Handel und Preise in Kuba


Mangelwirtschaft

Es kann passieren, dass an einer Bar von 5 Cocktails nur die Limonade zu bekommen ist, Quittungen nicht geschrieben werden können, da keine Quittungsblöcke zu bekommen seien, weil die Papierfabrik abgebrannt sei. Oder liegt es doch daran, dass das Geld in die eigene Tasche wandert? Toilettenpapier wird vor öffentlichen Toiletten nur blattweise vergeben. Da muss man schon Jahre Mangelwirtschaftserfahrung haben, um mit einem Blättchen auszukommen. Spontan fehlt mir hier die Fantasie für eine saubere Lösung.

Frauen betteln uns an, ob wir ein paar Pesos übrig haben oder doch ein wenig Shampoo, Seife oder Hautcreme.

 

Das irrwitzige Preis-Leistungs-Verhältnis

Manchmal erscheinen Preise so überhöht, dass es unglaublich anmutet. Besonders dann, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittseinkommen, das vom Staat gezahlt wird, bei 20 CUC im Monat liegt und man für 1,3 Kilometer Wanderung pro Person mit Führer 8 CUC bezahlt und ohne Führer  5 CUC.

Das Museum am Platz der Revolution kostet mit Aufzug auf den Turm 8 CUC. Dafür findet man Sprüche in goldenen Lettern im Eingangsbereich, dass die Revolution nicht mit Reden geschafft wird sondern mit Blut.

Eintrittspreise sind für Kubaner unerschwinglich. Es gibt auch so eine Art touristische Apartheid, so werden an Touristen keine normalen Bustickets für die Überlandbusse verkauft, sondern nur die der besonderen, aber nicht qualitativ besseren, dennoch wesentlich teureren Busgesellschaft Viazul. Auf der anderen Seite dürfen Kubaner, wenn sie nicht in den Hotels oder anderweitig im Tourismus beschäftigt sind, bzw auf Varadero wohnen, nicht auf dieses touristische Island der „All inclusive“ Glückseligkeit, wie wir vom Taxifahrer erfahren konnten.

Von einem staatlichen Durchschnittsgehalt kann man ohne Unterstützung nicht überleben. Die Familie ist Garant für das Überleben der Alten und der Kinder. Wer den Rückhalt nicht hat, hat es sehr schwer. Manche Arme von Alten sind schon sehr dünn und die Kleidung total abgetragen. Die Mindestrente beträgt 4 CUC im Monat.

In einigen  Restaurants kann man günstig essen. Der Rekord liegt für zwei Pizzen bei 1 CUC. Meistens aßen wir für 3 – 10 CUC zu zweit. Das Ambiente ist einfach, hier pulsiert das kubanische Leben. Manchmal gingen wir auch nur in eine Bäckerei und kauften ein paar Kekse oder Teilchen ein und aßen sie auf der nächsten Parkbank. Abgesehen von gelegentlich mal einem Glas Limonade, tranken wir nur Mineralwasser, das aber wesentlich teurer als in Deutschland ist. Für eine 1 ½ Literflasche bezahlt man zwischen 0,45 CUC – 2,00 CUC.

Übernachtungspreise  liegen bei 15 – 30 CUC für 2 Personen in einer privaten Unterkunft (siehe Casas Particulares). Private Unterkunft bedeutet, dass man mitten drin ist im kubanischen Leben. Kubaner leben sehr offen. Türen bleiben häufig offen, solange jemand zu Hause ist. Frühstück und Abendessen findet im Wohnzimmer des Hauses statt, aber nicht mit den Gastgebern zusammen. Parallel läuft der Fernseher und Kinder spielen um einen herum. Sie erzählen z.B. dem Papa, dass er Giftspray nehmen soll, da der kleine eine Kakerlake gesehen hat. Wir haben allerdings auf unserer ganzen Reise keine gesehen.

Unser Tagesbudget lag so zwischen 50 und 70 CUC am Tag, inklusive aller Reisekosten vor Ort, außer dem Flugticket. Letzteres kostete pro Ticket 470 Euro für den Hin-und Rückflug mit Turkish Airlines über Istanbul und auf dem Rückweg über Caracas und Istanbul.

Das Wirtschaftsleben ist durch andere Werte als bei uns geprägt. Problem ist, dass keiner Arzt, Lehrer, Rechtsanwalt oder Wissenschaftler werden möchte, da es nur ca. 3O CUC im Monat einbringt. Die einzigen Sektoren, die mehr einbringen, sind Dienstleistungen wie Vermietung von Privatunterkünften, private Restaurants oder private Taxifahrer. Auch der staatliche Tourismusbereich ist beliebt, weil in der Regel die Trinkgelder den eigentlichen Verdienst weit übersteigen. So gibt es Rechtsanwälte, die neben ihrer Kanzlei noch Taxi fahren und mit einer Taxifahrt mehr Geld verdienen, als in einem Monat als Anwalt.

Eine Nacht in einer privaten Unterkunft kostet soviel, wie der Verdienst eines Arbeiters im Monat ausmacht. Dafür müssen die Vermieter teure Lizenzen kaufen. Die Kosten pro Zimmer betragen 100 CUC im Monat, egal, ob es tatsächlich vermietet werden konnte, oder nicht. Für die sonstigen Einnahmen gehen noch mal gewaltig Steuern runter, das ist aber trotzdem natürlich besser als für 15 CUC im Monat mit der Machete Rasen zu schneiden.

Irrwitzig wird es, wenn man die Preise betrachtet.

Mehl im Lebensmittelladen
Mehl im Devisen – Lebensmittelladen, hier kann also nur in CUC bezahlt werden
Tasse hervorragender Kaffee 2,50 CUC
Bücher werden so lange gelesen, verkauft und weitergegeben, bis es nicht mehr geht und auch noch länger