkste, er war so leer, dass wir gerade mal 500Rupien bekommen hätten! Später zogen wir bei einem anderen 10000 Rupien, denn besser etwas als nix. Hoffentlich lösten sich die Probleme mit dem G- Pay wieder von selbst. Manchmal schien es einfach nur an wackeligen Internetverbindungen und Problemen der App zu liegen. Eigentlich war es nach dem Frühstück viel zu heiß, um Sehenswürdigkeiten anzuschauen, aber da wir nun schon auf halbem Weg waren und die Zeit, wo es kühler wurde, aber noch nicht dunkel war, immer verflixt kurz war, liefen wir erst zum Archäologischen Museum, was anscheinend auch das Fort war, heute aber geschlossen hatte und dann zu den Tempelhöhlen am Agasthya See. Die Badami-Höhlentempel waren eine Gruppe von vier in Sandstein gehauenen Tempeln aus dem 6. bis 8. Jahrhundert. Sie befanden sich in der Stadt Badami, die früher die Hauptstadt der Chalukya-Dynastie war. Die Tempel waren ein Meisterwerk der frühen indischen Felsarchitektur und vereinten hinduistische, jainistische und buddhistische Einflüsse. Die Lage der Tempel oberhalb des Sees und die faszinierenden Steinhauerleistungen haben uns sehr begeistert. Auf dem Rückweg kauften wir noch Gebäck, Obst und Wasser und machten nach einer erfrischenden Dusche eine Kaffeepause, die eigentlich schon unser Abendessen war. Heute gingen wir früh ins Bett.

Samstag, 8.3.25 Badami

Nach einer super gut durchschlafenden Nacht gab es bei uns wieder eigenes Frühstück. Wir hatten am Vortag Bananen und Kuchen gekauft und Nescafé hatten wir noch. Wir waren die einzigen Gäste in unserer Villa und hatten damit die Küche für uns. Es war nur schwierig, etwas passendes zum Frühstück im Ort zu finden. Die „General Stores“, allesamt kleine Kioske in Verkaufsständen oder Häusern, hatten meist nur diverse Einmalpackungen von Shampoo, Knabberzeug, Bonbons, Würzmischungen und andere Süßwaren und Paan, diese Betelnussmischungen zum Kauen. Bei vielem wussten wir auch einfach nicht, was das eigentlich war und fragen brachte nichts, weil die Verkaufenden in der Regel kein Englisch sprachen und verstanden. 
Zu unserer Freude hatten wir auch noch eine Waschmaschine und eine Dachterrasse in unserer Unterkunft entdeckt, was die Wascherei sehr vereinfachte. Diese rote Erde bekam man selbst mit Waschmaschine kaum raus. 
Nach dem Frühstück führte uns der Weg zum archäologischen Museum und zum Fort von Badami. Es war unglaublich, welche Steinhauerkunst hier im 6.Jahrhundert bereits vollbracht wurde. Überall in der felsigen Landschaft, deren Einschnitte natürliche Gräben der Festung darstellten, waren Tempel und Gebäude, die über und über mit in Stein gehauenen Motiven von Göttern oder anderen religiösen Inhalten verziert waren. Ein wenig erinnerte uns die von Menschen in ein Kunstwerk verwandelte Landschaft an Petra in Jordanien, wenn die historische Stätte hier auch nicht so groß war, wobei wir gar nicht einschätzen konnten, wie weit sich dieses Gebiet voller Höhlen und Steinhauermeisterwerke eigentlich hinauszog. Es musste in der Umgebung noch diverse archäologische Stellen geben. Für den nächsten Tag planten wir auf Rat unseres Hausmeisters, der hier die Villa wie ein Schießhund bewachte und sich um unser Wohl kümmerte, eine Tagestour zu drei weiteren Stellen per Rikscha. Für diesen ersten Tag verzogen wir uns nach ca. 3 Stunden Erkundung in die Kühle des Hotelrestaurants, in dem wir am Ankunftstag schon einmal waren. Heute funktionierte auch die G-Pay Zahlung wieder. Es gab zuvor anscheinend ein Problem bei der CCheck App. Morgens ist es bei 33? hier meist noch erträglich kühl, aber ab Mittag haut es einen wieder um. 36/37?, allerdings trockene Luft, nicht wie am Meer auch noch schwül, dennoch verging einem dabei jede Lust auf Besichtigung draußen. Den Nachmittag verbrachten wir wieder in unserer Villa, haben uns ausgeruht und gemütlich Kaffee getrunken. 
Es war ganz interessant, etwas von den Tagesabläufen hier mitzubekommen. Gestern schien Badetag gewesen zu sein in dem ärmeren Viertel mit eher muslimischer Prägung. Das machte für Freitag auch Sinn. Aus allen Häusern, in der Regel Einzimmerhäuser mit Wasserhahn vor dem Eingang und Vorhang als Tür, hörte man es schniefen und rotzen. Männer standen vor der Tür und putzten Zähne oder spülten den Mund aus und spuckten das Wasser im hohen Bogen auf die ungeteerte Straße. Vor einem Haus wusch ein Mann sich und seine Frau goss eimerweise Wasser über ihn. Heute dagegen war wohl Waschtag bei den meisten Familien. Vor fast allen Häusern schrubbten die Frauen Wäschestücke mit Bürsten auf einem Stein vorm Haus und spülten sie an dem Wasserhahn aus. Die Wäsche trocknete dann überall, wo man Platz fand, um sie aufzuhängen oder in die Sonne zu legen. Das Wasser lief direkt in die offene Abwasserrinne, aus der die Schweine dann tranken. Alleine waren die Frauen dabei nie, sie hatten immer Zuschauer durch Kühe, Affen, Schweine etc. Heute Morgen fühlten wir uns wieder mal bestätigt, Vegetarier zu sein. Ein Mann hatte ein ganzes Fahrrad voller an den Füßen zusammengebundener Hühner und war gerade dabei, noch weitere aus Käfigen als Ladung vorzubereiten. Ihr Schicksal wurde wohl heute besiegelt. Wie gut, dass in Indien aus religiösen Gründen wohl die Mehrzahl der Menschen Vegetarier waren. Wurde nicht gerade gearbeitet, sah man Männer häufig vor Tempeln und Moscheen sitzen, während die Frauen vor ihren Häusern ihren Plausch mit den Nachbarinnen hielten. Kinder, wenn sie nicht gerade in der Schule waren, oder auf Klassenausflug, oder im Bus, liefen in den Straßen herum oder fuhren zu dritt oder viert auf einem Fahrrad, oder nahmen irgendwelche Gegenstände, um Cricket zu spielen. Sie waren diejenigen, die uns am häufigsten ansprachen mit „Hi, what’s your name, which Country“. Manchmal war das ganz süß und eigentlich ziemlich mutig, wenn es Kinder im Kindergartenalter waren, ältere konnten aber auch nerven und unverschämt sein, wie ein Junge, der heute immer wieder eindeutige sexuelle Gesten machte und uns mit seinen Freunden verfolgte und dabei etwas hinterherrief. Er war vielleicht 12 Jahre alt.
Seit gestern Abend hörte man immer wieder Kinder trommeln. Laut unserem Hausmeister gehörte das schon zum Holi Fest. Die Farbschlacht war erst am letzten Tag, dem 14.3., dem offiziellen Feiertag. 
Wir aßen wieder in dem einen Hotelrestaurant, auch wenn uns immer mehr Servicemängel auffielen und wir immer die einzigen Gäste waren. Eigentlich war das kein gutes Zeichen, aber es gab darüber hinaus nur noch das Frühstücksrestaurant vom Vortag, was uns aber zu weit war, denn abends war hier, wie überall in den Städten, wildes Treiben in den Straßen. Alle Fahrzeuge und Menschen schienen zur selben Zeit unterwegs zu sein. Darüber hinaus gab es kein Restaurant, was auch nur irgendwie annehmbar erschien. Eigentlich hatten wir auch nur ein kleines, überfülltes gesehen. Manches, was als Restaurant angezeigt wurde, hatte nicht geöffnet oder schien gar keins zu sein.

Sonntag, 9.3.25 Badami – Rikscha- Rundfahrt 

Um 9:00Ihr stand unser Rikscha- Fahrer pünktlich vor der Tür zu einer Rundfahrt. Ich musste zugeben, so richtig wussten wir nicht, wo er mit uns hinfahren würde. Es war klar, dass es archäologische Schätze in der Umgebung von Badami sein würden, aber welche genau, konnten wir uns nicht merken. Unser Hausmeister hatte die Tour vorgeschlagen, die Rikscha für uns bestellt und wir vertrauten seinen Empfehlungen und ich muss sagen, wir sind nicht schlecht damit gefahren. Unser erster Stopp war die Tempelanlage von Pattadakal, eine UNESCO-Weltkulturerbestätte, die für ihre einzigartige Mischung aus nördlicher (Nagara-) und südlicher (Dravida-) Tempelarchitektur bekannt war. Sie lag am Ufer des Flusses Malaprabha und war im 7. und 8. Jahrhundert ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum der Chalukya-Dynastie. Die unglaublichen Steinhauerarbeiten, die in dieser frühen Zeit vollbracht wurden, erstaunten uns immer wieder. Es gab aber an diesem Tag nicht nur tolle Tempel zu sehen, sondern es musste eine besondere hinduistische Veranstaltung dort stattgefunden haben. Pilger gingen rund um einen der vielen Tempel, warfen sich immer wieder zu Boden und wischten mit einem Stock einmal einen Bogen oberhalb ihres Kopfes, der mit der Stirn auf dem Boden lag. Etliche Hindus hatten horizontale weiße Streifen auf der Stirn, was laut Chat GPT folgende Bedeutung hat:
Shaivismus (Shiva-Anhänger)
Zwei (oder meistens drei) horizontale weiße Linien aus heiliger Asche (Vibhuti) stehen für Shiva.
Die Asche symbolisiert Vergänglichkeit und spirituelle Reinheit.
Dieses Zeichen heißt „Tripundra“ und kann zusätzlich einen roten Punkt (Bindu) in der Mitte haben, der Shakti (die göttliche Energie) darstellt.

Viele Männer waren auch traditionell in weißen Gewändern gekleidet, und eine Gruppe machte Musik auf Trommeln und anderen indischen Instrumenten, während eine Frau in ihrer Mitte tanzte. Sie bewegten sich ebenfalls um den Tempel herum. Ich konnte leider nicht herausfinden, welche Bedeutung die Zeremonie hatte. 
Ruhiger war es bei den nächsten zwei Tempelstopps, dem Durga Tempel und beim Ravana Phadi.
Der Durga-Tempel in Aihole war ein berühmter Tempel aus der Chalukya-Dynastie (7.–8. Jahrhundert). Trotz seines Namens war er nicht der Göttin Durga gewidmet, sondern vermutlich Vishnu oder Shiva. Der Name „Durga“ kam von „Durg“ (Festung), weil sich der Tempel früher in einer Festung befand.
Ravana Phadi war einer der ältesten und bekanntesten Höhlentempel in Aihole, der aus der Chalukya-Zeit (6.–7. Jahrhundert) stammt. Er war dem Gott Shiva gewidmet und zeigte beeindruckende Felsreliefs. (ChatGPT)
Der letzte Stopp brachte uns zum Dakshina Kashi Shri Mahakuteshwara Gudi, einem berühmten Shiva-Tempel in Mahakuta. Der Tempel wurde als „Dakshina Kashi“ (Das Kashi des Südens) bezeichnet, weil er als besonders heilig für Shiva-Verehrer galt, ähnlich wie Kashi (Varanasi) im Norden Indiens.
In der Tempelanlage befand sich eine Heilige Wasserquelle: Der Mahakuteshwara-Pushkarini (ein natürlicher Quellteich) Er war bekannt für sein heiliges Wasser, das nie austrocknete. Shiva Anhänger reinigten sich hier von ihren Sünden.
Für uns bot er das Bild eines beliebten Schwimmbads. Er war voller lebhaft tobender Badender, vornehmlich männlichen Geschlechts (vielleicht waren sie ja sündiger;)).
haufenweise pubertierende Jungs versuchten eine menschliche Pyramide im Wasser zu bauen, fanden es toll, von Stefan dabei fotografiert zu werden und klatschten dann mit Getöse ins Wasser. Weibliche Wesen saßen zumeist voll in Saris gekleidet am Beckenrand oder standen dort im Wasser, ein paar kleinere Mädchen waren allerdings in Badesachen und mit Schwimmflügeln und wurden von Mama oder Papa beaufsichtigt. Männliche Badegäste bzw. Gläubige waren mit normalen Badehosen bekleidet. Überall rund um die Tempelanlage lagen bunte Tücher oder Kleidung zum Trocknen auf der Erde. 
Danach brachte unser Fahrer uns wieder nach Badami. Wir vereinbarten mit ihm, dass er uns am kommenden Morgen zum Bahnhof nach Bagalkot fahren sollte, und er ließ uns bei einem Restaurant aussteigen, das wir zuvor noch nicht wahrgenommen hatten. Sie boten süd- und nordindisches Thali an und wir wollten eigentlich von jedem eines, aber man warnte uns vor, dass das südindische Thali nicht mild zuzubereiten wäre, also aßen wir das nordindische und waren sehr damit zufrieden. Da wir bisher ja fast ausschließlich südindisch gegessen hatten, war es eine nette Abwechslung und sogar mir nicht zu scharf. Danach retteten wir uns vor der glühenden Nachmittagshitze in unsere Unterkunft.

Montag, 10.3.25 Badami – Nachtzug nach Mysore 

Wir verließen Badami am Morgen und es gab mit der Buchung der Rikscha ein Verständigungsproblem. Wir hatten am Vorabend zwar den Bahnhof in Bagalkot genannt, aber es gab wohl in Badami auch einen Bahnhof und der Fahrer und letztendlich der Hausmeister als Vermittler waren wohl von diesem ausgegangen. Man riet uns zum Bus, aber wir wollten den Tag nicht schon stressig beginnen und baten drum, die ca. 30km doch mit der Rikscha zu fahren. Das war zwar teurer und im Nachhinein gesehen vielleicht auch nicht gemütlicher, aber den Stress beim lokalen Busbahnhof konnten wir uns damit ersparen. 
Der Bahnhof in Bagalkot war erstmal ziemlich undurchsichtig für uns, weil es keinerlei Abfahrtsanzeigen gab und auch an den Schaltern nirgendwo jemand saß, den wir fragen konnten. Ein ellenlanger Zug stand auf dem ersten Gleis und es stand Mysore dran. Irgendwann fanden wir einen Mann, der uns auch sagen konnte, dass das unser Zug nach Mysore wäre. Wir hatten noch zwei Stunden Zeit, also besorgten wir uns Wasser und ein paar Kekse, obwohl eigentlich in den Zügen angeblich immer etwas angeboten wurde. So war es auch bei unserer ersten Zugfahrt gewesen. Dann machten wir uns auf die Suche nach dem erste Klasse- Schlafwagen. Wir konnten auf dem Ticket nirgendwo eine Abteil- oder Bettnummer entdecken. Da wir aber im Reisebüro gesagt hatten, dass wir ein Zweibettabteil wollten und das letztlich online von uns gebuchte Ticket denselben Preis hatte, gingen wir vom Zweibettabteil aus. Davon gab es in der ersten Klasse mit Klimaanlage nur ein einziges, dann musste das wohl unseres sein. Da ich dennoch ein blödes Gefühl hatte, suchte ich bei Google und ChatGPT nach einer Erklärung, wo man auf dem Ticket die Angabe über das genaue Abteil fand und siehe, ich wurde fündig, leider muss ich sagen. Es war so, dass man nur die 1.Klasse mit Aircondition als Sitz- oder Schlafwagen buchen konnte, nicht aber die genaue Größe des Abteils oder Lage des Bettes, also z.B. unten oder oben. Man konnte wohl Wünsche äußern, aber die Frage tauchte bei unserem Buchungsvorgang nicht auf, oder wir waren durch die Schwierigkeiten mit der Bezahlung zu durcheinander, um es zu sehen. Auf jeden Fall entschied letztendlich die indische Bahngesellschaft ca. 4 Std vor Abfahrt, wer welches Abteil/Bett bekam und schickte eine SMS. Die hatten wir übersehen, weil wir so viele SPAM SMS bekamen, dass wir in der Regel gar nicht darauf reagierten. In dieser SMS stand drin, dass wir im Abteil A wären, was leider ein 4- Bettabteil war. Wir saßen das Problem erstmal aus, bis der Schaffner kam, aber der schickte uns leider an die richtige Stelle, weil der Zug voll würde. Ich war stinksauer, denn wir hatten extra so viel Geld ausgegeben, um ein Abteil alleine zu haben und nun das! Wir saßen dann mehrere Stunden in unserem 4er Abteil und harrten der Dinge. Ich hoffte sehr auf zwei Frauen, was ich aber für unwahrscheinlich hielt. Dass wir uns zumindest etwas Essbares und vor allem Wasser besorgt hatten, war sehr vorausschauend. Es gab keinen Speisewagen oder Snackangebote im Zug. Man konnte zwar irgendwie im Vorfeld online Essen zu irgendeinem Bahnhof bestellen und hätten das dann gebracht bekommen, aber die Bestellung funktionierte auch nicht. Es wurde spannend, was uns die nächsten Stunden Zugfahrt noch so brachten.

Dienstag, 11.3.25 Ankunft in Mysore 

Spät abends kamen noch zwei Personen in unser Abteil, die die Betten gegenüber zugeteilt bekommen hatten. Unten lag eine junge Inderin, oben ein Inder, dessen Alter ich nicht einschätzen konnte. Wir gingen erst von einem Paar aus, aber da sie überhaupt nicht kommunizierten, erschien das unwahrscheinlich. Wir hatten zuvor unsere Betten bereits mit einem der zwei frischen Laken, die jeder Fahrgast bekam, bezogen. Das zweite Laken gab ich Stefan zum Zudecken, ich selbst nahm meinen Schlafsack. Die bereitgelegten Decken nutzte nur der Inder. Wer weiß, in welchen Abständen die gereinigt wurden. Die Kopfkissen waren auch nicht frisch bezogen, deshalb zog ich da einen Stoffbeutel und mein T-Shirt drüber. Beim Bett war ich echt pingelig. Die zwei neuen Fahrgäste verzogen sich auch gleich ins Bett und schnell waren alle eingeschlafen. Ich muss sagen, so gut hatte ich bisher in keinem Nachtzug in Europa geschlafen, wobei uns da allerdings auch immer irgendwelche Grenzkontrollen weckten und zwischen der Türkei und Bulgarien mussten wir mitten in der Nacht sogar mit allem Gepäck aussteigen. Dagegen war die letzte Nacht in diesem Zug ein Erholungsschlaf. Der Zug fuhr erstaunlich ruhig und wir wussten, dass wir bis mittags Zeit hatten. Das ließ uns wirklich gut schlafen. Gegen 7Uhr waren alle wach und kurz drauf stieg der Inder aus. Da war klar, dass die zwei nichts miteinander zu tun hatten. Als wir in Bangalore hielten, stiegen auch Händler ein und boten Frühstück und Wasser an. Wir nahmen vorsichtshalber nur eine Portion, weil wir nicht wussten, was es gab. Wir taten Recht daran. Es waren drei Idli, diese kleinen, gedämpften, fermentierten Küchlein aus Urdubohnen, dazu irgendetwas Frittiertes, was wir nicht benennen konnten und eine Soße in einer zugebundenen Plastiktüte, in die man die Idli eintauchte. Das war nicht so unser Ding, aber wir aßen es wohl oder übel. Wir hatten noch einen Rest von den Süßigkeiten, die wir mit auf die Reise genommen hatten und aßen von dem mit Trockenfrüchten gefüllten Fladenbrot und ein paar Kekse. Wie schön wäre jetzt ein Kaffee gewesen, aber darauf mussten wir noch ein paar Stunden warten. Um 12:00Uhr erreichten wir Mysore und waren gleich vom ersten Anblick angetan. Der Bahnhof erschien ordentlich, es gab sogar eine Rolltreppe und das Gebäude sah auch von außen nett aus, ein bisschen im Villenstil mit Säulen und einem weiß-rose Türmchen. Das schönste war aber, dass überall Blumen und Bäume waren, die Hauptstraße von ordentlichen Bürgersteigen mit schattenspendenden Bäumen gesäumt wurde und alles viel sauberer und geordneter wirkte. Es gab Ampeln, an denen sogar die meisten Fahrzeuge hielten! Wir liefen die 2 km in Richtung unserer Unterkunft zu Fuß. Zum einen hatten wir eh noch zwei Stunden Zeit bis zum Check-in und wir wollten auch gleich das Café-Restaurant bei uns um die Ecke ausprobieren. Das erwies sich als super Idee. Das Restaurant befand sich in einer Villa mit überdachter Terrasse und einem Meer von Blumen und Pflanzen. Da es sich vornehmlich der italienischen Küche und das rein vegetarisch verschrieben hatte, gab es eine leckere Pizza und einen echten Eiskaffee. Die Bedienung war freundlich und des Englischen mächtig und sogar die Toilette war makellos. Dort würden wir sicher nochmals hingehen. Um 14:00Uhr konnten wir endlich einchecken. Wir hatten wieder eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern und Waschmaschine, weil wir dieses Mal sogar 4Nächte bleiben wollten. Die Wohnung war einfach aber voll ok und besonders für den Preis von 29,45€ pro Nacht. Wir mussten nur immer aufpassen, dass wir nicht mehrere stromintensive Geräte zur selben Zeit laufen ließen, also nicht kochen und Aircondition, Waschmaschine oder Wasserboiler zur selben Zeit nutzen, das schien die Stromversorgung wohl zu überfordern laut unserem Vermieter. Den Aufzug nutzten wir gar nicht erst, denn in Indien waren Stromausfälle die Tagesordnung und der Aufzug war nicht durch Notstrom gepuffert. Wer wollte schon gerne drin stecken bleiben. Nach unserem Einzug machten wir noch einen kleinen Spaziergang zu zwei Parks in der Nähe und danach gingen wir shoppen! Ja richtig, zwei Minuten von unserer Unterkunft entfernt war ein Supermarkt, der auch Nonfood hatte, so in der Art von Kaufland oder Marktkauf. Wir besorgten uns wieder Obst, Haferflocken, Toast etc. für unser Frühstück und waren damit wieder etwas autark. Ins Restaurant zu gehen war zwar nicht unbedingt teurer, ehr das Gegenteil, aber mehrmals am Tag musste das auch nicht sein. 

Mittwoch, 12.3.25 Mysore

Wir begannen den Tag mit einem üppigen Frühstück nach eigener Art: Haferflocken, Trockenfrüchte und Nüsse, Granatapfelsaft, Banane, Mango, ein paar Stückchen Wassermelone und einem großen Löffel Mangojoghurt. Stefan briet sich Tofu mit Tomate und etwas Gewürzmischung „all purpose“, die wir gestern aufgetrieben hatten. Danach gab es Toast aus der Bratpfanne, weil kein Toaster in der FeWo war, mit Käsescheibe und Tomate für mich. Der Käse in Form von Scheibletten war unserer Meinung nach völlig versalzen und Stefans „Chipotle Mayonnaisespread“ extrem scharf. Letzteres hätte man ahnen können, hätte man gewusst, dass Chipotle gerösteter, heißer Chilipfeffer aus der mexikanischen Küche ist. Dazu gab es Kaffee, natürlich leider nur Nescafé.
Gesättigt begaben wir uns auf den Fußweg zum Jaganmohan Palace (Sri JayachamarajendraArt Gallery). Er wurde 1861 im indosarazenischen Stil erbaut, einer Mischung aus indischer, islamischer und neoklassischer Architektur. Er besaß verzierte Fassaden, Bogenfenster, Säulen und Wandmalereien. Ursprünglich als Residenz genutzt, beherbergte er heute die Sri Jayachamarajendra Art Gallery mit Gemälden, Skulpturen und Handwerkskunst, u.a. auch Instrumenten, historischen Möbeln, Münzen etc. Sie stellten einen besonderen historischen Wert da. Begeistert haben mich die winzigen Kunstwerke auf Reiskörnern. Stefan konnte mal wieder nur den Kopf schütteln über die miserable Art der Präsentation. Alle Bilder hatten dieselben Holzrahmen, waren wie auf einem Schulflur dicht an dicht aufgehängt und viele hingen krumm. Leider durfte man nicht fotografieren, worauf uns aber erst jemand hinwies, nachdem wir schon ein paar Fotos gemacht hatten. Eigentlich wollten wir danach zum Mysore Palast, aber ein Rikscha- Fahrer teilte uns mit, dass wir morgens als Touristen 1000Rupien zahlen müssten, ab 17:30Uhr aber nur noch 100. Das war gut zu wissen, wenn er uns das wohl auch eigentlich nur gesagt hatte, weil er uns woanders hinfahren und Geld verdienen wollte. Er schlug uns vor, zum muslimischen Markt und besonders zu einer Vorführung der Herstellung von Räucherstäbchen und Duftölen zu fahren. Wie er das sagte, klang es, als wären dort mehrere Stände, an denen das nur heute vorgeführt wurde. Es klang interessant und wir ließen uns die 1,2km für ca. 30cent hinfahren. Der muslimische Markt war wie meist eine wuselige Straße mit hauptsächlich Klamottenständen, durch die nervigerweise auch noch Autos, Rikschas und Motorräder brausten und man extrem vorsichtig sein musste, nicht angefahren zu werden. Wir suchten nach dem Ort der Herstellung der Räucherstäbchen und es stellte sich heraus, dass es sich um nur einen bestimmten Laden handelte, der ökologisch Räucherstäbchen und Duftöle herstellte. Es war dennoch interessant zuzusehen. Es wurden mehrfach geteilte, sehr dünne Stäbchen von Bambus in einer gummiartigen Masse aus Holzkohle, Bindemittel und Wasser und danach in dem gewünschten Gewürz, ätherischem Öl oder Harz von Hand gerollt und mehrere Stunden bis Tage getrocknet. Erfahrene Arbeiter konnten bis zu 5000 Stäbchen am Tag rollen. Hochwertige Räucherstäbchen wurden ohne synthetische Stoffe hergestellt. In dem Laden wurden auch natürliche Öle für die Aromatherapie oder zur medizinischen Verwendung hergestellt. Man erklärte uns, welches Öl bei welchen Beschwerden half. Wir waren kurz davor, ein Fläschchen Wasserlilienöl, was gegen Moskitos und Malaria helfen sollte, zu kaufen, aber 20ml für 18€ war uns dann doch zu heftig. Es war wirklich angenehm, dass wir nicht zu etwas gedrängt wurden. Es wurde akzeptiert, dass uns der Preis einfach zu hoch war. 
Wir flüchteten aus der lebhaften Gegend zu einem Kaffeestand und genossen kalten Kaffee. Im Anschluss statteten wir der St. Philomena’s Kathedrale einen Besuch ab, deren Ausstattung wir etwas kitschig fanden, und ließen uns von dort mit einer Rikscha zum Karanji Lake Butterfly Park fahren. Es war wie der Eintritt in eine andere Welt. Ein wunderbar von Bäumen gesäumter Weg entlang eines malerischen Sees mit Pelikanen und anderen Vögeln begrüßte uns. Immer wieder waren nette Abzweige mit Bänken, Brückchen über Wasserläufe mit Pflanzen und Vögeln, ein Vogel Aussichtsturm, Schmetterlinge, Tretbootverleih, eine reine Idylle bei blauem Himmel und nicht mehr ganz so heißem Wetter. Wir genossen den Park in vollen Zügen und gingen anschließend noch durch den Zoo nebenan, der im Kombiticket enthalten war. Dort war die große Anzahl von Schlangen und Krokodilen besonders bemerkenswert. Kurz vor Toresschluss verließen wir den Zoo und ließen uns nach Hause fahren. Ich googelte nach einem Restaurant in der Nähe und fand das Panchavati Gardenia Veg restaurant, was bereits im Internet gut klang. Angenehmerweise war es nur 600m entfernt ohne große Straßen überqueren zu müssen, was bei Dunkelheit immer nochmal schwieriger ist. Uns erwartete wiederum ein wunderschönes Gartenrestaurant mit hervorragenden Speisen. Ich probierte Kashmiri Pulao, einen super lockeren, leckeren Reis mit Gemüse, Apfel- und Ananasstückchen, Cashewnüssen und einer Joghurtsoße mit Kräutern und Gewürzen, extrem lecker und meiner Meinung nach viel passender zu den heißen Temperaturen vor Ort, als immer die sehr scharfen Curries. Zum Nachtisch teilten wir uns ein Glas mit Eis, Trockenfrüchten, Pistazien, einem Gelee und ich glaube Saft war auch noch drin, ebenfalls ein tolles Geschmackserlebnis. Wir genossen Mysore in vollen Zügen, auch wenn es eine geschäftige Millionenstadt war, weil es neben wunderschönen Palästen und Bauten, herrliche Parks und  neben wuseligen Straßen mit chaotischem Verkehr auch breite, mit Bäumen bestandene Straße mit Bürgersteigen und bewachsenen Mittelstreifen gab.

Donnerstag, 13.3.25 Mysore 

Es gab auf unseren Reisen viele schöne Dinge zu sehen und zu erleben, aber nur wenige schafften es, richtig unter die Haut zu gegen. Meist waren es Dinge in der Natur, wie das unglaublich türkis-blaue Wasser im Siete Tazas Nationalpark in Chile oder im Tarokko Nationalpark in Taiwan, Berge und Eis in Chile, der Vulkan auf Hawaii oder der Aoraki/ Mount Cook in Neuseeland, aber heute schaffte es auch mal ein Gebäude, uns Gänsehaut zu machen und sich in unser Gehirn einzubrennen, der Mysore Palace war einfach wunderschön! Nicht nur die gelungene Architektur von außen, sondern auch seine wunderbare Glaskuppel, die Säulengänge, Wandbilder und Verzierungen waren ein Stück 1001 Nacht.
Ursprüngliche wurde der Palast im 14. Jahrhundert erbaut und 1897 durch ein Feuer zerstört. Der heutige Palast wurde zwischen 1897 und 1912 im indo-sarazenischen Stil unter König Krishnaraja Wodeyar IV. neu errichtet. Der Architekt war Henry Irwin, ein britischer Kolonialarchitekt.
Der Eintrittspreis war für indische Verhältnisse happig, 1000 Rupien (10,58€) für ausländische Erwachsene, aber zum einen durfte ich mit Behindertenausweis kostenlos rein und außerdem war es den Preis wert. Inder zahlten im Übrigen nur 100 Rupien. Die unterschiedlichen Eintrittspreise gab es hier fast überall. Im Vergleich zum Einkommen der meisten westlichen Industriestaaten war das wahrscheinlich angemessen. Das Durchschnittseinkommen in Indien lag bei 300-400USD, in Deutschland bei 4.300–4.800 USD. Für Touristen aus Ländern wie z.B. Thailand oder Vietnam hingegen waren die Touristenpreise völlig überhöht. Auch für die vielen russischen Touristen, die Indien besuchten, war es unfair. Laut Wikipedia lag 2023 der Durchschnittslohn dort bei ca. 505USD im Monat. 
Da uns der Palast am Tage so gut gefallen hatte, waren wir abends zur Ton- und Lightshow auch noch einmal da. Da kostete es für Stefan nur ca. 1,50€. Es wurde eine Legende und die Geschichte des Palastes mit Hintergrundmusik und wechselnder Beleuchtung des Palastes angeboten. Die Besucher saßen dafür im Palastgarten. Da der Ton dermaßen übersteuert war und die Hintergrundmusik häufig lauter als der Text, haben wir kaum etwas verstanden, obwohl die Vorführung in Englisch war. Nett war zum Ende die komplette und wechselnde Beleuchtung des Palastes. 
Außer dem Palast besuchten wir an diesem Tag außerdem den Mannar’s Market, auf dem Obst, Gemüse, riesige Mengen Chili, Fisch und lebendes Geflügel angeboten wurde.  Weiterhin nahmen wir einen lokalen Bus auf den Chamundi Hill, von dem wir Natur und schöne Ausblicke auf die Stadt erwarteten, aber enttäuscht wurden. Oben befand sich der Mysuru Shri Chamundeshwari Devi Temple, den wir jedoch aufgrund einer langen Schlange nicht von innen besuchten, und zahlreiche Stände mit Opfergaben, Souvenirs und Getränken. Natur war da nicht. Einen Blick auf die Stadt hätte man unterwegs bei der Fahrt auf den Hügel haben können, aber soweit wir erkennen konnten, war der auch nicht so berauschend. Vielleicht war es bei Sonnenuntergang ganz nett, denn die Stelle nannte sich auch Sunset Point. 
Am Abend beendeten wir den interessanten Tag mit einem wiederum guten Essen im selben vegetarischen Restaurant vom Vortag.

Freitag, 14.3.25 Mysore- Ausflug Shrirangapattana

Dieser Tag war ehr durchwachsen. Wir schafften es, am Morgen mit dem öffentlichen Bus nach Shrirangapattana in gut 20 km Entfernung zu fahren. Auf der Karte sah das sehr nett aus: Ausläufer eines Stausees, Paläste und Tempel, das versprach abwechslungsreich zu werden. Obwohl es „nur“ 33? laut Internet waren, kam es uns heute sehr stickig und heiß vor und wir hatten bei der Ankunft erstmal Lust auf einen Kaffee, möglichst einen kalten, in einem schönen Café. Da hatten wir uns aber geschnitten. Shrirangapattana war im Gegensatz zum an vielen Stellen hübschen Mysore, eine typische heruntergekommene Kleinstadt mit ca. 25000 Einwohnern. Es wirkte eigentlich ehr wie ein Dorf. Der Bus ließ uns am Ancient Shri Narasimhaswamy Temple, einem, wie der Name vermuten ließ, sehr alten Tempel heraus. Wir besuchten ihn auch von innen und es fand gerade eine Zeremonie statt. Wir waren leise, haben aber Fotos vom Inneren des Tempels gemacht, weil ausnahmsweise kein Fotoverbot dort stand. Das fand der Geistliche wohl nicht so ok, auf jeden Fall wies er uns an, den Tempel zu verlassen. Wir gingen in Richtung Shri Ranganathaswami Temple (Pancharanga Kshetra) nebenan. Hier war viel los. Etliche Stände, die Opfergaben (Blumenketten u.ä.), Souvenirs, Säfte, unter anderem Zuckerrohrsaft, Süßwaren und Tee verkauften. Es gab die Möglichkeit, sich mit Pferden in der Runde führen zu lassen, vielleicht auch zu reiten und einen großen Schuhaufbewahrungsort, wo man gegen Nummer seine Schuhe in einer Tasche deponieren musste, wenn man in den Tempel wollte. Da es sich anscheinend um einen besonders stark besuchten Tempel handelte, oder besondere Zeremonien stattfanden, wurde man, wie bei einem Museum, durch Absperrungen durch den ganzen Tempel geleitet. Am Eingang war eine Art Wassergraben, wahrscheinlich, um die Füße von dem Dreck zwischen Schuhstand und Eingang wieder zu reinigen. Wir ließen aber stets unsere Socken an. Zum einen war es so auf den Steinen vor Hitze schon kaum auszuhalten, zum anderen fanden wir es eklig mit nackten Füßen dort zu laufen, wo manchmal auch Vogelkacke war und Fußpilz konnten wir auch nicht gebrauchen. Die Pfütze war da etwas blöd für uns, aber die Socken wurden nur etwas nass und kamen abends stets in die Wäsche. Wir wollten ja eigentlich nur mal reingucken in den Tempel und keine Zeremonie mitmachen, aber es gab kein zurück. Immer wieder standen Kästen für Spenden herum, ein Geistlicher (Sadhu) fragte uns nach Opfergaben und dann standen wir vor Demjenigen, der die Zeremonie durchführte. Er nahm unseren Vorgängern die Blumenketten ab und warf sie über die Götterfigur, brachte eine Schale mit brennender Kerze und ich glaube Öl und die Gläubigen wischten immer wieder mit der Hand übers Feuer und dann über ihr Gesicht und beteten. Wir kamen uns völlig fehl am Platze vor und waren froh, zügig hinter den Gläubigen, als sie fertig waren, am Sadhu vorbei ins Freie zu gelangen. 
Inzwischen war unser Wunsch nach Kaffee oder Tee so groß, dass wir uns auch mit einem der Stände zufriedengaben, wo man zwar auf einer Bank sitzen konnte, sich aber dabei das Hinterteil verbrannte, weil die Sonne sie so aufgeheizt hatte.
Von hier liefen wir durch die ganze Hauptstraße des Ortes, der uns gar nicht gefiel und kamen nach einem wohl nicht ganz so gedachten Fußweg durch ein Stück Natur bei einem Haus an, dem das Gelände wohl gehörte. Zumindest fand der Hund das, der uns anging, aber sich nach etwas Gebrüll von uns zurückzog. Wir fanden ein Restaurant, genossen Lassi, Buttermilch und Pommes im Schatten des Raumes und Wind des Ventilators. Die Hitze war wirklich erdrückend. Nun waren wir kurz vor dem Daria Daulat Bagh, dem Sommerpalast von Tipu Sultan, den wir natürlich auch besuchten. Er wurde 1784 von Tipu Sultan, dem Herrscher von Mysore, erbaut. Der Palast bestand größtenteils aus Teakholz und war für seine farbenfrohen Fresken und Wandmalereien bekannt, die Szenen aus Tipu Sultans Herrschaft und Schlachten darstellten. Auch wenn das dunkle Holz und die ebenfalls dunkle Bemalung den Palast innen sehr dunkel machten, musste man den Wandmalereien Bewunderung zollen. 
Uns reichte es an Gebäuden, wir wollten nun unbedingt noch zum Wasser. Shrirangapattana war schließlich eine Insel im Fluss Kaveri, da musste es doch auch Natur geben! Wir hielten eine Rikscha an und nach einigem feilschen einigten wir uns auf einen Preis. Wir wären besser nicht eingestiegen! Der Typ fuhr wie ein Henker und so war es vorprogrammiert, dass er an einem Kreisel, nach vielleicht knapp einen Kilometer, einen Mann anfuhr, der auf der Straße landete. Der hatte zwar auch nicht besonders aufgepasst, weil er sich mit seinem Begleiter unterhielt, aber wäre unser Fahrer nicht so schnell und rücksichtslos gefahren, hätte er vermeiden können, den Mann umzureißen. Das Opfer war teils von der Rikscha, teils von Stefans Schulter, die ihm danach auch weh tat, umgerissen worden. Zum Glück passierte Niemanden etwas Ernsthaftes, auch wenn der Mann sicher mit blauen Flecken nach Hause kam. Auf einem Kreisel auf der Straße zu liegen konnte darüber hinaus auch schnell tödlich enden. Uns reichte es, wir stiegen aus, während unser Fahrer das Opfer auch noch beschimpfte und machten klar, dass wir keinen Meter mehr mit ihm fahren würden. Wir waren auch nicht bereit, für die paar gefahrenen Hundert Meter zu zahlen und haben ihm das auch lautstark gesagt, als er hinter uns herkam und Geld verlangte, bzw. uns weiterfahren wollte. Wir haben ihm in Englisch versucht klarzumachen, dass sein Fahrstil verrückt und gefährlich wäre, die Fahrt, die zum Unfall führte, keinen Pfifferling wert war und wir keine Lust hätten durch seinen Fahrstil zu sterben. Ein paar andere Rikscha- Fahrer wollten uns wieder ins Gefährt zurückschicken, Gaffer beobachteten interessiert das Geschehen und ein paar Frauen schienen zu grinsen. Wir machten uns so schnell wie möglich vom Acker, als unser Fahrer wutschnaubend aufgab und zu seinem Gefährt zurück ging. Erst eine Weile später bemerkten wir, dass wir unseren Tagesrucksack in der Rikscha vergessen hatten. Rucksack im Wert von 2€, Kekse und etwas Wasser waren zu verkraften, ärgerlich waren allerdings unsere superleichten Reiseschirme, die wir nur pro forma eingepackt hatten, weil Regen gemeldet war. Sie waren nicht billig und sie waren einfach so wunderbar leicht und klein und passten sogar in die Hosentasche. Nun ja, alles besser, als ernsthaft mit der Rikscha zu verunglückten. Wir liefen zu der Stelle am Wasser, die wir bei Maps gesehen hatten, aber irgendwie war bei uns die Luft raus. Ich wollte nur noch zurück nach Mysore. Nachdem wir eine Weile an einer Bushaltestelle gewartet hatten und uns ein Bettler immer wieder um Geld für Essen anbettelte, wir aber das so schwierig zu wechselnde Kleingeld nicht entbehren konnten, weil wir es selbst für den Bus brauchten, entschieden wir uns irgendwann, mit Uber Taxi, was es im Umkreis von Mysore zum Glück wieder gab, zurück zu fahren. Unterwegs bekam Stefan eine SMS unseres Busunternehmens, mit dem wir am kommenden Tag nach Ooty fahren wollten, dass die Fahrt storniert wäre und wir das Geld wiederbekämen. Es war echt nicht unser Tag! Da ein Uber für die Strecke nach Ooty nicht sehr viel teurer als zwei Tickets für Direktbusse, die noch dazu zu nachtschlafender Zeit gefahren wären, kostete, bestellten wir uns für morgens früh ein Taxi von Haustür zu Haustür, was wir mit den Bussen auch nicht gehabt hätten. Wenn auch das Ende hier in Mysore etwas bescheiden ausfiel, konnte uns das die Stadt mit dem vielen Grün, tollen Palästen, Tempeln und Villen und hervorragenden Restaurants nicht vermiesen. Wir würden sie hoffentlich in guter Erinnerung behalten.

Samstag, 15.3.25 Mysore – Ooty/ Udagamandalam

Wir erreichten wieder einen neuen Bundesstaat: Tamil Nadu. Wir waren nun in Ooty, oder wie es auf Tamil hieß: Udagamandalam, einer Bergstadt (die Engländer nannten diese Orte Hillstations) auf ca 2240Höhenmetern mit ca. 89000Einwohnern. Hier waren die Temperaturen sehr erträglich bei um die 22? tagsüber. Wir hofften, in der Nacht nicht bei 11? nicht zu frieren. 
Die Fahrt dauerte mit dem Taxi 3,5Std. Sie war lang, aber die meiste Zeit ein wirkliches Vergnügen, denn wir fuhren durch den Bandipur-Nationalpark und das Mudumalai Tiger Reserve. Wir hielten zwar nicht an, was aber sowieso nur an wenigen Stellen erlaubt gewesen wäre, sahen aber dennoch Elefanten, Affen, gefleckte Hirsche, auch Axishirsche genannt, leider keine Tiger, Leoparden und Lippenbären, die hier auch lebten. Der Park gehörte zum Nilgiri Biosphärenreservat. Danach ging es in zahlreichen Nadelkurven nach Ooty in die Nilgiri Berge. Ooty wurde auch die Königin der Bergstationen genannt, was zahlreiche Touristen anzog. Wir wussten nicht, ob es nun an diesem besonderen Holi- Wochenende lag, oder ob es hier immer so voll war, aber es bewegten sich wahre Menschenmassen durch die Straßen, die gespickt waren mit Juwelier-, Klamotten- und Schokoladengeschäften, Restaurants diverser Größen, Ausstattungen und unterschiedlichen Angeboten. Wir wohnten in einem Guesthouse etwas außerhalb, leider muss man sagen, denn die kurvige Bergstraße zu uns wurde viel befahren und bot kaum eine Möglichkeit für Fußgänger, sicher zu laufen. Das Guesthouse war eine Art altes Herrenhaus mit Extragebäuden und man hatte versucht, allem einen historischen Touch zu verleihen. Unser Zimmer hatte zwei Betten, unten ein Doppelbett, auf der Empore ein Bett mit ungefähr französischen Maßen. Der Aufgang war eine verschnörkelte Ziereisen-Wendeltreppe, die sehr eng war und ich nachts immer befürchtete, hinunterzufallen oder mir den Kopf einzustoßen. Die Möbel waren auch auf Antik gestylt. Das Bad war eigentlich gut, hatte sogar eine Duschabtrennung, jedoch tropfte das Waschbecken derart, dass immer der Boden unter Wasser stand und auch die Gefahr bestand, dass das untere Schlaf-Wohnzimmer nass wurde. Dadurch, dass es kühl war und nicht beheizt werden konnte, war die Luftfeuchtigkeit hoch, was sich am zweiten Tag unseres Aufenthalts auch an klammen Betten und leicht muffigem Geruch zeigte. Der Frühstücksraum war anscheinend auch das Esszimmer im Haupthaus. Er war mit langem Tisch und den Möbeln ringsum wie in einem alten Palast oder halt Herrenhaus und das Frühstück wurde uns serviert. Der Koch gab sich sichtlich Mühe und es war ein typisch indisches Frühstück, was mir wieder viel zu scharf war, mal davon abgesehen, dass ich mich wohl nie an heiße, herzhafte Speisen zum Frühstück gewöhnen würde. Ich lechzte stets nach dem Kaffee, der wie überall erst zum Ende der Mahlzeit serviert und nie nachgeschenkt wurde. Gab es Obst, strahlten meine Augen.
Der Ort Ooty war sehr langgezogen und der bessere, modernere Teil mit guten Restaurants war auf der anderen Seite des Ortes. Wir liefen an unserem ersten Tag einmal ganz durch den Innenstadtbereich bis zum Botanischen Garten, was einfache Strecke bereits 4,2 km waren, zurück im Dunkeln war dann aber Rikschafahren angesagt. Der Botanische Garten war voller Schulklassen und Familien und von der Stimmung her ehr ein Park für Selfies, Picknick und Spaß, als zur Erkundung fremder Pflanzen und Blumen. In Tamil Nadu galt seit 2019 ein Verbot für Einmalplastikartikel wie Plastikflaschen, -besteck, -taschen etc. Das war für uns bzgl. des Trinkwassers nun natürlich ein Problem. Eigentlich sollte man dort, wo Wasser nicht sicher war, ja nur verschlossene Wasserflaschen kaufen. Aus diesem Grund hatte ich meine Trinkflasche auch letztendlich Zuhause gelassen. Wir hatten heute natürlich unwissentlich eine Plastikeinwegflasche eingeführt, mit der wir hier nun aber nicht rumreisen konnten. Es gab hier „Wasser ATMs“, Automaten, wo man gegen Geld seine Trinkflaschen mit gefiltertem Wasser auffüllen konnte, da war es aber rechtlich auch nicht möglich, mit unserer Einwegflaschen Wasser zu zapfen. Da würden wir wohl am nächsten Tag die Kunststoffflasche, die in unserem Zimmer mit Wasser stand, mit auf die gebuchte Tour nehmen müssen. Wir hatten einen Ganztagestour gebucht, um die tolle Gegend besser erkunden zu können. 

Sonntag, 16.3.25 Ooty- Bus Rundfahrt mit Safari 

Mal wieder endete ein Tag und ich konnte ihn nicht uneingeschränkt loben. Am Morgen starteten wir zu einer Bustour. Es handelte sich um einen 20er Bus, der schon ziemlich abgenudelt war und dessen Sitze so eng waren, dass Stefan seine Beine in den Gang stellen musste. Nach den ersten zwei Stunden hatten wir das Gefühl, dieses Mal eine Niete gezogen zu haben. Der Reiseleiter schnatterte auf die Gruppe ein, teils wohl sogar so, dass er es für Englisch hielt, wir aber nur so viel verstanden, dass an jedem Stopp irgendetwas kommen würde, wofür wir extra zahlen müssten (oder verzichten). Bzgl. der Safari – wir waren davon ausgegangen, dass wir nur mit dem Bus durch das Tigerreservat führen – hörten wir nun etwas von Jeep und 350Rupien für Inder, 2100, nachher sogar 3500 (also 21€/35€) pro ausländischem Tourist für 45 Minuten Fahrt! Nicht nur wir hatten das so verstanden und hatten Probleme mit seinem Englisch, sondern auch zwei weitere Teilnehmer aus Deutschland. 
Erster Stopp war noch in Ooty der Rosegarden für 30Rupien, für mich kostenlos. Der Preis war natürlich kein Problem, aber dass man in 20 Minuten vom Parkplatz zur Kasse, dann in den Rosengarten und wieder zurück hetzen musste, machte keine Freude. Ähnlich ging es auch beim Pine Forest. Man sollte zahlen, durch den Pinienwald einen Abhang runterlaufen zum See zum Fotografieren und in 20 Min. wieder zurück sein. Da mir die Höhenluft noch etwas Luftnot bereitete, ließ ich diesen Punkt aus, denn es war gar nicht zu sehen, wie weit es runter ging. Auch dafür hätten wir einen Obolus zahlen müssen. Stefan lief stattdessen die Straße ein Stück zurück und fotografierte dort, wo wir zuvor vom Bus aus einen tollen Blick hatten, aber nicht anhalten konnten. Danach besuchten wir die Devils Downs, eine Hügellandschaft mit gutem Ausblick. Wieder zahlte Stefan ein paar Rupien, ich nicht und wieder alles nur im Laufschritt. Am Kamaraja Sagar Dam stiegen wir nicht aus, weil wohl eigentlich Wasserfälle zu sehen gewesen wären, aber derzeit alles trocken war. Der nächste Stopp war das Pykara Boathouse, hier hätten wir eine Bootsfahrt von 20Min machen können. Das schenkten wir uns, aßen lieber eine Kleinigkeit, weil wir dachten, das wãre auch die Mittagspause und genossen den Blick auf den See. Kurz danach wurde dann wirklich fürs Mittagessen an einem Restaurant angehalten und wir hatten nochmals 30Minuten Zeit. Danach wurde es dann spannend, denn wir fuhren in das Mudumalay Tigerreserve, das wir tagszuvor bereits auf unserer Hinreise einmal durchfahren hatten und das uns so gut gefallen hatte. Wieder hatten wir das Glück, Elefanten, Axishirsche, Affen und dieses Mal auch einen Bison und zahlreiche Pfauen bewundern zu können und der Bus hielt sogar immer kurz an. Dann erreichten wir die Jeeps und es stellte sich heraus, dass wir etwas falsch verstanden hatten. Die 45 Min kosteten pro Person 350Rupien, also 3,50€, egal für wen. Da machten wir dann natürlich mit. Wir saßen mit einer sehr netten tamilischen Familie im Jeep, die 10 Jahre in den USA gelebt hatten und die wir daher auch gut verstanden. Unser Fahrer fuhr eine echt raue Strecke, die uns ganz schön durchschleuderte, aber er fuhr gut. Von einem Hügel mit kleiner Kapelle hatte man einen sagenhaften Ausblick auf die Berge und Landschaft des Reservats. Unterwegs sahen wir auch wieder vornehmlich das hübsche Axiswild, Pfauen und indische Languren oder auch Hanuman Languren genannt. Diese Affenart sahen wir nur in den Reservaten. Die Affen, die sonst überall herumsprangen, waren meines Wissens nach alles Rhesus – Makaken. Wir hielten an einem See und konnten an einem Stand indischen Chai trinken und etwas das Leben der Leute innerhalb des Reservats sehen. Dann ging es zurück zum Bus und nach Ooty.  Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, waren wir dann in unseren zweiten Unfall verwickelt. Unser Bus stieß seitlich mit einem Auto zusammen. Wir haben keine Ahnung, wer Schuld hatte, denn wir saßen auf der anderen Seite und außerdem konnte man bei dem Gewimmel und bereits in der Dunkelheit sowieso nichts erkennen. Es war keinem was passiert, das Auto hatte aber eine heftige Delle. Der Reiseleiter stritt sich mit dem Unfallgegner, schnell war auch die Polizei da und nachdem wir und einige andere bereits überlegt hatten, ob wir uns anderweitig ans Ziel bringen könnten, hatte die Busgesellschaft für den restlichen Weg einen Ersatzbus bestellt, der uns zurück zum Reisebüro brachte. Wir hatten eine SMS bekommen, dass sie Zugtickets für eine besonders schöne Strecke für den nächsten Tag für uns besorgen konnten. Die mussten wir schnell noch vor 21:00Uhr abholen. Unser Versuch danach beim ATM Geld zu ziehen, scheiterte mal wieder. Das blieb eine Aufgabe für den kommenden Tag. Wir aßen noch schnell etwas und ließen uns dann per Rikscha nach Hause bringen. Auch wenn uns nichts passiert war, hatte der Unfall die zuletzt gute Laune nach der Safari wieder gedämpft und der Ärger mit dem Geldautomaten ebenfalls.

Montag, 17.3.25 Ooty- Nilgiri Mountain Railway nach Coonoor 

Wir hatten es geschafft, ein Ticket, zumindest für die Hinfahrt, mit der beliebten Nilgiri Mountain Railway nach Coonoor zu bekommen und fuhren dort gegen Mittag hin. Die Nilgiri Mountain Railway, die nach Coonoor führte, wurde 1908 eröffnet. Sie war also über 115 Jahre alt. Diese historische Schmalspurbahn verband Mettupalayam mit Udhagamandalam (Ooty) in den Nilgiri-Bergen im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Coonoor war eine der wichtigsten Stationen auf dieser Strecke. Die Bahn gehörte zum UNESCO-Weltkulturerbe und war für ihre malerische Strecke sowie die Dampflokomotiven bekannt. Auf dem Stück zwischen Ooty und Coonoor wurden allerdings Dieselloks eingesetzt, nur das noch steilere Stück der Schmalspurbahn zwischen Mettupalayam und Ooty fuhr mit Dampflok. Ich war ganz froh, dass unser Stück dieselbetrieben war, denn die Fenster waren natürlich auf für den Ausblick und der Dampf einer Dampflok wäre sicher hereingezogen. Der schöne, blaue Zug hatte auch noch andere Besonderheiten: seine Abteile hatten nämlich alle Türen nach außen. Man saß sich also in Abteilen mit Bänken von jeweils 4 Personen gegenüber, dafür gab es keinen Gang von Abteil zu Abteil. Die Abteile waren oberhalb der Sitze offen, sodass Stefan und ich Kontakt hatten, obwohl wir leider nicht im selben Abteil Sitzplätze bekommen hatten. Ich saß mit 3Paaren mit jeweils einem Kleinkind und einem weiteren Mann zusammen. Es war also etwas eng, aber längst nicht so wie in den lokalen Bussen. Leider hatte ich keinen Fensterplatz, Stefan schon, aber dafür zur Bergseite, also nicht mit den tollsten Aussichten. Wir konnten dennoch ganz gute Fotos machen. Die Landschaft war sehr schön. Wir fuhren oberhalb von Bergdörfern mit Tee-Terrassen, Feldern und viel Grün. Unterwegs begann es das erste Mal seit wir in Indien waren zu regnen. Als wir in Coonoor ankamen, hörte es jedoch erstmal auf. Wir liefen durch das chaotische Gewimmel von Menschen, Autos, Bussen und Rikschas zum Markt und fanden dann ein paar nette Treppenwege durch die bunten Häuser in die oberen Hanglagen. Coonoor fanden wir viel natürlicher als Ooty, was ziemlich touristisch und unheimlich langgezogen war. Coonoor war laut und seine bunten Häuser, die sich an den Hängen hochzogen, wirkten aus der Ferne echt nett. Näher hingucken durfte man allerdings nicht, dann wurde die Armut und der Dreck wieder sehr deutlich. Unterwegs hörten wir plötzlich Trommeln und Musik. Ein mit Blumenketten geschmückter Wagen mit Menschen drauf, tanzende und trommelnde Inder, alles Männer, die hinter dem Wagen wie in Ekstase tanzten, bildeten auf der Straße einen Zug, als wäre Karneval. Wir flüchteten uns auf die Treppe eines Geschäfts oberhalb und hatten von dort einen super Blick. Erst als der Zug vorüber war und wir den Wagen von hinten sehen konnten, erkannten wir, dass ein geschmückter Sarg darauf stand, von johlenden Indern umgeben. Es war also ein Trauerzug. Der Unterschied zur deutschen Beerdigung hätte kaum größer sein können. Es mutete mehr wie ein Freudenfest an. 
Als wir gerade kehrt gemacht hatten und zum Busbahnhof gehen wollten, begann es zu regnen. Wir retteten uns unter die Planen eines Marktes und kauften einen neuen Schirm. Leider war er natürlich nicht so klein und leicht wie die Schirme, die wir bei unserem Tuk-Tuk Crash eingebüßt hatten, aber falls es ggf. jetzt öfter regnete, musste der Kauf sein. Ich hatte noch ein Billig-Cape dabei für Notfälle. Wir fuhren mit dem Bus zurück nach Ooty. Wir bezahlten zu zweit 32 Rupien, also 34 Cent für die Busfahrt, die rund eine Stunde durch die Berge führte. Dagegen waren die Rikscha Fahrer hier in Ooty total durchgetickt. Für 3km von uns bis ca. Stadtmitte nahmen sie 200Rupien, also 2,11€ und versuchten es meist sogar noch auf 250 Rupien zu erhöhen. Das war ungefähr das 10fache von den Preisen, die wir in den anderen Orten und Städten bezahlt hatten. Alle hatten ihre Taxameter abgebaut, dass nur niemand auf die Idee kam, die einschalten zu wollen. Das hatte man davon, wenn man in „die Königin der Hillstations“ fuhr. Am nächsten Tag sollte es wieder in die Hitze, in die Stadt Coimbatore mit einem regulären, staatlichen Bus gehen. In diese abgelegenen Touristenorte kam man ja immer ganz gut hin, aber wenn man von dort weiterwollte, wurde es kompliziert, daher mussten wir zum Verkehrsknotenpunkt in eine Stadt. 

Dienstag, 18.3.25 Ooty- Coimbatore 

Unsere Fahrt mit öffentlichem Bus nach Coimbatore funktionierte erstaunlich gut. Er fuhr 5 Minuten, nachdem wir am Busbahnhof erschienen, ab und wir hatten sogar noch die freie Sitzwahl. Es ging ca.3Std. über Haarnadelkurven aus der Bergwelt von gut 2400Höhenmetern auf 411m und von ca. 24?C auf 35?C. Die Hitze hatten wir nicht gerade vermisst. Die Stadt Coimbatore hatte rund 1,500.00Einwohner, mit dem Umfeld über 3Mio. Wir hatten eine tolle Wohnung mit nettem und besonders verständlich Englisch sprechendem Gastgeber. Leider lag sie nicht gerade super zentral zu Restaurants, Busbahnhof etc., bzw. wäre der Weg eigentlich gut zu laufen, wenn da nicht wieder eine mehrspurige Straße ohne Fußweg und mit viel Verkehr der einzig mögliche gewesen wäre. Wir wuschen nach der Ankunft erstmal Wäsche und bestellten dann ein Uber Rikscha zu einer Eisdiele. Der Fahrer kam, wollte sich aber nicht an den Uber Preis halten. Wir konnten ihn nicht davon überzeugen und einigten uns letztlich auf einen Betrag dazwischen. Das konnte ja heiter hier werden. Von der Eisdiele gingen wir einen See besuchen. Die Anlage würde sicher mal ganz nett, aber die Gebäude, in die Gastronomie und ähnliches kommen sollte, waren noch nicht bezogen. Da die Stadt nicht allzu viel selbst zu bieten hatte, wollten wir uns eigentlich nach Tourangeboten in die schöne Landschaft rundherum erkundigen, wurden aber noch nicht kundig. Da wir nun schon mal im attraktiveren Bereich mit Restaurants und gutem Fußweg waren, nutzten wir die Gelegenheit, um in einem guten Hotelrestaurant zu essen und fuhren danach mit Red Taxi nach Hause. Die Taxi App hatte uns unser Vermieter empfohlen und wir waren zufrieden. Sie funktionierte im Grunde wie Uber. Uber sollte aber laut ihm hier nicht so zuverlässig sein und wir hatten ja mit Uber Rikscha heute auch schon die Erfahrung gemacht, dass sich die Fahrer nicht unbedingt an die Preise hielten. Das Taxi am Abend war kaum teurer als die Rikscha am Nachmittag, da war es schon ein besseres Gefühl, Blech rundherum zu haben und vier statt drei Räder. 

Mittwoch, 19.3.25 Coimbatore 

Wir unternahmen heute eine Tour in wundervolle Natur. Ein Taxi brachte uns ca. 35km westlich zum Adiyogi Seminarzentrum. Eine riesige schwarze Büste von Adiyogi, dem ersten Yogi, repräsentierte den Gott Shiva in seiner meditativen Form. Vor über 15.000 Jahren, noch vor allen Religionen, vermittelte Adiyogi, der erste Yogi, die Wissenschaft des Yoga an seine sieben Schüler, die Saptarishis. Er erläuterte 112 Wege, wie Menschen ihre Grenzen überwinden und ihr volles Potenzial erreichen könnten. Seine Angebote waren „Werkzeuge für individuelle Transformation, denn individuelle Transformation ist der einzige Weg, die Welt zu verändern“. Seine grundlegende Botschaft lautete: „Ein Weg ist der einzige Ausweg“ für menschliches Wohlbefinden und Befreiung.
Auf dem riesigen Gelände in waldreicher Natur wurden Yoga- und Meditationsangebote unterschiedlicher Länge, Übernachtungsmöglichkeiten, Veranstaltungen mit Beleuchtung und Ritualen z.B. zu Vollmond, oder einfach Raum und Ruhe für eigenen Rückzug oder nur ein Besuch, um die riesige Statue und das Drumherum anzusehen, angeboten. Die Lage, umgeben von Wald und Bergen, war allein schon toll und hat uns veranlasst, auch noch den Kovai Kutralam Water Fall zu besuchen. Wir wurden bis zum Eingang des Waldes gebracht, dort wartete unser Fahrer dann auf uns. Ein Bus brachte die Besucher in den Wald hinein, danach wanderten wir ca. 20Minuten durch schönsten Teak Wald, umgeben von Bergen, bis wir zum Wasserfall kamen. Man konnte hinuntersteigen und im Naturbecken baden und viele stellten sich in voller Montur unter die unterste Stufe des Wasserfalls. Kinder tobten voller Vergnügen im erfrischenden Nass. Wir hätten es ihnen gerne gleichgetan, aber zum einen konnten wir das Taxi nicht zu lange warten lassen und außerdem hatten wir keine Wechselwäsche mit. Mit Badeanzug hätte zumindest ich hier auch nicht baden gehen können. Ich hatte bisher nur einmal in Goa und das auch nur vereinzelt, Frauen in Badekleidung im Wasser gesehen, ansonsten immer in ihren Kleidern/Saris. Wir genossen die kurze Wanderung in vollen Zügen, bevor wir wieder nach Hause fuhren. Am Abend machten wir uns noch einmal auf, um die Lichtspiele am Media Tree, einem Metallturm am sogenannten Race Course zu sehen. Der Race Course war eine einer Rennbahn nachempfundene Strecke mit breitem, beleuchtetem Fußweg, Bänken, Trainingsgeräten, Selfie Schaukeln und ähnlichem, die anregen sollte zum Joggen und Wandern. Sie war beleuchtet und wurde gut genutzt, besonders abends. Es war das gehobene und Ausgehviertel, in dem wir am Vorabend schon einmal waren. Leider fiel die Lightshow am Turm aus. Ich glaube, sie fand nur an Wochenenden statt. Egal, die Atmosphäre in dem Gebiet war einfach erholsam, weil man außer beim Überqueren der Straße alle Fahrzeuge los war und das Schlendern genießen konnte. Die Städte hauptsächlich zu Fuß zu erkunden, fehlte uns hier doch sehr. Ohne U-Bahnen, mit völlig undurchsichtigen Busstrecken und Fahrzeiten und bei dem lebensgefährlichen Verkehr war das aber nun mal nicht drin. Da fuhr man halt Rikscha oder besser noch Taxi und war froh, dass die Preise nicht so horrende waren wie bei uns. Wir waren heute wieder bei einem tollen Restaurant mit wirklich exquisiter südindischer und internationaler Küche. Es war nicht nur schön, dass immer ganz genau angegeben war, ob etwas vegetarisch war, auch die Portionen waren so, dass wir meist zu zweit mit einem Gericht auskamen. Es war in Asien sowieso meist so, dass alles auf dem Tisch geteilt wurde. Hier bekamen wir daher auch immer zwei Gedecke, egal, ob wir ein oder zwei Gerichte bestellten. Das galt auch z.B. bei nur einer Pizza. Häufig kam das Essen auch nacheinander, wenn wir zwei Gerichte bestellt hatten, weil sie davon ausgingen, dass man teilte. Das war nicht immer praktisch, weil einer von uns dann sein Essen erst bekam, wenn das andere aufgegessen war, was keinen Sinn brachte, wenn jeder wirklich nur seins essen wollte, aber im Allgemeinen war es schon gut, dass teilen so einfach möglich war. Was uns nur immer etwas nervt war, dass beim Frühstück der Kaffee immer erst am Schluss kam. Das ist bei warmen Mahlzeiten zum Mittag oder Abend bei uns zwar auch so, aber nur, weil ihr Frühstück auch immer eine warme Mahlzeit war, brauchte man doch den Kaffee nicht er danach! Das war für uns Kaffeetrinker, die wir am liebsten mit einem Kaffee aufstanden, schon hart.
Wir genossen also zu zweit eine Gemüseplatte mit frittiertem Gemüse und Paneer, dem indischen Käse, mit drei verschiedenen Soßen und Naan, einer Art des indischen Fladenbrots. Zum Nachtisch teilten wir uns ein Stück warmen, salzig-süßen Walnuss-Caramel- Käsekuchen. Das Stück war sehr klein, aber so mächtig, dass es eigentlich auch für zwei reichte. Nachdem wir danach ein Stück des Weges flaniert waren und feststellen mussten, dass es nix mit der Lichtshow wurde, kehrten wir noch in einem Schoko-Café ein und teilten uns einen sehr leckeren Cocktail aus Mocca, Schokolade, Milch und Schokostückchen. Abnehmen konnten wir bei dieser Reise wohl kaum.

Donnerstag, 20.3.25 Coimbatore 

Wir verordneten uns einen geruhsamen Vormittag in unserer angenehmen Wohnung. Das war nicht nur auch mal nötig, um die täglichen Eindrücke sich setzen zu lassen und zu entspannen, es war auch etwas der Tatsache geschuldet, dass diese Stadt verkehrsmäßig sehr anstrengend war. Es gab ein paar nette Seen, aber um dorthin zu kommen, waren knapp 3km ätzender Fußweg ohne Bürgersteige zu bewältigen. Stefan joggte zwar morgens in die Richtung, weil dort auch der nette Race Course war, aber zu der Zeit, wo er loslief, war noch nicht viel Verkehr. Ab 9:00Uhr, wenn wir meist gefrühstückt hatten, war es aber die Hölle, da ging es wirklich nur mit Taxi. 
Viel wirklich Interessantes bot die Stadt aber nicht, dafür musste man weiter rausfahren. Ich hatte an diesem Morgen noch ein interessantes Ziel entdeckt, den Ukkadam Art District. Er entstand durch die St+art India Foundation in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Ziel war es, das Viertel Ukkadam, das durch Verschmutzung, Armut und soziale Missstände geprägt war, durch farbenfrohe Wandmalereien aufzuwerten und soziale Themen künstlerisch darzustellen. Nationale und internationale Künstler beteiligten sich an dem Projekt, das die Gemeinschaft stärkte, den Tourismus förderte und die Wahrnehmung von Kunst im öffentlichen Raum veränderte. Inzwischen galt der Bezirk als ein bedeutendes Street-Art-Zentrum Indiens. So viel laut ChatGPT. Armut schien das Viertel immer noch stark zu betreffen, denn wir sahen, wie sich die Menschen bei der Suppenküche auf einem zentralen Platz anstellten, aber die bunten Wandbilder hatten es sicher aufgewertet und ihm ein fröhlicheres Aussehen gegeben. Wir konnten natürlich nicht einschätzen, was das Projekt mit den Bewohnern gemacht hatte. Waren sie stolz auf den neuen Bekanntheitsgrad und erfreuten sich an den frischen Farben in ihrem tristen Alltag? Oder nervten sie ehr die Fremden, die nun durch ihre Straßen geisterten und sich für die Kunst interessierten aber nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hatten? So richtig wohl fühlten wir uns dort nicht. Eine Frau, evtl. auch Transvestitin, kam auf uns zu und wollte uns die Hand schütteln, worauf wir aber nicht eingingen. Durch Corona hatte man ja gelernt, mögliche Infektionswege zu vermeiden. Sie lief lachend weg. Ich habe Transvestitin erwähnt, weil es eine ganz spezielle Gemeinschaft gab. In Indien spielten Transvestiten – oft als Teil der Hijra-Community bezeichnet – eine besondere soziale und kulturelle Rolle. Die Hijras waren eine traditionelle Gemeinschaft, die aus Transgender-Personen, intersexuellen Menschen und Transvestiten bestand. Ihre Geschichte reichte Tausende von Jahren zurück, und sie wurden in alten hinduistischen Texten wie dem Ramayana und Mahabharata erwähnt. Wie wir schon vor unserer Reise gehört hatten, wurden sie oft als glücksbringend verehrt, daher hatten sie beim Betteln eine gute Chance auf Erfolg. 
Unsere Aufmerksamkeit zogen in Ukkadam nicht nur die Wandbilder auf sich, sondern z.B. auch die Wasserversorgung. Vor den Häusern standen Wassertonnen, wie unsere Regenwassertonnen und von denen gingen außen an den Fassaden Rohre hoch, wo anscheinend das Wasser in die Wohnungen gepumpt wurde. Schätzungsweise kamen in regelmäßigen Abständen Tankwagen, die die Tonnen wieder füllten. Auf einem Platz zwischen den Häusern war ein Zelt und eine Tribüne aufgebaut, es sah nach einer bevorstehenden politischen oder vielleicht auch religiösen Veranstaltung aus. Auf jeden Fall gab es Plakate mit Gesichtern, vielleicht Wahlplakate? 
Die Vermüllung in dem Bezirk war noch immer groß und es hingen viele Menschen, besonders Männer und Jungen, untätig herum, was für Arbeitslosigkeit sprach.
Eigentlich wollten wir danach zu einem weiteren netten See, um spazieren zu gehen. Dummerweise war er aber auf der anderen Seite einer unüberwindbaren Straße, die sich noch dazu teilte und eine Absperrung in der Mitte hatte. Außerdem ging es steil eine Böschung hoch und wir hätten darüber hinaus noch über einen Zaun klettern müssen. Wir konnten von unserem Standort noch nicht mal erkennen, ob an dieser Stelle hinter dem Zaun der Fußweg gewesen wäre. In der Richtung, in der vermutlich der Zugang gewesen wäre, teilte sich die Straße auch noch, keine Chance sie zu überwinden. Etwas frustriert guckten wir uns noch den Ukkadam Old Market an, dessen erste 168 Stände (waren nummeriert) Massen aller möglicher gebrauchter Werkzeuge, Ersatzteile, Ketten usw. boten. Jedem Bastler und Schrauber wären hier die Augen übergegangen. Ob irgendwann noch andere Stände gekommen wären, wissen wir nicht. Wir entschieden uns, wieder nach Hause zu fahren. Es war immer wie ein kleiner Stachel unter der Haut, wenn wir erst enthusiastisch losgezogen waren und dann scheiterten, aber daran musste man sich gewöhnen. An manchen Stellen war einfach Vernunft gefragt. So ging es uns abends dann noch einmal. Wir hatten uns zu einem Restaurant fahren lassen und wollten eigentlich danach noch die ca. 1,7km zu einem Supermarkt laufen, aber wiederum war daran nicht zu denken, weil lauter Bauschutt und Material für eine Hochstraße es unmöglich machte, an der Seite entlangzulaufen, schon gar nicht im Dunkeln. Nun mussten unsere zwei kleinen Mangos eben für das Müsli am nächsten Morgen reichen. Aber eines musste man der Stadt lassen, sie hatte super Restaurants. Wir waren in dreien und alle waren klasse.

Freitag, 21.3 25 Coimbatore – Ausflug Palakkad

Der Tag begann so: Mit dem Taxi zum Busbahnhof gefahren, dort zu einem anderen geschickt, erfahren, dass wir noch einmal bei einem weiteren Busbahnhof umsteigen müssten, beide Busse erwischt und dann gut eine Stunde Fahrt, das war unser Ausflug in die ca. 50km entfernte Stadt Palakkad. Die Stadt an sich war nicht besonders erwähnenswert, sie lag aber sehr schön eingebettet in grüne Palmenhaine und im Hintergrund die Chendamangalam Hills. Sie gehörte zum Bundesstaat Kerala. Hier sprach man wieder eine andere Sprache, Malayalam. Sie klang für mich härter als das Tamil in Tamil Nadu, was sich immer etwas nach einer rollenden Zunge anhörte. Die Stadt schien auf den ersten Blick mehr moderne Geschäfte nach westlichem Vorbild zu haben. Was auffiel, waren zahlreiche Lottostände, in etwa so wie in Spanien. Palakkad war nochmal 4? heißer als Coimbatore. Wir hatten 37? und kamen mit dem Trinken kaum noch hinterher, so gingen wir gleich nach Ankunft in ein Restaurant und tranken Kaffee und kühlten uns ab mit einem gemeinsames Falooda. „Falooda kam während der Mogulzeit aus Persien nach Indien. Das Wort „Falooda“ bedeutet „zerkleinert“, und die dünnen Fadennudeln, die dem Dessert seinen Namen geben, können aus Weizen, Pfeilwurz, Maisstärke oder Sago hergestellt werden. Es gibt viele Variationen von Falooda.“ (Wikipedia)
Wir lernten es hier in Indien kennen und lieben.

Typische Zutaten in Falooda:

  1. Basilikumsamen (Sabja oder Tukmaria-Samen) – Werden in Wasser eingeweicht, sodass sie aufquellen und eine gelartige Konsistenz bekommen.
  2. Falooda-Vermicelli – Dünne Nudeln aus Weizen oder Maisstärke, die weich gekocht werden.
  3. Milch – Meist gekühlt und manchmal mit Rosenwasser oder Kardamom aromatisiert.
  4. Rosen-Sirup – Gibt Falooda seine typische rosa Farbe und einen blumigen Geschmack.
  5. Eiscreme – Meist Vanille oder Kulfi, wird als Topping hinzugefügt.
  6. Zucker oder gesüßte Kondensmilch – Für zusätzliche Süße.
  7. Trockenfrüchte & Nüsse – Oft Mandeln, Pistazien oder Cashews als Garnierung.
    (ChatGPT)

In der Mittagshitze das Fort von Palakkad zu besuchen war schon eine verrückte Idee, aber wir waren nicht die Einzigen. Die Festungsmauern schienen der Treff für junge Pärchen zu sein. In jeder Ecke turtelten sie, meist geschützt vom Regenschirm, der hier bei der Hitze auch oft als Sonnenschirm genutzt wurde. Inmitten der Festung boten zwei gewaltige Bäume Schutz vor der Sonne. Nach dem Besuch des Forts schafften wir es, endlich wieder einen Geldautomaten der Federal Bank zu finden und ihm 20000 Rupien zu entlocken. Wir mussten immer zusehen, dass wir flüssig blieben, denn die Bezahlung mit Google Pay klappte bei Taxis und Rikschas, sowie häufig bei Unterkünften über Booking leider nicht. Wir bevorzugten daher, wenn es ging, Airbnb, weil die immer zuvor über unsere Karte abrechnen. Nach der Suche nach dem Geldautomaten waren wir wieder reif für ein Café. Wir wollten zwar noch rausfahren zu den Chendhamangalam Wetlands, entschieden aber, damit noch zu warten, bis die Hitze etwas nachließ. Gegen 15:30Uhr ließen wir uns von einer Rikscha hinbringen und liefen dann eine halbe Stunde in einem felsigen Gebiet mit Seen herum und genossen die Ruhe und Natur, bevor wir mit demselben Fahrer wieder in die Stadt zum Busbahnhof zurückfuhren. Auf dem Hinweg fuhr er an sich ganz ok. Er kannte die Ecke zwar nicht, aber nach Stefans Anleitung fuhr er uns gut ans Ziel. Die Rückfahrt war dagegen wieder mal grenzwertig. Er meinte wohl, ein Auto hätte ihn abgedrängt und startete gewagte Überholmanöver, wobei das Auto ihn nicht vorbeilassen wollte, und Schlangenlinie fuhr. Erst als wir ihm laut und deutlich zu verstehen gaben, dass ein Rennen absolut nicht in unserem Sinne war, gab er auf. Wir hatten Glück und es fuhr ein paar Minuten später gleich unser Bus, als wir am Busbahnhof ankamen. Eigentlich wollten wir vom Busbahnhof in Coimbatore zu Fuß zum Restaurant am Race Course vom ersten Tag, aber das Unterfangen gaben wir nach 10 Minuten und vielleicht 500m wieder auf. Wir hatten das Gefühl, in den Abgasen der Rushhour zu ersticken, abgesehen von der Unfallgefahr. Also fuhren wir per Rikscha zum Race Course, gingen essen und fuhren dann mit Taxi wieder nach Hause.

Samstag, 22.3.25 Coimbatore – Munnar

Der Tag war anstrengend, auch wenn wir eigentlich nichts getan hatten, außer zu sitzen. Morgens holte uns unser Taxi pünktlich ab und wir verließen Coimbatore mit einem traurigen Auge wegen der großen und perfekt ausgestatteten Wohnung mit nettem Vermieter nebenan und einem lachenden Auge, weil man die Stadt nicht unbedingt gesehen haben musste. Die großen Städte boten meist die besten Restaurants, was auf Coimbatore auf jeden Fall zutraf, bessere öffentliche Verkehrsmittel wie Uber, aber darüber hinaus meist nur viel Verkehr, Dreck und lange Wege. Sie waren häufig aber gute Standorte für Ausflüge bzw. um das nächste Ziel zu erreichen. Unser nächstes Ziel war in diesem Fall Munnar in Kerala, die Möglichkeiten hinzukommen aber für uns dennoch suboptimal. Wer wollte schon mitten in der Nacht abfahren oder ankommen oder sogar umsteigen. Züge fuhren nicht nach Munnar, denn es war wieder eine Hill Station auf 1532m. Die Stadt hatte ca. 32000Einwohner und lag kilometerweit eingebettet in grünen Teeplantagen, die von den Berggipfeln der Westghats überragt wurden, der Gebirgskette, die sich fast über die ganze Länge Indiens im Hinterland der Westküste entlangzog.
Diese Bergkette galt laut Internet neben Sri Lanka als einer der acht „Hotspots“ der biologischen Vielfalt weltweit. In den Wäldern der Westghats fanden sich einige der weltweit besten nicht-äquatorialen tropischen immergrünen Wälder.
Wir fuhren dementsprechend eine wunderschöne Strecke durch Wildlife Reserves und den Eravikulam Nationalpark und die letzten Kilometer vor Munnar führte eine kurvenreiche Bergstraße durch ein grünes Paradies von Teeplantagen. Der Wehmutstropfen war nur, dass die Straße durch die Reservate eine Baustelle hatte, die uns vor der Einfahrt in den Naturpark gleich mal zwei Stunden festsetzte. Sie war für die Zeit, zumindest in unserer Richtung, gesperrt. Wir fuhren zum kleinen Ort vor dem Reservat zurück und verbrachten unsere Zeit in einem einfachen Imbissrestaurant bei Kaffee/Tee und etwas zu knabbern, spielten 10000 oder machten andere Dinge im Internet. Kaum nachdem wir wieder losgefahren waren, standen wir wieder still, dieses Mal in einer endlosen Schlange. Es wurden immer nur ein paar Fahrzeuge durchgelassen, dann war die Strecke wieder eine halbe Stunde lang dicht. So brauchten wir für eine eigentlich 4,5 Std Strecke 8 3/4Std und kamen bei Dunkeln und Regen, der kurz zuvor begann, in Munnar an. Auch diese von den Briten während der Kolonialzeit als Hill Station auserkorene Sommerfrische war wieder sehr lebendig mit vielen Geschäften, die Schokolade, Kaffee, Tee und Gewürze verkauften, Unterkünften und Gastronomie. Die belebten Straßen waren aber viel kleiner und übersichtlicher als in Ooty und wir konnten uns bei der Anreise schon einen kleinen Überblick verschaffen. Wie schön wäre es gewesen, wenn doch wenigstens eine Straße nur den Fußgängern vorbehalten gewesen wäre, oder es wenigstens Bürgersteige gegeben hätte! Am nächsten Tag wollten wir gucken, ob wir irgendwo durch die Teeplantagen wandern und etwas von der Natur genießen konnten.

Sonntag, 23.3.2025 Munnar

Wir machten heute eine Rundfahrt per Jeep zu einigen interessanten und malerischen Orten in der Umgebung von Munnar. Um zu Fuß die Gegend zu erkunden, waren die Attraktionen einfach zu weit auseinander. Ein Jeep wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn es ging ausschließlich auf einer asphaltierten Bergstraße zu den Zielen, aber es gab nur Angebote von Rikschas und Jeeps und da wir den Jeepfahrer vom selben Preis überzeugen konnten, warum hätten wir dann eine unbequemere, unsicherere Rikscha nehmen sollen? Da war uns unser froschgrüner, von weitem erkennbarer Jeep doch lieber. Er hatte durch seine Farbe den Vorteil, dass er unverwechselbar war und wir nie lange suchen mussten. Unser erster Stopp war der Botanische Garten von Munnar. Der Eingang versprach etwas Gutes, der Rest war ein Gefängnis für Pflanzen. Tatsächlich liefen wir durch einen vergitterten Gang, hinter dem schöne Pflanzen, Blumen und Kakteen zu sehen waren. Es war wie ein Zoo für Pflanzen, aber warum? Waren sie gefährlich oder so gefährdet, dass wir die Gefährder waren? Das hat sich uns bis zum Schluss nicht erschlossen. Weiter ging die Fahrt zu einem Elefantencamp, wo man uns eigentlich für ein paar Minuten auf den Dickhäutern im Kreis führen wollte, aber das übersprangen wir. Die Fahrt ging weiter durch eine wunderschöne Berglandschaft mit Teeterassen zum Mattupetty Lake, auf dem wir eine Bootsfahrt mit Solarboot unternahmen. Nächster Stopp war der Echo point, eine Stelle am See, wo lautes Rufen ein Echo erzeugte. Eine Menge Leute kreischten dort herum und ließen sich dabei fotografieren. Wir ließen das Kreischen, aber fotografierten natürlich. Weiter ging die Fahrt durch eine Traumlandschaft zum Kundala Dam. Wir liefen über den Dam und noch ein wenig in den Wald hinein. Plötzlich war alles um uns ruhig. An allen genannten Stellen war natürlich der Teufel los. Es gab Essensstände, Vergnügungsstände wie schießen auf Luftballons, beim See ein ganzer Erlebnispark mit Zipline etc. und natürlich haufenweise Leute und sich durchs Gewühl drängende Jeeps, Autos, Rikschas und Motorräder. Da war die ruhige Bootstour mit angenehmer Hintergrundmusik wirklich angenehm. Zwar war das Boot auch auf Vergnügen getrimmt mit Discolichtern, die aber beim hellen Licht draußen keine Wirkung hatten und nicht störten. Eigentlich wünschte man sich in der traumhaften Bergwelt nicht all den Trubel, aber nach 1,5 Monaten in Indien hatte man sich an vieles gewöhnt und manchmal erkannte man einfach nur Lebensfreude in all dem Bunten und Lauten. Nach der Talsperre fuhren wir wieder zurück nach Munnar, aßen Teilchen und tranken Masala Chai in einem der zahlreichen Straßenläden. Nach einem Rundgang durch die Stadt begaben wir uns zu unserer Unterkunft und füllten zum wiederholten Male ein C-Formular aus zum Check- in. Am Vorabend wollte uns der Mitarbeiter wohl nach der langen Fahrt nicht mehr mit diesem Bürokram nerven, oder er befand, dass sein Kollege heute besser Englisch sprach und es deshalb übernehmen sollte. Wir waren gerade erst ein paar Minuten im Zimmer, als ein Regenguss niederging. Wir hatten wirklich Glück, denn eigentlich waren bereits ab Mittag Gewitter und Schauer angesagt.

Montag, 24.3.2025 Munnar – Kochi

Unsere Fahrt mit dem öffentlichen Bus nach Kochi hatte mal wieder ein paar Erlebnisse zu bieten. Der Bus war einer von der Art, dessen Klimaanlage aus nicht existenten Fenstern bestand. Es gab nur zwei Stangen, damit man nicht rausfiel. Wir hatten das Glück, dass der Bus 20 Minuten nach unserer Ankunft vom Busbahnhof abfahren sollte und wir noch die freie Platzwahl hatten. Da ich immer Befürchtungen hatte, dass mir schlecht werden könnte, besonders bei diesen alten Schüsseln, der indischen Fahrweise und den kurvigen und oft holprigen Straßen, war das auch mein größter Wunsch. Noch dazu hatte ich am Morgen Durchfall, also super Voraussetzungen, um über 4 Std Bus zu fahren mit einem Temperaturunterschied von ca. +10? und keiner Sicherheit, dass Rast gemacht werden würde. Letzteres war nicht der Fall, es wurden nur ein paar Bushaltestellen angefahren. Einmal mussten wir dann doch 10 Minuten halten, weil ein Rad gewechselt wurde, währenddessen die Fahrgäste im Bus blieben. Also, das können die Inder! Ruck-Zuck war das eine Rad abgeschraubt, das andere dran und wir wieder auf der Strecke. Das nächste Aha-Erlebnis war, dass der Bus nur bis Aluva, ca 35km vor Kochi fuhr, obwohl wir extra gefragt hatten, ob er durchführe oder wir umsteigen müssten. Zu unserer noch größeren Überraschung hatte Aluva eine Metro, die nach Kochi fuhr, aber leider nur bis Ernakulam, dem neueren Teil der Stadt und nicht bis auf die vorgelagerte Insel mit der Altstadt, wo sich unsere Unterkunft befand. Wir mussten also nochmals umsteigen in einen Bus. Als wir dann noch den falschen erwischten, hatten wir es satt und fuhren die letzten 11km per Rikscha. Die Hitze ließ uns mal wieder das Wasser vom Körper rinnen. Wie herrlich war das Klima mit 24? in Munnar! Allerdings hatten wir in beiden Bergstationen, in Ooty wie auch Munnar das Problem, dass unsere Zimmer eine hohe Luftfeuchtigkeit hatten und sich die Betten immer klamm anfühlten. Nun waren es also wieder 34? und mehr, blieb nachts auch bei mindestens 27? und tropischer Feuchtigkeit. Da wir aber immer Unterkünfte mit Aircondition und Ventilator hatten, war es in den Wohnungen gut auszuhalten und auch unsere Wäsche trocknete zügig. Kochi war auf den ersten Blick ganz anders als die anderen Städte, die wir gesehen hatten. In Ernakulam fiel nicht nur die moderne und saubere Metro auf, auch die meisten Geschäfte waren modern und ehr westlich. Es gab Ampeln, an die sich, soweit wir es mitbekommen haben, auch die Fahrzeuge hielten, nicht unbedingt die Fußgänger. Ein supermodernes Krankenhaus fiel auf und die meisten Häuser schienen auf den ersten Blick qualitativ gut zu sein. In Fort Kochi, dem alten Teil Kochis, der noch eine portugiesische Prägung hatte und dafür berühmt war, fielen all die Pflanzen, die villenartigen Gebäude, die engen Gassen, die wie ein Labyrinth zwischen den Häusern durchliefen und höchstens Fahrrädern oder Motorrädern genug Platz boten, auf. Kochi schien sehr spirituell geprägt zu sein. Überall waren Yoga – und Meditationsangebote, homöopathische Praxen etc. und es lag eine ganz andere Atmosphäre in der Luft. Wir waren gespannt darauf, den Ort bei Tage zu erkunden. Es schien etwas einfacher zu sein, auch mal zu Fuß ein paar Schritte zu gehen, ohne gleich umgefahren zu werden, was uns sehr zuversichtlich machte.

Dienstag, 25.3.2025 Kochi

Kochi war wirklich eine andere Welt und zumindest die Altstadt Fort Kochi zum Verlieben. Endlich konnten wir mal wieder einen ganzen Tag zu Fuß unsere Umgebung erkunden. Wir wanderten zum Mahadma Gandhi Strand und bestaunten die riesigen chinesischen Fischernetze bei einem gemütlichen Kaffee am Strand. Es handelte sich um eine traditionelle Fangmethode, die im 14. Jahrhundert von chinesischen Händlern eingeführt wurde. Die Netze bestanden aus großen Holzrahmen mit Gegengewichten, die es ermöglichten, das Netz ins Wasser zu senken und nach einigen Minuten wieder zu heben. Mehrere Fischer bedienten die Netze gemeinsam, angepasst an die Gezeiten. Diese nachhaltige Technik war nebenbei heute eine beliebte Touristenattraktion, wurde aber zunehmend von moderneren Methoden verdrängt. Entlang der Küste bis zum Vasco da Gama Square waren kleine Eis- und Souvenirstände aufgebaut und Fischer kamen mit Booten angefahren, standen im Wasser und warfen Netze aus, oder sie bedienten die großen chinesischen Fischernetze. Wir liefen um die ganze Spitze der Insel, kamen an wunderbaren Cafés, häufig verbunden mit Kunst vorbei, sahen Arbeiter in den alten Lagerräumen Reis, Tee und Gewürze für den Versand verladen und kamen nach einiger Zeit zum Dutch Palace. Der ehemalige Palast aus dem 16.Jahrhundert, erbaut von den portugiesischen Kolonialherren, wurde später von den Holländern renoviert (deshalb Dutch Palace) und war jetzt ein Museum. Man konnte noch gut erhaltene Deckenmalereien sehen, aber mit dem Palast von Mysore konnte dieser nicht im Geringsten mithalten. Wir lernten, dass die protestantischen Holländer anscheinend alle katholischen Kirchen der Portugiesen abgefackelt hatten, als sie hier das Regiment übernahmen. Unser Weg ging weiter ins jüdische Viertel. Jetzt gab es nur noch wenige jüdische Familien hier, weil viele nach Israel ausgewandert oder in die großen Metropolen gezogen waren. Einst war die jüdische Gemeinde in Kochi eine der ältesten in Indien. Das Viertel war jedoch sehr lebendig und von vielen Touristen besucht. Die Paradesi Synagoge von 1568 verfügte über antike Thoraxrollen, belgische Kronleuchter und handbemalte chinesische Fliesen. Die Jüdische Straße war ein historisches Handelsviertel, bekannt für Antiquitätenläden, Gewürzmärkte und Kunstgalerien. Wir besuchten hier ein nettes Kunstcafé. Da ich tags zuvor Durchfall hatte, durfte ich leider heute an all den netten Cafés und Restaurants nur vorbeigehen, oder nur Wasser oder Tee trinken, aber ich hoffte sehr darauf, dass am kommenden Tag meine Verdauung wieder top wäre und ich an meinem Geburtstag schlemmen könnte.

Mittwoch, 26.3.2025 Kochi

Nach einer miserablen Nacht, weil mehrmals der Strom und damit die Aircondition ausfiel, legte ich mich am Morgen erst noch einmal hin, als Stefan schon vom Laufen wieder da war. Wir frühstückten entgegen unserer Planung zuhause, weil ich meiner Verdauung noch nicht wieder traute und machten uns dann auf zu einer Reiseagentur, die Zugtickets verkaufte. Wir wollten am 28.3 weiter nach Trivandrum. Bei der Onlinebuchung hatten wir wieder Probleme, also war ein Reisebüro angesagt. Den Zug, den wir gerne gehabt hätten, konnten sie aber heute noch nicht buchen, erst morgen. Da planten wir aber unterwegs zu sein und wollten sicher nicht noch einmal den ganzen Weg dorthin noch einmal laufen. Der Mitarbeiter wollte uns einen Zug um kurz nach 8:00Uhr anbieten. Das war uns aber zu früh, weil wir mindestens eine Stunde vorher mit Taxi zum Bahnhof gemusst hätten, der in Ernakulam lag. Letztlich fiel die Wahl auf einen langsameren Zug um 12:45Uhr und dieses Mal wagten wir es, die 3.Klasse mit Aircondition zu buchen. Die Fahrt war tagsüber und „nur“ 6 Stunden, da würden wir es wohl im 6er Abteil aushalten. Es ging ja sonst auch fast 5 Stunden im Bus zu sitzen. Nun konnte mein Geburtstag beginnen. Da es furchtbar schwül war, gingen wir in das erste gute, klimatisierte Café und tranken etwas Kaltes. Ich wagte meinem Bauch einen Cocktail mit Limone und Cranberry anzubieten, den ich gut vertrug, trotz viel Zucker. Wir entschlossen uns zum Fähranleger zu gehen und in den neuen Teil der Stadt Kochi zu fahren. Dort angekommen genossen wir als Fußgänger den Frieden einer Uferpromenade, aber besonders schön war es hier dennoch nicht. Es gab eine ganz nette Hängebrücke, aber an die Atmosphäre an der Küste von Fort Kochi kam es hier definitiv nicht ran. An mehreren Stellen führten Kanäle ins Meer, die eindeutig nach Kloake rochen. Wir flüchteten nach einer Weile wieder in die Kühle von Klimaanlagen in einem Kaufhaus, das oben ein Restaurant hatte. Hier ließen wir uns viel Zeit für zwei kleine Puddingdesserts und unsere obligatorische 1-Liter Flasche Wasser. Leider war es recht laut dort, sodass ich Janus überhaupt nicht verstehen konnte, als er anrief, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Erst draußen im Freien konnten wir ein wenig plauschen. Ich genoss es sehr, seine Stimme noch einmal zu hören, bevor er in 4 Tagen für ein Jahr mit seiner Freundin die Welt bereisen wollte. Wir entschieden uns, wieder nach Fort Kochi zurückzukehren. Es war einfach zu heiß, um es wirklich draußen zu genießen. Dieses Mal fuhren wir mit der Wasser-Metro. Der Fähranleger war sehr neu und modern, die Fähre elektrisch und die ganze Anlage ein Projekt Deutsch-Indischer Entwicklungszusammenarbeit. Die Rückfahrt war zwar teurer, statt ca. 6 Cent pro Person ganze 30cent für ca. 20 Minuten Fahrt, dafür hielt sie näher an unserer Unterkunft und die Strecke war schöner. Sie fuhr z.B. an den chinesischen Fischernetzen vorbei. Vom Anleger liefen wir nach Hause, duschten und erholten uns, bis wir gegen 19:00 per Uber zum Ginger House Antik Restaurant aufbrachen. Wir hatten dieses architektonisch äußerst beeindruckende Haus schon beim Vorbeigehen mehrmals bewundert und genossen nun unser Abendessen im antiken Ambiente. Ich wagte gebratenen Reis mit Ei und Gemüse zu essen, der weder scharf noch sehr fettig war und es ging gut. Mein Durchfall verstärkte sich nicht wieder.

Donnerstag, 27.3.2025 Kochi – Tagesausflug in die Backwaters

Der Tag war so schön, dass ich für mich bestimmt habe, dass mein Geburtstag einfach vom Vorabend bis zum Abend dieses Tages ging. Wir hatten ja eh Zeitverschiebung ??.
Wir wurden morgens per Taxi abgeholt, weil wir nur eine kleine Gruppe von 7 Leuten auf der Tour waren. Der Taxifahrer war sehr nett und wir konnten sein sehr verzögertes Englisch besser verstehen als das der meisten anderen Inder. Er war 2020 an einem Hirntumor operiert worden, mitten zur Coronazeit, und sein Sprachzentrum hatte wohl stark gelitten. Auf jeden Fall sagte er uns, dass er immer noch mit Sprachtherapie daran arbeitete, wieder besser sprechen zu können, fahren könnte er aber. Er brachte uns auch heil zum Abfahrtsort des Bootes nach Murinjaputzha und wieder retour. Wir wurden dort von einer netten Reiseführerin bei einem Haus, wo wir später unser Lunch aßen, begrüßt. Alles war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Es war kein großes Hausboot, auf dem man auch übernachten konnte, sondern ein kleines, typisch traditionelles Boot mit geflochtenem Dach, auf dem 8 Stühle standen und zwei Putter das Boot steuerten.
Diese Boote, bekannt als Kettuvallams, wurden ursprünglich für den Warentransport genutzt und waren jetzt vor allem für den Tourismus in den Backwaters von Kerala im Einsatz.
Obwohl viele moderne Hausboote heute Motoren verwendeten, gab es noch einige, die mit langen Stäben (Poles) oder Paddeln gesteuert wurden, ähnlich den Gondeln in Venedig. Besonders in flachen Gewässern kamen sie zum Einsatz. Wir hatten das Glück so ein originales Kettuvallam zu nutzen. Zuerst ging die Fahrt durch den breiteren Muvathupuzha River. Unsere Reiseleiterin zeigte uns unterschiedliche Pflanzen. Wir lernten z.B., dass es eine Frucht gäbe, im Internet fand ich den Namen Pferdemango, die aussähe wie eine Mango, aber hochgiftig sei. Sie würde auch Selbstmordbaum genannt. Die Samen enthielten Cerberun, ein starkes Gift, das zu Herzlähmungen führte. Wir kamen an einer Inderin vorbei, die von ihrem Boot aus Gras als Viehfutter pflückte. Am Flussufer tauchten immer wieder Hütten auf. Die Menschen hier lebten hauptsächlich vom Muschelfang. Wir machten Halt und sahen uns die Verarbeitung an. In einem großen Topf wurden die gesammelten Muscheln über offenem Feuer gekocht, dabei mussten sie immer gerührt werden. Welch harte Arbeit, wo die Temperaturen ja eh schon über 30? waren! Das Muschelfleisch lockerte sich dabei von den Schalen. Nun wurden die Muscheln in eine drehbare Röhre aus Draht geworfen und das Gestell gedreht. Dabei löste sich das Fleisch von den Schalen und beides wurde getrennt gesammelt und verkauft. Das Muschelfleisch zum Essen, die Schalen wurden zu Kalk gemahlen und für das Bauwesen, die Landwirtschaft als Bodenverbesserung und Beimischung für Tierfutter sowie die Industrie genutzt. 
Danach wanderten wir zu einem Tempel. Er bestand eigentlich aus mehreren kleinen Tempeln, in denen Shiva, Ganesha und weitere angebetet werden konnten. Weiter ging die Fahrt durch engere Seitenkanäle. Es war eine wunderschöne, ruhige Atmosphäre. Nur das leise Plätschern, wenn die Poles ins Wasser getaucht wurden, ansonsten nur Stille und eine traumhaft grüne Landschaft. Gegen Mittag kamen wir zum Ausgangsort zurück und bekamen Reis mit mehreren Soßen auf einem Bananenblatt, Papadam und Reispudding als Dessert serviert. Unsere Gruppe bestand aus 5 Deutschen und 2 Engländern und hatte wirklich eine nette Zusammensetzung, obwohl sicher eine Altersspanne von ca. 25-63 abgedeckt wurde. Es erklärt sich von selbst, dass ich die 63jährige und damit Älteste war. Wir bekamen nach dem Essen auch noch vorgeführt, wie aus Palmenblättern die Dächer der hier typischen Häuser geflochten wurden. Sie mussten einmal jährlich gewechselt werden, was ca. 6Tage dauerte. Außerdem führte man uns vor, wie aus den Blättern der wilden Ananas, die erst getrocknet, dann gewickelt und danach verbunden wurden, Reismatten entstanden, sowie man aus Hanf per Hand oder mit einem Drehrad Sisalstricke herstellen konnte. Jeder konnte ein Stück als Souvenir für 20cent erstehen. Danach fuhren wir noch einmal mit einem kleinen Holzboot, was aber auch mit Stangen vorwärtsgestoßen wurde, durch ganz enge Kanäle, wo wir manchmal sogar die Köpfe einziehen mussten wegen überhängender Äste. Diese Kanäle wurden ursprünglich von Menschen für den Reisanbau geschaffen. Durch den gestiegenen Meeresspiegel war nun aber Salzwasser in die Kanäle eingedrungen und daher musste der Reisanbau beendet werden. Während der Monsunzeit wurde das Wasser wieder salzarmer und etliche Wasserpflanzen kehrten während dieser Zeit zurück, erzählte unsere Begleiterin. Zum Abschluss unserer Tour bekamen wir Masala Chai und Kekse serviert, dann ging die Fahrt mit Taxi wieder nach Kochi zur Unterkunft und wir konnten vollgetankt mit Eindrücken und neuem Wissen, glücklich den Tag beenden.

Freitag, 28.3.2025 Kochi – Trivandrum

Wir ließen uns wieder ziemlich früh zum Bahnhof fahren, weil der Weg dorthin quer durch die Stadt führte und man nie wusste, ob uns ein Stau in die Quere kommen würde. Beim Bahnhof hatten wir dann das Problem herauszufinden, wo denn wohl der Wagon 4, in dem unsere Plätze in der dritten Klasse Aircondition seien sollten, halten würde. Die indischen Züge waren hunderte von Metern lang mit den unterschiedlichsten Klassen, Speise- und ggf. auch Güterwaggons. Zwischen den Wagons war kein Durchgang, d.h. man musste schon zusehen, beim richtigen einzusteigen. Am Bahnsteig waren Nummern, sowie bei uns Buchstaben, aber sie waren für beide Richtungen gegenläufig, d.h. kam der Zug von rechts, war z.B. die Nr. 10 woanders, als wenn er von links kam, nämlich genau in der anderen Richtung, wenn man vom Zugang auf den Bahnsteig ab zählte. Wir fragten mehrere Leute, auch Bahnmitarbeiter, bei welcher Nummer und in welcher Richtung wohl unser Wagon hielte, bekamen aber unterschiedliche Antworten. Die App von Trainman zeigte eine andere Nummer als die, die dann kurz vor Einfahrt auf dem Bahnsteig angezeigt wurde. Wir verließen uns auf die letztere Anzeige. Dementsprechend sollte der Wagon 4 bei Nr .19 halten, aber bei der rechts oder links? Wir wussten nicht, in welche Richtung der Zug fahren würde. Wir verließen uns auf eine Aussage und passten dann genau auf, als der Zug einfuhr. Zum Glück standen die Klassen groß dran und auch die Waggonnummern konnte man gut erkennen, aber hätten wir bei der falschen 19 gestanden, hätten wir innerhalb von zwei Minuten mit unserem Gepäck fast den ganzen Zug entlanglaufen müssen. Wir fuhren mit dem Netravati Express, der in gut 30 Std. von Mumbai nach Thrivandrum fuhr und daher Schlaf-/Sitzwagen hatte. Unsere 3.Klasse Aircondition war also eine „3Tir“, d.h. 3 Liegen übereinander, die am Tag weg geklappt 6 Sitzplätze ergaben. Die Abteile hatten weder Tür noch Vorhang und im Gang waren noch einmal 2 Betten übereinander. Als wir zu unseren Fensterplätzen gingen, lag noch eine Frau auf der unteren Liege. Eine Familie mit zwei Kindern belegte das Abteil. Tat uns ja auch leid, sie aufzuscheuchen, aber wir brauchten ja nun mal unsere Plätze und wir passten auch alle gut rein. Die Sitze waren nicht sehr bequem, aber für eine 4stündige Fahrt vollkommen ausreichend. Wir fragten uns aber, wofür das Express bei dem Zug stand, denn er hielt oft und manchmal auch lange auf offener Strecke. Wir erreichten am Abend unser Ziel und fuhren per Rikscha in unsere supermoderne, edel aussehende und saubere Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Küche und Wohn-Esszimmer für 42€ pro Nacht. Der Sohn des Vermieters hatte in Deutschland studiert und sprach gut Deutsch und half uns gleich, einen Lieferservice für Restaurants auf Stefans Handy zu installieren, den wir am ersten Abend gleich zweimal nutzten. Wir bestellten ein Abendessen und danach noch leckere Faloodas zum Nachtisch. Spät abends fing es an zu gewittern und heftig zu regnen. Es war aber auch dermaßen schwül, dass wir auf bessere Luft hofften. Das Thermometer zeigte 34? gefühlt 41?, das war schon heftig. Gut, dass wir im Zug ein klimatisiertes Abteil hatten.

Samstag, 29.3.25 Thrivandrum 

Wir wollten am Morgen eigentlich den Kowdiar Palace besuchen, aber der war der königlichen Familie vorbehalten, die es seit 1971 offiziell gar nicht mehr gab. Da es furchtbar schwül war, sehnten wir uns nach Kühle und Bäumen. Die Kühle holten wir uns in einem Eiscafé. Nachdem wir wieder etwas abgekühlt waren, fuhren wir mit einer Rikscha zum Thiruvananthapuram Zoo. Es ging uns weniger um die Tiere als um die Natur und die Sri Chitra Art Gallery auf dem Terrain des Zoos. Im selben Gebiet befand sich auch das Napier Museum.Letzteres zeigte historische und kulturelle Artefakte, darunter Bronze- und Steinskulpturen, Tempelwagen, Münzen, Waffen und Kerala-Malereien. Es wurde 1855 gegründet und nach Lord Napier benannt. Das Gebäude im indo-sarazenischen Stil war schon selbst eine Sehenswürdigkeit. In der Nähe befand sich die Sri Chitra Art Gallery mit Werken berühmter indischer Künstler, die wir im Anschluss an einen Spaziergang durch den Zoo besuchten. Am Nachmittag flüchteten wir uns in unsere wunderbare Ferienwohnung und planten und buchten die Weiterreise für den 31.3.25

Sonntag, 30.3.2025 Trivandrum – Ausflug zur Küste

Da das Wetter immer noch fast unerträglich schwül war, fuhren wir heute per Uber an die Küste bei Trivandrum. Der Fahrer brachte uns zur Vettukadu Beach, wo gerade Gottesdienst in der zumindest von außen beeindruckenden und großen Madre De Deus Church (Vettucaud Church) abgehalten wurde. Sie war so gut besucht, dass er per Lautsprecher nach draußen übertragen wurde, und in der Kirche konnten wir einen großen Bildschirm mit dem Pfarrer erkennen. In Indien zogen die Leute auch vor der Kirche die Schuhe aus, ebenso wie bei Tempeln, Moscheen, aber manchmal auch bei Geschäften. Der Strand schien eher nicht zum Schwimmen gedacht zu sein. Er war vermüllt, ein paar Boote lagen im Sand und es war keine Rettungsstelle dort. Ein paar Hütten standen herum, die wahrscheinlich von den Fischern genutzt wurden, vereinzelte Stände mit Erfrischungen und wenige Leute, die in die Brandung guckten. Das Wasser war ziemlich aufgewühlt und zum Schwimmen wohl auch nicht geeignet. Wir liefen zu Fuß die ca. 3km zum Veli Lake Tourist Village. Hier hatte man versucht, Einheimischen und Touristen etwas Abwechslung anzubieten. Es gab ein Schwimmbad, einen See mit der Möglichkeit, mit unterschiedlichen Booten zu fahren, eine kleine Eisenbahn über das Gelände, ein Restaurant, die Möglichkeit, auf Pferden geführt zu werden, ob man auch hätte reiten dürfen, weiß ich nicht, glaube ich aber nicht, Verpflegungsstände, ein Angebot, sich von kleinen Fischen die Hornhaut von den Füßen fressen zu lassen und einen „Vergnügungspark“, den ich in Anführungszeichen setze, weil er ehr abschreckend war. Drei winzige Karussells, die schon fast das zeitliche gesegnet hatten und höchstens Kindergartenkindern noch ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hätten. Der Strand war nicht sauber, aber definitiv vorzeigbarer als der erste und es waren auch ein paar Leute dort. Insgesamt fand hier aber vermutlich das Leben erst bei Sonnenuntergang statt. Darauf standen die Inder allgemein, bzw. wohl die meisten Asiaten. Da fuhr man selbst zu entfernen Stellen für Selfies und Fotos von FreundInnen vor der im Meer untergehenden Sonne. Ehrlich gesagt, hätte ich heute auch etwas dafür gegeben, wenn die Sonne untergegangen und es schattiger geworden wäre!  Nach einem Besuch im Restaurant und einem Rundgang fuhren wir mit dem erstbesten Bus zur Shangumugham Beach. Hier waren große, aus Stein gehauene Aktfiguren das Besondere. Auch für den Rückweg schafften wir es, einen örtlichen Bus zu erwischen und genossen den Fahrtwind durch die Fensteröffnungen, die bei den Bussen hier im Allgemeinen keine Scheiben hatten. Das letzte Stück brachte uns dann noch eine Rikscha bis vor die Haustüre. Wir bestellten auch an diesem Abend wieder Essen in unsere Ferienwohnung. Es war so viel entspannter, als nach der Dusche nach all dem Schweiß der Tagestouren noch einmal in die Hitze rauszugehen. Die Einheimischen fanden es im Übrigen auch derzeit sehr heiß und besonders die Luftfeuchtigkeit machte auch ihnen zu schaffen. Wir dachten eigentlich, sie wären daran gewöhnt.

Montag, 31.3.2025 Trivandrum – Madurai 

Wollte man diesen Tag kurzfassen, würde man einfach „Misttag“ sagen! Morgens gegen 8:00Uhr bekamen wir endlich die Meldung, ob unser Platz auf der Warteliste zum erfolgreichen Ticket führte. Tat er nicht, wir waren von Platz 16/17 auf die Plätze 6/7 hochgerutscht, als die endgültige Absage kam. Gut drei Stunden vor Abfahrt des Zuges! Das System war so bescheuert, da schlug man echt die Hände überm Kopf zusammen. Die indische Bahn erstellte die Sitzverteilung für den Zug immer 4 Stunden vor Abfahrt und die Sitzplätze konnten sich bis 30Min. vor Abfahrt nochmals ändern! Das gilt laut Internet zumindest für die Hauptstadtbahnhöfe. Das schien aber wiederum nicht für alle Züge bzw. auch nicht für alle Klassen zu gelten, denn zuvor konnten wir ja bereits dreimal fest buchen. 
Wir standen also am Morgen dumm da, denn wir hatten ja in Madurai bereits eine Unterkunft gebucht und mussten in Trivandrum auschecken. Wir sahen die einzige Chance in einer Fahrt mit Uber, denn selbst wenn wir den Nachtzug noch hätten buchen können, der auch zu blöden Zeiten abfuhr und ankam, hätten wir das Geld für die erste Nacht in der Unterkunft umsonst ausgegeben. Dann konnten wir auch Taxi fahren. Wir buchten nacheinander dreimal Uber. Den ersten stornierten wir, weil er weder Aircondition noch Gurte hatte. Die nächsten zwei kamen und machten uns dann klar, dass der Preis nur ok wäre, wenn wir auch mit ihnen zurückführen. Ansonsten sollten wir statt ca. 80€ 120€ bezahlen. Was sollte denn der Sch…? Wir hatten doch eindeutig eine einfache Fahrt gebucht, warum hielten sie sich dann nicht dran? Dann hätte das doch zumindest gleich angezeigt werden müssen. Da wir uns weigerten, stornierten beide Fahrer. Nun standen wir blöd da. Wir wollten uns gerade zu Fuß zu einem Taxibetrieb aufmachen, als etwas Unglaubliches geschah: ein Familienvater mit Frau und Kind hielt und bot seine Hilfe an, weil er uns schon vor einiger Zeit dort hatte stehen sehen. Er bot uns an, uns zum Bahnhof zu fahren, damit wir vielleicht doch noch einen Zug fänden, oder zumindest ein Taxi, weil dort die Auswahl größer wäre. Das fanden wir schon ein wirklich nettes Angebot. Er hielt dann aber kurz vorher bei einer Busreiseagentur, lief alleine rein und kam mit dem Ergebnis zurück, dass wir ab Nagercoile mit einem Bus fahren könnten und die Agentur uns ein Taxi zu dieser etwa 75km entfernten Stadt bestellen würde. Die Fahrt sollte insgesamt 5460Rupies, also 59€ kosten. Wir sagten natürlich zu und er begleitete uns nochmal in die Agentur, damit alles richtig gebucht wurde. Dann kam der Hammer, er fragte uns, ob er die Fahrt für uns bezahlen dürfte! Wir begriffen gar nichts mehr, aber er meinte, wir wären schließlich hier Gäste in Kerala und sollten eine gute Erinnerung daran behalten! Wir waren baff und sagten ihm, dass wir gar nicht wüssten, wie wir ihm danken könnten, aber er meinte, das wäre OK so, gab uns die Hand und fuhr mit seiner Frau ab. Nach einer Stunde kam ein Taxi für 7 Personen und es fuhren noch andere Fahrgäste mit uns. Der Fahrer schaffte es, so ungefähr alle Verkehrsregeln zu brechen, die es zu brechen gab. Er fuhr 50 in der 20iger Schulzone, überholte bei doppelt durchgezogener Linie, fuhr eigentlich immer auf dem Mittelstreifen und so nah auf, dass ein Papier dazwischen passte. Typisch indische Fahrweise also und bei uns hinten gab es wie so oft keine Gurte. Nunja, wir überlebten, sonst hätte ich das nicht schreiben können. Der Bus, der wiederum 1Stunde nach unserer Ankunft von Nagercoile abfuhr, war eine furchtbar schlecht bewertete Firma. Zum Glück hatten wir aber keine großen Beschwerden. Er war ordentlich, hatte Aircondition, Decken, Fußrasten und sogar Wasserflaschen und fuhr nicht so chaotisch wie erwartet. Er brachte uns aber wiederum nicht direkt nach Madurai, sondern setzte uns an einem Verkehrsknotenpunkt ab, von wo uns nochmals ein Taxi in die Stadt hinein zum Busbahnhof brachte. Von hier nahmen wir eine Rikscha und waren gegen 20:00Uhr endlich bei unserer Unterkunft. Die Fahrt durch die Innenstadt, auf zum Teil aufgerissenen, zum Teil kaputten Straßen und das unglaubliche Verkehrsgewühl brachte uns gefühlsmäßig wieder in das Indien der ersten Tage. Kerala war da schon viel angenehmer, reicher und besser ausgestattet, nur das Klima empfing uns hier angenehmer.  Keralas feuchte Hitze war manchmal kaum zu ertragen. In Madurai waren am Abend wirklich angenehme Temperaturen. 
Unsere Unterkunft erwies sich als eine riesige, aber irgendwie merkwürdige Wohnung. Man ging im Haus zweimal durch Gittertüren, die man mit Vorhängeschlössern verschloss, war dann in einem Vorraum mit Sitzecke, von dem eine richtige Tür abging, die man von innen mit Schiebehaken verschloss. Der Wohn-Essbereich war wie ein Saal, von dem Küche und zwei Schlafräume abgingen und von denen wiederum je ein Bad und von der Küche ein Raum mit Waschmaschine und Kühlschrank. Es gab noch eine dritte Toilette nach asiatischer Art zum Hocken, die wir aber mieden. Alles war recht altertümlich, nach unserer unglaublich modernen, sauberen und edlen letzten Wohnung ein wahrer Abstieg, obwohl wir alles hatten, was wir brauchten.

Dienstag, 1.4.2025 Madurai – Ausflug Tirupparankundram

Wir ließen uns morgens mit dem Taxi zum Thiruparankundram ECO Park fahren. Der Fahrer ließ uns jedoch am Arulmigu Subramaniya Swami Temple raus, der kurz vor dem Park war Das war gut so, denn auch wenn wir nicht in den Tempel wollten, weil dort wieder sehr viel los war und wir nicht unbedingt gerne in Socken durch den Dreck liefen, bot der Tempel einen schönen Anblick, weil hinter ihm der 350m hohe Berg Skandamalai, auf dem sich auch eine Reihe von Höhlentempeln befand, in die Höhe ragte. Nebenan befand sich der Saravana Poigai Pond. Der Teich war wieder ein heiliger Ort für Gläubige, wurde aber nicht nur fürs Baden, sondern, wie wohl immer in Indien, auch zum Wäschewaschen genutzt. Mehrere Mütter schmierten ihren kleinen Kindern irgend eine gelbe Paste auf den Kopf und gingen so mit ihnen weg. Ich machte mich bei ChatGPT mal kundig, wofür das gut war und bekam folgende Antwort:

Die gelbliche Paste, mit der indische Mütter oft die Köpfe ihrer Kinder einreiben, besteht in der Regel aus Kurkuma (Haldi) und Öl oder Wasser.
Warum wird diese Paste verwendet?

  1. Antibakterielle Wirkung: Kurkuma besitzt natürliche antiseptische und entzündungshemmende Eigenschaften.
  2. Hautpflege: Es hilft, Hautreizungen und Ausschläge zu vermeiden.
  3. Traditionelle Rituale: In vielen hinduistischen Familien wird Kurkuma als heilig angesehen und symbolisiert Reinheit und Schutz.
  4. Förderung von Haarwuchs: Manche glauben, dass es das Haarwachstum bei Babys fördert.
    In einigen Regionen kann die Paste auch mit anderen Zutaten wie Sandelholzpaste oder Kasturi-Manjal (wilder Kurkuma) gemischt werden.

Wir machten uns vom Teich aus auf die Suche nach dem Eco Park, der sich aber ehr als Freizeitpark herausstellte. Er war klein, hatte aber ein paar Karussells, eine Schiffsschaukel und wir konnten unter Bäumen Pommes Frites genießen und einen Liter Wasser wegschlürfen, wobei wir darauf achten mussten, dass uns die herumspringenden Affen unser Mahl nicht aus den Händen klauten. Sie fanden aber zum Glück eine Gruppe Inder interessanter. Irgendwo mussten aber noch Höhlen sein, die wir bei Google Maps gesehen hatten, also machten wir uns weiter auf die Suche und kamen zum Rock-Cut Cave Shiva Temple, ein kleiner Tempel in der Aushöhlung eines Berges, wo munter die Affen herum kletterten. Irgendwie schienen derzeit alle weiblichen Affen Babys zu haben. Sie trugen sie unter ihrem Bauch und das Verhalten hatte schon sehr viel mit dem von Menschen gemein. Ich beobachtete, wie eine Mutter ihr Baby auf den Kopf küsste, vor ein paar Tagen, wie eine Affenmama ihr neugieriges Kleines, dass sich über eine Absperrung zur Straße hangelte, vorsichtig hielt, damit es nicht rüber fiel. Manchmal konnten sie nerven, aber das lag meist an den Menschen, die nicht begriffen, dass sie sie nicht mit ihrem Essen füttern sollten, vor allem nicht an Rastplätzen bzw. auf Terrassen von Restaurants. Kein Wunder, dass es die Affen dann von anderen Menschen auch erwarteten und es sich ggf. aggressiv holten. 
Wir ließen uns von dem Felstempel per Taxi abholen, denn in der Nähe war für uns nichts mehr anzusehen. Auf den Berg führte zwar eine Treppe, aber unten standen Uniformierte. Da es bei weit über 30? in praller Sonne sowieso keine gute Idee gewesen wäre, hinauf zu laufen, versuchten wir es gar nicht erst, ob man hochgelassen würde. Wir ließen uns zum Pudhu Mandapam bringen, einer historischen Säulenhalle in Madurai. Sie wurde im 17.Jahrhundert erbaut und lag nahe dem Meenakshi-Amman-Tempel. Sie beeindruckte mit kunstvoll verzierten Steinsäulen. Heute diente sie als Marktplatz für Textilien und Kunsthandwerk und hatte kulturelle sowie historische Bedeutung als Teil der drawidischen Architektur. Leider befand sie sich gerade in der Renovierung und war abgesperrt. Dennoch war das Viertel sehr sehenswert, denn rundherum in den Straßen waren überall kleine Geschäfte mit Seidenstoffen, Kunsthandwerk und Antiquitäten, süßen Leckereien und Haushaltsgegenständen. Stefan kaufte einen Mörser aus Stein, um damit zuhause Gewürze und Knoblauch zerkleinern zu können. Letzte Woche erfüllte er sich bereits den Wunsch nach einem indischen Gewürzregal bzw. einem Holzkästchen mit Einsätzen. Das passte nun stilgerecht zusammen. 
Man mochte es nicht glauben, aber es gab sogar eine richtige Fußgängerzone rund um den Meenakshi-Amman-Tempel! Ein überdachtes Sträßchen beheimatete einen Bananenmarkt. Bananen, wie die kleinen, zuckersüßen, die nur etwa eine Fingerlänge groß sind, die es auch in Costa Rica gab, normale, wie wir sie bei uns kaufen können und sogenannte rote Bananen, die eigentlich ehr rostbraun aussehen und so, als wollten sie ihre Schale sprengen. Die Bananen wurden hier direkt mit den Stilen der Staude aufgehängt und beim Kauf erst abgeschnitten. 
Beim Meenakshi-Amman-Tempel mussten nicht nur Schuhe, sondern alles von Feuerzeug über Handy, Kamera, Zigarettenschachteln, Rucksack und vieles mehr draußen bleiben. Da wir ungern so wichtige Gegenstände wie unsere Handys in andere Hände gaben, blieb ich draußen und bewachte die Sachen. 
Wir besuchten darüber hinaus den Thirumalai Nayakkar Mahal, einen Palast aus dem 17.Jahrhundert. Seine wunderbaren Stuckarbeiten, verzierten Torbögen und gemalten Decken begeisterten uns sehr. Der St. Mary’s Cathedral, die in blau weiß von weitem sichtbar war, statteten wir zum Abschluss unseres Rundgangs noch einen kurzen Besuch ab, bevor wir mit dem Taxi zurück zur Ferienwohnung fuhren. Zum Abendessen bestellten wir wieder online. Zum einen reichten 19500 Schritte an Lauferei, zum anderen war es einfach zu gefährlich im Dunklen in den Straßen hier rumzulaufen. Rund um unser Haus waren nur ungeteerte Straßen mit Löchern, offene Abflusskanäle, Bauschutt, Müll und man musste nicht nur auf den Verkehr aufpassen, sondern auch, dass man nicht im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheiße trat, ob nun von Kuh oder Hund war egal, es stank.

Mittwoch, 2.4.2025: Madurai 

Morgens besuchten wir den Theppakulam Park mit dem Maariamman Kovil, einem Hindutempel inmitten eines Sees mit Lotusblüten vor einem pittoresken Hügel. Man hatte das Gefühl, ganz aus der Stadt heraus zu sein, was uns sehr gefiel. Obwohl es sonnig und heiß war, erklommen wir den Hügel, auf einem in den Felsen gehauenen Weg teils mit Stufen, teils direkt auf dem Felsen bergan. 
Die Samanar Hills sind eine historische Jain-Stätte mit alten Höhlen und Steinreliefs aus der Sangam-Zeit (ca. 1. Jh. n. Chr.). Die Skulpturen zeigen Tirthankaras (Jain-Heilige), Yakshas/Yakshinis (Schutzgottheiten) sowie Tamil-Brahmi-Inschriften. Die Reliefs symbolisieren Askese und spirituelle Erleuchtung. ChatGPT. Der Jainismus ist eine eigenständige Religion, die etwa 600 v. Chr. in Indien entstand. Jainas glauben an eine Zweiteilung der Welt in Geistiges und Ungeistiges. Ziel eines jeden Gläubigen ist die Reinigung der Seele durch ein sittliches Leben, wie z. B. durch Gewaltlosigkeit und strenge Askese.
Über der Höhle befand sich ein beeindruckender Banyambau, eine Feigenbaumart mit zahlreichen Luftwurzeln, wie wir sie in Taiwan oft gesehen hatten. Wir genossen eine Weile den Schatten, bevor wir wieder abstiegen. Unten stand ein Taxi, das wir uns mit einem einheimischen, jungen Pärchen teilen konnten. Ich weiß nicht, was die Inder für Probleme mit Sicherheitsgurten haben, aber es war schon echt krass. Häufig waren die Anschnallgurte in Taxis hinten absichtlich zerstört, d.h. der Teil, wo sie reingesteckt wurden, entfernt, da hinten keine Anschnallpflicht bestand. Waren sie vorhanden, sagen die Fahrer, dass man sich nicht anschnallen bräuchte und guckten perplex, wenn man es aber wollte. Bei dem Pärchen an diesem Tag saß die Frau vorne, hätte sich also eigentlich anschnallen müssen, sie wollte es aber partout nicht. Die Folge war, dass wir alle bis zu ihrem Ausstieg, also ca. 20Minuten lang, den Piepton des Autos aushalten mussten, der anzeigte, dass jemand nicht angeschnallt war! Wie doof war das denn? Wenn es ihr so zuwider war, hätte sie ja einfach die Schnalle reinstecken können und sich vor den Gurt setzen können!
Wir ließen uns zur Ferienwohnung bringen, um uns frisch zu machen und noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, bevor wir wieder losmussten. Wir hatten nämlich ein Treffen mit einer Servasgastgeberin vereinbart, die aber nur Dayhost war, also keine Unterkunft zur Verfügung stellte. Elamathi erschien mir so interessant, dass ich sie anschrieb, ohne die von ihr gewünschte Frist von 15Tagen Vorlaufzeit einzuhalten. Sie schrieb in ihrem Vorstellungsschreiben, dass sie sich für wirtschaftliche Gerechtigkeit und Klimaschutz in Indien einsetzte und in verschiedenen Positionen in Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen im Bereich der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und Forschung mitgewirkt hatte. Sie glaube fest an Frieden und Harmonie. Da wir wie sie Sozialarbeit studiert hatten, zeigte sie gleich Interesse, sich mit uns auszutauschen. Allerdings fand gerade eine mehrtägige Jahrestagung der von ihr und ihrem Mann in den 90igern gegründeten Organisation Voluntary Association for Peoples Service (VAPS), Green Fem, eine Initiative zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen in Indien statt und da mussten sie natürlich beide anwesend sein. So kam es, dass wir uns in einem hochpreisigen Hotel trafen und sie uns einlud, in der Kaffeepause ihre TagungsteilnehmerInnen kennenzulernen. Kurz gefasst ging es bei der NGO darum, unterprivilegierte Frauen in Schulungen zu befähigen, sich z.B. mit Handarbeiten oder im landwirtschaftlichen Bereich selbständig zu machen. Ursprüngliches Ziel war es, Kindern weiterhin den Schulbesuch zu ermöglichen, indem von ihren Männern verlassene Frauen selber genügend Geld verdienen konnten und nicht auf die Mitarbeit der Kinder angewiesen waren. Verdienten sie zuvor durchschnittlich 10$ im Monat, konnten sie es nach dem Lehrgang auf 100-500$ bringen, was ihnen ein für Frauen gutes Einkommen bot. Kinder, die zuvor schon mit vielleicht gerade 12Jahren in der gefährlichen Herstellung von Knallkörpern beschäftigt wurden, hatten Dank der Organisation eine Chance auf einen Schulabschluss. Antrieb für Elamathis Engagement war ihr großes Bestreben, eine Gleichberechtigung der Geschlechter voranzubringen. Unsere Begegnung bescherte mir an diesem Tag die Ehre, uns vor den leitenden Teammitgliedern der Organisation vorzustellen. Ich berichtete über unsere Arbeit in der Jugendherberge, die Mittelalterprogramme, Wanderangebote und die Kurse gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Auf die Frage hin, was uns an Indien ge-/missfiele, lobte ich das Essen, besonders, dass es so einfach ist, sich vegetarisch zu ernähren, die schöne Natur und die Tempel, sowie das Nebeneinander der religiösen Stätten. Ich erklärte, dass der Müll und Dreck, sowie der chaotische Verkehr ohne Rücksicht auf Fußgänger uns missfiele, uns aber schon auch bewusst wäre, dass in einem so stark bevölkerten Land ganz andere Probleme bestünden, Regeln durchzusetzen und wir Initiativen wie das Verbot von Plastikflaschen und die Recyclingbemühungen natürlich auch wahrgenommen hätten. Ich versuchte, so diplomatisch wie möglich die Pros und Cons zu erwähnen, sowohl von Indien, als auch von Deutschland. Natürlich erzählte ich auch von Servas als Organisation für Frieden und Begegnung, die uns zusammengeführt hatten, unseren Reisen und auch unseren Kindern, die sich ebenfalls gerade in Asien mit ihren Partnern/innen befänden. An der Stelle hatte ich kurz das Gefühl, in ein Fettnäpfchen getreten zu sein, denn Elamathi, die meine Rede zusammenfasste und in Tamil übersetzte, sagte zu den Zuhörenden, dass ihnen diese Aussage sicher befremdlich vorkäme und von indischen Eltern nie so gesagt worden wäre, dass ihre Kinder, wenn auch erwachsen, einen Freund/eine Freundin hätten. Stefan, den ich nach vorne ans Mikrofon gerufen hatte, damit er meine Ausführungen ergänzen konnte, schlug dann auch noch in die Kerbe Emanzipation, indem er berichtete, dass er in Indien zahlreiche Frauen morgens alleine joggen gesehen hätte und die junge Generation sich wohl auch emanzipierter verhielte, als es in ihrer Kultur bisher üblich war. Ich fragte Elamathi im Anschluss, ob ich das mit unseren Kindern besser nicht gesagt hätte, aber sie fand es wohl gerade gut, da es natürlich auch in Indien junge, unverheiratete Paare gab, aber die Eltern alles dafür taten, dass das nicht an die Öffentlichkeit gelangte. Das fand sie selbst scheinheilig und gar nicht mehr zeitgemäß in ihrem Land. Als keine Fragen mehr an uns gestellt wurden, bekamen wir noch einen kleinen Snack und danach ging die Versammlung weiter und wir fuhren nach Hause.

Donnerstag, 3.4.2025 Madurai -Chennai 

Über diesen Tag gab es nichts zu erzählen, denn wir waren nur gefahren. Um 10:50Uhr ging unser Bus Richtung Norden und er kam um 19:25Uhr in Chennai an. Es war ein Sleeperbus, trotz Tagesfahrt, d.h. wir hatten wieder eine Liegefläche. Der Bus war noch ziemlich neu und hatte sogar ein TV pro Liegeeinheit, aber keine Ahnung, wie man es hätte anmachen können. Wie waren froh, dass es nicht automatisch eine Dauerberieselung gab. Bis auf die Dauer war es eine angenehme Fahrt. Der Fahrer fuhr vernünftig, es war für Indien eine richtig gute Autobahn und auch der Busbegleiter war freundlich und informierte uns über Pausen und Toiletten. Für die Fahrt in Chennai zum Hotel hatten wir mal wieder einen Kamikaze Fahrer, kamen aber zum Glück gut an. Im Hotel roch es zum wiederholten Male nach einer Mischung aus Kloreiniger und Mottenpulver. Dieses Mal fragte ich, was das für ein Geruch wei und man teilte mir mit, dass es „Raumerfrischer“ sei. Pfui Teufel! Das waren so kleine weiße Kugeln, die sie überall in Schränke und im Bad verteilten. Ich sammelte alle ein und entsorgte sie im Klo, denn in den Papierkorb ging ja nicht, dann hätten sie weitergestunken. 
Chennai war die Hauptstadt von Tamil Nadu, hatte ca. 6,7Mio Einwohner, war also eine Megastadt. Auf den ersten Blick, bei der Fahrt zum Busbahnhof, machte sie einen saubereren, moderneren Eindruck als viele andere Städte, die wir kennengelernt hatten. Die Straßen hatten häufig sogar Leitplanken, das hatten wir zuvor noch gar nicht gesehen. Viele Geschäfte und Restaurants sahen einladend aus. Wir waren gespannt, ob sich am kommenden Tag bestätigen würde. Wir waren jetzt an der Ostküste, am Golf von Bengalen. Noch hatten wir das Wasser aber nicht gesehen. Allmählich mussten wir unseren Kreis ja schließen. Am kommenden Mittwoch sollte es früh morgens wieder von Bangalore zurück nach Frankfurt gehen.

Freitag: 4.4.2025 Chennai 

Chennai, was im Übrigen das ehemalige Madras war, erwies sich auf den zweiten Blick doch nicht so als erste Welt, wie es bei der Ankunft mit dem Bus ausgesehen hatte. Wie auch in den anderen Städten traf die moderne, reiche Welt hier auf krasse Armut. Wir besuchten am Morgen ein Stück des Strandes in Höhe der Forest Shore Estate Beach bis zum Leuchtturm, Teil eines der längsten Stadtstrände der Welt. Wir waren ziemlich überrascht. Er war voller Fischerboote und Dreck, so als wäre es der Fischereihafen, aber den gab es noch extra an anderer Stelle. Gegenüber war ein Armutsviertel, wahrscheinlich die Unterkünfte der Fischer. An den Gebäuden waren große Streetart-Gemälde, wie wir sie in Coimbatore bereits gesehen hatten. Auf dem Gehsteig hatte man jedoch das Gefühl, durch eine Mischung von Fischmarkt, Sperrmüll und Wohnzimmer der Armen zu gehen. Auch zwischen den Wohnblöcken und soweit man hineinsehen sehen konnte auch innen, hausten die Menschen in bitterer Armut. Ein Stück weiter wurde der Strand gerade mit einem Räumfahrzeug gesäubert und es standen Verkaufsstände dort, die vermuten ließen, dass abends, bei Sonnenuntergang, reges Treiben hier herrschte. Jetzt lag alles geschlossen in glühender Sonne und wir konnten gar nicht schnell genug wegkommen, um irgendwo Schatten und etwas zu trinken aufzutreiben. Wir fanden das „Museum of Possibilities“, eine Einrichtung, die zeigte, welche Hilfestellungen es für Menschen mit Behinderungen gab, es wurden Handwerksarbeiten und Kunstwerke beeinträchtigter Menschen verkauft und im Obergeschoss befand sich ein inklusives Café, was Teil eines Ausbildungsbereichs war. Dieser Ort erinnerte mich sehr an die Goslarschen Höfe bei uns in Goslar. Das Konzept schien ähnlich zu sein. Hier kauften wir zwei kleine, von Behinderten genähte Taschen als Dankeschön für die Bewachung unserer Wohnung und Post durch Freundinnen zuhause. Etwas befremdlich fand ich, dass sich Museum und Café innerhalb einer Polizeidirektion befand, aber vielleicht wollte man damit einen synergetischen Effekt erreichen. Wir besuchten auch wieder einen Tempel, den Kaalikambal Kamadeswarar Tempel. Er war bekannt für seine schöne Architektur, darunter ein 10 Meter hoher Turm (Rajagopuram). 
Unser letzter Weg führte uns in einen „Wohlstandstempel“, das Einkaufscenter „Chennai City Center“, das in einem prächtigen, mit Stuck verzierten Gebäude untergebracht war. Von unterschiedlichen Schuh- und Bekleidungsgeschäften, über das große VGP Cyber Kingdom, einer Mischung aus Spielhalle mit Computer- und Glücksspielgeräten, einer Spielzone mit diversen Geräten für Kleinkinder, einer Bowlingbahn und Dartscheiben und vielem mehr in Glimmer und Glitzer gehüllt und mit Musik aufgepeppt, bis zu einem Foodcourt war alles vorhanden. Uns interessierte aber hauptsächlich die klimatisierte Umgebung, die wir im Foodcourt bei einem Eiskaffee und 2 Kulfis genossen. 
ChatGPT beschreibt Kulfi folgendermaßen: Es ist ein traditionelles, cremiges Milcheis, das meist aus eingekochter Milch, Zucker und verschiedenen Aromen wie Pistazie, Mango, Rosenwasser, Kardamom oder Safran besteht. Im Gegensatz zu westlichem Eis ist Kulfi dichter und schmilzt langsamer. Es wird oft in konischen Metall- oder Plastikformen eingefroren – ähnlich wie ein Eis am Stiel. 
Den Rest des Tages verbrachten wir in unserem Zimmer in einer Art Apartmenthotel, wo wir bis zum nächsten Tag ein Zimmer hatten. Hierhin orderten wir uns auch wieder unser Abendessen. Das, was ich Zuhause eigentlich blöd fand, gefiel uns hier ganz gut. Der Lieferservice in die Unterkunft hatte nämlich einige Vorteile: Wir brauchten uns im Dunkeln nicht ins gefährliche Verkehrsgewühl zu begeben, hatten eine viel größere Auswahl an Restaurants, als zu Fuß erreichbar bzw. ersparten wir uns ein Taxi und, was nicht zu verachten war, wir hatten Zeit zur Auswahl der Gerichte. Die Inder waren nämlich immer unglaublich schnell mit ihrer Bestellungsaufnahme, manchmal blieben sie gleichstehen, wenn sie uns die Speisekarte gebracht hatten. Die Auswahl war aber meist groß und bis auf wenige Gerichte hatten wir immer noch keine Ahnung, was sich hinter all den Namen verbarg. Wollte man dann nicht immer das schon bekannte essen, oder riskieren, völligen Blödsinn zu bestellen, musste man gelegentlich erstmal etwas übersetzen und das dauerte halt. In der Bestell-App war wenigstens eine Beschreibung in Englisch hinzugefügt. Bestellten wir im Restaurant, holte die Bedienung in den meisten Fällen noch jemanden hinzu nach dem Motto: „man könnte ja was falsch verstehen“, und die Bestellung wurde immer noch einmal wiederholt. Nach dem Essen hatte man kaum die Finger abgewischt, da kam schon jemand und fragte, ob man noch etwas wollte, sonst gab es gleich die Rechnung. Man musste beim Abräumen schon aufpassen, dass nicht noch das halbe Glas Wasser mit abgeräumt wurde, so schnell ging das. 

Samstag, 5.4.2025: Chennai (Tamil Nadu) – Tirupati ( Andrah Pradesh)

Wir erreichten heute einen weiteren Bundesstaat, Andrah Pradesh, und waren nun in Tirupati, 250km nordwestlich von Bangalore. Hier wurde nun Telegru gesprochen Der Bus war dieses Mal ein staatlicher und sah für einen Reisebus ziemlich mies aus, aber es waren ja nur gut 3 Stunden Fahrt. Die Klimaanlage funktionierte, das war wichtig. Dass wir zwei Bollywood Filme mit ansehen bzw. anhören mussten war nervig, aber mit Kopfhörern ging es einigermaßen. Unsere Ankunft in Tirupati und dort besonders in unserer Wohnung, war allerdings ein Schock. Wir hatten eigentlich bei demselben Vermieter eine andere Wohnung buchen wollen, aber, weil die Gäste verlängerten, bot er uns seine „Retro-Wohnung“ an. Wir erwarteten daher nichts modernes, aber dass Retro gleichzusetzen mit altem Dreck war, fanden wir unerträglich. In der Küche war noch ein benutzter Topf in der Spüle, im Kühlschrank Milchtüten, im Bad Dreck und Ameisen etc. Wir machten Fotos und schickten sie an den Vermieter und er bot an, abends eine Reinigungskraft zu schicken. Die putzte dann einigermaßen nach unseren Anweisungen. Glücklich war ich mit der Wohnung dennoch nicht, aber bei 33? mit Rucksäcken noch etwas anderes zu suchen, wäre auch Quälerei gewesen. Die zwei Nächte standen wir nun auch noch durch. Wir versüßten uns das Leben mit leckerem Essen und einem Eisbecher zum Nachtisch und hofften auf einen interessanten nächsten Tag.

Sonntag, 6.4.2025 Tirupati 

Unser Tag verlief anders als geplant, war aber dennoch sehr interessant. Eigentlich wollten wir zu Wasserfällen beim Srikalahasti Tempel, aber der erste Uber-Rikscha Fahrer verstand kein Englisch bzw. versuchte uns irgendwas klarzumachen, was wir wiederum nicht verstanden. Den Preis von 3000 Rupien verstanden wir aber sehr wohl und das war kompletter Blödsinn. Die Fahrt sollte laut App 400 kosten. Schätzungsweise wollte er uns die Tempelrundfahrt zu fünf Tempeln aufschwatzen, was der nächste Fahrer ebenfalls probierte. Der brachte uns dann auch zu einem Tempel, es war aber der SKCOON Tempel. 
Der SKCOON Tempel in Tirupati ist besonders, weil er der erste ISKCON-Tempel (International Society for Krishna Consciousness) war, der speziell in Tirupati erbaut wurde, einer der heiligsten Pilgerorte Indiens. Wir besuchten diesen sehr interessanten Tempel, bei dem etliche Gläubige sich auf dem Weg zum Tempel, auf den mit rot-oranger Farbe bemalten Boden warfen. Mit diesen Farben fanden auch für uns unverständliche Rituale statt und ein Steintorso war so mit der Farbe überschüttet, dass es aussah, als läge er in Blut mit einer roten Blüte als Nase. Viele Pilger nahmen hier am kostenlosen Prasadam (heiliges Essen) teil, das verteilt wurde. Der Tempel war nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern auch ein spirituelles Bildungszentrum, das Seminare und Kurse zur vedischen Philosophie anbot.
Vom Tempel aus entschieden wir uns, zu einem Aussichtspunkt, den wir bei Maps gefunden hatten, zu gehen und im Nachhinein die Wasserfälle zu suchen. Es bot sich an, weil der Weg durch einen netten Park mit Gewässer, Bäumen und Sitzecken in die Richtung führte. Hier gab es zur Regenzeit auch einen Wasserfall, der nun aber ausgetrocknet war. Wir kamen zu einem Pilgerweg, der über Stufen den Berg hoch nach Tirumala führte. Man hätte für mich gar kein Schild aufstellen müssen, dass Herzkranke den Weg nicht gehen sollten. Wir fanden nämlich heraus, dass er auf 5,5km 600Höhenmeter überwand und man noch dazu seine Einwegwasserflaschen nicht mitnehmen durfte. Das bei 34? und wahrscheinlich kaum Schatten war undenkbar, noch dazu durften auf dem Weg wie im Tempel keine Schuhe getragen werden. Das ging erst recht nicht für uns. Der Berg hätte uns aber schon interessiert. Auf dem Weg dort hoch war nämlich auch der Aussichtspunkt, den wir anstrebten. Ich sah, dass dort oben am Berg eine Straße war und Autos fuhren. Auf der Karte fanden wir den Ort Tirumala, wohin die Staße führen musste. Tirumala lag oberhalb der Stadt Tirupati in den Seshachalam Hills. Wir versuchten erst wieder ein Uber Taxi zu bestellen, was aber nicht kam und dann sah ich Busse in die Richtung fahren. Der erste, der anhielt, war richtig und brachte uns auf der kurvigen Bergstraße mit herrlichen Ausblicken zum Ziel. Der vermeintliche Ort war jedoch eine riesige Pilgerstätte. Es war der Standort des weltberühmten Sri Venkateswara-Tempels, auch bekannt als Tirupati Balaji Tempel.
Der Tempel, zu dem der zuvor erwähnte Pilgerweg führte. Nicht die gesuchte Natur und den Ausblick über Tirupati fanden wir, sondern Tausende von Pilgern und anderen Besuchern, hunderte Meter an Ständen mit Opfer-Gaben und heiligen Objekten, aber auch mit buntem Schmuck, kitschigen Spielzeug, Kopfbedeckungen etc. Gefühlt war die Atmosphäre eher wie im Umfeld eines Festivals. Dann gab es lange, betonierte und überdachte Flächen, wo sich die erschöpften Pilger hinlegen, oder unter digitaler Anleitung auf einem Bildschirm meditieren oder sich anderweitig mit ihrem Glauben auseinandersetzen konnten. Unendlich viele Essensstände, Toiletten und was die vielen Pilger sonst noch benötigten, sowie nummerierte, markierte Wege führten durch die Tempelanlage, wobei extra weiße Farbe genommen wurde, weil die Betonflächen bei der Sonne sonst so stark erhitzten, dass man kaum barfuß darüber laufen konnte. 
Gewidmet war der Tempel dem Gott Vishnu in seiner Erscheinung als Venkateswara (Balaji), was so viel bedeutet wie „Der Herr, der die Sünden beseitigt“ oder „Gott, der vom Übel erlöst“
Der Sri Venkateswara-Tempel war einer der reichsten und meistbesuchtesten Tempel der Welt – Millionen von Pilger kamen jährlich hierhin. Gläubige glaubten, dass ein Besuch in Tirumala Segen für Reichtum, Gesundheit und Erlösung brächte. Viele opferten symbolisch ihr Haar dort – ein Zeichen der Demut vor Gott. 
Nachdem wir mehr als 3 km auf dem Gelände herumgewandert waren, wurde mir Hitze und Menschenmasse zu viel und wir machten uns auf zum Busbahnhof, mit der nicht ganz unnötigen Sorge, dass die Busse zurück nach Tirupati sicher überfüllt sein würden, wenn es auf den Abend zu ging. Zum Glück fuhren zahlreiche Busse und da wir den Elektrobus nahmen, der etwas teurer war, hatten wir auch gute Plätze vorne hinter dem Fahrer. Leider boten uns diese guten Plätze auch Blicke auf seine Fahrweise. Wir waren kaum losgefahren, da hatte er einen VW mit jungen Leuten auf dem Kieker. Er wollte ihn partout überholen auf der engen Bergstraße mit Haarnadelkurven, was völlig sinnlos war, weil davor ein anderer Bus war. Er hätte nichts gewonnen, schimpfte aber laut aus dem Fenster und hupte an einem Stück den ganzen Weg lang. Wir waren froh, als der VW am Ende der Bergstrecke abbog. 
Am Abend gingen wir beide in Tirupati zum Friseur. Dieses Mal waren wir, besonders ich, nicht so begeistert. Besonders mein Schnitt war meiner Meinung nach verschnitten. Für die Schnitte umgerechnet 21€ zu verlangen fanden wir für Asien und speziell Indien Wucher. Noch dazu laberte mich mein Friseur damit voll, dass sein Lieblingsland der Iran sei, besonders die Politik der Hisbollah wäre die beste der Welt. Ich hielt mich zurück, er hatte schließlich die Schere an meinem Kopf.

Montag, 7.4.2025 Tirupati -Bangalore

Unsere Reise ging jetzt unweigerlich dem Ende zu. Der Zug brachte uns zurück nach Bangalore. Unsere Wohnung in Tirupati würden wir sicher nicht vermissen. Nach der Nachreinigung ging es zwar einigermaßen mit der Sauberkeit, aber dafür fing die Aircondition in meinem Schlafzimmer an zu tropfen und ich konnte sie in der letzten Nacht nicht mehr nutzen, weil ich dann im Bett nass geworden wäre und auch nur noch nassen Fußes hätte ins Bad gehen können. Bei nächtlichen Temperaturen noch so um die 20-30? waren die suboptimalen Bedingungen. Ich ließ den Deckenventilator an und versuchte, meinen Kopf vor dem Wind zu schützen. Am Morgen konnten wir das Etablissement gegen 8:00Uhr verlassen und fuhren ca. 45Min per Uber Taxi zum Bahnhof Reningunta Junction. Wir hatten noch gut eine Stunde Zeit, aber wir mussten noch etwas frühstücken und außerdem hatten wir ja bereits gelernt, wie verwirrend es war, das richtige Gleis und dann noch den richtigen Haltepunkt für den eigenen Wagen zu finden. Die Informationen kamen erst immer sehr spät und wenn man fragte und ins Internet guckte, stimmen die Aussagen meist nicht überein. So war es auch an diesem Tag. Selbst, dass der Zug Verspätung hatte, erfuhren wir erst durch Sucherei im Internet. Erst wenn der Zug fast schon einfuhr, erschienen alle Infos auf der digitalen Anzeige und es wurden Durchsagen gemacht. Die konnten wir dieses Mal erfreulicherweise sogar verstehen. Wir fanden unser Abteil. Es war wieder ein Schlafwagenabteil erster Klasse, weil der Zug bereits seit 24 Std unterwegs war. Der Howrah-SMVT Begaluru Express bediente die Strecke Kalkutta im Norden an der Grenze zu Bangladesch bis nach Bangalore. Ganze 1946km fuhr er in ca. 29 Stunden. Uns standen zum Glück nur die letzten 5 Stunden bevor und wir konnten die Liege zum Sitzen nutzen. Das Abteil war wie bei unserer Nachtfahrt von Ratnagiri nach Mysore. Je zwei Liegen gegenüberliegend für 4 Personen. Heute lagen bereits zwei Männer auf den oberen Betten. Wir hatten die unteren Liegen für uns, die wir zu Sitzen machten. Wir hätten aber auch ein Nickerchen machen können, denn wir bekamen sogar Bettwäsche, Decken, Kopfkissen und Handtücher. Die frischen Laken zum Unterlegen und zudecken bekam man in der 1. Klasse als sauberes Päckchen überreicht. Da konnte man sicherer sein, saubere Wäsche zu bekommen, als in Unterkünften. Wir brauchten sie für die Fahrt nicht, aber die Flaschen Wasser waren ok. Wir kauften uns später noch Knabberzeug und Tee bei den Händlern, die durch den Zug liefen. Mit ca. 30Min Verspätung kamen wir in Bangalore an und versuchten ein Uber Taxi für die recht weite Fahrt in die Unterkunft zu bestellen, versagten aber. Das erste sagte erst zu, stornierte dann aber, das zweite war uns zu weit weg und wir ließen uns doch wieder von einem Rikscha Fahrer überreden. Ich machte ihm gleich klar, dass er auf jeden Fall vorsichtig fahren sollte, wir hätten schon zwei Unfälle in unserem Urlaub erlebt. Das Versprechen hielt er vielleicht 5 Minuten, dann blieb uns wieder nicht mehr übrig als beten oder Augen zu und durch. Wir waren dieses Mal in einem anderen, besseren Viertel, als bei der Anreise und hatten eine supersüße Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnküche mit Liege und Bad. Sie war sehr sauber und liebevoll ausgestattet und kaum teurer als unsere Retro-Wohnung. Wir nutzten gleich die Waschmaschine und hatten leider das Pech, dass der Abfluss verstopft war und sie die Wohnung unter Wasser setzte. Unsere Vermieter ließen gleich eine Reinigungskraft kommen zum Wischen und einen Klempner zur Reparatur. Letztendlich ging alles schnell über die Bühne, aber unseren Restaurantbesuch konnten wir danach vergessen. Wir bestellten uns daher das Essen von dort in die Wohnung und es war sehr lecker. Wir teilten uns eine Tandoori Platte und eine Kürbis -Curry- Kokosmilch Suppe. Die Tandoori Platte waren einzelne, lecker marinierte Gemüsestücke, die auf dem Tandur, dem traditionellen indischen Holzkohleofen gegart wurden, zum Beispiel kleine Brokkoliröschen mit Meeretttichmarinade. Dazu gab es ein Minz-Chutney und einen Amla- Dipp. Amla war eine Frucht, sie wurde auch indische Stachelbeere genannt. 

Dienstag, 8.4.2025/9.4.2025 Bangalore – Frankfurt

Nach einem letzten, eigenen Frühstück mit drei verschiedenen Mangos, Joghurt und Haferflocken in unserer netten Wohnung, fuhren wir um 11:00Uhr per Uber zum Hotel in der Nähe des Flughafens. Für die 42km brauchten wir 2Stunden. Das Hotel war nur zur Überbrückung der Zeit bis Mitternacht gedacht, weil wir nachts um 3:00Uhr flogen. Es kostete nur 15€, sah auf den ersten Blick ganz gut aus, stellte sich aber als ziemlich mies raus, denn die Betten waren nicht frisch bezogen. Bei den Kopfkissen hatte man komplett die Bezüge vergessen und sie sahen nach einem Jahrzehnt Schweißkopf aus. Man sagte uns zwar zu, dass man das Beziehen nachholen würde, aber es kam niemand mehr. Außerdem war das Hotel nicht direkt am Flughafen in Laufweite wie bei Booking stand, sondern 8km entfernt. Egal, wir konnten duschen und unsere Zeit dort verbringen. Wir machten einen kleinen Spaziergang, kauften Knabberzeug zum Mitnehmen und bestellten unser letztes indisches Essen ins Hotelzimmer. In der Nähe gab es kein Restaurant. Als unser am Morgen zuvor bestellter Taxifahrer nicht zur angegebenen Zeit nachts erschien, nutzten wir die Chance und durften bei einem indischen Paar mitfahren, die sich gerade abholen ließen. Sie wollten noch nicht einmal unseren Anteil an der Fahrt erstattet haben. Das Terminal 2 des Kempegowda Airports in Bangalore, von dem wir bereits gehört hatten, begeisterte uns sofort. Man hatte versucht, sehr viel Natur mit Bäumen, Pflanzen, Wasser und Bambusdecke, sowie Cafés und Restaurants mit Bambuswänden in das Gebäude zu bringen. Außerdem gab es diverse Bilder und Kunstwerke, die die Zeit des Wartens nicht lang werden ließen. Das Personal war aufmerksam, freundlich und hilfsbereit, nur der Security Check ärgerte Stefan, denn er musste ein Multitool, ein Reisewerkzeug, mit dem man sicher niemanden verletzen konnte, abgeben. Es war ein Geschenk von Tiggy, daher besonders ärgerlich. Wir mussten auch beide unsere Rucksäcke auspacken und ich bangte schon um meine Wanderstöcke und den von meiner Freundin geliehenen Tauchsieder, aber beides durfte ich behalten. Das waren die Nachteile, wenn man nur Handgepäck mitnahm. Uns hätte die Lufthansa aber pro Gepäckstück und Flug 130€ für Aufgabegepäck abgeknöpft, das kam gar nicht in Frage. 
Im Boardingbereich lernten wir dann wieder europäische Preise kennen. Ein Kaffee, der in der Regel in Restaurants 20-50Rupien (30-60cent) kostete, war hier für 199, also ca. 2€ zu erwerben. In einer Dependance des Kunstmuseums hier im Flughafen erstanden wir für unsere letzten indischen Rupien noch ein nettes Andenken, einen Tischläufer mit handgemalten Motiven. Eigentlich hatten wir versucht bereits im Vorfeld unser Geld auszugeben, aber ich fand zuletzt noch in meinem Sicherheitsgürtel zwei Scheine, die wir nun sinnvoll einsetzen konnten.
Der Flug war voll und daher nicht ganz so angenehm wie der Hinflug, auch gab es ein paar Turbulenzen, aber insgesamt konnten wir sehr zufrieden sein. Besonders beglückte uns zu unserem Erstaunen die Mitarbeiterin der Deutschen Bahn. Man hatte während unseres Indienaufenthalts unsere Zugbuchung geändert. Was eigentlich kein Problem gewesen wäre, war es aber dieses Mal für uns, denn wir fuhren nicht mehr über Braunschweig/Salzgitter, sondern über Hildesheim. Da bei der Hinreise die Strecke Bad Harzburg – Salzgitter-Ringelheim nur als Schienenersatzverkehr angeboten wurde und wir um die Pünktlichkeit bangten, waren wir dieses Stück mit dem Auto gefahren. Wir mussten also wieder nach Salzgitter! Die Damen änderte mit großer Flexibilität unser Ticket, indem sie die Zugbindung strich und uns eine Verbindung raussuchte, die sogar noch rund eine Stunde früher fuhr als geplant. Das war absolut super, denn übermüdet am Bahnhof warten und noch später anzukommen wäre auch nicht angenehm gewesen. Ohne jegliche Probleme verlief unserer Zugfahrt und auch unser Auto sprang ohne Probleme an und brachte uns schnurstracks nach Hause.

Resümee Indien

Zuerst einmal: Indien ist es wert, besucht zu werden! Wir betreuen es nicht, trotz aller Anstrengungen. Wir wollten Indien bereits 1991 bei unserer Weltreise besuchen, was wegen der Visa nicht geklappt hat. Seitdem hatten wir es immer wieder vor, aber auch mehr Befürchtungen/Furcht vor diesem Land als vor allen anderen, die wir bereist hatten. Videos, Berichte anderer Reisender etc. malten ein Bild aus Armut, Bettlern, die keine Distanz halten, dich begrabschen, anstarren, Menschen und Tiere, die ihre Exkremente überall hinterlassen, Gestank, Luftverschmutzung, diverse Krankheiten durch Tiere/Insekten und mangelnde Hygiene, Gruppenvergewaltigungen, Verkehrsunfälle, bürokratische und organisatorische Probleme für Individualreisende…. Wir fanden Menschen, die von Indien nie genug bekamen, aber auch viele, die es hassten, ein Mittelding schien es nicht zu geben.
Wie habe ich es erlebt: Es gibt das alles, was ich gerade beschrieben habe: Es gibt bittere Armut. Laut UN lebten 2021 16,4%unter der Armutsgrenze. Es hat aber schon enorme Anstrengungen gegeben, die auch gefruchtet haben, denn 2005 waren es noch 55,1%! Wir haben Menschen in einfachsten, aus Brettern oder Blech gebauten Hütten, in miserablen Wohnblöcken, in Zelten oder auch auf der Straße lebend gesehen, bitterarme Frauen, die meistens unter Gehproblemen und vielem mehr litten. Einige von ihnen bettelten auch, aber es war in der Regel weder so penetrant wie erwartet, es waren zum Glück sehr wenig Kinder darunter und es kam fast gar nicht vor, dass uns jemand anfasste, weder aus Neugier, weil wir weiß waren, noch um zu betteln. Krass war allerdings, die Armut in direkter Nachbarschaft der Villen der Reichen oder hochmodernen Einkaufsmalls zu sehen. Angestarrt wurden wir nur von Kindern aus Dörfern, die sonst keine Weißen sahen. Was häufig war, waren Inder, die sich mit uns fotografieren lassen wollten. Die Fragen „where are you from, what’s your name“ kamen schon sehr zahlreich. Manche, besonders junge Leute, meist Studenten, hatten wirklich Interesse und versuchten ein kurzes Gespräch. Kinder schienen die Fragen in der Schule zu lernen und fanden es lustig, sie anbringen zu können, meist im Vorbeifahren/ Vorbeigehen. Manchmal z.B. in Naturparks wie z.B. beim Sinhagad Fort bei Pune, wo viele Leute einen Wanderausflug hinmachten, nervte es etwas, aber insgesamt war es gut auszuhalten. Ja, die Vermüllung war extrem und auch die Exkremente von Kühen, Ziegen, wilden Hunden, Affen etc. auf Straßen und Gehwegen, so es denn welche gab, war heftig. Offene, stinkende Kanalisation, in der schlimmstenfalls noch Schweine rumliefen, Kühe, Ziegen, Affen und Hunde, die sich von dem rumliegenden Müll inklusive aller möglichen Plastikreste ernährten, ein Grauen. Doch so eklig das war, fand ich es persönlich noch schlimmer, wenn die Straßenränder abgefackelt wurden. Für mich persönlich war der Rauch und die ganze Luftverschmutzung durch Verkehr, Landwirtschaft und Industrie und noch dazu Temperaturen bis zu 37?C, das Schlimmste. Das hat mich an einigen Orten wirklich fast zur Verzweiflung gebracht und mich nach Hause gewünscht. Ein weiterer Punkt, der mir das Leben schwer gemacht hat, war der Verkehr. Besonders in den Städten war es eine unerbittliche, hupende, stinkende und Feinstaub produzierende Walze aus Rollern, Rikschas, Autos und Bussen, deren Fahrer sich an keinerlei Verkehrsregeln hielten. Aus zwei Spuren wurden mindestens vier gemacht, wenn auch nur ein Zentimeter Luft zwischen zwei Fahrzeugen war, versuchte man sich dazwischen zu drängen, Rikschas fuhren häufig ohne Licht, statt Blinker streckten sie den Arm raus, statt bei der nächsten Möglichkeit ein U-Turn zu machen fuhr man mal kurz als Geisterfahrer gegen den Verkehr, wenn es kürzer war, auch auf den Highways, rote Ampeln, wenn es denn überhaupt welche gab, wurden vielfach nicht beachtet, Einbahnstraßen in Gegenrichtung befahren und Fußgängerüberwege niemals berücksichtigt. Familien mit bis zu 5Personen inkl. Baby fuhren auf einem Roller oder Motorrad, meist ohne Helm oder sich festzuhalten. Taxi- und Rikscha Fahrer telefonierten oder tippten ständig auf dem Smartphone und hielten es dabei in der Hand, während sie mit einer Hand und einem Auge durch den verrückten Verkehr fuhren. Mussten sie schalten, war halt keine Hand mehr am Lenkrad. Uns blieb nur noch beten, Augen zu und durch. Innerhalb der zwei Monate unseres Aufenthaltes waren wir an zwei Unfällen beteiligt, bzw. unsere Fahrer. Ein Rikscha Fahrer fuhr einen Fußgänger an, unser Bus rammte ein Auto. Zum Glück gab es keine schweren Personenschäden. Auch mit der Bürokratie und anderen Problemen, die das Reisen erschwerten, machten wir Bekanntschaft. Es begann bei der Beantragung der E-Visa, die uns ganze drei Tage kostete, bis wir den Antrag endlich durchhatten, weil das Programm ewig abbrach, oder so idiotische Fragen gestellt wurden, in welchen Ländern wir in den letzten 10 Jahren waren, danach aber nur 20 Eingaben möglich waren. In Indien selbst mussten wir feststellen, dass fast nirgendwo unsere deutschen Visakarten funktionierten, weder die vom ADAC, noch die der Comdirect Bank. Das Problem in Indien ist, dass man fast nur digital zahlen kann, aber das nur über UPI. Das bekommt man aber nur, wenn man ein indisches Bankkonto hat. In den Geschäften, bei Uber, in Hotels etc kann man in der Regel mit Kreditkarte über Google pay zahlen, aber es gibt keine Lesegeräte, an denen man wie bei uns per NFC fähigem Handy zahlt, sondern es gibt QR-Codes, die man wiederum nur mit einer UPI APP lesen und dann per Kreditkarte zahlen kann. Für Ausländer hat das zur Folge, dass eine Kreditkartenzahlung kaum möglich ist, man immer nur begrenzt Geld am Automaten ziehen kann, wofür man Gebühren zahlt und dann auch noch Schwierigkeiten hat, mit Bargeld zu zahlen, weil niemand mehr Wechselgeld hat, weil alle Inder digital zahlen. Hätte ich nicht über ChatGPT herausgefunden, dass es die App CCeck. gibt, die man sich mit viel bürokratischem Aufwand an einer Stelle in Bangalore freischalten lassen kann und dann fast wie alle Inder per G-Pay zahlen kann, hätten wir ein ernsthaftes Problem auf unserer Reise gehabt. Eine weitere Hürde sind Tickets für die Bahn. Wir haben es zwar letztendlich geschafft, per App Tickets zu buchen, aber es war nicht nur sehr kompliziert, die diversen Klassen zu durchblicken, es war ebenso schwierig, die Zahlung abzuwickeln und zu durchblicken, ob man denn nun eine feste Buchung hatte, oder nur auf der Warteliste stand, wobei man dann erst 4Stunden vor Fahrtantritt erfuhr, ob man nun mitfahren durfte oder nicht. Sehr kundenfreundlich, besonders bei Nachtfahrten! Dass man bis zum Schluss nicht wusste, ob man bei der ersten Klasse denn nun ein eigenes Zweibettabteil bekommt, oder sich eines teilen muss mit zwei anderen Fahrgästen, wohlgemerkt für denselben Preis, war ebensowenig erfreulich. Auf dem Bahnhof stellt sich einem dann die Frage, auf welchem Gleis und vor allem wo auf dem Bahnsteig der eigene Wagon halten wird. Die Züge sind hunderte von Metern lang, man kann im Zug nicht von Wagen zu Wagen gehen und des Rätsels Lösung, wo der Zug hält, erfährt man erst kurz vor der Einfahrt. Schlimmstenfalls läuft man also in kürzester Zeit mit Gepäck vom Anfang zum Ende des Zuges und hofft, dass er nicht zwischenzeitlich abfährt Busse kann man recht einfach online buchen, da ist es dann schwierig herauszufinden, wo sie denn genau halten. Busbahnhöfe gibt es oft mehrere und sie sind oft riesig und unübersichtlich. Teilweiße fahren aber die Nachtbusse gar nicht direkt am Busbahnhof, sondern beim Office der Busgesellschaft ab oder an irgendeiner zentralen Kreuzung. Trotz mehrerer erfolgreichen Fahrten passierte es uns einmal, dass ein Bus kurzfristig abgesagt wurde, ein anderer ließ uns einfach an der Haltestelle stehen. Wir konnten uns manchmal nur dankbar schätzen, dass die Preise für Taxifahrten für uns erschwinglich waren, sonst hätten wir festgesteckt. Die Verständigung war häufig ebenfalls ein Problem. Wir waren davon ausgegangen, dass in Indien Englisch weitverbreitet ist, weil ein Land, was bereits 22 anerkannte Hauptsprachen hat, dies als Verbindungssprache braucht, um sich untereinander zu verständigen. Das, was wir aber hörten, hatte mit dem Englisch, was wir kennen, kaum was zu tun. Laut Internet ist es vollwertiges Englisch mit Einflüssen der örtlichen Sprachen, für uns war es aber häufig so unverständlich, dass wir gar nicht wussten, ob das Gegenüber nun Englisch oder die Landessprache sprach. Das galt besonders bei Rikscha- oder Taxifahrern. Manche hatten es wohl auch nie in der Schule gelernt, sondern nur im Alltag aufgeschnappt, wie uns ein Rikscha Fahrer sagte. Er war gar nicht zur Schule gegangen. Hinzu kam Analphabetismus, zumindest eine Unfähigkeit, die Orte in lateinischen Buchstaben bei Google Maps zu lesen, so war es häufig kompliziert, zu erklären, wo man hinwollte. Hotels waren ja zum Teil bekannt, aber bei Airbnb sah das anders aus. Leider mussten wir auch kurz nach unserem Aufenthalt in Hampi erfahren, dass es kurz drauf genau an diesem Ort zu einer Gruppenvergewaltigung und Mord kam. Eine Israelin, eine Unterkunftsbesitzern und zwei amerikanische Touristen wurden beim Sterne beobachten Opfer eines Raubüberfalls infolgedessen es zur Vergewaltigung der Frauen kam. Ein Tourist konnte flüchten, den anderen stießen die Täter in den Fluss, wo er ertrank So, nach all dem Gejammer nun das, was eine Reise in dieses häufig verrückt anmutende Land dennoch anziehend macht: Indien ist alles, nur nicht langweilig. Es ist eine Explosion aus Farben: bunte Saris, leuchtende Blüten, grüne Dschungellandschaften, rote Erde, farbige, strahlende Tempel und Paläste, blaues Meer, (manchmal) goldene Sandstrände, künstlerische Streetart, duftende und farbenfrohe Gewürze, Obst- und Gemüsestände, bemalte Busse und LKWs, bunte Häuser. Die Natur aus Bergen, Wäldern, Teeplantagen, Meer und Seen, die Vielzahl von exotischen Tieren wie Elefanten, Tigern, Löwen, Affen, Pfauen etc. ist ein Traum. Der Faszination der kulturellen Schätze an Tempeln, mit Steinhauerkunst verzierten Palästen, antiken Ruinen, kolonialen Bauwerken kann sich kaum einer entziehen. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Religionen und die Spiritualität, die sich in Gebäuden, Kunst, Haltung und Handlung der Menschen ausdrückt ist faszinierend. Die kulinarische Vielfalt der Speisen ist unglaublich, wobei ich leider mit der Schärfe ein Problem hatte. Wir genossen es sehr, dass vegetarische Kost verbreiteter war als nicht- vegetarische und die Auszeichnung überall eindeutig und auch schon von außen an den Restaurants erkennbar war. Die positiven Erfahrungen, die wir mit einzelnen Indern gemacht haben von einem Mann, der uns nicht nur half, noch einen Bus zu unserem Ziel zu finden und zu buchen, sondern uns sogar das Ticket bezahlte, damit wir uns gut an Kerala erinnern, unsere Airbnb -Gastgeber, die uns teilweise mit Rat und Tat zur Seite standen, der Guide, der sich dafür einsetzte, dass wir nicht mehr als Einheimische an Eintritt zahlen mussten und unsere Servasgastgeberin, machten die Versuche von Uber-Fahrern und Rikscha- Fahrern, uns mehr Geld als vereinbart abzunehmen, wett. Viele Probleme wurden dadurch ausgeglichen, dass die Preise für uns niedrig waren. Fuhr nun gar kein öffentliches Verkehrsmittel, blieb uns im Notfall das Taxi. Da wir selbst bei dem Verkehr niemals hätten fahren wollen/können, war es gut, dass wir uns Touren mit Bussen, Taxis oder Rikschas leisten konnten. War das Essen nun wirklich absolut zu scharf für uns, war es zumindest finanziell kein großer Schaden und wir konnten in sehr hochwertige Restaurants gehen und damit ggf. bessere hygienische Zubereitung erwarten. Weil wir mitten in der Nacht zurückflogen, leisteten wir uns für die Stunden zuvor für 15€ ein Hotelzimmer am Flughafen. Zu guter Letzt: wir haben uns, außer auf den Verkehr bezogen, eigentlich immer recht sicher gefühlt, auch in Hampi, wo es kurz drauf zur obengenannten Gewalttat kam. Ich hatte nie das Gefühl, unsittlich angestarrt zu werden, noch versuchte man mich irgendwie zu bedrängen. Fuhren wir im Taxi mit Indern, verteilte der Taxifahrer die Sitze immer so, dass wir Frauen nie neben uns fremden Männern sitzen mussten. Einzig, dass in Restaurants meist nur Stefan eine Speisekarte bekam, war als geschlechtliche Zurücksetzung mir gegenüber zu werten. Indien ist also auf jeden Fall eine Reise wert, aber man muss gute Nerven haben und sollte möglichst früh im Jahr fahren. Uns war es häufig einfach zu heiß, um viel draußen zu unternehmen bei bis zu 37?C. Unsere Erfahrungen beziehen sich auch nur auf Südindien. In Delhi und Umgebung wird es noch heißer und die Luftverschmutzung ist noch viel schlimmer als wir sie erlebt haben. Tendenziell ist der Norden ärmer und Wirtschaft, Bildung und Sozialsystem nicht so entwickelt wie im Süden.

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