Baracoa/Havanna Kuba


19 Stunden Busfahrt Baracoa nach Havanna

6 Uhr, es gießt in Strömen! Wir bitten die Haushilfe „Caridad“ darum, doch ein Taxi zu rufen. Wir wollten eigentlich zu Fuß zum Busbahnhof, aber bei dem Regen wären wir in kürzester Zeit durchnässt inklusive Gepäck. Sie selbst hat kein Telefon, daher sagt sie es Yanay. 5 Minuten später sehe ich diese mit Schirm auf dem Fahrrad losfahren. Sie sucht ein Taxi für uns! Man, ist die lieb! Nach dem Frühstück – ich habe vorsichtshalber nur 3 Stücke trockenes Brot gegessen – verabschieden wir uns ganz herzlich von beiden und los geht es auf die endlos lange Fahrt nach Havanna. Wir sind natürlich viel zu früh am Busbahnhof, da wir ja eigentlich laufen wollten. Egal, sicher ist sicher. Nach ca 1 Std können wir unsere Tickets kaufen, dann müssen wir unser Gepäck einchecken. Da herrscht Chaos! Ein Bus von „Omnibus Nacionales“ kam gerade an, der Buslinie, mit der nur die Kubaner fahren dürfen, natürlich viel billiger. Die Passagiere müssen ihr Gepäck und anscheinend auch Pakete, die befördert wurden, bei der Gepäckaufgabe abholen. Irgendetwas fehlt, Gedrängel, Sucherei, Passagiere, die unter der Ablage durchkrabbeln und selbst nach ihren Sachen suchen. Die Schlange für unseren Bus wird immer länger. Irgendwann ist auch das erledigt und unser Bus kommt. 19 Std Fahrt liegen vor uns im Bus ohne Toilette. Letzteres ist auch egal, die wird eh nicht aufgeschlossen, aber das kennt man ja auch aus Deutschland. Die Strecke bis „Santiago de Cuba“ über „Guantanamo“ ist endlos. Die Landschaft ist wunderschön, die Straße aber eine Schlaglochpiste. Der Busfahrer hält immer mal wieder, um kurz noch Bananen und Apfelsinen einzukaufen, Leute ein Stück mitzunehmen (sicher unter der Hand), seinen Koffer von seiner Frau entgegenzunehmen und ein Abschiedsküsschen loszuwerden. Wir halten zweimal kurz für Toilettenbesuche, dabei ist ein Stopp Guantanamo, wo Leute ein- und aussteigen. So verläuft die ganze Fahrt mit Stopp in Santiago, Camagüey, dann Havanna. Gegen 22 Uhr macht er Essensstopp an einem kleinen Restaurant mit vielen Süßwarenständen davor, natürlich mit überhöhten Preisen. Uns ist das egal, wir haben Salzgebäck und für Stefan Nussschnitten mit. Ich ernähre mich auf der gesamten Strecke von 9 Keksen und 3 Schlücken Wasser, so komme ich nicht in die Verlegenheit, dringend auf Toilette zu müssen. Es gibt nämlich außer den erwähnten, nur noch zwei Stopps auf offener Strecke, bei denen die Männer in Reih und Glied vor dem Bus pinkeln. Das möchte ich auch gerne können!
Gegen 5:10Uhr kommen wir mit 45 Minuten Verspätung in Havanna an. Es ist noch viel zu früh und dunkel, um sich auf den Weg zur Unterkunft zu machen, also warten wir im Terminal und essen die restlichen Kekse. Hier gibt es ja eine Toilette, auch wenn, wie fast immer, die Spülung nicht funktioniert, die Tür nicht schließt und zum Händewaschen eine Flasche mit Wasser am Waschbecken steht. Ich vertraue lieber meinen Desinfektionstüchern.
Gegen 7Uhr dämmert es und wir machen uns auf den Weg zur Casa. Wir wollten eigentlich einen Servashost (http://www.servas.de/wordpress/de/startseite/)treffen, der Dayhost ist, aber bereit ist, sich mit Gästen zu treffen und ihnen die Stadt zu zeigen und sich auszutauschen. Michel ist auch gleichzeitig Casavermieter, und wir hätten offiziell gegen Bezahlung bei ihm übernachten können, ohne ist das in Kuba nicht erlaubt, so wie das im Rest der Welt bei Servas üblich ist. Das ist uns aber auch egal, denn es geht ja um den Austausch und das gegenseitige Kennenlernen der anderen Kultur. Leider fährt Michel aber heute selbst in Urlaub, sodass das nicht klappt. Er hat uns aber eine Unterkunft bei einer befreundeten Familie vermittelt, die ebenfalls in der Nähe des Platzes der Revolution wohnt und dahin machen wir uns nun auf den Weg. Es ist ein ganz schönes Stück zu laufen, besonders wenn man lange nicht richtig gegessen und eine Nacht nicht geschlafen hat und der Rucksack sich immer schwerer anfühlt. Ich mache mir Sorgen, ob das auch klappen wird mit dem Casa. Wir haben nur die Adresse, keine Email oder Telefonnummer oder Namen der Leute. Unterwegs kommen wir an keiner Casa Particulares vorbei, zumindest an keiner mit dem blauem, umgedrehten Anker, dem offiziellen Schild für Vermietung gegen Devisen, also CUC. In andere Unterkünfte für Pesos Nacionales dürfen wir nicht. Als wir bei der Adresse ankommen, ist nicht zu erkennen, dass hier vermietet wird, aber das ist in Havanna nicht ganz ungewöhnlich. Bei größeren Häusern machen die Vermieter das Schild dann im Hausflur an die Wohnungstür. So sind sie eigentlich nur noch über Vermittlung oder per Internet zu buchen, weil ja niemand sie findet. Wir stehen etwas ratlos herum, da kommt ein junger Mann um die Ecke, es ist Michel, der Servas Host! Er wartet gerade selbst auf sein Urlaubsfahrzeug und hilft uns nun kurz noch, bei den richtigen Leuten unterzukommen. Wir sind deren erste Casagäste und Marelies ist ganz aufgeregt und noch sehr unsicher beim Ausfüllen des offiziellen Gästebuches. Die Immigrationsbehörde scheint unheimlich pingelig zu sein und die Vermieter müssen das Buch bei Vermietung stets vorlegen. Wir bekommen eine ganze Wohnung für uns! Sie gehört der Familie von Marelies, die nach Florida emigriert ist. Sie selbst lebt mit Mann und Tochter eine Etage höher. Ihr Mann ist augenscheinlich ein berühmter Boxer, der schon zweimal mit seinem Team in den USA war. In unserer Wohnung stehen Pokal und Medaillen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, konnte die Tochter mit zum Wettkampf in die Staaten reisen, nur sie selbst bekam kein Visa.
Obwohl wir die Nacht im Bus kaum geschlafen haben, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir suchen den “ Palazzio Artesania“, der in einem netten Kolonialbau mit Innenhof Geschäfte mit Kunsthandwerk und Souvenirs anbietet und eine Cafeteria mit Livemusik hat. Danach schlendern wir durch die Altstadt zur „Feria Artesania“, wo Künstler aller Art in alten Lagerhallen ihre Kunstwerke zum Verkauf anbieten. Es handelt sich größtenteils um Bilder aller Größen mit Motiven aus Havanna, d.h. die farbenfrohen Häuser und Limousinen aus vergangenen Zeiten, das Konterfei von Che Guevara u.ä. Weiterhin geschnitzte Holzkästchen, Magnete mit obengenannten Motiven, Lederartikel und Rhythmusinstrumente wie Rumbakugeln und für Kuba typische Vögel aus Holz zum Aufhängen. Ein anderes Ambiente als der Palazzo, aber mit eigenem Flair. Wir machen ausfindig, dass man zur Festung „Castillo de los Tres Reyes del Morro“ auf der anderen Seite der Bucht auch per Fähre fahren kann, aber das lassen wir uns für den letzten Tag. Ich bin völlig kaputt. Mit dem langen Fußweg von Busbahnhof zur Casa, sind wir an dem Tag trotz Müdigkeit gut 17 km gelaufen. Wir versuchen einen Bus zu erwischen, der uns möglichst nah an unsere Unterkunft bringt. Da eine Fahrt so gut wie nichts kostet (ca 4ct für uns zusammen pro Fahrt), ist es auch nicht schlimm, dass wir bei der Buswahl gelegentlich danebenliegen.
Abends gehen wir noch Pizzaessen in unserem Viertel und fallen dann total kaputt ins Bett.

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