Bayamo Kuba


Kultur statt Natur – nicht alles ist möglich

Auf eigene Faust zu reisen ist nicht immer nur ein Spaß. Wir sind hier ungefähr 50km vom „Nationalpark Torquino“ entfernt, benannt nach Kubas höchstem Berg und sehen keine Möglichkeit, dort zum erträglichen Preis hinzukommen. Ein Taxi kostet mindestens 60€. Dann ist man aber erst in Santa Domingo und muss von dort aus eine geführte Tour buchen. Das schlägt nochmal mit 45,50€ pro Person bei „Ecotours“ für die Tour zur „Commandancia“ (6 km Wanderung, Jeepfahrt und Lunchbox) zu Buche. Ohne Führung kommt man nicht in den Nationalpark. Mir macht nicht nur der Preis Bauchschmerzen, wir laufen auch lieber ohne Führer, wie ich schon am Anfang unserer Reise bei Vinales beschrieben habe. Ich kann nicht einschätzen, ob die Tour bei dem Klima und von der Art der Strecke für mich machbar ist. Zum einen muss ich etwas Rücksicht auf mein Herz nehmen, und darüber hinaus sind auch meine Kniegelenke und mein rechter Knöchel nicht immer im Zustand für holprige Wege. Stefan hasst es darüber hinaus, in seiner Freiheit zu fotografieren eingeschränkt zu sein, so müssen wir leider auf den Ausflug verzichten. Nachdem wir kreuz und quer durch die Stadt gelaufen sind und Informationen eingeholt haben, wenden wir uns daher jetzt wieder der Stadt selbst zu und entfliehen der Hitze, indem wir das Wachsfigurenmuseum besuchen. Hier wird durch die Auswahl der in Wachs verewigten Personen deutlich, welch große Bedeutung Kulturschaffenden in Kuba zugebilligt wird. Es sind fast ausschließlich Poeten, Schriftsteller und Musiker zu finden und alle bereits verstorben. Im Gegensatz zum Rest des Landes ist kein Politiker verewigt, aber denen hat man ja als Monumente auf zig Plätzen, als Konterfeis, Schriftzüge und Bilder an Hauswänden und auf Banner Ehre erwiesen. Weiterhin ist „Bayamo“ für die Herstellung von Pferdekutschen bekannt. Es gibt ein Combinat, in dem kleine Kutschen originalgetreu hergestellt werden. Wir statten diesem heute einen Besuch ab. Es ist wirklich eine kleine, unscheinbare Werkstatt, die kleinen Kutschen aber wirklich hübsch. Für uns als Rucksackreisende aber nicht als Mitbringsel für zuhause geeignet.
Wir verbringen den Rest des Tages entspannt in der Casa und genießen nochmal Eis und Käse bei „Copelia“ und im „Casa de Queso“. Uns fällt auf, dass an mehreren Restaurants ein uns neuer Aushang hängt, in dem auf entsprechende Garderobe hingewiesen wird. Männer dürfen keine kurzen Hosen, auch nicht Wanderhosen mit Zippverschluss, wo der untere Teil abgetrennt ist, anhaben. Frauen dürfen hingegen mit superkurzem Rock dort hinein. Dass bei offiziellen Stellen und Banken darauf geachtet wird, ist uns bekannt, aber nun auch bei der Gastronomie? Wir erleben auch gleich die Umsetzung, ein Herr in kurzer Hose wird wieder des „Casa de Quesos“ verwiesen. Sein Versuch zu bestechen – oder vielleicht wollte er auch nur zeigen, dass er genug Geld hat – scheitert kläglich an der Bedienung. Ich muss auch meinen ersten Eindruck von Kuba revidieren, dass die Städte dreckig sind. In Havanna stimmte das in vielen Ecken, besonders in Havanna Viejo, aber in allen anderen Städten danach waren die Straßen erstaunlich sauber und nicht nur die. Auch die Casas waren allesamt sehr sauber, egal wie einfach oder komfortabel sie waren. Häufig sieht man auf der Straße Straßenkehrer beziehungsweise ganze Putzkolonnen. Ein schönes Beispiel sehen wir auch heute auf dem“Plaza de la Revolución“ in Bayamo. Es ist faszinierend, wenn man sich gemütlich auf den Platz setzt, das „Casa de la Trova“ laut den Platz mit Musik meines kubanischen Lieblingsliedermachers „Silvio Rodriguez“ beschallt und das Reinigungsteam fast wie ein Ballett den Platz fegt.

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